Herzmasochist von Devil (AkuRoku) ================================================================================ Kapitel 10: X ------------- Nachdem der Begrüßungsschwall abklang und Roxas sich von mir löste um sich auf den Stuhl zu setzen, setzte ich mich auf das Bett und schaute ihn vorerst schweigend an. Ich war am überlegen wie ich ihn am besten fragen sollte, was das nun mit Namine auf sich hatte und warum er sie so schlecht behandelte, doch sprach er dann von sich aus schon. "Namine ist eigentlich nicht so richtig meine Freundin.", nuschelte er leise und schloss die Türe ab. Er wollte wohl wirklich nicht, dass jemand die Wahrheit wusste. War es hier wirklich so schlimm im Heim? "Nicht so richtig deine Freundin?", hakte ich nach und verschränkte die Arme vor der Brust. "Ja...", fing er an zu erklären und setzte sich neben mich auf das Bett, "Hier ist alles anders, weißt du... Ich kam hierhin und jeder war schon ein Teil von der 'Familie'. Namine kam ungefähr gleichzeitig hier an und war schnell das beliebteste Mädchen. Ich weiß nicht wieso aber ich hatte das Gefühl wir kannten uns schon von irgendwo her, und als sie mir ihre Liebe gestanden hatte, sagte mir irgendwas tief in mir, dass ich nicht nein sagen dürfte.", versuchte er mir die Sache zu erklären, doch war ich immer noch verwirrt. "Liebst du sie denn?" Er zuckte nur mit den Schultern. Wow. Hatte ich meinen kleinen Bruder wirklich zu so einem erzogen? Aber was mich eher beunruhigte war die Sache mit dem vorher-kennen und das....tiefe in ihm. Wusste sie etwas von früher? Demyx und ich konnten schließlich nicht die einzigen sein, die noch Erinnerungen hatten. Es war sowieso ein Wunder, dass ich Demyx wiederfand, aber dass nun Namine auch hier war, war mir alles andere als recht. Aber immerhin war es schonmal ein wenig beruhigend, dass mein Roxy sie nicht-so-wirklich liebte. "Wie lange geht das denn schon?", fragte ich ihn und zog ihn etwas an mich ran. Ich konnte nicht mehr weiter von ihm entfernt sein. Ich wollte ihn nach so einer langen Zeit einfach bei mir haben. So nah wie es nur ging. "Ich weiß nicht, eigentlich schon seit ich hier bin. Es ging eigentlich alles ziemlich schnell.", sagte er und legte den Kopf auf meine Schulter. Es war ein wunderschönes Gefühl. Die Angst, ihn verloren zu haben, war völlig verblasst. Zwar kamen nun neue Befürchtungen hinzu, aber damit wollte ich mir nicht jetzt den Moment zerstören. "Genug davon...", fing ich an und legte die Arme um ihn, zog ihn auf mich als ich mich dann auf den Rücken legte. "Lange bist du hier eh nicht mehr.", sagte ich lächelnd, unheimlich froh darüber, ihn hier endlich rausholen zu können. Endlich war er volljährig, endlich durfte er hier raus. "Demyx hat was für uns ans Land gezogen, eine Wohnung ganz in der Nähe von ihm. Er ist übrigens auch ausgezogen. Außerdem will ich nochmal eine Ausbildung anfangen, jetzt habe ich schließlich einen Grund es durch zu ziehen. Ich werd auf dich aufpassen, Roxas.", hauchte ich und strich ihm durch die Haare. Roxy schwieg. Ich nahm es als zufriedenes Schweigen an, ich war glücklich. Ich egoistisches Arsch. "Ich will hier nicht weg, Axel. Ich bin hier...Zuhause." Kurz zuckte ich bei diesen Worten zusammen und schaute ihn verwirrt an. "Du bist hier Zuhause?", wiederholte ich und spürte, wie