Black Lies von Shelling__Ford (Teil 4) ================================================================================ Kapitel 6: Brandwunde --------------------- Brandwunde Hallo alle miteinander, ^-^ Wie immer geht ein riiiiiiesiges Dankeschön an all die Lieben Kommentatoren unter euch ^//^ Es freut mich sehr das ihr eure Zeit in einen Kommentar investiert! Ich freue mich wirklich über jeden einzelnen! Dankeschöön! Wie jedes Mal wünsche ich euch auch diesmal wieder viel Spaß beim Lesen. Ich geb zu ^//^, mir ist ein wenig flau im Magen bezüglich dieses Kapitels ^^, ich hoffe es gefällt euch! Einen schönen Abend noch ! Liebe Grüße eure Shelling Ford Seufzend schloss Shinichi die Tür hinter den Agenten, ließ sich kurz dagegen sinken. Das war doch reichlich viel gewesen… für einen Tag. Müde fuhr sich der kleine Junge über die Augen, erst als er die Lider wieder aufschlug, erkannte er, dass jemand wartend vor ihm stand. Conan schluckte, sah den ernsten Blick hinter den Brillengläsern seines Vaters. „Hör zu, das FBI... ich-“, doch er kam nicht weit, Yusaku senkte seinen Blick. Ob er ihn ansah oder nicht, konnte Shinichi jetzt nicht mehr erkennen, das weiße Licht der Deckenlampe verbarg die Augen seines Vaters, er schluckte, merkte wie seine Kehle langsam trocken wurde. „Geh packen, Shinichi…“ Conan glaubte sich verhört zu haben, geschockt stand sein Mund offen. Er starrte seinen Vater nur an, verrenkte sich vor Anspannung fast den Hals, als er zu ihm auf sah. Er verstand nicht… was… was wollte er jetzt von ihm? War das wirklich sein Ernst? Und… und wenn ja... wieso? Shinichi blinzelte erstarrt, fing langsam ohne es zu merken an, mit dem Kopf zu schütteln, wie in Trance fielen seine Ponyfransen abwechselnd von rechts nach links und von links nach rechts. Seine Pupillen wandten sich von seinem Vater ab. Stur schaute er geradeaus, noch immer leise den Kopf schüttelnd. Nein…nein, nein, nein! Das… das konnte doch nicht sein Ernst sein! „Nein…“ Durch die helle Stimme war das eigentlich eher gehauchte Wort noch weniger zu verstehen. Yusaku jedoch hörte ihn genau, hob den Kopf leicht an, sodass die Spiegelung der Brille verschwand und zwei ernst dreinschauende Augen frei gab. „Doch, Shinichi! Ich bitte dich… Das FBI ist an der Sache dran. Sie kümmern sich darum! Es ist also nicht länger nötig, dass du deine Nase da rein steckst, mein Sohn.“ Shinichi schluckte, vermochte nicht den Kloß in seinem Hals damit zu tilgen. Sein Vater meinte es wirklich ernst. Er- er meinte das wirklich ernst! Yusakus Blicke verfolgten ihn eindringlich, er rückte sich die Brille zurecht und versuchte seine Worte zu erklären. „Ich habe mir darüber schon auf unserer Reise hier her Gedanken gemacht, Shinichi. Ich hab mir die Option frei gehalten… dich mit nach Amerika zu nehmen.“ Stöhnend durchfuhr sich der Schriftsteller das Haar. „Herrgott, Shinichi! In den letzten Tagen, Wochen..., ist dein Leben zum zweiten Mal den Bach runter gegangen!“ Conan hatte den Mund schon zum Widerspruch geöffnet, aber sein Vater ließ ihn nicht zu Wort kommen! „Leugne es nicht! Diese Frau… Vermouth, hat es geschafft, alles, was du in den letzten zwei Jahren mühevoll aufgebaut hast, binnen weniger Stunden zu zerstören!“ „Wie willst du das noch aushalten?! Es geht nicht mehr! Du wirst mit uns kommen… es wird Zeit!“ Nun war es genug! Conans Hand ballte sich zur Faust, leise erhob er seine vor Aufregung zitternde Stimme. „Das… das kannst du nicht machen!“ Doch er stieß auf Granit. „Doch ich kann, mein Sohn. Und ich werde!“ „Nein!