Herzmasochist von Devil (AkuRoku) ================================================================================ Kapitel 8: VIII --------------- (Ich bin wieder da :D Und hier schreib ich nun auch wieder regelmäßig ) Ich schulterte meinen Rucksack und öffnete die schwere Türe des Zuges. Mit knarrendem Geräusch stapfte ich über den bisher unberührten Schnee; Es war stockfinster. Der flimmernden Standuhr nach zu Urteilen hing ich bereits 4 Stunden hinter meinem Zeitplan, drecks Bahngesellschaft. Es wurde allerhöchste Zeit, dass ich mir einen Führerschein zulegte. An der dunklen Treppe angekommen, sah ich unten im Gang ein paar Obdachlose, die sich mit den Decken eng aneinander gesetzt hatten. Kein Wunder, alleine würde hier niemand die Kälte überleben. So zog auch ich meinen schwarzen Mantel am Reißverschluss bis oben zu und warf mir die Kapuze über, um meine Haare vor dem nass werden zu schützen. Als ich vor einem halben Jahr fort geschickt wurde, hatte mir Demyx den Mantel als vorläufiges Abschiedsgeschenk mitgegeben. Er war handgemacht und ähnelte dem früheren Orgamantel bis auf die letzte Naht. Ein schwacher Trost. Damals hatte mich Roxas in diesem Mantel getötet und verlassen, und nun verlor ich ihn, wenn auch er diesmal keine Schuld daran hatte, ihn erneut. Ich sah mich um. Die Beleuchtungen waren nur sehr spärlich angebracht und erhellten nur wenige Schilder. Doch zu meinem Glück war das Schild, welches auf das 13. Gleis hinwies, beleuchtet. Dort stieg ich wieder die Treppen hinauf und blickte auf die Anzeigetafel. Ich hatte Glück, meine Anschlussbahn kam in wenigen 2 Stunden. Ich wusste nicht ob ich kotzen oder weinen sollte... Es war ein heftiger Streit zwischen meinem Vater und mir. Ich war froh, dass ich Roxas hinab zu Demyx geschickt hatte, das Wortgefecht wollte ich ihm wirklich nicht antun. Überraschender Weise jedoch, wurde er nicht mehr handgreiflich. Doch wie er stattdessen reagierte, war noch erbärmlicher. Er schrie mich minutenlang zusammen, was ich ja für eine Enttäuschung für ihn war, dass ich Roxas verkorkst habe und aus ihm deshalb auch nie etwas werden würde; Er würde uns beide enterben würde und lieber das Geld verbrennen sollte. Das meiste davon kannte ich bereits, doch die Sache mit dem enterben war mal etwas neues. Doch meine humorvolle Verachtung schwand, als ich sah wie mein Vater die Flasche fallen ließ, wenigstens hatte er sie vorher geschlossen, sodass der weiße Teppich auch weiß blieb, und auf diesen hinabsank. Es war das erste Mal, dass ich ihn weinen sah, schluchzend, auf den Knien kauernd. "Sie ist tot.", hauchte er und schlug das Gesicht in die Hände. "Verarsch mich nicht, alter Mann.", gab ich nicht sonderlich hilfreich, aber sichtlich schockiert von mir und trat einen Schritt zurück. "Verarsch mich nicht!" Zwar waren unsere Eltern schon immer geradezu Rabeneltern gewesen, doch schrieb unsere Mutter uns wenigstens immer wieder ein paar liebevolle Postkarten und schickte uns Geschenke, bedauerte es immerzu, nie Zeit für uns zu haben. Sie war der einzige Grund, warum ich mit Roxas nicht längst abgehauen bin. "Wir wollten zum Hotel...dann der Überfall...er schoss und traf sie...", war das einzige was ich aus seinen Stammeleien entnehmen konnten. Sie wurden überfallen? Warum wurde uns nichts erzählt? Hätte die Polizei oder sonst jemand sich nicht darum kümmern sollen, dass wir es als Söhne erfahren?! Erneut griff er zur Flasche. Wenn ich ehrlich war, könnte ich jetzt auch ein paar Schlücke vertragen, aber ich hatte mir geschworen, nichts mehr zu trinken. "Wie lange?", sagte ich lauter werdend und schaute zu dem Kümmerling hinunter. "Wie lange schon?!" "Keine Ahnung....einen Monat oderso...", sagte er mit einem letzten Schluchzen und übergab sich knapp vor meinen Füßen. Zwei Monate? Er hat uns einen Monat im Dunkeln sitzen gelassen?! Wieso war mir nicht einmal aufgefallen, dass Mutter keine Karten mehr schrieb? War ich tatsächlich so blind vor Liebe, dass ich nur noch Augen für Rox hatte und ansonsten alles um mich herum vergaß? Ich stolperte wenige Schritte zurück, wenn ich ehrlich war, war ich noch nie mit einer Situation so sehr überfordert. Rabeneltern hin oder her, hier ging es um den Tod meiner eigenen Mutter! "Du dreckiger-!", ich wollte ihn dafür verantwortlich machen. Ihn beleidigen, ihn zur Rechenschaft ziehen. Doch mit welchem Grund hätte ich das tun sollen? Wenn es tatsächlich ein Überfall war, was