Long way to friendship von Neria (A Marauders Tale) ================================================================================ Kapitel 1: Der Wolf in dir -------------------------- Es war ein wunderschöner Morgen, als sich die Strahlen der gerade aufgehenden Sonne langsam durch einen kleinen, aber gepflegten Garten tasteten. Sie erklommen die rissige Häuserwand, bis sie das Dach erreichten. Nur ein Fenster war hier eingelassen. Ein alter, löchriger Vorhang hielt das Licht mehr schlecht als recht aus dem dahinter liegenden Raum heraus. Es sickerte durch die Löcher und fiel auf das Gesicht eines elfjährigen Jungen. Er blinzelte und setzte sich in seinem Bett auf. Das lange, braune Haar fiel ihm ins Gesicht und verdeckte teilweise die Narben, die sein Antlitz überzogen. Lange hatte er schon wach gelegen und gegrübelt. Doch, obwohl er die halbe Nacht damit zugebracht hatte, war er zu keinem Ergebnis gekommen. Remus schaute sich in seinem kleinen Zimmer um, es würde einige Monate dauern, bis er wieder hier wäre. Heute, am ersten September 1971 war der Tag gekommen: Endlich würde er nach Hogwarts fahren. Lange Zeit war die Schule für ihn nur ein Traum gewesen, doch nun sollte es Wirklichkeit werden. Das Glück, welches ihm zuteil wurde, konnte er jetzt genauso wenig fassen, wie in dem Moment, als er den Brief bekommen hatte. Nie im Leben hätte er daran geglaubt, dass man jemanden wie ihn auf eine Schule gehen lassen würde. Doch der Schulleiter sah keinen Grund, warum er nicht kommen sollte, solange man gewisse Vorkehrungen traf. Das Gefühl glücklich zu sein, war Remus lange Zeit fremd gewesen. Viel hatte er erleiden müssen, seit jenem schicksalhaften Tag…Er versuchte den Gedanken fortzuwischen. Jetzt nicht daran denken. Er musste stark sein. Stark sein für seine Mutter. Seitdem sein Vater gestorben war…Seine Qualen musste er alleine überstehen, denn er wollte die Trauer und Verzweiflung, die er in den Augen seiner Mutter sah, nicht noch vergrößern. Die Narben kamen schließlich nicht von ungefähr…Jetzt reichts!, schalt er sich selbst. Genug davon. Nicht über deine „Krankheit“ nachdenken. Remus war glücklich gewesen, seit er den Brief in den Händen gehalten hatte. Luftsprünge hätte er machen können, vor Freude. Doch in der letzten Nacht, hatte sich ein anderes Gefühl unter das Glück gemischt. Angst…Immer kommt sie des Nachts und schleicht sich in die Träume. Schweißgebadet war er aufgewacht und konnte daraufhin nicht mehr einschlafen. Zu viele Fragen, die er verdrängt hatte, manifestierten sich in seinen Träumen zu Schreckensbildern. Was, wenn er jemanden verletzte oder gar tötete? Natürlich wurde alles auf seine Ankunft vorbereitet, so dass er keinen Schaden anrichten kann. Doch durch seine Albträume wurde ihm bewusst, was für ein Risiko er für die anderen Bewohner des Schlosses darstellte. Egal ob Lehrer oder Schüler. Er war gefährlich, dass wusste er. Da er aber den Kontakt zu anderen Menschen mied, war ihm das nie so sehr bewusst geworden. In der Stille der Nacht jedoch, war die Angst in ihm aufgekeimt und schnürte ihm die Kehle zu. Sogar mit dem Gedanken, die Reise nicht anzutreten und hier zu bleiben, hatte er gespielt. Doch das konnte er nicht. Noch länger so isoliert und abgeschieden von jeglichen Menschen, abgesehen von seiner Mutter, würde ihn irgendwann verrückt werden