Silence von CatherineMiller ================================================================================ Kapitel 2: Silent Storm ----------------------- Hallo zusammen ^^ An alle die sich wundern: ich hab mich dazu entschieden, die Teile zu "Silence" nun doch in einer Story zusammenzufassen. Ich denke so bleibt es übersichtlicher. Jedes Kapitel für sich wird aber weiterhin abgeschlossen sein, auch wenn vermutlich noch mindestens zwei Teile folgen werden ^^ -- Silent Storm -- Hallo zusammen ^^ Wie schon angekündigt, kommt hier die Fortsetzung zu "Silence". Ich gebe zu, Ben und Jo haben es mir irgendwie angetan, von daher ist eventuell damit zu rechnen, dass es noch weitergeht... besteht daran überhaupt Interesse? o.o Wie immer würde ich mich über Kommis aller Art sehr freuen und wünsche Euch viel Spaß beim Lesen ^^ Vielleicht leidet ihr ja auch so mit Ben mit, wie ich beim Schreiben XD LG Cate PS: Auch hier empfehle ich die html-Version, wegen kursiv etc. pp. ^^ Silent Storm Grün? Nein, grün war keine gute Idee. Braun? No brown after six... also auch nicht... Unsicher wanderte sein Blick zwischen dem schwarzen Hemd in seiner Linken und der blauen Shirt in seiner Rechten hin und her. Er hatte nur eine ungefähr Vorstellung davon, wohin Jo ihn heute abend ausführen wollte, weswegen er nun schon seit beinahe einer Stunde vor seinem geöffneten Schrank stand – oder besser gesagt, davor auf und ab marschierte. Inzwischen befand sich der Großteil der brauchbaren Kleidungsstücke allerdings nicht mehr in dem Möbel sondern auf seinem Bett und wurde in unregelmäßigen Abständen von der linken auf die rechte Seite und wieder zurück sortiert. Ben seufzte frustriert und warf einen Blick in den Spiegel an der Wand, was ihn jedoch noch viel frustrierter die Augen verdrehen ließ. In spätestens einer halben Stunde musste er los, sonst verpasste er am Ende noch den Bus, dann die Bahn und würde dann... nein, besser nicht darüber nachdenken. Er würde nicht zu spät kommen, basta. Nicht zu ihrem ersten... Date... seit... naja eigentlich zu seinem ersten richtigen Date mit einer nicht gehörlosen Person überhaupt. Wenigstens hoffte er das. Noch immer nagte der Zweifel an ihm, ob er Jo letzte Woche im Park vielleicht falsch verstanden haben könnte. Vielleicht hatte der junge Mann ja was ganz anderes gesagt und er selbst war nur zu doof gewesen, es richtig von dessen Lippen zu lesen... Hastig schon er auch diesen Gedanken beiseite. Selbst wenn, immerhin trafen sie sich heute in der Stadt, also würde er einfach abwarten, wie der Abend werden würde. Allerdings ließ ein erneuter Blick auf die Uhr ihn in hektische Betriebsamkeit verfallen. Er hatte noch fünfundzwanzig Minuten und so, wie er gerade aussah, konnte er unmöglich gehen. Zumindest nicht, ohne wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses verhaftet und wegen Hang zum Exhibitionismus in die Klapse geschickt zu werden. Er entschied sich schließlich zähneknirschend für eine dunkle Jeans, da diese vermutlich noch am ehesten zu allen möglichen Orten passen dürfte. Nur hatte sich leider das Problem seiner Oberbekleidung damit immer noch nicht gelöst. Vor sich hin grummelnd zog er sich das Shirt über. Nein, eindeutig zu viel blau. Dass er aussah wie in die Steckdose gesteckt, nachdem er sich wieder aus dem Stoff gewühlt hatte, machte die Sache jetzt nicht unbedingt besser. Ben raufte sich die ohnehin völlig konfusen Haare. Die sollte er vielleicht auch noch in Form bringen, bevor er sich auf den Weg machte. Was in gut zwanzig Minuten der Fall sein musste. Er vergeudete wertvolle Momente, indem er einige Male panisch