Consequences von Demona ================================================================================ Kapitel 1: I didn't want to hurt you ------------------------------------ 1. „I didn’t want to hurt you...“ Die Encore war der wahrscheinlich anstrengendste, aber zugleich auch entspannendste Teil eines Konzerts. Vielleicht hört sich das widersprüchlich an, aber Aoi empfand es so. Während der Encore gaben sie noch einmal alles, alberten aber gleichzeitig auch am meisten herum, weil der choreographierte Teil des Konzerts überstanden war. Außerdem fühlte sich die ganze Band in T-Shirts eigentlich wesentlich wohler als in den Bühnenoutfits. Ein wenig wehmütig erinnerte Aoi sich an ihre Anfangszeit, in der dieses Gefühl der Leichtigkeit, das sich mittlerweile nur noch während der Encore einstellen wollte, jedes Konzert begleitet hatte. Aber es war ein gutes Konzert gewesen. Keinerlei technische Schwierigkeiten, das Publikum war gut mitgegangen, ohne zu wild zu werden. Alles in allem überkam Aoi ein Hochgefühl, das ihn übermütig machte. Er ließ sich sogar auf Fanservice mit Uruha ein, was er in letzter Zeit eher tunlichst vermied, seit der andere Gitarrist es wirklich einmal fertig gebracht hatte, ihm die Zunge in den Hals zu stecken. Aber heute war alles irgendwie anders. Aoi hatte ein merkwürdig leichtes Gefühl im Kopf und wurde vielleicht ein wenig ZU übermütig, als er anfing, Kai zu ärgern. Als er wieder einmal neben das Schlagzeug schlich und mit Grimassen versuchte, die Aufmerksamkeit ihres Schlagzeugers zu stören, quittierte Kai das lediglich mit wütenden Blicken und gezischten Kommentaren. Aber als Aoi die anderen auch noch dazu anstiftete, den Drummer ein wenig zu quälen, wurde der richtig sauer. Natürlich tobten die Fans, als Aoi und Ruki zusammen auf dem Podest beim Schlagzeug standen, sich mit dem Rücken zum Publikum lasziv aneinander lehnten, während Ruki dem schwarzhaarigen Gitarristen Wasser aus einer kleinen Plastikflasche in den Mund goss. Als Kai das Grinsen seiner Kollegen sah, schüttelte er zwar warnend den Kopf, aber angestachelt durch leichte Rippenstöße des Sängers und das Kreischen des Publikums konnte Aoi es sich nicht verkneifen, das Wasser mit Druck wieder aus seinem Mund zu entlassen und den Schlagzeuger mit dieser Fontäne zu treffen. Das machte Kai zwar wütend, brachte ihn aber noch nicht aus dem Takt. Als Aoi allerdings beim Umdrehen unglücklich mit seiner Gitarre gegen das Schlagzeug stieß und unter den erschrockenen Blicken seiner Kollegen mehr vom Podest fiel als elegant herunter zu springen, konnte man einen kleinen Aussetzer vernehmen. Der sicherlich außer der Band niemanden aufgefallen war. Aber Perfektionist, der Kai nun einmal war, versprach sein Blick Aoi tödliche Qualen, als der Schwarzhaarige sich mit einem entschuldigen Lächeln zu ihm umwandte. Den Rest der Encore brachten sie unfallfrei hinter sich. Aoi ließ sich von der positiven Grundstimmung mitreißen und hatte den tödlichen Blick ihres Drummers schon wieder vergessen, als sie vom Jubel der Fans begleitet von der Bühne gingen. Verschwitzt und erschöpft, gleichzeitig aber glücklich und aufgedreht eilten sie durch die Gänge zu ihrer Garderobe, wo sie sich normalerweise erst einmal auf Sofas, Stühle oder einfach auf den Boden fallen lassen würden. Um so überraschender kam es für Aoi und den Rest der Band, als Kai, der als Schlagzeuger doch eigentlich noch erschöpfter sein müsste als die anderen, den schwarzhaarigen Gitarristen plötzlich ohne weitere Vorwarnung am Kragen seines T-Shirts packte und mit sich ein Stück weiter den Gang herunter schleifte. Unter den verwirrten Blicken von Band und Staff stieß er ihn in einen kleineren Nebenraum. Aoi konnte gerade noch Rukis Lachen vernehmen und wie der kleine Sänger flötete: „Aoi kriegt Är~ger…“, da hatte Kai schon die Tür krachend hinter ihnen ins Schloss geworfen. Und in diesem Moment fiel irgendwie ein kleiner Teil der Euphorie von Aoi ab. Sein Adrenalinlevel war zwar immer noch sehr hoch, aber neben der Erschöpfung machte sich ein weiteres ungutes Gefühl in ihm breit, als der Schlagzeuger drohend auf ihn zu trat. „Was. Sollte. Das. “ Kai schien wirklich wütend zu sein. Zumindest lag in seiner Stimme der Hauch eines Knurrens. Aber die Euphorie des gerade beendeten Konzertes lag noch zu sehr über Aoi, um dem anderen wirklich vorsichtig zu begegnen. Vielmehr fiel ihm auf, wie fertig der Drummer zu sein schien. Ein leichtes Zittern durchlief den schmalen Körper des Dunkelhaarigen. Ob allerdings aus Erschöpfung oder vor Wut, darüber wollte Aoi momentan einfach nicht nachdenken. „Komm schon, Kai-chan. Das war doch nur ein kleiner Spaß. Den Fans hat es jedenfalls gefallen“, rechtfertigte er sich und machte dabei ein paar Schritte rückwärts. Was sich als Fehler erweisen sollte, denn Aoi spürte bereits die Wand im Rücken und bei seinem unbewussten Eingeständnis von Vorsicht blitzte es gefährlich in Kais dunklen Augen auf. Er spiegelte Aois Bewegungen und stand mit einem mal dicht vor dem Gitarristen. „So. Tu das nie wieder. Verstanden?“ Aoi zuckte zusammen, als die Hand des Drummers neben seinem Kopf mit einem dumpfen Laut dessen Worte bekräftigend auf die Wand traf. Langsam machte sich ein wenig Angst in ihm breit, aber würde den Teufel tun und vor dem Dunkelhaarigen kuschen. Also verdrängte er das ungute Gefühl mit ein wenig guter, alter Aggressivität, indem er Kai die Hände auf die Brust legte und den Drummer von sich stieß. „Sonst was, Kai?“, zischte er. „Was ist los mit dir? Wir anderen müssen den Fanservice auch ertragen. Hat es diesmal eben dich erwischt. Pech.“ Er grinste gehässig. „Allerdings lässt sich von uns anderen keiner dadurch so aus dem Takt bringen.