Die Wächter von dark_shadow ================================================================================ Prolog: Als das Böse zum Guten wurde ------------------------------------ Es ist schon viele Jahre her, seit die Engel und Wächter des Lichts auf der Erde wandelten und die Bewohner beschützten. Sie sorgten für Recht und Ordnung und ermöglichten ein halbwegs zufriedenes Zusammenleben der Menschen. Doch sie verschwanden spurlos und allein die Dämonen blieben zurück. Anfangs freuten sich die Dämonen und verbreiteten Angst und Schrecken. Nach einiger Zeit jedoch stürzte der gesamte Planet ins Chaos. Die Dämonen fingen an sich selbst zu vernichten. Einige von ihnen kamen zum Entschluss, dass der Planet sich selbst vernichten würde und so entschlossen sie sich, die Aufgabe, die früher die Engel und Wächter des Lichts hatten – die Menschen vor sich selbst zu schützen – zu übernehmen und so ein weiterleben auf dem Planeten zu ermöglichen. Es bildeten sich Clans, kleine Gemeinschaften von Dämonen. Ein Clan auf jedem Kontinent, um Ordnung zu halten, das Böse in die Schranken zu weisen und so ein Fortbestehen des Planeten und der gesamten Menschheit zu gewährleisten. Jeder Clan hat seine eigenen Regeln und so haben sie doch alle das selbe Ziel – Die Welt, so wie wir sie kennen, zu beschützen. Jeder Clan besteht aus einer Gruppe von Dämonen. Jeder Dämon wiederum hat mehr oder weniger viele spezielle Fähigkeiten. Die Dämonen nutzen ihre Fähigkeiten um ihre Beute aufzuspüren – Menschen, die Unrecht gehandelt haben und die Welt vernichten wollen. Egal ob korrupte Politiker, Bankangestellte, die Steuergelder veruntreuen und Terroristen finanzieren oder ein paar reiche Scheichs, die mit ihren Geldern protzen, währen vor ihrer Haustüre Bettler verjagt und hingerichtet werden. Ja, sie alle werden gefunden und müssen für ihre Sünden bezahlen. Diese Dämonen sehen aus, wie normale Menschen. Mit nur 2 äußerlichen Unterschieden. Erstens; jeder von ihnen hat ein Tattoo irgendwo auf dem Körper. Zweitens; wenn es abends wird, färbt sich ihre Iris leicht rötlich und sobald die Sonne untergegangen ist, hat sich ihre Iris blutrot gefärbt. Tagsüber tarnen sich die Dämonen als ganz normale Leute. Sie gehen zur Arbeit, essen zu Mittag, knüpfen Freundschaften mit anderen Menschen. Doch sobald die Dämmerung einbricht, machen sie sich auf, um ihren Auftrag zu erfüllen. Jeder Dämon hat seine eigene Vorgangsweise. Sie ist sozusagen sein Fingerabdruck. Während der eine sich als Heckenschütze auf dem Dach versteckt, während er auf sein Opfer wartet, spaziert der andere seelenruhig auf seine Beute zu und rammt ihr einen Dolch ins Herz. Doch es gibt eine Regel, die jeder Dämon stets einhalten muss. „Tue das, was du tust, sorgfältig und sei wie ein Schatten in der Dunkelheit.“ Kapitel 1: Neue Beute --------------------- Es war ein Freitag. Der 13., um genau zu sein. Der Himmel war leicht mit Wolken bedeckt. Obwohl es noch sehr früh war, kurz nach 8 Uhr in der Früh, stand die Sonne schon am Himmel. Viele Sonnenstrahlen drangen durch die leichte Wolkendecke und erhellten so die Stadt. Es war sehr warm und der Wetterbericht hatte schönes Wetter vorhergesagt. Kein Wunder. Es war ja auch Sommer und trotz der nördlichen Lage der Stadt, verschaffte der Golfstrom hier ein angenehmes Klima. Der frühe Morgenzug hielt am Hauptbahnhof. Wie jeden Tag drängten sich die Pendler aus dem Zug und gingen ihrer Wege. Die meisten von ihnen fuhren mit dem Bus vom nahe gelegenem Terminal weiter. Die anderen gingen zu Fuß, weil die Busse meist heillos überfüllt sind. So auch John. Er wollte sich auch kein Taxi nehmen. Er hat zu schlechte Erfahrungen mit Taxifahrern gemacht. Es war viel mehr ein unglücklicher Zufall, als dass es wirklich am Freitag, dem 13. lag, dass John zu Fuß zu seiner Arbeitsstelle gehen musste. In der Früh war nämlich zu seinem Unglück sein neuer, silberner Porsche nicht angesprungen. Der zu Hilfe gerufene Notdienst konnte auch nicht viel weiter helfen. So beschloss John, den Zug zu nehmen, da er diesen ohne großen Zeitverlust noch erwischen konnte. John machte sich also mehr oder weniger freiwillig zu Fuß durch die Stadt auf. Schon nach einigen Schritten kam er ins Schwitzen. Sein schwarzer Anzug absorbierte die Sonnenstrahlen und wurde schnell warm, obwohl ein laues Lüftchen wehte. Zusätzlich machte ihm sein lederner, schwarzer Aktenkoffer, den er in der rechten Hand trug, ein wenig zu schaffen. John machte nie viel Sport, trotzdem war er schlank. Neben seinem Job blieb ihm nicht viel Freizeit. Und wenn er dann doch einmal frei hatte, lud er seine Freunde in sein Haus ein und veranstaltete eine Party. John genoss sein Leben in vollen Zügen. Er gehörte zur High-Society, wenn man so will. Er hatte ein prall gefülltes Konto, ein Haus, das normale Leute als Villa bezeichnen würden und eine Verlobte, die die Tochter des Bürgermeisters war. John war auch im Stadtrat und genoss sein Ansehen. Er hatte schon die Hälfte der Strecke zurückgelegt, als er auf seine Uhr schaute. Ein wenig schockiert blickte er noch einmal auf seine silberne Rolex. John beschleunigte seine Schritte. Der Schweiß glänzte auf seiner Stirn im Sonnenlicht. Es war 8.23 Uhr. Für halb Neun hätte er einen Termin angesetzt, den er jetzt unmöglich einhalten konnte. Und zu all seinem Unglück hatte die Ampel vor ihm auf Rot umgeschaltet. Heute war wirklich nicht sein Tag. John arbeitete als Investmentbanker. Er war Chef seiner eigenen Firma, die über ein gewaltiges, man kann schon fast sagen, Firmenimperium verfügte. Er investierte Beträge in Millionenhöhe und mit dem Ertrag daraus könnte er sich eine eigene Insel kaufen und sich zur Ruhe setzen. Doch er wollte immer mehr. Mittlerweile feierte er seinen 31-sten Geburtstag. Die Ampel schaltete auf Grün um. John ging los, immer mit Blick auf den Weg vor sich. Nach ein paar weiteren Kreuzungen und Ampeln kam er endlich dorthin, wo er hin wollte. Ins Zentrum der Stadt. Vor einem riesengroßen Gebäudekomplex blieb er stehen. Er schaute kurz nach oben. Die große Glasfassade des Gebäudes spiegelte das Sonnenlicht wider. Dann trat er ohne zu zögern in das Gebäude ein. Die automatische Schiebetür öffnete sich zischend. Die kühle Luft der Klimaanlage strömte ihm entgegen. Er zog ein Taschentuch aus seiner Tasche und wischte sich damit den Schweiß von seiner Stirn. Seine hellbraunen Frisur hatte aber die Reise unbeschadet überstanden. John ging weiter zum Empfang. An der Wand hinter dem Empfang war eine große Uhr zu sehen. Sie zeigte 8.37 Uhr. Am Empfang wartete schon die Empfangsdame und begrüßte John mit einem Lächeln. „Guten morgen Mr. Malastar.“ „Guten Morgen Sophie.“, antwortete John, „Tut mir Leid wegen der Verspätung. Mein Wagen ist liegen geblieben. Ist mein 8.30 Uhr Termin schon gekommen?“ „Das tut mir aber Leid für sie.“, antwortete die Empfangsdame höflich. Sie schüttelte den Kopf. „Noch nicht. Mr. Yang hat angerufen und gesagt, dass er sich etwas verspäten würde und so gegen 9 Uhr hier sein wird. Geht das in Ordnung?“ Etwas verwirrt zieht John eine Augenbraue hoch. „Ach so. Wenn das so ist, dann sagen Sie ihm, das gehe in Ordnung. Ich warte in meinem Büro auf ihn. Bis dann Sophie.“ John wartete nicht mal auf eine Antwort und begab sich schon zum Aufzug. Die Empfangsdame sah ihm nach und nickte. „Sehr wohl Mr. Malastar. Auf Wiedersehen.“ Die Türen vom Aufzug schlossen sich hinter John. Jetzt konnte er ein wenig entspannen, während der Aufzug ihn in den 18 Stock brachte. Aber er war ein wenig verwirrt. Noch nie war ein Geschäftspartner zu spät gekommen. Vor allem nicht, wenn es das erste Treffen überhaupt und der Kunde angeblich ein Millionär war. Schulterzuckend lauschte John der Fahrstuhlmusik und entspannte sich. Ein leises Läuten riss ihn aus seinen Gedanken. Der Fahrstuhl war angekommen. John ging den langen Gang entlang zu seinem Büro. Vor der Doppelflügeltüre begrüßte er seine persönliche Sekretärin, die am Schreibtisch gerade in einem Telefonat vertieft war. „Guten Morgen. Sie werden aber auch von Tag zu Tag schöner. Bringen Sie mir dann bitte meinen Kaffee. Schwarz, wie immer.“, sagte John leicht grinsend. Die Sekretärin lief leicht rot an, legte die Hand auf den Telefonhörer und antwortete flüsternd: „Guten Morgen. Natürlich.“ Dann wandte sich John zur Tür, machte sie auf und ging in sein Büro. Sein Büro war riesig. Doch alles, was darin war, war sein Mahagoni-Schreibtisch, der ein paar Meter von der Glasfassade entfernt stand, ein riesiger Flachbildfernseher an der Wand, auf dem die aktuellen Börsenkurse zu sehen waren, eine Couch, ein kleiner Glastisch und eine Minibar. John begab sich zu seinem Schreibtisch, stellte den Koffer daneben ab, setzte sich hin, schaltete seinen PC und den Fernseher an und wartete auf seinen Kaffee. Er blickte auf seine Armbanduhr. 8.44 Gleich darauf brachte seine Sekretärin ihm lächelnd seinen Kaffee. Das war eine der Aufgaben, die man zu Erfüllen hat, wenn man ein so großzügiges Gehalt bezieht – ständig zu lächeln, auch wenn die Aktienkurse noch so tief fallen. John nahm den Kaffee lächelnd entgegen. „Das sieht aber heute wieder fabelhaft aus.“, sagte er. Die Sekretärin schaute in seine grünen Augen und wurde wieder leicht rot, obwohl John die Aktienkurse meinte. Er fand es amüsant, seine Bürokraft andauernd in Verlegenheit zu bringen, und das, obwohl sie 8 Jahre jünger war als er. Die Sekretärin verließ das Büro. John rührte ein wenig in seinem Kaffee und nippte an der Tasse. Er beobachtete die Aktienkurse und vertrieb sich somit die Zeit, bis Mr. Yang kam. Langsam kam ein schwarzes Motorrad vor dem riesigen Glasbau zu stehen. Der Mann darauf parkte es auf dem Besucherparkplatz direkt vor dem Gebäude. Er stieg ab und stellte seine Ducati auf ihren Ständer. Dann nahm er den Helm ab. Seine sehr kurz geschnittenen, schwarzen Haare glänzten in der Sonne. Er nahm einen kleinen Aktenkoffer, den er an seiner Maschine befestigt hatte, und stellte ihn neben sich auf den Gehsteig. Er zog seine Lederweste aus und darunter kam ein schwarzer Smoking zum Vorschein. Dieser passte zu seiner Hose und seinen schwarzen Lederschuhen. Er legt einfach die Weste auf seine Maschine, nahm den Koffer und ging in das Gebäude zum Empfang. Am Empfang stellt er sich höflich vor: „Mr. Yang. Ich habe einen Termin bei Mr. Malastar.“ Sophie nickte. „18. Stock. Die Aufzüge sind dort drüben.“ Sie zeigte mit ihrer Hand in die Richtung der Aufzüge. Der Mann nickte ihr lächelnd zu und bedankte sich. Dann ging er zum Aufzug und fuhr in den 18. Stock. „Mr. Malastar. Hier steht ein gewisser Mr. Yang. Er hat einen Termin bei Ihnen.“, tönte es aus dem Lautsprecher auf John's Schreibtisch. John drückt auf einen Knopf und antwortete: „Lassen Sie ihn rein.“ Die Tür ging auf und ein etwa 1 Meter 75 großer Mann im Smoking kam herein. John stand auf und bot ihm einen Stuhl am Schreibtisch an. „Bitte setzen Sie sich. Lassen wir uns gleich zum geschäftlichen Teil übergehen. Deswegen sind Sie doch hier.“ Der Mann lächelte John leicht an und setzte sich dann auf den Stuhl. Er legte den Aktenkoffer auf den freien Stuhl neben sich. „Also Mr. Yang. Wir bieten Ihnen eine sichere Geldanlage zu wenig Zinsen, aber mit großen Renditen. In schon wenigen Jahren wird sich das Geschäft lohnen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis....“, sprudelte es aus John heraus. Mr. Yang hob die Hand, worauf John gleich verstummte. Dann ließ er die Hand langsam sinken. „Ich bin hier,“, begann er langsam. Er sprach mit einer Stimme, die einen eine Gänsehaut über den Rücken laufen lässt. John lief auch ein kalter Schauer über den Rücken. „um mit Ihnen über Ihr Geschäft zu reden.“, fuhr er ruhig fort. Er nahm seinen Koffer, stellte ihn auf den Tisch und klappte ihn auf. Daraus nahm er ein paar Papiere, auf denen etwas mit Textmarker markiert wurde und reichte sie John. „Wir haben Sie überwacht und festgestellt, dass ein Teil Ihrer Gelder an dieses Bankkonto überwiesen wurde.“ John sah auf eine Nummer, die gelb angestrichen war. John hob verdutzt eine Augenbraue. „Wie überwacht? Was meinen Sie damit? Wer gab Ihnen das Recht dazu? Wie sind Sie da ran gekommen?“ Der Mann hob wieder nur die Hand. „Wir wissen von Ihren illegalen Transaktionen in den Irak zu Waffenhändlern. Wir sind darauf gestoßen, als wir Ihre Kontodaten überprüften. Das ging jetzt schon seit ein paar Monaten. Entweder Sie unterlassen diese Zahlungen und geben ein öffentliches Statement dazu ab, oder wir sehen uns gezwungen, Sie....“ John wurde ganz rot im Gesicht. Er unterbrach ihn und schrie fast vor Wut: „Was glauben Sie eigentlich, wer sie sind, dass Sie solche Anschuldigungen machen können? Ich bin ein ehrbarer Bürger. Ich würde so etwas nie tun. Aber warum rege ich mich darüber auf? Verlassen Sie sofort mein Gebäude oder ich rufe den Sicherheitsdienst.“ Ohne ein weiteres Wort stand der Mann auf und verschwand ohne seinen Koffer durch die Tür. Die Sekretärin kam herein. „Entschuldigen Sie, aber war war das?“, fragte sie neugierig. John schüttelte leicht den Kopf und wimmelte sie ab. „Niemand, er wollte mich nur über den Tisch ziehen.“ Die Sekretärin ging und schloss die Tür hinter sich. Sofort sprang John auf, schnappte sich die Papiere des Fremden und las sie durch. Er schwitze und das lag nicht an der Hitze. Mr. Yang durchquerte das Gebäude zum Ausgang. Er verließ es und stieg auf sein Motorrad. Er zog seine Jacke an, setzte den Helm auf und brauste mit seiner schwarzen Maschine davon. Kapitel 2: Die Jagd ------------------- John saß den ganzen Tag an seinem Schreibtisch und sah sich die Unterlagen an, die Mr. Yang dagelassen hatte. John sagte alle seine Termine für den heutigen Tag ab. Er stand auf, ging zu der Couch, setzte sich hin und studierte die Blätter in seiner Hand. Seine Sekretärin machte sich große Sorgen. Noch nie hatte John einen Termin verpasst, geschweige denn abgesagt. Sie fragte ihn mehrmals, ob alles in Ordnung sei. John schüttelte sie aber jedes Mal ab und sagte, dass er über ein neues Geschäft nachdenken muss, dass seiner Firma angeblich ein paar weitere Millionen Euro Umsatz pro Jahr verspreche. Seine Sekretärin glaubte ihn und störte John nicht mehr. John überflog die Blätter mehrmals. Er las jeden Buchstaben dreimal. Dann legte er die Blätter vor sich auf den kleinen Glastisch und stand auf. Er ging ein paar Runden in seinem Büro umher, dann stellte er sich an die Glasfassade und starrte hinaus auf die Stadt. Die anderen Hochhäuser wirkten im Vergleich zu der Größe des Gebäudekomplexes, in dem John arbeitet, winzig. John ließ ein wenig seinen Blick schweifen. Er schaute nach unten auf die Autos, die sich durch die Straßen schlängelten und die Fußgänger, die unbeirrt ihres Weges gingen. Dann blickte John in den Himmel. Ein paar Wolken waren zu sehen, aber nichts Besorgnis erregendes. An der Tür klopfte es. John drehte sich um und sagte: „Herein.“ Seine Sekretärin trat ein, mit einem silbernen Tablett in den Händen. Darauf waren eine Tasse Kaffee, ein Glas mit Orangensaft, Besteck und ein Toast Hawaii. Sie ging zum Schreibtisch, stellte das Tablett ab und verbeugte sich leicht vor John. „Guten Appetit.