Goldenes Herbstlaub 2 von Awkward-Penguin (Rückkehr ins Dämonenreich) ================================================================================ Kapitel 10: Auf dem Weg raus ---------------------------- Sasa wachte schweißgebadet und mit höllischen Kopfschmerzen auf. Noch immer zitterte sein ganzer Körper von der Begegnung mit der Horrorpuppe und er wusste im ersten Moment nicht, wo er war. Ein paarmal musste er blinzeln, bevor sein Blick sich klärte und er einen dunklen Raum um sich erkannte. Die Wände und der Boden, auf dem er lag, waren aus Stein und eiskalt und nur durch einige Ritzen am Oberen Ende der Wand drang ein wenig fahles Licht herein. „Wo bin ich...?“, murmelte er leise und richtete sich auf. Seine Beine fühlten sich an wie Gummi und er wusste nicht, wie lange er sich auf ihnen halten konnte, aber er musste wenigstens versuchen, etwas voran zu kommen. Dieser Ort, was auch immer er war, gefiel ihm ganz und gar nicht, und es mochte vielleicht noch die Angst vor der grausamen Puppe sein, die ihm Streiche spielte, doch etwas schien sich hinter ihm zu bewegen. Mühsam tastete sich der Russe voran und hatte dabei immer eine Hand an der kalten Steinmauer, um sich in der Dunkelheit nicht zu verirren. Um ihn herum roch es modrig und alt, wie man es von Kellergängen alter Burgen und Schlössern gewöhnt war. Es lag noch ein anderer Geruch in der Luft, der zuerst nicht eindeutig zuzuordnen war, doch als Sasa drauf kam, wonach es roch, wünschte er sich, es nie erfahren zu haben. Es roch nach frischen Blut. Nicht nur ein wenig, nein, alles roch noch Blut, jetzt, nachdem er es wusste. Der Boden, die Wände, die Luft, einfach alles. Eine ganze Weile tastete sich der blonde Teenager an der kalten Wand entlang, Meter für Meter, bis er plötzlich eine Unebenheit unter seinem Fuß spürte. Zuerst dachte er, es wäre einfach nur der Boden, der sich unter den Witerungsumständen verformt hatte, doch im nächsten Moment ließ ihn ein markerschütternder Schrei zusammenzucken; Ein Schrei, so grell und Schmerzerfüllt, dass er nicht von einem Menschen stammen konnte. Sasa brauchte einen Moment, um sich vor dem Schreck zu erholen, dann kniete er sich langsam und vorsichtig hin, um nach dem etwas zu tasten, auf das er eben getreten war. Seine Finger glitten langsam über den kalten Steinboden, fühlten Unebenheiten, Rillen und schließlich etwas, das sich anfühlte, als wäre es mit verklebtem Fell überzogen. Zitternd tastete Sasa entlang dem Etwas, fast als hätte er Angst, zu erfahren, was das war. Dann, ohne Vorwarnung war da etwas warmes, raues an seinen Fingern. Der Russe schauderte leicht. Es fühlte sich vertraut an und jetzt, wo er drüber nachdachte, klang der Schrei wirklich wie eine Katze, der man auf den Schwanz getreten war. „Es tut mir leid, Kätzchen“, murmelte der Junge und tastete behutsam das Köpfchen des Tieres ab. Auch dort fühlte sich alles sehr verklebt und struppig an. Wahrscheinlich lebte die arme Katze schon lange alleine in diesem Keller und niemand kümmerte sich um sie. Es würde ihn nicht mal wundern, wenn sie einige Wunden haben würde, die dringend versorgt werden mussten. „Ich werde dich etwas wärmen...“, murmelte er und nahm seinen Schal ab. Mit geschickten Fingern wickelte er ihn um die Katze und drückte sie einen Moment an sich. Auch sie, wie alles andere dort, roch nach Blut. Sofort begann die Katze entspannt zu schnurren. Es schien wohl schon sehr lange her gewesen zu sein, dass ihr jemand Zuwendung zeigt. Leise lachte Sasa. Er liebe Katzen schon seit er klein war, doch durfte er nie eine haben von seinem Vater aus und in seiner Wohnung waren Haustiere nicht erlaubt, soweit er wusste. „Ich werde dich wohl mitnehmen“, meinte er leise und richtete sich wieder auf, die Katze immernoch in seinem Schal gewickelt und an sich gedrückt. Wie