The Next Life von abgemeldet (AkuRoku) ================================================================================ Kapitel 1: The First Day ------------------------ "Lets meet again, in the next life." - "Yeah. I'll be waiting." Er seufzte auf. Dort stand er nun. Er sah zu dem Gebäude hoch. Das würde also seine neue Schule sein. Naja, besser als die alte war sie auf jeden Fall. Er ging durch das Schultor und strich über den Pausenhof. Hier und da standen schon Schülergrüppchen. Der Unterricht würde erst in 20 Minuten beginnen. Er sah sich um. Überall waren schon Knospen und Blüten zu sehen. Ein seichter, warmer Windstoß. Der Blonde strich sich das Haar aus dem Gesicht. Gerade entschloss er, zum Gebäude hinüber zu sehen, als ihm der Atem stockte. "Aber..." Er konnte für einen kurzen Moment nicht richtig denken. Das konnte nicht sein. Aber es war so. Es schossen ihm tausende von Erinnerungen in den Kopf. "Axel...." Mit einem sehnsüchtigen Blick sah er den Rothaarigen an, der gerade über den Schulhof ging und sich mit einem Freund unterhielt. Roxas konnte nicht anders. er musste. Langsamen Schrittes ging er auf ihn zu. Aber seine Schritte wurden immer schneller und sicherer, bis er schließlich hinter ihm stand. Er konnte nicht denken. Bevor er selbst bemerkte, was er tat, hatte er den Großen schon umarmt. "Axel...", murmelte er leise. Er musste stark mit den Tränen kämpfen. Er konnte nicht glauben, so ein Glück zu haben. Glück, den Menschen wieder zu treffen, den er so sehr geliebt hatte. Als Axel seinen Namen leise hinter sich hörte, drehte er sich um und sah zum kleinen Blonden runter. Er zog eine Augenbraue nach oben und blickte etwas verwirrt drein, schließlich schob er ihn von sich. "Kennen wir uns?" Der Rothaarige war sich sicher ihn niemals gesehen zu haben. Jedoch glaubte er auch, dass der Kleine ihn nicht einfach nur so umarmen würde. "Ich glaube du verwechselst mich mit wem." Demyx, der besagte Freund, musterte Roxas und klammerte sich an Axels Arm fest. Sein Blick sagte schon alles. Axel gehörte ihm. "Axel, wer ist der Junge hier?", fragte er neugierig und sah ihn dabei an. "Ich hab ihn noch nie hier gesehen." Als Axel ihn wegschob, war Roxas ziemlich verwirrt. Was war mit ihm los? Hatte er damals nicht alles versucht, um ihn wieder zu bekommen? Er sah ihn verwundert an. Die Worte "Kennen wir uns" trafen ihn wie ein Stich ins Herz. Das hieße.... Er trat ein Schritt von ihm zurück. Er senkte seinen Kopf zu Boden. "So ist das also.... ich verstehe." Axel erinnerte sich also nicht mehr an ihn. Es fühlte sich an, als würde seine Brust mit eisigen Ketten zugeschnürt. Wie konnte das sein? Er ignorierte Demyx. Dieser schien auch alles vergessen zu haben. "Es tut mir leid. ich werde dich nicht mehr belästigen." Er wusste nicht, was er tun sollte. Als erstes wollte er weg von hier. Weg von Axel. Er konnte es nicht ertragen, diesen Gedanken. Zu wissen, dass er sich an nichts erinnerte. Er drehte sich um und ging schnellen Schrittes auf das Schulgebäude zu. Er konnte nichts tun, ihm rannen die Tränen nur so das Gesicht runter. Er konnte es nicht fassen. Es schien er verkatertes Spiel zu sein. Jetzt, wo er doch all seine Erinnerungen wieder hatte. Nachdem er sich im Sekretariat erkundet hatte, suchte er seine neue Klasse auf. Der Lehrer wartete noch auf ihn. Zusammen gingen sie hinein. Schüchtern stand er nun vorne, während der Lehrer ihn vorstellte. Er hoffte nur, dass die Spuren von seinen Tränen nicht zu tief geprägt waren. Er achtete nicht genau darauf, aber es schienen einige bekannte Gesichter unter den Schülern zu sein. Endlich durfte er sich setzen. Er hatte seine Sachen noch nicht ausgepackt, als ihm das rote Haar seines Mitschülers direkt vor ihm auffiel. Ihm konnte auch nichts erspart bleiben. Axel saß direkt vor ihm. Er atmete tief durch und versuchte, sich auf den Unterricht zu konzentrieren. Währenddessen piekte ihn ein anderer blonder Junge sachte mit einem Bleistift in die Seite. "Hey...Roxas...Roooxaaas...", flüsterte er. Als Roxas nicht reagierte, piekte er ihn etwas fester mit dem Stift. "Au!", fuhr dieser auf. "Was soll...Hayner." Diesem huschte ein Grinsen übers Gesicht. "Hi. Na? Auch schon gemerkt, dass ich neben dir sitze?" Hayner steckte den Stift weg und rückte seinen Stuhl näher zu Roxas, um besser mit ihm reden zu können. "Was für ein Zufall, dass wir in einer Klasse sind, meinst du nicht auch?" Er hatte Roxas schon immer sehr gemocht. Darum kam es ihm gerade recht, dass sich die beiden auch noch jeden Tag in der Schule sehen würden. Sie würden viel mehr Zeit miteinander verbringen als sonst. "Hmm..." Roxas antwortete ihm nur mit einem zustimmenden Gemurmel. Sein Blick war wieder nach vorne gerichtet, auf Axel. Dieser schrieb sich grade einige Zettel mit Demyx, der rechts neben ihm saß. Gelegentlich kicherte dieser. In Roxas flammte Eifersucht auf. Seit wann verstanden sich die bedien so gut? Damals, in der Organisation XIII, hatten sie doch nicht so viel miteinander zu tun gehabt, sondern Axel hat seine Zeit ihm, Roxas, gewidmet. Ihm wurde schwer ums Herz, die Tränen liefen auf einmal wieder seine Wangen hinab. Schnell wischte er sie sich weg und das zur rechten Zeit, denn plötzlich klingelte es zur Pause und Axel drehte sich zum ihm. Er fühlte sich wie auf dem Präsentierteller. Axel schien ihn zu mustern. Den Ausdruck in seinem Blick konnte er nicht deuten. Er wusste nicht wieso, aber er hatte Angst. Angst, mit ihm zu reden. Angst davor, noch einmal hören zu müssen, dass Axel nicht mehr wusste, wer er war. Es schmerzte ihn allein der Gedanke daran. Der Gedanke, dass er sich nicht mehr an all das erinnerte. Das alles, was sie zusammen erlebt hatten. Jetzt wusste er es. Jetzt wusste er, wie Axel sich gefühlt haben musste. Er hatte sich auch an nicht erinnert und Axel hatte alles versucht, um ihn wieder zurück zu holen. Aber er hatte abgeblockt. Und letztendlich war er.... Er mochte den Satz nicht zu Ende denken. Dieses Gefühl der Schuld schien ihn zu erdrücken. Er atmete tief durch und blickte den Größeren an. Er war unsicher. Dieses bekannte Gesicht. Aber diese für ihn unbekannten Erinnerungen. Erinnerungen, die er nicht hat. Der Rothaarige sah ihn immer noch an. "Was war das denn vorhin für eine Aktion?", fragte er. Roxas konnte den Ton in seiner Stimme nicht deuten. Einerseits schien er belustigt, andererseits skeptisch. Er wusste nicht, was er sagen sollte. "I-ich muss dich wohl verwechselt haben. Tut mir leid." Er log ihn an. Er log ihm mitten ins Gesicht. Am liebsten hätte er sich sofort selbst widersprochen und gesagt "Nein! Das stimmt nicht! Du bist der, den ich liebe. Und du bist der, der mir so vieles gegeben hat. Aber ich habe alles weggeworfen." Liebend gerne hätte der Roxas ihm das gesagt. Das alles und noch viel mehr. Aber er wusste: Axel erinnerte sich nicht. Also hatte es keinen Sinn. ER war für Axel eine unbekannte Person. Er würde ihn nur als Durchgeknallten als Verrückten beschreiben. Er merkte, dass Axels Blick immer noch auf ihm ruhte. "...aber woher wusstest du dann meinen Namen?" Darauf wusste der Blonde beim besten Willen keine Antwort. Wenn er sagen würde, er hätte sich nach seinem Namen erkundigt, würde sich das mit seiner ersten Aussage widersprechen und er würde höchstens als Stalker gelten. Egal was er sagte, er hatte das Gefühl, Axel würde ihn so oder so verabscheuen. Der Gedanke machte sein Herz schwer. Denn das war das Letzte, was er wollte. Aber er saß in der Falle. Unsicher und verzweifelnd, flehend sah er Axel an. Flehend, dass er endlich aufhörte, ihm diese Fragen zu stellen. Diese Fragen, die ihn so erdrückten. Denn er konnte keine Antwort geben. Zumindest keine, die er ihm glauben würde. Plötzlich bemerkte er wie Axel schon seit einer geraumen Weile mit seiner Hand vor Roxas´ Augen rumwedelte. "Erde an den Neuling...noch da?" Der Blonde errötete leicht und