“ Conan wurde laut. „Das ist MEIN Fall! Ich löse ihn!“ Im angrenzenden Wohnzimmer wechselte man beunruhigte Blicke. Yukiko knetete nervös ihre Hände im Schoss, hätte sie sich am liebsten an die Ohren gehalten, redete sich aber wieder und wieder ein, dass das lächerlich wäre. Sie wusste von den Plänen, hatte geahnt, dass es nicht leicht werden würde, ihren Sohn davon zu überzeugen. Sie kniff die Augen zusammen, spürte die stechenden Blicke, die auf ihr ruhten, sah ganz bewusst nicht auf. Heiji schaute sie entsetzt an, wollte nicht glauben, was er da hörte. Sie wollten ihm den Fall nehmen! Ihn mitnehmen, nach… nach Amerika! Er schüttelte langsam den Kopf, griff sich mit der Hand an die Stirn, er konnte es nicht fassen. Erst als sich etwas warmes an seine andere Hand schmiegte, kam er wieder zu sich, nahm auch den Rest des Zimmers wieder wahr. Sie hatte ihre Hand in die seine gelegt, sah ihn mit feucht glänzenden Augen an. Das Gewicht auf Heijis Lunge schien für einen kurzen Moment von ihr angehoben, er blickte dankbar in ihre Augen, erwiderte sanft den Druck ihrer Hand. Aber auch in Kazuhas Zügen spiegelte sich Sorge wieder, sie leitete seinen Blick zu ihrer Freundin, schaute sie bekümmert an. Ran saß einfach nur da, tadelte Yukiko nicht mit ihren Blicken, sah auch sonst nicht auf, sondern zählte scheinbar die einzelnen Astlöcher im Parkett. Ihr Mund hatte sich zu einem schmalen Strich zusammengezogen, bei jedem Wort, das aus dem Flur zu ihnen herüber drang, zuckte sie kurz zusammen. In Ran tobte es, am liebsten hätte sie geschrieen, Yukiko gefragt, ob das denn wirklich ihr Ernst sei! Doch sie tat es nicht… sie tat gar nichts. Traurig sah sie zu Boden, hörte ihn erneut laut werden. „Ich werde nicht mit euch kommen!“ Shinichi verfolgte mit zusammengebissenen Zähnen, wie sich der Brustkorb seines Vaters bedrohlich lange hob. „Und ob du mitkommen wirst! Hör auf mit dem Feuer zu spielen, Shinichi! Du hast dich schon einmal daran verbrannt!“ Dem Schock in Conans Gesicht wich die Wut, jedoch nur, um kurz drauf wieder die Oberhand zu gewinnen. „Glaubst du, das weiß ich nicht?“ Er wurde laut. „Glaubst DU, ich wüsste das nicht? Ich weiß, was auf dem Spiel steht, also sag mir nicht, ich wüsste nicht, worum es hier geht!“ Die Lippen unter dem dunklen Schnurrbart wurden schmal. „Und doch... bist du noch immer stur! Du verheimlichst uns etwas… sagst nicht mal dem FBI, wo der Hase lang läuft!“ Conan wollte gerade Einspruch erheben, wurde von dem Hammerschlag in der Stimme seines Vaters jedoch gestoppt. „Komm mir nicht mit Holmes! Du bist nicht er! Er hat nie existiert! Sein Leben stand nie auf dem Spiel, geschweige denn das seiner Freunde! Du bringst sie alle in Gefahr, Shinichi! Du bringst… sie in Gefahr!“ Er schluckte, auch Yusakus Blick wanderte kurz durch den harten Beton, er hoffte, betete, dass es seinem alten Freund gut ging. Shinichis Magen verkrampfte sich, der Schlag hatte gesessen. Yusaku vernahm den Schmerz in den Augen seines Sohnes, atmete langsam ein, versuchte nun ruhiger zu sprechen. „Es ist besser so, Shinichi… für alle. Schluss mit den Detektivspielchen!“ Conan schaute ihn entgeistert an. Nein… nein. Er irrte sich! Sein Vater irrte sich! „Nein…“ Zwischen den Augenbrauen Yusakus bildete sich eine tiefe Furche, so langsam wurde es ihm doch zu viel, mit diesem verdammten Sturkopf! „Shinichi, sei einmal in deinem ganzen Leben vernünftig! Sieh doch endlich ein, dass du nichts mehr tun kannst… Sie haben dein Leben zerstört, Junge…“ Yusakus Stimme wurde rau, er musste schlucken, ehe er weiter sprach. „Lass nicht zu, dass sie dich auch noch zerstören!