Die Wächter von dark_shadow ================================================================================ Kapitel 1: Neue Beute --------------------- Es war ein Freitag. Der 13., um genau zu sein. Der Himmel war leicht mit Wolken bedeckt. Obwohl es noch sehr früh war, kurz nach 8 Uhr in der Früh, stand die Sonne schon am Himmel. Viele Sonnenstrahlen drangen durch die leichte Wolkendecke und erhellten so die Stadt. Es war sehr warm und der Wetterbericht hatte schönes Wetter vorhergesagt. Kein Wunder. Es war ja auch Sommer und trotz der nördlichen Lage der Stadt, verschaffte der Golfstrom hier ein angenehmes Klima. Der frühe Morgenzug hielt am Hauptbahnhof. Wie jeden Tag drängten sich die Pendler aus dem Zug und gingen ihrer Wege. Die meisten von ihnen fuhren mit dem Bus vom nahe gelegenem Terminal weiter. Die anderen gingen zu Fuß, weil die Busse meist heillos überfüllt sind. So auch John. Er wollte sich auch kein Taxi nehmen. Er hat zu schlechte Erfahrungen mit Taxifahrern gemacht. Es war viel mehr ein unglücklicher Zufall, als dass es wirklich am Freitag, dem 13. lag, dass John zu Fuß zu seiner Arbeitsstelle gehen musste. In der Früh war nämlich zu seinem Unglück sein neuer, silberner Porsche nicht angesprungen. Der zu Hilfe gerufene Notdienst konnte auch nicht viel weiter helfen. So beschloss John, den Zug zu nehmen, da er diesen ohne großen Zeitverlust noch erwischen konnte. John machte sich also mehr oder weniger freiwillig zu Fuß durch die Stadt auf. Schon nach einigen Schritten kam er ins Schwitzen. Sein schwarzer Anzug absorbierte die Sonnenstrahlen und wurde schnell warm, obwohl ein laues Lüftchen wehte. Zusätzlich machte ihm sein lederner, schwarzer Aktenkoffer, den er in der rechten Hand trug, ein wenig zu schaffen. John machte nie viel Sport, trotzdem war er schlank. Neben seinem Job blieb ihm nicht viel Freizeit. Und wenn er dann doch einmal frei hatte, lud er seine Freunde in sein Haus ein und veranstaltete eine Party. John genoss sein Leben in vollen Zügen. Er gehörte zur High-Society, wenn man so will. Er hatte ein prall gefülltes Konto, ein Haus, das normale Leute als Villa bezeichnen würden und eine Verlobte, die die Tochter des Bürgermeisters war. John war auch im Stadtrat und genoss sein Ansehen. Er hatte schon die Hälfte der Strecke zurückgelegt, als er auf seine Uhr schaute. Ein wenig schockiert blickte er noch einmal auf seine silberne Rolex. John beschleunigte seine Schritte. Der Schweiß glänzte auf seiner Stirn im Sonnenlicht. Es war 8.23 Uhr. Für halb Neun hätte er einen Termin angesetzt, den er jetzt unmöglich einhalten konnte. Und zu all seinem Unglück hatte die Ampel vor ihm auf Rot umgeschaltet. Heute war wirklich nicht sein Tag. John arbeitete als Investmentbanker. Er war Chef seiner eigenen Firma, die über ein gewaltiges, man kann schon fast sagen, Firmenimperium verfügte. Er investierte Beträge in Millionenhöhe und mit dem Ertrag daraus könnte er sich eine eigene Insel kaufen und sich zur Ruhe setzen. Doch er wollte immer mehr. Mittlerweile feierte er seinen 31-sten Geburtstag. Die Ampel schaltete auf Grün um. John ging los, immer mit Blick auf den Weg vor sich. Nach ein paar weiteren Kreuzungen und Ampeln kam er endlich dorthin, wo er hin wollte. Ins Zentrum der Stadt. Vor einem riesengroßen Gebäudekomplex blieb er stehen. Er schaute kurz nach oben. Die große Glasfassade des Gebäudes spiegelte das Sonnenlicht wider. Dann trat er ohne zu zögern in das Gebäude ein. Die automatische Schiebetür öffnete sich zischend. Die kühle Luft der Klimaanlage strömte ihm entgegen. Er zog ein Taschentuch aus seiner Tasche und wischte sich damit den Schweiß von seiner Stirn. Seine hellbraunen Frisur hatte aber die Reise unbeschadet überstanden. John ging weiter zum Empfang. An der Wand hinter dem Empfang war eine große Uhr zu sehen. Sie zeigte 8.37 Uhr. Am Empfang wartete schon die Empfangsdame und begrüßte John mit einem Lächeln. „Guten morgen Mr. Malastar.