Waterheart (adult) von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Ein Traum von einem Mädchen -------------------------------------- Warnungen: Die Geschichte ist nicht umsonst adult: es kommt pro Kapitel meistens eine sexuell orientierte Handlung, zumindest aber sexuelle Gedanken vor; explizit (ausführlich) wird es erst in den Kapiteln 8-10. Trotzdem ist es kein versteckter PWP und niemand sollte so etwas erwarten. Pairings: verschiedene (was für eine Antwort!) ;) Timeline: Die Geschichte setzt etwa gegen Ende der Ludmoore-Saga ein d.h. Matt wurde von Karmilla als Aushilfsgitarrist mit auf Tournee genommen, Eric ist in eine weit entfernte Stadt gezogen und Cornelia beginnt, für Peter zu schwärmen. Meiner Zählung nach müssten die Mädchen inzwischen 16 (in Wills und Cornelias Fall 17) Jahre alt sein. Anzahl der Kapitel: noch keine genauere Festlegung, aber die Story an sich ist zu ca. 50% fertig Disclaimer: Ich habe keine Rechte an WITCH, die Rechte liegen bei Disney und SIP Animations, und ich bin sicher, keiner von beiden wäre mit dieser Art Story einverstanden. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Waterheart Irma hasste die Schule, und das war die Wahrheit. Hätte sie wählen können zwischen der Schule und einer Mission für Kandrakar, bei der sie gegen riesige Speikobras mit Zähnen, so lang wie Hackmesser, kämpfen musste… na gut, sie hätte sich für die Schule entschieden, schließlich war sie nicht lebensmüde. Wäre ihr aber stattdessen ein romantisches Essen bei Kerzenschein mit Martin Tubbs, ihrer persönlichen Lieblingsnervensäge in Aussicht gestellt worden, dass zehn Schuljahre über andauerte… sie hätte sich mit Freuden hinein gestürzt und Martin mit Dutzenden von Küssen überhäuft, nur um auf diese Tortur verzichten zu können. Was hatte sie den Lehrern denn getan, dass sie sie so dermaßen unter Druck setzten? Jeder andere Lehrer hätte vermutlich ein Gespräch mit ihren Eltern geführt und lang und breit nach den Ursachen ihrer Dummheit gesucht. Aber nicht die Lehrer im Sheffield… die riefen einfach zu Hause an, beschwerten sich und überließen die Sache dann ihren Eltern, die sich bei der ganzen Sache auch keinen Rat wussten. Das nannte man ‚Erziehung zur Selbstständigkeit’! Irma hätte am liebsten mitten hier auf den Korridor gekotzt… wenn Hausmeister Gideon sie nicht danach ganz bestimmt zum Aufwischen verdonnert hätte! Aber so schlurfte sie nur lustlos zu ihrem Schließfach, öffnete es und holte ihr Lesebuch heraus. In der nächsten Stunde stand Literatur bei Miss Clarksstone an... und zwar Literatur im klassischen Sinne. Irma hatte nichts gegen das Lesen an sich: wenn sie mal wirklich nichts anderes zu tun hatte, las sie sogar ausgesprochen gerne... wenn das Thema eines Buches sie ansprach oder es ein schönes Cover und Illustrationen hatte. Leider hatte sie oft nicht genug Zeit. Und unglücklicherweise hatte Miss Clarkstone (wer heiratete eigentlich so ein Fossil?) eher ein Faible für Bücher mit grauem, verstaubten Einband, die über Sachen sprachen, die ihr rechts entlang am Allerwertesten vorbeigingen. Sie behandelte nicht "Die Welle" oder "Der Herr der Fliegen" wie jeder einigermaßen normale Lehrer, sondern zumeist Milton, Lessing oder Tennyson - eben Zeug, das im wirklichen Leben bestimmt keiner brauchte! Bücher, die Irma wirklich interessierten, würden erst im nächsten Jahrgang drankommen... den sie selbst garantiert nicht mehr erleben würde, denn die Abschlussarbeit für dieses Jahr stand