“ Conan atmete lautstark ein, Yusaku beugte sich langsam zu seinem Sohn hinunter, wenn er ihn so nicht kriegen konnte, musste er wohl zu anderen Mitteln greifen. „Tu es Ran zu liebe, Shinichi… sie leidet unter dieser Situation nicht weniger als du… tu es ihr zu liebe. Komm mit uns.“ Shinichis Augen huschten aufgebracht hin und her, Rans falsches Lächeln, ihre Tränen, ihre sorgenvollen Blicke erschienen in seinem Kopf. Spielten denselben bitteren Film ab, immer und immer wieder verlor er sich in dieser endlosen Schleife. Lange sagte er nichts, es brauchte seine Zeit, ehe sich der kleine Junge erneut zum Sprechen überreden konnte. „Nein…“ Yusaku glaubte sich verhört zu haben, stand überrascht auf, schaute seinen Sohn fragend an. War der nun von allen guten Geistern verlassen? „Shinichi!“ „Nein.“ Conan schaute auf, sah ihn bestimmt an. „Ich… ich weiß es! Glaub mir… ich weiß es!“ Betrübt schaute er zur Seite. „Ich bin es, der ihr so viel Leid zu fügt… Ich bin es, der sie so viele Tränen kostet… und ihr so viel Lächeln schuldet. Ich bin es … und ich weiß es!“ In Shinichis Augen loderte es, entschlossen funkelte er seinen Vater an. „Deswegen werde auch ich es beenden!“ Er sah erneut auf, ballte seine kleine Hand zitternd zu einer Faust. „Ich werde mir diesen Fall nicht nehmen lassen! Weder von dir, noch von irgendjemand anderem!“ Yusaku schaute ihn entsetzt an. Den kleinen Jungen, der da vor ihm stand, eigentlich sein Sohn war. Es war lächerlich! Ein Grundschüler, der es mit einer ganzen Verbrecherorganisation aufnehmen wollte! Yusaku lachte bitter auf, wandte seinen Blick kurz an die Decke. Das war doch alles nicht wahr… Shinichi spürte die Blicke seines Vaters auf seiner Haut, das unangenehme Prickeln ließ ihn zu Boden sehen. Er wich ihm aus, senkte seine Stimme. „Ich hab mir das selbst eingebrockt, das ganze ist meine Schuld! Ich hätte damals besser aufpassen müssen.“ Er schluckte bitter. „Ich hab das alles nicht gewollt…“ Yusaku schaute ihn lange an. „Ich weiß, Junge… ich weiß es.“, murmele er, rieb sich müde über die Schläfen. „Und doch hattest du noch einmal verdammtes Glück!“, zischte Yusaku, kniff die Augen zusammen. Sich vorzustellen, welches Schicksal seinem Sohn eigentlich geblüht hätte, drehte ihm jedes Mal aufs neue den Magen um. „Du könntest tot sein, Shinichi!“, wisperte er, senkte bedrückt den Blick. Der kleine Junge zuckte kurz, kniff die Lippen fest aufeinander. „Manchmal wünschte ich, ich wäre es.“ Es war nicht mehr als ein Flüstern, eigentlich ein Gedanke, den Shinichi nicht zu Tage fördern wollte, doch sein Vater hatte ihn gehört, starrte seinen Sohn wie betäubt an. „Shinichi! Das kann doch nicht dein Ernst sein!“ Verlegen rieb sich der Grundschüler den Nacken. „Nein… nein, du hast schon richtig gehört. Ich hab drüber nachgedacht ob es nicht besser gewesen wäre, das Gift hätte damals gewirkt, ihr wärt traurig gewesen … ja.“ Er schluckte kurz, schaute seinem Vater dann aber ins Gesicht. „Aber nicht in Gefahr! Ihr würdet nicht mit mir leiden, so wie ihr es jetzt tut. Wie sie es jetzt tut.“, murmelte er, schüttelte kurz den Kopf. „Deswegen. Versteh doch! Ich hab mir das ganze eingebrockt! Ich bin noch mal mit dem Schrecken davon gekommen… aber das hier-“ Er schaute bezeichnend an sich hinunter. „Das kann man nicht mehr leben nennen!“, erklärte er, schaute seinen Vater dabei ernst in die Augen. „Ich muss diese zweite Chance nutzen! Ich muss zu Ende bringen, was ich angefangen hab! Ich will mein Leben zurück…“ Er biss sich auf die Lippen. „Koste es, was es wolle.