“ Welcher Teufel auch immer ihn da geritten haben mochte, Aoi wusste sofort, dass sein letzter Satz ein Fehler gewesen war. Dazu musste er nicht sehen, wie sich die Augen des Drummers kurz erschrocken weiteren, ehe sie sich wieder wütend verengten. Aber obwohl Aoi bemerkte, wie sich Kais Wut noch steigerte, oder gerade deswegen, verließ die Entschuldigung, die er eigentlich schnell hatte anbringen wollen, irgendwie ganz falsch seine Lippen. „Verzeih mir diese Taktlosigkeit.“ Aoi sah Kai fest in die Augen und konnte deswegen genau sehen, wie diese Worte das Fass zum Überlaufen brachten. Das dunkle Blitzen in Kais Augen faszinierte den Gitarristen dermaßen, dass er der Ohrfeige nicht auswich, obwohl er sie kommen sah. Kurz brach sein Blickkontakt mit dem dunkelhaarigen Drummer ab, weil sein Kopf ohne sein Zutun heftig zur Seite gedreht wurde. Unwillkürlich verzog er das Gesicht und legte seine Hand auf die zwirbelnde Wange, ehe er wieder zu Kai blickte. Für einen Moment lag Stille zwischen ihnen. Diese Art von Stille, die beinahe dröhnend erscheint durch die Abwesenheit von Worten, die gesprochen werden sollten. Durchbrochen nur von den heftigen Atemzügen der beiden Männer, die sich gegenüberstanden und die Blicke nicht voneinander wenden konnten. Kais Augen hatten sich ungläubig geweitet, als könnte er selbst nicht fassen, so die Kontrolle über sich verloren zu haben. Und Aoi… Aoi lauerte. Der leichte Schmerz in seiner Wange war beinahe schon abgeklungen. Er wartete auf die nächste Reaktion des Drummers, ließ ihn kaum für die Dauer eines Blinzelns aus den Augen. Er erwartete eine Entschuldigung, würde sie annehmen, sollte Kai sie aussprechen. Aber Aoi hoffte beinahe, Kai würde sich nicht entschuldigen . Er hatte die Wut des anderen genossen, die Leichtigkeit, mit der er diesen hatte provozieren können. Er hatte es geschafft, dass der zurückhaltende Drummer die Beherrschung verloren hatte. Wozu konnte er ihn wohl noch bringen, mit der richtigen Provokation? Kapitel 2: but you are ---------------------- Kai biss sich abwesend auf die Unterlippe. Die Hand, mit der er Aoi geschlagen hatte, öffnete und schloss sich mehrmals, er rieb verwirrt mit den Fingern über die Handfläche, als wolle er sich versichern, dass dieser unpassende Kontakt mit Aois Wange wirklich stattgefunden hatte. Aoi konnte fühlen, wie sich das Machtverhältnis zwischen ihnen durch die plötzliche Unsicherheit des Drummers wieder zu seinen eigenen Gunsten verschob. Auch wenn er das eigentlich etwas bedauerte, war es momentan vielleicht die beste Lösung. Er konnte damit arbeiten. Und als Kai mit großen Augen ansetzte, sich zu entschuldigen, grinste der Gitarrist ihn unverschämt an. Der Drummer krauste irritiert die Stirn und in seinen Augen stand eine Frage, als ihn lautes Klopfen an der Tür herumfahren ließ. Aoi verdrehte frustriert die Augen. Es wurde gerade eine höflich Pause von knapp drei Sekunden eingehalten, ehe der Störenfried unaufgefordert die Tür aufstieß und ein blonder Schopf über einem besorgten Gesicht sich in den Raum schob. Uruha vermied es tunlichst, Kai anzusehen, sondern richtete seinen Blick starr auf Aoi. „Alles in Ordnung?“ Aoi sah den anderen Gitarristen fragend an ob des leicht besorgten Tonfalls. Dieser schüttelte allerdings nur mit einem kurzen Seitenblick auf Kai den Kopf und schob sich zwischen die beiden anderen. Für einen Moment glaubte Aoi, ein erneutes Aufflackern im Blick des Drummers zu erkennen, woraufhin der große Blonde leicht zusammen zuckte. Vielleicht hatte er es sich aber auch nur eingebildet, denn Kai zuckte nur mit den Schultern, drehte sich um und verließ mit schnellen Schritten den Raum in Richtung Garderobe. Ein wenig verwirrt starrten die beiden Gitarristen ihm hinterher. „Aoi?“ „Hm?“ Der Schwarzhaarige sah etwas verträumt auf. Uruha musterte ihn prüfend und streckte dann zaghaft die Hand aus, um die deutlich gerötete Wange des anderen Gitarristen zu berühren. „Hat Kai etwa…?“ Aoi rang sich ein Lächeln ab und klopfte Uruha auf die Schulter. „Schon okay. Wir haben das geklärt“, log er, ohne mit der Wimper zu zucken. „Komm, wir wollen uns fertig machen. Die anderen warten sicher schon, wir wollten doch noch was essen gehen.“ Er wandte sich in Richtung Tür und zog den anderen einfach mit sich. „Ich hab einen Bärenhunger!“, grinste er. Uruha stemmte sich kurz gegen seinen Griff und zwang ihn so dazu, anzuhalten und sich wieder zu ihm umzudrehen. „Aoi… ich…“, hob er hilflos an, um dann kurz den Kopf zu schütteln. „Was ich sagen will… wenn etwas sein sollte, kannst du mit mir darüber reden, okay?“ Der Schwarzhaarige stutzte kurz, grinste dann aber und wuschelte dem anderen durch die verschwitzten Haare. „Weiß ich doch. Aber danke.“ Dann drehte er sich um und ging einfach zur Garderobe, ließ Uruha wenig Wahl, als ihm nachzulaufen. Der plötzlich erwachte Beschützerinstinkt des anderen Gitarristen irritierte Aoi etwas, ergab aber im Hinblick auf Kais plötzliche Unbeherrschtheit einen Sinn, den Aoi später unbedingt näher ergründen wollte. Vor der Garderobe kniff Aoi sich unter Uruhas fragenden Blicken kurz in die rechte Wange, damit sein Gesicht gleichmäßig gerötet erschien. Kaum betrat er den Raum, hing ihm plötzlich ihr kleiner Vocal am Hals, um ihn kritisch zu mustern. „Hey, du siehst ja noch ganz lebendig aus. Knurrig, wie Kai ist, hätte ich angenommen, er hätte dich wenigstens an die Decke gekettet und ausgepeitscht.“ Grinsend sah er zu ihrem Bandleader, dessen Gesicht plötzlich deutlich an Farbe gewann, während er seine Sachen zusammen suchte und vor sich hin grummelte, dass er vielleicht eher Ruki an die Decke hängen sollte. Aoi grinste verschlagen. „Leider nicht, Ruki. Aber das wollten wir morgen Abend nachholen. Du weißt schon, zuhause, in aller Ruhe, ohne dass Uruha zu meiner Rettung eilen kann.