100 Themes Challenge von CrackpotCity (every day is writing day) ================================================================================ Kapitel 32: #32 [Night] ----------------------- Guten Morgen Mit zunehmender Helligkeit verschwindet dieses erschöpfte, depressive Gefühl und lässt den metallenen Kuckuck im Kopf zu einem armseligen Schmodder schmelzen, der eklig träge an mir runterläuft wie zu flüssiger Wackepudding; salziges Wasser, in dem die Zehen nervös vor sich hin treten und sich noch erkälten werden. Oder auch nicht. Is ja auch egal. Heute war ich mal schlaflos, aber im Gegensatz zu dir hab ich auch garnicht versucht, mich dazu zu bringen, eine ruhige Nacht zu genießen. Nachts kann ich ungestört emo werden, heulen, mich selbst bemitleiden und das Leben verfluchen. Kann mich wenigstens keiner bewerten und beurteilen. Ja, das ist mir peinlich, und? Häuft sich in letzter Zeit. Wird immer schwerer, mich so herzurichten, dass man die verquollenen Augen nicht mehr sieht. "Nachts ist alles anders." War schon immer ne gute Ausrede, nech? Und auf den Alkohol kann man sowieso vieles schieben, ein dankbarer Grund, um sich am nächsten Tag nicht schämen zu müssen. Oder zur Verantwortung gezogen zu werden - das könnte peinlich werden. Im besten Fall. Da ist Klappehalten doch noch die beste Alternative. Klappe halten und den Zustand genießen, Veränderung bedeutet Unsicherheit und das kann ich momentan garnicht gebrauchen. Mann. Was gäb ich drum, nur einmal.. Mittlerweile fast jede Nacht, wenn das so weitergeht, sind wir bald beide zu kaputt, um weiterzumachen. Immer betrunken sein zu müssen, ist auf Dauer echt anstrengend. Das macht uns doch beide fertig, dass musst du doch auch merken. Aber nein, jeden Abend das gleiche Spielchen. Und jede Nacht ist wie immer alles anders. Immer ähnlich, aber eben.. anders. Gott, wie ich das hasse. Ich liebe es, für eine so kurze Zeit und hasse es danach umso mehr, argh! Da sagt man doch, Menschen sind lernfähig! Aber anscheinend bin ich da die große Ausnahme. Fall' immer wieder drauf rein, auf diesen fiesen Cocktail, auf diesen Bastard. Oh Mann. Ich mach das echt nicht mehr lange mit. Und jeden Tag der gleiche Vorsatz. Sag's ihm doch, tu doch was, hast du keine Eier in der Hose oder was? Jaja. Können vor lachen. Dann hab ich halt Schiss, leck mich doch! Lass mich doch. Dann hab ich eben Angst. Vor Veränderung. Tagsüber Kumpels, nachts Sex. Da sieht man nichts, da hört man nichts, das Hirn ist ausgeschaltet. Alkohol und das Wissen, dass man tagsüber nicht damit belästigt wird. Eine knappe Stunde vielleicht. Hitze, Sehnsucht. Meins, meins, meins. Ich will ihn garnicht loslassen, hierbehalten, uns zusammennähen. Aber dann kommt diese kalte Angst, dass er sich losreißt und nicht wieder kommt. Und ich lasse locker, hoffe jedesmal vergeblich, dass er von sich aus liegenbleibt. Nie. Kein einziges Mal. Kein einziges, verficktes Mal. Und das war's dann. Weg ist er, hinterlässt eine Sauerei sondergleichen. Auf dem Bett wie in meinem Kopf. Und beide muss ich alleine aufräumen,.. dieses Arschloch. Gott, das ist nicht zu fassen. Wir sind doch sowas von...! Ach Mann. Nur einmal. Wenn die Sonne kitschig durch die Ritzen in den Fensterläden reinpiekt. Vielleicht ein Muster auf die flauschigen Haare scheckt, wie jetzt auf die Bettdecke. Mit meiner Nase in deinem Nacken, weil ich den Duft mag. Weil der viel intensiver ist, als auf dem Kissenbezug. Und es ist ganz warm, kuschelig, deine Haut so weich und angenehm und ich könnte heulen vor Freude. Stattdessen setze ich dir einen trockenen Kuss in den Nacken, weil ich merke, dass du wach bist. Und du sagst brummig "Guten Morgen", ganz leise und wir bleiben noch ne Weile liegen. Irgendwann macht dann einer Kaffee. Verdammt, Mann. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)