nickte stürmisch, was den Rothaarigen zum Lächeln brachte. "Also", fragte Axel von neuem, "woher kennst du meinen Namen?" Roxas überlegte was er antworten könnte, doch bevor er es sich genau überlegt hatte fing er schon an zu reden. "A-Also, ich fand du sahst halt nach einem Axel aus und wie du siehst hatte ich Recht." Er zuckte mit den Schultern und sah zu Axel. Auf den ersten Eindruck wirkte dieser verwirrt. Dann auf einmal verzogen sich seine Lippen zu einem Lächeln und sogleich konnte er sich auch das Lachen nicht mehr verkneifen. Wieso lachte er? War das nicht ausgesprochen dumm was Roxas grade von sich gegeben hat? Roxas wartete bis Axel sich wieder beruhigt hatte. "Du bist mir ja einer", erwiderte er teilweise immer noch lachend. "Ich mag dich." Bei diesen Worten fing auf einmal Roxas´ Herz an wie wild zu schlagen. Axel erinnerte sich nicht mehr an ihn, das wusste Roxas. Aber war es möglich, dass die Gefühle für ihn dieselben geblieben waren? Roxas stellte sich definitiv zu viele Fragen, alles während Axel ihn immer noch anlächelte. Demyx, der in diesem Moment den Klassenraum wieder betrat, nachdem er ihn vorhin verlassen hatte, beobachtete die beiden sorgfältig. Der Neue war ihm ein Dorn im Auge. Es klingelte und alles saß wieder auf seinem Platz. Roxas konzentrierte sich wieder auf den Unterricht, bis er plötzlich bemerkte wie ihm ein zerknülltes Zettelchen auf sein Pult flog. Vorsichtig entfaltete er es und las was darin stand. "Heute Abend um 18Uhr auf dem Turnierplatz. Axel~" Sein Herz schlug schneller. Axel wollte sich mit ihm treffen? Ein ziemliches Glücksgefühl überkam ihn. Das hieß wohl, er war doch noch nicht bei Axel unten durch, so wie er gedacht hatte. Seine Laune hatte grade einen Hochpunkt erreicht. Auf dem nach Hause Weg war er immer noch überglücklich. Er konnte nicht anders, als den ganzen Weg über zu lächeln. Manche Menschen musterten ihn mit seltsamem Blick. Kein Wunder. Wer geht schon mit so einem breiten, doch sehr vielsagendem Grinsen über die Straße? Oh man. Er benahm sich echt wie ein Frischverliebter. naja, in gewisser Weise war er das ja auch... Es war 17.30h, als er auf die Uhr sah. In einer halben Stunde würde er sich mit Axel treffen... Ohne es selbst wirklich war zu nehmen, sah er immer wieder zum Spiegel. "Verdammt, Roxas, das ist doch kein Date!", sagte er sich. Das musste er sich merken. Sie waren lediglich Schulkameraden. Und nichts weiter. Er atmete auf. So langsam musste er sich auf den Weg machen. Er ging die Straße zum Turnierplatz entlang. Er merkte gar nicht, wie schnell er ging. Er wollte einfach so schnell wie möglich Axel wieder sehen. Er hatte das Gefühl, sein Herz schlüge mit jedem Schritt schneller. Schließlich war er dort. Er sah sich um. Axel war nirgends zu sehen. Er blickte auf die Uhr. Es war kurz vor sechs. Roxas versuchte sich zu beruhigen, indem er sich sagte, dass es schließlich noch nicht sechs war. Er atmete durch und lehnte sich an eine Hauswand. Nun musste er warten. Zur selben Zeit, wie Roxas sich für das „Date“ fertig machte, war Axel zuhause und versuchte Demyx loszuwerden, für den es mittlerweile eine Tradition geworden war nach der Schule immer zu Axel zu gehen und dort so lange zu bleiben wie es nur gehen konnte. Er schmollte als Axel ihn bat nach Hause zu gehen weil er noch ´was zu tun´ hatte. Seit wann hatte Axel abends was anderes zu tun als etwas mit ihn zu unternehmen? Nur widerwillig ging er nach Hause, aber es ging ihm nicht aus dem Kopf, dass Axel ihm anscheinend was verheimlichte. Sobald Demyx außer haus war machte sich Axel auf dem Weg zum Turnierplatz. Die Glocken des Uhrenturmes schlugen 6 als er den Platz betrat. Roxas schaute auf und sah anfangs nur eine schwarze gestalt. Sein Herz fing an heftig zu klopfen als er sah, dass es Axel war. Genau da war er zum ersten Mal erschienen, als Roxas seine Erinnerungen aufgegeben hatte. Axel ging ein paar Schritte auf Roxas zu. "Hey, du siehst so erschrocken aus. Erkennst du mich nicht? Ich bin’s, Axel." Déjà-vu. Der Blonde starrte ihn an als würde seine Welt in tausend Scherben zerbrechen. Der Rothaarige machte ein bedrücktes Gesicht und ging auf ihn zu. "Alles in Ordnung?", fragte er ihn. Roxas nickte. "Du...du wolltest dich treffen..." "Ja. Doch bevor wir zum eigentlichen kommen, wollte ich erstmal fragen: Wie ist eigentlich dein Name? Ich muss zugeben, ich hab nicht aufgepasst als der Lehrer dich vorgestellt hat.", meinte Axel etwas beschämt. Der Blonde zögerte erst. Dann atmete er tief ein und sagte es ihm. "Roxas." "Roxas?", fragte Axel noch mal und zog eine Augenbraue nach oben. "Interessanter Name." Der Rothaarige war verwirrt. Der Name kam ihm so bekannt vor. Doch woher... Roxas atmete tief ein. Er konnte sich immer noch nicht mit diesem Gedanken, dass Axel sich nicht erinnerte, abfinden. "Also... was... was wollen wir machen?" Zögernd sah der Blonde den Größeren an. Axel fing an zu grinsen. "Jetzt sei mal nicht so schüchtern! Ich tu dir doch nichts!" Roxas war sich darüber im Klaren. Aber was los war, konnte er ihm ja wohl kaum erzählen. Axel bemerkte, dass der Jüngere sich nicht ganz wohl zu fühlen schien. "Ich beiß auch nicht, versprochen!" Er zwinkerte dem Kleineren zu. Roxas musste lächeln. "Also.. wollen wir irgendwo hin gehen?", fragte er nun mit etwas sichererem Ton. Axel nickte. "Ja, lass uns etwas durchs Stadtzentrum streifen. Die beiden machten sich auf den Weg. Es herrschte Stille. Schließlich erhob Axel das Wort. "Eine Sache gäbe es da noch, die mich interessiert~" Roxas sah verwundert zu dem Rothaarigen hoch. "Woher genau kanntest du mich jetzt? Tut mir Leid, aber 'Du sahst so nach einem Axel aus' nehme ich dir leider nicht so ab." Er musterte den Kleineren. Dieser schaute zu Boden. Was sollte er jetzt sagen? Es hätte ihm eigentlich klar sein sollen, dass Axel sich nicht mit so einer dummen Antwort zufrieden geben würde. Aber jetzt hatte er nicht viel Zeit zum überlegen, denn wenn er nicht bald antworten würde, würde es unglaubwürdig klingen. Dann würde Axel ihn wahrscheinlich weiter in die Enge treiben. "W-weißt du nicht mehr? Wir waren im gleichen Kindergarten! Ich habe dich sofort wieder erkannt" Eigentlich hatte Ich gehofft, dass du von selbst drauf kommst..." Er reimte sich einfach so schnell wie möglich etwas zusammen, und das war nun mal das Erste, was ihm einfiel. Er sah Axel unsicher an, aber dieser schien sich mit der Antwort zufrieden zu geben. "Im gleichen Kindergarten sagst du?" Der Große überlegte. "Tut mir leid, ich kann mich beim besten Willen nicht an dich erinnern!" Er grinste den Blonden verlegen an. Roxas war erleichtert. "Ach, kein Problem" Er grinste zurück. Ein Glück, dass Axel ihm das geglaubt hatte. "Jetzt weiß ich auch, wieso mir dein Name so bekannt vorkam!" Axel lachte auf. "Mein Namen?" Roxas war verwirrt. Axel konnte sich doch nicht mehr an ihn erinnern... oder doch? Er schüttelte den Kopf. "Hör endlich auf, dir Hoffnungen zu machen!", sagte er sich. Sie gingen weiter durch die Straßen und sahen sich hier und da ein paar Schaufenster an. Sie unterhielten sich über alles Mögliche. Zeitweise vergaß Roxas sogar die Tatsache, dass Axel all seine Erinnerungen verloren hatte. Nach einiger Zeit hielt Axel an. "Hey, lass uns da rein gehen!" Er zeigte auf ein kleines Café. Roxas musste sofort wieder an ein "Date" denken, schlug sich das Bild aber schnellstens wieder aus dem Kopf. Sie waren nur Freunde! Nur Freunde.... Schnell nickte er. "Ja, okay!" Beide betraten das Café und setzten sich an einen Tisch in der hinteren Ecke des Raumes. Sie unterhielten sich noch eine lange Zeit, bis es schließlich so spät war, dass die beiden das Café verließen und Axel Roxas nach Hause brachte. Vor der Haustür blieben die beiden stehen und sahen sich an. "Nun ja," begann der Rothaarige und brach somit die Stille, "hier wären wir also." Der Blonde nickte. Zu schnell war