Momente von July-chan ================================================================================ Kapitel 1: Erster Moment: Zerbrechen ------------------------------------ Momente Hallo, und herzlich Willkommen!!! Titel: Momente Teil: 1/5 Musik: Canon in D von Johann Pachelbel Disclaimer: Die Wilden Kerle gehören mir natürlich nicht (sonst gäbe es Slash in den Büchern xD) und ich verdiene kein Geld hiermit. Auf die Idee habe ich allerdings volles Copyright. :P Warnung: SLASH. Und das heißt auch Slash. Junge x Junge. Zwar nicht explizit, aber trotzdem. Don’t like, don’t read. Ich habe euch gewarnt. Pairing: FabiOC, LeonFabi/FabiLeon Rating: K+, für Küsse und Umarmungen und vielleicht ein paar Schimpfwörter. Beta: keiner – wenn jemand es für nötig hält und Lust hat, ruhig melden ;) Chapter Dedication: To that one boy I liked, because he put me in a similar situation. And to my little brother for his 10th birthday. A/N: Ich freue mich sehr, dass ihr tatsächlich vorhabt, diese meine FF in diesem Moment zu lesen. Deshalb möchte ich euch auch nicht länger davon abhalten. Viel Spaß und nehmt euch einen Moment Zeit für einen kleinen Kommentar. ;) Eure July-chan/petticoat/speechbubble -M-Mo-Mom-Mome-Momen-Moment- Erster Moment: Zerbrechen Es war Anfang April. Das Wetter spielte verrückt, mal Regen, mal Sonne, aber alles in allem war alles in Ordnung. Wir hatten die Osterferien überstanden und die Tage bis zu den Sommerferien gezählt und alles ging seinen gewohnten Lauf. Grauer Alltagstrott zog uns die Schultern nur ein kleines bisschen runter, der Frühling malte nur langsam die Welt an und, den öden Kreisen des Lebens trotzend, waren die Wilden Kerle wild wie eh und je. Auch wenn wild jetzt vielleicht eher cool war und Vanessa nicht mehr das einzige Mädchen, das man tolerieren konnte. -M-Mo-Mom-Mome-Momen-Moment- Alles war in Ordnung, auch als ich zum zweiten Mal diese Woche um ein Haar verschlafen hätte, wäre Marlon nicht so eine fürsorgliche Pest und so ein verantwortungsbewusster angehender Abiturient gewesen. Widerwillig und noch halb schlafend schälte ich mich aus meiner Decke und wankte in die Dusche. Und das mit dem Duschen morgens war bei mir so eine Sache... Ich tendierte nämlich dazu schnell wegzudösen, egal ob ich lag, saß oder stand. Und weil es ja noch viel zu früh – und zu kalt - für eine kalte Dusche war, drehte ich das heiße Wasser auf und ließ es mich zurück ins Traumland lullen. So schaffte ich es trotz noch knapp zeitigen Aufstehens, zum zweiten Mal in dieser Woche beinahe zu spät zu kommen. Und es war erst Dienstag. Aber sonst war alles in bester Ordnung. Es waren solche trägen Phasen, in denen ich Marlon und Fabi wirklich wertschätzte. Marlon, der mich immer irgendwie – meistens sadistisch – weckte, obwohl er nach dem ersten Mal seine Pflicht als erfüllt ansah, und Fabi, der mich dann endgültig zur Schule sorgte. Grummelnd wachte ich auf und stellte das Wasser ab, als ich ihn Sturmklingeln hörte. Besser als jeder Wecker hallte das Echo in meinem Kopf und krächzte von guten Morgen, von Keine-Zeit-Lektionen von Fabi, von Zur-Schule-Zieh-Händen und von unwiderstehlichen Lächeln. Besser als jeder Wecker brachte mich das Läuten in Gang und nach fünf Minuten – mit so viel Echo in meinem Kopf, dass ich mir sicher war, es würde noch bis zur Schule nachklingen – öffnete ich fertig angezogen meinem besten Freund die Tür. „Guten Morgen, du alte Schlafmütze!“, sagte er vorwurfsvoll und schob mir ein halbes Brötchen mit Käse in den Mund. „Das wird echt zur Gewohnheit mit dir, Leon. Vielleicht solltest du einen Kurs belegen, wie man sich schlafend fertig macht und zur Schule geht. Ehrlich. Du musst irgendwas gegen diese Null-Bock Einstellung tun. Aber was red’ ich eigentlich noch, hm? Ist doch sowieso egal, wir haben ja nur Französisch-LK in der ersten...“ Irgendwann in seiner Schimpftirade hatte Fabi mein Handgelenk gepackt und zog mich nun mit gewohnter Eile die Straße runter. Ich blinzelte nicht einmal zur Antwort und fragte mich stattdessen, wer in aller Welt Leistungskurse erfunden hatte – und wieso in aller Welt ich Französisch gewählt hatte. Ach ja. Fabi., bemerkte ich trocken. „Was würdest du nur ohne mich machen?“, schnaufte dieser. Ausschlafen. Und sitzen bleiben. Die Schule kam in Sicht und ich seufzte. Alles lief ab wie gewohnt. Mit dem Gong standen wir vollkommen abgehetzt in der Tür zu unserem Kursraum und stellten erleichtert fest, dass der Lehrer noch nicht da war. Ich hatte mit meiner Befürchtung bezüglich des Echos Recht gehabt und schwor mir, Marlon später zu bitten mich zweimal zu wecken und nicht einfach ohne mich loszugehen. Gleichzeitig war mir klar, dass ich es doch wieder vergessen würde. Ein Blick auf meine Armbanduhr verriet mir, wie lange es noch sein würde bis ich mir einen Kaffee holen konnte. Neben mir hatte Fabi seinen Atem wieder gefangen und schmunzelte mich versöhnlich an. Wie selbstverständlich grinste ich schuldbewusst zurück und alles war wieder in Ordnung. Heute Nachmittag würden wir uns treffen und heute Abend würde ich meine Hausaufgaben machen und heute Nacht würde ich viel zu spät ins Bett gehen. Vielleicht war unser Leben doch nicht mehr ganz so wild und unberechenbar wie früher, vielleicht hatten wir irgendwo etwas verloren, während wir Erinnerungen und Erfahrungen gewonnen hatten. Oder das Leben mit siebzehn war einfach anders als das Leben mit zehn. Anders. Anders wild, anders cool, wie auch immer. Jedenfalls war es ganz in Ordnung so. Zwischen Nachmittagsunterricht und Hausaufgaben blieb nicht viel Zeit, aber wir fanden sie trotzdem. Am Wochenende wurde aus dem Schulalltag Party und Fußball, bloß in den Klausurphasen tauschten wir Trikots gegen Bücher und ein bisschen Zeit blieb immer noch. Diese Zeit, die man suchen musste, verbrachte ich eigentlich immer bei meinem besten Freund, und wir taten nichts und alles. Das war der Rhythmus, der sich eingependelt hatte. Er war regelmäßig und ich war zufrieden damit. Um nichts in der Welt wollte ich etwas daran ändern. Vielleicht habe ich mich ein bisschen festgefahren. Vielleicht konnte deshalb nicht alles so bleiben, wie es war. -M-Mo-Mom-Mome-Momen-Moment- Der Dienstag verging wie der Montag vergangen war, es wurde Abend und es wurde Morgen, und der Mittwoch folgte dem Beispiel seiner Geschwister. Mensch, was war ich wieder poetisch. Vielleicht hätte ich doch Deutsch und Päda als LK nehmen sollen. Am Donnerstag hörte ich meinen Wecker. Nicht das genervte „Aufstehen!“ von Marlon, nicht das Sturmklingeln von Fabi. Meinen eigenen, piepsenden, verhassten Wecker. Und ich stand auf. Ich ging kalt duschen, frühstückte in aller Ruhe und stand noch bevor Fabi den Klingelknopf drücken konnte mit Marlon vor der Tür. „Hey.“, sagte Fabi verdutzt. „Sprachlos?“, fragte Marlon. Fabi nickte nur. „War ich auch.