“ Er schaute nicht auf. „Ich muss diese Kerle schnappen, die Organisation sprengen! Ich habe diese ganze Sache angezettelt, und ich werde es auch beenden!“ Doch die heroischen, zum Kampf bereiten Blicke wurden nicht erwidert, das in ihm lodernde Feuer wurde von den eisigen Augen seines Vaters erstickt. „Bist du denn jetzt wirklich total übergeschnappt?!“ Seine Stimme bebte über den Boden, im angrenzenden Wohnzimmer wusste man nicht recht, ob man nun zuhören, einschreiten oder es ignorieren sollte. Wobei letzteres wohl unmöglich war. „Du hast das alles doch nicht mehr unter Kontrolle, Shinichi! Ran hätte genauso gut tot sein können! Das weißt du wahrscheinlich besser als ich. Und- und jetzt sind der Professor und Ai nicht mehr aufzufinden. Wie weit willst du es noch gehen lassen, Shinichi? Wohin soll das führen?“ „I-ich werde-!“ Er kam nicht weit. „Du wirst gar nichts, Shinichi!“ Die Augen des Autors wurden kalt. „Dein ganzer Mut, dein Verstand nützt dir hier nichts, Shinichi! Mein lieber Sohn, du bist ein Kind!“ Er schüttelte betrübt den Kopf. „Deine Mutter und ich haben heute einmal mehr gesehen, welche Folgen das für dich hat!“ Seine Gedanken schweiften zurück in die Buchhandlung… Wieder hatte dieser Gorilla von Mann seinen Sohn in der Mangel, diesmal hatte er ihm helfen können. Dieses mal… Nun jedoch wurde es Shinichi zu viel! Seine entgleisten Gesichtszüge verzerrten sich wütend. „Ihr habt es ‚einmal mehr’ gesehen? Einmal mehr?“ Er lachte zynisch auf. „Ihr habt es zum ersten mal gesehen! Da liegt das Problem! Aber es war nicht das erste mal… es war nicht das erste mal… Vater!“ Das letzte Wort hinterließ einen bitteren Nachgeschmack auf der Zunge des Grundschülers. „Ihr habt keine Ahnung…“ Er flüsterte es nur. „Shinichi!“, murrte sein Vater bedrohlich. „Nein! Nichts 'Shinichi!' Ich hab recht! Ich hab recht und das weißt du genau! Oder wieso müssen mich die Kleinen erst in eine Autogrammstunde schleppen, damit ich erfahre, dass meine Eltern in Japan sind? Warum?“ Conans Stimme zitterte, er wusste, es war falsch. Falsch, seinen Eltern diese Vorwürfe zu machen, falsch, sie zur Verantwortung zu ziehen, aber er war wütend. Unheimlich wütend, traurig und enttäuscht. „Du kommst jetzt. JETZT! Und willst mir sagen, ich soll meine Koffer packen? Soll alles hier zurücklassen und den Kampf, den ich nun schon seit zwei Jahren führe, einfach aufgeben?!“ „Aufgeben?!“ Er schüttelte ungläubig mit dem Kopf. „Das kannst du nicht von mir verlangen!“, zischte der Grundschüler still. Die Züge des Schriftstellers verkrampften sich, die Worte seines Sohnes versetzten ihm einen unsichtbaren Stich in die Brust. Auch an dem andern Elternteil gingen die verletzenden Worte ihres Sohnes nicht spurlos vorbei. Yukiko kämpfte mit dem Brennen ihrer Augen, horchte immer wieder gequält auf. Warum sagte Yusaku es ihm nicht? Shinichi hätte bestimmt verstanden, das Yusakus Manager auf diesen Publicity Auftritt bestanden hatte… er hätte es bestimmt verstanden. Er… er verstand es doch immer, immer… die ganzen Jahre über. Langsam sackte sie in sich zusammen, vergrub das Gesicht in ihren Händen, jetzt als die beiden Männer schwiegen, erklangen ihre Gedanken umso lauter, trommelten auf sie ein. Shinichi hatte es immer verstanden, nie etwas gesagt, ihnen nie einen Vorwurf gemacht… geschweige denn um Hilfe gebeten. Nie! Nie, niemals! Yukiko stöhnte auf. Wie hatten sie nur so blind sein können? So blind? Er war ihr