der Tag für ihn vorbei gegangen. Traurig blickte er zu Boden. "Na dann...wir sehen uns morgen in der Schule." Diesmal war Axel an der Reihe zu nicken. "Klar. Wo denn sonst." Er grinste und nahm Roxas Hand und schüttelte sie. "Bis morgen." Mit diesen Worten drehte er sich um und verschwand in der Naht. Roxas hingegen blieb wie angewurzelt stehen und sah in seine Hand. Der andere hatte ihm schon wieder einen Zettel untergejubelt! Er entfaltete ihn und las was darin stand. "Morgen, selbe Uhrzeit, selber Ort. Verstanden?" Roxas Miene hellte sich auf. Er rannte hoch in sein Zimmer und ließ sich glücklich aufs Bett fallen. Axel wollte ihn wieder sehen! Doch in diesem Augenblick kehrte auch die Realität zurück. Roxas blickte auf seinen Schreibtisch und sah den Stapel Hausaufgaben, die bis morgen erledigt werden wollten. Er sah zum Tisch, machte dann jedoch das Licht aus und kuschelte sich unter seine Bettdecke. "Morgen vielleicht..." Kapitel 2: The 6th Day - Hayner ------------------------------- Seit ihrem ersten Treffen waren schon 5 Tage vergangen. In diesen 5 Tagen hatten sich Axel und Roxas jeden Abend getroffen - selbe Zeit, selber Ort. Heute war Sonntag. Roxas machte sich gerade auf den Weg - allerdings nicht zu Axel, sondern zu Hayner. Schließlich musste er auch seinem besten Freund etwas Zeit widmen. Hayner war sehr froh darüber, dass Roxas endlich mal Zeit für ihn aufbringen konnte. In der letzten Zeit hatte er immer zu tun. Entweder ging es um Nachhilfe oder Lernen oder Jobben, kurz: an Aktivitäten, wo Hayner keinen Zutritt hatte. Für Hayner war das Ganze sowieso ziemlich verdächtig, deshalb wollte er den genauen Grund an diesem Abend herausfinden. Trotzdem freute er sich über alles, denn endlich -ENDLICH!- konnte Roxas ihm etwas Zeit erübrigen. Als er an der Tür klingelte öffnete Hayner schnell die Tür. Beide gingen in Hayners Zimmer und machten es sich dort mit Chips und Cola bequem. Sie unterhielten sich ziemlich gut, bis... "Sag mal, Roxas", fragte Hayner vorsichtig, "kann es sein, dass du mir was vorenthältst? Ich meine...seit wann gehst du so oft zur Nachhilfe? Du hast doch Spitzennoten." Er seufzte auf und schlug das eine Bein über das Andere. "Für mich hört es sich so an als würdest du mir was verheimlichen. Wir sind doch beste Freunde!" Roxas sah schüchtern zur Seite und murmelte eine Entschuldigung. "Du würdest es nicht verstehen.." Hayner schnaubte und nahm Roxas Gesicht in seine Hände und drehte es zu sich. "Du kannst mir doch alles erzählen." Roxas’ Blick begegnete für einen Moment den von Hayner. Dann entriss er sich aus Hayners Griff und sah wieder zur Seite. "Weißt du... ich treffe mich nur in letzter Zeit immer mit wem. Es gibt da so eine Person, weißt du, die mir sehr viel bedeutet..." Roxas wollte nicht erwähnen, dass es sich hier um Axel handelte. Wie könnte Hayner ihn verstehen... Hayner hat mit allem gerechnet. Nur damit nicht. Das versetzte ihm einen Stich in die Brust. Er war schon lange in Roxas verliebt gewesen, ließ sich das aber weder anmerken noch hatte er irgendwie vor, das Roxas jemals zu sagen. "Aha...na dann. Viel Glück.", sagte er bloß schnippisch. Mit einem Blick auf die Uhr entgegnete er Roxas, dass es schon spät sei und dass er noch Mathe machen müsse. Ein Danke murmelnd musterte Roxas ihn mit einem fragenden Blick und verließ das Haus. Hayner wartete bis Roxas weg war und schlug die Tür mit einer Wucht zu, dass die Wände zitterten. Er konnte sich denken von wem Roxas gesprochen hat. Axel. Er hatte bemerkt, wie Roxas ihn am ersten Tag angestarrt hatte und wie Axel ihn in der letzten Zeit behandelte. Dieser...! Nach wenigen Minuten dachte der Blonde, es wäre nicht schlecht wenn er nach draußen ginge, um etwas frische Luft zu schnappen, damit er sich beruhigen konnte und seine Gedanken ordnen konnte. Er ging die einsamen dunklen Straßen zum Turnierplatz entlang und kickte hin und wieder einige Dosen, Steine oder sonstiges, was auf dem Boden lag, weg. Bis er endlich ein Ziel traf. "Aua! Sag mal, hast du sie nicht mehr alle?", kam es aus einer dunklen Ecke. Hayner versuchte die Umrisse zu erkennen. Eine weite Hose, bauchfreies Top, ärmelloser Mantel...Cifer!!! "Was treibst du dich denn um so eine Uhrzeit noch draußen rum? Müssten kleine Jungs jetzt nicht schon längst im Bett sein?" Cifer grinste ihn hämisch an. "Genau das Selbe könnte ich dich fragen! Und als ob du älter bist als ich!" Hayner funkelte ihn angriffslustig an. Die beiden konnten sich noch nie leiden. Einen Moment lang war Stille. Dann ergriff Cifer wieder das Wort: "Du warst heute nicht beim Struggletraining. Hast du's endlich aufgegeben, weil du gemerkt hast, dass du ne Niete bist?" "Das geht DICH ja wohl gar nichts an!!" Hayner ballte die Fäuste. Er hatte Roxas nicht gesagt, dass er heute eigentlich hätte zum Struggletraining gehen müssen. Denn mit dessen Pflichtbewusstsein hätte er ihr Treffen bestimmt wieder abgesagt. "Nur weil ich besseres zu tun habe, als drei mal in der Woche zum Struggeln zu gehen?! Du kriegst doch eh nie Eine ab, also kannst du das ganze Training auch lassen!" Cifer lachte auf. "Das sagt mir so ein Winzling wie DU?" Er grinste ihn spöttisch an. "Du kannst ja mal bei deinem Freund - wie hieß er noch gleich - Roxas? - anfragen. Vielleicht hat der ja noch Interesse an dir. Obwohl... da wäre ich mir auch nicht so sicher." Das reichte. Das war zu viel für Hayner. Sein ganzer Körper zitterte vor Wut. Er sah Cifer direkt in die Augen. "...ich hasse dich..." Mehr konnte er nicht herausbringen. Für einen Moment sagte Cifer gar nichts - aber ehe Hayner sich versah, hatte er ihn schon am Kragen gepackt und zu sich gezogen. Hayner zuckte zusammen und schloß reflexartig die Augen, als Cifer mit seiner Faust ausholte - aber nichts passierte. Nach ein paar ziemlichen langen Sekunden öffnete er wieder vorsichtig die Augen. Cifer hatte seine Hand sinken lassen. Hayner war verwirrt. Wieso hatte er nicht zugeschlagen? Sonst hatte er doch auch keine Hemmungen davor - schließlich hatten sie sich schon oft geprügelt. Er sah ihm in die Augen. Aber beim besten Willen - er konnte den Blick des größeren nicht deuten. Einerseits schienen sie hasserfüllt und wütend - aber irgendetwas war da noch. Bevor er sich weiter damit befassen konnte, was dies wohl war, hatte Cifer ihn schon wieder losgelassen. Er lächelte - was bei Cifer nicht hieß, dass es freundlich war. "...Na wenigstens sind wir uns da mal in einer Sache einig." Er sah ihn nicht an. Er drehte sich um und ging, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Hayner sah ihm kurz hinterher, dann drehte er sich in die entgegengesetzte Richtung und verschwand. Das hatte gut getan. Er fühlte sich besser, wie jedes Mal, nachdem er sich mit Cifer gestritten hatte. Es schien für ihn wie eine Art Sport zu sein, um sich abzureagieren. Und er war sich sicher, dass sein gegenüber genauso dachte. Trotz alle dem - die Sache mit Roxas hatte gesessen. Der Tag war für ihn so oder so gelaufen. Kapitel 3: The 6th Day - Demyx ------------------------------ Zur selben Zeit, an einem ganz anderen Ort, saßen Demyx und Axel im Wohnzimmer von Axels Wohnung und starrten sich an. Was auch immer Axel versuchte zu tun, Demyx saß mit verschränkten Armen da, antwortete nicht und schmollte. Nach über 2 Stunden seufzte Axel und gab es auf. "Nun sag schon Demyx, was liegt dir auf der Seele. Was hab ich getan?" Demyx sah mit seinen grünen Augen zu Axel. "Gar nichts! Das ist es ja, du hast gar nichts gemacht!", sagte der Blonde nach 2 Stunden des Schweigens. Der Rothaarige runzelte die Stirn. Er verstand nicht, was Demyx ihm sofort anmerkte. Er beugte sich vor, so dass nur noch 2cm die beiden Gesichter voneinander trennten, und sah ihm direkt in die Augen. "Du hast mich die letzten 5 Nächte nicht besucht", sagte er schließlich und verzog seinen Mund zu einem weiteren Schmollen. Axel grinste