Die Abenteuer von Mr. Bär und Mr. Baguette von Wollfisch ================================================================================ Kapitel 3: Warum bin ich so fröhlich? ------------------------------------- Cremé Brühlee hatte aufhört wie bekloppt in ihrem Rad auf und ab zu rennen. Seit 4 Tagen hatte sie nichts mehr zu fressen bekommen, denn wegen Mr. Bär hatte Mr. Baguette auch kein neues Hamsterfutter gekauft. Es beruhigte sie in gewisser Weise, das es 4 Tage waren, also eine schöne gerade Zahl, aber das Loch in ihrem Magen war sicher nur in der Einzahl vorhanden, denn wann hätte man je jemanden sagen hören: „Lass uns was essen gehen, ich habe mehrerer Löcher im Bauch“? Da klopfte es plötzlich an ihren Käfig. Erschrocken kriegte Cremé Brühlee eine Art nervöse Zuckung und stieß sich den Kopf an ihrem Rad. „Viva la Revolution“ geisterte es durch ihre Nervenstränge. Sie schüttelte den Kopf und sah ein Heimchen. Ein Heimchen... nur eins. Ihr linkes Auge zuckte als sie versuchte sich einzureden, dass, wenn sie alle Körperteile zählte sicher eine gerade Zahl dabei herauskommen würde. „Nieder in den Streusand du plüschige Kreatur, vor dir steht der angehende Herrscher der Welt“! rief eine kleine piepsige Stimme und trat in den Käfig. Schneller als Licht und Schall zusammen hatte die halb verhungerte Cremé Brühlee das Heimchen Erdpferd in ihre Backen geschoben und versuchte zu kauen. Erdpferd sah die Bemühungen der Hamsterdame von einem ganz anderen Standpunkt aus, nämlich dem zwischen ihren Zähnen. Mr. Bär döste in der Zwischenzeit aus reiner Langeweile vor sich hin. Die Sonne stand so nah am Rand des Meeres das er sich gefragt hatte ob Morgen oder Abend war, aber im Grund spielte es keine Rolle. Alles was er sich im Moment wünschen konnte war, das diese sinnlose Reise endlich zu Ende ging. Sein Wunsch wurde erhört. Vor ihnen tauchte eine kastenförmige Insel auf. „Land in Sicht... juuuu.... huuuu“! sagte er in extrem genervten Tonfall. Mr. Baguette blinzelte und guckte über den Rand des Bootes. Bis eben hatte er noch von den verschiedensten Käsesorten geträumt... die alle mit einem schrecklichen hessischen Dialekt auf ihn eingeredet hatten und nun sah er diesen mit Moos bewachsenen Felskasten mitten im Meer und freute sich wie eine Fliege in einem Bierglas. Nämlich nur kurz. Der Felskasten sah nicht aus, als ob Leute drauf leben würden die Käse herstellen. In der Ferne konnte man Hochhäuser erkennen und das war für Kulinarisches aller Art kein gutes Zeichen. Da sie aber trotzdem Vorräte brauchten gingen sie an Land und suchten etwas an dem sie ihr Boot festbinden konnten, aber alles was entfernt dafür in Frage kam war ein hin und her schwingender Parkzettelautomat. Als Mr. Bär näher herantrat begann das Ding zu singen: „Warum bin ich so fröhlich, so fröhlich so fröhlich, bin ausgesprochen fröhlich, so fröhlich war ich niiiiiiiiiieee“!! Mr. Bär lies das Tau fallen und setze dazu an kopfüber zurück ins Boot zu springen. Das war einfach zu schrecklich. Mr. Baguette machte ihm einen Strich durch die Rechnung indem er ihn an seinem T-Shirt festhielt. Mr. Bär landete mit der Schnauze voran im Moos. „Wer wird denn gleisch so üBerreagieren? Na, was hAben wir denn da“? Er wand sich an den Automaten. Eigentlich war so ein singender und sich bewegender Parkzettelautomat recht ungewöhnlich, aber wenn man in der gleichen geistigen Sphäre wie Mr. Baguette lebte wohl doch nicht. „Das hAt doch was... warum bin isch so fröhlisch.... lala.