lassen. Er hatte seine Angst verdrängt, auch wenn er wusste, dass sie immer noch vorhaben war, dachte er nicht mehr daran. Andere Dinge kamen ihm in den Sinn. Er würde wieder unter Gleichaltrigen sein und vielleicht auch Freunde finden. Es würde sicher nicht einfach werden. Trotzdem wollte er nicht mehr so allein sein. Er hasste es, auch wenn es nötig war. Darüber, dass er seine Mutter alleine hier zurückließ, wollte er auf keinen Fall nachdenken. „Remus! Das Frühstück ist fertig. Komm steh endlich auf!“, rief seine Mutter aus dem Erdgeschoss. Er stand auf und zog sich an. Bevor er herunterging, schauter noch in den Spiegel. Remus fand, dass er, von den Narben abgesehen, wie ein ganz normaler Junge aussah. Ja, dachte er, ich muss den Wolf in mir einfach besiegen. Dann verließ er das Zimmer mitsamt seinem Koffer und ging, um ein letztes Mal mit seiner Mutter zu frühstücken. Während des Frühstücks beobachtete diese ihn besorgt. Doch er ignorierte es und aß weiter, als wäre nichts, bis sie sich ihrem Frühstück zuwandte. Als sie fertig waren, erhob sich seine Mutter und ging in ihre Zimmer, um sich umzuziehen. Remus genoss die Stille um ihn herum. So abgeschieden wie sie lebten, verirrte sich selten ein Lebewesen hierher. Selbst die Tiere mieden die Gegend, denn er war ihnen nicht geheuer, obwohl er nur für Menschen gefährlich war. Er wusste warum seine Mutter besorgt war. Sie wollte ihn hier behalten, unter ihrem Schutz. Obwohl sie wusste, dass sie ihn erstickte mit ihrer Fürsorge. Er würde endlich ein Mensch sein können, der er trotzdem immer noch war. Als er seine Mutter kommen hörte, erhob er sich und zog seine Jacke an. Dann verließen sie das Haus und machten sich schweigend auf den langen Weg zum Bahnhof. Kapitel 2: Chaot wie eh und je ------------------------------ Am selben Morgen, nur etwas weiter entfernt und etwas später, erwachte ebenfalls ein elfjähriger Junge. Sein schwarzes Haar stand in alle Himmelrichtungen ab, obwohl es nicht allzu lang war. Verschlafen sah sich James aus müden Augen um. Er nahm alles verschwommen war, bis er sich darauf besann, seine Brille aufzusetzen. Gähnend setzte er sich langsam auf und schwang die Beine aus dem Bett. Er fuhr sich durchs Haar und sein Blick fiel auf seinen Wecker, der auf dem Nachtisch stand. Wie elektrisiert sprang er auf, denn es war bereits 10:10 am Morgen. „Scheiße, scheiße, scheiße!“, rief er. Als er aus seinem Zimmer stürmte, fiel er fast über seinen, noch nicht eingeräumten Koffer. Am Schlafzimmer seiner Eltern angekommen, bollerte er gegen die Tür. Sein Vater erschien zerzaust und im Morgenmantel und fragte: „Was machst du denn für ein Theater am frühen Morgen? Muss das sein?“. „Verdammt, wir haben verschlafen!“, rief James aufgebracht. Charles Potter schaute gähnend auf seine Armbanduhr und schaute seinen Sohn dann fragend an: „So spät, ist es doch noch nicht. Wenn du deinen Koffer schon gestern gepackt hast, wie ich es dir gesagt hab, dann schaffen wir das doch noch. Du hast ihn doch gestern gepackt, oder?“. James wich dem Blick seinen Vaters aus und stammelte: „Na…natürlich hab ich das gemacht.“. „Na, dann sollte es ja kein Problem sein, dass du in 10 Minuten fertig und zur Abfahrt bereit bist.