Sanguis Regiis von G_O_D (And the night shouted: "Liar!") ================================================================================ Kapitel 1: Sunset - a new night starts -------------------------------------- Sonnenuntergang – Eine neue Nacht beginnt Sonnenuntergang. Die letzten Reste des rötlichen Lichtes fielen durch einzelne Spalten zwischen den Brettern, mit welchen die Fenster vernagelt worden sind. Eine der Scheiben war gebrochen und Spuren, welche dort zurückgeblieben waren, deuteten an, dass sich jemand beim Einschlagen des Glases geschnitten hatte. Die Lichtstreifen, die über den Boden wurden immer kürzer, als die Sonne mehr und mehr hinter dem Horizont verschwand. Das Quietschen alter Matratzenfedern war zu hören, als sich der junge Mann, der im Nebenzimmer, dort wo nie auch nur ein Teil des Lichtes hinfiel, sich während des Tages zur Ruhe gelegt hatte, nun endlich bereitmachte, seinem Ruhe ein Ende zu bescheren. Nun war der Tag vorbei und er erhob sich von seiner Schlafstätte. Er gähnte, entblößte dabei lange, spitze Eckzähne und streckte sich. Er stapfte durch die Wohnung in das Badezimmer, das auch schon weitaus bessere Tage erlebt hatte, betrachtete die Toilette und rümpfte die Nase. Widerwillig und unzufrieden über seine Unterbringung begann er dann doch seine Blase zu entleeren. Schließlich verklang das plätschernde Geräusch wieder, er schloss den Reißverschluss seiner Hose, drehte sich zum Waschbecken um und als er dieses erblickte, zeichneten sich Zweifel auf seinem Gesicht ab. Er rechnete nicht damit, dass aus den Leitungen noch Wasser kommen würde, dennoch versuchte er sein Glück. Ein gurgelndes Geräusch drang aus dem Wasserhahn, dann ergoss sich ein Schwall aus braunem, übelriechendem Wasser in das Waschbecken. Der Vampir war derartigen Luxus gewöhnt und wartete daher ein paar Sekunden. Seine Geduld sollte belohnt werden, denn schließlich wurde das Wasser tatsächlich heller und schließlich sogar wieder klar. Er wusch sich die Hände, das Gesicht und wagte es sogar von dem Wasser zu trinken. Es schmeckte leicht säuerlich, aber sonst war nichts am Wasser zu bemängeln. Der Vampir beendete seine Hygiene, drehte das Wasser wieder ab und ging, durch die stark in Mitleidenschaft gezogene Wohnung, zurück zu seiner Schlafstätte. Er kniete davor nieder, griff nach einer Bibel und einem Rosenkranz, welche neben dem Bett auf einem Nachtkästchen gelegen waren, blickte kurz auf ein Kreuz, welches er selbst über dem Bett aufgehängt hatte, senkte dann den Kopf und dankte Gott in seinem alltäglichem Gebet dafür, dass er ihn einen weiteren Tag überleben lassen hatte. Leise murmelte er sein Gebet. Seine Ohren nahmen jedes noch so leise Geräusch wachsam auf. Nichts schien ihm zu entgehen und doch, waren seine Gedanken voll und ganz auf dieses Gespräch mit Gott gerichtet. Er beendete sein Gebet mit den üblichen Worten: „Und lass mich niemals wieder vom rechten Weg abkommen. Im Namen des Vaters, des Sohnes und heiligen Geistes Amen.“ Dann erhob er sich, anmutig, ja fast würdevoll erhob er sich von seinen Knien und verstaute Bibel, sowie Rosenkranz in seinem Rucksack. Er holte das Kreuz von der Wand und packte es ebenfalls wieder ein. Nachdem er sich seinen Ledermantel umgeworfen hatte, nahm er den dritten Gegenstand von der Ablage neben seiner Schlafstätte. Seine Pistole. Er verstaute die Waffe im Halfter unter seinem Mantel, warf sich den Rucksack über die Schulter und wandte sich dann um und verließ den Schlafraum. Er durchquerte die schäbige Wohnung und machte nur einen Zwischenstopp beim Kühlschrank. Das Herz der ganzen Wohnung. Zumindest wenn es nach jenem Vampir gehen würde, denn er hatte diese Wohnung nur gewählt, da sie mit Strom versorgt wurde und der Kühlschrank seine Dienste noch verrichtete. Der Vampir öffnete die Kühlschranktür, griff hinein und holte eine grüne Weinflasche heraus. Er schüttelte sie kurz und seufzte, als er sich bewusst wurde, dass der Inhalt beinahe verbraucht war. Mit traurigem Blick schraubte er die Flasche auf, setzte sie an und leerte sie in einigen begierigen Zügen. Als die Flasche leer war, stellte er sie auf die Anrichte neben dem Kühlschrank, schloss dessen Tür und leckte sich die Lippen. Er wollte keinen einzelnen Tropfen dieser kostbaren Flüssigkeit verschwenden. Gestärkt vom Blut, atmete er durch, rief sich ins Gedächtnis, wo er hin musste und begab sich zur Wohnungstür. Kurz dachte er darüber nach, sich ein motorisiertes Fortbewegungsmittel zu besorgen, doch irgendwie erschien es ihm als falsch. Er war bisher immer dort angekommen, wo er hin wollte und unter Zeitmangel litt er auch nicht. Er verließ die Wohnung, schloss die Tür leise hinter sich und ging dann, mit einem zufriedenen Lächeln, hinaus in die Nacht. Es war ein typischer Abend für den ehemaligen Priester Clay Morton. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)