“ Er band das Tau um den Automaten und rieb sich die Hände. “So! Ich finde wir sollten Vorräte hOlen.“ „Wer SO sagt ist noch lange nicht fertig“! antwortete Mr. Bär und spuckte ein paar Krümel Erde aus. „Ouwie, wir hAben ja noch gar nischt angefangen, dummer Junge“! „Dummer Junge“???? Etwas in Mr. Bär fing an zu zischen. Er wollte dem Leben von Mr. Baguette ganz allgemein ein Ende setzen, aber etwas hielt ihn doch davon ab... nämlich sein Fuß, der sich im Ankertau verheddert hatte. Wieder landete Mr. Bär auf der (Bären)Schnauze und als er wieder hochkam war Mr. Baguette schon ein gutes Stück vorausgegangen. „Bezahl mich Bezahl mich, ich bin frööööhlich“! flötete eine metallene Stimme hinter ihm. „Näää.“ Mr. Bär stapfte davon und hielt sich die Ohren zu. Die singenden Parkzettelautomaten hatten einen bestimmten Zweck. Als sie aufgestellt wurden dachten die Obersten der Stadt, dass die Bürger viel öfter und mehr Geld in die Automaten werfen würden, wenn diese sie fröhlich stimmten. Aber wie allgemein bekannt ist, haben die Leute, denen die Entscheidungsgewalt obliegt meistens überhaupt keine Ahnung vom echten Leben. Statt besser gelaunt und damit spendabler wurden die Leute immer genervter von den singenden und schwingenden Parkzettelautomaten, was nicht zuletzt auch daran lag, das niemand ein Auto fuhr. Erdpferd hockte immer noch in der Klemme, bzw. in Cremé Brühlee, die mit ihren Kauversuchen nicht allzu viel Erfolg verzeichnen konnte. Erdpferd erinnerte sich an all die viel schlimmeren Situationen die es überstanden hatte... und merkte dass ihm überhaupt Keine einfiel. Welche Schrecken konnte man schon als Heimchen erleben das nicht mal wusste ob es männlichen oder weiblichen Geschlechts war? Es musste einen Ausweg geben... irgendeinen. Dann sah Erdpferd seine Rettung. Einen wackeligen Zahn. Wie Chuck Noris, nur wesentlich kleiner trat Erdpferd mit voller Kraft gegen Cremé Brühlees Fressbrett. Der Zahn machte ein unangenehmes Geräusch und schwang schließlich wie eine Katzenklappe nach oben. „Scheint eine fröhliche Insel zu sein, OH! Quelle belle Laden“! Sie waren ein Weilchen durch eine normal wirkende Stadt gelaufen mit großen und kleinen Läden, Hochhäusern und ein paar übrige gebliebenen Fachwerkbauten und schließlich vor einem Supermarkt gelandet. Mr. Bär verdrehte die Augen und knirschte mit den Zähnen. Überall waren diese singenden Parkzettelautomaten... und nirgendwo waren Autos. Die Menschen an denen sie vorbei gekommen waren trugen größtenteils Ohrenstöpsel und einen extrem verzweifelten Gesichtsausdruck. „Lass uns was zu Essen holen und so schnell wie möglich wieder verschwinden“! Mr. Bär stapfte los. „Warte! Wie soll isch es sagen wir... ähm... hAst du Geld“? „Ich dachte du hättest welches“? „HÄtte isch deine Uhr eintauschen müssen wenn ich Geld hÄtte“? „Ich dachte du wärst bloß geizig“! „Sehr witzig mon fräääre“! Mr. Baguette zog schmollend die Unterlippe hoch. „Und jetzt? Soll ich einen von den Automaten würgen? Vielleicht fällt das etwas Geld raus.“ Mr. Bärs Tatzen knackten erwartungsvoll. „Isch glaube nischt, danke.