The good times... von Jefferson (... won't last forever) ================================================================================ Kapitel 1: Verrat ----------------- Scheiße. Ich hatte wirklich gedacht, die Strohhüte hätte Bürgermeister Eisberg überfallen. Ihn beinahe umgebracht, mit ihrem Mordanschlag. Und jetzt…? Jetzt musste ich feststellen, dass das alles ein riesiger Fehler gewesen war. Dass ich mich geirrt hatte. Mehr noch. Dass das alles das Werk von denen war, denen ich es am wenigsten zugetraut hätte. Einen Moment lang kam es mir so vor, als würde man mir den Boden unter den Füßen wegreißen. So, als würde man jemandem einfach einen Teppich unter den Füßen weg ziehen. Nur viel, viel schlimmer. Fünf Jahre! Fünf verdammte, elende Jahre lang hatte ich ihnen geglaubt! Hatte ich ihm geglaubt… Ich starrte in das kalte, ausdruckslose Gesicht. Natürlich war es nicht verändern, es war so wie immer. Oder bildete ich mir dieses Zucken um seine Mundwinkel herum doch nicht ein? War da nicht ein spöttisches oder amüsiertes Grinsen? Ich konnte es nicht klar genug erkennen. Meine Gedanken, mein Kopf, alles war vernebelt. Ich wusste nicht einmal, ob ich selbst etwas sagte. Spürte die Seile zwischen meinen Fingern, wie es auf dem Boden aufkam, schnalzte. Es kostete mich unglaubliche Mühe, allein bei diesem Klang, dem Klang meiner eigenen Waffe, nicht zusammen zu zucken. Ich war nicht konzentriert bei der Sache gewesen – ich spürte seine kühlen Finger, sah sein Gesicht vor meinem. Wie er mir nicht nur mit seinen Worten klar machte, dass das alles für ihn nichts bedeutet hatte. Dass wir niemals Freunde gewesen waren. Dass ihm all die Jahre hier einfach gar nichts bedeutet hatten. In diesem Moment wäre es mir am liebsten gewesen, er hätte mich umgebracht. Schnell, schmerzlos. Dann wäre ich die Schmerzen los geworden. Dann würde es nicht mehr so weh tun, mein Herz sich nicht mehr anfühlen, als würde es zerspringen. Doch Lucci war schon immer jemand gewesen, der gerne mit seiner Beute gespielt hatte. Wie ein Raubtier. Dumpf spürte ich, wie mein Körper auf dem Boden aufschlug, ich blieb liegen. Warum…? Oh, verdammt, es war so schwer zu ertragen! Kalifa… wie oft hatte ich mich darüber beschwert, dass ihre Kleidung zu knapp war, mich über sie aufgeregt? Trotz allem hatte ich sie als Sekretärin bei Eisberg akzeptiert… Bruno… wie oft war ich in seiner Bar gewesen, mit den Anderen? Nach Feierabend – und hatte mich betrunken, bis sie mich nach Hause geschleppt hatten? Kaku… es war so unvorstellbar. Wie konnte ein Mensch sich so sehr verstellen? Er war immer so ein netter Mensch gewesen. Und jetzt stellte sich heraus, dass er so ein Verbrecher war…? Aber am schlimmsten traf es mich bei dir. Ich weiß, dass ich so oft damit beschäftigt gewesen war, mich über dich zu beschweren, Lucci. Immerzu diese dämliche Taube gehasst habe. Und jetzt? Jetzt wünschte ich mir nichts sehnlicher zurück, als die alten Zeiten… Es verschaffte mir keine Erleichterung, als der Strohhut begann, sich mit dir anzulegen. Nicht im Geringsten…. * Stumm saß Pauly da, auf einem noch völlig unbearbeiteten Holzstamm und starrte vor sich hin. Nur, weil er sich sicher war, dass niemand hier war. Gott… er hatte an der Seite der Strohhutbande in Enies Lobby gekämpft. Hatte geschworen, dass Lucci bezahlen würde. Dass er ihm nicht so einfach vergeben würde. Aber jetzt? Jetzt war alles vorbei. Stumm rauchte er seine Zigarre, beobachtete den Himmel, der langsam immer dunkler wurde. Der Blonde war ganz allein. Und das war gut so. Niemand sollte sehen, wie es ihm ging. Nicht so. Sie sollten nicht wissen, dass er noch immer daran dachte. So mimte er vor allen anderen, als sei nichts gewesen. So, als sei alles wie früher. Nur … als waren sie jetzt ein paar Leute weniger. „Alles in Ordnung, Pauly?“ Fast wäre der Blonde zusammengezuckt, biss stattdessen aber auf seine Zigarre – und wandte den Kopf dann ab. „Klar. Wieso fragst du?“ Der Größere der Beiden schüttelte den Kopf. Es war Louie-Louie. Einer der Handwerker auf Dock eins, die noch geblieben waren, nachdem… Hastig vertrieb Pauly den Gedanken. Es schmerzte zu sehr. Dem anderen hingegen schien es nicht entgangen zu sein. „Man sieht’s dir an – es nimmt dich mehr mit, als du zugeben willst. Ist es wegen Kaku?“ Gerne hätte Pauly sich aufgeregt, einen seiner berühmten Wutanfälle bekommen. Aber nichts war der Fall, er gab nur ein leises, gurgelndes Geräusch von sich. Dann nickte er. Zumindest war es so am einfachsten. Louie-Louie würde nicht so lange nachfragen, wenn er die Wahrheit ein wenig verdrehte. Wer würde schon einfach so glauben, dass es alles nur wegen Lucci war? Dass er diesen Schwachkopf vermisste? Immerhin hatte er kaum je ein gutes Haar an dem Anderen gelassen. „Es gibt Dinge im Leben, auf die hat man keinen Einfluss. Man muss sie hinnehmen, so wie ein Zug den Schienen folgen muss.“ Paulys Stimme klang dumpf. Doch eine Antwort kam darauf nicht. Er war froh darum. Es klang so gar nicht nach ihm. Gerne wäre er mit alledem allein gewesen. Doch Louie-Louie verstand. Er nickte, erhob sich und legte dem Anderen kurz die Hand auf die Schulter. Wortlos. Dann wandte er sich ab und ging. Pauly so niedergeschlagen zu sehen, war etwas schwer ertragbares. Und es war für ihn leichter, wenn er dachte, dass … sollte je einer ihn darauf ansprechen… sie alle denken würden, es ginge um Kaku. Doch keiner von ihnen konnte das Offensichtliche so sehr ignorieren. Wie hieß es noch? Was sich liebt, das neckt sich. Pauly musste Luccis Verrat ziemlich nahe gegangen sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)