Sohn! Ihr Sohn, Herrgott noch mal! Tränen rollten über ihre Wangen, die Stille im Hause Kudo war so groß, dass man die beiden salzigen Tropfen hören konnte, die kurz hintereinander in dumpfen Schlägen auf dem Parkett landeten. Ran sah auf, erblickte die Schauspielerin in leicht gebückter Haltung, die rötliche Lockenpracht überdeckte ihr Gesicht, einzig die kleinen Tränen konnten sich durch die Barriere kämpfen, verrieten mit ihrem salzigen Glanz, wie es um sie stand. Ran zerbiss sich die Lippen…, sie sollte zu ihr gehen. Sie wollte Yukiko trösten, ihr helfen, aber sie bewegte sich nicht. Ihre Fingernägel waren fest in den gepolsterten Sessel gekrallt, sie klebte förmlich am Stuhl. Sie wollte sie trösten, aber sie konnte es nicht. Zum einen waren es Shinichis Worte, der Klang von Conans Stimme, der noch immer in Rans Ohren nachhallte und sie betäubte… noch nie hatte sie ihn so reden hören! Er schlug ab und an einen leicht sarkastischen Ton an, wenn er über seine Eltern sprach, aber böse war der eigentlich nie. Die Anklage, die Shinichi jetzt gegen seinen Vater, gegen seine Eltern erhob, war auch für ihre Ohren neu. Aber… aber sie gab ihm recht! Er hatte recht! Und dieses Recht, dieser Ärger, der nun auch in Ran aufkeimte, war es, der sie wie Leim an ihrem Sitz fixierte. Sie machte ihnen keine Vorwürfe, gab weder ihr noch Yusaku die Schuld an alldem… aber er, Shinichi, tat ihr Leid. Kleine Tränen stahlen sich ganz heimlich in Rans Augen, gequält sah sie zur Decke, blinzelte eifrig, um den salzigen Strom zurück zu halten, schaute dann erneut zu Yukiko… und erhob sich. Ran trat hinter sie, legte behutsam ihre Hand auf die Schulter der Schauspielerin, sofort schrak diese auf, sah Ran entgeistert an, konnte nicht glauben, dass ausgerechnet sie mitfühlend vor ihr stand. „Aber… Ran?“, doch diese schüttelte nur sacht den Kopf, rief ein zaghaftes Lächeln auf ihre Lippen, das Yukiko erneut zum schluchzen brachte. Sie stand auf und umarmte die Oberschülerin, Ran hörte ihre weinerliche Stimme an ihrem Ohr, wagte nur langsam der Berühmtheit beruhigend über den Rücken zu streichen. „Es… es tut mir so Leid, Ran!“, wisperte Yukiko. Ran kniff die Augen zusammen, holte tief Luft, biss sich kurz auf die Lippen, ihre Kehle war wie zugeschnürt, doch das, was ihr wirklich Schmerz bereitete, war ihr Herz, als sie diese Worte aussprach. „Schon gut… schon gut! Ich… ich weiß ja, es ist besser so! Es ist das beste…“ Ihre Augen spähten über Yukikos Schulter, sahen den beunruhigten Blick Heijis, sie konnte nur bedauert mit dem Kopf schütteln, kämpfte dann jedoch mit den Tränen, bemüht Stärke in ihre Worte zu legen. „Shinichi muss gehen.“ Yukiko hielt inne, drückte Ran langsam von sich weg, hielt sie an den Schultern fest und sah der Oberschülern in die von wässrigem Glanz erfüllten, blauen Augen. Das war unerträglich, schluchzend fiel Yukiko zurück in den Sessel, vergrub das nasse Gesicht in ihren Händen. Conan schluckte, schaute verlegen zu Boden, als er die lauten Schluchzer seiner Mutter hörte, das hatte er nicht gewollt… Shinichis Hals wurde trocken. Eiskalt spürte er den kleinen Luftzug, der sich frecherweise unter der Haustür durch geschmuggelt hatte und nun Shinichis Nackenhaare zu berge stehen ließ. Ein kleines Zittern durchlief den Körper des Grundschülers, die Anspannung konnte er so jedoch noch immer nicht abschütteln. Unsicher blickten die blauen Augen langsam über den Rand der Brille. Noch immer rührte sein Vater sich nicht, blickte seinen Sohn seinerseits an, jedoch ohne ihn wirklich zu sehen. Er hatte zu viel gesagt… Shinichi schluckte, rieb sich zähneknirschend den Nacken. Seine Stimme wurde leiser, beherbergte einen entschuldigenden Unterton. „Es tut mir Leid, dass ich euch so viele Sorgen mache. Aber ich komme schon klar… ich werde diesen Fall lösen!