The Greatest Man I Ever Knew von Orange-Glass (Snape X Harry) ================================================================================ Kapitel 1: Silhouette --------------------- Für den ungeübten Betrachter wirkte die Straße verlassen. Kein Fenster war erleuchtet, die Hauseingänge lagen in tiefem Schatten. Das Kopfsteinpflaster schimmerte im flackernden Licht der einzigen Straßenlaterne, dann gab es ein surrendes Geräusch und die einzige Lichtquelle war der Mond. Es war keine schöne Gegend, die Häuser waren verkommen und nach Einbruch der Dunkelheit trauten sich nur noch die Katzen hinaus. Doch in dieser Nacht war noch nicht einmal eine von ihnen unterwegs. Es rankten sich viele Gerüchte um diese Gegend, eines übler als das andere und sollte auch nur eines von ihnen stimmen war diese Gegend nicht nur verkommen sondern auch sehr gefährlich. Sie war perfekt. Als irgendwo eine Turmuhr schlug, schälte sich ein Mann aus der Dunkelheit einer kleinen Nische. Er trug einen Mantel dessen Kapuze so groß war, dass sie kein Blick auf seine Augen erlaubte. Zusätzlich hatte er einen Schal um seinen Hals geschlungen, der Kinn und Mund ebenfalls versteckte. Eine kurze Bewegung, dann hatte er Harry auch schon entdeckt und mit ein paar schnellen Schritten war er bei ihm. "Ich habe die Informationen, die sie brauchen" Durch den dicken Schal war er schwer zu verstehen. Unauffällig zog er eine Pergamentrolle aus seiner Manteltasche und steckte sie Harry ebenso unauffällig zu. "Danke" flüsterte Harry und zog sein Gegenüber mit sich, einen Meter rückwärts in eine dunkle Gasse. Er rollte das Pergament auf und überflog die Zeilen, dann nickte er. Geräuschlos verschwand sein Informant wieder in die Dunkelheit aus der er gekommen war. Harry steckte die Pergamentrolle in seinen Umhang und machte kehrt, ging zielstrebig durch den Nebel. An der nächsten Ecke angekommen, zog er einen kleinen goldenen Gegenstand und ließ ihn einmal klicken. Das Licht auf der Straße ging wieder an, ohne dass es jemandem aufgefallen wäre. Harry ging weiter durch die feuchte Nacht, er musste so schnell wie möglich außerhalb der Stadt sein. Apparieren war in Muggelgebieten verboten und Harry hielt nichts an diesem schrecklichen, verwahrlosten Ort. Den Blick nach vorne gerichtet lief er, seine Kapuze ins Gesicht gezogen und den Kragen aufgestellt. Wie automatisch scannte er die wenigen Menschen, die sich auf der Straße befanden. Immer wachsam, wie Moody gesagt hätte. Wieder kroch sich dieses Gefühl in seine Brust, diese ekelhafte Schuld, die ihn seit Jahren begleitete und dies wahrscheinlich bis zu seinem Tod tun würde. Er war tatsächlich einen Moment lang abgelenkt gewesen, sodass er fast einen Mann umgerannt hätte, der in diesem Moment aus einer Gasse geeilt kam. "E-Entschuldigung." murmelte Harry, doch der andere reagierte nicht und lief einfach weiter. Harry stutzte. Dieser Gang...die Silhouette des Mannes kam ihm so bekannt vor, dass er vergaß zu atmen. Doch Harry schüttelte den Kopf. Das konnte einfach nicht sein, er war in Gedanken gewesen und sein Gewissen hatte seiner Wahrnehmung einen bösen Streich gespielt. Er warf noch einen kurzen Blick zurück um sich zu vergewissern, aber der Mann war schon wieder verschwunden. Dass sein Herz immer noch bis zum Hals klopfte, versuchte Harry zu ignorieren und setzte seinen Weg durch die hässlichen Gassen fort. Doch der Vorfall hatte sich in sein Gehirn eingebrannt und er kam mit den Gedanken nicht davon los. Dass dieser Mann nicht Severus Snape sei konnte stand außer Frage. Harry wusste, dass er tot war, er war dabei gewesen, als er seinen letzten Atemzug getan hatte. Er hatte ihn sterben sehen. Bei dem Gedanken daran spürte Harry, wie sich ihm die Kehle zuschnürte. Die große Schlacht von Hogwarts lag nun schon fast sieben Jahre zurück, doch die Erinnerungen suchten ihn immer wieder heim und mit ihnen das schlechte Gewissen. Er hätte so viel anders, besser machen können, wenn er doch nur vorher verstanden