Stalker! von thelastbird (oder : Verdammt, ich weiß es nicht! [ Zorro x Sanji. ]) ================================================================================ Kapitel 11: My time has come - Paradies is near. ------------------------------------------------ ~ Stalker! ~ N0. 11 – My time has come – paradise is near. Ich kann das, was ich gerade getan habe, immer noch nicht so richtig begreifen, als ich sie aufschreien höre, grell und unangenehm. Wie eine zu laut eingestellte Sirene jault sie vor sich hin und ich beobachte in stummer Faszination, wie sie beginnt den Kuchen in ihren Haaren zu verteilen, wohl bei dem Versuch es sich hinaus zu wischen. Dabei macht sie aber denkbar alles falsch und ich schaffe es einfach nicht, mir das triumphierende Grinsen aus dem Gesicht zu wischen. In mir herrschen Gefühle, die einem brausenden Orkan ähneln. Ich fühle mich irgendwie schuldig, ertappt, aber gleichzeitig richtig gut. Als hätte ich einem alten Erzfeind gezeigt wo der Hammer hängt. „Nina? Was...“ Mein Grinsen erlischt, als ich sein Gesicht schemenhaft im Hintergrund erkennen kann, als ich beobachte wie für wenige Sekunden seine Gesichtszüge entgleisen, bis er sich wieder fängt und mich anstarrt, als hätte ich den Papst erschossen. Also nicht böse, sondern geschockt. „Was geht hier vor?“, fragt er tonlos, wohl ziemlich mit der Situation überfordert. Ich will ihm antworten, doch ihr Kreischen übertönt meine Worte und ich schließe den Mund wieder. Es wäre eh nichts heraus gekommen. Nun, endlich, nach gefühlten 5 Minuten dreht sie sich um und stürmt zurück in Lorenors Wohnung. Moment. Das war die falsche Richtung! Ich hab ihr doch nicht die Torte ins Gesicht geklatscht, damit sie bei ihm Schutz sucht? Das war nun wirklich nicht meine Intention gewesen und der Blick, mit den mich Lorenor mustert, macht mich zusätzlich unsicher. Ich höre seine Badezimmertür knallen. Wir schweigen. Aus irgendeinem Grund kann ich nichts sagen, ich will es ja, aber sobald ich den Mund öffne merke ich, das alles was ich jetzt zu sagen hätte mich weiter ins Unheil reitet. Ich ziehe es also vor die Klappe zu halten. Er verschränkt die Hände vor der Brust und mustert mich eingehend. Sein Blick verrät mal wieder nichts von seinem Gefühlsstand. Ich fühle mich durchschaut und gleichzeitig kaum wahrgenommen. Ich will hier weg. Sofort. „Sanji, was...“ Weiter lasse ich ihn nicht sprechen; ich drehe mich auf dem Absatz um, schlucke den dicken Kloß in meinem Hals hinunter und mache mich im Laufschritt auf den Weg zum Zaun. „Sanji!“ Nein, ich werde mich jetzt nicht umdrehen! Ich werde mir deine Vorwürfe nicht anhören Lorenor Zorro, ich will nicht mit ansehen wie dir ein Licht aufgeht, ich will nicht sehen wie du verstehst! Ich will nicht beobachten, wie du dich angewidert von mir abwendest. Da gehe ich lieber, bevor das passiert! „Verdammt, bleib doch stehen!“ Ich werde schneller, wische mir hektisch Tränen aus dem Gesicht, damit sie mich nicht behindern, dann schwinge ich mich über den Lattenzaun. Der könnte auch mal wieder einen neuen Anstrich gebrauchen. „HEY!“ Ich drehe mich nicht um, weil ich Angst habe das er mir nach gelaufen ist, ich renne zu meiner Wohnungstür, schließe sie mit zitternden Fingern auf und stürzte hinein, als ich diesen Akt der Konzentration endlich vollbracht habe. Als ich die Tür hinter mir schließe und es plötzlich gespenstisch still um mich wird, schließe ich die Augen, lehne mich gegen die Haustür und lasse mich an ihr hinunter gleiten. Alles in meinem Kopf dreht sich, meine Gedanken überschlagen sich, spielen Bockspringen, ich bekomme sie einfach nicht geordnet. Ich spüre wie Tränen meine Wangen hinunter laufen und