bloß und erwiderte, "Tut mir Leid. Ich hab dem Neuen die Stadt gezeigt. Das nahm meine Abende halt in Anspruch." Demyx legte seine Arme um Axels Hals und blickte noch tiefer in dessen Augen. "Sag bloß du hast Interesse an ihm?!" Der Rothaarige lachte auf und zog Demyx an sich. "Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Wer weiß?" Eine Minute des Schweigens brach über die beiden herein. Dann ergriff Axel wieder das Wort. "Was willst du nun, Demyx?" Dieser grinste auf einmal und schaute ihn keck an. "Entschädigung! Für 5 Nächte!" Axel lächelte bloß Demyx zu, zog ihn eng an sich und streifte mit einer Hand an seiner Wange entlang. "Das ist ein Gefallen, den ich dir immer wieder gern tue~" Kapitel 4: The 7th Day ---------------------- "Do you know why the setting sun is red? It's because among the countless colours comprising light, red travels the greatest distance." Roxas sah auf die Uhr. Es war Viertel nach Sechs. Wie immer - Axel kam zu spät. Daran hatte sich Roxas mittlerweile gewöhnt. Er lehnte sich an eine Mauer und ließ sich die Sonne etwas ins Gesicht scheinen. Er war schon fast eingeschlafen, als sich ein kühler Schatten über ihn legte. Er öffnete die Augen. "Na, war da wer müde?" Axel grinste ihm entgegen. Roxas sah zu Boden. "Ach, eigentlich nicht..." Das war gelogen. Er hatte die ganze Nacht nicht geschlafen. Ihm ging Axel einfach nicht mehr aus dem Kopf. Einen Moment lang herrschte Stille zwischen den Beiden. Dann klopfte Axel ihm auf die Schulter. "Roxas?" "Mh?" Der Blonde sah ihn an. "Hast du Lust, mit mir an einen ganz besonderen Ort zu kommen?" Roxas wurde leicht rot. Wie war das jetzt bitte zu verstehen? Aber bevor er dachte, nickte er nur. "Na dann komm!" Roxas wusste nicht, wo sie hingingen. Irgendwann blieb Axel stehen. "Augen zu~ ♪" Er grinste den Jüngeren an. Roxas war sich unsicher, was der Rothaarige vorhatte, aber er schloss die Augen. Das nächste, was er fühlte, war wie Axel ihn am Handgelenk packte. Von Axel geleitet folgte er ihm. "Aber Augen schön zulassen, ja?" Roxas nickte nur. Sie schienen ziemlich viele Treppen raufzugehen. Irgendwann blieb Axel stehen. "Wir sind da~" Vorsichtig öffnete Roxas die Augen. Er brauchte einen Moment, um zu begreifen, wo sie waren. "Der Turm...", murmelte er nur. "Erraten!" Axel grinste ihn an und setzte sich an den Rand des Vorsprungs. Roxas wusste nicht, wie ihm geschah. Dieser Ort... er barg so viele Erinnerungen... Unsicher setzte der Blonde sich neben Axel. "Voilà! Da sind wir~ Mein Lieblingsort. Hier bin ich gerne wenn ich mal alleine sein möchte~" Roxas sah ihn an. "Du kannst dich glücklich schätzen, nicht einmal Demyx hab ich mit hier her genommen!" Einen Moment schwiegen sie. Roxas sah zur Sonne, die gerade unterging. Axel musterte ihn einen Moment und folgte dann seinem Blick. Er lächelte. "Weißt du, warum die untergehende Sonne rot ist?" Roxas sah ihn fragend an. „Weil unter den zahllosen Farben, die das Licht einschließt, rot diejenige ist, die die größte Entfernung misst!" Roxas lachte. "Hör auf, anzugeben!" Dann stockte er. Déjà-vu. Diese Situation hatte es schon einmal gegeben... genau so. Der Blonde lies den Blick von Axel ab. Roxas war sich ziemlich sicher, dass Axel gar nicht wusste, was das alles hier für ihn bedeutete. Das Axel ausgerechnet dieser Ort so viel zu bedeuten schien. Dieser Ort, an dem sich schon so viel abgespielt hatte... Axel musterte ihn. Er runzelte die Stirn. "Hey, alles in Ordnung?" Er legte eine Hand auf die Schulter des Jüngeren. Roxas versuchte sich zurückzuhalten, aber es funktionierte nicht. Seine Tränen rannten ihm nur so über die Wangen. Er klammerte sich mit seinen Händen an Axels Jacke und vergrub sein Gesicht in dem schönen Stoff. Axel war etwas verwirrt über den plötzlichen Tränenausbruch des Jungen und wusste nicht, was er tun sollte. Vorsichtig legte er seine Arme um ihn. "Na, na, wein doch nicht. Hab ich irgendwas Falsches gesagt?" Der Blonde schüttelte den Kopf und sein Schluchzen verstummte langsam. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er sich an Axel festklammerte und dass dieser ihn im Arm hielt. Seine Wangen färbten sich in einem sanften Rosaton. Ihm war es peinlich, dass Axel ihn so sah, dass er sich so an ihn klammerte. Aber wenn er es sowieso schon tat, so konnte er noch einen Augenblick länger verweilen... Schweigend saßen beide da, des Blonden Gesicht tief im Stoff der Jacke des Rothaarigen vergraben, der Rothaarige die untergehende Sonne betrachtend. So blieben sie eine zeitlang sitzen. Die Sonne war schon längst untergegangen, als Roxas sich langsam von Axel löste. Ihre Blicke trafen sich und Roxas lief wieder rosa an. "Es tut mir Leid...es kam...einfach über mich." Axel strich ihm sanft durchs Haar und lächelte. "Schon in Ordnung. Aber es ist spät, vielleicht sollte ich dich nach Hause bringen." Etwas zögernd nickte Roxas. Es war wirklich schon spät, aber er wollte sich nicht jetzt schon von den Rothaarigen trennen. Trotzdem ließ er sich, wie immer, von ihm nach Hause begleiten. Vor der Haustür jedoch blieben die beiden länger als sonst stehen. "Sehen wir uns morgen wieder?", fragte Roxas zögernd. Axel nickte. "Wie immer." Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Blonden, wie immer, wenn ihn diese Vorfreude überkam. Als Axel das Lächeln erblickte, überkam ihn eine wage Vorstellung. Er ging einen Schritt auf Roxas zu, dessen Gesicht einen verwirrten Ausdruck annahm. So standen sie nun da, Roxas an die Wand gelehnt, Axel vor ihm. Mit schnell pochendem Herzen sah Roxas zu Axel hoch und blickte ihm direkt in seine grünen Augen. Axel beugte sich langsam zu ihm runter, Roxas schloss die Augen. und der Rothaarige stoppte. Was tat er da eigentlich?! Sofort ließ er von Roxas ab und drehte sich um. "Bis Morgen. Gute Nacht." Schnellen Schrittes verschwand er und ließ einen sehr verwirrten Roxas vor der Tür stehen. Der Rothaarige lief einige Meter weiter, bog um sämtliche Ecken und blieb irgendwann außer Atem stehen. "Na, hast du dich gut amüsiert?" Erschrocken drehte sich Axel in die Richtung um, aus der die Stimme gekommen war. Aus dem Schatten trat auf einmal ein ihm bekanntes Gesicht hervor. Demyx. "Demyx? Was-" "Was ich hier mache?" Demyx hatte einen für ihn ungewohnt kalten Ausdruck in der Stimme. "Ich habe dich und den Neuen zufällig auf dem Heimweg gesehen. Hattet ihr viel Spaß?" Axel blickte verwirrt drein. "Was meinst du?" "Was ich meine?!" Der Ton des Blonden wurde schärfer. Er kniff die Augen zusammen. "Das fragst du noch?" Axel war immer noch verwirrt. " 'Dem Neuen die Stadt zeigen', ich versteh schon!" Langsam begriff er. "Demyx, es ist nicht das, was du denkst." Er ging einen Schritt auf sein gegenüber zu und wollte ihm die Hand auf die Schulter legen. Doch Demyx wich aus. "Ach nein? Was ist es dann?!" Die Stimme des Blonden wurde immer lauter. Er zitterte leicht. "Was ist das, zwischen dir und ihm?!" Axel seufzte. "Gar nichts ist da." "Ach nein? Also küsst du jeden, der dir grad übern Weg läuft?" Demyx zitterte am ganzen Körper, ebenso, wie seine Stimme. Er war rot vor Wut. Axel schüttelte den Kopf. "Es ist nicht das, wonach es aussah." Er sah ihm ernst in die Augen. "Glaub mir. Es ist rein gar nichts gelaufen." Kurz zögerte Axel, dann ging er auf Demyx zu. Diesmal wich dieser nicht aus. Axel zog ihn zu sich und umarmte ihn. Er bemerkte die Tränen in den Augen seines Gegenübers und strich ihm sanft durchs Haar. Demyx lehnte sich an den Größeren an. Sein Atem wurde wieder langsamer und beruhigte sich. Axel lächelte. "Wollen wir nicht lieber zu mir nach Hause gehen?" Der Blonde nickte nur. Axel nahm seine Hand und sie machten sich auf den Heimweg. Der Rothaarige hatte nicht gelogen. Geküsst hatte er Roxas nicht. Aber die Sache auf dem Turm wollte er ihm lieber verschweigen. Zuhause angekommen machte Axel den beiden erstmal eine Tasse Tee. Still nahm Demyx seine