aufgescheucht im Kreis lief, bevor er wieder zur Besinnung kam. Wie alt war er denn, verdammt? Sechzehn? Er schnaubte leise und griff schließlich nach dem schwarzen Hemd, dass er zuvor schon in der engeren Auswahl gehabt hatte. Würde schon das Richtige sein. Verdammt, er wollte doch nur mit Jo was trinken gehen... oder so. In sich hinein fluchend zog er sich das Kleidungsstück schließlich über den Kopf und strich die Knitter sorgfältig glatt. Schlampig wollte er ja nun nicht aussehen oder als wäre er des Bügelns nicht mächtig oder... Ben schlug sich die flache Hand vor die Stirn. Als wenn Jo auf so einen Scheiß achten würde. Die Probleme, die er sich gerade machte, existierten garantiert ohnehin nur in seinem Hirn. Er konnte ja schon froh sein, wenn Jo ihn irgendwann mal als Freund betrachtete und er machte sich hier Sorgen über seine womöglich mangelhaften hausmännlichen Fähigkeiten. Fünfzehn Minuten und seine Haare waren immer noch eine reine Katastrophe. Ben versuchte, mit den Fingern halbwegs Ordnung in das dunkelblonde Chaos zu bringen, allerdings nur mit mäßigem Erfolg. Er wuselte barfuß in sein kleines Bad und schloss dabei die letzten Knöpfe des Hemdes, nur um vor dem Spiegel die obersten zwei sofort wieder aufzufummeln. Ging ja mal gar nicht! Als wenn er... zu spießig! Brillen-Nerd. Er schüttelte sich leicht. Rasch griff er sich die Haarbürste und sortierte die wirren Strähnen. Er versuchte es zumindest. Durch das viele An- und Ausziehen standen seine Haare jedoch elektrisiert ab und weigerten sich standhaft, die gewünschte Form anzunehmen. Zwischen Bens Augen bildete sich eine steile Falte, als er nach oben schielte. Notgedrungen schnappte er sich die Tube Haargel, die er eigentlich nur in Ausnahmefälle benutzte. Im Normalfall taten es Bürste und Fön. Aber heute war eben nichts normal... heute ging er mit Jo aus! Vielleicht zumindest... und da musste er gut aussehen. So gut wie möglich eben... Neun Minuten. Ben atmete noch einmal tief durch, strubbelte seinen Haarschopf noch einmal zurecht und wusch sich die Hände. Noch schnell die Brille geputzt und er war fertig. Fast, wie er mit einem Blick auf seine nackten Füße feststellte. Noch ein paar Socken und Schuhe gegriffen, sich ein letztes Mal vor dem großen Spiegel im Schlafzimmer gedreht und die schwarze Lederjacke übergestreift. Im letzten Moment entschied er sich dafür, doch Block und Stift einzustecken. Man wusste ja nie und ohne fühlte er sich einfach nackt. Geld hatte er dabei, dann konnte es ja losgehen. Etwas unschlüssig stand er vor seiner Wohnungstür und zögerte, sie zu öffnen. Noch konnte er hier bleiben, sich im Bett verstecken und die Decke über den Kopf ziehen. Vielleicht hätte er einfach nein sagen sollen. Oder nicht auf Jos direkte Einladung reagieren, die auch prompt am Tag nach ihrem Kennenlernen bei ihm eingetrudelt war. Da es nichts genützt hätte, wenn Ben ihm seine Telefonnummer gegeben hätte, hatten Sie sich schließlich nach einigem Hin und her auf den Austausch ihrer Email-Adressen geeinigt. Sicher hätten sie sich auch per SMS verständigen können, aber irgendwie... war es schöner gewesen die längeren Nachrichten zu lesen, die die letzten Tage in regelmäßigen Abständen zwischen ihnen ausgetauscht worden waren. Er mochte Jos aufgeschlossene Art, die zwar durchaus neugierig, aber keineswegs aufdringlich war. Als wüsste der junge Mann genau, wie weit er gehen, was er fragen konnte, bevor es zu persönlich wurde. Und er fragte durchaus. Doch er erzählte dafür auch von sich selbst, als könnte er spüren, wie schwer Ben sich damit tat, von sich aus auf den anderen zuzugehen, obwohl