“, wünschte sie ihm noch und verschwand gleich darauf mit einem Lächeln durch die Tür. John seufzte leicht. Er blickte auf seine Rolex. 13.00 Uhr. Er setzte sich an seinen Mahagoni Schreibtisch und nippte an seinem Kaffee. Gemütlich aß er seinen Toast und trank den Orangensaft. Als er fertig war, stand er auf, nahm seinen, noch nicht ganz ausgetrunkenen Kaffee mit und begab sich zur Couch. John fühlte sich müde. Der Schock über den Besucher, der sich als Geschäftsmann ausgab, und dann doch etwas anderes im Schilde führte, hatte ihn sehr mitgenommen. Er stellte seinen Kaffee auf den Tisch und legte sich auf die hellbraune Ledercouch. Er schloss die Augen und schlief sofort ein. John schlief unruhig. Er hatte einen furchtbaren Alptraum. In seinem Traum wurde er verfolgt. Er erkannte seinen Verfolger. Es war Mr. Yang, wenn das überhaupt sein richtiger Name war. Er trieb John in eine Ecke und wollte ihn töten. John riss die Augen auf. Schweißgebadet lag er auf seiner Couch in seinem Büro und atmete schwer. Er atmete tief durch, versuchte sich zu beruhigen und setzte sich aufrecht hin. Seine Kleidung klebte leicht an der Couch. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und ging zu seinem Schreibtisch. Aus der untersten Schublade holte er ein frisches Hemd heraus, das er dort für Notfälle aufbewahrte. Er zog sich um. Anschließend griff er zu seinem Handy. Er drückte die Kurzwahltaste 1 und hielt sich das Gerät ans Ohr. Noch bevor das Telefon ein zweites Mal klingelte, hob jemand ab. „Ist die Leitung sicher?“, fragte eine bissige Stimme an der anderen Ende der Leitung. Sie klang männlich, hatte jedoch einen scharfen Unterton. „Ja, es besteht keine Gefahr.“, versicherte John, bevor er weiter sprach. „Anscheinend ist uns jemand auf die Schliche gekommen. Ein Mr. Yang hatte heute einen Termin bei mir und legte mir unsere originalen Kontoauszüge mit sämtlichen Transaktionen vor.“ John's Stimme klang bedrückt und ein wenig ängstlich. „Beruhigen Sie sich erst einmal.“, riet ihm die andere Stimme langsam. „Er kann uns nichts anhaben. Die meisten Richter sind korrupt und durch ihren Einfluss wird sie niemand anklagen. Aber wir müssen vorsichtig sein. Am besten Sie fliegen morgen Früh gleich nach Paris. Ich habe Ihren Flug gerade gebucht. An unserem vereinbartem Treffpunkt erhalten Sie dann weitere Instruktionen.“ John nickte leicht und antwortete: „Verstanden.“ Die andere Stimme lachte. „Dann sehen wir uns morgen – und sprechen Sie mit niemanden.“ Das Telefon klickte. Der andere hatte aufgelegt. John ließ sich auf seinen Stuhl fallen und legte sein Handy auf den Schreibtisch. Er atmete erleichtert auf. Der Himmel über der Stadt war inzwischen mit schwarzen Wolken bedeckt. Es begann leicht zu tröpfeln. Dann wurde daraus ein sommerlicher Schauer. John sah wieder auf seine Uhr. 19.27 Uhr. Hatte er wirklich so lange geschlafen? Sein Büro wurde immer dunkler, da er das Licht nicht eingeschaltet hatte und der Himmel sich immer mehr verfinsterte. Und Freitags arbeitete John meist bis in die Nacht hinein, damit er am Wochenende nichts mehr zu tun hat. Seine Sprechanlage klickte. John fuhr panisch zusammen. Am anderen Ende meldete sich die sanfte Stimme seiner Sekretärin. „Ich werde jetzt gehen Mr. Malastar. Schönen Abend noch.“ John drückte auf den Gegensprechknopf. „Schönen Abend.“ Diese Worte brachte er nur mit Mühe heraus. Dann lehnte er sich zurück und legte seine Hände auf das Gesicht. Er dachte noch einmal über alles nach. Dem Flug nach Paris, sich mit dem Mann vom Telefon treffen, … Er würde heute früher Schluss machen, das wusste er. Er war zu geschafft. Hinter ihm hämmerten die Regentropfen gegen die große Glasfassade. Es blitzte. Der nachfolgende Donner riss John aus seinen Gedanken. Er ließ seine Hände mutlos auf den Tisch fallen. Er schaute auf die gegenüberliegende Wand und betrachtete die Tür. Es blitze nochmal. John fuhr erschrocken hoch, stand auf einmal aufrecht und stieß mit seinen Beinen seinen Stuhl nach hinten. Dieser krachte gegen das Glas. John war ganz bleich im Gesicht. Beinahe hätte er geschrien, so hatte ihn der Anblick geschockt. Er wischte sich über die Augen. „Das....das kann nicht sein....das muss ein übler Traum sein....“, stotterte er. Er war sich sicher, dass er nicht träumte, aber was war es dann? Er kniff die Augen ein wenig zusammen. Es blitze noch einmal und da war es wieder. Instinktiv duckte sich John und verkroch sich unter seinen Schreibtisch. Für das, was er gesehen hatte, fand er keine logische Erklärung – Bei dem Blitz wurde der ganz Raum erhellt. Der ganz Raum, bis auf einen Schatten, der auf die Eingangstür geworfen wurde. Genau dort, wo Mr. Yang das Büro betrat. Doch John war sich sicher, dass es nicht sein eigener Schatten war. Er stand dazu zu weit entfernt. John nahm allen Mut zusammen und kroch unter dem Schreibtisch hervor. Er stand auf und lief zur Tür. Er drückte die Klinke und zog an der Tür. Er wurde leicht panisch, als sie sich nicht öffnen ließ. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Dann fiel ihm ein, dass man sie nach außen öffnen muss. Er stieß die Tür auf und stolperte nach draußen in den Flur. Hinter sich knallte er die Tür zu. John lehnte sich an die Tür und atmete tief durch. Sein Herz raste. Jetzt, da er im hell beleuchteten Flur stand, beruhigte er sich wieder langsam. Sein Blick wurde entspannt und er beschloss nach Hause zu gehen. Er ging zum Fahrstuhl, doch er schaute ein paar Mal über seine Schulter. Er drückte auf den Knopf, um den Fahrstuhl zu rufen. Dann entschied er, dass er doch lieber die Treppe nehmen würde. Der Fahrstuhl war ihm heute zu unheimlich. Er öffnete die Tür zum Treppenhaus. Zum Glück war auch dieses hell erleuchtet, sonst hätte John wahrscheinlich die Nacht im Flur verbringen müssen. Er ging die 18 Stockwerke nach unten. Im Erdgeschoss ging er zum Empfand und verabschiedete sich von Sophie. Sie sah ihn schon von Weitem und winkte ihm zu. „Auf Wiedersehen Mr. Malastar. Schönen Abend noch.“, sagte sie mit einem Lächeln in ihrem Gesicht. „Schönen Abend.“, antwortete John und versuchte krampfhaft zu Lächeln. Er ging durch die Tür hinaus auf die Straße. Es hatte zu regnen aufgehört. So sind Sommergewitter nun mal. Sie sind vorüber, so schnell, wie sie angefangen haben. Der Asphalt strahlte noch seine Wärme ab und machte die Luft ein wenig schwül. Obwohl die Sonne noch nicht ganz untergegangen war, warfen die Hochhäuser schon ihre Schatten auf die Straßen. John machte sich auf den Weg in Richtung Bahnhof. Er ging schneller als sonst. Er wollte sich liebend gerne ein Taxi rufen, aber sein Handy lag noch in seinem Büro. Um keinen Preis in der Welt wollte er jetzt nochmal hinauf laufen. Er hatte außerdem immer ein Ersatzhandy zu Hause. Aber jetzt musste er erst einmal nach Hause und ein wenig schlafen. Dieser Tag war schon genug anstrengend gewesen. Er bog gerade nach rechts in eine Gasse ein und ging ein paar Schritte, als er schon seine Entscheidung bereute. Es war zwar eine Abkürzung, allerdings schirmten die umgebenden Hochhäuser die Gasse vor Sonnenlicht. Die Beleuchtung in dieser Seitengasse war schon angegangen, trotzdem wollte John am liebsten Umdrehen. Doch er fühlte sich verfolgt, so als ob hinter ihm jemand hergehe. Er atmete tief durch und ging stur weiter. Sein Herz schlug schon etwas schneller. Er hatte schon etwas mehr als die Hälfte des Weges hinter sich, als plötzlich am Ausgang der Gasse ein schwarz gekleideter Mann stand. Er bewegte sich nicht und schien auf etwas zu warten. John blieb abrupt stehen. Sein Herz begann zu rasen. Er drehte sich kurz um und schaute dann wieder zurück zum Ausgang. John bekam eine Gänsehaut. Der Mann war verschwunden. Erleichtert ging John weiter. Die Beleuchtung der Gasse begann zu flackern. John blickte nach oben auf die schon alte Straßenlaternen. Dann erloschen sie. Eine nach der anderen. John bekam fast einen Herzinfarkt. Er stand nun ganz allein in einer dunklen Gasse. Plötzlich hörte er hinter sich ein Geräusch. John fuhr herum und sah den dunklen Mann nur etwa zehn Meter hinter sich stehen. John's Körper wurde von Adrenalin durchflutet. Er drehte sich blitzschnell um und lief los. Er hatte den Ausgang schon fast erreicht, als der Mann aus dem Nichts vor ihm auftauchte. Der Mann stieß mit der Handfläche gegen John's Brust. John flog nach hinten und krachte mit dem Rücken gegen einen Müllcontainer. John bekam keine Luft mehr. Er schlang seine Arme um die Brust und keuchte. Ihm wurde leicht schwarz vor den Augen. Er schaute sich, so gut es ging, um. Und er sah niemanden. Keinen schwarz gekleideten Mann. Er blieb noch ein paar Minuten liegen und rang nach Luft. Dann stand er auf und machte zwei Schritte vorwärts. John wurde von der Seite gepackt und mit dem Rücken gegen die Wand gedrückt. Jetzt sah er seinen Angreifer. Der Angreifer war in einen schwarzen, eng anliegendem Neoprenanzug gehüllt. Er trug schwarze Stiefel und schwarze Lederhandschuhe. Zusätzlich hatte er eine schwarze Sonnenbrille, die das Gesicht von John in ihren Gläsern spiegelte. John sah den Mann voller Furcht an. „Was...was wollen Sie?“, röchelte John. „Sie wissen genau, was ich will.“, antwortete der Mann. John erkannte die Stimme. Es war die von Mr. Yang. „Mr. Yang.“, sagte John höflich, „wir können gerne neu verhandeln. Unsere Rendite werden....“ Der Mann fiel ihm ins Wort. „Ich bin nicht Mr. Yang. Und ich bin nicht interessiert an ihren Geschäften.“ Der Mann drückte John fester gegen die Wand. John bekam kaum noch Luft. „Ich bin gekommen, um ihre Seele zu holen.“ Der Mann lachte ein tiefes Lachen. John's Herz setzte kurz aus, und raste dann. Sein Blut gefror ihm in seinen Adern. Seien Pupillen wurden groß. „Nenne mich deinen schlimmsten Alptraum.“, sagte der Fremde. Mit seiner freien Hand nahm er seine dunkle Sonnenbrille ab und lies sie fallen. John wich sein Blut aus dem Gesicht, beim Anblick seiner Augen. Die Iris des Fremden waren blutrot. „Was bist du?“, keuchte John. „Ich bin ein Dämon.“, hauchte der Fremde. Er griff mit seiner Hand auf den Rücken. Dann zog er ein Wakizashi, ein japanisches Kurzschwert, heraus. Er hielt es John an die Kehle. „Noch ein letztes Gebet?“, fragte der Dämon. Doch bevor John noch antworten konnte, zog der Dämon sein Wakizashi durch John's Kehle, wie durch Butter. Der Dämon ließ John los und trat einen Schritt zurück. John's lebloser Körper sank zu Boden. Eine Blutlache bildete sich um seinen Leichnam. Der Dämon nahm ein Tuch, wischte sein Wakizashi sauber, ließ es in seine Hülle gleiten, nahm eine neue Sonnenbrille aus einer Tasche und ging seelenruhig davon. Kapitel 3: Eine neue Fährte --------------------------- Das Flugzeug setzte etwas hart auf der Landebahn des Flughafen Paris-Charles de Gaulle auf. Die Passagiere wurden leicht durchgeschüttelt. Langsam rollte die Maschine auf das Gate zu. Die Passagiere stiegen aus und strömten durch das Terminal 1. Es war mittlerweile Mittag. Die Sonne brannte unablässig auf den Flughafen. Die Menschen gingen hin und her, scheinbar alle mit einem Ziel vor Augen. Besonders er. Seine kurz geschnittenen, schwarzen, aufgegelten Haare glänzten im Sonnenlicht. Seine schwarze Sonnenbrille reflektierte die Gesichter der anderen Leute, die ihn etwas verwirrt ansahen. Er war schwarz gekleidet. Er hatte ein schwarzes T-Shirt und eine schwarze Jeans. Dazu trug er schwarze Turnschuhe. Das einzig Auffällige an ihm war sein Aktenkoffer aus Aluminium und seine silberne Uhr, die an seinem linken Handgelenk schimmerte. Er war gerade aus dem Flugzeug ausgestiegen und durch das Gate zur Zollkontrolle gegangen, als er von einem Zollbeamten aufgehalten wurde. „Haben Sie etwas zu verzollen?“, wurde er höflich von einem Beamten aufgefordert. Der Mann schüttelte nur leicht den Kopf. Der Beamte stellte sich ihm leicht in den Weg. Er musterte ihn und sagte: „Wir führen hier stichprobenartig eine Zollkontrolle durch. Wenn Sie mir jetzt bitte Ihren Pass geben würden und den Koffer auf die Ablage legen würde.“ Widerwillig griff der Mann in seine Hosentasche und zog seinen Reisepass heraus. Er übergab ihm den Beamten und legte seinen Koffer auf die metallene Ablage. Der Beamte betrachtete den Pass und zog eine Augenbraue hoch. „Mr. Yang. Alexander Yang. Was führt Sie nach Paris“, frage der Beamte, während ein weiterer Beamter den Koffer öffnete. „Ich bin....geschäftlich hier.“, antwortete Alex. Die beiden Beamten durchsuchten sorgfältig den Koffer. Sie legten den Inhalt auf den Tisch. Alex hatte anscheinend nur schwarze Kleidung im Gepäck. Schließlich packten die Beamten den Koffer wieder ein, übergaben ihn und den Reisepass wieder Alexander und nickten ihm höflich zu. „Gute Reise Mr. Yang.“, wünschte ihm noch der Beamte, bevor Alex durch die Tür in die Eingangshalle ging. Alex seufzte leicht. „Verdammte Zollkontrolle.“, grummelte er leise vor sich hin. Zielstrebig steuerte er auf den großen Ausgang zu. Die automatische Tür öffnete sich und ihm traf ein Hitzeschwall. Unbeirrt davon trat er hinaus ins Sonnenlicht. Er kniff leicht seine Augen zu und ging auf ein Taxi zu. Er stieg ein ließ sich auf den Sitz fallen. „Zum Eiffelturm.“, sagte er knapp. Der Taxifahrer nickte leicht und startete den Motor. Er lenkte sein Gefährt auf die Autobahn Richtung Stadtzentrum. Er richtete seinen Innenspiegel und blickte Alex ins Gesicht. Er hob verwundert eine Augenbraue. „Sie sind ein Tourist?“, fragte der Fahrer kaugummikauend. Das klang viel mehr nach einer Feststellung, als nach einer Frage. Alex rührte sich nicht. Er blickte starr auf seinen Koffer. „Sie reden wohl nicht viel.“, fragte er Alex wieder schmatzend. Schulterzuckend konzentrierte er sich wieder voll auf die Straße. Er schaltete sein Radio ein. Nach ein paar Kurven, roten Ampeln, hupenden Autofahrern und drängelnden Motorradfahrern kam das Gefährt ans Ziel. Alex drückte dem Fahrer 50€ in die Hand. „Der Rest ist für Sie.“, murmelte er und steigt aus. Kaum hatte er den Wagen verlassen und die Tür geschlossen, fuhr er auch schon wieder weg. Alex betrachtete kurz den Eiffelturm. Dann machte er sich mit seinem Koffer auf. Er ging in ein nahe gelegenes Café und bestellte einen Kaffee – schwarz. Er saß auf der Terrasse und beobachtete die an ihm vorbeiziehenden Leute. Hin und wieder nippte er kurz an seinem Kaffee. Er wartete darauf, dass die Sonne unterging und er sich auf die Jagd machen konnte. Nur in der Dunkelheit entfalten Dämonen ihre gesamte Stärke und ihre Fähigkeiten. Langsam sank die Sonne im Westen. Alex hatte mittlerweile schon 7 Tassen Kaffee getrunken. Die Kellnerin stand nervös etwas weiter hinter ihm. Er hatte anscheinend nicht vor, jetzt schon zu gehen. Doch es war Zeit. Seine sonst so strahlend grünen Augen hatten schon einen leichten rötlichen Schimmer, obwohl man das unter der Brille nicht sehen konnte. Alex stand auf und legte einen 100€ Schein hin. Noch bevor die Kellnerin etwas sagen konnte, ging er schon den Gehweg entlang und bog in eine Seitengasse ein. Alex ließ sich zu Boden sinken und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand eines Gebäudes. Seinen Koffer legte er neben sich. Er wischte sich kurz über die Augen unter seiner Brille. Dann gab er eine spezielle Zahlenkombination in seinen Koffer ein. „Einfältige Zollbeamten.