hätte. Er hätte viele vor dem Tod bewahren können, er hätte Severus Snape, seinen jahrelangen heimlichen Beschützer, vor dem Tod bewahren können. In Gedanken versunken erreichte Harry den angerenzenden Wald und somit die Apparationssperre. Er atmete tief ein, sah sich einmal um und disapparierte dann direkt in sein Büro. Dort ließ er sich in seinen Sessel fallen und goss sich ein Glas Feuerwhiskey ein. Seufzend zog er die erhaltenen Informationen aus seinem Mantel und ließ das Papier auf den Schreibtisch klatschen. Es war ihm von vorneherein klar gewesen, dass ihm diese Informationen nicht wirklich weiter helfen würde. Harry hatte vor fast vier Jahren gemeinsam mit Neville seine Aurorenausbildung beendet und widmete sich seitdem dem Aufspüren der übrig gebliebenen Todesser. Zaubereiminister Shacklebold hatte Harry zum Leiter des Aurorenbüros machen wollen, doch Harry hatte abgelehnt. Er wollte keine Karriere machen, er machte diesen Job aus nur einem Grund. Er wollte wieder gut machen, was er damals verschuldet hatte. Fred, Moody, Remus und Tonks...Snape. All die Menschen die für ihn gestorben waren. Harry hatte das Gefühl, für sie weiter kämpfen zu müssen. Sieben Jahre, und seine Brust schmerzte immer noch, als wenn er wieder in der großen Halle stünde und auf ihre Leichen herabsehen würde. Er schluckte und nahm einen großen Schluck Whiskey. Dann lehnte er sich in seinem Sessel zurück und schloss laut seufzend die Augen. Der Knoten in seiner Brust war zu einer unerträglichen Größe angeschwollen. "Reiß dich zusammen, Harry. So machst du sie auch nicht wieder lebendig...", murmelte er sich selber zu und genehmigte sich einen weiteren großen Schluck des wärmenden Getränks. Und da hatte er Recht. Er würde sie so nicht wieder lebendig machen können, er würde sie überhaupt nicht wieder lebendig machen können. Das einzige was ihm blieb war sie in seinen Erinnerungen zu bewahren und Rache. Als eine Art Wiedergutmachung. Niemand hatte erwartet, dass sich die Probleme nach Voldemorts Sturz sofort in Luft auflösen würden. Das wäre zu einfach gewesen. Nach der Euphorie der ersten Tage kristallisierte sich schnell heraus, dass Voldemorts Gefolgsleute sich so einfach nicht geschlagen geben würden. Der Dunkle Lord war tot, diesmal für immer und sie hatten somit einen großen Teil ihrer Macht eingebüßt. Doch für sie lohnte es sich, weiter für ihre Ziele zu kämpfen, denn die einzige Alternative die ihnen blieb war Azkaban. Natürlich hatten sich nicht alle vor diesem Schicksal retten können und es gab sogar einige, die ihre Verbindungen haben spielen lassen und Buße taten. So hatten sie den Kampf aufgenommen. Für Harry stand in diesem Moment überhaupt nicht zur Diskussion, das dies auch sein Kampf sein würde. Ron und er hatten gleich nach Schule die Aurorenausbildung begonnen, und auch Neville hatte sich überraschenderweise dazu entschieden. Harry arbeitete nun seit vier Jahren mit Neville zusammen, sie vertrauten sich blind. Ron hatte den Dienst einige Zeit nach der Ausbildung quittiert, womit Harry aber gerechnet hatte. Mit seiner Heirat mit Hermine war der Job einfach nicht zu vereinbaren gewesen, und als Herm dann schwanger wurde, war die Entscheidung klar. Nun arbeitete Ron zusammen mit George für Weasley Zauberhafte Zauberscherze und hielt Freds Erbe am Leben. Beim Gedanken an Fred spürte Harry wieder diesen Kloss im Hals. Er wusste, er würde diese Bilder in seinem Kopf wohl niemals los werden, würde in seinen Träumen von ihnen verfolgt werden für den Rest seines Lebens. Wieder begannen seine Gedanken und Snape zu kreisen. Der Mann, der ihm vorhin begegnet war...das konnte nicht Snape gewesen sein. Snape war tot, Harry hatte ihn sterben sehen, seinen letzten Atemzug gespürt... Harry sprang auf, er wollte sich nicht an die Leere in den schwarzen Augen erinnern. Entschieden schnappte er sich seinen Mantel, stürzte den Rest Whiskey hinunter und eilte aus seinem Büro. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)