er wirklich gerne mehr über den Studenten wissen wollte. Immerhin hatte er mittlerweile erfahren, dass Jo im sechsten Semester Englisch und Latein auf Lehramt studierte - was er dem Mann im Leben nicht zugetraut hätte! –, dass er mit seiner Katze in einer kleinen Wohnung wohnte, die noch nicht einmal weit von seiner eigenen entfernt war. Er wusste, dass Jo auf Metal und Schiller stand und gerne Sahnetorte mit Kirschen aß aber... er konnte seine Neugierde kaum bezwingen, noch mehr über diesen Menschen herauszufinden. Jedes Detail, das er sammelte, bestätigte ihm immer noch mehr, dass Jos Person ein Widerspruch in sich zu sein schien. Ben schaffte es einfach nicht, den Mann einzuordnen. Unmöglich! Jo hatte so unglaublich viele Facetten, die er am Liebsten alle auf einmal ergründen würde und... er kam zu spät! Panikartig riss er den Schlüssel vom Haken und diesen gleich noch mit aus der Wand. Verdammter Mist! Da stand er hier herum und philosophierte darüber, dass er Jo besser kennenlernen wollte und was machte er? Verpasste noch den Bus, dann die Bahn und dann... Mit einem lauten RUMMS fiel die Tür hinter Ben ins Schloss, als er die Treppe hinunter hechtete. Trotzdem nahm er sich die Zeit, sorgfältig seine Umgebung zu sondieren und mögliche Gefahren auszumachen, bevor er auf die Straße trat. Es wäre nicht das erste Mal, dass er beinahe nähere Bekanntschaft mit einem Rad- oder Autofahrer machte, weil er sie einfach nicht kommen hörte. Dann gab es jedoch kein Halten mehr. Zum Glück war es nicht weit zur Haltestelle und so schaffte er es gerade noch rechtzeitig, den Bus zu erreichen, zwar etwas außer Atem, aber immerhin, er saß! Schnaufend ließ Ben sich auf einen der blauen Sitze fallen und lehnte die Stirn gegen die kühle Fensterscheibe. Sein Herz schlug schneller, als er daran dachte, dass er jetzt tatsächlich auf dem Weg zu Jo war, dass er ihn in einer guten halben Stunde wiedersehen würde. Automatisch begann er, sich im Kopf einige Sätze zurecht zu legen, die er dann vielleicht in einem günstigen Moment anbringen konnte. Er hatte sich entschlossen – vor allem auf Jos Drängen hin – es wenigstens mit dem Sprechen zu versuchen. Zwar sperrte sich alles in ihm dagegen, seine unkontrollierte Stimme zu benutzen, aber vielleicht... konnte er es ja mal ausprobieren. Und bei Jo hatte er wenigstens einen Funken Hoffnung, dass dieser ihn nicht gleich auslachte. Doch ganz auf seinen Halt in Form von Stift und Papier konnte und wollte er nicht verzichten. Aber jetzt konnte er sich erstmal ein bisschen entspannen, jetzt konnte ja bis zu ihrem Treffen nichts mehr schief gehen. *** Zweiundvierzig Minuten später war Ben nahe dran, sich schon wieder die Haare zu raufen. Nur der Gedanke daran, dass er hinterher wieder wie ein explodierter Handbesen aussehen würde, hielt ihn davon ab. Aber viel fehlte nicht mehr und seine Nerven würden nachgeben. Er hätte sich nicht so sicher fühlen sollen, er hätte an einem solchen Tag mit dem schlimmsten rechnen müssen! Aber verdammt, warum musste auch immer genau dann alles schief gehen, wenn es ihm mal wirklich wichtig war? Warum gerade heute?! Nicht nur, dass er zum Bus hatte hetzen müssen - ok, das war seine eigene Schuld gewesen – aber wer konnte denn bitte vorhersehen, dass dieser es bis kurz vor seine Haltestelle schaffte und dann auf einmal der Motor krepierte?! Wie oft passierte denn sowas, bitte? Also war Ben zähneknirschend ausgestiegen und zusammen mit etlichen anderen Fahrgästen die letzten paar hundert Meter zur S-Bahn-Station gelaufen. Eine reine Katastrophe, wenn man bedachte, dass er sich generell unter fremden Menschen