“, murrte er leise. Er öffnete den Koffer und zog zwei Wakizashis heraus und steckte sie unter sein T-Shirt. Mittlerweile war die Sonne untergegangen und die letzten Sonnenstrahlen verschwunden. Erleichtert steht Alex auf. Er lachte leise. „Also. Wenn ich mich recht erinnere, wollte John seine neuen Instruktionen aus einem Bankschließfach holen. Dort liegt ein Zettel, der ihm sagt, wo und wann er sich treffen soll. Keine schlechte Idee. Falls John etwas passiert, können sich die anderen noch in Sicherheit bringen.“, murmelte er leise vor sich hin. Alex betrachtete die Wände der Gebäude zu seinen Seiten. Dann nahm er Anlauf und sprang von der einen Wand zur anderen und wieder zurück. So bewegte er sich nach oben und sprang auf das Dach des Hauses. Über die Dächer lief er zur Bank. Das Gebäude der internationalen Bankgruppe ist bestens gesichert. In der Nacht ist die Fassade hell erleuchtet und der Eingang durch schwere Gitterstäbe geschützt. Zusätzlich bestehen alle Fenster aus Sicherheitsglas und im Inneren befinden sich viele Wärmebildkameras und Sensoren. Die Bankschließfächer sind hinter einer großen 30cm dicken Tresortür gesichert. Selbst wenn es jemand bis zu der Tersortür schaffen würde, würde, sobald die Tür geöffnet würde, ein Alarm losgehen und innerhalb von wenigen Minuten die Spezialeinheit von Paris das Gebäude umzingelt haben. Alex stand mittlerweile auf dem Dach der Bank. Er beugte sich runter zu einem Dachfenster und legte seine Sonnenbrille ab. „Alarmgesichter.“, gab er leise von sich. Dann legte er seine beiden Hände vorsichtig auf die Glasscheibe. Er schloss die mittlerweile blutroten Augen und konzentrierte sich. Das Glas verschwand dort, wo er es berührte. Nachdem er die ganze Scheibe verschwinden ließ, glitt er lautlos durch den leeren Rahmen und sprang die fünf Meter auf den Boden. Er rollte sich lautlos ab und ging gelassen zum Tresor. Dank seiner dämonischen Fähigkeiten konnte er sich der Umgebungstemperatur anpassen und die Wärmebildkameras täuschen. Er stand kurz vor der Tresortür und überlegte. Dann nahm er seine Lederhandschuhe aus der Hosentasche und zog sie an. Er umschloss mit seinen Fingern sanft die Zahlenkombinationsschlösser und versuchte den richtigen Code herauszufinden. Seine Finger registrierten die kleinsten Erschütterungen und er wusste es, sobald er die richtige Zahl hatte. Bei der letzten der 5 Zahlenschlössern ging er extrem langsam vor. Er legte die andere Hand auf den Griff der Tür und drehte ganz sachte an dem Schloss. Ein nur für ihn hörbares Klicken ertönte. Nun legte er beide Hände an den Griff und drückte ihn. Ein weiteres Klicken ertönte. Das war der stille Alarm, der sofort zur Polizeizentrale übertragen wurde. Sofort darauf ruft der diensthabende Beamte einen Code 1 aus. 14 Sekunden darauf rasten schon die ersten Wagen der Spezialeinheit mit Blaulicht von der Polizeistation weg durch die Stadt auf die Bank zu. Alex riss an der großen Tür. Diese schwang knarrend nach außen auf. Alex betrat den Tresorraum und suchte nach dem richtigen Schließfach. Er brauchte keine 2 Sekunden, um das Bankschließfach mit der Nummer 471 zu finden. Er grinste und seine Augen funkelten leicht. Aus seiner anderen Tasche nahm er etwas, das aussah wie Knetmasse. Er klebte die Masse auf das Schloss und steckte einen kleinen Zünder hinein. Er ging ein paar Schritte nach hinten. Dann explodierte es und die Tür des Schließfaches sprang auf. Grinsend ging Alex zum Fach und zog eine kleine Schachtel aus Metall heraus. Er öffnete sie und nahm einen kleinen Zettel heraus. „Wir treffen uns im Freibad von Hamburg. Zur selben Zeit wie immer.“ Er steckte den Zettel in seine Tasche und machte sich auf den Weg aus dem Tresor. Durch die Fensterscheiben der Bank waren Blaulichter zu sehen. Auf der Straße vor der Bank parkten schon die ersten Einsatzwagen der Spezialeinheit. Sie umstellten gerade das Gebäude. Ein paar Einsatzkräfte versuchten in der Zwischenzeit die große Eingangstüre aufzusperren. Die anderen brachten sich mit ihren Maschinenpistolen in Stellung. Über ihren Köpfen schwirrte ein Hubschrauber. „Ergeben Sie sich! Das Gebäude ist umstellt!“, hallte eine Stimme aus einem Lautsprecher. Alex lächelte darüber nur leicht. Er ging dorthin, wo er runter gesprungen war und blickte nach oben. Er ging in die Knie und sprang nach oben. Für einen Dämon um Mitternacht war der fünf Meter hohe Sprung kein Problem. Er klammerte sich an den Rahmen und zog sich aufs Dach. Unter ihm ging die Tür auf. Die Polizisten stürmten mit ihren Waffen in das Gebäude auf den Tresorraum zu. Doch sie fanden dort niemand. Der Scheinwerfer des Helikopters leuchtete über die Dächer. Alex raffte sich auf und lief los. Er sprang von Dach zu Dach. Der Helikopter entdeckte ihn und nahm die Verfolgung auf. Währenddessen rückten die Einsatzkräfte von der Bank ab und nahmen ebenfalls die Verfolgung mit ihren Fahrzeugen auf. Alex lief weiter, den Helikopter im Nacken. Er sprang auf ein weiteres Dach und erkannte, dass es eine Sackgasse war. Umdrehen konnte er nicht und einfach hinunter springen auch nicht. Das würde zu viel Aufsehen erregen. Also lief er zum Dachvorsprung, ließ sich mit seinen Füßen voraus in der Luft baumeln und ergriff die Dachrinne. Er glitt an einem Rohr nach unten, kam am Boden auf und raste weiter. Er schlug ein paar Haken, bog in eine dunkle Seitengasse ein und löste sich in violettem Rauch auf. Kapitel 4: Neue Stadt, neues Glück ---------------------------------- Die Sonne ging am Horizont auf und tauchte den Himmel in ein leichtes Rot. Ein älterer Mann, Mitte 70, saß am Fenster des Speisewagens im ICE von Paris nach Hamburg. Im Speisewagen war es ruhig. Nur ein paar Frühaufsteher waren schon wach. Die Zeitung lag vor ihm auf dem Tisch. Er blickte aus dem Fenster und betrachtete die schnell an ihm vorbeiziehende Umgebung. Mit seiner schon etwas runzligen Hand griff er nach seinem Kaffee und trank einen Schluck. Leicht zitternd stellte er die Tasse dann wieder hin. Er rückte die Brille auf seiner Nase zurecht und blätterte auf die nächste Seite der Zeitung. „Ist hier noch frei?“, fragte eine Stimme. Der alte Mann drehte den Kopf. Leicht nickend und mit einer trockenen Stimme antwortete er: „Natürlich. Setzen Sie sich doch.“ Ihm gegenüber setzte sich ein junger Mann. Er legte seine Hände auf den Tisch. Seine silberne Uhr glänzte im Licht der aufgehenden Sonne. Leicht neugierig beäugte ihn der Senior. „Entschuldigen Sie meine neugierige Frage, aber dürfte ich Sie fragen, wer Sie sind? Reisen Sie allein?“. Der andere Mann nickte leicht und lächelte. Seine grünen Augen strahlten. „Ich heiße Alex. Ja, ich besuche.....ein paar Freunde.“, er grinste leicht dabei. Dann blickte Alex auf die Zeitung. Er überflog kurz die Schlagzeilen. Der Mann sah ihn etwas verwirrt an. „Möchten Sie?“, fragt er leise und reichte Alex schon die Zeitung. Alex nickte kurz und bedankte sich. Er las nochmal die Schlagzeile, die ihm ins Auge gesprungen war. Millionär ermordet aufgefunden. Gestern um kurz nach 3 Uhr Ortszeit entdeckte die Polizei in einer kleinen Seitengasse den Leichnam von John Malastar, dem bekannten Investmentbanker. Soweit die Polizei bekannt gab, wurde der 31-Jährige auf brutalste Weise hingerichtet. Laut einer soeben abgeschlossen Obduktion des Leichnams wurde ihm die Kehle mit einer sehr scharfen Klinge durchtrennt. Laut Gerichtsmediziner wurde sehr säuberlich gearbeitet, da die Wunde nicht ausgefranst sei. Dieses Werk sei demnach einem Profi zuzuschreiben. Laut Polizeiangaben handelte es sich nicht um einen Raubüberfall, da Mr. M. noch seine Brieftasche bei sich hatte. Die Polizei sucht noch nach Verdächtigen. Spuren wurden am Tatort bis jetzt noch keine gefunden. Die Polizei befindet sich aber noch Mitten in den Ermittlungen. -Die Karierte- Alex huschte ein leichtes Grinsen übers Gesicht. Der Alte schaute ihn verwundert an. Alex schüttelte kichernd den Kopf. „Diese Witze sind unschlagbar.“, erklärte er und zeigte auf die Cartoons am Ende der Seite. Der Alte verstand und kicherte in sich hinein. „Wollen Sie noch etwas trinken?“, fragte eine sanfte Frauenstimme. Der Senior schüttelte den Kopf. „Nein danke. Für mich nicht.“, antwortete er. Alex blickte zur Kellnerin? und musterte sie. „Für mich bitte einen Kakao.“, sagte er. -Meanwhile- „Tina! Steh jetzt endlich auf!“, rief eine Frauenstimme durchs Haus. Tina lag noch in ihrem Bett und döste vor sich hin. Die Vorhänge waren noch geschlossen, aber das Sonnenlicht drang leicht hindurch und ließ das Zimmer schon ein wenig hell erscheinen. Tina streckte sich und gähnte. Sie setzte sich leicht auf und blickte noch verschlafen auf den Wecker. 8:17 Uhr. Sofort war sie hellwach. Sie sprang aus dem Bett, warf ihre Bettdecke, die sie wie fast jede Nacht unabsichtlich aus dem Bett wirft, wieder zurück und ging zum Kleiderschrank. Geschlagene 2 Minuten stand sie davor und überlegte, was sie heute anziehen sollte. Die Stimme ihrer Mutter holte sie etwas unsanft aus ihren Gedanken: „Liegst du noch immer im Bett?“. Sofort griff sie sich die erstbesten Kleidungsstücke, die sie greifen konnte und eilte ins Bad. „Bin schon wach.“, rief sie, noch immer ein wenig müde, zurück zu ihrer Mutter. Im Bad legte sie ihre frischen Sachen beiseite und schaute in den Spiegel. Beim Anblick ihres Spiegelbildes grummelte sie leise vor sich hin. Ihre hellbraunen, etwas länger, als schulterlangen Haare, standen leicht zu Berge. Kopfschüttelnd drehte sie sich um und streifte ihre Kleidung vom Körper. Sie warf ihren Pyjama in den Wäschekorb und stellte sich dann unter die Dusche. Tina drehte das warme Wasser auf und entspannte sich kurz. Sie ließ das Wasser über ihren Körper rinnen, schloss ihre Augen und dachte an den bevorstehenden Tag. Sie wollte mit ihren Freundinnen ins Schwimmbad gehen. Sie seifte sich ein und wusch sich dann nochmals ab. Tropfend trat sie aus der Dusche auf ein Handtuch. Sie nahm sich ihr Badetuch und trocknete sich ab. Sie zog ihre frischen Klamotten an und föhnte sich noch ihre Haare. Sie band sie zu einem Pferdeschwanz zusammen und verließ glücklich lächelnd das Badezimmer. „Guten morgen, Mum.“, sagte sie, als sie die Küche betrat. „Guten morgen, Schlafmütze.“, antwortete ihre Mutter lachend. Tina setzte sich an den Esstisch, wo bereits ihr Frühstück stand. Gemütlich trank sie ihren Kakao und aß ein Nutellabrot. Ihre Mutter setzte sich ihr gegenüber, verschränkte die Arme und musterte sie erwartungsvoll. „Alles bereit?“, fragte sie und zog dabei eine Augenbraue hoch. Tina nickte und antwortete mit vollem Mund: „Na klar.“ Es klingelte an der Tür. Tina's Mutter stand auf und ging zur Tür. Tina hörte leises Flüstern. „Hallo. Komm doch rein. Sie ist noch beim Frühstücken.“, hörte sie ihre Mutter sagen. Gleich darauf stand auch schon Mia in der Tür. Lächelnd blickte Mia zu Tina. „Guten Morgen. Weißt du eigentlich, wie spät es ist? Ich dachte, wir wollten die ersten sein?“, fragte sie kichernd. Tina schlang nun ihr Nutellabrot hinunter und sprang dann auf. „Bin gleich fertig.“, sagte sie und raste die Treppe nach oben in ihr Zimmer. Zum Glück hatte sie ihre Sachen schon gestern eingepackt. Sie schnappte ihren Rucksack, ging dann kurz zur Kommode und legte sich ihre silberne Kette mit einem Herzchenanhänger an und sprintete zurück in die Küche. Dort schlürfte sie ihren Kakao hinunter und ging dann mit Mia in die Garderobe. Tina zog sich ihre Schuhe an und verabschiedete sich noch schnell von ihrer Mutter: „Bis dann, Mum.“ Und schon waren beide durch die Tür verschwunden und machten sich auf den Weg ins Schwimmbad. -Afterwards- Der ICE 568 fuhr auf Bahnsteig 2 ein. Die Türen öffneten sich und die Leute strömten heraus. Alex ging als einer der Letzten vom Zug. Er ließ sich Zeit. Gemütlich schlenderte er zu den Schließfächern. Noch immer ganz schwarz gekleidet zog er ein paar Blicke auf sich. Vor den Schließfächern zog er einen kleinen Schlüssel aus seiner Tasche. Er ging zum Schließfach 696 und sperrte es auf. Alex nahm einen Rucksack heraus, nahm ihn auf den Rücken und verließ den Bahnhof durch den Ausgang. Draußen setzte er sich seine schwarze Sonnenbrille auf. Er ließ den Blick über den Platz schweifen. Die Sonne stand schon halbhoch am Himmel. Eine kühle Brise wehte ihm ins Gesicht. „Das ist also Hamburg.“, murmelte er leise vor sich hin. Er atmete tief ein und ging dann los. Gerade fuhr ein Bus ins Terminal ein. Alex huschte in den Bus und nahm Platz. Zischend schloss der Bus seine Türen und fuhr los. Kapitel 5: Perfektes Wetter zum Schwimmen ----------------------------------------- „Nächster Halt: Schwimmbad Ost.“, hallte es aus dem Lautsprecher des Busses. Alex schnappte sich seinen Rucksack und begab sich zum Ausgang. Durch die Fensterscheiben sah er, wie der Bus langsamer wurde und dann schließlich an der Bushaltestelle anhielt. Die Türen öffneten sich und Alex trat hinaus. Ein Schwall heißer Luft kam ihm entgegen. Er seufzte leicht auf und ging Richtung Schwimmbad. Ein paar Meter vor dem Gebäude blieb er stehen und betrachtete es. Die blaue Aufschrift „Schwimmbad Ost“ verschaffte ihm Sicherheit, dass er am richtigen Ort war. Er stellte sich hinten an der Schlange an und wartete darauf, dass sie sich langsam fortbewegte. Er musterte die anderen Leute. Kleine Kinder schrien herum und warteten ungeduldig, bis sie endlich ihre Eintrittskarte in den Händen hielten. Ein paar genervte Väter und Mütter versuchten ihr Kinder zu beruhigen. Allerdings half das nicht viel und sie gaben auf und ließen ihre Kinder weiter herumquengeln. Im Schleichtempo gingen die Leute zur Kasse, bezahlten ihre Karten und gingen anschließend durch das Drehkreuz. Alex war dann auch an der Reihe. Er blickte durch die Glasscheibe zur jungen Kassiererin. „Einmal Erwachsener, bitte.“, sagte er mit seiner sanften Stimme und schob ihr 10€ unter der Glasscheibe hindurch. Die Kassiererin beäugte ihn etwas skeptisch. Dann nahm sie den Geldschein und schob Alex eine Eintrittskarte und das Wechselgeld zurück. Sie lächelte ihn noch kurz an. Alex erwiderte kurz das Lächeln und begab sich dann durch das Drehkreuz in das Schwimmbad. Er stöhnte leise auf. Alex ließ den Blick schweifen. So viele Menschen hatte er noch nie im Schwimmbad gesehen. Es könnte aber auch daran liegen, dass er erst zwei Mal in seinem Leben in einer Badeanstalt gewesen war. Obwohl es noch früh war, drängten sich teilweise schon die Leute auf den sonnigen Liegeplätzen. Alex schüttelte leicht den Kopf. Dann schlenderte er zu den Umkleidekabinen. Blitzschnell glitt er in eine noch freie Kabine und schloss hinter sich die Tür ab. Er atmete tief durch. „Womit habe ich das nur verdient?“, flüsterte er zu sich selbst. „Ich würde viel lieber wieder auf die Jagd gehen.