ich versuche sie nicht zu stoppen, es tut gut zu weinen wenn man weiß, das man etwas nicht mehr gut machen kann. Das, was ich gerade getan habe, war nicht nur dumm. Ich habe ihm mit einem Schlag all meine Geheimnisse offenbart. Das ich ihn beobachte oder zumindest belausche. Sonst hätte ich das mit der Frau ja gar nicht wissen können. Das sie mich wütend macht. Schrecklich wütend. Und das dieses Gefühl habe, wenn ich in seiner Nähe bin, diese Hilflosigkeit, dieses ausgeliefert sein, dieses vollkommene Hingeben. Diese Lust. Und das konnte man einfach nicht mehr als Hirngespinst ab tun. Seine emotionslosen Blicke verletzen mich. Sein Lächeln lässt mich ebenfalls grinsen. Seine Stimme macht mich glücklich. Seine Nähe... sein Geruch... Ich kann diese Liste endlos fort setzen, doch ich werde es mir verkneifen. Ich fahre mir mit den Händen durch das Gesicht, doch das bringt nichts, die Tränen laufen weiter. Alles kaputt. Alles vorbei. Das er mich jetzt hasst, muss aber auch das mindeste sein. Tiefe Abneigung trifft seinen Gefühlszustand wahrscheinlich eher. Ich bleibe lange so sitzen. Das Gesicht in den Händen vergraben. Die Tränen eher fahrig weg wischend. In meinem Magen bildet sich ein dickes Geschwür. Die Vorstellung, das ich ihm nie wieder unter die Augen treten kann, tut schrecklich weh. Ich stelle mir vor wie er sich tausend Mal bei ihr entschuldigt, wie sie ihm verzeiht und wie die beiden knutschend auf dem Bett landen. Meine Hände ballen sich zu Fäusten und ich schlage sie mit einem leisen Schrei auf dem Boden. Ich hasse mich, ich hasse mich, ich hasse mich! Wie bin ich überhaupt auf diese wahnwitzige Idee gekommen, der Frau die Torte ins Gesicht zu klatschen? Ah, moment. Um eine Idee zu haben, muss man auch nachdenken. Und nachgedacht habe ich keine Sekunde. Ich habe meinen Gefühlen einfach freien Lauf gelassen – eine echt schlechte Idee. Ich stehe wieder auf, als die Sonne sich langsam rötlich färbt und mein Wohnzimmer in ein Farbenspiel verwandelt. Ich weine nicht mehr, das glaube ich zumindest, aber ich fühle mich unendlich leer. Ich habe einen Fehler gemacht. Einen großen Fehler. Und ich habe nicht mal den Arsch in der Hose, um mich bei ihm für mein unmögliches Verhalten zu entschuldigen. Ich kann echt nur hoffen, das er den Spruch nicht gehört hat, den ich dazu abgelassen habe. Denn dann, ja, dann ist es endgültig aus mit mir. Ich kann mir herrlich vorstellen, wie er angeekelt das Gesicht verzieht, wenn er mich auf der Straße sieht. Wie er es seinen Freunden erzählt. Wie die es ihren Freunden erzählen, weil die Story ja mörderwitzig ist. Und wie mich schließlich die ganze Stadt auslacht. Ich sehe aus dem Fenster, mustere seinen Garten, während ich gedankenverloren das Telefonbuch aufschlage. Nichts zu sehen. Die Lichter in der Wohnung sind aus. Vielleicht sind sie ja zu ihr. Damit sie sicher sind vor einem Irren wie mir belästigt werden. Eigentlich möchte ich die beiden nicht mal zusammen fassen in einem Wort. Er und sie. Sie und er. Das klang viel besser. Ich greife nach meinem Telefon und wähle eine Nummer. Es tutet drei Mal, bevor der Hörer abgenommen wird. „.. hallo...?“ Klang ja unglaublich wach. „Hey, Ace.“, murmle ich zurück. Als Antwort bekomme ich ein lang gezogenes Gähnen. „Sanji, hey. Was ist los?“ Ich lächle leicht und senke den Kopf. „Sag mal, wie viel Platz ist noch bei dir und Ruffy?“ Ich höre es rascheln. Wahrscheinlich sieht er sich um. Idiot. „Viel. Wieso?“ „Ich brauch was zum wohnen, bis ich was Eigenes hab.“ Stille. Ziemlich lange. Man hört Ruffy irgendwas essen. Schließlich die lang gezogene Frage. „Was ist passiert...?“ Ich seufze. „Kann... ich dir das vielleicht erklären, wenn ich bei dir bin?