schwer tat. Er benutzte nicht umsonst die öffentlichen Verkehrsmittel, wo es nur ging, weil die Unfallgefahr für ihn einfach ungleich höher war, wenn er sich auf den offenen Straßen der Großstadt bewegte, als wenn er in einem geschlossenen System gefahren wurde. Die Unsicherheit machte ihn noch nervöser, als er ohnehin schon war und so fühlte Ben sich als reines Nervenbündel, als er endlich den Bahnhof erreichte. Er ließ sich über die Rolltreppe hinunterspülen, wobei er mehr als einmal angerempelt und vermutlich auch verflucht wurde, aber das war er gewöhnt. Und sowas passierte wohl jedem, der sich in diesem Dschungel bewegte. Erleichtert stellte er fest, dass die nächste Bahn schon in zwei Minuten kommen sollte. Wenn er sich dann beeilte, erwischte er die entsprechende U-Bahn noch und kam nur mit wenig Verspätung zu ihrem Treffpunkt. *** Sein Leben stank, aber so richtig! Er würde nie wieder so voreilig sein und hoffen, dass alles glatt lief, wenn es ihm einmal wirklich wichtig war. Das nächste Mal würde er mit Sicherheit eine Stunde früher losfahren... Ach nein. Ein nächstes Mal gab es nicht. Ein Blick auf seine Armbanduhr ließ Ben verzweifelt aufstöhnen. Er nahm die Brille ab und rieb sich über die Augen, in der Hoffnung, sich so etwas beruhigen zu können. Er war schon über eine Stunde zu spät. So lange würde noch nicht einmal der gutmütige Jo warten. Ben könnte sich selbst in den Hintern beißen, dass er sich nicht doch die Handynummer des Studenten hatte geben lassen. Dann hätte er ihm wenigstens Bescheid geben können. Wobei... in der Röhre, in der er seit gut einer halben Stunde mit der U-Bahn feststeckte, hatte er vermutlich keinen Empfang. Aber er hätte vorher schreiben könne, als die S-Bahn ihre Verspätung gemeldet hatte oder auf dem U-Bahnhof, als er hatte feststellen müssen, dass der Schienenverkehr aufgrund von Gleisbauarbeiten anders getaktet wurde und er natürlich gerade seine Bahn verpasst hatte. Er hätte eine SMS schreiben können, während er nervös auf dem Bahnsteig auf und ab marschiert war und ungeduldig gewartet hatte, in dem Wissen, dass er bereits seit einer Viertelstunde bei Jo sein könnte. Oder als... Resigniert seufzend setzte Ben die Brille wieder auf und schloss die Augen. Er war aber nunmal zu blöde gewesen – und zu feige! – um von sich aus nach Jos Nummer zu fragen. Und deswegen würde er den Anderen auch nicht wiedersehen. Weil der bestimmt unheimlich sauer auf ihn war, dass Ben ihn versetzt hatte und dass, wo er es mit einem Gehörlosen sowieso schon schwer genug hatte. Am liebsten wäre Ben geradewegs wieder zurück in seine Wohnung gefahren und hätte sich in seinem Bett verkrochen wie ein kleines Kind. Aber er war ein erwachsener Mann und er musste sich Jo stellen. Sei es auch nur in dessen Abwesenheit. Die Minuten verstrichen und Hoffnungslosigkeit machte sich in Ben breit. Dabei hatte er so sehr gewollt, dass das klappte. Das erste Mal, seit er nichts mehr hörte, war er bereit gewesen, sich mit einem praktisch Fremden zu treffen. Nicht, dass er früher der ultimative Partygänger gewesen wäre, aber seit seinem Unfall kam er praktisch nur noch zum Arbeiten oder zu den gelegentlichen Treffen mit seiner Gehörlosengruppe vor die Tür. Ein Seufzen entwich ihm, bevor er es verhindern konnte. Er fing einen mitfühlenden Blick von der älteren Frau auf, die ihm gegenüber saß und zwang ein schwaches Lächeln auf sein Gesicht. Ihm war so nach Heulen zumute wie selten zuvor. *** Außer Atem und abgehetzt erreichte Ben ihren vereinbarten Treffpunkt. Sie hatten sich, aufgrund der schon etwas vorgerückten Stunde für eine kleine Bar entschieden, die