“ Er seufzte leicht. Dann stellte er seinen Rucksack auf die Sitzbank. Er nahm seine Badehose heraus und zog sich um. Sorgfältig faltete er seine Kleidungsstücke und steckte sie dann in seinen Rucksack. Er sah kurz an sich runter und betrachtete seine knielange, schwarze Bermudahose. Das Einzige, das diesmal nicht ganz schwarz an ihm war, waren ein paar rote Streifen auf seiner Badehose. Er schulterte seinen Rucksack und nahm seine Sonnenbrille und seine Schuhe in die Hand. Anschließend öffnete er Tür und ging zu den Spinden. Er blickte über die hellblauen Türen der Kasten und fand einen leer stehenden. Er stellte seine Schuhe auf den Boden. Seinen Rucksack legte er drauf. Alex steckte noch schnell seine Sonnenbrille in den Rucksack. Dann nahm er eine 2€ Münze, steckte sie in den Schlitz des Schließfaches, schloss den Kasten ab und zog den Schlüssel ab. Er band das Armband des Schlüssels auf seine rechte Hand und machte sich auf den Weg ins Café des Schwimmbades. Alex setzte sich auf einen freien weißen Plastikstuhl in die Sonne. Er warf kurz einen Blick über die Schulter und sah die anderen Leute im Schatten der Sonnenschirme sitzen. Er lächelte kurz. Dann wandte er seinen Blick wieder nach vorne. Zwischen den Fingern seiner rechten Hand drehte er eine 2€ Münze. Seine linke Hand lag zur Faust geballt auf dem Tisch. Alex Blick ruhte auf den schon fast halb gefüllten Schwimmbecken. „Ihr Eiskaffee.“, sagte eine freundliche weibliche Stimme. Die Kellnerin hielt ein braunes Tablett mit einem Eiskaffee. Sie nahm das Glas in ihre Hand und stellte es auf den weißen Tisch. Die Kellnerin nahm die 2€ Münze, die auf die Seite des Tisches geschoben wurde und ging zurück. -Meanwhile- „Oh man. Ist das eine lange Schlange.“, seufzte Mia, als sie mit Tina vor dem Schwimmbad ankam. Die beiden stellten sich widerwillig hinten an. Tina nickte leicht enttäuscht. „Sieht so aus, als wären wir doch nicht die ersten.“, gab sie lächelnd zurück. „Mhm“, antwortete Mia und hob eine Augenbraue. „Schon aufgeregt?“, fragte sie kichernd. Tina blickte zu ihr. Sie legte die Stirn in Falten. „Warum?“, fragte sie nichts wissend. Mia kicherte. „Ich habe gehört, es soll ein neuer Bademeister da sein.“, sagte sie lachend. Tina stimmte in ihr Lachen ein. „Was soll das jetzt heißen?“, fragte Tina. Mia lachte noch lauter und stieß Tina leicht mit ihrem Ellbogen in die Seite. „Du weißt doch.“, flüsterte sie, „du wirst jetzt dann 18 und hast noch immer keinen Freund.“ Tina schüttelte leicht den Kopf. „Ich warte halt auf den Richtigen. Wie oft willst du das denn noch von mir hören?“, antwortete sie seufzend. „Der nächste bitte.“, hörten sie eine weibliche Stimme sagen und drehten sich wieder nach vorne. Mia ging schnell einen Schritt nach vorne und sagte: „Zweimal, bitte.“ Sie nahm Tina am Arm und zog sie zu sich. Tina stolperte leicht nach vorne, hielt sich an Mia fest, lachte und reichte der Kassiererin das Geld. Lachend gingen dann beide mit den Karten durch das Drehkreuz. Sie machten sich auf den Weg zu den Umkleidekabinen. „Sie mal wie voll das heute schon ist.“, sagte Mia stöhnend, als ihr viele Leute entgegen kamen. „Ja, so voll war es noch nie.“, antwortete Tina. Tina erblickte eine freie Umkleidekabine, huschte an Mia vorbei und steuerte darauf zu. „Je mehr Leute, desto größer ist die Auswahl.“, rief ihr Mia nach und stellte sich bei einer besetzten Kabine an. Tina schloss seufzend die Tür hinter sich. „Du bist unmöglich.“, rief sie zu Mia zurück und verdrehte die Augen. Sie ließ den Rucksack auf die Bank fallen. Leicht kopfschüttelnd griff sie in den Rucksack. Sie zog ihren Bikini und ihr blau-violett gestreiftes Badetuch heraus. Währenddessen ging Mia in die mittlerweile freigewordene Kabine und zog sich um. Tina streifte ihre Klamotten vom Körper, faltete sie sorgfältig und packte sie in den Rucksack. Sie zog ihren Bikini an, schulterte dann ihren Rucksack und nahm ihr Badetuch in die linke Hand. Mit einem leisen Klicken schloss sie die Tür auf. Sie öffnete die Tür und schaute Mia ins Gesicht. Mia hatte schon ihren Bikini an und grinste Tina an. Tina hob eine Augenbraue. „Auch schon fertig?“, kicherte Mia. Sie musterte Tina. Bevor Tina etwas erwidern konnte, bemerkte Mia: „Schöner Bikini. Er bringt deine blauen Augen zur Geltung.“ „Danke.“, antwortete Tina ein wenig perplex. „Komm schon. Sonst bekommen wir keinen Platz mehr.“, nörgelte Mia. Sie packte Tina am Unterarm und zog sie hinter sich her. Die beiden suchten sich einen freien Liegeplatz auf der Liegewiese. Sie bahnten sich ihren Weg zwischen Badetüchern, Liegestühlen und Sonnenschirmen hindurch. Auf einem freien Fleck Gras nicht weit entfernt vom Schwimmbecken breiteten die beiden ihre Badetücher aus. Tina setzte sich auf ihr Badetuch und kramte in ihrem Rucksack herum. Sie zog eine Tube Sonnencreme heraus. „Kannst du mir bitte den Rücken eincremen?“, fragte sie. Mia seufzte laut auf. „Wenn wir so weitermachen kommen wir nie ins Wasser.“, gab sie etwas genervt zurück. Sie schnappte sich die Sonnencreme, schraubte den Deckel ab, drückte sich etwas Sonnencreme aus der Tube in die Hand, reichte Tina die Tube zurück und begann, Tina's Rücken einzucremen. „Also ich hab mich schon zu Hause eingeschmiert, damit wir schneller sind. Aber nein. Du brauchst ja immer eine Sonderbehandlung.“, erzählte sie lachend. Tina kicherte, während sie sich die Arme einschmierte. „Tut mir Leid. Ich bin halt eine Schlafmütze.“, erwiderte sie. Mia nickte leicht. „Schon okay.“, murmelte sie. Geistig abwesend ließ sie ihren Blick schweifen. Sie fixierte etwas mit ihrem Blick. Ein leichtes Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Ihr kam gerade eine abwegige Idee. Tina steckte die Tube zurück in den Rucksack. Sie spürte noch immer die Hände von Mia auf ihrer Haut. Tina drehte leicht den Kopf nach hinten. „Bist du schon fertig?“, fragte sie ein wenig gelangweilt. Dann fiel ihr Mia's Blick auf. Sie drehte langsam den Kopf und versuchte zu erkennen, wohin Mia schaute. Schlagartig schoss Mia aus ihren Gedanken. Sie fuchtelte herum, in der Hoffnung, dass Tina nicht herausgefunden hatte, was sie vorhat. „Ähm..ja..schon fertig.“, stammelte sie. Sie klapste Tina leicht auf den Rücken und stand dann. „Komm. Lass uns endlich schwimmen gehen.“, meinte sie und strahlte Tina freudig an. Tina zuckte mit den Schultern und wunderte sich über den plötzlichen Stimmungswandel ihrer Freundin. Tina stand dann auf, nahm das Haarband ab, band es sich an ihr Handgelenk, strich sich noch kurz durch die Harre und ging dann mit Mia zum Schwimmbecken. Die Sonne brannte ununterbrochen auf den Steinboden vor den Schwimmbecken. Das mit Chlor versetzte Wasser reflektierte die Sonnenstrahlen auf seiner Oberfläche. Das Geschrei von den Kindern auf der Rutsche und dem Sprungturm war fast überall zu hören. Hin und wieder übertönten die Pfiffe der Bademeister die Geräuschkulisse und es herrschte für wenige Sekunden eine fast beängstigende Stille. „Ich will aber nicht.“, sagte Tina störrisch. Mit den Armen vor der Brust verschränkt stand sie vor der metallenen Dusche. „Du musst aber.“, sagte Mia, ebenfalls ganz stur. Sie ging zur Brause und drückte auf einen Knopf. Kaltes Wasser schoss aus dem Duschkopf auf Mia. Sie zitterte leicht und strich sich dann mit der Hand durchs Haar. Sie drehte den Kopf leicht zu Tina. Ihre Augen funkelten unheilvoll. „Entweder du gehst freiwillig durch oder ich zwinge dich.“, sagte sie lachend. Tina rührte sich kein Stück. „Du hast es nicht anders gewollt.“, meinte Mia schließlich. Sie ging auf ihre Freundin zu und umarmte sie. Tina schüttelte sich. „Du bist kalt.“, sagte sie. Mia antwortete lachend: „Dann mach dich mal auf was gefasst.“ Ihren Griff immer noch fest um Tina geschlossen ging sie mit ihr auf die Dusche zu. Störrisch wehrte Tina sich, aber ohne Erfolg. Mit dem Ellbogen drückte Mia den Knopf und das kalte Wasser ergoss sich auf die beiden. Tina kreischte leicht auf. „Das wäre dann überstanden. Jetzt können wir ins Wasser gehen.“, meinte Mia freundlich. Mit schnellen Schritten gingen die beiden auf den Rand des Schwimmbeckens zu. Nacheinander stiegen sie über die Leiter ins Wasser. Sie schwammen ein paar Längen und spritzten sich gegenseitig an. Dann machten sie eine kleine Pause auf der anderen Seite, wo sie hineingegangen waren. Die beiden verschränkten ihre Arme auf dem Beckenrand, legten ihren Kopf auf die Arme und ließen sich treiben. Mia hob den Kopf. „Und?“, fragte sie Tina mit flüsternder Stimme, „hast du den Typ dort oben im Café gesehen? Der sieht gar nicht mal so schlecht aus. Oder was meinst du?“ Sie hob eine Augenbraue und lächelte Tina an. Tina hob leicht den Kopf und schaute sich um. „Wen meinst du?“, fragte sie leicht irritiert. Mia zeigte unauffällig in die Richtung des Cafés. „Der mit den schwarzen Haaren, der in der Sonne sitzt.“, antwortete Mia noch immer flüsternd. Jetzt nickte Tina leicht. „Naja. Er sieht gar nicht mal schlecht aus. Ob er wohl Single ist?“ „Das werden wir bald herausfinden. Ich hol mir einen Kaffee. Kommst du mit?“, fragte Mia und grinst Tina an. „Ich weiß nicht recht.“, gab Tina etwas schüchtern zurück. „Dann geh ich eben allein.“, beschloss Mia. Sie hielt sich mit beiden Händen am Beckenrand fest und stemmte sich aus dem Wasser. Mit einer eleganten Drehung setzte sie sich auf den Beckenrand, stand auf und ging Richtung Café. Tina begriff, dass sie es ernst meinte. „Halt! Warte auf mich!“, rief sie. Blitzschnell schwang sie sich aus dem Wasser und lief tropfend Mia nach. „Du kannst mich doch nicht einfach allein lassen.“, sagte sie kichernd. Kapitel 6: Zwischenmenschliche Kontakte --------------------------------------- Alex saß noch immer auf dem Plastikstuhl, hatte seinen Eiskaffee in der rechten Hand und blickte zu den Schwimmbecken. Er lächelte leicht. Unbetrübt schwammen die Kinder im klaren Wasser, tauchten oder sprangen vom Rand ins Wasser. Die Bademeister, in ihren roten Hosen hatten Mühe das bunte Treiben einigermaßen unter Kontrolle zu halten. Ein paar Jugendliche, im Alter zwischen 16 und 18, wurden sogar vom Gelände verwiesen. Mit gesenktem Blick gingen sie Richtung Ausgang, begleitet von einem Bademeister. An der großen Rutsche standen die Kinder in der Schlange und warteten ungeduldig darauf, dass sie endlich auch mal rutschen durften. Alex blickte kurz zum Sprungturm. Er war noch geschlossen. Erst in etwa einer halben Stunde würde er von den Bademeistern geöffnet werden. Alex schaute dann zu dem Becken, das ihm am nächsten war. Am Beckenrand sah er zwei Mädchen, die sich am Rand abstützten und im Wasser trieben. Er beobachtete sie eine Weile und glaubte, dass sie zu ihm hinaufschauten. Nach einer Weile stieg das eine Mädchen aus dem Wasser. Kurz darauf lief ihr die andere nach. Die beiden Mädchen gingen über die Steinstiege in Richtung Café. Alex verfolgte sie mit seinem Blick. Als die beiden auf ihn zu kamen, musterte er sie von Kopf bis Fuß. Die eine hatte blaue Augen und hellbraune, etwas länger, als schulterlangen Haare und einen bläulich-türkisen Bikini. Die andere hatte braune Augen, kürzere, dunkelblonde Haare mit braunen Strähnchen und trug einen braunen Bikini. Die beiden Mädchen gingen schnurstracks auf Alex zu. Die im bläulich-türkisen Bikini wirkte ein wenig nervös. Die andere mehr selbstsicher. Als beide dann direkt vor Alex am Tisch standen, fragte die mit den braunen Augen: „Entschuldige. Ist hier noch frei?“ Alex schaute ihr in die Augen und nickte dann leicht. „Natürlich.“, antwortete er. Er lächelte leicht. „Ich bin Alex.“, sagte er und streckte den beiden seine Hand entgegen. „Mia. Freut mich dich kennen zu lernen.“, antwortete die mit dem braunen Bikini freundlich, schüttelte seine Hand und erwiderte sein Lächeln. Dann nahm die andere Alex' Hand und schüttelte sie leicht. „Tina.“, antwortete sie schüchtern und wurde leicht rot im Gesicht. „Freut mich auch.“, sagte Alex. Er legte seine Hand dann wieder auf den Tisch und nippte an seinem Eiskaffee. Die beiden Mädchen setzten sich zu ihm auf die Plastikstühle in die Sonne. „Kommt ihr öfters hierher?“ Alex hob eine Augenbraue und schaute die beiden fragend an. Mia nickte leicht. „Ja, wir kommen fast täglich hierher. Aber so jemanden wie dich haben wir hier noch nie gesehen.“, sagte Mia. Sie zwinkerte Alex leicht zu. Alex nickte leicht verlegen. „Kein Wunder.“, meinte er kichernd, „Ich bin nicht von hier. Ich komme aus Österreich. Ich bin hier nur um einen Freund zu besuchen.“ Tina faltete ihre Hände auf ihrem Schoß. Sie blickte ein wenig angespannt auf die Tischplatte. Tina war nicht der offene Typ, der einfach so mit Männern reden konnte. Ihre Freundin hingegen war das genaue Gegenteil. „Ah.“, machte Mia. „Und wie lange bleibst du hier?“, löcherte sie weiter. Alex zuckte leicht mit seinen Schultern. „Ich weiß nicht genau. Ein paar Tage. Vielleicht auch Wochen.“, gab er zur Antwort. Mia nickte. Sie musterte Alex genau. Dann hob sie leicht die Hand und zeigte auf Alex' Oberarm. „Was ist das? Ist das echt?“, sprudelte es aus ihr heraus. Alex drehte leicht seinen Kopf auf die rechte Seite. Er zog seinen Oberarm zu seiner Brust. Mit den Fingerspitzen seiner linken Hand strich er über die Haut seines Oberarms und über sein Tattoo. Ein etwa 4 mal 4 Zentimeter großes, rotes Tatzenkreuz mit schwarzem Umriss war in seine Haut eingraviert. „Ja. Das ist echt.“, sagte er lächelnd. Kichernd blickte er zu Tina und Mia. „Wollt ihr mal fühlen?“, fragte er leicht lachend. Mia strahlte übers ganze Gesicht. „Natürlich.“, antwortete sie und schon strichen die Finger ihrer rechten Hand sanft über sein Tattoo. Tina hob den Kopf. Sie wurde leicht rot im Gesicht. Sie wollte schon ablehnen, doch da stieß ihre Freundin sie leicht mit dem Fuß. Tina schielte kurz zu Mia, doch blitzschnell wand sie ihren Blick wieder ab. Etwas zögernd nahm sie ihre Hand von ihrem Schoß. Sie blickte auf das kreuzförmige Tattoo. Dann strich sie vorsichtig mit ihren Fingerspitzen über seine Haut. Dabei blickte sie in Alex' Augen. Es schien so, als würden seine Augen von selbst leuchten. Seine Augen hatten Tina in den Bann gezogen. Erst als Mia ihre Freundin mit dem Fuß stieß und sich räusperte, merkte Tina wieder, dass sie noch immer ihre Hand auf seiner Arm hatte. Reflexartig zuckte sie mit ihrer Hand zurück und blickte verlegen zur Seite. Durch die drückende Hitze und pralle Sonne bildeten sich langsam Schweißperlen auf der Stirn der beiden Mädchen. Alex saß gelassen da. Die Hitze schien ihm nichts auszumachen. Hin und wieder nippte er an seinem Glas. Zwischendurch musterte er immer wieder Mia und Tina. Mia löcherte ihn mit Fragen zu den unmöglichsten Sachen. Ein wenig genervt suchte er sich lange Antworten, damit nicht schon gleich wieder die nächste Frage kam. Er stellte auch Gegenfragen und die Antworten sprudelten aus Mia heraus, wie ein Wasserfall. Während Mia erzählte schielte Alex oft zu Tina. Er lächelte leicht und betrachtete die Wassertropfen, die an ihrer Haut nach unten liefen. Tina starrte auf den Tisch. Manchmal schielte sie kurz zu Alex, schaute aber weg, sobald er zu ihr blickte. Mia wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Puh. Ist es hier heiß.“, sagte sie seufzend. „Wollen wir ein wenig schwimmen gehen?“, fragte sie Alex lächelnd. Er nickte leicht. „Oder wir könnten zum Sprungturm gehen. Der dürfte sicherlich gleich öffnen“, schlug Alex vor. Mia kicherte. „Aber nur, wenn du von ganz oben springst.“, sagte sie herausfordernd. Alex zuckte mit den Schultern. „Meinetwegen.