Sanguis Regiis von G_O_D (And the night shouted: "Liar!") ================================================================================ Kapitel 2: Past - The history of Clay Morton -------------------------------------------- Vergangenheit – Die Geschichte von Clay Morton Es war einige Monate nachdem die Anarchiekriege begonnen hatten, dass sich Clay Mortons Leben für immer verändert hatte. Die Kriege dauerten nun schon so lange, dass sich die Menschen, welche sich den Schlachtfeldern fernhielten, an das Leid gewöhnen konnten. Frisches Wasser war für viele bereits zu einem Luxus geworden und in den großen Städten versuchten die Regierungen ihre Macht mittels Lieferungen der nötigsten Dinge aufrecht zu erhalten. Doch die Reserven schwanden und mit ihnen das Vertrauen in die Politiker. Die Welt war vom Krieg und dem Leid geschunden, doch es gab wenige, strategisch wertlose Gebiete, wo das Leben einen verhältnismäßig gewohnten Weg ging. New York war zwar von den Kriegen unbeeinflusst, doch breiteten sich dort bald die Vampire, Werwölfe sowie Dämonen aus und versetzten die Menschen in Angst und Schrecken. Zumindest bis die Kings kamen und New York gewissermaßen zurückeroberten. Obwohl Clay Morton ebenfalls an der Ostküste der Vereinigten Staaten aufgewachsen war, war sein Ort ein weiteres Beispiel für das Schicksal einer Kleinstadt, was wegen dem Krieg häufig vorkam. Alle wanderten aus. Clay Morton stand am Abend eines, mit Wolken verdunkelten, Tages an der Tür seiner kleinen Kirche und blickte auf die kleine Stadt Peaceful Heaven hinunter. Er sah die leeren Straßen, die lichtlosen Gebäude und auch ein paar Boote, darunter sogar ein Fischkutter, welche zurückgelassen worden waren und nun im letzten Licht des Tages, zumindest soweit man von Licht reden konnte, vor ihm ausgebreitet waren. Der Begriff Kleinstadt war vielleicht sogar schon etwas übertreiben für Peaceful Heaven, da die Einwohnerzahl sogar in ihren besten Tagen, die 1000er Marke nur angekratzt hatte. Doch an jenem Tag waren alle Einwohner, alle bis auf den katholischen Priester Clay Morton. Dieser stand davor, blickte von seiner Kirche aus in Richtung Süden, über die kleine Stadt hinweg dorthin, wo in weiter Ferne New York lag. Er fühlte sich einsam und es war schon einige Tage her, seit er den letzten Menschen, zumindest einen lebenden Menschen gesehen hatte. Vielleicht hätte er mit den anderen gehen sollen, doch er empfand es als falsch seine Kirche aufzugeben, schließlich hatte sie ihm sein ganzes Leben lang Trost gespendet. Denn nachdem seine Mutter und sein Vater, welcher ein Sadist gewesen war, bei einem Verkehrsunfall ums Leben kamen, wobei Clays Vater stark alkoholisiert gewesen war, ist er in ein Waisenhaus gekommen. Er lernte Vertrauen in Gott zu setzten und sah im Tod seines Vaters eine Erlösung von dessen Schlägen. In diesem Waisenhaus lernte Clay dann auch William Tonks kennen, der wie ein wahrer Vater zu ihm war. Irgendwann zogen Clay und William Tonks dann nach Peaceful Heaven, wo William Tonks zuerst die Stelle als Priester annahm. Er ließ die Kirche renovieren und steckte selbst soviel Arbeit hinein, dass viele Leute gerne behaupteten, er hätte die Kirche alleine wieder auf Vordermann gebracht. Während der ganzen Zeit war Clay Morton stets da und half wo er nur konnte. Die beiden wurden gerne gesehen von den Leuten, denn beide waren höflich, umgänglich und Clay Morton glänzte auch als Spitzenschüler. Dann wurde er erwachsen und verschwand für einige Zeit aus Peaceful Heaven. Er war nämlich weggegangen um Theologie zu studieren. Als er zurückkam, war er zum Priester geweiht worden. Und die Schwüre, die er bei der Priesterweihe abgelegt hatte, ließen ihn in dieser dunklen Stunde nicht aus Peaceful Heaven gehen. Er hatte geschworen, die Gemeinde unter Führung des heiligen Geistes zu leiten und über sie zu wachen. Nun waren zwar alle anderen weg, doch Clay sah es immer noch als seine Gemeinde an, nachdem Gott