“ Wieder Rascheln. „In Ordnung, ja. Komm einfach vorbei.“ „Danke.“ - „Keine Ursache, bis gleich.“ Ich lege auf, lege das Telefon langsam neben mich und schließe die Augen erneut. Dieser Ort, dieses Haus, war mein Heim gewesen. Mein Schutzort. Mein Rückzug. Mein West-Berlin. Hier bin ich frei, auch wenn oft keine Bananen da sind. Aber damit kann man ja doch ganz gut leben. Bananen stopfen eh nur. Und jetzt soll ich einfach in den Osten auswandern? Ohne irgendein... Rückfahrticket?! Aber wenn ich daran denke, wie ich es mir hier verdorben hatte, dann habe ich eigentlich keine andere Möglichkeit. Ich kann ihm nicht jeden Morgen in die Augen sehen und das Wissen darin flackern sehen. Das kann ich einfach nicht. Ich. Schwul. Das wird sich doch wie ein Lauffeuer verbreiten. Da wander ich lieber in einen anderen Staat aus, bevor ich mich dieser Schmach aussetze. So lange habe ich alles sauber gehalten. Nicht nur meine Wohnung, auch mein Leben. Keine Skandale, keine Probleme. Alles super bei Sanji. Und jetzt?! Job weg. Geld weg. Kontrolle über Leben weg. Und vor allem – Selbstachtung weg. Gefühle in mir, die ich nicht steuern kann. Und das muss ich in den Griff bekommen. Mein gesamtes Kartenhaus ist auf Steuerung aufgebaut. Und ich lass es mir sicher nicht kaputt machen! Ich stehe auf, ein wenig sicherer auf den Beinen, und gehe ins Schlafzimmer. Aus meinem Kleiderschrank ziehe ich einen recht verstaubten Koffer. Komisch. Alles mache ich sauber. Den nie. Ich mache ihn auf und eine dicke Staubsicht knallt mir ins Gesicht und lässt mich husten. Ich krame Kleidung aus meinem Schrank. Jeans und Hemden. Nee. Wie außergewöhnlich. Ich falte alles, lege es ordnungsgemäß hinein, dann ziehe ich die Tasche hinter mir her und schmeiße alles was ich in der Wohnung finde, was nützlich sein könnte hinein. Raumspray. Feuerzeug. Zigaretten. Aschenbecher. Meinen Mixer. Ein Bild meiner Eltern. Meine Schlüssel. Zwei dicke Bücher. Mein Handy. Ich sehe mich schnaufend um, kann jedoch nichts weiter entdecken. Den Rest brauche ich nicht. Okay. Überlebenswichtig ist ein Mixer jetzt auch nicht. Aber er ist äußerst praktisch. Ich schließe die Augen und atme einmal tief durch. Ziehe den Geruch ein, den einzigartigen Geruch meiner Wohnung. Ich betrachte meine Möbel. Jeder einzelne ein Prachtstück. Ich will nicht weg. Ich schleife meinen Koffer in den Flur, spüre erneut die Tränen, unterdrücke sie aber jetzt doch. Fassung. Fassung bewahren. Ich öffne die Tür, die kalte Abendluft schlägt mir ins Gesicht und ich seufze leise. Ich schlüpfe in Schuhe und Jacke, betrachte dabei den herrlich roten Sonnenuntergang über den Dächern meines Vorortes. Ich will nicht weg. Aber ich habe keine Wahl. Ich trete hinaus ins Licht, schließe die Augen und lasse mich einfach von den letzten Sonnenstrahlen dieses Tages bescheinen. Mir fällt ein altes Liebeslied ein, das ich irgendwo mal gehört habe. Love is all that i need. Oder so. Das hatte ich immer mit Nami hören wollen, wenn wir mal Arm im Arm auf der Coutch sitzen sollten. Früher. Als ich noch nicht so vollkommen verwirrt gewesen war. Jetzt sehe ich nur in den Nachbargarten und spüre tausend Nadeln, die sich in mein Herz bohren. Es geht nicht, Sanji. Mach dir keine Hoffnungen. Schwul ist Schwul, und schwul ist eklig. Ich glaube mir wird schlecht. Ich werfe mir den Koffer umständlich über die Schulter und marschiere mit ihm gespielt selbstsicher den kleinen Weg zum Bürgersteig hinunter. Mein Auto steht direkt vor meiner Nase. Ich stelle den Koffer vor ihm ab, dann gehe ich zurück zur Tür und schließe sie bedächtig. Das ist, als wenn man einen alten Freund verlässt, der einen all die Jahre