Tasse an und nippte leicht an ihr. Axel setzte sich neben ihn und trank seinen Tee. So herrschte zwischen den beiden erstmal Ruhe und die Dunkelheit hüllte den Raum so ein, dass man die beiden Jungen nur schwer erkennen konnte. Langsam stellte Axel seine Tasse auf den Tisch neben dem Sofa und nahm auch Demyx seine ab. Dieser sagte dazu gar nicht, sondern blieb einfach ruhig sitzen. Langsam ließ Axel seine Hand an Demyx Gesicht entlangstreichen, bis er dessen Hand in die Hand nahm und sanft seine Lippen küsste. Der Blonde schloss langsam die Augen und erwiderte den Kuss. Mit seinen Händen klammerte er sich an Axel, so wie es vor ihm Roxas getan hatte. Für einen kurzen Moment unterbrach Axel den Kuss, um Demyx Pullover auszuziehen. Demyx sah Axel in die Augen. Dieser sagte gar nichts und lies stattdessen seinen Blick über den Oberkörper seines Gegenübers streifen. Sanft strich er ihm über die Brust, um ihn dann auf das Sofa runterzudrücken, mit etwas Gewalt - aber er wusste, Demyx mochte es so. Der Blonde spürte das kühle Leder des Sofas in seinem Rücken. Er sah hinauf zu Axel - seinem besten Freund, seinem Liebhaber. Dieser beugte sich runter zu ihm, um mit ihm in einen leidenschaftlichen Kuss zu verfallen. Seine Hände strichen ihm dabei sanft über die Taille. Langsam löste er den Kuss, um Demyx weiter am Hals zu liebkosen. Dieser schloss genüsslich die Augen. Axel übersäte den ganzen Körper des Blonden mit Küssen, gelegentlich auch mit kleinen, neckischen Bissen. Jedes Mal wenn er dies tat, merkte er, wie Demyx' Körper leicht zusammenzuckte, er gleichzeitig aber ein wohliges Stöhnen von sich gab. Axel musterte ihn, wie er ihm so wohl ergeben da lag. So häufig hatte er diesen Anblick schon gesehen... Und diese Nacht würde er ihm wieder verfallen. Mitten in der Nacht lagen die beiden zusammen unter einer Decke, Demyx sehr eng an Axel gekuschelt, der Rothaarige allerdings noch wach auf seinem Rücken liegend. Nachdenklich starrte er die Zimmerdecke an und dachte über den Tag nach. Und über Roxas. War es falsch an ihn zu denken, nachdem er mit Demyx geschlafen hatte? Er hatte das Gefühl ein falsches Spiel zu spielen...mit beiden. Aber noch gefiel ihm das Spiel mit Demyx zu sehr, um es aufzugeben. Mit diesem Gedanken schlief auch er schließlich ein. Zur selben Zeit war auch Roxas wach und dachte nach. Konnte es sein, dass Axel sich vielleicht tief in seinem Innern an ihn erinnerte? Zumindest ein bisschen? Er war sich unsicher. Aber das auf dem Turm...das konnte kein Zufall sein. Oder doch? "Wir werden sehen...", flüsterte er kaum hörbar. "Wir werden sehen." Kapitel 5: The 8th Day - Roxas ------------------------------ "No one would miss me." - "That's not true - I would..." Roxas rannte so schnell er konnte die Straße hoch. "Schon zehn nach acht! Ich komme zu spät!" Er bog hastig am Schultor ab und eilte so schnell er konnte in das Gebäude. Als er in aller Eile dann doch noch einen Blick auf den Vertretungsplan warf stöhnte er auf. Erste Stunde frei. Er seufzte. "Und wozu habe ich mich jetzt so beeilt?" Es brachte nichts. Mit langsamen Schritten streifte er durch die Schule. Irgendwie musste er jetzt Zeit totschlagen. Er schlenderte langsam über den Schulhof. Alles war wie leergefegt. Der Wind wirbelte ein paar Blätter auf. Alles war ruhig - so dachte Roxas zumindest. Doch dann hörte er Stimmen - die eine von ihnen erkannte er sofort. Axel! Ein freudiges Lächeln huschte dem Blonden übers Gesicht. Vielleicht würde die Freistunde doch nicht so öde werden, wie er gedacht hatte. Er folgte den Stimmen. Er kam ihnen näher. Doch je näher er ihnen kam, desto langsamer wurde er. Nun konnte er die Worte deutlicher hören. Der Stimme nach zu urteilen war es Demyx, mit dem sich Axel gerade stritt. Bevor um die Ecke ging, hinter der die beiden standen, hielt er inne und lauschte. Demyx hatte die Hände vor seiner Brust verschränkt und funkelte Axel mit wütenden Augen an. "Schon wieder heute Abend weg?! Mir reicht es langsam, dass du dich jeden Abend mit dieser Blondine triffst!" Axel stöhnte auf. "Das geht dich nichts an, Demyx. Ich treffe mich mit wem ich will. Und solltest du nicht zufrieden sein, danach komme ich auch immer wieder zu dir." Der Blonde wirkte beleidigt. "DANACH! Woher soll ich wissen, was du DAVOR alles treibst? Ich will dich nicht noch mit anderen teilen müssen!!!" Heiße Tränen rannten ihm übers Gesicht. Seine Hände zitterten. Axel grinste belustigt als er dies hörte. "Du behandelst mich wie ein Spielzeug. Ständig sprichst du davon, dass du mich nicht teilen willst und dass ich nur dir gehöre." Der Andere sah zur Seite. Wenn sich einer wie ein Spielzeug fühlte, so war es Demyx. "Dann brauchst du nicht mehr zu mir kommen...Ich werde auch ohne dich ausko-" Genau in diesem Moment nahm Axel Demyx Kinn in seine hand und küsste ihn. Roxas Augen weiteten sich enorm als er das sah. Er spürte so einen Schmerz, als würden tausend Nadeln langsam auf sein Herz einstechen. "Nein...", flüsterte er leise. "Bitte nicht." Demyx stieß Axel von sich. "HÖR AUF!", schrie er den Rothaarigen an. "Hör auf, hör auf, HÖR AUF!", trommelte auf dessen Brust ein, während seine Tränen nur so seine Wangen hinabliefen. Dieser nahm ihn aber nur in den Arm. "Demyx...ich würde dich doch nicht verlassen wollen." Berührt durch diese Worte hörte Demyx auf und warf sich Axel in den Arm. Eigentlich wollte er ihm das nicht glauben. Er wusste, dass es nicht wahr war. Aber...er liebte ihn. Zu sehr, um ihn aufgeben zu wollen. Auch wenn er noch niemals ein einziges Wort der Liebe von ihm gehört hatte... Aber die Zuneigungen, die nur Axel ihm geben konnte, das Gewissen, dass Axel nur ihn so berührte...das allein reichte aus. Er blickte ihn die grünen Augen seines Gegenübers, der ihn nun wieder küsste. Eine Ewigkeit verging, in der die beiden so dastanden und von Roxas beobachtet wurden. Diesem schwanden alle Sinne. Wieso? Wieso liebte Axel Demyx? Ihm wurde schwindelig. Er verstand die Welt nicht mehr. Dabei war Axel in letzter Zeit so lieb und freundlich zu ihm gewesen! Er hatte die Hoffnung gehabt, er wäre was Besonderes für ihn, auch wenn er sich nicht erinnern konnte. Aber anscheinend war dem nicht so. Anscheinend behandelte er jeden so... Diese Erkenntnis brachte Roxas innerlich fast um. Er wollte die beiden nicht mehr sehen, nie mehr! Er drehte sich um und wollte loslaufen, als... "Na, macht es dir Spaß und zu beobachten?", hörte er Demyx Stimme. Ertappt, dachte sich Roxas. Er drehte sich um und lächelte. "Tut mir Leid, ich wollte euch nicht störe.", sagte er mit einem Lächeln, während ihm auf einmal die Tränen die Wangen hinabliefen. Axel bemerkte dies, war jedoch still. "Oh...wieso weine ich denn jetzt...muss wohl am schrecklichen Wind liegen, der schneidet einem regelrecht in die Augen...", meinte Roxas lachend und versuchte sich die Tränen wegzuwischen, doch er konnte nicht aufhören zu weinen. Der Rothaarige sagte gar nichts. Aber Demyx musterte den Kleineren kühl. "Wenn du nicht stören willst, kannst du ja wieder gehen." Demyx schmiegte sich noch mehr an Axel, um Roxas noch deutlicher "Du störst!" zu symbolisieren. Roxas fühlte sich, als hätte jemand einen schweren Stein auf die Brust gelegt. Sein Blick traf sich mit dem von Axel. Dieser schwieg weiterhin und starrte Roxas dabei unentwegt an. Roxas verstand gar nichts mehr. Wie war es dazu bloß gekommen? In der Organisation hatten Axel und Demyx nie viel Kontakt gehabt, soweit er wusste. Wieso schienen die beiden jetzt ein Paar zu sein? Er versucht seine Tränen runter zu schlucken. Immer noch ruhte der Blick des Rothaarigen auf ihm. Roxas sah weg. Er konnte diesen Blick nicht mehr ertragen. Diese grünen Augen, die ihn die ganze Zeit über belogen hatten. "Was ist? Wolltest du nicht gehen?" Er schüttelte langsam den Kopf. "Lügen...", murmelte er. "Alles Lügen." Roxas wusste nicht mehr, was Wahrheit war und was