“, pflichtete mein großer Bruder ihm bei. Sobald er seine Stimme wieder gefunden hatte, wünschte Fabi uns einen guten Morgen und ohne die geringste Eile schlenderten wir zur Schule. Kein Kaffee, kein versöhnliches Lächeln, kein schuldbewusstes Grinsen. Etwas fehlte, aber ich dachte mir nichts dabei. „Heute fünf Uhr bei mir?“, murmelte ich und bekam ein Kopfschütteln zur Antwort. Das war ungewöhnlich, aber ich dachte mir nichts dabei. Ich wartete lediglich auf eine Erklärung. Als keine kam, hakte ich nach. „Hab halt schon was vor. Tut mir Leid, Leon.“, flüsterte Fabi – oder war es mehr ein Zischen? – kurzangebunden. „Ist ja schon okay.“, erwiderte ich im Versuch ihn zu beschwichtigen. „Alles in Ordnung.“ Fabi reagierte nicht und als ich ihn anstupsen wollte, fuhr mich unsere Mathelehrerin an und beendete so effektiv unser Gespräch. Oder mein Gespräch, angesichts der Beteiligung meines besten Freundes, der seit ewigen Zeiten zum ersten Mal ein Geheimnis vor mir hatte. Donnerstags hatte ich nur sechs Stunden, deshalb war ich früh zu Hause. Ich hatte sogar meine Hausaufgaben schon alle gemacht. Und so saß ich an diesem Donnerstag Anfang April an meinem Schreibtisch, vor meinen erledigten Aufgaben und es war fünf Uhr. Mit großen Augen starrte ich meine unordentliche Handschrift an, als ob mir meine Analyse von „Paris“ von Camille die Situation erläutern würde, wenn ich es nur stark genug wollte. Nach einer halben Stunde erfolglosen Stierens schüttelte ich meinen Kopf in einem erfolgreichen Versuch, dieses merkwürdige Gefühl loszuwerden, dass irgendetwas passiert war oder gerade passierte. Ich ging früh ins Bett und auch am Freitag hörte ich meinen Wecker. Bis zum Frühstück mit Marlon hätte ich fast geglaubt, ich sei in einer Zeitschleife des Vortages gelandet. Wenn er es geschafft hätte, dass auch heute sein Nutellabrot auf der unwahrscheinlichen Nicht-Nutella Seite landete, wäre ich vollends überzeugt gewesen. Alles in allem war alles in Ordnung, bis wir uns auf den Weg zur Schule machten. Vor der Tür stand kein Fabi. „Vielleicht ist er krank.“, meinte Marlon, als er meine Verwirrung bemerkte. „Mach dir keine Sorgen.“ Und ich hörte auf meinen Bruder. Ich machte mir keine Sorgen. Freitags hatte ich nur ein einziges Fach mit Fabi zusammen. Meinen Englisch Leistungskurs – nein, Sprachen sind nicht nur etwas für Mädchen – und der fiel aus. Vanessa, die in Geschichte neben mir saß, erzählte mir auf meine Nachfrage, er sei in der Schule und scheine ganz normal gelaunt zu sein. Verwundert über den Grund für seine Abwesenheit heute Morgen suchte ich nach einer Erklärung. Vielleicht hatten wir einander verpasst. Vielleicht hatte heute Fabi verschlafen. Oder vielleicht war es etwas anderes. -M-Mo-Mom-Mome-Momen-Moment- Etwas anderes stand neben meinem besten Freund, als ich mich mit ihm wie gewöhnlich vor dem Schultor traf. Etwas anderes stand da, und sie war hübsch und sympathisch und begrüßte mich höflich. Etwas anderes hatte einen Namen und ging in die zehnte Klasse und war viel eher jemand anderes. Fabi stellte mir seine Freundin vor und ich brachte nur ein leichtes Nicken zu Stande. „Na dann bring ich dich jetzt mal nach Hause.“, sagte er. Nicht zu mir, sondern zu ihr. „Ciao, Leon!“, rief er mir zu und schritt wie auf Wolken neben ihr die Straße entlang. Nicht in die Richtung, in der ich wohnte, sondern in die Richtung, in der sie wohnte. In diesem Moment, als Fabi sie bei der Hand nahm und sie auf diese spezielle Art anlächelte und sie auf die Nasenspitze küsste, in diesem Moment zerbrach irgendetwas in mir. -M-Mo-Mom-Mome-Momen-Moment- Kapitel 2: Zweiter Moment: Einsehen ----------------------------------- Hello again, schön euch wieder zu sehen! Titel: Momente Teil: 2/5 Musik: Come a little bit Closer von Jay & the Americans; Friends Don’t Let Friends Dial Drunk von Plain White T’s Disclaimer: Die Wilden Kerle gehören mir natürlich nicht (sonst gäbe es Slash in den Büchern xD) und ich verdiene kein Geld hiermit. Auf die Idee habe ich allerdings volles Copyright. :P Warnung: SLASH. Und das heißt auch Slash. Junge x Junge. Zwar nicht explizit, aber trotzdem. Don’t like, don’t read. Ich habe euch gewarnt. Pairing: FabiOC, LeonFabi/FabiLeon Rating: K+, für Küsse und Umarmungen und vielleicht ein paar Schimpfwörter. Beta: keiner – wenn jemand es für nötig hält und Lust hat, ruhig melden ;) Chapter Dedication: To that one boy who finally apologized, and to Badia for being there, being honest and being sweet. A/N: Ich freue mich sehr, dass ihr auch das zweite Kapitel dieser Story lesen wollt, denn das bedeutet, dass das erste ja gar nicht so schlecht gewesen sein kann^^ Genug der Vorworte, viel Spaß! Eure July-chan/petticoat/speechbubble -M-Mo-Mom-Mome-Momen-Moment- Zweiter Moment: Einsehen Ich konnte nicht mit Sicherheit sagen, was mich an diesem Bild – Fabi und sie – so verletzte. Es war anders als der gebrochene Arm, weil ich blau wie Blue Curacao gegen einen Laternenpfahl gerannt war. Anders als dieses Zwicken im Bauch, weil ich mich über eine versiebte Klausur ärgerte. Und auch anders als dieses schmerzhafte Herzrasen, das mir Gewichte auf die Schultern legte, weil wir ein Spiel verloren hatten. Für eine Sekunde kam mir ein Gedanke, dem ich keine Worte schenken wollte oder überhaupt konnte. Ein kleiner Nadelstich genau zwischen die Rippen und dann entschied ich resolut, dass es nur das Neue war, das Fremde, was mich beunruhigte, weil es meinen grauen Alltag bedrohte, den ich so gerne verleugnete. Mit diesem Grund würde ich leben, denn ich brauchte einen – und das Undenkbare, das wollte ich vergessen. Mit diesem Grund glaubte ich leben zu können und versuchte mich damit anzufreunden. In den folgenden Wochen hörte ich meistens meinen Wecker – oder Marlon – und stand auf. Meistens schlief ich nicht unter der Dusche ein und meistens kam ich pünktlich in die Schule. Nur manchmal – manchmal ist der Ort an dem meistens endet – verursachte das fehlende Sturmklingeln, dass ich zu spät war. Und dann, nachdem ich in die Schule gesprintet war, um zumindest zur zweiten Stunde rechtzeitig zu kommen, pochte mein Herz unter meinen atemlosen Lungen mit etwas mehr als Anstrengung. Kurz bevor ich in Versuchung kam, dem Namenlosen einen Namen zu geben, biss ich mir auf die Zunge und wandte mich mit einer Entschuldigung an meinen Lehrer. So ein Manchmal-Tag war auch dieser Freitag, Ende April, genau drei Wochen nachdem sie aufgetaucht war und meinen besten Freund geblendet hatte. Missgünstig schüttelte mein Deutschlehrer den Kopf und presste die Lippen aufeinander, wie Fabi es hin und wieder tat, wenn er meinte, ich hörte ihm nicht zu. Mit gesenktem Blick schlich ich zu meinem Platz neben Fabi und lächelte ihn unbeholfen locker an. Er hatte mir seit jenem Tag keine Moralpredigt mehr gehalten, also erwartete ich auch jetzt keine. Es war, als hätte er