“ Er ließ seine Augenbrauen zweideutig zucken, was dem Sänger ein Lachen entlockte, während sowohl Kai als auch Uruha ihn völlig entgeistert anstarrten. Die Gesichter seiner Bandmitglieder schienen den Sänger dermaßen zu amüsieren, dass er sich vor Lachen erst einmal setzen musste. „Aoi, Aoi… da tun sich aber Abgründe auf…“, prustete er. „Stille Wasser sind tief“, kam der trockene Kommentar aus Reitas Ecke. Jetzt war es an Aoi und Ruki, entgeistert zu starren, bis sich ihre Blicke trafen und sie wieder in Gelächter ausbrachen. Diesmal stimmten Kai und Uruha mit ein, aber Aoi hätte schwören können, dass ihr Lachen gezwungen klang. Den Rest des Abends schien Uruha ein wenig zu schmollen, während Kai sich Mühe gab, Aoi komplett zu ignorieren. Nur ab und zu warf der Drummer Aoi böse Blicke zu, wenn beim Essen das Gespräch wieder auf die Vorfälle während des Konzerts und danach kam und der Rest der Band und die Staffs, die sie begleitet hatten, sich sehr darüber amüsierten. Ruki wunderte sich ein wenig darüber, dass Aois Grinsen geradezu intrigante Züge annahm, als der Drummer wieder ein wenig wütend wurde, sich aber redlich bemühte, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Ruki konnte sich jedoch wieder an Kais völlig entgeistertem Gesichtsausdruck erfreuen, als sich ihre Wege für diesen Abend trennten und Aoi den Bandleader grinsend fragte, wann er denn am nächsten Tag bei ihm vorsprechen sollte. Als dann allerdings ein düsteres Grinsen auf Kais Gesicht erschien und er einfach nur mit den Worten „Halb sieben. Und sei pünktlich.“ gemütlich davon schlenderte, stellten sich Rukis Nackenhaare etwas auf. Zumal Uruha bei diesem kleinen Dialog zwischen ihrem Drummer und dem zweiten Gitarrist zunehmend beunruhigter erschien. Als auf Rukis Nachfrage jedoch keiner der beiden Gitarristen eine klare Auskunft gab (der eine schmollte, während der andere scherzte), gab Ruki es auf und freute sich einfach darauf, die nächsten zwei Tage Ruhe vor diesem Kindergarten zu haben. ~*~ Trotzdem er selbst dieses Treffen gewissermaßen initiiert hatte, war Aoi ein wenig nervös, als er sich am nächsten Tag auf den Weg zu Kai machte. Um nicht zu sagen: ziemlich nervös. Sein Kopf und sein Magen hatten sich wieder diese erwartungsvolle Leichtigkeit zugelegt, die man verspürte, wenn man in der Achterbahn die erste Ansteigung nach oben gezogen wurde. Obwohl er dahingegen noch den Vorteil hatte, dass er jederzeit umdrehen könnte, um sich später damit herauszureden, er hätte nur gescherzt. Aber irgendwie hatte er das Gefühl, sich dann eine gute Gelegenheit entgehen gelassen zu haben. Schlimmstenfalls würde Kai ihn anschreien und rauswerfen. Vielleicht sogar vorher noch füttern, schließlich war ihr Drummer stolz auf seine Kochkünste. Er konnte also eigentlich nur gewinnen. Etwas beschwingteren Schrittes legte er den Weg vom Parkplatz zu Kais Appartementtür zurück und sah auf seine Uhr. Er stand noch ein paar Minuten herum, ehe er pünktlich eine Minute vor halb die Klingel betätigte. Schnell wurde die Tür geöffnet und ein verblüffter Kai starrte dem Langhaarigen entgegen. „Ich hätte nicht damit gerechnet, dass du wirklich vorbeikommen würdest.“ Er winkte Aoi herein. „Wer hätte einer so lieblichen Einladung schon widerstehen können“, grinste dieser und streifte die Schuhe von den Füßen. Ein klares Zeichen, dass er nicht so schnell vorhatte, wieder zu gehen. „Irgendwie hast du dich ja eher selbst eingeladen…“, meinte Kai leise, als sie unschlüssig im Flur herumstanden. Aoi räusperte sich. „Kai-chan? Bist du noch sauer wegen gestern?“ Aoi packte gekonnt einen Dackelblick aus, den er sich von Uruha abgeschaut hatte. Kai rieb sich verlegen das Genick. „Eigentlich nicht. Wegen gestern…“ Mist aber auch, dachte Aoi. Jetzt würde Kai sich entschuldigen, sie würden vielleicht noch etwas zusammen trinken und freundschaftlich auseinander gehen. Wenn nicht… „Schon gut. Ich habe es ja irgendwie verdient.“ Aoi gab sich redlich Mühe, verlegen auszusehen. „Wenn ich geahnt hätte, dass man deine Konzentration so leicht stören kann, hätte ich mich nicht so von Ruki anstacheln lassen.“ Es kostete Aoi einiges an Überwindung, diese Sätze möglichst beiläufig auszusprechen. Obwohl, hatte sich da etwa doch ein wenig Gemeinheit in seine Stimme geschlichen? Sowas aber auch. Sofort verdunkelten sich die Augen des Drummers ein wenig, aber anstatt auf die Provokation einzugehen, trat er misstrauisch einen Schritt zurück. „Sag mal, Aoi? Kann es sein, dass du absichtlich versuchst, mich zu reizen?“ In seiner Stimme lag der Hauch einer Drohung, was schon ausreichte, um dem Gitarristen eine leichte Gänsehaut zu bescheren. „Und wenn?“, flüsterte er heiser. „Vielleicht finde ich es ja interessant, dass du dich selbst genauso wenig unter Kontrolle hast wie deine Drums.“ Kapitel 3: pretty when you cry ------------------------------ Und da war es wieder, dieses dunkle Blitzen in Kais Augen, an dem Aoi langsam Gefallen fand. Er ließ es widerstandslos zu, als der Drummer eine Hand in sein Genick legte, ihn ins Wohnzimmer schob und ihn auf der Couch parkte. Sehr zu Aois Enttäuschung ging Kai allerdings nicht weiter auf ihre letzten Worte ein, sondern holte völlig beherrscht und ganz der gute Gastgeber, eine Karaffe Wasser und zwei Gläser aus der Küche. Ein wenig schmollend lehnte Aoi sich auf der Couch zurück und verschränkte die Arme. Das könnte sich doch schwieriger gestalten, als er gedacht hätte. Kai ließ sich ein wenig seitlich neben ihm auf der Couch nieder, damit er ihm ins Gesicht sehen konnte. „Vielleicht war das ja nur ein einmaliges Ausrasten? Aber warum habe ich das Gefühl, du wärst enttäuscht, wenn dem so wäre?