“ „Guten Morgen Sophie.“, antwortete John, „Tut mir Leid wegen der Verspätung. Mein Wagen ist liegen geblieben. Ist mein 8.30 Uhr Termin schon gekommen?“ „Das tut mir aber Leid für sie.“, antwortete die Empfangsdame höflich. Sie schüttelte den Kopf. „Noch nicht. Mr. Yang hat angerufen und gesagt, dass er sich etwas verspäten würde und so gegen 9 Uhr hier sein wird. Geht das in Ordnung?“ Etwas verwirrt zieht John eine Augenbraue hoch. „Ach so. Wenn das so ist, dann sagen Sie ihm, das gehe in Ordnung. Ich warte in meinem Büro auf ihn. Bis dann Sophie.“ John wartete nicht mal auf eine Antwort und begab sich schon zum Aufzug. Die Empfangsdame sah ihm nach und nickte. „Sehr wohl Mr. Malastar. Auf Wiedersehen.“ Die Türen vom Aufzug schlossen sich hinter John. Jetzt konnte er ein wenig entspannen, während der Aufzug ihn in den 18 Stock brachte. Aber er war ein wenig verwirrt. Noch nie war ein Geschäftspartner zu spät gekommen. Vor allem nicht, wenn es das erste Treffen überhaupt und der Kunde angeblich ein Millionär war. Schulterzuckend lauschte John der Fahrstuhlmusik und entspannte sich. Ein leises Läuten riss ihn aus seinen Gedanken. Der Fahrstuhl war angekommen. John ging den langen Gang entlang zu seinem Büro. Vor der Doppelflügeltüre begrüßte er seine persönliche Sekretärin, die am Schreibtisch gerade in einem Telefonat vertieft war. „Guten Morgen. Sie werden aber auch von Tag zu Tag schöner. Bringen Sie mir dann bitte meinen Kaffee. Schwarz, wie immer.“, sagte John leicht grinsend. Die Sekretärin lief leicht rot an, legte die Hand auf den Telefonhörer und antwortete flüsternd: „Guten Morgen. Natürlich.“ Dann wandte sich John zur Tür, machte sie auf und ging in sein Büro. Sein Büro war riesig. Doch alles, was darin war, war sein Mahagoni-Schreibtisch, der ein paar Meter von der Glasfassade entfernt stand, ein riesiger Flachbildfernseher an der Wand, auf dem die aktuellen Börsenkurse zu sehen waren, eine Couch, ein kleiner Glastisch und eine Minibar. John begab sich zu seinem Schreibtisch, stellte den Koffer daneben ab, setzte sich hin, schaltete seinen PC und den Fernseher an und wartete auf seinen Kaffee. Er blickte auf seine Armbanduhr. 8.44 Gleich darauf brachte seine Sekretärin ihm lächelnd seinen Kaffee. Das war eine der Aufgaben, die man zu Erfüllen hat, wenn man ein so großzügiges Gehalt bezieht – ständig zu lächeln, auch wenn die Aktienkurse noch so tief fallen. John nahm den Kaffee lächelnd entgegen. „Das sieht aber heute wieder fabelhaft aus.“, sagte er. Die Sekretärin schaute in seine grünen Augen und wurde wieder leicht rot, obwohl John die Aktienkurse meinte. Er fand es amüsant, seine Bürokraft andauernd in Verlegenheit zu bringen, und das, obwohl sie 8 Jahre jünger war als er. Die Sekretärin verließ das Büro. John rührte ein wenig in seinem Kaffee und nippte an der Tasse. Er beobachtete die Aktienkurse und vertrieb sich somit die Zeit, bis Mr. Yang kam. Langsam kam ein schwarzes Motorrad vor dem riesigen Glasbau zu stehen. Der Mann darauf parkte es auf dem Besucherparkplatz direkt vor dem Gebäude. Er stieg ab und stellte seine Ducati auf ihren Ständer. Dann nahm er den Helm ab. Seine sehr kurz geschnittenen, schwarzen Haare glänzten in der Sonne. Er nahm einen kleinen Aktenkoffer, den er an seiner Maschine befestigt hatte, und stellte ihn neben sich auf den Gehsteig. Er zog seine Lederweste aus und darunter kam ein schwarzer Smoking zum Vorschein. Dieser passte zu seiner Hose und seinen schwarzen Lederschuhen. Er legt einfach die Weste auf seine Maschine, nahm den Koffer und ging in das Gebäude zum Empfang. Am Empfang stellt er sich höflich vor: „Mr. Yang. Ich habe einen Termin bei Mr. Malastar.