“ „Aber ich würde es GERNE tun“! „No... es muss einen anderen Weg geben... vielleischt könnten wir Geld... verdienen“? Er sah sich suchend um. „Ähhh... und wie bitte“? Mr. Bär zog einen so zweifelnden Gesichtsausdruck auf das Mr. Baguette kurzzeitig fast nachgegeben hätte... aber eben nur fast. „Was fehlt dieser Insel“? fragte er schließlich. „Normalität“? „No, isch meine etwas praktisches, etwas das wir tun können und für das man uns bezahlt... Ouwie, das ist es, das ist es“! Mr. Baguette hüpfte wie ein Gummiball im Kreis. „Will ich nicht wissen“! sagte Mr. Bär. „Na, wir werden singen. Die Leute hier sehen alle sehr unglücklisch aus, wir machen wie fröhlisch“! „Ich bremse deinen Enthusiasmus nur ungern mit gesundem Menschenverstand, aber ist dir nicht in den Sinn gekommen, dass die Leute wegen der fröhlichen Automaten so genervt sein könnten“? „Und was schlägst du vor“? Erdpferd hüpfte im Hamsterkäfig auf und ab und zeterte. Dann machte es Klick. Cremé Brühlee war groß. Sehr groß... im Vergleich zu einem Heimchen. Sie war die perfekte Kampfmaschine, denn immerhin hatte sie es geschafft Erdpferd für einen kurzen Moment zu überwältigen. Und durch die Wackelzahntürklappe hatte es nun den idealen Zugang zur Kommandobrücke. Wer würde schon im Mund eines Hamsters die größte Bedrohung für die Menschheit vermuten. „Muahahahahaha“!!! lachte das Heimchen und hopste zwischen Cremé Brühlees Zähnen hindurch. Erdpferd war mit Sicherheit zu 100% Beratungsresistent. Mr. Bär und Mr. Baguette standen vor dem Supermarkt. Mr. Bär zog mit sichtlichem Vergnügen an Mr. Baguettes überlangem Schnurrbart und dieser stieß je nach Intensität und Timing des Ziehens eine Art „Schmerzgesang“ aus, der aus „Au Aua Auaua Aua Aua auuu“! bestand. „Emotionale-Mucke“ nannte Mr. Bär das Ganze. Es sollte der krasse Kontrast zu „Warum bin ich so fröhlich“ werden... und es klappte. Die Leute warfen ihnen tatsächlich Geld vor die Füße... damit sie wieder aufhörten. Da Mr. Bär aber so viel Spaß am Ziehen hatte merkte er nicht, wie die Leute um sie herum von Minute zu Minute aggressiver wurden. Und ganz ehrlich, rotglühende Augen zu übersehen gehört schon zur hohen Kunst der Ignoranz. Die beherrschte Mr. Baguette nicht. „HÖr mal... die Leute sehen nischt AU sehr fröhlisch AUs...“ „Sollen Sie ja auch nicht“! „Aber hAst du gesehen, da hInten kommen welche mit... Mistgabeln“ Die Stimmung war so schlecht, dass noch mehr negative Stimmung positiv gewirkt hätte. Im Hintergrund hörte man in einem kurzen Moment der atemlosen Stille „Warum bin ich so fröhlich so fröhlich so fröhlich“? Dann brach der Sturm los. Mr. Bär schnappte sich das Geld vom Boden und rannte los. Da er vergessen hatte loszulassen zog er Mr. Baguette am Schnurrbart hinter sich her, der dadurch natürlich immer weiter „Au Aua Au“! rief und den aufgebrachten Mob noch wütender machte. Die ersten Dinge flogen hinter ihnen her. MP3-Player, Ziegelsteine, Tomaten und Melonen knallten neben ihnen auf den Boden. Sie beschleunigen ihren Lauf und rannten so querfeld wie möglich durch die Straßen zurück zu ihrem Boot. Eine Woge von Lebensmitteln und anderen nützlichen Gegenständen flog hinter ihnen her und als sie sich vom Ufer abstießen. Panisch bemerkte Mr. Baguette das Kieselstein ja immer noch angebunden war. Es krachte und der Parkzettelautomat klatschte hinter ihnen ins Wasser. Mr. Bär ruderte so schnell, dass sie den Automaten wie beim Wasserski hinter sich herzogen. Sie entfernten sich in Rekordzeit vom Ufer und die Stimmen hinter ihnen wurden leiser... bis auf Eine... „Warum bin ich so fröhlich, so fröhlich so fröhlich... *glucker* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)