ein Knoten sich in meinem Hals zuzog. "Ich hab hier mein eigenes Leben begonnen...ich will hier nicht weg. Ich kann hier weiter wohnen und meinen Schulabschluss machen, danach will ich studieren und hätte sogar schon Leute die mit mir eine Studentenwg gründen würden. Axel...", ich wusste dass die folgenden Worte mir das Herz zerreißen würden. Er setzte sich auf und zwar saß er auf meinen Hüften, aber brachte mir das tatsächlich nicht die geringste, kleinste Freude. Nicht bei dem Blick der mir schon verriet, dass alles vorbei war. "Axel, es ist wirklich schön dich zu sehen, aber ich habe mein eigenes Leben." Ich hatte das Gefühl ich könnte meinen Herzschlag spüren; Jede Ader pulsierte so heftig, dass ich das Gefühl hatte, mir platzt gleich das Blut aus den Venen. Jeder Herzschlag spürte sich wie ein Stich ins Herz an. Die herzliche Begrüßung konnte das auch nicht mehr besänftigen. Ich war nicht mehr länger ein Teil von Roxas' Leben? "Das kann nicht dein Ernst sein...?", brachte ich mit einem schiefen Lächeln raus und setzte mich auf, legte die Hände auf seine Wangen. "Du hast doch keine Ahnung was du da sagst, mein kleiner Roxy.", sprach ich meine egoistischen Wünsche aus und spürte, wie seine kleinen Hände meine eigenen weg schoben. Er öffnete den Mund, ich weiß, dass er etwas sagen wollte. Aber ich wollte es nicht hören, ich wollte ihn nicht reden lassen. Ich KONNTE es mir nicht anhören. Mit einer schwungvollen Drehung schubste ich ihn auf den Rücken, mich über ihn gebeugt und die Hände neben seinem Kopf links und rechts in die Decke gepresst. "Ich bin nicht mehr Teil deines Lebens? Ist es das was du mir sagen willst?!" Es war das erste Mal, dass ich ihm gegenüber etwas lauter wurde. Meine Finger krallten sich in die Decke als ich sah, wie Roxas meinem Blick auswich. "Versteh mich doch, ich werde auch erwachsen und will irgendwann mein eigenes Leben beginnen und du...", seine sowieso schon helle Stimme zitterte leicht auf, "du bist doch nur mein Bruder!" Ich wusste nicht mal, wie ich darauf reagieren sollte. Im Prinzip hatte er ja tatsächlich....recht? Hatte er das? Wenn ich ehrlich war, hatte er tatsächlich mit der Aussage nicht unrecht. Im Prinzip war ich sein Bruder. Er hatte mir im vorherigen Leben seine Liebe gestanden - eine Sache die ich sogar Demyx bis heute noch verschwiegen hatte - aber es war nunmal nicht dieses Leben. Außerdem kann in einem Jahr wirklich viel passieren. Ich verstand zwar nicht, wieso er am Telefon stehts mein kleiner, geliebter, naiver Roxy zu sein schien, wenn er doch tatsächlich so war wie er nun vor mir lag. Ich liebte ihn immer noch - über alles! Sonst hätte ich mir nicht diese Fahrt von +24 Stunden angetan, ich wusste ja nicht einmal wie ich hier wieder weg kommen sollte. Aber im Prinzip war ich nur sein Bruder. Und er hatte hier sein eigenes Leben. Zudem hatte er eigene Zukunftspläne. Ich habe letztes Jahr zwar gerade noch so mit Ach und Krach meinen Abschluss bekommen, aber stehe seitdem auf dem trockenen. Er hatte ein Leben - sein Leben. Was hatte ich? Was wollte ich später tun? Erst jetzt fiel mir auf wie verkorkst mein Leben bisher eigentlich war. Ich lebte ohne Zukunft und Perspektive in den Tag hinein, meine einzige Priorität war Roxas. Wartet...er war es immer noch. Meine einzige Priorität IST Roxas. Ich