auch seinen Mentor William Tonks wenige Monate vor dem Ausbruch des Krieges zu sich geholt hatte. Wieder durch einen Verkehrsunfall, sodass Clay Morton eine gewisse Ablehnung gegenüber Autos entwickelt hat. Den letzten Menschen, den Clay gesehen hatte, war ein etwas verwirrt wirkender Mann hohen Alters, der andauernd davon sprach, dass er nach Süden müsse. Der Mann war über Nacht geblieben und hatte sich bei Clay bedankt, als er am nächsten Morgen aufgebrochen war. Dabei wirkte er dann um vieles klarer im Kopf und Clay wünschte ihm Gottes Segen für dessen Reise. Der alte Mann hatte gelacht und erwiderte: „Wenn es einen Gott geben sollte, hat er gewiss ganz andere Sorgen.“ Mit diesen Worten war er gegangen und erst als sein Lachen nicht mehr zu hören war, war Clay Morton in das Innere seiner Kirche zurückgekehrt um zu beten, wobei er den alten Mann in seine Gebete einband. Was Clay nie erfahren hat, war, dass der alte Mann noch am selben Tag von Straßenräubern überfallen und umgebracht worden war. Die Sonne war nun verschwunden und einzig das Licht, welches durch die Tür der Kirche nach draußen fiel, hielt die vollkommene Dunkelheit ab. Clay seufzte, wandte sich um, ging in seine Kirche und ließ die Tür hinter sich zufallen. Er ging durch die leeren Sitzbänke nach vorne zum Altar, kniete kurz davor nieder und als er sich wieder erhob, ging er hinter den Altar und bereitete die heilige Messe vor. Es hatte keinen Sinn zu warten, da ohnehin niemand kommen würde, doch gleichzeitig erschien es auch als sinnlos, dass er überhaupt eine Messe abhielt. Nichts desto trotz blieb Clay dabei und hielt sie ab. Seit der Krieg herrschte, hielt er jeden Abend eine Messe und betete für Frieden. Vereinzelt saß einmal ein Reisender dann in seiner Kirche, wie zum Beispiel der alte Mann, doch meist hielt er seine Predigten für die leeren Bänke. Auch dieses Mal war niemand da, um seinen Worten zu lauschen und es erfüllte Clay mit Schmerz, dass seine Worte ungehört verhalten. Dann war es soweit, eine weitere heilige Messe kam ungehört zu ihrem Ende. Clay ging wieder vor den Altar, ging auf die Knie verneigte sich und erschrak, als die Tür aufgestoßen wurde. Der Priester wandte den Kopf um und sah zur Tür. Dort stand ein junger Mann, wahrscheinlich sogar jünger als er selbst an den Türrahmen gelehnt. Der Ledermantel spielte im kühlen Wind, der vom Meer kam und der Geruch des Salzwassers vermischte sich mit dem des Blutes, welches den jungen Mann vom Ärmel tropfte. Mit der rechten Hand hielt sich der Mann die rechte Schulter, von wo das Blut hinunterlief, während seine Linke nur schlaf herabhing. Er war so kraftlos, dass er es nicht einmal mehr schaffte den Kopf anzuheben. Doch irgendwie schaffte er es seine Füße wieder zum Gehen zu zwingen und er taumelte ein paar Schritte in das Innere der Kirche. „Hilfe.“ hauchte der junge Mann noch, dann brach er entkräftet zusammen. Sofort war Clay Morton bei ihm und rollte ihn auf den Rücken. Das glatte, schwarze Haar, dass dem Fremden bis tief in den Rücken fiel, hatte anfangs dessen Hals bedeckt, doch nun schob Clay es beiseite und sah, dass der Hals des Mannes aufgerissen war. Es war zwar keine akut tödliche Wunde, doch war es auch keine Kleinigkeit. Clay fasste den Fremden unter die Arme und zerrte ihn aus der Kirche in einen Nebentrakt. Dort schaffte er es ihn auf eine Couch zu legen. Der Atem des Fremden ging flach, doch immerhin atmete er noch und als Clay ihm den Mantel abnahm und das T-Shirt auszog, um sich den linken Hals und die Schulter des Fremden genauer ansehen zu können, sah er, dass dessen linke Schulter von einer Schrotladung förmlich zerfetzt worden ist. Mit Vorsicht ging Clay daran die Wunden des Fremden zu reinigen und dann verband er sie so gut er konnte. Clay überlegte gerade, dass er seiner Angst zum trotz ein Auto besorgen und den Fremden in ein Krankenhaus bringen sollte, als ihm klar wurde, dass das nächste Krankenhaus, welches zumindest noch nicht vollkommen verlassen war, zu weit entfernt war. Doch seine Gedanken wurden abrupt beendet, als er Motorenlärm näherkommen hörte. Clay sprang auf und eilte zurück in den Hauptteil der Kirche, wo er dann zum Eingangstor ging. Gerade als er diese erreichte, klopfte jemand kraftvoll dagegen und er hörte eine Stimme rufen: „Ist das jemand? Aufmachen!