demnächst an. Bis jetzt hatte Irma immer eine schwankende Drei in Literatur gehabt. Wenn sie diese eine Arbeit versaute, konnte sie nichts mehr vor einer Fünf retten. Wenn sie es aber einigermaßen annehmbar hinbekam, würde sie vielleicht noch eine feste Drei oder sogar eine gute Zwei schaffen. Aber das zu entscheiden, lag nicht im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Das lag es nie! Nachdem sie das Lesebuch mit angewidertem Blick in ihren Rucksack hatte rutschen lassen, streckte sie noch einmal die Hand in ihren Spint, um einen neuen Block Linearpapier einzupacken (ihr anderer war nach 11 Monaten voller langweiliger Schulstunden nun endlich vollgekritzelt). Dabei ertasteten ihre Finger ein kleines, in Leder gebundenes Buch in der hintersten Ecke des Schließfachs. Irma musste grinsen: das war eines der wenigen Bücher, die sie gerne aufschlug. Der unbestreitbare Vorteil war, dass es keinen Text darin gab, sondern nur Bilder, so weit das Auge reichte - lustige Bilder, sentimentale Bilder... ...heiße Bilder... Oh ja, sehr heiße Bilder... Was machte es da schon aus, dass es nur ein Fotoalbum war? Irma selbst hatte es letzte Woche in den Spind gelegt, für den Fall der Fälle, dass sie einmal echte Aufmunterung nötig hatte. Nun, dieser Moment war zweifellos gekommen. Voller Ungeduld blätterte sie durch die Seiten, bis sie endlich auf das Foto stieß, dass sie brauchte. Manche hätten es lustig gefunden, andere eher nichtssagend, und wieder andere überflüssig. Irma hingegen fand es unbeschreiblich… anziehend. Dabei war es eigentlich nur ein Foto von Will neben einem Marmeladentopf. Irma konnte sich noch gut daran erinnern, wie dieses Bild entstanden war. Vor kurzem hatte ihre Mutter ihr beigebracht, wie man Marmelade kochte, und um dieses Ereignis gebührend zu feiern, hatte sie ihre Freundinnen eingeladen und ihnen das erste eigene Glas Brombeermarmelade gleich zu kosten gegeben. Jede von ihnen hatte eine Scheibe gegessen und sich die Zunge dabei geleckt, vielleicht nur aus Höflichkeit, aber laut Hay Lin (die inzwischen erahnen konnte, wann jemand log) auch nicht unbegründet. Danach hatten sich die Mädchen zum gemeinsamen Fernsehschauen und Relaxen ins Wohnzimmer verzogen. Kurz vor der ersten Werbepause hatte irgendjemand festgestellt, dass Will fehlte. Unbemerkt von den Anderen war sie in der Küche zurück geblieben, um weiter zu naschen. Die Mädchen ertappten sie dabei, wie sie gerade ihren Finger in das Glas getaucht und mit Marmelade vollgekleistert hatte, um ihn dann genüsslich abzulecken. Taranee hatte diesen Moment mit ihrem Fotoapparat, den sie immer bei sich trug, quasi aus dem Hinterhalt aufgenommen. Will war entgegen all ihrer Erwartungen nicht erschrocken, überrascht oder verlegen gewesen, im Gegenteil, sie hatte einfach nur um Verzeihung bittend gelächelt, den Kopf leicht gesenkt und von unten die Augen auf sie gerichtet. Irmas Atem stockte noch immer, wenn sie daran zurückdachte... das hatte so niedlich ausgesehen! Doch gleichzeitig war dieser Blick von einer Art, die man unmöglich beschreiben konnte und die in Irma Gedanken auslösten, auf die sie ohne niemals gekommen wäre. Es war, als würden Wills braune Augen direkt durch sie hindurch brennen, die weichen Rundungen unter ihren Kleidern abtasten und dort nach ihren intimsten Geheimnissen suchen, um sie dann voller Stolz hervorzuziehen und für ihre eigenen Wünsche einzusetzen; Wünsche, die Irma aus irgendeinem Grund nur zu gerne befriedigen wollte. Allein