“, erwiderte er cool. Alex trank den letzten Schluck seines Eiskaffees aus. Dann standen die drei von ihren Stühle auf und gingen Richtung Sprungturm. Kapitel 7: Sprung ins Ungewisse ------------------------------- „Wasserbombe!“, rief ein kleiner Junge in grüner Badehose. Gleich darauf machte es Platsch und das Wasser spritzte in die Höhe. Die Zuschauer am Sprungturmbecken gingen in Deckung. Doch sie wurden schon vom kalten Wasser getroffen. Ein paar kleine Mädchen kreischten auf. Ein anderer Junge auf der 3-Meter-Plattform lachte. Kurz darauf sprang auch er ins kühle Nass. Alex ging voraus. Mia und Tina folgten ihm. Die beiden musterten ihn von hinten. Mia flüsterte so leise, dass es nur Tina hören könnte: „Er ist doch mega-süß.“ Mia kicherte leise. Tina errötete leicht. Sie nickte leicht. „Ja. Ein wenig.“, antwortete sie verlegen. Mia lachte laut auf. „Gibs doch zu.“, sagte sie im Flüsterton, „du stehst doch auf ihn.“ Dabei boxte sie Tina mit ihrem Ellbogen leicht in die Seite. Tina wurde ganz rot im Gesicht. „Stimmt doch nicht.“, zischte sie zurück. Mia kaufte das ihrer Freundin nicht ab und verdrehte die Augen. Alex blickte über die Schulter zu den beiden zurück. Er strahlte. „Was ist denn so lustig?“, wollte er wissen. „N..Nichts..“, stammelte Tina verlegen. Alex hob eine Augenbraue und blickte dann wieder nach vorne. Mia versank beim Anblick seines Lächelns ganz in ihren Gedanken. Sie merkte nicht, wo sie hintrat und rutschte fast aus. Reflexartig hielt sie sich an Tina fest. „Tut mir Leid. Ich bin wohl ein wenig durcheinander.“, murmelte sie. Tina schüttelte nur leicht den Kopf und atmete tief durch. Ihr Kopf hatte mittlerweile schon wieder eine normale Farbe. Alex blieb vor dem Becken stehen und blickte auf die oberste Plattform des Turmes. „Also von ganz oben?“, fragte er und zeigte dabei mit dem Finger auf die oberste Plattform. Mia blieb ebenfalls stehen und verschränkte die Arme. Sie nickte langsam. „Ja. Von ganz oben. Das war der Deal.“, sagte sie grinsend. Tina stellte sich neben ihre Freundin. Auch sie musterte den Turm. „Das ist aber hoch.“, sagte sie ganz leise zu sich selbst. Ein lauter Schrei durchbrach die Stille. Jemand war von der obersten Plattform gesprungen und stach in das Wasser ein. Das Wasser spritzte bis zur 3-Meter-Plattform. Alex zeigte sich unbeeindruckt. „Okay.“, gab er ganz cool zurück. Er setzte sich an den Beckenrand und tauchte seine Beine ins Wasser. Er rutschte weiter zum Rand und glitt dann ins Wasser. Er tauchte kurz unter. Alex tauchte wieder auf und wischte sich das Wasser aus dem Gesicht. Er drehte sich wieder um, griff an den Beckenrand und hievte seinen Körper aus dem Wasser. Tropfend stellte er sich vor die beiden Mädchen. Mia stand sprachlos da und musterte ihn. Tina schaute verlegen an ihm vorbei. Sie merkte, wie sich die Röte auf ihrem Gesicht breit machte. Alex musterte die beiden kurz, grinste, drehte sich dann um und ging auf den Turm zu. „Mia?..Mia?“, fragte Tina leicht genervt. Sie winkte mit ihrer Hand vor Mia's Gesicht. Mia brauchte ein paar Sekunden, bis sie sich wieder zusammgerissen hatte. „Ähm...ja?“ Sie drehte ihren Kopf zu Tina. „Sieht er nicht einfach hinreisend aus.“, sagte Mia seufzend. „Mhm.“, antwortete Tina, selbst ein wenig sprachlos. Alex tropfte noch ein wenig. Er fuhr sich mit seiner rechten Hand durch sein nassen, pechschwarzes Haar. Leicht seufzend blickte er die metallene Leiter hoch. Er kletterte langsam hinauf. Auf den einzelnen Plattformen musterte er kurz die anderen Kinder. „Anfänger.“, murmelte er. Zielstrebig kletterte er auf die oberste Plattform. Die Sonne strahlte auf ihn hinab. Bis er oben war, war er schon fast ganz getrocknet. Nur ein paar einzelne Wassertropfen liefen von seiner nassen Badehose an seinen Beinen hinunter. Auf der obersten Plattform blieb er kurz stehen und blickte sich um. Er überblickte das ganze Schwimmbad. Ein Meer aus bunten Badetüchern drängten sich auf der Liegewiese aneinander. Alex griff an das Geländer an der Seite der Plattform, beugte sich leicht drüber und winkte mit der einen Hand Tina und Mia zu. Die beiden Mädchen blickten zu ihm hoch. „Glaubst du, dass er wirklich springen wird?“, fragte Tina. Mia nickte. „Natürlich. Oder er braucht gar nicht mehr zu uns kommen.“, sagte sich kichernd. Tina schüttelte den Kopf. Beide schauten nun ehrfürchtig zu ihm hoch. Mia klatschte in die Hände und rief: „Los. Komm schon. Du schaffst das.“ Nun sahen auch andere Schaulustige zu Alex hoch. Alex trat von dem Geländer zurück und ging ganz nach hinten. Er hörte Mia's Rufe. Er streckte sich, ließ ein wenig seine Arme kreisen und atmete tief durch. Dann blickte er geradeaus über die Plattform hinweg. Im Augenwinkel sah er eine kleine Lacke am Geländer, da wo er gerade noch stand. Er konzentrierte sich. Dann lief er los. Mit den Zehen seines rechten Fußes trat er über die Plattform und sprang. Im Flug zog er seine Beine an seine Brust. Seine Hände legte er gestreckt an seinen Körper an. Während er nach unten flog, drehte er sich zweieinhalb mal um seine Querachse. Kurz bevor er ins Wasser eintauchte, streckte er sich und vollführte eine halbe Schraube, bevor er, mit den Händen voraus, ins Wasser einstach. Die Zuschauer staunten. Kurz nachdem Alex wieder auftauchte, brach ein Jubeln aus. Mia und Tina klatschten und ein paar kleinere Kinder pfiffen Alex zu. Alex schwamm zu den beiden Mädchen und stieg aus dem Wasser. Die beiden schauten ihn mit offenen Mündern an. Er lächelte sie an. „Und? Wie war ich?“, fragte er belustigend. Mia schnappte nach Luft. „Also. Ziemlich gut.“, antwortete sie. Sie war noch immer ganz Baff. Tina brachte kein Wort heraus. Alex kratzte sich am Kopf. Ein Summton ertönte. Dann kam eine Lautsprecherdurchsage: „Der Fahrer des Autos mit dem Kennzeichen HH-KR956 soll sich bitte an der Kasse melden. Ich Wiederhole: Der Fahrer des Autos mit dem Kennzeichen HH-KR956 soll sich bitte an der Kasse melden. Danke.“ Alex blickte zu den beiden Mädchen. „Tut mir Leid, aber ich glaube, ich werde gebraucht.“, sagte er leicht kichernd. Noch bevor einer der beiden etwas erwidern konnte, ging Alex schon Richtung Kassa. „Warte!“, rief ihm Mia nach, „Kommst du heute Abend ins 'Chaos'? Gegen 10 Uhr. Ich spiele mit meiner Band. Wenn du Lust hast, dann komm bitte.“ Alex blickte über seine Schulter zurück. „Ich bin mir nicht sicher, aber ich werde es versuchen.“, gab er lächelnd zurück. Dann verschwand er in der Menschenmenge. „Er ist doch super-süß. Komm. Lass uns ein Eis essen gehen.“, schlug Mia vor und zog Tina am Arm mit sich in zum Café. „Ja. Er ist wirklich süß. Und du glaubst wirklich, dass er heute kommt?“, fragte Tina ein wenig verunsichert. Mia grinste breit. „Du stehst wohl auf ihn.“, meinte sie, „Aber wenn er uns wirklich wiedersehen will, dann kommt er bestimmt.“ Tina nickte leicht und wurde leicht rot. Mia schielte zu ihr. Sie bemerkte die Röte ihrer Freundin und wusste sofort, dass sie Recht hatte. Alex bahnte sich seinen Weg zwischen den bunten Badetüchern vorbei Richtung Kasse. Vor dem Eingang sah er sich noch einmal um. Er musterte kurz die ankommenden Badegäste. Sie alle hatten Taschen und Rucksäcke bei sich. Alex grinste sie kurz an und begab sich dann zum Eingang. „Ich bin hier wegen dem Auto.“, sagte er. Die Kassiererin deutet nur auf einen Wagen, der am Parkplatz stand. Alex drehte seinen Kopf dorthin. Er sah einen orangefarbenen Nissan 350Z Roadster. Den Fahrer hinter der verdunkelten Seitenscheibe konnte er nicht erkennen. Aber der Fahrer hatte anscheinen das, was er wollte. Das Auto fuhr an, beschleunigte und ordnete sich in den Verkehr ein. Alex lief zum Parkplatz, aber er sah nur noch die Rücklichter des Fahrzeuges. Er kniete sich auf den Asphalt des Parkplatzes. Mit seinen Finger strich er leicht über die Beschleunigungsspuren des Nissan's. Er rieb die Finger aneinander. „Fast fabrikneu.“, murmelte er. Dann stand er auf und blickte in die Richtung, in die das Fahrzeug gefahren war. „Verdammt. Wahrscheinlich wissen sie jetzt Bescheid.“, flüsterte er zu sich selbst. Alex dreht sich um und ging wieder ins Schwimmbad, ohne sich etwas Anmerken zu lassen. Er ging zu seinem Spind, nahm seine Sachen, zog sich um und verließ das Schwimmbad. Er machte sich zu Fuß auf den Weg des orangefarbenen Fahrzeuges. Kapitel 8: Das Böse hat einen neuen Namen ----------------------------------------- Mittlerweile war es kurz Mittag. Die Sonne stand im Zenit und brannte mit all ihrer Kraft auf den Boden. Die Hitze war unerträglich. Die Leute, die sich nicht im Schwimmbad Abkühlung verschafften, waren in ihren klimatisierten Häusern und hatten die Fenster geschlossen. Nur wenige Menschen waren auf der Straße anzutreffen. Die meisten von ihnen saßen in ihren Autos und hatten entweder die Fenster ganz geöffnet oder die Klimaanlage auf Hochtouren laufen. Die Luft über dem Asphalt flimmerte. Nur ein paar Verrückte wagten sich bei diesen Temperaturen zu Fuß auf den Gehweg. Und nur einer unter ihnen war gänzlich schwarz gekleidet. Durch die verdunkelten Gläser seiner Sonnenbrille sah Alex hin und wieder ein paar Leute an sich vorbeigehen. Er selbst ging gleichmäßig neben der Straße auf dem Fußweg. Alex ging aufrecht, die Schultern leicht nach hinten gedrückt und blickte gerade nach vorne. Die Leute hingegen, die ihm entgegen kamen, schlurften mit gesenktem Blick den Weg entlang. Sie stöhnten unter der drückenden Hitze und wischten sich immer wieder den Schweiß von der Stirn. Ihre Kleidung hatte sich im Bereich der Achseln und um den Hals dunkel verfärbt. Sie würdigten Alex nicht eines Blickes. Dafür war die Anstrengung zu groß. Alex ging seelenruhig, mit seinem Rucksack auf dem Rücken, die Straße entlang. Ihm schien die Hitze nichts auszumachen. Er hatte noch nicht einmal einen Schweißtropfen auf seiner Stirn. Er ging weiter. An einer Kreuzung blieb er kurz stehen. Er drehte seinen Kopf nach rechts. Seine Pupillen weiteten sich leicht. Er starrte kurz in die Richtung und traute seinen Augen nicht. Dort stand er. Der orangefarbenen Wagen stand seelenruhig auf einem Parkplatz vor einem Wohnhaus. Alex ging auf ihn zu. Er ließ sich Zeit und beobachtete die Umgebung. Durch die vielen spiegelnden Fensterscheiben konnte er aber nichts Auffälliges entdecken. Er am Wagen vorbei, drehte leicht seinen Kopf und spähte durch die Windschutzscheibe ins Innere. Auf dem Armaturenbrett lag ein Parkschein. Dort drauf war das Kennzeichen des Wagens und die Wohnung seines Besitzers zu lesen. „Top 15“ Alex drehte seinen Kopf nach rechts und schaute nach oben. Er versuchte zu erraten, welches Fenster zu Top 15 gehörte. Dann ging er zur Eingangstür und machte sie auf. Er trat in das Haus. Im Flur war es deutlich kühler, als auf der Straße. Alex ging zu den metallenen Postkästen, die an der Wand hingen und suchte Top 15. Der Briefkasten von Top 15 war überfüllt. Alex versuchte auf den Briefen den Namen des Empfängers zu entziffern. „Müller.“, murmelte er, „ein ziemlich häufiger Name.“ Plötzlich hörte Alex Schritte, die auf dem Fliesenboden widerhallten. Er drehte sich blitzschnell nach vorne und ging auf die Treppe zu. Ihm kam ein Mann mittleren Alters entgegen. Alex grüßte ihn höflich und glitt an ihm vorbei. Er ging die Treppe hoch bis zum 5. Stock. Er heftete seinen Blick an die Tür mit dem Schild „Top 15“ Mit leisen Schritten ging er auf die weiße Tür zu. Vorsichtig legte er sein Ohr an die kalte Tür und versuchte etwas zu hören. Ein paar Minuten stand er so da. Plötzlich ging am anderen Ende des Stockwerkes eine Tür auf. Eine ältere Frau trat aus der Tür. „Entschuldigen Sie.“, sagte sie in einem freundlichen Ton. „Kann ich Ihnen vielleicht helfen?“. Alex fuhr herum. Leicht erschrocken drehte er sich zu der Frau. Er nahm die Sonnenbrille ab und musterte sie kurz. Alex schätzte sie auf Ende 60. Ihre weiß-blonden Haare waren in Lockenwicklern eingewickelt. Ein freundliches Lächeln breitete sich auf ihren Lippen aus. Falten durchzogen ihr Gesicht. Ihre grauen Augen vermittelten einen Gefühl von Wärme und Geborgenheit einer liebenden Großmutter. Alex nickte leicht und machte ein paar Schritte auf die Frau zu. „Ja bitte.“, antwortete mit einem Lächeln auf seinem Gesicht. „Könnten Sie mir mehr über die Leute erzählen, die in Top 15 wohnen?“ Die Frau seufzte leicht. Ihr Lächeln wich aus ihrem Gesicht. „Kommen Sie rein.“, sagte sie bedrückt und ging voraus in ihr Wohnzimmer. Alex war etwas verdutzt. Er ging der Frau hinterher und schloss die Tür hinter sich. „Setzen Sie sich bitte.“, sprach sie und ging in die Küche. „Möchten Sie auch eine Tasse Kaffee und Kuchen?“, fragte sie höflich. „Nur wenn es keine Umstände macht.“, antwortete Alex freundlich. Er setzte sich auf Sofa und sah sich ein Wenig in der Wohnung um. Vor dem Sofa stand ein kleiner Glastisch. Ihm gegenüber ein Couchsessel. An der Wand hingen viele Bilde. Fast alle waren schwarz-weiß. Alex hörte ein Klappern aus der Küche. Dann kam auch schon die Frau mit einem Tablett in der Hand aus der Küche. Sie stellte das Tablett auf den Tisch und stellte eine Tasse Kaffee und einen Teller mit selbst gemachten Apfelkuchen vor Alex hin. Sie selbst nahm sich eine Tasse Kaffee und setzte sich auf den Couchsessel. Sie nahm den Löffel und rührte ein wenig im Kaffee. „Zucker? Milch?“, fragte sie Alex. Er schüttelte leicht den Kopf. „Nein, danke.“, gab er zurück. Er nippte kurz an der Tasse. „Ich heiße Emily.“, begann die Frau zu erzählen. „Und Sie wollen wissen, was mit den Leuten aus Top 15 passiert ist?“ Alex nickte und schob sich mit der Gabel ein Stück Kuchen in den Mund. Er kaute und schluckte dann. „Ich bin Alex.“, fügte er etwas kleinlaut hinzu. Emily lächelte ihn an und fuhr fort. „Es begann alles vor etwa 7 Monaten. Als wir dachten, dass wir das alles überstanden hätten. Wir, also ich und mein Ehemann, dachten, da diese Bandenkriege und Zerstörungen in der ganzen Welt ein Ende hatten, dass wir nun ein glückliches Leben führen könnten. Aber dann zog in Top 15 eine neue Familie ein.“ Emily schüttelte leicht den Kopf. „Es waren gute Eltern. Gott sei ihnen gnädig. Aber sie hatten einen Jungen. Er war etwa 9 Jahre alt. Dieser Junge hatte etwas Unheimliches an sich. Sein Blick, seine Augen, sein Lachen, das alles war uns nicht ganz geheuer. Wir beschwichtigten uns damit, dass er noch neu bei uns war. Aber schon nach ein paar Wochen änderten wir unsere Meinung. Es geschahen seltsame Dinge nebenan. Vor vier Wochen war es besonders schlimm. Fast jede Nacht kreischte die Mutter und der Vater weinte und flehte. Wir konnten alles durch die dünnen Wände hören. Wir riefen die Polizei, aber sie halfen uns nicht.“ Emily trank einen Schluck von ihrem Kaffee. Alex sah sie fragend an. „Und was geschah dann?“, wollte er wissen. Emily nickte leicht. „Wir erfuhren, dass er nie getauft wurde und sahen es als Zeichen Gottes. Also riefen wir einen Priester. Dieser wollte ihn gewaltsam Taufen, aber der Junge widersetzte sich. Er vertrieb den Pfarrer und da war uns klar, dass dieser Junge vom Teufel besessen sein musste.“ Ihre Hände begannen zu zittern, aber sie erzählte weiter. „In dieser Nacht, als der Pfarrer vertrieben wurde, war es nebenan ganz still. Als wir am nächsten Morgen nachsehen gingen, sahen wir....sahen wir...