“ Sein Lächeln hatte etwas leicht Lauerndes, als er auf Aois Antwort wartete. Aoi spürte, wie er errötete und senkte den Blick. So lief das sonst nicht. Bisher hatte er es immer geschafft, sein Gegenüber soweit zu reizen, bis er bekommen hatte, was er wollte. Er hatte nie darüber diskutieren müssen. Irgendwie war es diesmal wirklich etwas anderes, weil er diesen Mann hier neben sich kannte. Das war nicht irgendein Fremder, das war Kai. Und Aoi konnte wirklich nicht einschätzen, was für Konsequenzen sich aus jeder seiner möglichen Antworten ergeben könnten. Er wollte diesen Mann nicht wirklich beleidigen oder verletzen, damit er die Kontrolle über sich verlor. Der Drummer indes legte eine Hand unter Aois Kinn und zwang den Schwarzhaarigen sanft, ihm wieder in die Augen zu sehen. „Komm schon, Aoi. Rede mit mir“, lockte er ruhig. Beschämt drehte Aoi seinen Kopf zur Seite und somit aus Kais sanftem Griff. „Willst du mich erst betteln hören…?“ Kais Lachen war so ehrlich amüsiert, dass Aoi doch wieder zu ihm aufsah. Der Drummer lehnte entspannt seitlich an die Couch. „Vielleicht später“, antwortete er ruhig. „Wie kamst du eigentlich auf die ganze Idee?“ Hatten sich Aois Augen erst noch überrascht geweitet, grinste er jetzt wieder etwas sicherer. „Da hast du mich doch selbst drauf gebracht. Nicht nur wegen gestern.“ Unter Kais interessiertem Blick lehnte er sich zum leicht verkramten Couchtisch und schnappte sich Zettel und Stift. Mit schnellen Strichen zeichnete er das Kanji für Kais Namen, das auch als ‚Vorschrift‘ gelesen werden konnte. „Dem machst du als Bandleader ja schon alle Ehre.“ Kai grinste und nickte auffordernd. Aoi fügte dem Zeichen noch ein paar Silbenzeichen hinzu, die es zu einem Verb machten, das unter anderem als ‚züchtigen‘ gelesen werden konnte. Etwas verblüfft starrte Kai auf den Zettel, ehe er in schallendes Gelächter ausbrach, was Aoi wieder leicht erröten ließ. Wenn er Kais bisheriges Verhalten falsch gedeutet hatte, machte er sich hier gerade ziemlich zum Idioten. Ein leicht diabolisches Grinsen breitete auf den Zügen des Drummers aus, das Aois Pulsschlag sofort in die Höhe schnellen ließ. „Und was sollte mich davon abhalten, dich einfach wieder vor die Tür zu setzen?“ frage der Drummer scheinbar sanft. Aoi musste unwillkürlich schmunzeln. Kennen Sie den schon: ‚Sagt der Masochist zum Sadisten, quäl mich! Sagt der Sadist kalt lächelnd: Nein. ‘ „Ich glaube nicht, dass du das tun würdest“, grinste der Schwarzhaarige. Jetzt nicht mehr, fügte er still für sich hinzu. Kai schmunzelte nur. „Wer weiß…“ Er lehnte sich zu Aoi herüber, bis sein Atem dessen Ohr streifte. „Weißt du denn, worauf du dich hier einlässt, Aoi-chan?“ Ein Schaudern ging durch den Leib des Gitarristen. Seine Stimme war nur mehr ein heiseres Flüstern an Kais Ohr. „Keinesfalls. Das macht es doch gerade so interessant.“ Ein leises Lachen von Kai, als er sich erhob und die Hand nach Aoi ausstreckte, um diesen ebenfalls in die Höhe zu ziehen. Noch lag kein Befehl in dieser Geste, eher eine stumme Bitte, ein Angebot, das der andere annehmen oder ausschlagen konnte. Und als Aoi die ihm dargebotene Hand ergriff und sich so mit klopfendem Herzen auf alles einließ, was Kais dunkle Augen ihm versprachen, umspielte ein zufriedenes Lächeln die Lippen des Drummers. Kai zog den Schwarzhaarigen zu sich heran und Aoi spürte, wie Kais Lippen kaum merklich seinen Hals streiften, den rasenden Puls bemerkten und das Lächeln breiter wurde. Beinahe hätte Aoi einen enttäuschten Laut ausgestoßen, als der Dunkelhaarige ihn ein Stück von sich wegdrückte und ihm ernst in die Augen sah. „Kann ich mich darauf verlassen, dass du Stopp sagst?“ Aoi seufzte frustriert. Er wusste, Kai hatte Angst, dass er seine Grenzen ausloten und sich dabei überschätzen würde. „Ich weiß es nicht“, antwortete er wahrheitsgemäß. Kai nickte ernst und legte diese wichtige Information für sich ab. Für einen Moment befürchtete Aoi, der andere würde sich jetzt nicht mehr auf das Spiel einlassen. Als Kai ihn allerdings mit einem Ruck wieder ein Stück näher zu sich zog, um sacht über seine Wange zu streichen, genau an der Stelle, wo ihn gestern die Ohrfeige getroffen hatte, wusste er, dass er gewonnen hatte. Er erwiderte das Lächeln des anderen scheu und schauderte leicht, als dessen Hände an seinen Seiten herab wanderten. Er wollte seinerseits die Hände nach Kai ausstrecken, wurde aber mit sanftem Druck daran gehindert. Etwas Dunkles schien sich über die Augen des Drummers zu legen, was es Aoi unmöglich machte, seinen Blick von ihm abzuwenden. Gehorsam beließ er seine Arme in der Position, in die der andere sie gedrängt hatte, leicht angehoben neben dem Körper. Beschämt bemerkte er, wie sich seine Atmung und sein Pulsschlag allein dadurch beschleunigten, dass Kai mit den Händen unter sein Shirt tauchte und kaum merklich über seine Haut strich. Als Kai auffordernd den Saum des Shirts anhob, zögerte Aoi nicht, das Kleidungsstück abzustreifen. Der andere nickte anerkennend, bevor er ihm das Shirt abnahm und es hinter sich auf die Couch fallen ließ. Kai ließ kurz den Blick über den bloßen Brustkorb des Gitarristen gleiten, und Aoi glaubte, etwas wie Vorfreude in den Augen des Drummers wahrzunehmen. Mit einem wissenden Lächeln trat Kai hinter den Schwarzhaarigen, ließ dabei einen Finger über dessen Schultern gleiten. Aoi versuchte, ihm mit dem Blick zu folgen, aber der andere drehte seinen Kopf sacht wieder nach vorn. Ein Zittern durchlief Aois Körper, als Kai langsam mit einem Finger seine Wirbelsäule hinab und wieder hinauf glitt. Er brauchte einen Moment um zu begreifen, was der andere von ihm verlangte, als Kai beide Hände auf seine bloßen Schultern legte und sanften Druck auf ihn ausübte. Langsam ließ er sich auf die Knie nieder und musste schmunzeln, als er dafür mit einem Kopftätscheln belohnt wurde. Allerdings wurde ihm doch ein wenig mulmig, als er hörte, wie der andere seinen Gürtel öffnete. „Weißt du, eigentlich bestehe ich darauf, wenigstens geküsst zu werden, ehe ich jemandem einen blase…“ Aoi war bemüht, seine Nervosität nicht durch seine Stimme zu verraten. Ein dunkles Lachen hinter ihm, ein samtener Laut, nach dem es sich leicht süchtig werden ließ. „Eigentlich dachte ich, du seist wegen einer Strafe hergekommen? Warum sollte ich dich denn dann stattdessen belohnen?