habe mein Leben lang um ihn gekämpft, nein, ich habe ZWEI Leben lang um ihn gekämpft! Diesmal würde ich ihn nicht aufgeben, wer weiß ob ich eine dritte Chance bekommen würde? Ich wurde aus den Gedanken gerissen als Roxas mehrmals meinen Namen sagte. War ich so tief in ihnen versunken? "Axel? Hörst du mir zu Axel?", fragte er immer wieder und blickte mit seinen himmelblauen Augen zu mir hoch. Ich nickte erstmal nur stumm. "Ich will dich nicht aus meinem Leben raus schicken...aber es ist einfach kein Platz mehr für dich im Moment...", sagte er es so, als schien er es schon einige Male gerade zu mir gesagt zu haben. Ich sah ihn an, sah wie er auf eine Reaktion wartete. Was wäre am vernünftigsten gewesen? Mit ihm zu diskutieren? Mit ihm zu reden? Ihm sogar etwas einzureden? Aufgeben würde ich nicht. Ich ließ ihn schon einmal gehen, aber diesmal nicht! Das schwörte ich mir gerade in diesem Moment. "Wenn du keinen Platz in deinem Leben hast, mache ich mir welchen.", antwortete ich mit ruhiger, hauchender Stimme und zog ihn wieder zu mir runter. "Ich habe dich schon einmal gehen lassen, Roxas, nicht nochmal. Ich lasse dich nicht nochmal los, erst recht nicht bei Namine. Ich werde um dich kämpfen, koste es was es wolle!", sagte ich entschlossen und legte die Arme um ihn. Ich spürte wie Roxas gegen die Umarmung zu protestieren versuchte, aber war ich schon immer weitaus stärker gewesen als er. "Was redest du denn da? Was hat das mit Namine zutun? Kennt ihr euch?", fragte er verwirrt und dann erst ließ ich ihn aus meiner Umarmung frei. Sofort stieg er von mir runter und setzte sich zurück auf seinen Stuhl. "Sag schon Axel, was soll das? Kennst du Namine?" Ich wurde selber neugierig. Kannte ich sie? Oder besser gesagt, kannte sie mich noch? "Das wirst du alles noch erfahren, mein Kleiner.", sagte ich und stand auf, stellte mich vor ihn und beugte mich zu ihm runter. "Ich bin nicht dein Bruder. Ich bin viel mehr als das. Noch verstehst du es nicht, aber ich werde einen Weg finden, dass du dich wieder daran erinnerst.", hauchte ich ihm gegen die Stirn und küsste diese, dann drehte ich mich um und ging zur Türe. Das war der einzige Weg. "Namine sagte das letzte Mal, dass du genauso wirst, wie du vorher warst.", zitierte ich sie aus unserem früheren Leben, öffnete das Türschloss doch wand ihm den Rücken zu. "Erinnerst du dich? Wir trafen uns das erste Mal an dem Tag, an dem du deinen neuen Namen bekamst. Und dann schauten wir den Sonnenuntergang von vor der großen Uhr an.", sagte ich und öffnete die Türe. Irgendwie war ich verwundert darüber, dass er schwieg. Eigentlich hätte ich erwartet, dass er nun verwirrt fragen stellte; Ich glaubte kaum, dass er etwas davon verstand. "Das letzte Mal ließ ich dich gehen, damit du deine Antworten findest. Diesmal weiß ich aber, dass ich die Antwort bin.", sagte ich noch als ich raus ging. Wie sehr wünschte ich mir, er würde sich erinnern. Wie sehr wünschte ich mich in unser altes Leben zurück. Wie sehr wünschte ich nicht nur der Bruder zu sein. Doch was ich mir wünschte war nun nebensächlich. Ich hatte eine Aufgabe, die wichtiger war als meine Wünsche. Als aller erstes musste ich Namine finden. Danach würde ich einen Weg suchen um Roxas' Erinnerungen zurück zu holen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)