“, ihre Stimme zitterte. Eine Träne lief ihr über die Wange. Sie senkte den Blick. „sahen wir... seine toten Eltern. In ihren Augen spiegelte sich die nackte Angst wider. Vom Jungen fehlte jede Spur.“ Sie holte ein Taschentuch aus ihrer Tasche und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Und vor einer Woche starb mein Mann auf mysteriöse Weise, als er am Grab unserer Nachbarn war und ihnen Blumen aufs Grab legte.“ Alex schluckte den letzten Bissen seines Kuchen hinunter und schaute Emily an. Er konnte kein Mitleid für sie empfinden, aber er versuchte es. Mitleid war etwas, das nie ein Dämon empfinden könnte. „Tut mir Leid.“, sagte er und versuchte, aufrichtig zu klingen. „Wie war sein Name?“ Emily schaute leicht verwirrt auf. Sie dachte kurz nach. „Anthony.“, sagte sie. „Aber warum wollten Sie ins Top 15?“, frage sie Alex. Alex räusperte sich kurz. Er ließ sich blitzschnell eine Ausrede einfallen. „Ich kannte die Eltern. Die Mutter von Anthony war die einzige Cousine meiner Mutter. Als sie aber hierher gezogen sind, riss jeder Kontakt ab. Ich besuche hier einige Freunde und sollte sie besuchen, wenn ich schon mal hier bin.“ Alex lächelte leicht. „Tut mir Leid, dass deine Mutter das so erfahren muss.“, murmelte Emily leise. -Meanwhile- „Du findest ihn also wirklich toll?“, fragte Mia. Tina stöhnte. „Wie oft willst du mich das denn noch fragen?“, fragte sie genervt. „Bis du zugibst, dass du ihn wiedersehen willst.“, antwortete Mia grinsend. „Ich hab es dir doch schon oft genug gesagt, dass er gar nicht so schlecht aussieht, aber ich kenne ihn doch erst seit ein paar Stunden. Und wer sagt denn, dass ich ihn wiedersehen werde?“, sagte Tina. Sie wurde wieder leicht rot im Gesicht. Mia nippte an ihrem Eiskaffee. Die beiden saßen im Schatten auf den Plastikstühlen und schauten zum Schwimmbecken. Tina kam eine Idee. Sie zeigte mit dem Finger in die Menschenmasse. „Und wie findest du den Typ?“, fragte sie grinsend. Mia reckte ihren Kopf in die Richtung, in die Tina zeigte. „Welchen? Wen meinst du? Etwa den super-süßen dort?“ Tina kicherte. Sie weiß genau wie sie ihre Freundin immer ablenken kann. Entspannt lehnte sich Tina zurück, schloss kurz die Augen und genoss die Brise, die ihr ins Gesicht wehte. „Jetzt sag schon. Welchen meinst du?“, quengelte Mia weiter. Sie stieß Tina leicht mit dem Ellbogen gegen die Rippen. Tina öffnete ihre Augen. „Den mit der blauen Badehose.“, sagte sie genervt und rollte mit den Augen. Mia hielt Ausschau nach einer blauen Badehose. Enttäuscht lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück und verschränkte die Arme. „Ich sehe niemanden mit einer blauen Badehose.“, teilte sie Tina mit. Tina trank genüsslich den letzten Schluck ihres Eiskaffees aus, stand auf, nahm dann Mia an der Hand und zog sie mit. „Gehen wir eine Runde schwimmen. Das bringt dich sicher auf andere Gedanken.“, schlug sie vor. Schlagartig besserte sich Mia's Laune. Sie sprang auf und lief freudig mit Tina zum Becken. Sie sprangen hinein und schwammen ein paar Runden. -Afterwards- Die Sonne näherte sich langsam dem Horizont. Alex blickte aus dem Fenster. Er verspürte ein leichtes Kribbeln. Schnell trank er den letzten Schluck Kaffee und stand auf. „Vielen Dank für alles Emily, aber ich muss jetzt wirklich los.“, sagte er freundlich und lächelte Emily an. Sie stellte ihre Tasse auf den Tisch und stand langsam auf. „War mir ein Vergnügen. Ich hatte nämlich schon lange keinen Besuch mehr.“, antwortete sie ehrlich und begleitete ihn noch zur Tür. „Grüß deine Mutter schön von mir.“, rief sie ihm noch nach. Alex blickte über seine Schulter kurz zurück und nickte. „Mach ich.“, sagte er und blickte wieder nach vorne. Er lief die Treppe nach unten. Unter dem Laufen setze er seine Sonnenbrille auf. Mittlerweile waren seine Augen schon hellrot. Er stieß die Eingangstür nach außen auf und trat auf den Gehweg. Die Luft draußen war noch immer aufgeheizt von der Sonne. Es war aber schon spürbar kühler. Alex schaute sich kurz um und ging dann die Straße entlang. Er bog in eine kleine Seitengasse ein. Als er sich sicher war, dass ihn keiner bemerkte, kletterte er über die Fassade auf das Dach des Gebäudes. Er schlich geduckt zum Rand des Flachdaches und spähte über die Kante auf das orangefarbenen Auto. Alex war sich sicher, dass es morgen nicht mehr hier stehen wird. Er zog ein kleines, silbernes Handy aus seiner Tasche und wählte eine Nummer. Er presste das Telefon an sein Ohr und sprach im Flüsterton. „Ginger. Wir haben ein Problem. Ein Freiläufer. Ich hänge mich an ihn dran. Ich bin gerade in Hamburg. Wahrscheinlich weiß er, dass ich hier bin. Ich brauche wahrscheinlich Verstärkung.“ Blitzschnell klappte er sein Handy wieder zu und steckte es zurück in seine Tasche. Er stellte sich auf eine lange Nacht ein. -Meanwhile- „Das Freibad schließt in 15 Minuten. Bitte begeben sie sich zum Ausgang.“, hallt es aus den Lautsprechern. Lachend begaben sich Mia und Tina zu den Umkleidekabine. „Dem hast du es aber gezeigt!“, sagte Tina kichernd. „Ich weiß.“ antwortete Mia ganz stolz. „Ich kann ganz fies sein.“, fügte sie lachend hinzu. „Das hat er aber wirklich nicht verdient.“, sprach Tina. Mia schüttelte nur den Kopf. „Selbst Schuld.“, meinte sie. Immer noch kichernd zogen sich die beiden um. Sie schnappten ihre Rucksäcke, warfen sie über ihre Schultern und machten sich auf den Weg ins 'Chaos'. Kapitel 9: Knallharte Entscheidung ---------------------------------- „Test. Eins, Zwei. Tina, hörst du mich?“, tönte Mia's Stimme aus den Lautsprechern, die an der Wand befestigt waren. Tina saß an einem Tisch ganz hinten im Club. Es waren noch keine Leute anwesend. Der Club öffnet erst um 21:00 Uhr. Mia war aber schon früher mit ihrer Band gekommen, um die Instrumente abzustimmen und alles vorzubereiten. Tina winkte ihrer Freundin nach vorne zu. „Ja, du klingst toll.“, rief sie zurück. Dann stand sie auf und ging zu Mia nach vorne. Sie schlängelte sich an den runden Metalltischen vorbei, an denen jeweils 4 Stühle standen, vorbei. Ganz vorne an der Wand war eine kleine, halbkreisförmige Erhebung, eine Bühne, auf der die anderen Bandmitglieder ihre Instrumente stimmten. Etwas weiter vor der Bühne, an der Decke, hingen ein paar bunte Flutlichter. Ein Techniker war auch schon da. Er ließ abwechselnd die verschiedenen Lichter aufleuchten. Die Bühne wurde in rotes, gelbes, blaues und grünes Licht getaucht. „Könnten wir etwas gelbes und einen kleinen Rotstich haben?“, fragte Mia ihn höflich. Der Techniker nickte. Er spielte ein wenig mit den Knöpfen an seiner Konsole herum. Gleich darauf wurde die Bühne in ein helles Gelb getaucht. Die rote Lampe leuchtete auch ein wenig und es ergab einen hellorangen Schein. „Danke.“, rief Mia höflich zu ihm. Dann blickte sie zu Tina, die sich zu ihr auf die Bühne gesetzt hatte. Mia saß im Schneidersitz mitten auf der Bühne. In ihren Händen hielt sie ihre E-Gitarre. Das Funkmikrofon lag in ihrem Schoß. „Möchtest du was trinken? Oder wie willst du dir sonst die ganze Zeit vertreiben?“, fragte Mia leicht grinsend. Tina zuckte mit den Schultern. Sie saß ihrer Freundin gegenüber und musterte sie. „Jetzt noch nicht.“, gab sie etwas gelangweilt zurück. „Bist du nicht aufgeregt? Das ist euer erster großer Auftritt.“ Mia lachte. „Nein.“, antwortete sie kopfschüttelnd. „Wir haben uns sehr gut vorbereitet und ich kann meine Songs im Schlaf.“ Tina lächelte. Dann seufzte sie leicht. Sie senkte den Blick und schaute auf den Bühnenboden. „Glaubst du wirklich, dass er heute kommen wird?“, murmelte sie vor sich hin. Mia brach in schallendes Gelächter aus. „Du bist ja noch nervöser als ich.“, meinte sie. Sie legte Tina die Hand auf die Schulter. „Das schaffst du schon.“, sagte sie aufmunternd. Erleichtert über die Aufmunterung ihrer Freundin hob Tina den Kopf. Sie lächelte. Ihre Wangen hatten sich leicht rötlich verfärbt. Im orangen Licht erkannte das Mia aber nicht. Sie nahm die Hand von Tina's Schulter und stimmte weiter ihre Gitarre. -Afterwards- Die Leute strömten ins 'Chaos'. Nach einer guten Viertelstunde, nachdem der Club geöffnet hatte, war er schon zur Hälfte gefüllt. Vor dem 'Chaos' standen noch viele Leute in einer Schlange und warteten darauf, dass sie hinein durften. Die Sonne ging langsam unter. Die Straßenbeleuchtung schaltete sich ein und tauchte die Gehwege in fahles Licht. Tina saß an einem Tisch nahe am Eingang und musterte jeden, der den Club betrat. Mit Jedem, der an ihr vorbei ging, schwand ihre Hoffnung, dass Alex noch kommen wird. Aber noch war es ja nicht 21.30 Uhr. Sie machte sich keine Sorgen. Sie lehnte sich zurück, versuchte sich zu entspannen und blickte kurz zur Bühne. Sie war leer. Nur das Schlagzeug und Keyboard standen an ihrem Platz. Neben der Bühne bereiteten sich Mia und die anderen Bandmitglieder auf ihren großen Auftritt vor. -Meanwhile- Es wurde kühler. Jetzt sah man mehr Menschen auf der Straße, als gegen Mittag. Alex lag immer noch auf dem Dach und beobachtete das Fahrzeug. Flüchtig blickte er auf seine Uhr. 21.37 Uhr. Alex seufzte leicht. „Jetzt kann ich das mit dem Auftritt von Mia's Band vergessen“, murmelte er leise. Plötzlich öffnete sich die Eingangstür des Hauses, in dem Alex heute Nachmittag gewesen war. Er spitze seine Ohren und war voll konzentriert. Mit seinen Händen stütze er sich leicht am Rand des Daches ab. Er spannte seine Muskeln an und machte sich bereit, aufzuspringen, falls die Person, die gerade aus dem Haus kam, ins Auto einsteigen sollte. Alex wartete geduldig 5 Sekunden. Dann sah er sie. Es war eine Frau, die mit einer Einkaufstasche aus dem Haus trat. Alex entspannte sich wieder und legte sich weiter auf die Lauer. Er ließ seinen Blick schweifen. Dann sah er ihn. Er stand unter einer kaputten Straßenlaterne. Seine schulterlangen, braunen Haare wehten leicht in der kühlen Nachtluft. Er hatte eine schwarzen Ledermantel, der bis zum Boden reichte. Der Mann schaute sich nach allen Seiten um. Sein Blick streifte kurz das Dach, wo Alex lag. Alex zuckte leicht zusammen. Alex sah die Augen des Mannes. Sie funkelten, wie rote Rubine. Der Mann ging gelassen zu dem orangefarbenen Fahrzeug. Er ging zur Fahrertür. Mit der Hand griff er in seine Tasche und zog etwas silbernes heraus. Mit dem silbernen Schlüssel sperrte er das Fahrzeug auf. Er stieg ein. Alex sprang auf. Er landete auf seinen Füßen und nahm die Sonnenbrille ab. Seine blutroten Augen suchten die Umgebung ab. Niemand schien ihn zu beobachten. Lautlos glitt sein Rucksack von seinem Rücken und fiel mit einem dumpfen Knall auf das Dach. Blitzschnell hatte er, als sein Rucksack nach unten sank, sein Handy herausgenommen und in seine Hosentasche gesteckt. Heulend sprang der Motor des Autos an. Alex vernahm das quietschen der Reifen und sah, wie der Wagen davonraste. Er lief los. Den Blick immer auf das Fahrzeug gerichtet, sprang er über die Dächer neben den Wagen her. Er verschnaufte kurz, als der Wagen an den roten Ampeln halten musste. „Das kann ja noch eine lange Nacht werden.“, murmelte er seufzend vor sich hin. -Meanwhile- Das 'Chaos' war mittlerweile gänzlich gefüllt. Ein paar Leute lehnten an der Wand und warteten darauf, dass sie vielleicht einen Sitzplatz ergattern würde. Tina's Blick war leer. Sie war geistig abwesend und frage sich, wo Alex blieb und ob er überhaupt kommen würde. Das Licht erlöschte und die Scheinwerfer an der Bühne gingen an. Die Bühne wurde in ein sanftes Orange getaucht. Ein Mann trat an den Lautsprecher. Er war der Clubbesitzer. Er nahm das Mikrofon in die Hand und begann mit einer Ansage: „Ich heiße euch heute herzlich Willkommen. Wie ihr ja alle wisst, ist das heute der erste große Auftritt der Band 'Fortune'. Ohne langen Vorreden will ich die Show jetzt beginnen lassen.“ Er steckte das Mikrofon wieder zurück in den Ständer. „Ich bitte um einen großen Applaus für die Band 'Fortune'“, rief er. Die Leute im Club begannen zu klatschen. Der Mann verließ die Bühne und die Bandmitglieder gingen winkend hinauf. Einige Leute im Club pfiffen ihnen zu und jubelten. Mia ging nach vorne zum Mikrofon. „Danke, danke. Ich freue mich, dass wir hier spielen können. Als ersten Song möchten wir euch 'displease' präsentieren.“ Im Raum wurde es wieder ruhiger. Mia drehte sich kurz um und nickte den anderen zu. Der Drummer schlug in einem gleichbleibenden Takt auf seine Drums. Gleich darauf begann der Bassist zu spielen. Nach einer Wiederholung des Intros begann Mia zu singen. Ihre sanfte Stimme versetzt die Zuschauer in staunen. Tina saß noch immer gedankenverloren da. Sie starrte auf die Bühne, doch bekam nicht mit, was sie spielten. Sie war nicht in der Stimmung dazu zuzuhören. Nach etwa drei Minuten endete das erste Lied. Begeisternd erhoben sich die Leute und applaudierten. Mia wartete ein wenig, dann begann sie mit ihrem nächsten Song. -Afterwards- Es war inzwischen halb zwölf geworden. Mia und ihre Band machten gerade eine kleine Pause, als Tina zu ihnen kam. Sie zog Mia leicht am Arm, weg von den anderen. Sie beugte sich leicht an Mia's Ohr. „Hey. Ich glaube, ich gehe jetzt. Alex ist noch nicht gekommen und ich bin einfach nicht in der Stimmung, um noch länger zu bleiben.“, flüsterte sie betrübt. Mia nickte leicht. „Okay. Soll ich meine Eltern anrufen, dass sie dich nach Hause bringen?“, fragte Mia leicht enttäuscht darüber, dass ihre beste Freundin jetzt schon gehen musste. Tina schüttelte leicht ihren Kopf. „Nein. Schon gut. Die dreihundert Meter kann ich schon allein gehen.“ Mia lachte leicht und legte dann ihre Hand auf Tina's Schulter. „Sieh es nicht so tragisch. Das Schicksal wollte es halt nicht so.“ Tina seufzte leicht. Dann umarmte sie ihre Freundin. „Danke. Und viel Spaß noch.“, sagte sie, bevor sie sich durch die Menschenmenge nach draußen kämpfte. „Dir auch.“, rief ihr Mia nach. Draußen ging ein kühler Wind. Tina atmete tief ein und genoss die Brise, die ihr ins Gesicht wehte. Dann ging sie langsam die Straße entlang. Sie senkte ihren Blick und schaute auf den Weg, der an ihr vorbeizog. Etwas mutlos ließ sie ihre Schultern hängen. Sie seufzte laut. „Warum ausgerechnet ich? Zuerst treffe ich endlich mal jemanden, in den ich mich auf den ersten Blick verliebt habe, und dann werde ich ihn wahrscheinlich nie wieder sehen.“, murmelte zu sich selbst. Ein paar Häuserblocks von ihr entfernt standen drei Männer in einem Dreieck. Sie waren schon leicht angetrunken. Einer von ihnen schwankte schon ein wenig. Die drei Männer lachten laut. Einer von ihnen blickte die Straße hinunter und sah ein Mädchen auf sie zukommen. Sie schien in Gedanken zu sein und achtete nicht auf ihren Weg. Der Mann klopfte den anderen auf die Schulter und zeigte auf das Mädchen. Die drei lachten wieder laut. Der Betrunkene murmelte etwas unverständliches. Dann ging er dem Mädchen entgegen. Die anderen beiden grinsten nur. Tina blickte kurz auf und erschrak. Ein Mann, wahrscheinlich betrunken, mit etwas dunklerer Hautfarbe und brauner Kleidung kam auf sie zu. Sie schielte nach links auf die andere Straßenseite. Einfach über die Straße zu rennen konnte nicht gut ausgehen. Andererseits konnte der Mann einfach zufällig an ihr vorbeigehen. Tina atmete tief ein und nahm ihren ganzen Mut zusammen. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten. Der Mann schien sie gar nicht zu beachten und ging ruhig an ihr vorbei. Erleichtert atmete Tina aus. Doch dann wurde sie nervös. Die Schritte hinter ihr verstummten plötzlich. Sie wagte nicht sich umzudrehen. Nach ein paar Sekunden erklangen wieder die Schritte. Doch diesmal schien es, als würden sie sich auf sie zubewegen. Tina schielte über ihre Schulter nach hinten. Hinter sich sah sie eine dunkle Gestalt, die ihr folgte. Tina blickte wieder nach vorne und beschleunigte leicht ihre Schritte. Hinter sich hörte sie nun jemanden laufen. Plötzlich ging der Mann neben ihr her. „Hey Schätzchen. Na was machst du hier allein um diese Zeit?“, murmelte er leicht betrunken. Tina bekam es mit der Angst zu tun. Sie lief einfach los. Plötzlich traten vor ihr zwei weitere Männer aus einer Seitengasse heraus. Tina prallte an die Brust des einen und wich ein wenig zurück. „Warum so eilig? Wir wollen dir doch nichts tun.“, sagte der eine grinsend. Die beiden Männer bäumten sich vor ihr auf und versperrten ihr die Straße. Der Betrunkene kam von hinten und packte sie an den Oberarmen. Er beugte sich zu ihrem Ohr und flüsterte: „Hab keine Angst.“ Der Geruch von Alkohol drang Tina in die Nase. „Lass mich los!“, rief sie und versuchte sich aus dem Griff des Betrunkenen zu befreien. Dieser lachte nur und hielt Tina fest im Griff. Er nickte den anderen beiden zu und zog Tina in die Seitengasse. Die beiden anderen Männer stellten sich an den Eingang der Gasse und hielten Wache. „Lass mich los!“, rief Tina immer wieder. Der Betrunkene grinste nur. Er verstärkte seinen Griff und leckte sich über die Lippen. „Aber, aber. Je mehr du dich wehrst, desto mehr muss ich dir weh tun.“, sagte er kichernd. Tina stieß einen Schrei aus. Blitzartig drückte der Mann sie mit dem Rücken gegen die Wand. Mit seiner dreckigen Hand hielt er ihr den Mund zu. „Was ist denn?“, fragte er leicht verwirrt. „Hattest du denn nie Spaß?“ Er lachte. Tina's Augen fingen an zu tränen. Ihr stand die Angst in das Gesicht geschrieben. Sie hatte zwar Geschichten gehört, aber nie gedacht, dass ihr auch so etwas passieren könnte. Der Mann drückte Tina weiter an die Wand. Sein Alkoholgeruch stieg Tina in die Nase. Ihr Magen begann sich zu wehren. Ihr wurde ganz schlecht. Der Mann legte seine andere Hand an Tina's Seite und begann sie zu streicheln. Tina zuckte zusammen. Tränen liefen ihr über die Wangen. Um sie herum begann sich alles zu drehen. Plötzlich hörte sie etwas. Es klang schwach, aber vielleicht würde ihr jemand helfen. Dann wurde ihr schwarz vor Augen und sie wurde Ohnmächtig. -Meanwhile- Alex folgte dem Wagen schon seit geraumer Zeit. Anscheinend fuhr dieser aber im Kreis und versuchte ihn abzuschütteln. Doch Alex war schneller. Auf dem Dach gab es keine Ampeln, die ihn aufgehalten hätten. Während er auf den Häusern herumlief, telefonierte er kurz. „Ginger. Ich glaube, ich wurde entdeckt. Übernimmst du die Verfolgung.“, flüsterte er. Er nickte kurz. „20 Minuten. Okay. Das halte ich noch durch.“, dann legte er auf. Er blieb wieder kurz auf einem Dach stehen und blickte auf die Kreuzung. Der Wagen hielt wieder vor einer roten Ampel. Alex atmete kurz durch. Dann hörte er den dröhnenden Motor und lief weiter. Er blickte kurz auf die Uhr. 11:34 Uhr. Plötzlich hörte er einen leisen Schrei. Er blieb blitzartig stehen und lauschte. Da war er wieder. Alex erkannte diese Stimme unter tausenden heraus. Blitzschnell traf er eine knallharte Entscheidung. Er änderte die Richtung, vergaß das Auto und die Verfolgung und lief weiter. „Ginger wird den Wagen schon finden.“, murmelte er. Auf einmal verstummte der Schrei. Alex's Herz raste. Ein wenig Angst machte sich in ihm breit. Er flog förmlich über die Häuser. Seine Füße berührten nur flüchtig den Boden. Mit voller Kraft stieß er sich von der Dachkante eines Hauses ab und sprang über die doppelspurige Straße. Er kam auf dem Dach des Hauses auf der anderen Seite auf, rollte sich ab und lief weiter. Er wusste noch, aus welcher Richtung der Schrei kam, obwohl es jetzt still war. Zu lange still. Er hielt wieder kurz an. Von der Seitengasse unter sich, hörte er einen betrunkenen Mann. Alex lief zur Dachkante und blickte hinunter. Seine Pupillen verengten sich. Dort unten sah er einen Mann, der das Mädchen, das er heute kennen gelernt hatte, bedrohte. Alex wusste, dass er schnell handeln müsste. Er sprang über die Kante. Mit seinen beiden Füßen kam er auf dem Boden auf und ging in die Hocke. Langsam richtete er sich auf. Seine rubinroten Augen glühten vor Wut. „Lass sie los!“, befahl er dem Mann. Der Mann zuckte leicht zusammen, nahm die Hand von Tina's Seite und drehte den Kopf zu Alex. Der Betrunkene lachte nur. „Nein.“, gab er lallend zurück. Er blinzelte, dann stand Alex schon neben ihm. Alex holte aus und schlug auf die Schulter des Mannes ein. Ein knacken war zu hören. Der Mann ließ Tina los, stolperte zurück und fiel auf seinen Hintern. „Schwein!“, rief er. Tina sackte an der Wand zusammen. Alex fing sie auf und legte sie behutsam auf den Boden. Dann wandte er sich wieder dem Betrunkenen zu. Inzwischen kamen die beiden anderen Männer dem einem zu Hilfe. Ein Mann zückte ein Springmesser. „Was ist passiert?“, fragte er. „Dieses Schwein hat mir die Schulter gebrochen!“, jammerte der Betrunkene, der sich die linke Schulter hielt. Der Mann mit dem Springmesser nickte dem anderen zu. Beide gingen langsam auf Alex zu. „Dafür wirst du büßen.“, murmelte der eine. Alex blieb ganz ruhig. Er atmete tief durch und konzentrierte sich. Der Mann mit dem Springmesser lief auf Alex zu. Er hob seinen Arm, bremste vor Alex ab und stieß das Messer nach vorne. Doch er stach in violetten Rauch. Alex war verschwunden. Der Mann sah sich verwirrt um. Dann drehte er sich zu den anderen und zuckte mit den Schultern. „Das Mädchen.“, murmelte der Betrunkene. Plötzlich tauchte Alex aus dem Nichts hinter dem Mann mit dem Springmesser auf und rammte ihm seinen Ellbogen in den Rücken. Der Mann stöhnte auf, sackte nach vorne auf seine Knie und fiel auf den Boden. Alex trat auf seine Hand, die das Messer fest hielt. Der Mann schrie laut auf und ließ sein Messer los. Alex hob es auf und streckte es zu den anderen beiden Männern. Erst jetzt bemerkten die Männer die roten Augen von Alex. Sie bekamen Angst, das merkte Alex. Er griff mit beiden Händen an die Klinge und zerbrach sie, als wäre sie ein Zahnstocher. Den Männern stockte der Atem. Der eine lief panisch davon. Der Betrunkene lachte nur und richtete sich auf. „Du wirst sterben. Wir werden dich verfolgen. Dich und deine Freundin. Und wir werden dich töten und sie vergewaltigen. Egal, wie sie sich wehren versucht. Wir werden euch finden!“, gab er lallend von sich und zeigte auf Tina. Alex hatte jetzt endgültig genug. In seinen Augen brodelte es. Er ließ den Mann am Boden liegen und ging auf den Betrunkenen zu. Er umfasste das Unterkiefer des Betrunkenen mit der Hand. „Du wirst niemanden mehr weh tun.“, sagte Alex wütend. Er drückte fest zu. Es knackte laut und der Mann schrie vor Schmerzen. Dann holte Alex aus. Er warf den Mann mit voller Wucht gegen die Mauer. Die Mauer wurde verformt und der Mann fiel tot zu Boden. Etwas Blut lief aus seinem Mund. Alex stand auf, musterte den einen Mann, der noch immer am Boden lag, und ging an ihm vorbei zu Tina. Er beugte sich zu ihr hinunter, streichelte ihr über die Wange und seufzte leicht. Ihm lief eine Träne über die Wange. „Tut mir leid, dass ich nicht früher gekommen bin.“, flüsterte er. Alex wischte sich die Träne weg, nahm eine Sonnenbrille aus der Tasche und setzte sie sich auf. Dann schob er seinen rechten Arm unter Tina's Knie, den anderen Arm legte er um ihren Rücken und hob sie hoch. Langsam ging er mit ihr aus der Gasse und machte sich auf den Weg zu ihrem Haus. Kapitel 10: Böses Erwachen: --------------------------- „Was..was ist passiert?“, murmelte Tina leise und öffnete ihre Augen. Sie blickte hoch und sah das Gesicht mit Sonnenbrille, an das sie sich nur zu gut erinnerte. „Alex?“, fragte sie mit zitternder Stimme. Alex blickte zu ihr hinunter, lächelte und nickte leicht. „Alles ist gut. Ich bringe dich jetzt nach Hause.“, antwortete er mit sanfter Stimme. Erst jetzt bemerkte Tina, dass sie ein wenig auf und am wippte. Sie drehte leicht ihren Kopf und merkte, dass sie getragen wurde. Alex sah ihren Blick und versuchte sie zu beruhigen. „Keine Angst. Er hat dir nichts getan. Zum Glück war ich in der Nähe.“ Das Lächeln schwand wieder aus seinem Gesicht. Er blickte starr nach vorne. Tina drückte sich etwas mehr an ihn. Sie spürte seine Körperwärme und war froh darum, dass er gekommen war. Sie blickte ihm nochmals ins Gesicht. „Danke.“, sagte sie mit einer Träne im Auge. Sie versuchte ihre Gedanken zu verdrängen, die ihr jetzt kamen. Schreckliche Bilder von dem, was alles hätte sein können, wenn er nicht rechtzeitig gekommen wäre. „Woher weißt du eigentlich wo ich wohne?“, fragte sie neugierig. Alex verzog leicht den Mundwinkel. „Wirklich wissen tue ich es nicht.“, gab er aufrichtig zu. „Aber ich hab da so eine Ahnung.“ Er kicherte leicht. Tina hob eine Augenbraue. „Na gut.“, sagte sie leicht seufzend und kuschelte sich weiter an ihn. Alex merkte das und grinste leicht. „Ist das dort vorne dein Haus?“, fragte er, um sie etwas abzulenken. Tina sah sich kurz um und erblicke das Haus, das er meinte. Erstaunt nickte sie. „Ja. Woher weißt du das?“, wollte sie von ihm wissen. Alex zuckte nur mit den Schultern. „Ich würde das Instinkt nennen.“, gab er kichernd von sich. Tina lachte. Alex bog nach rechts ein, ging den Weg durch den Garten zu ihrer Haustüre entlang und blieb vor der Tür stehen. Die automatische Beleuchtung ging an. Alex setzte Tina ab. Sie umarmte ihn fest. „Kommst du noch kurz mit hinein?“, flüsterte sie ihm in sein Ohr. Alex erwiderte die Umarmung, doch drückte Tina dann leicht von sich. „Ich glaube das ist keine so gute Idee.“, gestand er. Etwas widerwillig löste sich Tina von ihm und sah ihm fast flehend ins Gesicht. „Bitte. Ich möchte nicht, dass du jetzt schon gehst.“, sagte sie bittend und nahm dabei seine Hand. Alex atmete tief durch. „Na gut.“, antwortete er und verdrehte leicht die Augen hinter seiner schwarzen Sonnenbrille. Tina strahlte vor Freude. „Aber warum trägst du zu dieser Zeit noch eine Sonnenbrille?“, hackte sie neugierig nach. „Ich erkläre es dir dann, wenn wir allein sind.“, sagte er leise. Tina legte die Stirn in Falten. „Allein?“, murmelte sie. Plötzlich ging hinter ihr die Tür auf. Tina zuckte überrascht zusammen und drehte sich um. Sie sah ihre Mutter. „Hallo. Darf Alex noch ein wenig hereinkommen?“, fragte Tina schnell und lächelte. Sie wurde leicht rot im Gesicht. Ihre Mutter musterte Alex und überlegte kurz. „Na gut. Aber macht keinen Blödsinn.“, sagte sie warnend. Dann drehte sie sich um und ging ins Wohnzimmer. Tina atmete erleichtert auf, warf Alex einen fragenden Blick zu, nahm ihn an der Hand und zog ihn ins Haus. Im Vorraum zogen sie die Schuhe aus und schlichen dann in Tina's Zimmer. Tina ging voraus und Alex folgte ihr. In ihrem Zimmer schaltete Tina das Licht ein und ging zu ihrem Bett. Erleichtert ließ sie sich drauf fallen, streckte sich übers Bett und griff zu ihrem Nachtkästchen. Sie schaltete die gelbe Lavalampe ein, die dort stand. Alex betrat das Zimmer und schloss leise hinter sich die Tür. Er stand etwas steif da und ließ den Blick durch das Zimmer schweifen. Die Wände waren fliederfarben gestrichen. Die Rollläden an den Fenstern waren schon geschlossen. Im Eck des Zimmers stand ein Schreibtisch mit einem PC. Die Pinnwand an der Wand war überfüllt mit kleinen gelben, grünen und rosa Zettelchen. Gegenüber von dem Bett auf einem Kästchen stand ein Fernseher mit DVD-Player. Darunter im Kästchen standen ein paar DVD's. Tina setzte sich wieder auf und blickte zu Alex. „Komm. Setz dich doch.“, schlug sie ihm vor. Alex nickte leicht und setzte sich dann neben Tina aufs Bett. „So. Und jetzt nimm deine Sonnenbrille ab.“, sagte sie in einem befehlendem Ton. Alex wurde unwohl dabei. „Ich glaube, das ist keine so gute Idee.“ „Warum nicht?“, wollte Tina wissen. Sie platzte fast vor Neugierde. Alex fiel keine gute Ausrede ein. „Also gut. Aber du musst mir versprechen, dass du nicht schreist.“, verlangte er. Tina nickte still. „Und wir machen das Licht aus.“, fügte er noch hinzu. Tina blickte ihn verdutzt an. „Aber dann sehe ich das doch nicht.“, flüsterte sie leicht enttäuscht. Alex grinste leicht. „Von mir aus kannst du die Lavalampe anlassen. Aber das andere Licht schalte ich aus.“, meinte Alex. Tina nickte wieder. Alex stand auf und ging langsam zum Lichtschalter. Er drückte kurz drauf und das Zimmer wurde dunkel. Nur der kleine, gelbe Schein der Lavalampe erleuchtete noch das Zimmer. Er ging zurück zum Bett und setzte sich wieder neben Tina. „Willst du?“, fragte er. Sie nickte aufgeregt. Mit beiden Händen griff sie an die Bügel der Sonnenbrille. Ihr Herz schlug schneller. Mit zitternden Händen schob sie vorsichtig die Sonnenbrille nach vorne und setzte sie ihm ab. Sie grinste leicht. „Hey. Das ist unfair.“, sagte sie kichernd. Alex, der seine Augen zukniff, antwortete nur: „Willst du es dir nicht noch einmal anders überlegen?“, fragte er mit fast bittender Stimme. Tina schüttelte heftig den Kopf. Ihre Harre flogen wild umher. Sie streifte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Nein.“, sagte sie überzeugt. Alex seufzte. Dann öffnete er ganz langsam die Augen. Tina riss ihre Augen weit auf und schreckte ein wenig zurück. Alex bemerkte ihre Reaktion und drehte den Kopf von ihr weg. „Ich wusste doch, dass es dich erschrecken würde.“, sagte er leicht traurig. „Nein...Es...Du....Wie?...“, stammelte sie. Tina war sprachlos. Er schüttelte leicht den Kopf und streckte die Hand zu seiner Sonnenbrille aus. Sie seufzte leicht. „Nein.“, sprach sie mit sanfter Stimme. „Sieh mich an.“, verlangte sie, immer noch ruhig. Alex rührte sich nicht. Er wusste nicht, ob er das jetzt wirklich tun sollte. Dann drehte er langsam seinen Kopf. Allmählich öffnete er seine Augen. Zuerst sah er auf den Boden. Dann hob er den Blick und schaute Tina in die Augen. Sie sah ihm in die Augen. Ihr stockte der Atem. Ihr Herz schlug schneller. Sie wusste nicht, was es war, aber irgendetwas in ihr schrie ihr zu, dass sie weglaufen soll. Etwas anderes in ihr war fasziniert von seine Augen. Er bemerkte ihre unbewusste Reaktion und schlug die Augen zu. Tina keuchte leicht. „Du hast Angst.“, stellte Alex fest. In seiner Stimme klang ein wenig Traurigkeit mit. Er wusste, dass es falsch war, es ihr zu zeigen. Tina hob zögerlich die Hand und streichelte ihm über die Wange. Sie beugte sich ein wenig zu ihm vor. „Nein.“, hauchte sie. Sie wusste selbst nicht, was gerade mit ihr los war. So ein Gefühl hatte sie noch nie verspürt. Alex hob seine Hand und legte sie auf die von Tina. Leicht seufzend öffnete er dann wieder seine Augen und sah sie an. Diesmal funkelten seine Augen leicht. Tina starrte wie gebannt in das leuchtende Rot. Sie versuchte zu sprechen, doch ihre Lippen formten nur lautlos die Worte: „Was bist du?