aufgehört sich darum zu kümmern. So wie er aufgehört hatte, sich jeden Tag mit mir zu treffen und über alles zu reden, was uns in den Sinn kam. Irgendwo fragte ich mich allerdings, warum er mir nie zuvor von ihr erzählt hatte. Stattdessen war aus unseren Gesprächen unbequemer Smalltalk geworden. Ungeduld und Höflichkeit stritten sich in Fabis Grinsen und in seiner Stimme und ich war so wütend auf sie. Denn obwohl ich sie so gerne vertrieben hätte – vertrieben und weggeschickt und verjagt – konnte ich nicht lügen und sagen, sie machte Fabi nicht irgendwie glücklich. Dieses spezielle Lächeln, das man nur von einem ganz besonderen Menschen lernen kann, gefiel mir fast noch besser auf ihm als sein unwiderstehliches. Und trotzdem nagte etwas an mir, ein kleines Paar Zähne, das mit jedem seiner Lächeln wuchs, und flüsterte, dass sie ihn nicht verdiente und wieder diesen wortlosen Gedanken vor meine geschlossenen Augen malte. Ich zog meinen Kugelschreiber diagonal über mein ganzes Blatt und riss mich so aus meinen Überlegungen. „Alles klar?“, murmelte Fabi skeptisch neben mir. Erstaunt schaute ich zu ihm hoch. „Ja... ja, klar. Was soll schon sein?“, brachte ich hervor und wunderte mich, ob die ganze Spannung in der Luft zwischen uns vielleicht nur meine Schuld war. Vielleicht verhielt er sich ja gar nicht so anders als sonst, sondern ich war überempfindlich. Ich, mit meinem unverbesserlichen Hitzkopf. „Heute fünf Uhr?“, fragte ich, eher aus Gewohnheit als aus Interesse an einer Antwort, die ich sowieso schon kannte. Natürlich schüttelte er den Kopf. Natürlich sagte er ab. Natürlich – „Nein, aber wir sehen uns doch bestimmt auf der Stufenparty, oder?“ Für einen Moment schlug mein Herz nicht in Harmonie mit meinem Atemrhythmus und ich verschluckte mich an dem Satz in meinem Kopf, den ich gerade begonnen hatte. Unsere Stufenparty. Verdammt, die hatte ich ja total vergessen! „Aber auf jeden!“, antwortete ich, nur ein kleines bisschen zu euphorisch und ein kleines bisschen zu laut. „Leon, wie schön, dass du dich freiwillig meldest uns nächste Stunde einen Vortrag über den Illuminatenorden zu halten.“ Ich öffnete den Mund, um meinem Lehrer zu widersprechen und schloss ihn dann wieder, weil mir vor lauter Chaos im Kopf keine Ausrede einfallen wollte. „Ja, du darfst Wikipedia benutzen. Ausnahmsweise ist der Artikel dazu in Ordnung.“ „Ok.“, resignierte ich. „Wie lang soll der Vortag werden?“ -M-Mo-Mom-Mome-Momen-Moment- Es war halb neun und der Vorraum der Turnhalle war berstend voll. Die Musik war zu laut, aber das war normal, und Fabi war noch nicht da. Ich trank langsam mein El Torro – mit der Betonung auf langsam, damit ich nicht Opfer eines „Brainfreeze“ wurde – und beobachtete die Schüler, die ich kannte oder nicht kannte, wie sie größtenteils noch nicht tanzten. Vanessa legte mir den Arm um die Schultern und schrie mir ins Ohr. „Hey! Auf wen wartest du denn? Du guckst ständig zum Eingang!“ Echt? Das hatte ich gar nicht gemerkt. „Auf niemanden. Ich gucke nur, welchen Kleinkindern die da gerade 18er Stempel geben.“, versuchte ich mich rauszureden, denn ich wartete nicht auf meinen besten Freund. Dass ich von meinem Standpunkt die Farben der Stempel gar nicht erkennen konnte, fiel sicher auch Vanessa auf, aber sie entschied sich dies nicht zu kommentieren. Ich liebe Mädchen und ihr Feingefühl. Ehrlich. Es wurde neun, es wurde halb zehn, es wurde zehn. Marlon tanzte mit Vanessa, die mir immer wieder misstrauische Blicke zuwarf, weil ich immer häufiger zur Tür schielte. Sie hatte nichts mehr gesagt, mir nur hin und wieder durch die Haare gewuschelt, als wollte sie mich aufmuntern. Weiber. Die spinnen doch alle. Ich brauchte keine Aufheiterung, ich brauchte keinen Fabi, ich brauchte mehr Alkohol. Ich war kein Säufer. Ich war selten überhaupt angetrunken, aber seit drei Wochen war ja alles anders, also durfte ich mich heute auch abschießen. Ich schob mich zur Theke durch und bestellte mir einen Wodka-O, obwohl ich den nicht mochte, und schlängelte mich wieder zu Marlon, Vanessa und Juli. „Da geh’ ich nicht noch mal freiwillig durch.“, stellte ich fest und wies hinter mich. „Gut!“, rief Juli, nahm mir mein Getränk aus der Hand und exte es. „Du hattest nämlich fürs erste genug.“ „Ich hatte drei Kölsch und vier El Torro!“, protestierte ich aufgebracht und er erklärte, es wäre ja auch erst zehn Uhr. „Also hattest du genug. Ende.“ Wahrscheinlich hatte er Recht, dachte ich mit einem Seufzen und nickte. Scheinbar zufrieden klopfte er mir auf die Schulter und machte sich auf den gefährlichen Weg durch die Menge, auf der Suche nach einer Tanzpartnerin. Um Viertel nach zehn entdeckte ich endlich Fabis unordentliche blonde Haare zwischen den Türstehern und meine Laune stieg im selben Moment unwahrscheinlich hoch und fiel schneller als ich „Fußball“ sagen konnte wieder in den Keller, weil neben Fabi sie den Saal betrat. Er begrüßte mich mit seinem unwiderstehlichen Lächeln und ließ mich mit ihr stehen, um Getränke zu besorgen. An dem roten Stempel auf ihrer Hand konnte ich erkennen, dass sie noch nicht achtzehn war und ihr schüchterner Augenaufschlag verriet mir, dass sie solche Partys nicht gewöhnt war. „Hey!“, sagte sie und ich war mir ziemlich sicher, dass sie meinen Namen vergessen hatte, so wie ich mir ihren gar nicht erst gemerkt hatte. Unglücklicherweise tat mir das so überhaupt nicht Leid. Kölsch und El Torro gingen über die Theke und der DJ machte zum dritten Mal darauf aufmerksam, dass es nach zwölf war. Fabi war ihre Begleitperson – nicht meine -, deshalb konnte sie bleiben, und ich stand immer noch da, „bewegte mich rhythmisch“, vermied Augenkontakt mit Vanessa und musste mit ansehen, wie Fabi sie küsste und umarmte, mit ihr tanzte und sich jemand anderen suchte, wenn sie eine Pause brauchte. Er war angeheitert, das sah ich an seinen schludrigen Gesten und an seinem mutigen Hüftschwung, der mich schlucken ließ, warum auch immer – ich wollte das ganz bestimmt nicht wissen. Er schmiegte sich an sie und an Marleen, und an Badia, und an Steffy, und an Juli, und an alles, was sich sonst noch bewegte. Außer an mich. Und nach einem besonders schnellen Song, auf den Fabi besonders lasziv mit jemandem getanzt hatte, verfing sich der Atem in meinem Hals aus einem anderen Grund als wegen der Hitze oder dem Zigarettenqualm. Da war irgendetwas, und ich hatte eine Ahnung. Und ich hatte eine noch stärkere Ahnung, dass ich es nicht wissen wollte. -M-Mo-Mom-Mome-Momen-Moment- Am Samstag hatte ich einen Kater. Oder zumindest Kopfschmerzen. Dummerweise war ich heute dran, mit Socke spazieren zu gehen. Also stand ich viel zu früh auf und fügte mich meinem Schicksal. Nach eineinhalb Stunden Schlafwandeln hatte ich es irgendwie geschafft, tatsächlich zurück nach Hause zu finden und freute mich schon darauf, wieder ins Bett zu kriechen. Aber