“ fragte der Drummer leise. „Verschränk die Finger hinter dem Kopf.“ Stirnrunzelnd kam Aoi der Aufforderung nach. Und seine Verwirrung löste sich mit einem überraschten Aufschrei, als der lederne Gürtel schmerzhaft auf seinen bloßen Rücken niederkam. Der anfängliche Schreck und der Schmerz jagten in Wellen durch seinen Körper. Trotzdem erwartete er den nächsten Schlag nicht nur ängstlich, sondern gleichzeitig auch aufgeregt, fast neugierig. Das war nicht das, was er erwartet hatte, ganz und gar nicht. Nicht diese scheinbar kühle Beherrschung seitens des Drummers, der die Situation vollkommen unter seiner Kontrolle hielt. Und Aoi genoss es, ließ sich völlig auf diese neue Erfahrung ein, auch wenn die nächsten Schläge ihn gequält aufkeuchen ließen und ihm Tränen in die Augen trieben. Er konnte spüren, wo sich das Leder des Gürtels über seine Haut gelegt hatte, denn nach dem ersten scharfen Schmerz zog sich ein dumpfes Brennen in Linien über seinen Rücken. Er zählte die Schläge nicht, ließ sich treiben, hörte sein Blut in seinen Ohren rauschen und das heftige Rasseln seines Atems, der ihm nach einem besonders heftigen Schlag beinahe als Schluchzen entwich. Die Muskeln seiner Arme verkrampften sich, aber kam das Zittern, das seinen Körper überfiel, wirklich nur daher? Unwillkürlich ließ er den Oberkörper nach vorn klappen, löste die Hände, um sich abzustützen. Zwei Schläge folgten noch, die nun auch seine Oberarme trafen. Ein Teil seiner selbst war erleichtert, als keine weiteren Hiebe auf ihn niedergingen, trotzdem stieß er einen beinahe unwilligen Laut aus, als Kai sich vor ihm ebenfalls auf den Boden hockte, sanft die Finger unter sein Kinn legte und ihn prüfend ansah. Aoi hatte nicht bemerkt, dass er in Tränen ausgebrochen war, bis Kai vorsichtig den feuchten Spuren auf seinen Wangen mit dem Finger folgte und ihm dann beruhigend über die Haare strich. „Du bist schön, wenn du weinst.“ Kapitel 4: Loslassen -------------------- Verblüfft sah Aoi auf, um dann zittrig zu lachen. „Ach, und sonst nicht?“ mokierte er sich. Für einen Moment starrte Kai ihn perplex an, bis er leise lachte und den Schwarzhaarigen in seine Arme zog. Aoi widersetzte sich der Nähe nicht, war aber froh, dass der andere ansonsten nicht versuchte, ihn zu trösten oder sich nach seinem Befinden erkundigte. Dankbar lehnte er die Stirn an Kais Schulter. Der andere strich ihm über die Haare, bis seine Atmung sich wieder beruhigt hatte. Allerdings zischte Aoi erschrocken auf und verspannte sich erwartungsvoll, als Kai seine Finger plötzlich kaum spürbar über seinen geschundenen Rücken wandern ließ. Er hörte ein amüsiertes Schnauben an seinem Ohr und spürte kurz darauf, wie der Drummer sich erhob und ihn mit sich nach oben zog. Trotzdem ließ Kai ihn noch nicht los, behielt ihn in seiner Umarmung und strich geisterhaft über die jetzt so empfindliche Haut am Rücken des Gitarristen, der sich leichten Berührung mittlerweile mit einem Seufzen entgegen drückte, versuchte, den Kontakt mit dem anderen zu intensivieren und nach dessen Lippen zu haschen. Diesen Versuchen entzog der Drummer sich mit Leichtigkeit, krallte kurz eine Hand in Aois Haare, um seinen Kopf still zu halten. „Falls wir das wiederholen müssen, möchte ich, dass du laut mitzählst.“ Aoi erschauerte unter der leisen Stimme an seinem Ohr, nickte aber gehorsam. „Dann wäre das ja jetzt geklärt.“ Kai entließ ihn aus seinen Armen, griff nach dem Shirt, das auf der Couch lag, und hielt es Aoi auffordernd entgegen. Der ihn nur verwirrt und leicht empört ansah, während er automatisch nach dem Shirt griff und schwer atmend die Finger in den Stoff krallte. Das konnte doch jetzt nicht Kais Ernst sein? „Wirfst du mich jetzt etwa raus?“ Kai lächelte ihn süß an. „Aber nicht doch. Soll ich uns noch schnell was kochen?“ Aois Kiefer klappte auf, als der Dunkelhaarige sich wirklich abwandte und in Richtung Küche bewegen wollte. Mit einem Knurren warf er dem Drummer das zerknüllte Shirt an den Kopf, packte ihn an den Oberarmen und drehte ihn wieder zu sich herum. An Kais spöttisch erhobener Augenbraue konnte Aoi klar erkennen, dass er mit einer solchen Reaktion gerechnet hatte, aber das war ihm in diesem Augenblick ziemlich egal. Schwungvoll drückte er den anderen auf die Couch, während er sich mit den Händen auf dessen Schultern abstützte und ihn wütend anfunkelte. „Kai, ich schwöre dir, wenn du mich jetzt so hier stehen lässt, werde ich dir beim nächsten Live die Kleidung vom Leib reißen und dich den Fangirls zum Fraße vorwerfen!“ „So. Wirst du das.“ Kais amüsiertes Schmunzeln ließ erkennen, wie sehr er daran glaubte, dass diese Drohung ernst gemeint sein könnte. „Lass los. Sofort.“ Die dunkle Stimme hatte plötzlich einen so befehlsgewohnten Tonfall an sich, beinahe, für einen Moment, wäre Aoi der Aufforderung instinktiv gefolgt. Er suchte unsicher den Blick des anderen und erschrak etwas, denn aus den dunklen Augen sah ihm nicht mehr der ständig freundlich lächelnde Kai entgegen, an den er gewöhnt war. Es war auch nicht das kurze dunkle Blitzen, das er in dem anderen wieder hatte hervorbringen wollen. Diese Augen waren anders, düsterer, fast schwarz verhangen. Ein wenig ängstlich fragte Aoi sich kurz, ob es bloße Wut sein könnte, die sich über Kais Augen gelegt hatte. Aber selbst wenn er seinen Kollegen bisher nicht in einem Zustand der Erregung gesehen hatte, so war er sich doch sicher, diese zu einem mindestens ebenso großen Teil wie die vermeintliche Drohung im Blick des anderen zu finden. Also beschloss er, das Spiel ein wenig weiter zu treiben. Vorhin hatte der Drummer ihn überrascht. Das konnte er auch. Kais Mund öffnete sich erschrocken zu einem tonlosen Ächzen, als Aoi sich plötzlich rittlings auf seinen Schoß fallen ließ, die Knie seitlich des Drummers platziert. Noch während Aoi die geöffneten Lippen des anderen mit einem energischen Kuss verschloss, seine Zunge