“ Clay öffnete die Tür und blickte hinaus, wer denn nun noch gekommen war. Vor der Tür stand ein Mann mittleren Alters, der den Lauf seiner Schrotflinte auf seiner Schulter ruhen ließ. Das leicht aufgedunsene Gesicht war unter einem rotgoldenen Vollbart verborgen und hinter ihm stand ein Geländewagen, auf dessen Ladefläche zwei weitere Männer warteten. Eine der beiden hatte ein vollautomatisches Gewehr und der andere war mit einem Jagdgewehr bewaffnet. Countrymusic erklang durch die heruntergelassenen Fenster und der Fahrer kaute lustlos auf einem Zahnstocher herum, während er dem Priester, unter dem Rand seines Cowboyhutes, vernichteten Blick zuwarf. „Sieh an, ein Priester.“ sagte der Mann vor der Tür verächtlich und grinste. „Kann ich Ihnen helfen?“ fragte Clay dennoch höflich und versuchte sich auf feisten Mann zu konzentrieren, der da vor ihm stand. Dieser spukte auf den Boden, nickte und sagte dann: „Ja, das könnte durchaus sein. Ist hier vor kurzem jemand vorbeigekommen?“ „Dürfte bluten wie eine abgestochene Sau.“ rief einer der beiden von der Ladefläche und er, sowie sein Nebenmann lachten johlend auf. Clay blinzelte kurz, tat so, als müsste er kurz nachdenken, dann schüttelte er den Kopf und sagte ruhig: „Nein, ich habe niemanden gesehen. Abgesehen von einem alten Mann, der vor einigen Tagen nach Süden gegangen ist. Aber der wirkte wohlauf.“ Dann sah Clay wie der Fahrer belustigt aufschnaubte und sich abwandte, damit Clay sein Grinsen nicht bemerken würde. „Nein, Pater, wir suchen keinen alten Mann.“, sagte der Bärtige, „Wir suchen eigentlich nicht einmal einen Menschen.“ Nun blinzelte Clay überrascht. „Sondern…?“ forschte Clay nach. „Wir suchen einen Vampir.“ sagte der Bärtige und spukte abermals zu Boden. Dabei fiel sein Blick auf das Blut, welches auf dem Boden klebte. In Clays Kopf hallte diese Information wieder, dann erinnerte er sich an den Schwur seiner Priesterweihe. „Ich bin bereit, den Armen und Kranken, den Heimatlosen und Notleidenden zu helfen.“ hörte er seine eigene Stimme in seinen Gedanken sagen. „Wie bereits gesagt, ich habe niemanden gesehen.“ wiederholte Clay. Doch der Bärtige schien ihm nicht zuzuhören, denn er blickte an Clay vorbei auf den Mittelgang der Kirche und fragte: „Woher stammt das ganze Blut?“ Clay wandte sich kurz um, sah das Blut, dass der Mann meinte, dann wandte er sich wieder diesem zu und sagte ruhig: „Ach das. Ich habe seit ein paar Tagen ein Rattenproblem. Nun ich habe vorhin eine angeschossen, doch bevor ich es zu Ende bringen konnte, hatte sich das Tier wieder in seinem Loch versteckt.“ „Ist das nicht ein bisschen viel Blut für eine Ratte?“ fragte der Bärtige skeptisch. „Es sieht nach mehr aus, als es wirklich ist.“ erwiderte Clay unbeeindruckt. Der Bärtige trat näher auf Clay zu und knurrte ihm mit seinem Schnapsatem an: „Willst du mich verarschen, Priester?“ „Fassen sie mich nicht an.“ erwiderte Clay gepresst und beherrscht. „Sonst was, Priester?“ fragte der Bärtige herausfordernd und verengte die Augen zu Schlitze. Dabei bohrte er den Finger seiner linken Hand in Clays Brust. Im nächsten Moment knallte ein Schuss und der Kopf des Bärtigen ging mit einem Ruck nach hinten und seine Hirnmasse regnete zu Boden. Ein feiner Rauchfaden stieg von der Pistole in Clays Hand auf und sein Gesicht war von ein paar Bluttropfen benetzt. Der Bärtige kippte nach hinten und nachdem der feiste Körper auf den Boden aufgeschlagen war, zischte Clay. „Das passiert sonst.