Marlon wäre ja nicht Marlon, wenn er nicht auch die Pest wäre und deshalb machte er mir natürlich einen Strich durch diese Rechnung. Auf dem Küchentisch lagen zehn Euro und ein Notizzettel mit der krakeligen Handschrift meines Bruders. „Bitte neue Fernsehzeitung kaufen! Und bring was vom McDoof mit. Bin um eins wieder da. – Marlon“ Außerdem besaß er doch wirklich die Dreistigkeit seine Anweisung mit einem Herzchen zu versehen! Ich knüllte den Zettel zusammen und warf ihn in den Müll. Daneben. Scheiße. Widerwillig fuhr ich in die Stadt und stapfte zum nächstbesten Geschäft, in dem es Fernsehzeitungen gab. Irgendwie kam ich mir verloren vor. Es war Frühling, bald Maifeiertag. Ich hatte niemanden, dem ich einen Maibaum stellen konnte, und niemanden, der mir einen stellte. Es war Frühling, Fabi hatte eine Freundin und die ganze Stadt platzte fast vor Pärchen und speziellen Lächeln. Es war Frühling, ich war allein und... ich musste mir etwas eingestehen. In diesem Moment, als ich allein durch die Stadt lief, mir glückliche Pärchen entgegen kamen und in meinem Bauch Neid und Tagträume hoch kochten, in diesem Moment sah ich ein, dass ich verliebt war. -M-Mo-Mom-Mome-Momen-Moment- Kapitel 3: Dritter Moment: Schämen ---------------------------------- Willkommen zurück! Titel: Momente Teil: 3/5 Musik: I think I love you von Less Than Jake; Without Love aus Hairspray Disclaimer: Die Wilden Kerle gehören mir natürlich nicht (sonst gäbe es Slash in den Büchern xD) und ich verdiene kein Geld hiermit. Auf die Idee habe ich allerdings volles Copyright. :P Warnung: SLASH. Und das heißt auch Slash. Junge x Junge. Zwar nicht explizit, aber trotzdem. Don’t like, don’t read. Ich habe euch gewarnt. Pairing: FabiOC, LeonFabi/FabiLeon Rating: K+, für Küsse und Umarmungen und vielleicht ein paar Schimpfwörter. Beta: keiner – wenn jemand es für nötig hält und Lust hat, ruhig melden ;) Chapter Dedication: To Honey for telling me he’s not worth it and for driving me home. And to “that boy”’s girlfriend, because I was somewhat happy when they broke up. Sorry. A/N: Und zum dritten Mal wünsche ich euch an dieser Stelle, in diesem Moment viel Spaß! Und widmet euch nachher ruhig für einen Moment dem Schreiben eines Reviews, ja? Eure July-chan/petticoat/speechbubble -M-Mo-Mom-Mome-Momen-Moment- Dritter Moment: Schämen Drei Wochen waren eine verdammt lange Zeit, stellte ich fest. Man konnte sich verlieben, - Herz über Kopf verlieben, - man konnte feststellen, dass man verliebt war, - Hals über Kopf feststellen, - dass man verliebt war, und man konnte sich das Herz brechen. Drei Wochen waren eine verdammt lange Zeit, und mit drei Wochen war es noch nicht genug. Nicht genug Wut, nicht genug Liebeskummer, nicht genug Unsicherheit. Ich war wütend auf sie, weil sie mir Fabi weggenommen hatte. Ich war wütend auf ihn, weil ich ihm nicht mehr wert war als sie. Und ich war wütend auf mich, weil das alles so kitschig war. Ich hasste das Wort Liebeskummer – und zwar nicht nur, weil es so rosa klang, sondern weil ich jetzt genau wusste, dass es alles andere als rosa war. Es war scheiße. Und zu guter Letzt war ich unsicher. Warum? Ich spielte Fußball. Ich war ein Wilder Kerl. Und ich stand auf meinen besten Freund. Warum zum Teufel sollte ich nicht unsicher sein?! Wie schafft man es, von einem Moment auf den nächsten zu begreifen, dass gerade sein halbes Leben auf dem Kopf steht? Wo findet man Antworten und Lösungen zu Fragen und Problemen, die man bisher milde belächelt hat? Und wieso merkte ich erst jetzt, dass zwischen „bester Freund“ und „fester Freund“ ein verschwindend kleiner Unterschied bestand? -M-Mo-Mom-Mome-Momen-Moment- 23, 24, 25... Ich zählte die Runden, die ich um den Teufelstopf gerannt war. Meine Waden brannten mit meiner Lunge um die Wette, aber mein Kopf war immer noch nicht leer. Die Ziffern auf meiner Armbanduhr ermahnten mich, nach Hause zu gehen, und ins Bett, aber wer hörte schon auf seine Armbanduhr? Wer dachte an Schlaf, wenn er sich vor seinen Träumen fürchtete? Knapp fünf Wochen lang quälte mich mittlerweile dieses rosarot-pechschwarze Gefühl, das seit beinahe zwei Wochen einen Namen hatte. Kleider machen Leute, Namen machen Monster, und dieses wollte einfach nicht unter meinem Bett bleiben. 29, 30, 31. Keuchend hielt ich an und ließ mich auf die Wiese fallen. Ich schloss die Augen und konzentrierte mich nur auf meinen Atem und meinen Herzschlag. Langsam verebbte das Pochen und Stechen in meinem Brustkorb und mein Kopf war zwar immer noch nicht leer, aber wieder klar. Bevor Fabi wieder darin herumgeisterte, musste ich noch ein paar Dinge durchdenken. Zunächst war da die Tatsache, dass ich nicht nur Mädchen, sondern auch Fabi mochte. Hey, wo war das Problem? Ich war bestimmt nicht alleine damit. Und der einzige Fußballer mit dieser Orientierung war ich sicher auch nicht. Ich musste ja nicht gleich damit an die Zeitung gehen. Es reichte, wenn ich das erstmal für mich behielt. Irgendwann würde ich mit Marlon und Papa darüber reden. Und mit Fabi natürlich. Vielleicht mit den Wilden Kerlen, wenn sich in ferner Zukunft eine günstige Gelegenheit ergab. Vanessa ahnte ohnehin schon etwas, da war ich mir ziemlich sicher. Es war eine gute Lösung, befand ich stolz, allerdings hatte ich auch lange genug darüber gebrütet. Zu akzeptieren, dass ich Jungs mochte, das war nämlich schwerer als zu akzeptieren, dass ich Fabi mochte. Wie gesagt, da ist nur ein ganz feiner Unterschied zwischen „fester Freund“ und „bester Freund“, und das kam mir nach einer Weile des Grübelns ganz natürlich und logisch vor. Ich atmete tief ein und aus, als ob ich alle meine Geheimnisse und Einsichten und Sorgen wegpusten könnte. Eine Pusteblume, deren Samen durch den Himmel tanzten. Mein Herz wurde ganz leicht. Ich sah auf und fühlte mich, als könnte ich nach den Sternen greifen. Es war mir egal, wie das klang, es war mir egal, was die anderen dachten, es war mir für einen Moment sogar egal, dass es sie immer noch gab. Die ganze Spannung, die mich über die letzten Wochen gelähmt hatte, fiel von mir ab. Der Abend war lau, ich war total erschöpft und für ein paar Minuten war alles wieder in Ordnung. Ganz plötzlich, ganz kurz, ganz wundervoll. Mit ein bisschen federnden Schritten machte ich mich auf den Heimweg, ein wenig widerwillig zurück ins Grau, zurück nach Hause, zurück zu Marlon und zu Papa, zurück ins Schweigen, zurück ins Hasischatzimausiland, wo nicht ich sondern sie Fabis Hand hielt. Aber etwas Farbe kam mit mir, in den Gras- und Dreckflecken auf meiner Hose und in meinem zugegebenermaßen leicht müffelnden Shirt. - Wo ist eine Dusche wenn man sie braucht? – Etwas Farbe und etwas Hoffnung, dass irgendwie alles wieder ins Lot kommen würde. „Wo warst du denn so lange?“, Papa guckte mich böse an. Neben ihm stand Marlon, mit ähnlicher Miene. „Du schreibst morgen Geschichte!