nicht. Für ihn war das ganze Leben eine Lüge. Wer weiß, ob in der Organisation nicht schon etwas zwischen Demyx und Axel gelaufen war? Wer weiß, ob sich dieses Spiel jetzt nicht wiederholte? Er blickte auf, Axel direkt in die Augen, die immer noch auf ihm ruhten. Er war wütend. Wie lange hatte er vor, dieses Spiel noch zu spielen? Er atmete durch. "...Ich geh dann mal. Auf Nimmerwiedersehen. Mich würde keiner vermissen." Er drehte sich um. Er drehte sich um und ging. Die ganze Welt war verlogen. Das etwas, dass manche sein "Herz" nannten, war gebrochen. Zum zweiten Mal. Er wollte weder Axel noch Demyx je wieder sehen. Demyx grinste zufrieden. Axel sah Roxas nach. Er wollte ihm nachlaufen. Er wusste nicht wieso, aber er wollte ihm nachlaufen. Ihn aufhalten. Ihn nicht gehen lassen. Ich will nicht wieder verlassen werden, dachte er sich. Moment mal? Wieder verlassen werden? Er hatte Roxas doch noch nie getroffen... Aber wieso hatte er dann das Gefühl, dass er Roxas letzte Worte schon einmal gehört hatte? Demyx umschlang Axels Hüften und sah leidenschaftlich zu ihm auf. "Da der Störenfried nun weg sit...wollen wir weitermachen, wo wir stehen geblieben sind?" Er grinste schelmisch. Axels Miene blieb kalt. Er wusste was er zu tun hatte. "Wir sollten reingehen. Es hat geklingelt." Im Unterricht passte der Rothaarige nicht auf. Er blickte die ganze Zeit auf Roxas nicht besetzten Stuhl, mit der Hoffnung, dass er vielleicht doch noch kommen würde. Was machte er sich vor, er ist nach hause gelaufen. Er hatte ihn anscheinend verletzt. Der Lehrer erklärte grade die Evolutionstheorie der Biologie als Axel sich meldete. "Herr Strife, mir geht es nicht gut. Darf ich nach Hause?" Der blonde Lehrer nickte und Axel schnappte sich seine Schultasche und verließ die Klasse. Aber nicht, um nach Hause zu gehen. Er schlug den entgegengesetzten Weg ein. Zu Roxas. Roxas war im Flur sitzen geblieben. Er lehnte mit dem Rücken an der Wand und starrte die Decke an. Was dachte er sich eigentlich? Rein theoretisch hatte er kein Recht, so etwas zu denken. Schließlich war er nie mit Axel zusammen gewesen - nicht in diesem Leben. Alles war für ihn gelaufen. Er hatte alles verspielt. Was brachte ihm dieses zweite Leben noch? Sollte er etwa alles noch einmal durchleben? War das sein Schicksal? Er hatte keine Tränen mehr übrig um zu weinen. Er fühlte sich wie ausgelaugt. Gerade schloss er die Augen, dann klingelte es an der Tür. Der Blonde sah auf. Er sah keinen Sinn darin, die Tür zu öffnen. Wozu auch? Wer auch immer gerade dort draußen stand würde auch gut ohne ihn klar kommen. Es klingelte sturm. Er seufzte und stand auf, dann öffnete er die Tür. Seine Augen weiteten sich. Axel stand vor der Tür. Er war sprachlos und blieb stumm an der Tür stehen. "Darf ich reinkommen?", fragte er Rothaarige ernst. Der Blonde war nicht imstande was zu sagen, ein Kloß im Hals machte es ihm schwer. Also nickte er bloß, ließ ihn durch und schloss die Tür ab. Er blieb dann mit dem Rücken zur Tür stehen. Irgendwann seufzte Axel schließlich. "Bevor du gegangen bist...wollte ich dir noch was sagen." Roxas schaute erwartungsvoll zu ihm auf. Was würde jetzt kommen? Axel redete weiter. "Du meintest vorhin, dass dich keiner vermissen würde." E ging einige Schritte auf Roxas zu und nahm ihn vorsichtig in die Arme. "Es ist nicht wahr. Ich würde es." Das trieb Roxas wieder die Tränen in die Augen, jedoch waren es keine Tränen der Trauer oder der Angst, sondern die der Freude. Er erwiderte die Umarmung ohne jede Worte. Bis er zu Axel aufsah und sich wie immer ihre Blicke trafen. Er hatte das Gefühl in Axels grünen Augen zu versinken. Er merkte noch, wie sich das Gesicht des Rothaarigen immer tiefer zu ihm beugte und schließlich ganz nah an seinem war. Dann schloss er die Augen. Kapitel 6: The 8th Day - Cifer ------------------------------ Schweigend sah er ihn an. Der Blonde schien noch nicht bemerkt zu haben, dass er seit ca. einer halben Stunde ausgiebig gemustert wurde. Irgendetwas war nicht in Ordnung mit ihm. Er ließ den Blick durch die Klasse schweifen und musste leise seufzen. Es war wegen Roxas. Natürlich. Weswegen auch sonst. Es gab nur zwei Gründe, weshalb Hayner schlechte Laune haben konnte. Einer davon war: Roxas ist nicht da. "Also bin ich zumindest dieses Mal ausnahmsweise nicht Schuld", dachte er sich. Das wäre die andere Möglichkeit gewesen. Weiterhin musterte er Hayner, jedoch schien dieser den lästigen Blick bemerkt zu haben. Er schnitt eine Grimasse und streckte ihm die Zunge raus. Cifer musste leise lachen. So war Hayner. So und nicht anders. Kindisch eben. Er wusste nicht wieso - aber das war genau das, was er an ihm so mochte. Er drehte sich von ihm weg und sah aus dem Fenster. Dem Unterricht war er schon von Anfang an nicht gefolgt. Wieso auch? Schließlich war Hayner auch interessanter. Erst seufzte er leise, dann huschte ein Lächeln über seine Lippen. Er benahm sich doch wie ein Vollidiot. Wie konnte man jemanden lieben, der einen seit dem ersten Tag gehasst hatte? Den man selbst hassen sollte? Mit dem man noch NIE ein freundliches Wort gewechselt hatte? Und noch dazu einen Jungen? Cifer wusste es nicht. Aber leider konnte er rein gar nichts daran ändern, dass es so gekommen war. Und trotzdem - er konnte es nie lassen, ihn mit dem ein oder anderen hochmütigen Blick zu strafen. Er wusste selbst nicht, warum er sich Hayner so gegenüber benahm. Zumindest gaukelte er sich das vor. Eigentlich wusste er es genau. Er wollte nur nicht, dass Hayner etwas von seinen Gefühlen erfuhr. Er stritt sich lieber mit ihm, als gar keinen Kontakt zu haben. "Die Wahrheit ist doch,", sagte er sich, "dass du dich auf den ersten Blick total in ihn verschossen hast." Der Blonde drehte sich wieder um. Hayner sah absichtlich angestrengt an die Tafel. Cifer grinste. Er griff nach einem Stift. In dem Moment, in dem sich der Lehrer der Tafel zuwandte, um etwas anzuschreiben, traf dieser Stift auch schon Hayners Kopf. Dieser sah ärgerlich auf. Cifer aber lächelte nur und fing an, das Tafelbild abzuschreiben. Hayner ärgerte sich innerlich immer noch über den Stiftangriff seines Erzfeindes. Gerade zielte er, um zurückzuwerfen, als er eine Nachricht auf dem Stift bemerkte. Er ließ die Hand wieder sinken und begann zu lesen. "Komm heute zum Struggle-Trainung, ich fordere dich heraus!" Der Blonde seufzte. Wie häufig hatte er das schon lesen müssen. Als er den Stift genauer musterte, bemerkte er, dass es der gleiche war, wie immer. Er wendete den Stift. Seine alte Antwort war immer noch hineingeritzt. Gelangweilt nahm er einen Rotstift und fuhr die Worte "Du verlierst!" nach. Er fragte sich langsam, was Cifer von den ständigen Struggle-Wettkämpfen zwischen ihnen beiden hatte - außer einen Sieg. Aber er müsste doch mittlerweile gemerkt haben, dass es ihm recht egal war, ob er verlor. Dann warf er ihn wieder zurück, ebenfalls gezielt an Cifers Kopf. Dieser sah den Stift nicht kommen und so flog ihm dieser direkt gegen den Kopf. Hayner, der noch nie erlebt hatte, dass der Blonde den Stift nicht auffing, fing herzlich an zu lachen. Wütend drehte sich Cifer um. "Hörst du wohl auf zu lachen, daran war nichts lustig!" Hayner versuchte erst gar nicht aufzuhören. Sich schon den Bauch haltend vor Lachen, sah er Cifer an und entgegnete nur: "Was kann ich dafür, dass dein Kopf ein einziger Stiftmagnet ist!" Der verärgerte Blonde stand auf und ballte die Faust, als auf einmal eine Gestalt zwischen den beiden stand und die beiden sofort zum Verstummen brachte. Nervös mit dem Fuß auf- und abtippend funkelte sie der Lehrer an. Beiden war klar, was sie erwartete. Strafarbeit. Das hieß: Tafelschwämme ausklopfen. Wie immer. Den Nachmittag verbrachten beide im Klassenraum, vor sich jeweils eine Kiste voller dreckiger Tafelschwämme. Schweigend saßen sie auf ihren Plätzen und klopften diese aus. Es war wie immer. Nachsitzen