sie beide kannten. Die Zahl der Gäste war selbst für einen Mittwoch Abend sehr überschaubar, was Ben auf der einen Seite erleichterte, ihm aber auf der Anderen das Herz in die Hose rutschen ließ, als er Jo weder vor dem Eingang unter den sich dort tummelnden Rauchern, noch in der näheren Umgebung ausmachen konnte. Enttäuscht sackten seine angespannten Schultern nach unten. Was hatte er denn auch erwartet? Er war fast zwei Stunden zu spät. Niemand konnte es Jo verdenken, dass er nicht so lange auf einen Idioten wie ihn gewartet hatte. Wäre er doch nur früher losgegangen oder hätte er sich besser über die Fahrplanänderung informiert... ob es was brachte, wenn er sofort eine Email tippte, sobald er wieder zu Hause war? Vielleicht konnte er Jo ja noch einmal gnädig stimmen, wenn er sich entschuldigte und das Ganze erklärte. Doch wenn er ehrlich zu sich selbst war: er würde es auch nicht glauben, wenn er es nicht selbst erlebt hätte. So viel Pech an einem Abend konnte auch nur er haben. Traurig und mit hängenden Schultern wollte er sich gerade umdrehen und sich wieder auf den Heimweg machen, als er einem Impuls folgend einen Blick durch die Fensterscheibe neben dem Eingang der Bar war. Er hatte das Gefühl, dass sein Herz einen Schlag aussetzte, nur um dann in doppelter Geschwindigkeit weiter zu hämmern. Da... da saß er. Da saß tatsächlich Jo, ein Glas irgendwas vor sich, dass er auf dem Tisch hin und her schob. Er wirkte... traurig. Anders konnte Ben es nicht beschreiben. Wegen ih...? Da hob Jo auf einmal den Kopf, als hätte er Bens Starren gespürt und ihre Blicke trafen sich. Ein Strahlen huschte über das Gesicht des jungen Mannes und seine Augen, die bis eben noch dumpf den Inhalt seines Glases seziert hatten, leuchteten auf. In diesem Moment gab es kein Halten mehr für Ben. Er war da, Jo hatte tatsächlich auf ihn gewartet, geschlagene zwei Stunden lang, in der Hoffnung, dass er doch noch auftauchte. Ben stürzte praktisch in den Schankraum, ohne darauf zu achten, dass er beinahe ein Pärchen über den Haufen rannte, dass die Bar gerade verlassen wollte. Was sie ihm hinterher riefen konnte er ohnehin nicht hören und es interessierte ihn auch nicht die Bohne. Jo war da, das war alles, was für ihn zählte. Er umrundete eine Ecke und... stolperte Jo praktisch in die Arme. Der Student hatte sich wohl ebenso schnell erhoben, wie er selbst die Bar gestürmt hatte, um ihm entgegen zu kommen und in seiner Eile schaffte Ben es nicht mehr, rechtzeitig zu stoppen. Verwirrt hing er so praktisch an Jo und fragte sich, wie er da plötzlich hingekommen war. Nicht, dass es sich etwa unangenehm anfühlte aber... irgendwie kam er gerade nicht mehr mit. Auch nicht damit, dass sich auf einmal kräftige Arme um ihn schlossen und er fest gegen Jos Brust gedrückt wurde. Überfordert stand er einen Moment lang einfach nur stocksteif da, bevor er langsam seinen klammernden Griff aus dem Shirt des Studenten löste und sich vorsichtig wieder aufrichtete. Sein Blick suchte zögernd den des Anderen. Am Liebsten hätte er sich einfach in Jos Armen vergraben und... vielleicht sollte er sich vor Augen halten, dass sie sich eigentlich gar nicht kannten, er zu ihrem ersten richtigen Date zu spät gekommen war und vermutlich viel mehr in die Reaktion des Anderen hinein interpretierte, als es gut für ihn war. Doch in Jos Blick lag keine Wut, kein Zorn, dass er zu spät gekommen war, nur die Frage nach dem Warum und... Sorge? Da bist du ja endlich! Ich hab mir Sorgen gemacht, dass dir was passiert ist... Kein Vorwurf, kein bissiger Kommentar. Ben hätte schon wieder heulen können, diesmal aber vor Freude und