“, meinte Charles schmunzelnd. Hastig rannte sein Sohn in sein Zimmer zurück und öffnete seinen Kleiderschrank. Wahllos riss er seine Klamotten heraus und warf sie in den Koffer. Bücher, Federn und sein Kessel flogen hinterher. Als alles im Koffer war, ging dieser natürlich nicht mehr zu. So sehr James sich auch anstrengte, der Deckel ließ sich nicht schließen. Kurz vor dem Nervenzusammenbruch, setzte er sich auf den Boden. Sein Blick schweifte durchs Zimmer und blieb am Eulenkäfig hängen, der leer am Fenster stand. „Oh, Mist. Jetzt ist Merlin auch noch unterwegs. Ich wollte ihn doch gestern Abend einsperren.“, schimpfte er. In diesem Moment betrat seine Mutter Patricia sein Zimmer. Grinsend schaute sie auf das Chaos im Koffer und das kleine Häufchen Elend das ihr Sohn darstellte. „Mein armer Schatz. Ich ordne dir das.“, tröstete sie ihn und schnippte mit ihrem Zauberstab. Sofort ordnete sich der Inhalt des Koffers. Seine Kleidung legte sich von selbst zusammen und seine Bücher stapelten sich. Nachdem dies passiert war, klappte seine Mutter den Deckel zu und schloss den Koffer. Dankbar sah James sie an. „Du warst meine Rettung, Mom. Aber was ist mir Merlin? Ich hab vergessen ihn gestern einzuschließen und jetzt ist er immer noch auf der Jagd.“, sagte er beschämt. Patricia strich ihm durchs Haar und antwortete: „Mach dir keine Sorgen. Ich schick ihn dir hinterher, sobald er wieder da ist. Dann nimmst du eben solange den leeren Käfig mit. Nun steh auf, du musst los. Dein Vater appariert mit dir nach Kings Cross.“ James erhob sich, nahm seinen Koffer und den Käfig und ging damit die Treppe hinunter. Sein Vater wartet schon auf ihn, natürlich in Mugglesachen. „Alles klar bei dir? Hast du alles?“, fragte er. Nickend gab James den Koffer an ihn und klemmte sich den Eulenkäfig unter den Arm. Nachdem er sich von seiner Mutter verabschiedet hatte, nahm Charles ihn am Arm und wollte gerade mit dem Apparieren beginnen, als James „Stopp!“ rief. Er löste sich von seinem Vater und sprintete die Treppen hinauf. Sein Vater schaute seine Mutter mit hochgezogener Augenbraue an, doch diese zog nur seufzend die Schultern hoch. James erschien kurz darauf wieder an der Treppe und ging außer Atem zu seinem Vater. „Was hast du diesmal vergessen?“, fragte er seinen Sohn. „Meinen….meinen…Zauber…Zauberstab.“, keuchte dieser. Lachend wuschelte ihm seine Mutter durchs Haar: „Du bist und bleibst ein Chaot, James.“. Grinsend ging James erneut zu seinem Vater und die beiden apparierten. Patricia hoffte, dass er nicht noch mal zurückkommen musste. Lächelnd begann sie, dass Frühstück zu machen und fand James Paket, mit seinem Essen. „Oh, nein!“, seufzte sie. Dann muss er sein Essen wohl kaufen, dachte sie sich und fragte sich, was das wohl noch werden soll. Kapitel 3: Das fürnehme und gar alte Haus ----------------------------------------- Als James erschrocken aus seinem Bett sprang, saß der Junge im Grimmauldplatz 12 schon lange auf dem seinen und rührte sich nicht. Die langen, schwarzen Haare hatte Sirius zusammengebunden, damit sie ihm nicht immer ins Gesicht fielen. Lange saß er so, bis er sich seufzend erhob und ans Fenster ging. Sein Koffer war gepackt und er wartete nur noch darauf, dass er hier endlich weg kam. Er hörte seinen Bruder im Nebenzimmer rumoren. Er würde wahrscheinlich wieder ein Theater wie gestern machen. Regulus wollte nicht verstehen, warum er nicht nach Hogwarts durfte. Er wollte unbedingt zur