bei der Vorstellung, was diese Wünsche betrafen, hatte das Blut in ihren Adern bis zur Wallung gekocht und ihren Herzschlag fast aussetzen lassen. Was hätte sie da schon tun sollen, außer Will lächelnd die Hand auf die (ungewöhnlich kräftige) Schulter zu legen und zu sagen, es sei eine Ehre, dass sie ausgerechnet ihre Marmelade hatte stehlen wollen! Zur Antwort hatte Will nur liebevoll gegrinst und gleich vier ihrer schlanken Fingerspitzen in die blauschwarze Masse getaucht, die sie nun vor aller Augen verspeiste. Den Rest des Nachmittags hatten sie damit zugebracht, Will zu immer neuen Posen anzuregen, und diese hatte sie bereitwillig geliefert. Irma war es zum Teil zu verdanken, dass einige dieser Posen mehr als zweideutig ausfielen. Einmal strich sie sich die Marmelade an den Lippen ab, dann wieder schlürfte sie sie von jedem Finger einzeln herunter oder ließ einfach einen Tropfen absichtlich auf ihr Sweatshirt tropfen. All das tat sie mit der Professionalität eines Berufsmodells, aber nie ohne ein verschmitztes Lächeln auf den Lippen. Taranee hatte sich beim Knipsen beinahe weggeschmissen vor Lachen, und auch Cornelia und Hay Lin waren auf ihre Kosten gekommen, nur Irma hatte sich für ihre Verhältnisse sehr zurückgehalten. Sie hatte gekichert, zeitweise aufgelacht, ja... aber niemals hatte sie sich getraut, Will übermäßig lange anzublicken. Wahrscheinlich hätte sie sich sonst überhaupt nicht mehr zusammenreißen können... Selbst dieses starre Foto, das Wills anmutige Bewegungen nicht einmal annähernd wiedergab, nahm bereits ihre volle Aufmerksamkeit gefangen und ließ ihr Denken in unbekannte Sphären schweben. Letztendlich hatte Wills Fotoshooting für eine ganze Bilderserie gereicht, und weil Irma die Marmelade für diese Serie gestiftet hatte, fand es Taranee nur gut und richtig, ihr die ersten Originale zu schenken. Ein Foto dieser Serie nahm Irmas schmutzige Fantasie ganz besonders in Anspruch. Es hob sich eigentlich nicht sonderlich von den anderen ab, es war sogar langweilig im Vergleich zu ihnen. Will hatte einfach nur die Hand an ihre Lippen gehalten, die Augen starr auf den Betrachter fixiert und die Marmelade langsam in ihren Mund fließen lassen. Ein sehr dünner Tropfen des Saftes hatte ihren Mund verfehlt und lief ihren Hals hinunter. Das war weder sonderlich lustig noch in sonst einer Weise bemerkenswert, zumindest für die anderen. Aber Irma.... Irma hatte es erregt bis in die Haarspitzen, wie Wills Lippen dabei glänzten… wie klar und hell ihre Augen leuchteten, fast auffordernd… wie der Tropfen immer weiter rann, vom Hals über das Schlüsselbein hinunter zum Ausschnitt ihres Sweatshirts, wo er dann unter dem Stoff verschwand und trotzdem weiterlief, immer weiter in die verbotenen Regionen, hinunter ins Allerheiligste unter Wills wollenen Schlüpfer… Gott, Irma hätte sich in jenem Augenblick am liebsten auf sie geworfen wie ein wildes Tier! Tragischerweise war der kleine Tropfen in der Realität nie so weit gekommen war; Will hatte ihn weggewischt, nachdem Taranees Apparat das Foto ausgespuckt hatte. Und dennoch… allein die Vorstellung war so faszinierend, dass Irmas Herz um ein Dutzend Takte schneller pulste. „Irma… hallo… bist du noch da?“ Völlig aus ihren Träumen gerissen drehte Irma sich um und erblickte Hay Lin, die schnurstracks auf sie zukam. „Hast du vergessen, dass wir gleich Literatur haben? Die letzte Übungsstunde vor dem großen Aufsatz übermorgen!“ „O Gott, stimmt!