Erleichterung. Der ganze Frust, die Verzweiflung, die sich in ihm während seiner Odyssee angestaut hatten, fielen mit einem Mal von ihm ab und er spürte, wie sehr ihn die ganze Sache mitgenommen hatte. Mehr, als er je von sich gedacht hätte. Sein Mund klappte ein paar Mal auf und zu, doch er traute sich einfach nicht, seine Stimme zu benutzen. Unsicher sah er Jo an, doch dieser lächelte nur. Ben spürte, wie sich eine Hand um seinen Arm schloss und ihn in Richtung des Tisches schob, an dem er Jo vorhin entdeckt hatte. Widerstandslos ließ er sich auf einen der Stühle manövrieren und war froh, dass er noch ein paar Minuten Aufschub bekam, da sein Gegenüber ihn auf einen der Stühle bugsierte und ihm dann bedeutete, kurz zu warten. Seufzend ließ Ben sich auf das Sitzmöbel fallen und stützte den Kopf in die Hände. Er war fertig, aber so richtig. Und die ungewohnte Situation zerrte zusätzlich an seinen Nerven. Er hatte keine Ahnung, wie er sich verhalten sollte, er hatte Angst, Jo doch noch zu vergraulen, wenn er sich jetzt daneben benahm. Ben zuckte zusammen, als er eine sachte Berührung an der Schulter fühlen konnte. Jo setzte sich ihm gegenüber, nachdem er eine Tasse mit dampfender Flüssigkeit vor Ben abgestellt hatte. Verwundert erkannte dieser, dass es sich offensichtlich um heiße Schokolade handelte. Verwundert suchte er Jos Blick, was dieser nur mit einem gutmütigen Lächeln quittierte. Du siehst so aus, als könntest du genau das gebrauchen... Ben nickte leicht und schloss die klammen Finger um die warme Tasse. Er schüttelte leicht den Kopf und versuchte, seine chaotischen Gedanken zu sortieren. Er musste dem Anderen endlich erklären, warum er ihn hatte warten lassen, aber er wusste nicht wie. Er wollte hier vor all den Leuten nicht versuchen zu sprechen und wusste zudem nicht, mit was er anfangen sollte. Jo sollte verstehen, wie wichtig ihm dieses Treffen war, aber Ben wollte auch nicht aufdringlich wirken und wenn er sich nun doch geirrt hatte, dann... Hastig kramte er nach seinem Stift und zerrte den schon reichlich mitgenommen wirkenden Block aus seiner Jackentasche. Hektisch versuchte er, möglichst schnell alles zu Papier zu bringen, was ihm in den letzten Stunden passiert war, verhaspelte sich aber immer wieder, so dass es in einem furchtbaren Geschmier endete, als sich eine warme Hand über seine kalte, zitternde legte. Bens Kopf ruckte nach oben. Da saß Jo. Saß einfach nur da und sah ihn mit schief gelegtem Kopf lächelnd an. Ganz ruhig, ist schon gut... Seine Augen weiteten sich etwas. Woher wusste Jo nur, was er jetzt sagen musste? Woher nahm er diese Gelassenheit, obwohl er doch stinksauer auf ihn sein musste? Der Dunkelblonde schluckte leicht und ließ den Kopf hängen. Nichts konnte er richtig machen. Warme Finger korrigierten sein Kinn ein wenig nach oben, so dass er gezwungen war, Jo wieder anzusehen. Das Lächeln auf den schmalen Lippen hatte sich noch ein wenig verbreitert, war nun fast ein wenig amüsiert. Aber eins muss ich dir schon sagen... Jetzt kam es! Jetzt würde Jo ihm sagen, dass er sich zum Teufel scheren sollte, dass er... Du siehst echt gut aus heute! Bens Augen wurden kugelrund. Was zum...? Er forschte in Jos Blick, konnte aber nichts als Ehrlichkeit und Freude lesen. Freude... dass er endlich da war? Seine Mundwinkel zuckten nach oben und ein leises Glucksen entkam Bens Kehle. Irgendwie schon absurd das Ganze, aber... Er lachte befreit auf und drehte die Hand, um Jos Finger fest mit seinen zu umgreifen. Der Stift rollte von beiden unbeachtet vom Tisch und fiel lautlos zu Boden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)