und Strafarbeit gehörte für die beiden schon zum Alltag. Keiner von beiden lernte dazu und so verbrachten sie jeden zweiten Nachmittag miteinander. Cifer machte dies nichts aus. Er genoss die Zeit, auch wenn er es nicht zeigte. Mit einem Seitenblick musterte er Hayner. "Und? Kommst du heute zum Struggle?", fragte er diesen, um ein Gespräch anzufangen. "Ich hatte schon lange nicht mehr die Freude dich zu besiegen." Hayner sah auf und seufzte. "Mal sehen." Er hatte keine Lust mehr das selbe Gespräch wie immer zu führen. Dieses würde genauso wie immer verlaufen und genauso enden: Nämlich in einer Prügelei. Außerdem hatte Hayner andere Sorgen. Er wollte immer noch wissen was mit Roxas war. Und was genau Axel mit ihm zu tun hatte. "Du wirst kommen", meinte Cifer forsch. "Du weißt, wenn du lange nicht zum Training erscheinst, wirst du rausgeworfen. Vom Sensei höchstpersönlich. Du weißt ja, wie streng Setzer sein kann." Trotz diesen scheinbar freundlichen Worten schwang ein wenig Spott mit. Cifer knirschte mit den Zähnen, als Hayner sich uninteressiert zeigte. "Ich habe sowieso nachgedacht damit aufzuhören. Ich hab keine Lust mehr darauf." Der andere Blonde lachte auf. "So sehr hast du es satt gegen mich zu verlieren? Mann, bist du ein Loser!" Mit diesen Worten versuchte er den Schmerz, den Hayners Worte ausgelöst haben, zu kaschieren. Wenn Hayner mit Struggle aufhören würde, würden sie sich nur in der Schule sehen. Selbst da wechselten sie kaum ein Wort miteinander. Hayner schwieg. Wieso sollte er ausgerechnet seinen Erzfeind mit seinen Problemen mit Roxas belasten. Vor allem: Erzfeind. Er hat ihm nie geholfen und würde es auch nie tun. Die Reaktion auf Hayners Schweigen war ein geworfener Schwamm in seine Richtung, der ihn an der Schulter traf. "Hey!", schrie der Blonde auf. "Was soll das?!" Cifer grinste ihn nur an, schon einen weiteren Schwamm in der Hand haltend. "Du kommst heute zum Struggle, kapiert? Sonst hol ich dich persönlich ab und schleif dich dahin, ob mit oder ohne Gewalt ist mir egal." Genau in diesem Moment klingelte es, als ob es Cifers Worte nochmal unterstreichen wollte. Dieser ließ den Schwamm in seiner Hand wieder zurück zu den anderen fallen und klopfte sich nun die mit Kreide besetzten Hände an der Hose ab. "Wir sehen uns." Mit diesen Worten verließ er das Klassenzimmer und ließ den verwirrten Hayner zurück. Dieser realisierte erst Minuten später, dass Cifer ihn alleine mit den dreckigen Schwämmen zurückgelassen hat. "Hey! Komm zurück!" Hayner rannte aus dem Klassenzimmer und sah sich um. Na klar, Cifer war schon längst weg. Mit den Zähnen knirschend ging er zurück in den Klassenraum und widmete sich alleine den ganzen Schwämmen. "Na warte.", flüsterte er vor sich hin. "Heute beim Struggle werde ich es dir zeigen." Der Blonde lehnte an der Mauer der Trainingshalle und starrte in Nichts. Er war mal wieder viel zu früh da - wohl etwa nicht, weil er sich übermäßig auf das Struggle-Training freute, sondern eher, um Hayner kurz vorher nochmal abfangen zu können. ... Hayner abfangen? Der Blonde seufzte. Wozu eigentlich? Das nahm er sich jedes Mal vor, hatte es aber noch nie in die Tat umgesetzt. Dieser kam ohnehin immer auf die letzte Minute. Cifer hatte sich ebenso schon unzählige Male vorgenommen, mal einen Tag ganz normal mit Hayner zu reden. Dieses Vorhaben wurde jedoch immer dann zunichte gemacht, wenn er ihn gesehen hatte. Dann konnte er einfach nicht anders, als seine hochmütige Miene aufzusetzten und ihn zu verspotten. Warum? Damit ihn seine Gefühle nicht auf einmal überkamen. Schlagartig zuckte der Blonde zusammen, als er jemanden vor sich stehen sah. "Na, hast du geschlafen?" Hayner grinste ihm herausfordernd entgegen. Cifers Herz schlug schnell - einmal, da er ihn gar nicht kommen gehört hatte; dann noch, weil es eben Hayner war, der jetzt direkt vor ihm stand. Schnell versuchte er seine so eben zerstreuten Gedanken wieder zu ordnen. "Nein, ich warte hier nur." "Aha." Aha?! Hayner musterte seinen Gegenüber skeptisch. So eine lasche Anwort hatte er von ihm noch nie bekommen. Irgendwas musste ihn beschäftigt haben. Hayner grübelte, was dies sein könnte, aber ihm fiel beim besten Willen nichts ein, wovon er sagen könnte, dass es Cifer so arg aus dem Konzept bringen konnte. Ansonsten war er doch immer für einen Gegenangriff gewappnet gewesen. Sie schwiegen sich an. Cifer sah sichtlich an Hayner vorbei. Dieser schmollte. Jetzt war er gerade mal in Streitlaune, da blockte Cifer ab. Normalerweise war er es doch, der ihn immer dann mit dummen Worten nervte, wenn er es gerade am wenigsten gebrauchen konnte. Stille. Cifer behielt seine teilnahmslose Miene bei. In ihm war er jedoch gar nicht "teilnahmslos". Er war gerade mit ihm alleine. War das nicht einmal die Gelegenheit, ein paar ganz normale Worte mit ihm zu wechseln? Von den anderen Pappnasen, die am Struggle-Training teilnahmen, war noch keiner in Sicht. Und wieso war Hayner eigentlich so früh? Er wusste nicht mehr weiter. Diese endlos laut tosende Stille machte das Ganze nur noch schlimmer. "Deine dummen Sprüche sind dir wohl auch ausgegangen, oder?" "....was?" Plötzlich aus den Gedanken gerissen sah Cifer sein Gegenüber verwirrt an. Dieser sah nun wütend aus. "Hör mir wenigstens zu, wenn ich was sage!" Hayner hasste es, sich zu wiederholen. Und noch mehr hasste er es, wenn man ihm nicht zuhörte. "Er ist süß, wenn er sich aufregt", schoss es Cifer als erstes durch den Kopf. Er lächelte leicht. ... Halt! Stopp! Nicht lächeln! Dann denkt Hayner- "Was grinst du mich jetzt schon wieder so dumm an?!" Zu spät. Cifer seufzte innerlich, äußerlich setzt er wieder sein altbekanntes, hämisches Lächeln auf. "Beantworte mir eine Frage. Warum sollte denn ausgerechnet ICH jemandem wie DIR zuhören...?" Er stieß sich von dem Mauer ab, an der er noch zuvor gelehnt hatte, um Hayner (mal wieder) zu präsentieren, dass er immer noch einen halben Kopf größer war. "Tut mir ja Leid, aber ich habe besseres zu tun, als gerade DIR mein Gehör zu schenken, Blondie." Innerlich ohrfeigte er sich gerade selber. "Ach, ihr beiden seit schon hier?" Cifer atmete erleichtert auf. Er war noch nie so froh gewesen, Setzer, ihren Struggle-Lehrer, zu sehen. Hayner hatte ihm gerade noch etwas - wohl kaum freundliches - entgegen schmeißen wollen, aber nun verstummte er. Die restliche Truppe folgte dem Lehrer. Sie hatten ihm wohl dabei geholfen, die Struggleschläger von der einen in die andere Sporthalle zu tragen. Er hörte nur noch ein beleidigtes "Pah!" von Hayner, bevor dieser hinter Setzter in das Gebäude ging. Cifer folgte. Er wusste genau, dass er sich gerade selbst quälte, aber er konnte nun mal nicht anders. Aus den Augenwinkeln beobachtete er den Blonden, der sich gerade sein Shirt auszog. Er musste sich zusammenreißen, nicht zu vergessen, sich selbst umzuziehen, und stattdessen Hayner einfach nur zu betrachten. In jeglicher Hinsicht würde es wohl jeder als pervers bezeichnen, was er gerade machte. Wer war schon so armselig, und beobachtete seinen Erzfeind, in den man schon vom ersten Tag an unsterblich verliebt war, beim Umziehen? Cifer seufzte leise und wendete schweren Herzens seinen Blick ab, um sich selbst weiter umzuziehen. Es war grausam. Er war ein wahnsinnig besitzergreifender Mensch. Und es war schmerzlich, das alles zu sehen, was ihm wohl nie gehören würde. Innerlich lachte er auf. So weit war es also gekommen. Mittlerweile sehnte er sich sogar körperlich nach ihm. "Wie erbärmlich, Cifer", dachte er sich. Ja, erbärmlich. Aber dieser bittere Schmerz war doch zu süß, um ihn aufzugeben. Schweigend folgte er den Anderen in die Halle. Alle stellten sich um Setzer herum auf, der anscheinend was zu verkünden hatte. "Hört mir gut zu, meine lieben Schüler.", begann er mit lauter Stimme. "Heute sollt ihr euch zu zweit zusammentun. Partnerarbeit. Wir trainieren heute indem wir gegeneinander