“ murmelte Irma schockiert. „Daran hatte ich überhaupt nicht mehr gedacht!“ „Na, dann komm jetzt! Miss Clarkstone wartet nicht ewig, und schon gar nicht auf ihre 'fleißigsten Schüler'!“ sagte Hay Lin und zog sie mit sich. „Ach komm schon, Hay Lin!“ fragte Irma wehleidig. „Muss das sein?“ „Wenn du dieses Jahr in Literatur eine Zwei schaffen willst … ja!“ „Ich will's ja, aber ich bring’s nicht! Du weißt doch, was ich für Probleme beim Schreiben hab! Ich schreib wie’s mir gerade durch den Kopf geht, dass hat die Clarkstone selbst gesagt!“ „Deshalb gibt sie uns ja noch einen Übungsaufsatz, damit wir uns vorbereiten können! Das ist doch fair, oder?“ Irma blieb vehement stehen und weigerte sich, weiter zu laufen. “’Fair’ ist das Letzte, was ich das nennen würde!” “Nun stell dich nicht so an!” drängte Hay Lin und zog verweifelt weiterhin an ihrem Unterarm. Sie waren jetzt kurz vor ihrem Klassenzimmer, dessen Tür noch immer offenstand. Die letzte Pausenglocke hatte noch nicht geklingelt, trotzdem war der Korridor bereits menschenleer. Erst jetzt fiel Hay Lin auf, dass Irma das Fotoalbum mitgeschleppt hatte. Sie blinzelte erstaunt. „Welches Foto hast du dir denn angeschaut?“ Irma errötete und senkte den Blick. Sie zog schnell den Finger aus den zugeklappten Seiten. „Komm schon, mir kannst du es ruhig zeigen!“ ermunterte Hay Lin sie. „Okay, okay,“ sagte Irma unverkrampft lächelnd und blätterte schnell eine bestimmte Seite auf, die ihr relativ unverfänglich erschien. Auf ihr war ein Bild, wie Hay Lin im Bikini bäuchlings auf einem Strandtuch lag und dabei an einer kühlen Limo mit Strohhalm schlürfte, und zugegebener Maßen fand Irma dieses Bild irgendwie 'sexy'. Es betonte Hay Lins Figur, die seit ihrem fünfzehnten Geburtstag immer ausgeprägter wurde. (Nicht, dass sie urplötzlich Modellmaße erreicht hätte, aber was Recht ist, muss Recht bleiben, und wer sagte, dass Hay Lin geschmeidig wie eine Raubkatze geworden war, hatte zweifelsohne Recht.) Hay Lin wurde rot und grinste verlegen. „Oh, ich… also, das ist echt.... süß von dir... ich hatte nicht erwartet, dass du mich derart attraktiv findest.“ Irma lächelte flüchtig und gab ihrer Freundin einen kurzen Kuß auf die Lippen (nicht ohne sich zu vergewissern, dass niemand zusah), den Hay Lin mit einer innigen Umarmung als Zugabe erwiderte. Dann gingen sie beide in die Klasse, gerade noch rechtzeitig, bevor die Pause zuende war. Die Literaturstunde zog sich in die Länge wie ein zwei Meter langes Gummiband zwischen zwei einen Meter voneinander entfernten Stuhllehnen. Nicht nur, dass es die letzte Stunde vor Schulende war oder dass Irma in ihrem Übungsaufsatz beinahe nichts zustande brachte, nein, sie wurde auch noch pausenlos von Hay Lin angestarrt, und dann auch noch mit diesen sehnsüchtigen, begehrlichen Blicken, die sie in letzter Zeit irgendwie nicht mehr ertragen konnte. Ja, es stimmte, dass sie schon mehrere Monate lang eine Art Pärchen bildeten. Ja, natürlich hatten sie in ungestörten Momenten zärtliche Küsse ausgetauscht, und natürlich waren sie manchmal noch etwas weiter gegangen. Aber was hieß schon manchmal: sehr oft, öfter, als sie eigentlich gedurft hätten, verbrachten sie ihre gemeinsamen Nachmittage damit, sich halbnackt in den Armen zu liegen, zu küssen und zu streicheln. Bis vor kurzem war Irma ja auch damit zufrieden gewesen und hatte geglaubt, besser könne es gar nicht kommen. Tja, doch dann war es zu diesem Marmeladenessen gekommen, und seitdem gehörten ihre Augen und Gedanken nur noch Will. Immer öfter