Edward, this is love! von joleen (Jasper, don't love me!) ================================================================================ Kapitel 1: Jasper ----------------- Ein lautes Ticken fuhr durch die Küche wie ein Donnerschlag. Zeit...so viel Zeit, die ihm in diesen gottverdammten Leben noch verblieben. Obwohl...man könnte es auch eher als eine fiktive Wahnvorstellung einer seiner früheren Albträume bezeichnen, müsste er doch, biologisch gesehen, schon längst zwischen den anderen Toten verbuddelt auf den forkschen Friedhof liegen. Vergraben in tiefster Finsternis der Vergessenheit. Stattdessen lebte er im Hier und Jetzt, lachte, atmete, liebte. Jasper griff seufzend nach dem Buch „Medizinische Hochwissenschaften“, welches von der wallnussbraunen Holztheke herunterfallen zu drohte. Musste es wirklich ein Albraum sein? Er konnte es sich nicht vorstellen, schwelgte noch immer in seinen traumhaftsüßen Fantasien. Wie seine Lippen sich zart auf kühle Haut pressten, den Geschmack der Unvernunft schmeckten und seine Finger sanfte Konturen eines gar göttlichen Körpers nachfuhren. Es dürstete ihn danach ihn zu berühren, das verborgene Monster wieder zu spüren, wenn auch nur in seiner Vorstellung... Dumme menschliche Bedürfnisse! Er benahm sich ja schon wie ein 17-Jähriger Teenager, der seine jugendliche Verlangen nicht widerstehen konnte. So viel zum Thema Willenskraft. Unweigerlich stahl sich ein kleines Lächeln über sein Gesicht. Ganz allein saß er in dieser riesigen Neubauküche mit den panzerfesten Wandglasfenstern. Nur er und die Zeit, zwei wohlbekannte Freunde zu einem alltäglichen Plausch. Die Frage, die man sich eher stellen sollte, ist doch eigentlich: Warum nur sehnte er sich so nach Edward? Klar, er war ein typisches Vorbild und unglaublich hübsch. Aber waren sie das nicht alle? Jeder auf seine Weise? Verführerisch anziehend für Menschen? Ohne darauf zu achten was er tat griff er nach einer der etlichen, frischen Blutorangen, die in einem geflochtenen Bambuskorb liebevoll zu einer winzigen Pyramide aufgestapelt waren. Typisch Alice mit ihrem Sinn fürs Detail! Ist ja doch nur alles Tarnung, niemand in dieser Familie rührte auch nur eins der Lebensmittel, die in diesen Küchenschränken eingeräumt waren, zum Verzerr an. Schließlich waren sie Vampire. In einer fließenden Bewegung angelte er nach einen der diversen Messer, die zur Ausstattung gehörten und begann lustlos die Frucht an den Seiten aufzuschlitzen, Stück für Stück. Rollte sie von einer Seite auf die andere und er stellte sich vor, das die Orange Edward wäre. Wie Blut, aus seinen Wunden sickert und in seinen Händen sich sammelte. Komischerweise bereitete ihm dies diebisches Vergnügen und er unterdrückte ein Kichern. „Willst du zukünftig nur noch Obst massakrieren, du kranker Psycho? Und wenn ja, habe ich es verdient so behandelt so werden? Wofür denn, bitte?“, riss eine wohlbekannte Stimme Jasper irritiert aus seinen Gedanken. Und wieder ein Mal wurde diesem unangenehm bewusst, dass seine inneren Gefühle in dieser „Familie“, vor dieser Person nie richtig sicher sein werden. Edward lehnte mit arrogant verschränkten Armen im Türrahmen des 20m2 großen Raum und starrte ihn neugierig mit seinen bernsteinfarbenen Augen an. Ein ruhiger, nachdenklicher Blick, vielleicht sogar ein Funken Neugier, zerzaustes, mahagonifarbendes Haar. Ein dunkles Sweatshirt schmiegte sich unglaublich eng an seine Brustmuskulatur. Er sah faszinierend gut aus! In Sekundenbruchteile verdrängte Jasper seine privaten Gedanken in die hinterste, verwinkeleste Ecke seines Gehirns, verborgen unter unzählig vielen Schichten und rief sich nur noch aktuelle Ereignisse in seine Erinnerung, immer auf das Verheimlichen seines wahren Interesses bedacht. Anscheinend erwartete Edward eine Antwort, denn er zog nur genervt eine Augenbraue nach oben, sodass Jasper leise knurrte: „Vielleicht...Ein bisschen...“ Denke ich, so bin ich! Wohl! Doch wer wird immer auch denken? Oft schon war ich, und hab wirklich an gar nichts gedacht! Saft spritzte in hohen Bogen, Tröpfchen weise über den kalten Steinboden und Jasper schenkte ihnen mehr Aufmerksamkeit als wie er es je für möglich gehalten hätte, nur um seine innere Unruhe und seinen rascheren Atem in gleichmäßigen Zügen unter Kontrolle zu halten. Eine unpraktische Angewohnheit, wenn er nervös wurde, zu verräterisch! Edward jedoch fixierte Jasper argwöhnisch. „Goethe?“ Schweigen „Verheimlichst du mir etwas, Jasper?“ Ein bissiger Klang, der ihm eigentlich nicht zustand. „Vielleicht...