“ Oh. Fuck. Klausurphase. Im Spiegel hinter meinem Vater und meinem Bruder wurden die Augen meines seitenverkehrten Ebenbildes so groß wie Pizzateller. „Das hab ich ja vollkommen verpennt!“ Warum passierte so etwas immer nur mir? „Ich geh’ hoch. Lernen. Erster Weltkrieg. So ein Scheiß.“, ich drängte mich an den beiden vorbei; sie machten Anstallten, mich aufzuhalten, ließen allerdings rasch wieder von mir ab, als ich nicht reagierte, sondern einfach weiter in meinen Möchtegern-Drei-Tage-Bart nuschelte. „Dumme Klausurphase. Dumme Lehrer. Setzen die immer zu den ungünstigsten Zeiten an. Haben die nichts Besseres zu tun? Manchmal könnte ich...“ Nur unterbewusst nahm ich wahr, dass Marlon und Papa mir hinterher starrten. „Sag mal, Marlon“, begann mein Vater. „hat Leon irgendein Mädchen im Auge, oder warum ist der so verpeilt?“ „Wenn ich das wüsste“, erwiderte Marlon. „dann hätte ich ihn schon längst verpetzt. Glaub mir.“ Wenn meine Augen vorhin so groß wie Pizzateller gewesen waren, dann waren meine Ohren jetzt röter als die Lippen von Dita von Teese. Noch ein bisschen schneller als vorher rannte ich die Treppe hinauf... Kann man Farben überhaupt steigern? -M-Mo-Mom-Mome-Momen-Moment- In der nächsten Woche lief alles drunter und drüber und insgesamt ganz gut. Ich redete wieder etwas mehr mit Fabi, der unbequeme Smalltalk wurde ein wenig angenehmer. Meine Klausuren setzte ich mal nicht total in den Sand, sogar in Geschichte hatte ich Glück mit der Quelle, die wir analysieren mussten. Vor lauter Stress kam ich auch nicht großartig dazu mir Gedanken zu machen, das einzige, was mir Zähneknirschen bereitete, war das tägliche Nach-der-Schule-Bild von Fabi und ihr, das mich so unglaublich eifersüchtig machte. Das größte Problem dabei war, dass ich es immer noch nicht schaffte, sie zu hassen dabei. Im Gegenteil. Ich mochte sie. Sie hatte ihn verdient. Er war süß und charmant und treu und ehrlich und sie hatte ihn verdient. Kacke verdammte. Und mit jedem Kuss den ich beobachtete, mit jeder Umarmung und jedem speziellen Lächeln wurde mir ein bisschen klarer, was ich verpasste. Mir wurde übel, denn da, zwischen Schatzi und Mäuschen, da hatte ich keinen Platz. Das tat weh. Das tat weh und tat weh und tat weh. Aber ich fing an, mich damit abzufinden. Ich half meinem besten Freund ihr ein Maiherz aufzuhängen. Ich wünschte ihm viel Spaß mit ihr im Kino, ich klopfte ihm auf die Schulter, wenn er rot wurde und murmelte, er wolle nicht von ihrem letzten Treffen erzählten. Es wurde Freitag und es wurde Montag, die Klausurphase ging vorbei und der Sommer kam in großen Schritten auf uns zu. Es war Mitte Mai. Jetzt dauerte das Ganze schon fünfeinhalb Wochen und ich konnte es einfach nicht bleiben lassen. Alles Vernünftige in mir sträubte sich dagegen, aber leider war in mir nicht allzu viel davon. Ich träumte und ich zwang mich selbst zum Lächeln. Ich schaute zu und beneidete. Ich seufzte und sehnte. Ich begann zu schreiben, in der Hoffnung, meine Gefühle loszuwerden könnte mir helfen, sie loszulassen. Fehlanzeige. Natürlich. Natürlich und logisch, da war es wieder. Ich war so verknallt in meinen besten Freund, in meinen Fabi, dass meine Gedanken nichts anderes taten als sich im Kreis zu drehen. Und mehr als das fand ich auch nicht in dem was ich schrieb. Melodische Melancholie, Schokoladenanspielungen, In Need Of A Break und schlicht und einfach Verliebt. Hoffnungslos. Endlos. Es war Mittwoch und ich hatte Vanessa versprochen, dass ich mit ihr Hairspray gucken würde – wer denkt sich so ein Zeug eigentlich aus? -, weil Marlon nicht wollte. – Warum konnte ich das bloß zu gut nachvollziehen? Es war Mittwoch und ich hatte schon sieben von acht Stunden abgesessen. Ich war heute in Literatur für unseren Beleuchter eingesprungen und versuchte nun gleichzeitig das Mischpult zu betätigen und nicht daran zu denken, dass Fabi mit Hemd und Krawatte wirklich, wirklich gut aussah. Ich beneidete sowohl Lisa, mit der er flirten musste, sobald „seine Frau“ aus dem Zimmer gegangen war, als auch Hanna, die sich von ihm von der Bühne ziehen lassen durfte. Kacke verdammte. Wo war eine Wand, wenn man sie brauchte? Ich biss mir auf die Zunge und hielt die Luft an. Scheinwerfer synchron halten. Sonst nichts. Vor lauter Schwärmerei und Eifersucht fiel mir gar nicht auf, dass Fabi überhaupt nicht bei der Sache war. Unsere Aufführung von „Dreimal Leben“ war übernächstes Wochenende und er spielte, als hätte er erst vor drei Wochen den Text bekommen. Vielleicht hätte es mir auffallen müssen. Vielleicht hätte ich es früher schon merken sollen. Vielleicht hätte ich ihn dann davon abhalten können, egal ob es mir weh tat oder nicht. Aber ich sah nichts und ich tat nichts. Die Stunde ging rum, Vanessa wartete vor der Tür auf mich und vor dem Schultor wollte ich mich von Fabi verabschieden, als ich die beiden sah. Ich hätte am liebsten vor Freude getanzt. In diesem Moment, als Fabi sich entschuldigte und so furchtbar traurig blickte, ihr die Tränen kamen und mir das Herz vor Glück überging, in diesem Moment, schämte ich mich für meine Erleichterung. -M-Mo-Mom-Mome-Momen-Moment- Kapitel 4: Vierter Moment: Schweigen ------------------------------------ Na, Tach auch. Kommst du öfter hierher? Titel: Momente Teil: 4/5 Musik: Alles war ich will von de Höhner, Circle Circle Dot Dot von Jamie Kennedy Disclaimer: Die Wilden Kerle gehören mir natürlich nicht (sonst gäbe es Slash in den Büchern xD) und ich verdiene kein Geld hiermit. Auf die Idee habe ich allerdings volles Copyright. :P Warnung: SLASH. Und das heißt auch Slash. Junge x Junge. Zwar nicht explizit, aber trotzdem. Don’t like, don’t read. Ich habe euch gewarnt. Pairing: FabiOC, LeonFabi/FabiLeon Rating: K+, für Küsse und Kitsch und vielleicht ein paar Schimpfwörter. Beta: keiner – wenn jemand es für nötig hält und Lust hat, ruhig melden ;) Chapter Dedication: To my mom who loves me no matter what I do, to my dad who is so proud of me and to those two whose hearts I broke. A/N: Mit diesem Kapitel bin ich nicht so ganz zufrieden, wenn ihr Vorschläge habt, wo ich was ändern kann, damit es schlüssiger wird, ich freu mich über konstruktive Kritik. Ansonsten viel Spaß! Eure July-chan/petticoat/speechbubble -M-Mo-Mom-Mome-Momen-Moment- Vierter Moment: Schweigen Es war ein bisschen komisch – das, was danach kam. Ich hatte in einem Anflug von Naivität und Wahnsinn – ein Teil von mir nannte es im Stillen „Liebeswahn“ – geglaubt, gehofft, dass von einem Moment zum nächsten wieder alles so sein würde, wie es vor ihr gewesen war. So unbegründet schien mir das im Grunde auch gar nicht. – Sind Wortspiele nicht etwas Tolles, um den Ernst der Sache zu veralbern? – Schließlich war ja auch von einem Moment zum nächsten alles aus dem Ruder gelaufen. Aber auf der anderen Seite war da ja viel mehr als nur sie, die hätte verschwinden müssen. Zum Beispiel meine Gefühle... Und außerdem – das war die dritte Hälfte, das vierte Drittel – drehten sich meine Gedanken im Kreis. Eine Art Freudentaumel, aber gemäßigt; vollkommene Ausgelassenheit, aber unter Kontrolle. Schwachsinn. Wortkotze. „Leon!