hätte er dann tun sollen? Ich drehte mich auf den Versen um, griff mit der rechten Hand meine Stiefel und mit der Linken ein Sweatshirt. Ich stürmte aus der Tür raus und rannte runter zu Demyx, doch als ich vor der Tür stand, wusste ich nicht ob ich wirklich klingeln könnte. Was hätte ich Roxas sagen sollen? Zwei Stunden können sich länger ziehen als man denkt. Die ersten zwanzig Minuten verbrachte ich damit auf und ab zu laufen, um nicht zu erfrieren. Dann wischte ich etwas Schnee von einem kalten Eisensitz und setzte mich auf diesen. Als ich mich leicht bewegte, merkte ich, wie der Mantel bereits an diesem fest gefroren war. Ich wollte nur noch weg von hier. Endlich bei Roxas ankommen... Nachdem ich nämlich bei Demyx war, habe ich tatsächlich Roxas alles erklärt. Zumindest habe ich es versucht, denn allzu viel wusste ich schließlich auch nicht. Ab dann ging alles schnell. Unser Vater baute nur noch Mist, ihm wurde das Sorgerecht entzogen. Und jetzt kam das Schlimmste. Ich durfte nicht auf Roxas aufpassen. Zwar war ich volljährig, doch war Roxas da noch 16. Also wurde er in ein Heim geschickt. Für mich war es keine Frage, ich wäre mit ihm gegangen, doch hatte unser Vater, welcher sich zu dem schlimmsten Säufer entwickelt hatte, irgendwie die Heimverwaltung dazu gebracht, Roxas in ein Heim zu schicken, welches knapp 2000 Kilometer entfernt war. Und ich? Ich landete auf der Straße. Unser Vater schmiss mich raus und ich kam erstmal bei Demyx unter. Ich hätte mich nie so sehr auf das Geld unserer Eltern verlassen dürfen, denn so war ich nun absolut pleite. Selbst verdient hatte ich durch mein mit der Zeit nur noch halbherziges DJ-Hobby nicht viel... Und nun, ein Jahr später, eine Nacht vor Roxas 18. Geburtstag, hatte ich endlich das Geld zusammengekratzt, um zu ihm zu fahren. Ihn da raus zu holen - zu mir zu holen. Vor einer Woche, als mein Handyvertrag auslief, habe ich ihm hoch und heilig geschworen zu seinem Geburtstag zu kommen. Um Mitternacht da zu sein wenn er begann. Und nun ging bereits die Sonne auf und ich war noch nicht bei ihm. Ob er jetzt wütend war? Ob er enttäuscht war? Seufzend lehnte ich mich an die schneebedeckte Lehne und spürte, wie mein eigener Mantel auch immer schwerer wurde vom Schnee. Gleich würde es nicht mehr so sehr kalt sein, die Sonne schien zwar immer noch nicht warm genug, aber dennoch würde es wärmer sein als in der Nacht. Erneut blickte ich auf die flimmernde Standuhr. Noch zehn Minuten. Ich weiß nicht wie ich es geschafft habe, die Zeit zu überbrücken, aber irgendwie hatte ich es. Meine Augen brannten, ich war todmüde. Ich war schon seid fast 24 Stunden unterwegs, 2000 Kilometer mit begrenztem Budget waren alles andere als ein schöner 3 Stunden Flug. Mein Magen verkrampfte, aber ich wollte keine einzige Münze für Essen ausgeben, nicht bevor ich nicht angekommen wäre. Wer weiß wofür ich diese Münze sonst gebraucht hätte? Die Bahn rollte ein und das Sonnenlicht spiegelte sich in den Scheiben. Wenigstens war der Zug diesmal modern genug, sodass die Chance auf eine Heizung groß war. In der Spiegellung des Fensters erkannte ich mich selbst. Und mich widerte der Anblick an. Meine Haare waren zerzaust, ich hatte mehr abgenommen als mir bewusst war und mein Mantel hing mir nur noch wie ein schlaffer Sack am Körper hinab. Am Anfang war ich wie gesagt noch bei Demyx, doch bekam dieser nur Ärger durch mich, weshalb ich beschlossen hatte, mich alleine durchzuschlagen. Und scheinbar hatte ich das auch irgendwie bisher geschafft und konnte sogar etwas Geld zusammensparen. Das grelle Licht in der Bahn war etwas unangenehm, wenn man die ganze Zeit über in der Nacht unterwegs war verständlich, doch die mollige Wärme zog mich hinein als würde ich fallen. Einen Sitzplatz brauchte ich nicht allzu lange zu suchen, um halb 6 Uhr morgens fuhren an einem Sonntag nicht allzu viele Menschen durch die Gegend, vor allem nicht an so einem abgelegenen Bahnhof. Mich an die Heizung kauernd taute ich allmählich auf. Dies hier war die letzte Bahnfahrt. Dann waren es nur noch wenige Minuten mit dem Bus und ein kurzer Fußmarsch. Doch wenn nun der Zeitplan stimmte, wäre ich um 9 Uhr bei meinem Engel. Ob er immer noch der Engel von vor einem Jahr war? Normalerweise veränderte man sich ja nicht so sehr in einem Jahr, doch diesen Umständen nach... Ich konnte nur hoffen, dass er immer noch der selbe war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)