dachte sie an ihre gemeinsamen Abenteuern, an ihre vielen Problemen von früher zurück. Sie erinnerte sich, wie sehr sie schon damals zu Will gehalten hatte und wie oft sie ihre Anführerin verteidigt hatte, wenn Cornelia oder jemand anderes sie in Frage stellte. Will war auch die Einzige gewesen, die sie ungestraft hatte zurechtweisen können, wenn sie mal wieder zu derben Unsinn angestellt hatte. Egal, wie allein sie war, Will war immer für sie da gewesen und hatte ihr Mut gemacht oder das Leid mit ihr geteilt. Im Nachhinein erschien ihr alles wie innige Liebe. So war Irmas Zuneigung zu Will immer weiter gewachsen, mit jedem Moment war ihr Herz weiter angeschwollen, bis sie schließlich nicht mehr atmen konnte. Und dann waren die Träume gekommen, diese fieberhaften, unsagbar erotischen Phantasien, die Irma immer kurz vor dem Schlafengehen heimsuchten und sie selten ohne eine kleine Erektion wieder ruhen ließen. Sie hatte schon bald keine Taschentücher mehr, um das milchigweiße Sekret aufzufangen, das dabei zwischen ihren Beinen hervortrat. Also hatte sie beschlossen, etwas zu unternehmen! Über die letzten Wochen hinweg hatte sie sich einen Plan zurecht gelegt (außergewöhnlich sorgfältig und durchgefeilt, anders, als es sonst ihre Art war) wie sie Wills Liebe gewinnen konnte. Treffenderweise spielte gerade der Deutschaufsatz darin eine wichtige Rolle. Allerdings hatte sie damit gerechnet, dass ihre Leistungen sich bis zu diesem Zeitpunkt verbessert hätten. Und nun war das dabei herausgekommen - ein bis auf eine kurze Einleitung fast leeres Blatt! „Na ja, umso besser! Dann weiß sie wenigstens, dass es dringend ist!“ murmelte sie nach der Stunde auf dem Gang. Eine riesige Schülermenge zog an ihr vorüber und riss sie mit sich. Während sie mit dem Strom Richtung Ausgang schwamm, suchte sie unter diesen vielen Köpfen nach ihrem heißgeliebten Rotschopf. Da! Dort drüben war sie, nicht weit von Cornelia entfernt. Irma wollte schon untertauchen, um sich einen Weg zu ihr hin zu bahnen, als sie jemand am Arm packte und wegzog. Unglücklicherweise war es Hay Lin, deren Wangen knallrot strahlten, und deren nervöses Augenzucken an Irmas Körper herumjagte wie eine lästige Fliege. „Hey, Irma! Also, weißt du… unser Restaurant ist morgen bis 18:00 Uhr geschlossen. Wollen wir da nicht mal-“ „Tut-mir-leid-geht-nicht-hab-da-leider-schon-was-vor!“ unterbrach Irma sie hastig, riss sich los und quetschte sich durch die dahinrasende Menge, während Hay Lin ihr verwirrt und enttäuscht hinterher schaute. „Literaturnachhilfe? Morgen?“ fragte Will überrascht. „Ja!“ gab Irma zerknirscht zu. „Tut mir leid, dass ich erst so spät damit komme, aber ich habe heute beim Übungsaufsatz gemerkt, dass ich mich nicht gut genug vorbereitet habe! Ich muss wissen, wie ich das am Donnerstag überlebe, und weil ja morgen dieser Feiertag ist… meine Familie ist den ganzen Tag über nicht da… und wenn ihr wirklich keine Hausaufgaben aufgekriegt habt…“ „Naja, ein paar schon… aber nichts, was ich nicht heute nachmittag noch erledigen könnte!“ „Heißt das also, du kommst?“ fragte Irma hoffnungsvoll. „Nein, ich tanze Arm in Arm mit einem Kraken! Klar komme ich,“ sagte Will grinsend. „Meine Mutter wird ein paar Schwierigkeiten machen, aber ich bin sicher, Collins wird sie schon rumkriegen! Das ist wenigstens ein Vorteil, einen Lehrer als Stiefvater zu haben!“ Irma lachte. „Gut, dann hab ich mir ja gerade die richtige Meisterin ausgesucht!