“ Yusaku sah ihn nur an, sagte lange Zeit nichts, sein Blick war getroffen, jedoch schüttelte er, unverändert streng, den Kopf. „Nein… nein, du hast recht, Shinichi…“ Der Mund des Grundschülers stand kurz ungläubig offen, schloss sich aber schnell wieder, als er die Augen seines Vaters sah. Sorge stand in seinem Blick, mischte sich mit etwas, das Shinichi so noch nie in den Zügen seines Vaters gesehen hatte. Nicht so! Nicht… nicht wenn es… wenn es auf ihn selbst bezogen war. Conan schnappte kurz nach Luft, ähnlich einem Fisch auf dem Trockenen. Shinichi blinzelte, wusste den seltsamen Schimmer in den Augen seines Vaters nicht wirklich zu deuten. „Du hast recht… wir haben keine Ahnung…“ Er sprach leise, flüsterte fast, redete mehr mit sich selbst, als mit seinem Sprössling. Endlich schienen die großen blauen Augen zu ihm durchzudringen, die ihn nun fragend ansahen. Yusaku zog die Luft scharf ein, massierte sich müde die Schläfen, als er zu sprechen begann. Nun wieder strenger. „Wir haben keine Ahnung. Wahrscheinlich können wir noch nicht einmal annähernd nachvollziehen, was dir in den letzten Jahren widerfahren ist.“ Er schluckte, versuchte die Wut zu unterdrücken, die nun in ihm kochte. Wut über sich selbst, die jedoch tat hier jetzt nichts zur Sache. „Genau da liegt aber der springende Punkt, mein Junge! Wir wissen so wenig… und doch genug, um zu sehen, dass du dich selbst … und alle anderen zerstörst auf dieser Jagd! Wir werden dem ein Ende setzen, bevor du auf der Strecke bleibst. Wir nehmen dich mit nach Amerika. Und jetzt geh bitte packen.“ Conan starrte seinen Vater nur an. Rang um Worte, konnte dem jedoch nichts passendes entgegnen. So hatte er ihn noch nie erlebt! Unter dem aufgebrachten Rotschimmer auf Yusakus Wangen zeigte sich eine ungesunde Blässe, seine Augen duldeten keinen Widerspruch, ließen nicht mit sich reden. Was sollte das? Was war plötzlich in seinen Vater gefahren, dass er sich so verhielt? Er war doch sonst nicht so. Eigentlich war er es, der Shinichi verstand, der ihm die Freiheit gewährte, die sein Sohn brauchte. Er hatte nie viel Lob von ihm gehört, dem gegenüber stand jedoch Yusakus Vertrauen, etwas, das Shinichi mehr bedeutete als alles andere… Etwas, das jetzt, wie es schien, in dem dichten Schneetreiben verblasste. Aber wieso? Conan schluckte, startete einen erneuten Versuch seinen Vater zur Vernunft zu bringen. „Das… das könnt ihr nicht machen!“ Yusaku schluckte, ertrug den Blick der großen Augen nicht, die ihm da von unten ungläubig, ja fast schon flehend entgegneten. Das wühlende Gefühl in seinem inneren, wenn er seinen Sohn so sah, gewann jedoch rasch wieder die Oberhand, verdammte jeden Gedanken aus seinem Kopf. Er hatte Angst. Er hatte Angst um seinen Sohn. War… war das nicht verständlich? Er hätte ihn schon so oft verlieren können, hätte ihn fast verloren! Jetzt hatte er die Chance etwas zu ändern! Das musste Shinichi doch verstehen! Wie konnte er es als Vater zulassen, dass seinem Sohn etwas zustieß? Nein… das würde er sicher nicht! „Und ob wir das können, Shinichi!“ Seine Stimme donnerte erbarmungslos auf den Kleinen herab, von Sorge um ihn spürte Shinichi nichts. „Nein... das... das ist mein Fall. Ich bin kein-“, doch er stockte, merkte selbst, dass ein bitterböser Fehler in dieser Formulierung lauerte, den sein Vater auch unausgesprochen nutzte. „Oh doch, das bist du, Shinichi! Du bist ein Kind!