zwischen dessen Lippen drängte, stellte er mit einem intriganten Grinsen fest, dass den anderen die gesamte bisherige Situation unterhalb der Gürtellinie ebenso wenig kalt gelassen hatte wie ihn selbst. Kai begegnete Aois Kuss kämpferisch, und mit einem leisen Seufzen unterwarf der Gitarrist ihm seine Zunge, als Kai seine Hände über Aois Oberschenkel zu dessen Hüfte wandern ließ und ihn näher zu sich heranzog, den jeansbedeckten Unterleib des Gitarristen mit einer beinahe schon brutalen Intensität in seinen Schoß drückte und sich ihm entgegen bewegte. Aoi blieb kaum Zeit, sich von dieser Empfindung zu erholen, als schon weitere Wellen der Erregung durch seinen Unterleib jagten, weil der Drummer begonnen hatte, sich langsam an ihm zu reiben. Aoi spürte, wie sich eine von Kais Händen in seinen Haaren vergrub und seinen Kopf zur Seite bog, um die dünne Haut des Halses für einen Angriff von Lippen und Zähnen freizulegen, der Aoi aufstöhnen und sich näher an den anderen pressen ließ, selbst als dieser die Hand bereits wieder aus seinen Haaren gelöst hatte. Ein enttäuschter Laut entkam den vollen Lippen des Gitarristen, als Kai plötzlich aufhörte, sich gegen ihn zu bewegen und seine Hüften mit festem Griff an ihrem Platz hielt. „Verdammt, Kai!“ keuchte er und versuchte, sich dem Griff des anderen zu entwinden. Der Angesprochene lachte nur und zwickte noch einmal mit den Zähnen in die Halsbeuge des Gitarristen. „Du hast eine interessante Auffassung von ‚loslassen‘“ , murmelte er gegen die weiche Haut. Kai löste eine Hand von Aois Hüfte und zog dessen Kopf an den Haaren ein wenig zurück, um ihm in die Augen sehen zu können. Grinsend krallte Aoi sich fester in Kais Shirt und drückte seine Beine enger um die Schenkel seines Gegenübers. „Du bist einfach nicht sehr durchsetzungsfähig“, erwiderte er aufreizend. Schon anhand Kais maliziösen Grinsens hätte Aoi sich denken müssen, dass der Drummer ihm die erneute Provokation nicht ungestraft durchgehen lassen würde. Trotzdem überraschte ihn der plötzliche Schmerz, als Kai seine Haare los ließ und die Fingernägel der nun freien Hand kräftig über seinen geschundenen Rücken zog. Mit einem Aufschrei bäumte er sich auf, eine Bewegung, die sowohl ihm als auch Kai ein erneutes Keuchen entrang. So schnell konnte Aoi gar nicht reagieren, wie er sich plötzlich mit dem Rücken auf der Couch befand, sein Spieltrieb durch das erneute Brennen auf seinem Rücken etwas gedämpft, sein Verlangen aber noch stärker angefacht, als der Drummer mit einem dunklen Grollen wieder die Kontrolle übernahm. Noch kniete Kai über ihm, pflückte Aois nun wehrlose Hände von seinen Schultern und drückte sie neben seinem Kopf in die Polster. Aber während Kai ihm einen plündernden Kuss raubte, der Aoi dazu brachte, den Rücken verlangend zu wölben, schob Kai mit seinem Knie ein Bein des Gitarristen von der Couch, ehe er das andere gegen die Lehne drückte und sich wieder auf seinem Opfer niederließ. Aoi seufzte verlangend, als das Gewicht des anderen sich über ihn legte und stöhnte ungehalten in den Kuss, als Kai wieder begann, seinen Unterleib am Schritt des Gitarristen zu reiben. Nach und nach erhöhte er die Intensität dieser angedeuteten Stöße, stützte sich dabei schon beinahe schmerzhaft auf Aois Handgelenken ab, der sich schon bald unruhig hin und her wand. Wie rasend versuchte der Schwarzhaarige, sich dem anderen entgegen zu werfen, den Kontakt zu intensivieren. Aois Wahrnehmung schien sich mit seinem Blut zwischen seinen Beinen zu stauen und eine unglaubliche Wärme überkam seinen Körper. Längst schon ging sein Atem heftig, er hatte den Kuss gelöst, um den Kopf nach hinten zu werfen. Kai allerdings schien zu bemerken, wie kurz Aoi davor stand, die Beherrschung zu verlieren, denn plötzlich löste er sich wieder von ihm, entzog ihm seine Nähe. Er ignorierte die enttäuschten Laute des anderen, blieb reglos über ihm knien und hielt ihn auf dem Sofa fest, verhinderte mit Leichtigkeit jeden Versuch des anderen, die Stimulation wiederzuerlangen und ließ ihn wieder zu Atem kommen. Den Aoi dazu nutzte, den anderen frustriert anzufauchen. So kurz davor… er wusste nicht, ob er Kai anflehen oder eher anschreien sollte. Er warf sich probeweise gegen den festen Griff des Drummers, erreichte aber nur, dass sich ein mitleidiges Grinsen auf dessen Zügen ausbreitete. Allerdings wurde der Griff um Aois Handgelenke eine Spur fester, jetzt deutlich schmerzhaft, lockerte sich aber sofort wieder leicht, als Aoi nicht mehr gegen Kais Hände ankämpfte, sondern sich resigniert entspannte. Kapitel 5: Hopes and Fears -------------------------- „Sadist!“ stieß Aoi schließlich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Dennoch konnte er nicht umhin, die Selbstbeherrschung des anderen zu bewundern, denn auch Kais Atem ging heftig, und auch wenn seine Hose nicht mehr durch einen Gürtel gehalten wurde, dürfte sie ihm mittlerweile genauso unangenehm eng in der Schrittgegend sein wie Aoi die seine. Kai grinste nur auf ihn herab, ehe er seine Lippen auf Aois senkte, zärtlich diesmal, ohne Hast, mit einer Sanftheit, die Aoi beinahe wahnsinnig machte, wollte er doch mehr, brauchte mehr. Trotzdem ließ gerade diese Sanftheit Aois Wut schmelzen wie Schnee in der Sonne, auch wenn er sich bewusst war, dass Kai genau dies damit hatte bezwecken wollen. Ein intrigantes Lächeln lag über den Lippen des Drummers, als er seine Lippen von Aois löste. „Wärst du sonst hier?