“, rief Fabi von der Ecke und wedelte hektisch mit den Armen, um meine Aufmerksamkeit zu gewinnen und sie in einem darauf zu lenken, dass wir einmal mehr etwas spät dran waren. Aus meinen wirren Gedankengängen gerissen sprintete ich ihm hinterher, als er in der nächsten Straße rechts verschwand. Es war irgendein Tag, Anfang Juni und - verdammt, erst zwei Monate seit die ganze Sache begonnen hatte – seine Trennung von ihr lag etwas mehr als eine Woche zurück. Fabi nahm mich nicht mehr bei der Hand um mich zur Schule zu zerren, aber er klingelte mich morgens wieder aus den Federn. Er hielt mir keine Standpauken mehr, aber er sah mich wieder vorwurfsvoll an. Er traf sich nicht mehr jeden Tag mit mir, aber er traf sich wieder mit mir. Und das machte das Leben zwar nicht perfekt, aber doch schon wieder um einiges besser als es zu ihrer Zeit gewesen war. Das Glas war halbvoll. Und das nicht mehr lange. -M-Mo-Mom-Mome-Momen-Moment- Grummelnd saß ich neben einem ähnlich miesepetrigen Fabi, der gerade erfahren hatte, dass wir die ersten beiden Stunden frei hatten. Das war gleichbedeutend mit vollen zwei Stunden – zwei verflixten, vergeudeten Stunden Schlaf! Und nun quetschten wir uns zu dritt – mit Maxi – auf das alte Sofa im Schulcafé, welches im Übrigen nur für zwei vorgesehen war. Maxi kritzelte still seine Mathe-Stundenaufgabe hin, Fabi knirschte mit den Zähnen und las Edgar Allan Poe: Selected Tales und beide waren nicht sonderlich ansprechbar, also stopfte ich mir meine Kopfhörer in die Ohren und drehte meinen iPod auf, um die Geräuschkulisse, die nicht unerwähnt bleiben soll, auszublenden und vielleicht ein paar Minuten Schlaf nachzuholen. Damit war allerdings auch schnell wieder Schluss – wäre ja zu schön gewesen. Maxi zwickte mich unsanft von rechts in die Seite und Fabi zupfte links neben mir an meinen Haaren. Benommen stellte ich fest, dass mein Kopf auf seine Schulter gesunken war. Rosarote Farbe schoß mir in die Wangen und ich verfluchte jedes höhere Wesen, das auf derartig stereotypische Kitsch-Szenarien abfuhr. Glücklicherweise lachte mich Fabi aus, weil das – oder ‚der’ - Kabel meines Kopfhörers auf meinem Gesicht abgezeichnet war, und löste so die Spannung, von der - abgesehen von meiner Wenigkeit - wahrscheinlich ohnehin niemand Notiz genommen hatte. „Spielst du mit Stadt-Land-Fluss?“, fragte er, nachdem er sich wieder gefangen hatte. „Klar.“, erwiderte ich simpel. Als es zur Pause klingelte hatte ich einige interessante Erkenntnisse gewonnen, zum Beispiel, dass Hessen eine Stadt war, dass man Vogel eigentlich Fogel schrieb, dass Bismarck ein Beruf war und dass mir bei Namen mit F nur der eine einfiel, so sehr ich mir auch das Hirn zermarterte. Himmel, Arsch und Wolkenbruch, sogar Fabi selbst fielen noch andere ein! Das war nur noch ein Zeichen mehr dafür, dass es mich so was von krass erwischt hatte. Und das war eine Sache, von der ich manchmal immer noch nicht wusste, was ich davon halten sollte. Das ist ein zu weites Feld, um Vater Briest von Fontane zu zitieren. So ein Scheiß. -M-Mo-Mom-Mome-Momen-Moment- On with the show. Wenn ich vor drei Wochen noch geglaubt hatte, es wäre schwer, dass ich Fabi so selten sah, dann hatte ich mich schwer getäuscht. Es tat noch ein kleines bisschen mehr weh, jedes Mal, wenn ich ihn sah. Jedes Mal, wenn wir zusammensaßen und quatschten, jedes Mal, wenn wir trainierten; jedes Mal, wenn ich in seiner Nähe war eben. Mein Herz klopfte und pochte als hätte ich einen Kaffeerausch, mein Bauch kribbelte als hätte ich Gott weiß was für Ameisen und sonstiges Getier verschluckt. Sein unwiderstehliches Lächeln machte seinem Titel alle Ehre und elektrisierte mich. Und dann schaltete sich mein Kopf ein, hallo, der gehört nicht dir, und mir wurde übel. Ich muss irgend etwas sagen, flüsterte es in meinen Ohren – ungefähr so leise wie ein Presslufthammer. Fabi saß neben mir, in unserem alten Geheimversteck bei den Ratten von außergewöhnlicher Größe und der Twin Mustang, in der wir seit einer halben Ewigkeit nicht mehr geflogen waren. „Wieso hast du dich eigentlich von ihr getrennt?“, fragte ich nach etwas Zaudern und Zögern. Fabi guckte überrascht auf und es schien, als suchte er in meinem Gesicht nach einer Antwort. „Es… hat einfach nicht funktioniert.“, begann er. „Sie… ich… ich war so eingeengt. Ich mochte sie wirklich, aber das heißt ja nicht, dass ich nur noch mit ihr etwas unternehmen will. Sie hat alle meine Zeit beansprucht. Ich hatte ja kaum noch Zeit für meine Hausaufgaben, geschweige denn für Mama oder für dich oder für die anderen Wilden Kerle. Das ging einfach nicht. Verstehst du?“ Ich nickte. Natürlich verstand ich es nicht, aber ich wusste, was er meinte. Ich hatte die Konsequenzen ja am eigenen Leib erfahren müssen. „Und… warst du so richtig, richtig verliebt in sie?“, hakte ich nach. „Weiß nicht. Ich glaube nicht. Nicht so ganz, aber ich war verdammt nah dran. Ich vermisse sie sogar irgendwie, aber euch… dich… das hier… hab ich mehr vermisst.“ Das tat gut. Das ließ ein warmes Gefühl in meinem Bauch aufflackern, das sich ausbreitete bis in die Zehen und in die Fingerspitzen. „Ich hab dich auch vermisst.“, flüsterte ich und ganz vorsichtig lehnte ich mich an ihn an. Fabi lächelte und legte seinen Arm um meine Schultern. „Was bist du denn heute so sentimental, Leon?“ Ich antwortete nicht. Ich fand keine Worte. Oder doch? Ja, verdammt! Sag schon etwas, Leon! „Ich, ich glaube ich… nein, ich weiß es… ich hab mich in dich verliebt, Fabi.“, die Worte fielen schneller von meinen Lippen, die Last schneller von meinen Schultern als mein Kopf irgendeinen Einwand hätte vorbringen können. Es klang fürchterlich. Falsch. Fabi verkrampfte sich. „Was?“, krächzte er und ließ mich los und sprang auf. Eine neue Last erschlug mich, nahm mir den Atem und die Stimme. „Leon!“, rief er und klang ein bisschen verzweifelt und ein bisschen wütend. Ich konnte immer noch nichts sagen. „Rah!