“ Sie schaute noch einmal prüfend in die Runde, doch niemand in der Menschenmenge schien ihr Gespräch wahrzunehmen, außer Hay Lin, die aber zu weit entfernt war, als dass sie irgendetwas hätte hören können. „Sag mal… könntest du heute nicht gleich bei uns übernachten?“ Will überlegte: „Damit wir uns morgen sofort ans Lernen machen können, nicht wahr? Keine schlechte Idee! Aber ich muss das erstmal mit meiner Mutter absprechen, ich ruf dich an, wenn es geklappt hat.“ Irma nickte und lächelte fahrig, dann hauchte sie ihr ein schüchternes „Bis dann“ zu und verschwand wieder in der Menge. Wenige Augenblicke später ergoß sich der Schülerstrom durch das Eingangsportal des Sheffield Institut und löste sich in zahllose kleine Grüppchen auf. Eine davon bestand aus Hay Lin und Taranee, die langsam in Richtung ‘Goldens’ zuckelten. „Sie will den Feiertag nicht mit dir verbringen?“ fragte die Wächterin des Feuers gerade. „Ja, ist das zu fassen? Ich meine… okay, sie muss sich auf den Aufsatz in Literatur vorbereiten, aber soviel Zeit nimmt das ja nun auch nicht in Anspruch, oder? Das ist nichts, wofür man den ganzen Tag braucht!“ „Dann geht doch heute noch einmal zusammen weg, wenn es morgen nicht geht!“ „Die Idee hatte ich auch schon! Ich hab sie eben nochmal darauf angesprochen, aber es klappt nicht!“ Hay Lin schnaubte. „Dieser elende Faulpelz! Ich hab ihr schon vor einer Woche gesagt, sie muss sich vorbereiten, damit wir dann am Tag vorher etwas freie Zeit haben, aber nein, bei ihr geschieht alles auf den letzten Drücker!“ Taranee stupste sie mit dem Ellenbogen an. „Nun reg dich mal nicht so auf, dann kommst du eben mit uns mit! Cornelia und ich wollten morgen schwimmen gehen. Wir treffen uns um eins bei mir!“ Hay Lin nickte, aber sie sah nicht sonderlich glücklich aus. Das wurde auch nicht besser, als Cornelia neben sie trat. Die blonde, hoch gewachsene Wächterin der Erde hatte ein noch ernsteres Gesicht als sonst. „Können wir kurz reden?“ fragte sie knapp. Die Zwei anderen sahen sich fragend an und nickten. Zehn Minuten später saßen sie zusammen wie geplant im ‚Golden’s’ an ihrem Stammtisch und bestellten Milchshakes. Doch die sonstige gute Laune, die sie Freitagnachmittags immer zu großen Plänen beflügelte, wollte bei keiner von ihnen einkehren. „Also, was gibt es so Dringendes?“ brach Taranee das eiserne Schweigen. Cornelia seufzte, rang mit den Händen und seufzte wieder, dann sagte sie stockend: „Ist euch schon mal aufgefallen, dass Irma in letzter Zeit ziemlich komisch ist? Und ich meine nicht ‚komisch’ im üblichen Sinne!“ „Meinst du, dass sie so ernst und schweigsam ist… ja, das hab ich auch schon mitbekommen!“ sagte Taranee stirnrunzelnd. “Aber sowas kommt bei ihr und ihren Launen doch schon mal vor. Sie ist eben wetterfühlig.” „Taranee, es herrscht seit vier Wochen bestes Sommerwetter, mit ein paar Regenschauern nachts! Und diese spezielle Laune von ihr,“ fuhr Cornelia bitter fort, „dauert schon ebenso lange an. Erzähl mir also bitte keine Märchen! Sonst lässt Irma keine Gelegenheit aus, sich mit mir zu streiten, doch in letzter Zeit beachtet sie mich fast gar nicht mehr, sondern starrt andauernd auf eine bestimmte Stelle, die ich hier nicht nennen will. Es ist, als könnte sie sich nur mühsam beherrschen…“ „Wegen was?“ fragte Hay Lin, doch die Wächterin der Erde schwieg. Stattdessen redete Taranee weiter. „Mal sieht sie so aus, als könne sie der ganzen Welt um den Hals fallen, ein anderes Mal scheint sie fast zu weinen… aber sie reißt sich immer zusammen und macht keins von beidem. Das ist bei ihr irgendwie nicht normal!