“ Eine berechtigte Frage, aber keine, über die Aoi in diesem Moment nachdenken wollte. Deswegen wandte er Blick ab und konzentrierte seine Wahrnehmung lieber auf Kais Hände, die seine Handgelenke losgelassen hatten und nun über seine Arme und Schultern zu seinem Brustkorb wanderten und schließlich seine Bauchmuskeln nachfuhren. So leicht und scheinbar unschuldig diese Berührungen auch waren, erzitterte Aoi doch unter ihnen. Vor allem, als Kai seine Finger unter Aois Hosenbund spitzen ließ, was diesen hoffnungsvoll die Zähne in seine Unterlippe graben ließ. Umso verwirrter war Aoi, als Kai sich plötzlich erhob und nachdenklich auf ihn hinuntersah. Unter dem prüfenden Blick Kais dunkler Augen erschauerte Aoi unwillkürlich. Er wusste, was für ein Bild er gerade bieten musste, schwer atmend, das Gesicht gerötet, die Lippen geschwollen vom Küssen, von anderen Körperpartien mal ganz abgesehen. Trotzdem glitt Kais Blick nur kurz über seinen Körper, ehe er Aois Augen suchte. Aoi meinte zu spüren, wie er in diesem Blick ertrank, wie er alles tun würde, was diese Augen ihm befehlen könnten. Aber gerade dieser Gedanke ließ ihn etwas Herausforderndes in seinen Blick und auf seine Lippen legen, denn er hatte keinesfalls vor, die für ihn so fasznierende dunkle Seite seines Bandleaders sofort gewinnen zu lassen. Es stand außer Frage, dass Kai ihn unter seiner Kontrolle hatte, aber Aoi würde sich dieser Kontrolle nicht einfach unterwerfen, ohne deren Grenzen auszutesten. Kai hob fragend eine Augenbraue, ehe er amüsiert den Kopf schüttelte und beinahe beiläfig die Fingerspitzen einer Hand über Aois Brustkorb nach unten wandern ließ. Um so überraschender war der krasse Gegensatz, als er die Finger unter Aois Hosenbund hakte und den Schwarzhaarigen beinahe brutal daran hochzog. Aoi konnte ein schmerzhaftes Winseln nicht ganz unterdrücken und meinte, eine gewisse Zufriedenheit über die Züge des Drummers gleiten zu sehen, ehe dieser ihm einen Stoß versetzte, der ihn ein paar Schritte in Richtung Tür taumeln ließ. Irritiert runzelte Aoi die Stirn. Er fragte sich, ob Kai doch vorhatte, ihn rauszuwerfen, verwarf diesen Gedanken aber sofort wieder, als er Kai mit raubtierhaften Bewergungen auf sich zuschleichen sah. Unwillkürlich wich er zurück, bis er kurz neben der Tür zum Flur plötzlich mit dem Rücken gegen eine Wand stieß. Erschrocken zischte er auf, um ein paar Zentimeter verschätzt. Ohne Eile war Kai ihm gefolgt, sich seiner Beute zu jedem Zeitpunkt sicher. Aoi zuckte ein wenig zusammen, als Kai wieder nahe genug bei ihm war, um ihn berühren zu können. Aber kein Angriff erfolgte, Kai legte lediglich wieder eine Hand in sein Genick, um ihn ein Stück von der Wand weg zu ziehen, näher zu sich, um ihm einen Kuss auf die Stirn zu hauchen und den verwirrten Mann weiter in den Flur zu drängen. Misstrauisch beäugte Aoi die Wohnungstür, was Kai nicht entging. "Planst du deine Flucht?" raunte er in Aois Ohr und genoss das leichte Schwanken des anderen, als sein Atem ihn streifte. "Und wenn?" erwiderte Aoi frech. Um sich keinen Wimpernschlag später tiefer im Flur wiederzufinden, ein gutes Stück von der Wohnungstür entfernt, näher am Schlafzimmer und damit ziemlich sicher, dass Kai ihn nicht einfach vor die Tür setzen würde. Obwohl ihn dieses Wissen eigentlich hätte beruhigen sollen, brauchte er einen Moment, um die Verwirrung über den erneuten heftigen Stoß des anderen abzuschütteln. "Tsk. Dann muss ich zur Not wohl festbinden, oder?" fragte Kai in sachlichem Tonfall, als er an Aoi vorbeitrat und die Schlafzimmertür öffnete, um Aoi mit einer seltsam herrischen einladenden Geste zum Eintreten aufzufordern. Und da wurde es Aoi doch ein wenig mulmig. Obwohl er eigentlich selbst geplant hatte, Kai zu weiteren Gewalttätigkeiten zu motivieren, machte ihm die kühle Beherrschtheit seines Bandleaders gerade ein wenig Angst. Es kam ihm selbst widersprüchlich vor, aber Kai hatte so wenig gemäß seiner Erwartungen reagiert, hatte sich nicht so provozieren lassen, wie Aoi es eigentlich geplant hatte. Kai hatte ihm jegliche Möglichkeit genommen, seine potentiellen Reaktionen abzuschätzen. Das machte Aoi nervöser, als er es vor sich selbst eingestehen wollte. Kai schien ungeduldig zu werden, als Aoi keinerlei Anstalten machte, seiner stummen Aufforderung Folge zu leisten. Nachdem ein erwartungsvolles Hochziehen der Augenbraue Aoi nur dazu veranlasst hatte, sich mit dem Rücken näher an die Wand zu pressen und deswegen schmerzvoll aufzuzischen, trat Kai mit ein paar schleichenden Schritten näher zu ihm. Aber Kai musste Aois wachsende Panik aufgefallen sein, denn er näherte sich vorsichtiger, ohne die lüsterne Entschlossenheit, die Aoi vorher wahrgenommen hatte. Weder riss er Aoi brutal von der Wand fort, noch stieß er ihn ins Schlafzimmer, sondern legte nur beruhigend eine Hand auf Aois Wange und sah ihn fragend an. Aoi senkte beschämt den Blick, denn es kam ihm so vor, als hätte er Kai erst angeheizt, um sich ihm dann doch zu verweigern. Aber momentan kam sein Hirn mit Kais Wandelbarkeit einfach nicht mehr mit. War das sein freundlich lächelnder Bandleader, der ihm hier androhte, ihn an seinem Bett festzubinden und sich quasi an ihm zu vergehen?! Er hatte Kai wohl bisher unterschätzt. Aber Aoi konnte ihn nicht ganz falsch eingeschätzt haben, denn die scheinbare Besorgnis, mit der Kai ihn nun vorsichtig in seine Arme zog und ihm beruhigend über den Kopf strich, passte besser zu ihrer fürsorglichen Band-Mama. Auch wenn das letzte, woran Aoi momentan denken wollte, irgendeine Mutterrolle war. "Zu viel, zu schnell?" flüsterte Kai gegen Aois gesenkten Kopf, und Aoi konnte nur nicken, das gerötete Gesicht an Kais Schulter verborgen. "Dein Tempo", murmelte Kai und brachte Aoi dazu, ihn wieder anzusehen. "Aber du musst mir sagen, was zuviel ist uns was nicht. Wenn du mich weiter nur anstarrst wie das Kaninchen die Schlange und keine Anstalten machst, mich von dir fernzuhalten, hält meine Beherrschung auch nicht ewig, verstehst du?" Kapitel 6: Sportunfälle? ------------------------ Sportunfälle Aoi nickte und senkte wieder schüchtern seinen Blick. Auf einer gewissen Ebene schmeichelte ihm Kais Zugeständnis und auch wenn er durchaus Vertrauen in die Selbstbeherrschung seines Bandleaders hatte, schrie eine kleine Stimme in seinem Inneren danach, gerade diese