“ Der Fahrer mit dem Cowboyhut und die beiden auf der Ladefläche starrten Clay wie erstarrt an, dann richteten sie gleichzeitig ihre Waffen auf ihn und drückten ab. Clay hechtete rückwärts in seine Kirche zurück, die Projektile schlugen in den Türrahmen ein und sprengten ein paar Steinsplitter ab. Clay landete auf dem Rücken, richtete sich sofort wieder auf und zielte sofort wieder auf die Tür. Er hörte wie draußen jemand im Kies landete, dann kamen Schritte auf die Tür zu. Clays Puls raste und Schweiß trat ihm auf die Stirn. Er hatte noch nie jemanden erschossen und sich immer gewünscht, es niemals tun zu müssen und nun, nun hatte er doch getötet. Gerade als er sich dessen bewusst wurde, tauchte eine Gestallt am Türrahmen auf. Clay drückte instinktiv ab, doch der Schuss ging daneben und statt dem Mann mit dem Cowboyhut, traf er die Tür neben diesem. Dieser hatte nun die Schrotflinte des Bärtigen in der Hand und drückte auch ab. Ein Ruck ging durch Clays Körper und er drückte noch mal ab, dieses Mal traf er und der Kopf des Mannes wurde nach hinten gerissen. Der Mann fiel um und auch Clay fiel auf die Knie. „Oh Gott. Was habe ich getan?“ stammelte er und Tränen traten ihm in die Augen. Ein lauter, panischer Schrei erklang von draußen, dann endete dieser abrupt und stattdessen setzte das Feuer des Automatikgewehres ein. Ein paar Schüsse, vermutlich ungezielt, wurden in die Nacht hinausgejagt, dann endeten auch diese und das Gewehr fiel mit einem hörbaren Geräusch auf die Ladefläche des Geländewagens. Irgendjemand schlug gegen das Dach der Fahrerkabine, dann ein anderes Geräusch und auf dieses folgte die Stille. Clay kam zitternd auf die Knie und ging mit schwindenden Kräften zur Tür. Er lehnte sich neben der Tür an die Wand, dann durchzuckte ein stechender Schmerz seine linke Schulter und seine Füße versagten ihre Dienste. An der Wand lehnend saß er nun neben der Tür, besah seine rechte Schulter und fluchte. Die Schrotladung hatte ihn schwer getroffen und er würde, wenn nicht gerade ein Wunder geschieht, den nächsten Sonnenaufgang bestimmt nicht mehr erleben. Er schloss die Augen und hörte abermals Schritte durch die Tür näher kommen. Die Stiefel traten auf den Boden der Kirche und Clay fühlte, wie der Blick des Ankömmlings auf ihn gerichtet wurde. Dann ging die Person auf ihn zu, blieb direkt vor ihm stehen und ging in die Hocke. „Danke.“ hörte er eine Stimme und als Clay die Augen für einen kurzen Moment öffnete, sah er das Gesicht des Vampirs, den er zuvor so schwer verletzt aufgenommen hatte. Nun war er scheinbar wieder zu Kräften gekommen und Clay sah in das Gesicht des Mannes. Er sah zwar jung aus, doch in seinen Augen spiegelte sich die Erfahrung. Besonders die Erfahrungen zurückliegender Kämpfe. „Keine Ursache.“ hauchte Clay kraftlos. Für ein paar Sekunden schwiegen die beiden, dann fragte der Vampir: „Warum? Warum hast du das gemacht?“ Clay versuchte mit den Achseln zu zucken, doch der Schmerz dabei war zuviel und daher verzog er das Gesicht. Als der Schmerz wieder etwas abgeklungen war, antwortete er: „Weil du die Hilfe gebraucht hast.“ Der Vampir zuckte unsicher mit den Schultern und murmelte: „Wahrscheinlich.“ „Was macht es schon zu sterben, wenn man weiß, dass jemanden dafür das Leben gerettet hat?“ meinte Clay und schaffte ein Lächeln. „Mag sein.“, erwiderte der Vampir kurz und senkte den Kopf, „Aber vielleicht ist es für dich noch nicht vorbei.“ Dann hielt er ihn fest, während er ihm die Zähne in den Hals stieß. Clay wollte noch aufschreien und den Vampir von sich wegstoßen, doch sein Körper besaß nicht einmal noch die Kraft ihn bei Bewusstsein zu erhalten und so umfing ihn die Schwärze. Erst am nächsten Abend erwachte Clay aus schlimmen Albträumen, die ihm realer schienen als alles, was er bis zu diesem Moment erlebt hatte. Er wachte auf, von allen verlassen und auf sich alleine gestellt. Er blickte sich in seiner Kirche um, fühlte sich fremd, zornig und durstig. Und mit diesen Gefühlen verließ er schließlich Peaceful Heaven und zog in die Welt hinaus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)