Dô iu yô na von Akumako-chan (Seto x Joey) ================================================================================ Kapitel 8: Erinnerungen Teil 3 ------------------------------ Sieben Tage. Vor sieben Tagen hatte er das letzte Mal die braunen Augen gesehen. Seit sieben Tagen saß er jeden Tag an diesem Bett, hielt Joeys Hand und redete leise mit ihm. Doch noch immer rührte sie der Blondschopf nicht. Er schlief. Schlief so tief und fest als wollte er nie wieder aufwachen. Der Arzt hatte Seto erklärt, dass das manchmal vorkommen könnte, wenn der Partien ein starkes Trauma erlitten hätte. Sie konnten nur warten, aus medizinischer Sicht war da nicht zu machen. Joey musste allein den Weg zurück finden. Aus Verzweiflung und weil er von ihnen genervt worden war, hatte Seto sogar den Kindergarten zu Joey gelassen. Er hatte die Hoffnung gehabt, dass die Stimmen der nervtötenden Mitschüler den Blondschopf erwachen ließen. Doch auch hier gab es keine Reaktion. Geknickt war die Bande wieder abgezogen, Bakura schien es am meisten getroffen zu haben. Am frühen Abend betrat Seto, wie so oft in letzter Zeit, den Raum und setzte sich auf den Stuhl. Er stellte den Kaffeebecher auf dem Tisch neben dem Bett ab und nahm sich das Buch. Sie hatten es bei der Räumung von Joeys Wohnung gefunden. Es war etwas älter, schon ziemlich zerlesen, hier und da waren ein paar Seiten lose und doch fehlte keine Einzige. Es hatte, in ein Tuch gehüllt unter dem Bett des Hündchens gelegen. Scheinbar war es wichtig für ihn gewesen und er hatte es vor seinem Vater versteckt. Es wurde erst entdeckt, als das Bett abgeschlagen worden war. In dem Buch standen alte Erzählungen, wundersame Geschichten voller Mythen und Magie, Liebe und Trauer, Mut und Verzweiflung. Wie jeden Abend schlug Seto es auf und suchte eine Geschichte aus. Er lehnte sich zurück und begann sie Joey vorzulesen. Es war seit einigen Abenden zu einem Ritual geworden, jeden Abend eine Geschichte. Leise und doch wohl betont erklang seine tiefe Stimme, gab das Geschriebene Wort für Wort wieder und hauchte ihm somit Leben ein. Er erzählte von einer weiten grünen Steppe, von tapferen Männern die ihr Land verteidigten und den scheinbar übermächtigen Feind mit einer List besiegten. Als die Geschichte endete, klappte Seto das Buch leise zu und legte es behutsam auf dem Tisch ab. Er griff sich den Becher und nahm Schluck. Auf dem Weg zurück zum Tisch glitt ihm der Becher aus der Hand, landete auf den Boden und verteilte die dunkle Flüssigkeit auf diesem. Doch Seto hatte keine Augen für sein Missgeschick, zu gefesselt war er von dem Anblick der braunen Augen die direkt in seine Blauen sahen. Er war in seiner Bewegung erstarrt, rührte sich keinen Millimeter, aus Angst er könnte aufwachen und alles nur ein Traum gewesen sein. Erst eine sanfte Berührung an seiner Hand ließ ihn sich aus seiner Starre lösen. Es war Realität, kein Traum. Joey war wach! Seto musste sich setzten, zu überwältigt war er vom plötzlichem Erwachen Joeys. Ja, der Blondschopf war endlich wieder zu sich gekommen, hatte den Weg gefunden. Er war wach und sah ihn fragend an. Die blassen Lippen öffneten sich, doch Seto legte ihm schnell den Zeigefinger darauf und bedeutete ihm das er nicht sprechen sollte. Verwirrt schaute der Blondschopf zu ihm. Seto drehte sich zu dem Tisch und füllte ein Glas mit Wasser. Vorsichtig brachte er einen Arm unter den Nacken Joeys und zog ihn leicht nach oben, stützte ihn am Rücken und führte das Glas an dessen Lippen. Zuerst zögerlich, doch dann immer gieriger schluckte der Blonde das kühle Nass herunter. Er schien fast so als habe er seit Wochen nichts mehr getrunken. Seto stellte das leere Glas zurück, schüttelte das Kissen im Bett auf und ließ Joey sacht zurück in dieses gleiten. Wieder begegnete ihm der fragende und zugleich dankende Blick Joeys. “W … was … ist … passiert?” Die Stimme war dünn, etwas brüchig und doch hätte er für kein Geld der Welt jetzt nichts