“ Langsam beugte sie sich weiter zu ihm hin. Ihr Atem ging schneller. Alex griff mit seiner anderen Hand zu seiner Sonnenbrille und setzte sie wieder auf. Erst jetzt bemerkt Tina, was sie gerade im Begriff war zu tun. Sie zuckte zurück, nahm die Hand von seiner Wange, wurde rot im Gesicht und blickte verlegen zum Fernseher hinüber. „Tut mir leid.“, stammelte sie. „Ist schon gut.“, antwortete Alex. Er folgte ihrem Blick zum Fernseher. „Willst du einen Film schauen?“, fragte er ein wenig irritiert. „Ich möchte viel lieber mehr über dich wissen.“, gab sie verlegen zu und drehte den Kopf wieder in seine Richtung. Alex wusste, dass es nicht gut war, wenn er zu viel von sich erzählen würde. Ruckartig stand er auf und ging zum Fernseher. „Ich kann dir ja ein wenig über mich erzählen, während wir eine Film schauen.“, schlug er freundlich vor. „Okay.“, willigte Tina ein. Während er nach einem guten Film suchte, machte sie es sich schon mal auf dem Bett gemütlich. Sie lag auf der einen Seite des Betts und schaute ihm zu, wie er den Film einlegte. Alex schnappte sich die Fernbedienungen, schaltete den Fernseher ein und legte sich anschließend neben Tina auf das Bett. Alex stellte den Ton etwas leise, damit Tina's Mutter nicht geweckt wird. Derweil die Vorschau lief, dachte sich Tina schon ein paar Fragen aus. Als der Film begann, begann auch Tina mit ihren Fragen. „Woher kommst du?“, flüsterte sie. „Aus Österreich.“, antwortete Alex. „Warum bist du hier?“, fragte sie weiter. Alex dachte kurz nach. „Ich bin sozusagen geschäftlich hier. Aber mein Geschäft ist wohl geplatzt.“, gab er kichernd zurück. Tina nickte kurz und ging dann zur nächsten Frage über. „Was ist mit...deinen Augen. Warum sind die jetzt rot. Heute Nachmittag waren sie doch noch grün?“ Alex seufzte. Er drehte sich nun ganz zu ihr um. Mit dem Arm stütze er sich seitlich auf dem Bett ab. Er musterte sie ausgiebig, bevor er antwortete. „Nun. Das ist ein Geheimnis.“, gab er frech zurück. Sie seufzte leicht. Sie drehte sich auch leicht und sah ihn an. In der dunklen Sonnenbrille sah sie nur die Lavalampe, die das Glas reflektierte. „Und wenn du es mir trotzdem sagst? Ich verrate es auch keinem weiter.“, sagte sie grinsend und zwinkerte ihm zu. Er schüttelte leicht den Kopf. „Du würdest nur Angst vor mir haben.“, sagte er betrübt. Tina kicherte. „Nein. Da bin ich mir sicher.“, erwiderte sie selbstbewusst. „Dann muss ich es dir halt beweisen.“, meinte er. Bevor sie noch etwas erwidern konnte, hatte die Hand schon an seiner Sonnenbrille und zog sie sich vom Gesicht. Gebannt starrte Tina wieder in seine Augen. Sie konnte sich nicht davon losreißen. Sie näherte sich seinem Gesicht. „Ich habe keine Angst vor dir.“, sprach sie lautlos. Alex blieb starr liegen und beobachtete sie. Plötzlich drückte sie ihre Lippen auf seine. Er schloss instinktiv die Augen. Tina kam erschrocken wieder zu Bewusstsein. Schlagartig ließ sie von ihm ab und wich zurück. Ihr Kopf färbte knallrot. „Tut mir leid. So etwas ist mir bis jetzt noch nie passiert.“, murmelte sie verlegen. Alex lachte. „Mir auch noch nie. Normalerweise laufen die Leute von mir davon.“, gab er zu. Tina stimmte in sein Lachen ein. „Also. Sagst du mir jetzt dein Geheimnis oder nicht? Und sieh mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede“, sagte sie kichernd. Alex zuckte mit den Schultern. „Vielleicht. Wenn ich dann auch was bekomme. Es ist nämlich nichts kostenlos auf der Welt.“, erwiderte er grinsend. Tina kratzte sich am Kopf. „Na gut. Was willst du denn von mir?“, fragte sie neugierig. „Ich will dich. Denn ich bin ein Dämon.“, sprach er mit gruseliger Stimme und öffnete seine Augen. Tina zuckte leicht zusammen. Sie schluckte laut. Einerseits konnte sie sich nicht vorstellen, dass so ein toller Junge, ein Dämon war, andererseits würde das seine Augen erklären. Ihr lief ein kalter Schauer den Rücken hinunter. „Bist...bist du hier, um mich zu töten?“ Ihre Stimme zitterte voller Angst. Alex lächelte. „Nein.“, sagte er mit sanfter Stimme und versuchte ihr die Angst zu nehmen. Er streckte die Hand nach ihr aus und streichelte sanft ihre Wange. „Ich bin hier um dich zu beschützen. Nicht alle Dämonen sind böse.“, säuselte er. Tina's Wangen glühten förmlich. Erleichtert atmete sie tief durch. „Dann...nimm mich.“, sagte sie entschlossen und blickte ihm in seine Augen. Alex verstand nicht ganz. Verwirrt hob er eine Augenbraue. „Wie meinst du?“, fragte er. Sie legt ihre Hand, die noch immer leicht zitterte, an seine Wange und blickte in seine wunderschönen, rubinroten Augen. „Ich..ich..ich habe mich in dich verliebt.“, gestand sie ihm leise flüsternd. Neben ihnen lief noch immer der Fernseher. „Doch wenn du mich beschützen willst, dann...können wir...“, sprach sie fast lautlos. Sie näherte sich Alex's Gesicht, schloss die Augen und küsste ihn. Alex war überrascht. Zuerst erwiderte er ihren Kuss, doch dann schob er sie sachte von sich weg. Tina öffnete ihre Augen. „Ich glaube nicht, dass das so eine gute Idee ist.“, sagte er zögerlich. Tina verzog den Mund. Leicht verärgert schaute sie in seine Augen. „Ich habe bis jetzt immer noch auf den Richtigen gewartet. Heute laufe ich dir mehr oder weniger über den Weg und dann rettest du mich auch noch von solchen perversen Typen.“, stellt sie fest. „Das ist Schicksal, dass wir uns getroffen haben.“, fügte sie hoffnungsvoll hinzu. Alex dachte kurz darüber nach. „Vielleicht hast du ja recht. Aber ich will dich zu nichts zwingen.“, murmelte er. Er fühlte sich trotzdem nicht ganz wohl dabei, was er im Begriff war, zu tun. Tina strahlte übers ganze Gesicht. „Ich weiß, was ich will.“, flüsterte sie überzeugt, schloss die Augen und näherte sich seinen Lippen. Sie küsste ihn zärtlich. Zuerst war Alex noch ein wenig steif, aber dann lockerte er sich und erwiderte den Kuss genauso leidenschaftlich. Sie schlang ihren Arm um ihn und drückte ihn näher an sich. „Ich liebe dich.“, nuschelte sie in den Kuss. Alex grinste leicht und streichelte mit seiner Hand über ihre Wange. Tina schob ihre Hand unter sein Shirt und streichelte über seinen Rücken. Alex zuckte bei der Berührung leicht zusammen und wurde rot im Gesicht. Die beiden lagen ein paar Minuten eng umschlungen da, als plötzlich sein Handy vibrierte. Alex löste sich sanft aus der Umklammerung und griff in seine Hosentasche. Blitzschnell hielt er das kleine Gerät an seinem Ohr. „Ja?“, fragte er leise. Er hörte gut zu und nickte leicht. „Ja, gut. Wie lange bleibt uns noch Zeit?“ Besorgt blickte er auf seine Armbanduhr und anschließend zu Tina. „Wir sind sofort da.“, antwortete er und legte dann auf. So schnell, wie er sein Mobiltelefon hervorgezogen hatte, ließ er es wieder in seiner Tasche verschwinden. Tina sah in verwirrt an. Ihr standen tausende Fragen ins Gesicht geschrieben. Doch bevor sie den Mund aufmachen konnte, sah Alex sie mit liebevollem Blick an. „Dir wird nichts passieren.“, versicherte er ihr, „Doch wir müssen jetzt gehen.“ Tina setzte sich aufrecht hin. Sie runzelte die Stirn. „Was ist los?“, wollte sie wissen. Alex legte die Hand auf ihre Schulter, zog sie an sich heran und küsste sie zärtlich. Als er von ihr abließ flüsterte er: „Bitte vertrau mir. Ich erkläre es dir dann.“ Tina wusste nicht recht, was sie tun sollte. Unentschlossen kaute sie auf ihrer Unterlippe herum, bis sie dann schließlich nachgab. „Na gut.“, murmelte sie und reichte ihm ihre Hand. Er stand auf, nahm ihr Hand und zog sie zu sich. „Aber wie willst du mich hier raus schmuggeln ohne meine Mutter aufmerksam zu machen?“, fragte sie kichernd. Alex lächelte amüsiert über ihre Frage. „Ich liebe Herausforderungen. Halte dich einfach gut fest bei mir und mach die Augen zu.“, flüsterte er zu ihr. Sie nickte leicht, schlang ihre Arme um ihn und schloss die Augen. „Kann los gehen.“, antwortete sie leicht aufgeregt. Er hielt sie ebenfalls gut fest, schloss die Augen und konzentrierte sich. Die beiden lösten sich in violett-schwarzen Rauch auf und waren weg. Um Tina begann es sich zu drehen. Sie kniff fest ihre Augen zu. Dann beruhigte sich alles wieder. „Du kannst die Augen jetzt wieder aufmachen.“, meinte Alex liebevoll und strich ihr durchs Haar. Zögerlich tat Tina, was Alex sagte. Sie blinzelte kurz, da das Licht der Veranda sie blendete. Die beiden standen zwei Meter vor der Haustür. Sie lockerte den Griff um ihn und sah ihn verwirrt an. „Wie hast du das gemacht?“, fragte sie verblüfft. „Das ist ein Vorteil des Dämonendaseins. Allerdings funktioniert das nur bei kurzen Entfernungen.“, gab er locker zurück. Tina ließ ihn los, ging einen Schritt zurück und blickte ihm in die Augen. Auf der Straße hupte leise ein blauer Van. Tina wurde aus ihren Gedanken gerissen und zuckte leicht zusammen. „Komm. Es wird Zeit.“, murmelte Alex, ging zu ihr hin, legte seinen Arm um ihre Schultern und ging mit ihr auf das Fahrzeug zu. Die Schiebetür an der Seite des Fahrzeugs wurde von innen geöffnet. Eine dunkle Gestalt mit Sonnenbrille starrte den beiden entgegen. Tina zuckte leicht zusammen. Alex drückte sie ein wenig fester an sich, streichelte ihren Oberarm und flüsterte: „Keine Angst.“ Tina nickte und stieg in das Fahrzeug ein. Sie fühlte sich trotzdem nicht ganz wohl dabei. Drinnen war es stockdunkel. Nur mit Mühe fand sie die Sitzbank und ließ sich darauf nieder. Alex folgte ihr, schloss die Tür hinter sich und setzte sich auf den Platz neben Tina. Er legte die Hände an ihre Seiten, hob sie mit Leichtigkeit hoch, setzte sie auf seinen Schoß ab, schlang die Arme um ihren Körper, und beugte sich leicht zu ihr vor. „Keine Angst. Das sind meine Freunde.“, hauchte er in ihr Ohr. Tina entspannte sich, als sie seine Nähe spürte und starrte in die Dunkelheit. Der Wagen fuhr lost und Tina wurde leicht zur Seite gedrückt. Alex hielt sie gut fest. Tina verschränkte die Arme vor ihrer Brust und lehnte sich entspannend zu Alex zurück. Er legte sein Kinn auf ihre Schulter. Beide genossen die gegenseitige Wärme. Nach einiger Zeit durchbrach eine tiefe Stimme die Stille. „Was macht die Kleine hier?“, fragte sie bedrohlich. Alex seufzte leicht. „Mein Geruch klebt an ihr. Wenn du das so genau wissen willst.“, sagte er leicht genervt in die Dunkelheit zurück. Ein verächtliches Lachen war im ganzen Fahrzeug zu hören. Tina versuchte auszumachen, woher das Geräusch kam. Plötzlich fiel vor ihr etwas leichtes zu Boden. Im nächsten Moment sah sie vor sich zwei blutrote, furchterregende Augen. Sie zuckte erschrocken zusammen und bekam eine Gänsehaut am ganzen Körper. Ihr Herz raste. Sie kniff die Augen fest zu und drehte den Kopf weg. „Sam! Lass das!“, knurrte Alex mit einem giftigen Unterton. „Ist schon gut.“, sagte die andere Stimme aus der Dunkelheit. Gleich darauf verschwanden die roten Augen wieder. Alex streichelte Tina über den Kopf. „Was ist eigentlich passiert?“, fragte er in die Dunkelheit, während Tina sich fest an ihn drückte. Diesmal antwortete eine sanfte Frauenstimme: „Wir haben deinen Wagen gefunden und ihn weiter verfolgt. Dabei sind wir auf ein kleines Nest gestoßen. Anscheinend finanzierte Mr. Malastar eine kleine Privatarmee.“ „Anthony.“, murmelte Alex kaum hörbar. „Wer ist das?“, flüsterte Tina ein klein wenig ängstlich. „Ein bösartiger Dämon. Er versucht sicherlich uns aufzuspüren und zu töten, nachdem ich ihm heute auf die Schliche gekommen bin.“, sagte er ruhig und küsste Tina auf ihren Kopf. „Aber du brauchst dich nicht fürchten. Ich bin ja da.“, fügte er flüsternd hinzu. Der Wagen wurde langsamer und hielt dann an. Sam öffnete die Tür, sprang aus dem Fahrzeug und streckte sich. Er wirkte riesig. Seine eng anliegende, schwarze Kleidung betonte seinen muskulösen Körperbau. Seine mittellangen, hellbraunen Haare wehten leicht im Wind. Hinter ihm stieg dann eine Frau aus dem Van. Sie hatte schulterlanges, rotes Haar und einen schwarzen Lederanzug. Sie hatte, ebenfalls wie Sam, eine schwarze Sonnenbrille aufgesetzt. Tina kniff die Augen zu, als sie von dem Licht der Straßenbeleuchtung geblendet wurde. Alex ließ sie sanft los und hob sie auf ihre Beine. Tina stieg aus dem Wagen, dicht gefolgt von Alex. Die vier standen vor einem alten, verlassen Fabrikgebäude. Sämtliche Fensterscheiben waren zerstört. Vor dem Gebäude türmten sich Haufen aus Schutt und Sand. Das Dach der alten Fabrikanlage war gänzlich zusammengebrochen. Die Südfassade war nicht mehr vorhanden. Nur noch ein paar Ziegelsteine lagen hier und da am Boden. „Wo sind wir?“, fragte Tina und schaute sich erstaunt um. „In Sicherheit. Hier werden sie uns nicht vor morgen Abend angreifen. Du solltest dich erst mal ausruhen. Wir bewachen die Umgebung.“, antwortete die Frau, bevor Alex etwas sagen konnte. Alex nickte leicht. „Darf ich dir Ginger vorstellen. Sie ist sozusagen unsere taktischer Operator. Und mit Sam hast du ja leider schon Bekanntschaft gemacht“, meinte Alex, als er sich zu Tina wandte. „Hallo.“, sagte Tina trocken. Sie räusperte sich leicht. „Ich mach mich dann Mal vom Acker und leg mich auf die Lauer.“, entschied Sam und stapfte eilig davon. Alex nahm Tina an der Hand und zog sie mit sich. „Komm mit.“, flüsterte er ihr zu. Tina nickte leicht und folgte ihm. Als sie an Ginger vorbeigingen, drehte Alex leicht den Kopf zu ihr und nickte ihr zu. Ginger atmete tief durch und ging zurück zum Wagen. Alex und Tina gingen in das verlassene Gebäude hinein. Er führte sie hoch in den zweiten Stock. Dort setzte er sich auf ein altes Sofa. Tina stand vor ihm und sah ihn fragend in seine roten Augen. „Glaubst du, dass ich mich auf so ein Sofa setze?“, fragte sie leicht kichernd. „Du kannst dich auch gerne auf mich setzen.“, gab er belustigend zurück. Tina setze sich auf seinen Schoß und sah ihm wieder in die Augen. Sie gähnte leicht. „Du solltest jetzt dann etwas schlafen. Morgen musst du ausgeruht sein.“, meinte Alex und zwinkerte ihr zu. „Ich will jetzt aber noch nicht schlafen. Ich möchte viel lieber noch auf bleiben.“, erwiderte sie stur. Er seufzte leicht. „Und was willst du noch machen?“, fragte er und zog dabei eine Augenbraue hoch. Tina sah ihn herausfordernd an. Dann beugte sie sich zu ihm vor und küsste ihn. Er erwiderte den Kuss leidenschaftlich. Sie nahm eine Hand, fuhr damit unter sein Shirt und streichelte ihm über seinen Oberkörper. Alex legte die Stirn in Falten, löste den Kuss und schob sie sanft ein wenig zurück. „Kann das nicht bis morgen warten? Ich bin morgen immer noch bei dir. Und es ist wichtig, dass du morgen ausgeschlafen bist.“, flüsterte er mit sanfter Stimme. Sie seufzte leicht und nickte dann. „Na gut. Aber morgen dann keine Ausreden.“, meinte sie lachend. Alex nickte leicht. Dann stand Tina auf, drehte sich um und setzte sich wieder auf Alex. Sie lehnte sich mit ihrem Rücken an seine Brust. Er schlang sanft seine Hände um ihren Oberkörper. Tina legte ihre Hände auf seine, schloss die Augen und entspannte sich. „Was wird aus meinen Eltern? Die wissen doch nicht, dass ich weg bin“, fragte sie besorgt. „Mach dir keine Sorgen. Ginger erledigt das. Schlaf gut.“, flüsterte er sanft in ihr Ohr. Tina nickte leicht und fiel gleich in einen tiefen Schlaf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)