schlimm konnte ein Kellergewölbe schon sein, in dem sich ein niedliches Tier wie dieses befand? Mit vorsichtigeren Schritten ging er weiter. Seine Augen hatten sich mittlerweile an das Dämmerlicht gewöhnt und er konnte erkennen, dass er in so etwas wie einer verlassenen Lagerstätte war. Überall standen leere Holzkisten um ihn herum und einmal glaubte er sogar, so etwas wie eine Sackkarre zu sehen. Die Lichtstrahlen, die von Oben kamen, deuteten darauf hin, dass er sich zumindest zum Teil unter der Erde befand. Das würde auch die schlechte Luft erklären. Es kam dem Blonden wie eine weitere Ewigkeit vor, bis er eine Treppe nach oben fand und langsam empor stieg. Die Luft wurde mit jeder Stufe drückender und schwüler, das Licht wurde schwummriger, als wäre alles von Tausenden von Kerzen erhellt, die jedoch nicht annähernd reichten, um den weitläufigen Raum vor sich zu erkennen. Es roch dort nach Schwefel. Die Luft summte seltsam und es war viel zu warm für die Jahreszeit. Hatte er eben noch gefroren, so war es jetzt zu warm. So musste wohl die Hölle sein, dachte der Junge und wischte sich mit der freien Hand über die Stirn. Die Katze in seinem Arm miaute leise. „Ich weiß“, murmelte er leise und ging langsam voran. Seine Schritte hallten laut wieder in dem leeren Raum und gaben ein dumpfes Echo von sich. „Mir ist es auch zu warm hier und ich möchte nach Hause...“ Einen Moment lang blieb Sasa stehen. Er musste sich ausruhen. Es war so warm, dass ihm schon wieder Schweiß auf der Stirn stand und auch wenn die Katze kaum etwas wog, so kam sie ihm grade richtig schwer vor. Er setzte sie einen Moment auf den Boden und sich daneben. Leicht lehnte er sich an die Wand, in der Hoffnung, wenigstens die sei Kalt, doch das war sie nicht. Der Stein war zwar nicht so Heiß wie die Luft, doch auch ordentlich warm. Er bekam fast Kopfschmerzen davon. Nach einer Weile legte sich die Katze in seinen Schoß. Der Junge Russe wusste nicht, ob es war, um sich selber zu beruhigen oder ihn zu beschützen, doch er war dankbar für die Geste. Eine Weile streichelte er ihr über den Kopf und murmelte leise beruhigende Worte. Er wurde schläfrig. Natürlich war es zu gefährlich, an einem unbekannten Ort einzuschlafen ohne jeglichen Schutz, aber der Blonde konnte nicht dagegen ankämpfen. Sein Körper war noch zu schwach um weiter zu gehen und die Wärme gab ihm ein trügerisches Gefühl von Geborgenheit. Grade wollte er sich noch dagegen wehren, da schlief er schon ein. Der Schlaf hielt nicht lange und war nicht halb so erholsam wie gehofft, aber als Sasa wieder aufwachte, hatte er genug Energie, um wieder aufzustehen und zumindest zu versuchen, von diesem Seltsamen Ort wegzukommen. Erstaunt stellte der Junge fest, dass die Katze nicht mehr auf seinem Schoß lag, sondern sich um seinen Nacken gelegt hatte, wie ein Fellschal. Er konnte sich nicht erklären warum, aber das machte ihn unendlich glücklich. Auch am Ende dieses Raums befand sich eine Treppe. Wie die vorige war sie auch aus groben Stein gehauen und schon reichlich herunter getreten. Es schein fast, als wären früher Massen von Menschen dort herunter und herauf gegangen. Doch wo befand er sich? War er noch immer in einer Albtraumwelt gefangen oder war er zurück in Tokio? Er wusste es nicht genau. Doch er wünschte sich, wieder daheim zu sein. Am Ende der Treppe wurde ihm allerdings alle Hoffnung genommen. Die Welt um ihn herum war rot. Der Boden war rot von Seen aus Blut, der Himmel war rot von einem roten Mond und die seltsamen Gewächse um ihn herum waren auch rot. Einen Moment stockte Sasa der Atem. Wo auch immer er war, das war nicht sein Zuhause. Er war in einer noch schlimmeren Albtraumwelt gelandet und nun wusste er, dass er nicht schlief. Er war hellwach.... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)