antreten. Los!" In diesem Moment suchten sich alle einen Partner. Cifer, dem die Gelegenheit zugunsten kam, ging sicheren Schrittes auf Hayner zu und musterte ihn grinsend. "Na, Pappnase, wir haben noch eine Rechnung offen. Das wäre doch die perfekte Gelegenheit." Innerlich ohrfeigte er sich wieder selbst. Hatte er vorhin noch nett mit ihm sein wollen. Nun ja, dafür war es erstmal zu spät, zu spät, um ganz freundlich zu fragen, ob er sein Partner für die heutige Übungsstunde sein wollte. Hayner sah nur trotzig zu Cifer hoch und verschränkte die Arme. "Wie du willst." Die beiden stellten sich gegenüber auf. Alle anderen unterbrachen ihre Bewegungen, um mal wieder zu sehen, wie die beiden gegeneinander antraten. Da die beiden zu den Besten der Stadt gehörten, war es für alle immer wieder interessant einen Kampf zwischen den beiden zu beobachten, auch wenn Cifer immer die Oberhand behielt. Als das Startsignal ertönte, liefen die beiden aufeinander zu und versuchten sich gegenseitig mit den Struggleschlägern zu treffen. Cifer schlug sehr stark auf Hayner ein,jedoch konnte dieser jedes Mal ziemlich gut abwehren. Cifer konzentrierte sich stark auf den Kampf, jedoch verlor er für einen winzigen Moment die Konzentration, um in Hayners Gesicht zu blicken. Das Feuer in Hayners Augen faszinierte ihn. Genau diesen Moment nutzte Hayner. Er ging von der Verteidigung in den Angriff über und versetzte Cifer einen Schlag, der ihm zum Fallen brachte. Genau in diesem Moment ertönte das Signal, welches das Ende des Kampfes ankündigte. Keuchend lag Cifer auf dem Boden. Diesmal hatte er verloren. Hayner war der Sieger. Alle Schüler, die um die beiden herum standen, fingen an zu tuscheln. Cifer hatte verloren. Gegen Hayner. Das war etwas Neues für sie. Genau in diesem Moment kam Setzer in die Hände klatschend in die Runde geschritten. "Bavissimo. Das war ein guter Kampf." Jedoch musterte er Cifer mit einem unverkennbaren Blick. Dieser war nämlich schon immer Setzers Lieblingsschüler gewesen und hat sich auch immer was drauf eingebildet, in der Gunst von dem Mann mit den langen silbernen Haaren zu stehen. Cifer schmunzelte und setzte sich auf. Wenn er diese Gunst, und seinen Ruf, behalten wollte, sollte er mehr trainieren. Setzer lächelte wieder und deutete den Anderen an, dass die Stunde für heute zu Ende sei. Alle gingen sich umziehen, so wollte es auch Cifer tun. Er stand auf und wollte gerade zu den Anderen in die Umkleidekabine gehen, als eine Hand ihn an der Schulter packte und aufhielt. Er drehte sich zu seinem Sensei um, der ihn grinsend mit seinen fliederfarbenen Augen musterte. "Du hast anscheinend nicht ganz aufgepasst, Cifer." Er sprach den Namen seines Schülers mit so einer Betonung aus, dass es Cifer wohlig schauderte. "Vielleicht bräuchtest du auch etwas Zusatztraining. Wie wärs wenn du irgendwann einfach länger hier bleibst und zusammen mit mir noch ein wenig trainierst? Ich zeige dir Dinge, von denen du noch nie zuvor gehört hast." Er löste die Hand von seiner Schulter und entfernte sich. Der Blonde stand verdutzt in der Halle, nicht wissend was er dazu sagen sollte. Aber Setzer wollte ihn höchstpersönlich trainieren und zwar ihn ganz allein! So ein Angebot hatte noch keiner von den Anderen bekommen und Cifer würde nicht im Traum dran denken, es nicht anzunehmen. Mit einem breiten Grinsen und mit großer Motivation ging er zurück in die Umkleidekabine und zog sich um und verließ dann als letzter die Halle. Es hatte geregnet. Die Straßen waren nass und mit Pfützen geschmückt. Er sah in eine von ihnen und betrachtete sein Spiegelbild. Auf einmal sah er hinter sich eine weitere Gestalt, die sich ebenfalls in der Pfütze spiegelte. Er drehte sich um. "Na, traust du dich um diese Uhrzeit nicht alleine nach Hause zu gehen und hast wohl deshalb auf mich gewartet was?", begrüßte Cifer Hayner, der anscheinend schon die ganze Zeit hinter ihm herlief. Hayners Miene blieb jedoch ernst. Er musterte Cifer mit einem Blick, der ihm zu verstehen gab, dass er momentan keine dummen Sprüche von ihm hören wollte. Er atmete tief ein. "Sag mal. Wieso hast du mich gewinnen lassen?", fragte der Blonde ernst. Cifer zuckte lächelnd mit den Schultern. "Ich habe dich nicht gewinnen lassen. Ich war heute anscheinend nicht so gut drauf und habe verloren. Freu dich doch über deinen Sieg, so was wird dir nicht noch einmal passieren." Hayner sah ihn skeptisch an. Er konnte ihm nicht ganz glauben, dass dies der Grund war. Wenn Cifer schlecht drauf war, war es normalerweise so, dass seine Kampflust noch um mindestens 25% stieg. Er ignorierte den letzten Satz seines Gegenübers. Seine Gedanken waren schon längst nicht mehr bei Cifer. Nein, Roxas war es, der ihn beschäftigte. Er musste unbedingt mit ihm sprechen. Er musste wissen, was es nun mit ihm und Axel auf sich hatte. Cifer musterte den Blonden, der nun in sich gekehrt auf den Boden starrte. Beide schwiegen. "Er sieht traurig aus", dachte er sich. Die Sonne war mittlerweile untergegangen. Es war still. Nur der Wind gab ein sanftes Geräusch von sich. "Willst du... vielleicht über irgendetwas reden?" Noch bevor er nachgedacht hatte, waren diese Worte auch schon ausgesprochen. Hayner blickte auf. "Ich? Mit dir?" Der abwertende Blick traf Cifer mitten ins Herz. "Wieso nicht?" Er versuchte, ganz normal zu klingen. Hayner sagte gar nichts. Cifers Herz schlug schnell. Vielleicht hatte es ja endlich mal geklappt? Einmal ein freundliches Wort mit ihm zu wechseln? Das, was er seit mehreren Jahren versucht hatte? "Sicher. Damit du dich dann über mich lustig machst?" Die Kälte in Hayners Stimme war nicht zu überhören. "Nein, du-" "Mein Leben geht DICH ja wohl am wenigsten was an!" Eine Mischung aus Wut und Trauer stieg brausend in ihm hoch. Er hatte sich bemüht, ganz normal und freundlich mit ihm zu reden. Und jetzt das. Er ballte eine Faust. Nein. Er durfte jetzt bloß nichts falsches sagen. "Keine Sorge, lachhaft bist du so oder so." Cifer zitterte leicht. Der Kleinere schien dies nicht zu bemerken. "Ach, bin ich das?! Wer hat denn heute verloren, weil er seine Deckung so arg vernachlässigt hat? Du hättest dich sehen müssen. Erbärmlich, wie du dort auf dem Boden saßt." "Ach. Ich bin erbärmlich? Wer rennt denn seinem besten Freund hinterher, weil er zu feige ist, ihm zu sagen, dass er ihn liebt?!" Die Antwort darauf war eine Faust in sein Gesicht. Das war zu viel für Hayner. Er wusste nicht, ob er geschockt sein sollte, dass Cifer dies bemerkt hatte, oder nicht. Er war einfach nur wütend. Es hatte wieder begonnen zu regnen. Cifer, überrascht vom Angriff, sah zu Boden, bevor er langsam an Hayner hinauf sah. Ehe er einen Gedanken gefasst hatte, lag Hayner schon am Boden, während er wütend auf ihn einschlug. Tränen rannten Cifer die Wangen runter, die sich mit dem kühlen Regenwasser vermischten. Sich bewusst werdend, was er gerade Tat, zögerte er einen Moment. Hayner ergriff die Chance und stieß den Größeren von sich, um sich leicht taumelnd zu erheben. Cifer sah auf. In Hayners Augen spiegelte sich keine Wut wieder. Nein. Es war blanker Hass. Der Blonde wischte sich das Blut aus den Mundwinkeln, ehe er sich umdrehte und verschwand. Cifer blieb sitzen. Seine Beine schienen ihm zu schwach, um aufzustehen. Was hatte er nur wieder getan. Wieder war es in einer Schlägerei ausgeartet, wie so häufig schon. Und wieder hatte er den Hass, den Hayner ihm gegenüber empfand, spüren müssen. Es war aussichtslos. Wieso bemühte er sich noch. Hayner wollte ihn nicht in seinem Leben haben. Dabei wäre er so gerne ein Teil davon geworden... Er musste leicht schmunzeln. "Erbärmlich" hatte er Hayner genannt. Erbärmlich, weil er Roxas nachsah. Ein leises Lachen überkam ihn. Ja, es war erbärmlich. Aber war es nicht noch viel erbärmlicher, seinem Erzfeind nachzulaufen? Hosted by Animexx e.V. 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