lieber gehört. Leicht lächelte er, wofür er prompt einen sehr überraschten Blick bekam. Seufzend ließ Seto sich wieder auf seinen Platz sinken und sein Lächeln verstarb. “Du weißt nicht mehr was passiert ist?” Jetzt war es an ihm den Blondschopf fragend an zu schauen. Dieser schüttelte schwach den Kopf, man konnte ihm ansehen wie er krampfhaft versuchte sich zu erinnern. Plötzlich weitete er erschrocken seine Augen und saß schneller aufrecht im Bett als Seto in zurück halten konnte. Joey keuchte schwer, schien in seiner Erinnerung gefangen. Der Braunhaarige sah in besorgt an. Als nach einer Minute immer noch keine Veränderung eintrat hob er seine Hand und legte sie vorsichtig auf die Schulter des Blonden. Joey zuckte erschrocken zusammen, sah Seto panisch an. Ein Zittern ging durch den geschwächten Körper. Der Braunhaarige konnte den Anblick nicht mehr länger ertragen. Sachte legte er einen Arm um Joeys Schulter, mit den Augen die des Blonden fixierend. Behutsam setzte sich Seto schräg hinter den Blondschopf, löste den Augenkontakt und legte auch den anderen Arm vorsichtig um ihn, zog ihn in eine zärtliche Umarmung. Immer wieder redete er leise auf Joey ein. Nur langsam entspannte sich der verkrampfte Körper in seinen Armen. Nach schier endloser Zeit lag er völlig entspannt an Setos Brust gelehnt, den starken Herzschlag des Drachens lauschend. “Er wird mich umbringen … .Wenn er mich das Nächste mal sieht, werde ich nicht so glimpflich davon kommen.” Leiste drangen die traurigen Worte an Setos Ohren. Leicht drückte er das Hündchen an sich. “Er wird dir nie wieder etwas an tun können! Nie wieder!” Ein Schnaufen war von Joey zu vernehmen. “Das hab ich auch einmal gedacht. … Er hat mich an den Haaren nach Hause gezerrt und grün und blau geschlagen. … Sag niemals nie, das hab ich an diesem Tag schmerzhaft lernen müssen. Ich war gerade mal elf. … Er hat mich immer gefunden, immer. … Warum sollte es dieses mal anders sein?” Tränen lösten sich aus seine Augen, ließen seinen Wangen entlang und tropften auf Setos Hemd. Dieser legte seinen Zeigefinder unter das Kinn des Blonden und zwang ihn sanft ihn anzusehen. “Niemals wieder, Joey! Er ist tot. Er kann dich nie wieder zurück holen!” Langsam verstand der Blondschopf den Sinn dieser Worte. Erneut weiteten sich seine Augen, suchten verzweifelt in den Blauen über ihm nach Bestätigung. Der Braunhaarige nickte auf die unausgesprochene Frage. Joey sank wieder zurück an Setos Brust. “Niemals wieder!” Nuschelte er leise zu sich selbst und schloss seine Augen. Erschöpft glitt er langsam in eine erholsamen Schlaf. Seto rückte sich vorsichtig, ohne das Hündchen zuwecken, etwas bequemer hin und wachte abermals über seinen Schlaf. Dem Arzt, der eine Stunde später in das Zimmer trat und kurz stutze ob der Szene die sich ihm da bot, erläuterte er nur kurz den momentanen Stand der Dinge und schickte ihn wieder raus. Nun konnte auch er endlich zur Ruhe kommen. Müde lehnte er sich ans Kopfteil des Bettes, rückten den Blondschopf noch etwas zurecht und schloss seine Augen. Ein sanftes Rütteln an seiner Schulter ließ Seto am Morgen aus seinem traumlosen Schlaf erwachen. Leicht verschlafen öffnete er seine blauen Augen um kurz darauf in tief Grüne zu schauen. Mit einem leichten Nicken begrüße er Duke und saß gleich nach Joey. Der Blondschopf hatte sich auf seinem Schoß zusammen gerollt und schien noch tief und fest zu schlafen. Seto stich im wieder diese widerspenstige Strähne aus dem Gesicht und betrachtete ich einige Minuten. Duke hatte sich in der Zeit Setos Stuhl geschnappt, auch sein Blick lag besorgt auf den Blonden. Das Telefonat mit Seto hatte auch ihn schwer geschockt und nun sah er was von dem blonden Chaos auf zwei Beinen übrig geblieben war. Und dies schien nicht sehr viel zu sein. Seto seufze und startete den Versuch unter dem Blondschopf wegschlüpfen zu können, ohne diesen zu wecken. Vorsichtig hob er den Oberkörper Joeys an und zog seine