unterstützt hat. Ich kneife die Augen fest zusammen, zwinge mich zur Selbstbeherrschung. Alles wird gut. Ich werde das schon schaffen. Trotzdem lege ich nochmal die Stirn gegen die Tür und genieße das Gefühl des zu Hause seins. Alles hier gehört noch mir. Noch. Ich drehe mich langsam um, betrachte meinen kleinen Vorgarten. Mein eigenes Stück Land. Schluck. Nicht weinen! Ich drehe den Kopf zu meinem Auto, muss die Augen ein wenig zusammen kneifen um etwas erkennen zu können – und sehe ihn. Lorenor Zorro. Mein Nachbar. Der Grund, wieso ich Nachts nicht schlafen kann. Mein Opfer. Der Mann, für den ich Frauen Torten ins Gesicht klatsche. Das wäre vor wenigen Wochen noch undenkbar gewesen, ich erinnere mich daran, als ich sie noch vergöttert habe. Alle Frauen standen quasi unter meinem persönlichen Schutz. Außer die hässlichen. Oder besonders dummen. Und jetzt? Jetzt beschimpfe ich sie und klatsche ihnen Lebensmittel ins Gesicht. Ich verstoße im Grunde gegen all meine Regeln, die ich mir je im Leben gestellt habe. Für diese eine Person, die da an meinem Auto lehnt und mich mit einem Blick mustert, der meinen Körper zu einer einzigen Gänsehaut werden lässt. „Hey.“ War das jetzt ein Kontaktversuch von ihm oder eher sowas wie 'gut das du gehst'? „Hey.“, antworte ich kaum hörbar, doch er scheint mein Geflüstere vernommen zu haben. „Was tust du da?“ Seine Stimme ist eiskalt. Er hat die Arme vor seiner Brust verschränkt, seinen Kopf leicht schief gelegt. Ich komme langsam näher, nicht weil ich es will, sondern weil sich mein Körper mal wieder selbstständig macht. „Ich...“ weiter komme ich nicht, denn er macht einen Schritt auf mich zu und die plötzliche Nähe von unseren Körpern bringt mich so aus dem Konzept, das alle weiteren Worte nur noch sinnloses Gestotter werden. Ich wage es nicht ihm ins Gesicht zu sehen. Ich stehe nicht nah genug um seinen Geruch einatmen zu können, leider, doch ich stehe eindeutig nah genug um mein Herz aus dem Takt zu bringen. In meinen Ohren surrt es. „Du?“, fragt er nach. Seine Stimme klingt weicher. Besorgt. Wie heute morgen, als er bei mir war. Mit Mehl überschüttet. Ich muss lächeln, als ich daran denke, und meine Wangen färben sich rot. „Ich fahre weg.“ Na da wäre er ja nie drauf gekommen. Wenn der mich nicht hätte. Ich hörte ihn leise lachen und meine Finger verkrampfen sich. „Das sehe ich. Ich frage mich nur, wieso.“ Das geht dich nichts an, Lorenor Zorro, absolut nichts. Das ist meine Sache, wenn mein Leben den Bach hinunter geht. Also schweige ich und starre auf meine Fußspitzen. „Hey. Sieh mich an.“ Der verlangt Sachen – jetzt soll ich ihn auch noch ansehen?! Extrawünsche? Doch da er die volle Macht über all meine Körperfunktionen hat, hebe ich ihn, und sehe ihm ins Gesicht. Wow. Ich öffne den Mund, will etwas sagen, doch ich kann es nicht. Ich bin zu überwältigt. Mein Bauch knurrt wütend, als sich tausend kleine Ameisen an die Arbeit machen und mir ordentlich in die Magenschleimwand beißen, während ich sein kantiges Gesicht mustere, sein markantes Kinn, seine Adleraugen, seine grasgrünen Haare. Ich muss sterben, glaube ich. Jetzt und auf der Stelle. Meißelt doch bitte auf den Grabstein sowas wie „... und er starb an der Schönheit des Anderen.“ oder sowas. Jetzt umspielt auch noch ein leichtes Lächeln seine Lippen – Himmel. Dieser Mann ist nicht mehr sexy. Er ist der Sex persönlich. „Wieso willst du fahren?“, fragt er nun. Seine Stimme, so dunkel und doch gleichzeitig eingehend und angenehm, lässt mich erzittern. Ich kann es nicht sagen. Das weiß er auch, ich sehe es in seinen Augen. Verzweifelt sehe ich ihm zu, wie er den Kopf schief legt und leise lacht. „Das mit der Torte eben. Das fand ich echt cool.