“ Er sah, wie sein Sohn zuckte, hielt den schmerzenden Blicken des Kleinen dennoch stand. „Nur körperlich… das wissen wir alle, aber das reicht! Shinichi, du selbst weißt es am besten! Du weißt was… was dieser Zustand bedeutet! So kann das nicht weiter gehen! Und genau deswegen werden wir dich auch mitnehmen.“ Conan spürte, wie sein Herz immer schneller zu klopfen begann. Das FBI könnte noch Jahre brauchen, bis sie die Organisation endlich hatten… Wenn sie sie überhaupt je bekommen würden! Und für sie stand auch etwas anderes im Mittelpunkt, es kümmerte sie nicht, ob bei einem Versuch, die Organisation auszuräumen, jegliche Spuren des Giftes verschwanden. Ihnen ging es nicht um sein Leben. Er würde vielleicht nie wieder er selbst werden können... Shinichi schluckte. Er könnte ihr niemals wieder unter die Augen treten. „Nein...“ Seine Stimme zitterte unüberhörbar. Yusaku seufzte, legte wieder die alt gewohnte Ruhe in seinen Ton. „Ich bitte dich, Shinichi, geh jetzt packen.“ Seine Miene wirkte emotionslos. Ruhig schaute er auf seinen Sprössling herab. Er wollte ihm doch nur helfen… „Shinichi, hör zu. Das FBI wird die Sache schon regeln. Du kannst Mister Black morgen noch anrufen und ihm sagen, was du weißt. Dieses Spiel muss ein Ende haben!“ Conan schluckte, schaute bedrückt zur Seite. „Ich werde ihnen nichts sagen… Ich werde hier bleiben! Und ich werde diesen Fall lösen!“ Er schnaubte, seine Augen bekamen einen gefährlichen Glanz. Für Yusaku jedoch wurde dieses Treiben nun langsam zu bunt! Seine Stimme donnerte über den frisch gesäuberten Boden. Sein Sohn und er stritten sich sonst nie, oder wenn, nur äußerst selten und vertrugen sich dann schnell wieder. Diesmal jedoch biss jeder bei dem jeweils anderen auf Granit! Hätte sich der Schriftsteller erklärt, seinem Sohn offenbart, dass es Sorge war, die ihn so in Rage versetzte, vielleicht wäre diese Diskussion dann anders ausgegangen. So aber stand hier Aussage gegen Aussage. „Du wirst diesen Fall NICHT lösen, Shinichi!“ Yusakus Augen bekamen ein wütendes Funkeln. „DU BIST EIN KIND! Ein Grundschüler…, der mir gerade einmal bis zum Knie reicht! Shinichi du kannst das doch nicht ernst meinen! Selbst als Oberschüler hättest du keine Chance gegen etwas wie diese Organisation. Versteh es doch!“ Seine Stimme wurde bitter, bekam einen bedauernden Unterton, verlor jedoch nicht an Lautstärke. „Du KANNST diesen Fall nicht lösen, Shinichi!“ Conan stockte der Atem, ungläubig huschten sein Pupillen hin und her. Er wollte antworten, konnte es jedoch nicht… er konnte nicht! Bitter senkte er den Blick. In seinem Kopf herrschte eine plötzliche Leere, er wusste nicht mehr, was er denken sollte… Yusaku schaute auf ihn herab, das kleine Kind, dessen Ponyfransen leicht über die viel zu große Brille hingen. Das Herz des besorgten Vaters verkrampfte sich unmerklich, als sein Sohn den Blick erneut auf ihn richtete. Bittere Enttäuschung lag in seinen Zügen, Wut und Zorn zeigten sich. „Schön…!“, wisperte er… wiederholte das Wort noch einmal, als bestünde es aus Bitterkeit selbst. „Schön.“ Damit schnappte sich Conan seine Jacke und ging. Die Tür hinter ihm fiel krachend ins Schloss, nur wenige Schneeflocken hatten sich durch den Spalt zwängen können. Sie lagen nun vor Yusakus Füßen… schmolzen langsam, wurden zu kleinen wässrigen Flecken auf dem Parkett. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)