“ kam nur wieder eine einsilbige fauchende Antwort von der anderen Zimmerseite. Zu mehr Worten wäre Jasper auch nicht fähig gewesen. Ihm fehlten die Buchstaben, die Silben, um sinnvolle Sätze zu bilden. Angestrengt versuchte er seinen Blick von Edward zu wenden, doch es ging nicht. Die Gedanken sind frei! Denke nicht gedacht zu haben, denn das Denken der Gedanken ist gedankenloses Denken-! Außerdem ist es Privatsache! Raus aus meinen Kopf, Edward, verfluchter Gedankenleser! Edward musste grinsen und wedelte demonstrativ mit seiner Hand in der Luft herum, nach den Motte: Was interessieren mich Probleme eines elenden Manipulatoren wie dich. Ich wollte dir nur großzügig meine Hilfe anbieten. Jasper konnte darauf verzichten, war grad er der Ausschlaggeber dieses „Problems“. „Bemüh dich nicht es zu verbergen, Jasper! Ich werde sowieso durch Alice herausfinden was mit dir los ist! Falls es mich bis dahin überhaupt noch interessiert!“ , lachte Edward und Jasper sah den Jagdinstinkt in seinen Gesicht aufblitzen. Er würde nicht eher ruhen bis er die Information aus ihm herausgepresst hätte. Na toll! Fast keine Regung ging durch die Körper der beiden Vampire, nur ihr Mienenspiel verriet ihr kurzes Gespräch untereinander. Es ist das beste, diese Unterhaltung jetzt zu beenden! Die Sonne warf ihre letzten warmen Sonnenstrahlen durch den Raum, als würde sie die eisige angespannte Stimmung auftauen wollen, die zwischen den beiden stand. Jasper erhob sich, ohne einen Laut von sich zugeben, und warf das Messer in die Spüle. Er musste sich regelrecht dazu zwingen langsam auf Edward zuzugehen und die Orange in seiner Hand nicht zu zerquetschen, die eine schon bedenklich ovale Form angenommen hatte. Als er sich an den Braunschopf vorbeidrücken wollte flüsterte Edward ihm etwas zu... Zunächst glaubte Jasper sich verhört zu haben, doch als er den schmerzhaften mitleidigen Blick sah, der versuchte ihn zu besänftigen, hämmerten sich die Worte unbarmherzig und in ständiger Wiederholung in sein Gehirn. „Wieso? Wieso liebst du mich Jasper?“. Wieso? Eine gute Frage... wusste er darauf selbst keine Antwort... Warum fragte er überhaupt wenn er es wusste! Seit wann? Wie hatte er sich verraten? Verzweiflung breitete sich aus, kroch wie eine brodelnde Flüssigkeit über sein Herz hinweg, tauchte es in Dunkelheit. Und das schlimmste war, sogar das würde Edward mitbekommen, wie weh es tat ihn zu lieben. Verdammter Mistkerl! Zu schnell für das menschliche Auge, packte er Edwards Handgelenk und schleuderte ihn gegen die Küchentheke, die bedrohlich aufknackte und einige Holzsplitter von sich löste. Jasper wusste nicht was er tat, spürte nichts, als er sich auf ihn stürzte. Mit geübten Griff versanken seine Finger in dunkles Haar, zogen es gewaltvoll nach hinten, sodass Edward gezwungen war knurrend seine Kehle zu entblößen. Natürlich hatte er damit nicht gerechnet, Jasper selbst war nicht einmal richtig bewusst was er da tat!?! Ein schmerzhaftes Lächeln umspielte wie ein Schatten sein Gesicht, als er Edwards Arme, dank seinen Beinen, an dessen Oberkörper presste. Ihm blieben vielleicht zehn Sekunden. Zehn göttliche Sekunden bevor er sich befreien würde, aber die reichten ihm. Sanft zupfte er mit der anderen Hand fast liebevoll ein paar wirre Haarsträhnen aus Edwards Stirn. „Edward...“ Kaum ein sterbendes Flüstern, welches beide liebevoll wie ein Band aus mahnenden Worten umspannte. Jasper wartete nicht auf eine Antwort, drückte seine kalten Lippen zart in Edwards Halsbeuge um genüsslich seinen Geruch einzuatmen, um abermals in seiner unglaubliche verführende Note aus Anziehungskraft einzutauchen. Ein merkliches widerstrebendes Beben durchfuhr Jasper als er die eiserne Kraft von Edwards Händen auf seiner Brust fühlte, die ihn vergeblich versuchten wegzudrücken. Nein! Das durfte nicht sein! Durch diesen Widerstand angestachelt drängte Jasper sich noch näher, kraftvoll, unglaublich stark gar. Derweil schrieen seine Gedanken doch nur nach dessen Liebe. Liebe mich, Edward! Liebe mich...bitte! „Versteh doch-!“, knurrte Edward und bleckte dabei drohend die Zähne, „ich kann nicht! Denk an-“. Alice. Na und...Jasper schenkte diesem nichtigen Detail keine Bedeutung an, realisierte es nicht mal. Fuhr nur mit der Zunge langsame Kreise über Edwards glatte Haut, sodass dieser entsetzt aufkeuchte. „Jasper, verflucht!“ Doch dieser grinste nur unter seinen Küssen, wanderte langsam an Edwards Hals entlang zu dessen Gesicht. Fünf Sekunden noch... Es reichte für einen letzten atemberaubenden, süßen Kuss. Mit voller Wucht wurde Jasper, als er Edwards Lippen berührte von ihm gestoßen, krachte unter lauten Getöse gegen die Küchentür und riss sie aus den Angeln. Als Jasper sich benommen aufrappelte war Edward schon verschwunden. Untergetaucht ins Nichts. Warum musste er auch immer austicken? Wieso konnte er sich einfach nicht unter Kontrolle halten? Jasper hielt sich den Kopf und ein bitterer Schluchzer kroch in seiner Lunge empor und füllte den Raum mit seinem klagenden Klang. „Edward... es tut mir... so leid!“ Und wieder war er allein...Allein mit der Zeit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)