“ Bitte – WAS?! Das hatte er jetzt nicht wirklich gesagt. Cool. Er fand das cool. „Ich muss dir sogar danken. Ohne dich wäre ich die nie los geworden.“ In meinem Magen bildet sich ein dicker, schwerer Stein. Ich senke den Blick wieder. Er kommt näher. Ich muss sterben. Mein Herz hat Aussetzer. Das kann nicht gesund sein. „Und trotzdem frage ich mich, wieso du das getan hast, weißt du?“ Und ob ich das weiß. Hätte ich mich wohl auch gefragt, wenn er das für mich gemacht hätte. Ich schlucke schwer. Mein Hals hat sich irgendwie verengt. Er kommt näher. „Ich meine, du musst ja einen Grund haben, einer Frau eine Torte ins Gesicht zu klatschen.“ Und ob ich einen Grund hatte, du Dumpfbacke. Denk doch mal nach. Jetzt rieche ich ihn und sein Geruch vernebelt mir die Sinne. Dieser Mann riecht einfach zu gut für diese Welt. Er kommt näher. Meine Nase berührt fast seinen Brustkorb. Alle Alarmglocken in meinem Kopf schrillen, doch ich höre sie nicht, zu dicht ist der Nebel in meinem Hirn. Alle meine Körperteile kribbeln unangenehm, mein Magen macht Purzelbäume, ich bin puterrot. Seine Hand auf meiner Wange lässt mich endgültig die Fassung verließen. Ich kneife die Augen zusammen, als er mit sanfter Gewalt meinen Kopf hebt. Mein Gott. Wir stehen hier mitten auf der Straße, alle können uns sehen, er total locker wie immer, ich mehr als verspannt, wir sind uns unendlich nah, ich spüre seinen Atem auf meinem Gesicht. Die Luft ist voll von ihm. Mir ist schrecklich windelig. „Lorenor...“, hauche ich, weil ich keine Selbstbeherrschung mehr habe, und ich spüre seine zweite Hand an meiner Hüfte. „Sanji...“, murmelt er. Und plötzlich liegen seine Lippen auf meinen. So unendlich weich und geschmeidig sind sie. Fühlen sich unbeschreiblich an auf meinen. Er zieht mich näher zu sich und ich kann mich nicht wehren, ich liege ihm in den Armen und er küsst mich, sanft, zärtlich. Ich fühle mich wie traumatisiert. Bis mir dieser eine Satz durch den Kopf schießt. Ohne dich wäre ich die nie los geworden. Es war nicht der Sinn dieses Satzes. Es war die Wortwahl. Und seine Stimmlage. Ich stoße ihn von mir, reiße erschrocken die Augen auf, keuche, als ich ihn von mir wegtaumeln sehe mit einem Gesichtsausdruck, der schon nichts mehr mit verwirrt zu tun hat. „Das...“ Ich atme schwer, dann hole ich tief Luft. „Das ist ja wohl die HÖHE! Glaubst du etwa, jetzt wo du sie ordentlich geknallt hast und sie dir keinen Spaß mehr macht, da nimmst du einfach mich?! Glaubst du so läuft das? Glaubst du, ich bin nur irgendein Spielzeug?! Nein, nicht mit mir, hörst du?! Nicht mit MIR! Nagel sie doch, nagel sie doch alle, die ganzen Frauenriegen die an deinem Arsch kleben und ihn auslecken wollen, aber lass deine verdammten Finger von mir – wer weiß, wo du die schon hattest?!“ Er starrt mich an, als würde ich ihm erzählen, das ich seine Mutter ermordet hätte. Ich starre zurück. „VERRECK DOCH!“, brülle ich plötzlich, schubse ihn aus dem Weg, er taumelt ein Stück weg von meinem Auto, starrt mich an, das spüre ich, während ich den Koffer ins Auto hieve ins Auto steige, den Schlüssel ins Zündschloss schiebe und voll aufs Gaspedal trete. Der Wagen schießt förmlich aus der Parklücke, brüllt wütend auf, dann rase ich in unmenschlichem Tempo in Richtung Hauptstraße. Der Schmerz in meiner Brust lässt auch nicht nach, als ich ihn nicht mehr im Rückspiegel erkennen kann. Die Tränen hindern mich am sehen. Ich will sterben. Sofort. Und dieser Traum scheint sich auch zu erfüllen. Reifen quietschen, Metall prallt auf Metall. Mein Kopf schlägt auf dem Lenkrad auf. Und schon wieder wird alles schwarz. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)