Beherrschtheit zu brechen. Etwas in ihm wollte sehen, wozu der Mann ihm gegenüber wirklich fähig war, wenn man ihn reizte. Diese kleine innere Stimme war ganz offensichtlich nicht die Stimme der Vernunft, denn Aoi war eigentlich sehr dankbar für die kleine Atempause, die Kai ihm gerade gewährte. So in seine Gedanken versunken bemerkte Aoi nicht, wie sich langsam Sorge über Kais Züge legte, ehe diese einer gewissen Resignation Platz machte. Den zugehörigen resignierten leisen Seufzer allerdings hörte Aoi wieder und errötete. Irgendwie tat Kai ihm gerade wirklich leid. Und er sich selbst auch ein wenig. Wer wusste schon, was für aufregende Ungeheuerlichkeiten Kai in diesem Moment mit ihm anstellen würde, wenn er, Aoi, sich nicht so anstellen würde! Daher stellte er für den Moment jede Gegenwehr ein und ließ sich von Kais Händen auf seinen Schultern ins Schlafzimmer manövrieren und auf Kais Bett absetzen. "Leg dich auf den Bauch", wies Kai ihn mit sanfter Stimme an und Aoi gehorchte schweigend. Allerdings lugte er nervös über seine Schulter, als er hörte, wie Kai in den Schubladen seiner Kommode herumwühlte. "Was genau suchst du?" fragte er misstrauisch. Kai war mittlerweile fündig geworden und kicherte böse. "Ketten und Peitschen natürlich, was denkst du denn?" erklärte er und lachte, als er Aoi erschrocken nach Luft schnappen hörte. Um den anderen Mann nicht gänzlich zu verschrecken, zeigte er ihm die Cremedose, ehe er er sich rittlings auf Aois Hinterteil niederließ. Und diesem einen Klaps auf die Schulter verpasste, als er gespielt gepresst die Luft ausstieß. Zuerst grunzte Aoi unwillig, als Kai kühle Lotion auf seinem Rücken verteilte, aber er entspannte sich schnell unter den geschickten Händen. Aoi war nicht wirklich aufgefallen, wie sehr die erhitzte Haut auf seinem Rücken gespannt hatte, ehe Kais Hände ihm Linderung verschafften. Schnell wurde sein Grunzen wohlig und er musste aufpassen, nicht einfach wegzudämmern, auch wenn die Lotion in den Kratzern auf seinem Rücken etwas brannte. Kai musste die Haut an manchen Stellen etwas aufgeraut, wenn nicht sogar gebrochen haben. Kai piekte ihm spielerisch mit dem Finger in die Seite. "Hey, nicht einschlafen. Ich brauch dich noch wach." Aoi lachte in die Kissen. "Du bist eben einfach zu gut zu mir." "Hm, sowas kann sich schnell ändern" drohte Kai düster. Trotzdem blieben seine Hände auf Aois Rücken zärtlich und auch seine Stimme war sanft, als er weitersprach. "Aber vielleicht will ich nicht einfach ein weiterer deiner 'Sportunfälle' werden." Panik raste durch Aoi und er versuchte, sich herumzuwerfen, aber Kais Hände auf seinen Schultern drückten ihn vorsichtig aber bestimmt wieder nach unten. Aoi gab auf und grub irritiert die Hände neben seinem Kopf ins Kissen, denn in dieser Position war Kai ihm deutlich überlegen, wenn er es darauf anlegte. Aoi wusste nicht, was Kai von seinen Freitzeitaktivitäten ahnte, trotzdem war ihm allein der leicht mitleidige Tonfall seines Freundes peinlich. "Ich habe keine Ahnung, was du meinst." Als ob Leugnen ihn vor Kai im Oberinquisitormodus retten würde. Da Aoi nicht weiter versuchte, sich seinem Griff zu entziehen, strich Kai ihm beruhigend über die Haare. "Eigentlich hat mich Reita darauf gebracht. Er meinte, ob wir dir nicht das Squash-Spielen verbieten sollten, wenn du so ungeschickt bist, dass du des öfteren mit geprellten Rippen und anderen Verletzungen da raus kommst. Erst danach hab ich angefangen, etwas genauer auf dich zu achten. Und Aoi... viele deiner Sportunfälle waren einfach zu unwahrscheinlich, um solche zu sein. Trotzdem bist du mit dem wahren Grund nie herausgerückt, und Ruki hat schon gescherzt, du hättest sicherlich eine Freundin, die dich verprügelt, und das wäre dir peinlich." Kai seufzte. "Er kam der Wahrheit etwas näher, als er dachte, nicht wahr, Aoi?" Aoi hoffte, durch die Kissen zu diffundieren und im Boden versinken zu können. Er wusste, er war unvorsichtig gewesen. Kai hatte immer schärfer nachgefragt, wenn Aoi wieder einmal hinkend und einmal sogar mit einem blauen Auge zu den Proben erschienen war, und schien ihm die Lüge mit den Sportunfällen nicht wirklich abzukaufen . Aoi hatte das immer auf die Sorge seines Bandleaders geschoben, Aois Zustand könnte seine Arbeit behindern oder Fotoshootings gefährden. Es war ihm nicht in den Sinn gekommen, dass Kai sich um ihn Sorgen machen könnte. Trotzdem hatte er sich in letzter Zeit in Bezug auf diese Art der Freizeitgestaltung arg zurückgehalten und wahrscheinlich gerade deswegen Kai so gereizt in der Hoffnung, ihn zum Ausflippen zu bringen. Aber das war nichts, worüber Aoi mit Kai diskutieren wollte. Nicht mit Kai, der sich wahrscheinlich noch verständnisvoll äußern und Aoi dann wegen selbstzerstörerischer Tendenzen in irgendeine Therapie stecken würde. Aoi fühlte sich in der Falle und wie ein in die Enge getriebenes Tier schnappte er deswegen um sich, wenn auch nur verbal. "Eifersüchtig, Kai?" fragte er aufreizend. Um kurz darauf leise aufzuschreien, als sich Kais Finger schmerzhaft in sein Haar gruben und seinen Kopf leicht nach oben zogen. Aoi bekam es ein wenig mit der Angst zu tun, als er Kais Wärme auf seinem Rücken spürte und die Stimme des anderen Mannes plötzlich direkt neben seinem Ohr erklang. "Verdammt, Aoi, das ist kein Spiel. Nicht so. Ich werde nicht tatenlos mit ansehen, wie du dich kaputt machst." Aoi zischte erschrocken auf, als Kai ihn an der Schulter packte und auf den Rücken drehte, wobei er Aois Hände einfing und neben dessen Kopf aufs Bett drückte. Wie Kai dort so über ihm kniete und ihn mit vor Wut funkelnden Augen ansah, wirkte er geradzu erschreckend auf Aoi. Auch wenn diese böse kleine innere Stimme ihn trocken darauf hinwies, dass er sich doch gefragt hatte, wie er Kai wirklich wütend machen könnte. Scheinbar hatte er es geschafft. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)