Beine zur Seite, immer einen wachsamen Blick in das Gesicht des Hündchens. Langsam ließ er dieses wieder in die Kissen gleiten, erhob sich und streckte kurz seinen verspannten Körper. Drehte sich zu dem Schlafenden um und zog ihm die Decke wieder zurecht. Erleichtert stellte er fest, das Joey noch immer tief zu schlafen schien. Sanft strich er ihm noch einmal über übers Haar, dreht sich zu Duke und bedeutete diesem ihm zufolgen. Leise fiel die Tür ins Schloss. Seto lehnte sich an die Wand des Krankenhausflures und sah zu Duke. Der Grünäugige erwiderte den Blick, nach dem er sich auf einen der Stühle an der gegenüber liegenden Wand nieder gelassen hatte. “Seto?” “Hm?” “Was genau ist mit ihm geschehen? Du hast zwar eine kurze Zusammenfassung abgegeben aber da ist scheinbar sehr viel mehr. Was hat dieses Schwein mit Joey gemacht?” Duke war aufgebracht, was für Seto nur zu verständlich war. Er selbst hatte immerhin schon eine Woche Zeit gehabt um mit dem Ganzen fertig zu werden, wären Duke erst vor drei Tagen davon erfuhr und auch kaum Einzelheiten kannte. Er stieß sich von der Wand ab und deute mit einem Kopfnicken in Richtung des Ausgangs. Duke erhob sich schwerfällig und folgte Seto, der ein kleines Kaffee auf der anderen Straßenseite ansteuerte. Das kleine Türklöckchen erhallte, in den fast menschenleeren Raum, als sie eintraten. Seto wähle ein Tisch in hinterem Teil wo sie ungestört reden konnten. Nachdem sie ihre Bestellungen gebracht bekommen hatten fing der Braunhaarige an zu erzählen. Was vor einer Woche geschah, was in dieser Woche geschah und das Joey gestern aufgewacht war. Duke schaute betroffen in das Schwarz seiner Tasse und musste mehrmals schwer schlucken. Einige Minuten nachdem Seto geendet hatte schaute er wieder auf und begegnete dessen Blick. Die sonst so klaren, scharfen Augen waren von den Geschehnissen gezeichnet. Sie schauten müde, erschöpft und voller Sorge in Dukes. “Und du bist dir sicher dass er zu mir ziehen sollte? Warum nimmst du ihn nicht bei euch auf?” Seto seufzte und rieb sich die Stirn. “Glaubst du wirklich daran hätte ich nicht auch schon selbst gedacht? Aber jetzt versetz dich doch mal in seine Lage. Erst passiert so etwas, dann wacht er auf und ich tröste ihn. Gerade ich, sein erklärter Feind. Er ist total durcheinander, und da soll ich ihn doch nicht noch allen Ernstes fragen ob er bei mir und Mokuba einziehen möchte. Wie soll er sich denn erholen wenn er nicht mal weiß wie er sein Umfeld einschätzen soll? Nein, er brauch jetzt eine Umgebung die er kennt, in der er sich sicher fühlt. Und jetzt fang ja nicht mit dem Kindergarten an! Da geb ich ihn auf keinen Fall hin!” Die letzten Worte waren deutlich geknurrt worden, was ein kleines Schmunzeln auf Dukes Lippen brachte. “Du magst ihn, stimmts?” Seto grummelte, bestellte sich schnell einen neuen Kaffee und trank den letzten Schluck aus der Tasse vor sich. Dukes Schmunzeln wurde zu einem breiten Grinsen. Seto funkelte ich an. “Jetzt grins nicht auch noch so!” “Och, und wie so nicht? Ich finds gut dass du ihn magst. Ich glaube er kann jetzt jeden Freund gebrauchen den er bekommt.” Seine Mine wurde wieder ernst. “Er soll nicht wissen das du alles mit mir besprochen hast, oder?” Ein stummes Nicken war die Antwort Setos. “Okay. Ich werd so tun als wenn auf meinem Mist gewachsen ist. Wird bestimmt interessant mit dem Chaoten zusammen zuwohnen.” Wieder grinste er den Braunhaarigen breit an. Der allerdings nur noch die Augen verdrehen konnte. Ob das mal alles gut ging. Joey war ein Tollpatsch und Duke war für fast jeden Mist zuhaben. Ob die Welt dieses Duo aus halten würde? Leicht lächelnd schüttelt er den Kopf, das konnte ja was werden. Nach dem sie noch die eine oder andere Kleinigkeit besprochen hatten. Verabschiedeten sie sich und gingen ihrer Wege. Duke ging nach Hause um schon mal um Platz für den Blondschopf zu schaffen, während Seto wieder das Krankenhaus ansteuerte. Er betrat das Zimmer und sah