“ Sophie nickte. „18. Stock. Die Aufzüge sind dort drüben.“ Sie zeigte mit ihrer Hand in die Richtung der Aufzüge. Der Mann nickte ihr lächelnd zu und bedankte sich. Dann ging er zum Aufzug und fuhr in den 18. Stock. „Mr. Malastar. Hier steht ein gewisser Mr. Yang. Er hat einen Termin bei Ihnen.“, tönte es aus dem Lautsprecher auf John's Schreibtisch. John drückt auf einen Knopf und antwortete: „Lassen Sie ihn rein.“ Die Tür ging auf und ein etwa 1 Meter 75 großer Mann im Smoking kam herein. John stand auf und bot ihm einen Stuhl am Schreibtisch an. „Bitte setzen Sie sich. Lassen wir uns gleich zum geschäftlichen Teil übergehen. Deswegen sind Sie doch hier.“ Der Mann lächelte John leicht an und setzte sich dann auf den Stuhl. Er legte den Aktenkoffer auf den freien Stuhl neben sich. „Also Mr. Yang. Wir bieten Ihnen eine sichere Geldanlage zu wenig Zinsen, aber mit großen Renditen. In schon wenigen Jahren wird sich das Geschäft lohnen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis....“, sprudelte es aus John heraus. Mr. Yang hob die Hand, worauf John gleich verstummte. Dann ließ er die Hand langsam sinken. „Ich bin hier,“, begann er langsam. Er sprach mit einer Stimme, die einen eine Gänsehaut über den Rücken laufen lässt. John lief auch ein kalter Schauer über den Rücken. „um mit Ihnen über Ihr Geschäft zu reden.“, fuhr er ruhig fort. Er nahm seinen Koffer, stellte ihn auf den Tisch und klappte ihn auf. Daraus nahm er ein paar Papiere, auf denen etwas mit Textmarker markiert wurde und reichte sie John. „Wir haben Sie überwacht und festgestellt, dass ein Teil Ihrer Gelder an dieses Bankkonto überwiesen wurde.“ John sah auf eine Nummer, die gelb angestrichen war. John hob verdutzt eine Augenbraue. „Wie überwacht? Was meinen Sie damit? Wer gab Ihnen das Recht dazu? Wie sind Sie da ran gekommen?“ Der Mann hob wieder nur die Hand. „Wir wissen von Ihren illegalen Transaktionen in den Irak zu Waffenhändlern. Wir sind darauf gestoßen, als wir Ihre Kontodaten überprüften. Das ging jetzt schon seit ein paar Monaten. Entweder Sie unterlassen diese Zahlungen und geben ein öffentliches Statement dazu ab, oder wir sehen uns gezwungen, Sie....“ John wurde ganz rot im Gesicht. Er unterbrach ihn und schrie fast vor Wut: „Was glauben Sie eigentlich, wer sie sind, dass Sie solche Anschuldigungen machen können? Ich bin ein ehrbarer Bürger. Ich würde so etwas nie tun. Aber warum rege ich mich darüber auf? Verlassen Sie sofort mein Gebäude oder ich rufe den Sicherheitsdienst.“ Ohne ein weiteres Wort stand der Mann auf und verschwand ohne seinen Koffer durch die Tür. Die Sekretärin kam herein. „Entschuldigen Sie, aber war war das?“, fragte sie neugierig. John schüttelte leicht den Kopf und wimmelte sie ab. „Niemand, er wollte mich nur über den Tisch ziehen.“ Die Sekretärin ging und schloss die Tür hinter sich. Sofort sprang John auf, schnappte sich die Papiere des Fremden und las sie durch. Er schwitze und das lag nicht an der Hitze. Mr. Yang durchquerte das Gebäude zum Ausgang. Er verließ es und stieg auf sein Motorrad. Er zog seine Jacke an, setzte den Helm auf und brauste mit seiner schwarzen Maschine davon. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)