“, grollte Fabi, machte auf dem Absatz kehrt und stürmte heim. Vollkommen überfordert blieb ich sitzen und starrte die Twin Mustang an, wie sie vor meinen Augen abhob und mich vollkommen alleine ließ. Ich hatte alles kaputt gemacht. -M-Mo-Mom-Mome-Momen-Moment- An diesem Abend lag ich für eine halbe Ewigkeit wach. Ich war todmüde, aber ich wollte und konnte nicht schlafen. Ich hatte dieses komische Gefühl, so ähnlich wie wenn man den ganzen Tag darauf wartete ins Bett zu gehen und sich dann nicht traute einzuschlafen, weil die Nacht sonst so schnell vorbei geht. Der Unterschied war nur, dass mein Herz viel zu aufgewühlt und meine Angst, Fabi im Traum zu treffen und noch einmal diese widerlichen Schmerzen durchzustehen, viel zu groß war. Ich biss mir die Lippen blutig und nagte meine Fingernägel bis aufs Fleisch ab. Ich stand auf und plünderte Marlons Süßigkeiten Vorrat. Ich trank von Papas Calvados, suchte nach einer DVD, die ich nicht mit Fabi gesehen hatte, versuchte irgendwie, irgendwie diese Ruhelosigkeit und Erschöpfung, diese Leere und diese Flut von Gefühlen loszuwerden. Halb drei, zeigte mir die Küchenuhr. Ich räumte alle Töpfe aus dem Schrank und begann zu kochen. Spiegeleier. Spaghetti Bolognese. Mousse au Chocolat. Ich sammelte alle Wäsche, die ich finden konnte, und stellte die Waschmaschine an. Ich versuchte zu schreiben und versank in zerknülltem Papier. Ich putzte das Bad, ich las Zeitung. Um fünf Uhr kam Marlon die Treppe runter. Ich war gerade dabei, das Wohnzimmer umzuräumen. „Sag mal, Leon, was soll der Scheiß?! Weißt du eigentlich was du hier für einen Lärm machst?!“, brüllte mein großer Bruder und ich sah ihn erschrocken an. „Du kannst froh sein, dass Papa nicht da ist! Geh ins Bett, ich will pennen!“ Ich blickte ihn immer noch mit großen Augen an und merkte, wie diese langsam anfingen zu brennen. Mein Hals war wie zugeschnürt, ich bekam keine Luft, brachte keinen Ton heraus. Meine Lippen bebten. „Leon, was ist los?“, fragte Marlon, plötzlich besorgt. Und mit einem Mal krachte alles auf mich ein. Alles, was ich vorher nicht wahrhaben wollte, alles, was ich vorher versteckt hatte, und ich begann zu weinen. Fing an zu schluchzen und zu schreien. Marlon sprach nicht. Nicht ein Wort. Er kam nur zu mir und drückte mich und ließ mich heulen. Er wollte gar nicht wissen, was mich in einen derartigen Zustand versetzt hatte und ich war ihm so dankbar. -M-Mo-Mom-Mome-Momen-Moment- Ich blieb zu Hause, am nächsten Tag. Marlon erwähnte die letzte Nacht nicht ein einziges Mal und ich musste gestehen, dass ich den besten großen Bruder der ganzen Welt hatte. Wie es von hier weiter gehen sollte, das wusste ich nicht. Alles war kaputt, zwischen Fabi und mir. Der reinste Scherbenhaufen - und ich war immer noch so furchtbar verliebt, dass es weh tat. Und so blieb es für zwei Wochen. Zwei Wochen lang war mein Leben die Hölle und noch ein bisschen schlimmer. Nach diesen zwei Wochen, klingelte es mittags an einem Samstag Mitte Juli, beinahe mitten in den Sommerferien an der Tür. Widerwillig – ist schon fast wieder willig – und meine Wortspiele verfluchend wankte ich zur Tür. Ich öffnete und war versucht, die Tür auch gleich wieder dem ungebetenen Gast vor der Nase zuzuschlagen. Es war Fabi. Er nahm mich entschlossen bei den Schultern, trat die Tür hinter sich zu und führte mich ins Wohnzimmer zurück, zwang mich sanft auf die Couch. Er selbst setzte sich auf den niedrigen Tisch, mir direkt gegenüber. In diesem Moment, als Fabi vor mir saß und traurig zu Boden blickte, in mir Angst und Wut und Schmetterlinge zu einem bleischweren Klumpen verkochten und mein bester Freund ansetzte etwas zu sagen, in diesem Moment konnte ich nur schweigen. -M-Mo-Mom-Mome-Momen-Moment- Kapitel 5: Fünfter Moment: Genießen ----------------------------------- Hello and goodbye – just for now. Titel: Momente Teil: 5/5 Musik: http://www.youtube.com/watch?v=oZdrJYQb49E&feature=channel_page Disclaimer: Die Wilden Kerle gehören mir natürlich nicht (sonst gäbe es Slash in den Büchern xD) und ich verdiene kein Geld hiermit. Auf die Idee habe ich allerdings volles Copyright. :P Warnung: SLASH. Und das heißt auch Slash. Junge x Junge. Zwar nicht explizit, aber trotzdem. Don’t like, don’t read. Ich habe euch gewarnt. Pairing: FabiOC, LeonFabi/FabiLeon Rating: K+, für Küsse und Kitsch und vielleicht ein paar Schimpfwörter. Beta: keiner – wenn jemand es für nötig hält und Lust hat, ruhig melden ;) Chapter Dedication: To Lisa for sharing English, French, German and Latin, and to all those who love Karneval as much as I do. A/N: Nur einen Moment noch und dann ist alles vorbei – oder auch nicht^^ Denn eigentlich fängt es ja jetzt erst an. Mal sehen, ob ihr auch von den Dingen erfahren wollt und werdet, die noch kommen. Hoffe auf beides. ;) Eure July-chan/petticoat/speechbubble -M-Mo-Mom-Mome-Momen-Moment- „Mann, Leon.“, flüsterte er, so als sei ihm selbst nicht ganz klar, was er gerade tat. Ungläubig schüttelte er den Kopf. „Leon.“ Die Art, wie er meinen Namen aussprach entfachte ein merkwürdiges Kribbeln in meinem Bauch. Halb rosarot und halb pechschwarz und ich wusste nicht, welche Hälfte das gute Gefühl war. Fabi schloss die Augen und holte tief, tief Luft. „Leon... ich...“ Ich wollte ihm an den Hals springen, ihm an die Gurgel gehen, ihn würgen, bis er es endlich schaffte, das, was auch immer er mir sagen wollte, hervorzubringen. Die ganze gottverdammte Situation mahlte und hobelte an meinen Nerven, es war nicht zum Aushalten. Catull loderte in mir hoch – scheißegal, wie das klingt -... odi et amo... quare id faciam fortasse requiris... warum zum Teufel konnte ich das auswendig?! ... Non scio und ich wusste es wirklich nicht, sed fieri sentio et excrucior... ich wurde vielleicht nicht gekreuzigt, aber irgendwie sagte mir die Metapher zu. Ich wünschte, ich könnte etwas tun, statt es nur geschehen zu fühlen. Fabi, sag doch etwas! „Leon, verdammt! Schau mich nicht so an!“, ein Gefühl schimmerte in seinen Augen. „Verdammt. Es tut mir so Leid, Leon.“, krächzte er und legte mir die Hände auf die Schultern. Mein Name auf seinen Lippen blieb mir im Halse stecken, unwillkürlich verkrampfte ich bei seiner sanften Berührung. „Verzeih mir?“ Es war keine Frage, es war keine Bitte. Es war ein Flehen. Das Gefühl in seinen Augen wurde zu einer Träne, die drohte über seine Wange zu laufen. Ich biss mir auf die Unterlippe, um meinen eigenen Tränen nicht nachzugeben. Fabi lehnte sich nach vorne und zog mich in seine Arme. „Bitte, Leon. Bitte. Wir sind doch beste Freunde. Beste Freunde lassen einander nicht hängen. Es tut mir so Leid.“ Seine Stimme brach mehrmals so stark, dass ich ihn kaum verstehen konnte und ich rechnete jeden Moment mit einem Schluchzen. Statt dessen umarmte er mich noch fester und vergrub sein Gesicht in meiner Schulter. Für eine lange, quälende Weile verharrten wir so, bis ich endlich nicht mehr konnte. Ich erwiderte seine Geste und erwiderte seine Tränen. Und plötzlich schien etwas von meinem besten Freund abzufallen; er begann zu erklären. „Ehrlich, Leon. Ganz ehrlich, wir sind beste Freunde, egal, was passiert. Das habe ich einmal fast vergessen und ich habe mir geschworen, das nie wieder zu tun. Ich kann doch nicht ohne dich.“, er sprach leise in mein Ohr und ich bekam eine ganz fiese Gänsehaut davon. Mein Herz überschlug sich fast, aber mein Kopf erinnerte mich daran, wie Fabi das meinte. Und das schmerzte. „Fabi, hör auf. Du-“ „Sch... ganz ruhig, Leon.