auf das Deckenbündel in der Mitte des Bettes. Nur am oberen Ende konnte man einige blonde Strähnen hervorlugen sehen. Joey hatte sich unter der Decke noch mehr zusammen gerollt und sich regelrecht unter ihr vergraben. Seufzend ließ er sich auf seinen Stuhl nieder und schaute aus dem Fenster. Er folgte mit den Augen einigen Regentropfen wie sie sich zu kleinen Rinnsalen zusammen schlossen um dann gemeinsam der Scheibe hinab zu laufen. Der Regen hatte erst vor kurzen angefangen, hatte die fröhliche Morgensonne verdrängt, um die Welt etwas sauberer zu waschen. “Kaiba?” klang er dumpf durch die Bettdecke und riss den Braunhaarigen aus seinen Gedanken. “Ja?” Das Decken Knäuel bewegte sich und noch mehr blonde, wirre Strähnen kamen nun zu Vorschein. Müde blicken die braunen Augen durch den Raum bis sie die Blauen Setos fanden. Lange schaute er ihn einfach nur an. Doch so viele Fragen wollten gestellt werden und hofften auf klärende Antworten. Kurz atmete er tief durch. “Du warst es, oder? … Du hast mich gefunden.” Seto nickte und schaute ihm weiter in die Augen, zu lange hatte er auf deren Anblick verzichten müssen. “Ja, habe ich. Und es tut mir leid dass ich erst so spät kam.” “Ich hätte nicht gedacht dass überhaupt jemand kommt.” Nuschelte der Blondschopf. “Aber warum du? Wieso warst du da?” Verwirrt schaute er Seto an. Warum war er gerade von Kaiba gerettet worden? Wie kam der vielbeschäftigte Firmenboss nur auf die Idee nach dem verlausten Straßenköter zu sehen? “Ich weiß nicht genau wie ich es dir beschreiben soll. Du warst Montag zur dritten Stunde immer noch nicht in der Schule. Bei einem Gespräch des Kindergartens hörte ich das du am Samstag auch schon nicht aufgetaucht bist. Ich hatte einfach das Gefühl das etwas mit dir nicht stimmte. Also sah ich nach, und fand dich.” Joey sah etwas betrübt auf die Bettdecke, kuschelte sich noch etwas mehr in ihr ein. “Sie haben sich keine Sorgen um mich gemacht, oder? … Warum auch, war ja schließlich nicht das erste Mal das ich einfach nicht komme. Sie meinten dann immer, mir wäre die Freundschaft zu ihnen wohl nicht wichtig genug. Woher sollten sie auch wissen das ich es einfach nicht geschafft habe mich unbemerkt rauszuschleichen, der Alte mich erwischt und dann vermöbelt hat.” Traurig zog sich der blonde Schopf wieder etwas mehr unter die Decke zurück. Mehr als Augen und Haar war nun kaum noch zusehen. “Warum ist ER tot?” Seto konnte das Genuschelte gerade so noch durch die Decke verstehen. Tief atmete er ein, bevor er Joey leise erklärte was mit seinem Vater geschah. “Er hatte einen Herzinfarkt. Der Pathologe meinte das er in der Nacht zu Samstag daran verstroben wäre.” Nach einigen Sekunden erhallte das trockene Lachen Joeys im Raum. “Beim Todprügel zu Tode geprügelt! Wenn das mal keine Ironie ist!” Kurz musste er noch etwas weiter Kichern, bis er sich beruhigt hatte. Dann wurde sein Blick plötzlich wieder traurig. “Was passiert jetzt mit mir? Ich meine ich hab niemanden mehr bei dem ich wohnen kann. … Muss ich jetzt ins Heim? … Ich will da nicht hin!” Verzweiflung spiegelte sich in seinem Gesicht wieder. Was sollte jetzt aus ihm werden? Er hatte nichts und niemanden. Keine Eltern, keine Verwandten, keine Wohnung, kein Geld, einfach nichts! Wie aufs Stichwort öffnete sich die Tür und Duke trat ein. “Nix da Heim! Du kommst zu mir, basta!” Joey fuhr hoch und starrte zur Tür. “Hey, jetzt guck nicht so als ob ich nen Alien wäre.” Lächelt trat Duke näher ans Bett und struppelte dem Blonden durch, das ohnehin schon in alle Richtungen abstehende Haar. “Wie geht´s dir?” Noch sichtlich verwirrt blickte ihn der Blondschopf an und nuschelte ein `Geht so´. Duke nickte Seto kurz grüßend zu und setzte sich zu Joey aufs Bett. Jener konnte mit der ganzen Situation noch immer nichts anfangen und das sah man ihm nur allzu deutlich an. Verwirrt blickte er den Grünäugigen an und legte den Kopf schief. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)