“ „Und warum fragen wir sie nicht einfach, was das bedeuten soll?“ wollte Hay Lin wissen. „Weil es wahrscheinlich mit Will zu tun hat,“ stieß Cornelia hervor. „Es ist ihre Stelle, auf die Irma ständig starrt. Ich fürchte… Irma könnte sich in sie… verliebt haben…“ Ihre zwei Freundinnen schauten sie schockiert an. „Das ist doch Quatsch!“ meinte Hay Lin. „Das wäre eine Erklärung!“ widersprach Taranee, wenn auch nicht restlos überzeugt. „Überhaupt nicht!“ rief die Wächterin der Luft wütend und sprang auf. „Wieso sollte sie denn so was tun? Das ist doch albern! Irma macht manchmal wirklich blöde Sachen, aber so etwas doch nicht! Nie im Leben!" „Hast du denn überhaupt gar nicht bemerkt, wie sie sich in Wills Gegenwart verändert?“ erklärte Cornelia, „Die seltsamen Blicke, die sie ihr bei der Verwandlung zuwirft, und die Schüchternheit, mit der sie sie neuerdings anspricht? Und denk einmal an unser Fotoshooting vor drei Wochen. Irma hat sie fast dazu genötigt, sich auf dem Tisch zu räkeln. Ist es da so unwahrscheinlich, dass sie sie liebt?“ Hay Lin sank zurück auf ihren Platz. Natürlich hatte sie das gesehen… wenn es ihr auch gerade eben erst auffiel. Aber das würde sie nicht zugeben, bis sie sich nicht selbst davon überzeugen konnte. Sie knallte ein paar Münzen auf den Tisch und erhob sich. Taranee fasste sie am Unterarm. „Bitte sei nicht eingeschnappt! Wir möchten es beide nicht glauben, aber… wenn es nun wirklich so ist?“ Hay Lin schaute sie finster an, sagte aber relativ sanft: „Das werden wir noch sehen!“ Unruhig zitternd saß Irma neben ihrem Handy auf dem Bett. Ihr Herz klopfte nicht wenig. Selbst der neuee Karmilla-Song, der gerade im Radio lief, konnte sie aus ihrer Anspannung nicht herausreißen. Will hatte zwar versichert, sie würde schon Ausgang bekommen, aber bei ihrer Mutter konnte man ja nie genau wissen, wie der Hase lief. Um sich abzulenken, ging sie zu ihrer Schildkröte Lattich hinüber und streichelte ihm den Kopf. „Ich hoffe so sehr, dass Will Ausgang bekommt,“ sagte sie zu ihm, „sonst erlebst du mich zum ersten Mal richtig depressiv, Lattich, hautnah und in Farbe! Das wird kein schöner Anblick.“ Sie lächelte. „Du hast Will zwar noch nicht kennengelernt, aber glaub mir, du wirst sie mögen. Sie ist ähnlich wie du: große Augen, sanftes Gesicht, immer etwas rote Wangen…“ Da klingelte endlich das Handy. Irmas Herz setzte kurz aus… und machte dann einen Hüpfer, genau wie sie. Sie sprang zum Bett zurück und nahm den Anruf an. „Ha-ha-hallo, hier Lair!“ meldete sie sich. „Irma, alles in Ordnung? Du klingst, als hättest du ein Ei verschluckt!“ Es war Wills Stimme. „Hab ich auch!“ erwiderte Irma, schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter und kicherte erleichtert. „Alles klar bei dir?“ „Ja, ja, alles klar! Wir sehen uns dann um viertel drei bei dir! Ich bringe alles Nötige mit! Bis dann!“ „Tschau, mein Liebling!“ flüsterte Irma, nachdem die Verbindung wieder getrennt war. Ein leicht wahnsinniges Lächeln glitt über ihre Züge. „Hast du gehört, Lattich? Sie kommt! Sie kommt tatsächlich! Für über dreißig Stunden sind wir beide allein!“ Sie lachte glucksend und ließ sich rückwärts in die Decke fallen. „Dreißig Stunden! Und fast die Hälfte davon ohne Aufsicht!“ Erwartungsvoll strichen ihre Finger über ihre Oberschenkel. „Und danach sind wir vereint, für immer und ewig…“ ----Fortsetzung folgt---- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)