Unter dem Banner des weißen Raben von chryssantes (eine Wichtelgeschichte für Wieldy - Winterwichteln 2008) ================================================================================ Kapitel 5: Kapitel 5 -------------------- 5. Kapitel Im Gebiet um Hoxne, nach der Entscheidungsschlacht von Hoxne – November 869 Anno Salutis Nach mehr als drei Monden der Verzögerungstaktik und kleinerer Scharmützel stellte sich der ostanglische König Edmund endlich mit seinem Heer von angelsächsischen Kriegern und Verbündeten aus Mercia dem Großen Heer der Wikinger und wurde vernichtend geschlagen. Sein enthaupteter Körper wurde wie der vieler anderer Krieger auf dem Schlachtfeld bei Hoxne den Aasfressern überlassen. Sein Kopf schmückte einen Pfahl neben der Audienzhalle des Weißkleids als Zeichen seines Triumphes über den christlichen Ostanglienkönig. Ostanglien fiel damit endgültige unter die Kontrolle der Wikinger, die nun neben Northumbria ein weiteres Territorium hinzugewonnen hatten. Widerstand regte sich bereits in Mercia und bei den Westsachsen. Nur wenige Hallandkrieger waren nach der Schlacht um Hoxne noch am Leben und die überlebt hatten trugen zum Teil schwere Verletzungen davon. Fridleiv fand den Hallander am Rande eines brachliegenden Ackers wieder, kniend, die Hände in die feucht kalte Krume vergraben und den Kopf gesenkt. So saß er reglos da und starrte vor sich hin. Nach Bjørns Verschwinden und der späteren Bestätigung, dass er und seine Mannschaft einem Trupp Angelsachsen in die Falle gegangen und noch in derselben Nacht erschlagen wurden, hatte der junge Hallander noch mehrere Freunde und Kampfgefährten verloren die ihm nahe standen. Er spürte, dass er an einem Scheideweg befand. Sein Kriegsglück hatte ihn verlassen als er dem Werben Ubbas Ragnarsson folgte und ostanglischen Boden betrat. Die Völva hatte die Zukunft falsch ausgelegt. Die Voraussage um die Einheit der Drei betraf seiner Meinung nach nicht die drei hallandischen Kommandanten sondern die drei Söhne des Ragnars, welche sich bis jetzt auch bewahrheitet hatte. Solange Ivor, Ubba und Halfdan sich einig waren konnten sie ganze Königreiche in den Staub werfen. Lakonisch dachte Harteknuth an den letzten panischen Ausruf der Völva an jenem Abend vor fast einem halben Jahr. Nicht der Seiðmenn hatte ihm sein rechtes Auge gestohlen sondern der Pfeil eines angelsächsischen Krieger. Fridleiv, ein Bastard des als alten Schwerenöter bekannten Ragnar, hatte mit seiner Heilkunst versucht die gefährliche Wunde zu heilen ohne dass sie sich infizierte. Noch immer war die Haut um das verlorene rechte Auge von roten Wülsten umgeben, die ihm einen recht grimmigen Ausdruck verschafften. Aber er war ohne Schmerzen und schon bald würden die Narben verblassen. Der Seiðmenn näherte sich vorsichtig dem Trauernden und entschloss nach kurzem Zögern sich neben ihn zu hocken. Er legte behutsam seine Hand auf dessen hängende Schultern. Der blonde Wikinger hob seinen Kopf und blickte den anderen lange an. Der Seiðmenn hatte sich in den letzten Monden nach der anfänglichen Abfuhr nicht beirren lassen und Harteknuth gezwungen, seine Existenz und das seltsame Band zwischen ihnen zu akzeptieren. Die Behandlung seiner schweren Augenverletzung tat ihr übriges. Harteknuth griff nach ihm und überraschte sie beide damit. Zog ihn trotz anfänglicher heftiger Gegenwehr unter sich, hielt ihn fest. Barg sein Gesicht in Fridleivs Halsbeuge und atmete seinen Geruch ein. Fridleivs schneller Herzschlag beruhigte sich nach einer Weile und er entspannte sich in der Umarmung des Kriegers. Keiner sprach ein Wort. Es war auch nicht notwendig. ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)