“, murmelte er. Warum zum Teufel nannte er mich ständig beim Namen? Und warum zum Teufel klang mein Name so... so? Fabi hatte die Umarmung gelöst und hielt seinen Zeigefinger an meine Lippen. Ich knurrte. Einerseits aus Protest, andererseits aus... Nicht-Protest. Aber weiterzusprechen wagte ich nicht. „Bitte hör mir zu. Hör mich komplett an. Und dann darfst du so viel meckern, wie du willst, okay?“ Ich nickte, er ließ seinen Finger sinken. Sein Versuch eines unwiderstehlichen Lächelns scheiterte kläglich. Ich bemerkte, dass seine Hände in seinem Schoß zitterten, aber ich traute mich nicht, nach ihnen zu greifen, um ihn zu beruhigen. Ich war ja selbst furchtbar aufgeregt. „Du hast mich überrascht. Ich habe kein Problem damit, wirklich nicht. Ich fühle mich geehrt, weißt du? Es gibt eigentlich kein schöneres Kompliment als ‚Ich mag dich’. Du hast mich nur überrascht. Es ist nicht so, als hätte ich selbst nie darüber nachgedacht, wie das wäre mit einem Jungen...- sogar mit dir! Und dann kommst plötzlich du, aus heiterem Himmel, und hast dich verliebt in mich... Verliebt, Leon! – Aber ich schätze so was kann man nicht beeinflussen, hmm?“ Ich schüttelte den Kopf und presste die Lippen aufeinander während mir meine verfluchten weibischen Tränen aus den Augen rannen. Zärtlich wischte Fabi sie von meinen Wangen, bevor er fort fuhr. „Ich kann dir nichts versprechen, Leon, und ich kann mir vorstellen, dass das komisch klingt, aber ich... wenn du möchtest, dann... dann können wir es ja versuchen.“ Ich sog scharf Luft ein, aber als ich antworten wollte, brachte ich keinen Laut hervor. „Ich kann dir nicht versprechen, dass das gut geht.“, gestand Fabi. Ich wusste nicht woher er den Atem nahm. „Aber ich glaube, es könnte klappen. – Ohne Pflichtgefühl, Leon, - ich sage das nicht, weil ich dir nicht weh tun will, sondern weil... na ja, weil es einfach so ist... Es ist natürlich ein Risiko. Wenn es nicht funktioniert, dann breche ich dir vielleicht das Herz. Oder du mir. Aber... ich möchte es trotzdem probieren.“, er stolperte über seine eigenen Worte vor lauter Nervosität und Ehrlichkeit. „No risk, no fun, oder?“, da versuchte er es schon wieder; die Stimmung aufzulockern. „Wir werden beste Freunde bleiben, das schwöre ich. Sonst darfst du mich umbringen. Und wiederbeleben und mich noch mal umbringen.“ Irgendwie war sein Scherz so geschmacklos, dass er wieder herzlich war. „Vertraust du mir, Leon?“ -M-Mo-Mom-Mome-Momen-Moment- „Damit scherzt man nicht, Fabi.“, brachte ich nach einem langen Schweigen hervor. Meine Stimme klang mir selbst ganz fremd; belegt und kratzig, wie Fingernägel auf Schiefertafeln. Schiefertafeln, auf denen pure Angst geschrieben stand. Panik ließ mein Herz noch schneller schlagen und ich verstand nicht, wovor ich mich so sehr fürchtete, dass ich ihm nicht glaubte. Vor dem Aufwachen, vor Fabi, vor einem gebrochenen Herzen, vor einer Chance? „Ich mache keinen Witz, Leon.“, versicherte er mir. „Ich glaube, ich könnte... es lernen, dich so zu mögen.“ Mir blieb der Atem im Hals stecken. „Nimm’ das zurück.“, würgte ich hervor. Fabis Wangen wurden rot vor Wut. „Wieso beim heiligen Muckefuck vertraust du mir nicht?! Ich kann mich in dich verlieben!“ Ich sprang auf und er begann wieder zu weinen. „Nein, verdammt!“, grollte ich und es tat mir so Leid. „Willst du mir keine Chance geben? Willst du nicht versuchen, etwas Schönes zu haben? Mit mir?“ Fabi war verletzt, ich konnte es hören, er sprach so leise... „Doch, natürlich. Verdammte Kacke, natürlich.“, wisperte ich und ging vor ihm in die Knie. Er saß nur da und – weinte, als ich meinen Kopf auf seine Beine legte. „Tut mir Leid, Fabi... Ich hab einfach... Angst.“ Seine Finger strichen zärtlich durch meine Haare. „Hey hoppala“, hickste er. „Denkst du, ich nicht? Vertrau’ mir doch. Ich vertrau’ dir ja auch.“ Er zischte, als sich meine Hände in den Stoff seiner Jeans krallten. „Ich vertraue dir.“ Ich murmelte, nuschelte, hauchte beinahe nur. Für einen Moment stand die Zeit still. Ich biss die Zähne aufeinander und kniff die Augen zu, als erwartete ich einen Schlag ins Gesicht oder ein Weckerklingeln. Plötzlich spürte ich Fabis Lippen an meinem Ohr. „Danke.“, sagte er. Mehr nicht. Mehr war auch gar nicht nötig, als er mich zu sich zog und ich mit einem Mal auf seinem Schoß saß und umarmt wurde. „Ich danke dir.“, flüsterte ich und er schüttelte die Sache abtuend den Kopf. Dann entrang er sich ein kleines, feuchtes Kichern. „Wir sind schon zwei Heulsusen, Leon.“ Ich antwortete nicht. Ich drückte ihn nur noch ein kleines bisschen fester. -M-Mo-Mom-Mome-Momen-Moment- Einen angenehm langen Moment rührten wir uns nicht. Lauschten dem Herzen und dem Atem des anderen. Fühlten die Wärme, die überall war. Um uns, zwischen uns, in uns. Und gewöhnten uns an den Gedanken mehr zu sein, als wir bisher gewesen waren. Es war im Grunde alles zu viel. Das konnte ich gar nicht alles begreifen. Knallrot und Wolke-sieben-weiß drehten in meinem Kopf Loopings. Ich hatte, was ich wollte. Die Panik ließ nach, die Euphorie keimte auf. Ich unterdrückte ein albernes Kichern. Die Stille war so schön. Bis eine Idee in mir erwachte. Ein leiser, kleiner Wunsch... etwas Logisches und Natürliches... etwas... das Fabi mit seiner immer wieder faszinierenden Leon-Kenntnis erriet. „Hey, Leon.“, er stupste mich an und ich lehnte mich zurück um ihm in die Augen zu schauen. Er griente. Eine Mischung aus besonderem und unwiderstehlichem Lächeln. „Sie dürfen die Braut jetzt küssen.“, sagte er, Wangen rot, Augen glitzernd. Es war so schön, ihn lachen zu sehen, nach Tränen und Wut, dass ich ihm so lange nicht antwortete, dass er verunsichert hinzufügte: „Wenn du willst.“ „Sicher?“, fragte ich nach, weil mein Bauch ganz fürchterlich wunderbar kribbelte und ich Zeit schinden wollte. „Sicher.“, bestätigte er schmunzelnd. „Oder küsst du etwa so schlecht?“ „Na hoffentlich nicht.“, erwiderte ich nur etwas zu schüchtern für einen Wilden Kerl. Mit seiner Nase tippte er an meine. Zuckerkitschsüß – aber nichtsdestoweniger verdammt-bin-ich-verschossen-schön. „Dann küss mich doch und ich sag’s dir.“, forderte er und vorsichtig, ganz vorsichtig, legte Fabi seine Lippen auf meine. Schloss die Augen und wartete. Ein bisschen ungeschickt war mein Kuss, ein bisschen ungewohnt war seiner. Er schmeckte nach Tränen, nach bester Freund, nach beseitigten Unterschieden und nach Fabi. Mein ganzer Körper kribbelte, Fingerspitzen und Zehen, alles war warm und ich war so Herz-Über-Kopf verliebt. Alles in allem war alles in Ordnung – mehr als das! - und dieser Kuss war die allerwildeste Sache der Welt. In diesem Moment, als unser erster Kuss endete und Fabi gleich einen zweiten begann und mir das Herz bis zum Hals schlug, in diesem Moment genoss ich den Augenblick. -M-Mo-Mom-Mome-Momen-Moment- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)