Schule, um seinen Eltern stolz zu machen. Das war nicht grad der Grund, weswegen Sirius sich so sehr nach der Schule sehnte. Er musste raus hier, weg von allem. Ihm war es egal, wohin, Hauptsache er konnte seinen Eltern entfliehen. Zum Frühstück hätte er gehen sollen, doch er hatte es nicht getan. Dreimal war der Hauself bei ihm gewesen und hatte ihm die Bitte, nein den Befehl, seiner Eltern überbracht. Sirius jedoch hatte vorsorglich die Tür verschlossen und es ignoriert. Das würde sicher noch Ärger geben, wenn er nachher runter ging, doch eigentlich war es ihm egal. Rebellisch war er nun mal immer gewesen. Wenn seine Mutter wüsste, welchen Wunsch er hegte, dann würde sie ihn wahrscheinlich umbringen. Der Gedanke war es, der ihn schon die ganze Zeit umtrieb. Sirius, geboren im „fürnehmen und gar alten Haus der Blacks“ wollte nicht nach Slytherin. Seine Eltern waren in diesem Haus gewesen. Fast seine gesamte Familie war dort gewesen und man war sehr stolz drauf. Wie er es hasste. All diesen Blödsinn, von wegen Reinblut und alte Familien. Ich könnte kotzen, dachte er. Was interessiert mich der Stammbaum. Ob ich jemanden mag oder nicht, liegt sicher nicht an seinem Stammbaum. Er hatte es noch nie verstanden. Schon als er klein war, hatte er seine Mutter dafür gehasst, dass sie ihm einbläute nicht mit den Muggelkindern zu spielen. Als sie ihn doch einmal dabei erwischte, schlug sie ihn. Seit diesem Tag hasste Sirius die ganze Bagage von arroganten und reinblütigen Zauberern, die glaubte besser zu sein, als der Rest. Ja, er hasste sich selber aus einem alten und durch und durch reinblütigen Haus zu kommen. Doch hier verstand ihn ja sowieso niemand. Nur Andromeda, seine Cousine, vertrat dieselben Ansichten wie er. Ihr machte es nichts aus, dass viele ihrer Freunde keine Reinblüter waren, sondern Muggelstämmige und Halbblüter. Sie war ja auch die einzige, die nach Gryffindor gekommen war. Ihre Schwester Bellatrix war eine Slytherin. Was anderes hätte auch nicht zu ihre gepasst und die jüngste der drei Schwester, Narcissa, würde sicher auch nach Slytherin wollen. Sie vergötterte Bella und wird es ihr sicher nachmachen. Sirius schaute auf seine Uhr und stellte mit Freude fest, dass es Zeit war zu gehen. Er nahm seinen Koffer, schloss die Tür auf und ging ins Erdgeschoss. Er holte noch einmal tief Luft und öffnete die Tür zur Eingangshalle. Dort standen sie, alle versammelt. Sein Bruder, der ihm so ähnlich sah, mit verweinten Augen und triefender Nase, an der Hand seiner Mutter. Groß und mit langem, glänzendem, schwarzen Haar, musterte sie ihn kühl. Sein Vater, wie immer mit strenger Miene, schaute auf ihn herab, wie auf einen räudigen Hund. „Mein Abschiedskomitee, wie nett.“, sagte Sirius sarkastisch. „Werd nicht frech!“, fuhr ihn sein Vater an Doch seine Mutter hob die Hand, um ihn zum Schweigen zu bringe. „Du warst nicht beim Frühstück. Warum?“, fragte sie ihn. Sirius zog eine Augenbraue hoch und antwortete in lässigem Tonfall: „Ach, weißt du, ich wollte den traurigen Abschied nicht schon am Frühstückstisch beginnen.“. Seine Art zu antworten missfiel seiner Mutter sichtlich, doch sie überging es. „Nun denn“, begann sie gereizt, „ du kannst gehen. Aber ich warne dich. Benimm dich wie es sich für einen Black und Slytherin gebührt. Mach uns ja keine Schande.“. „Mit dem größten Vergnügen. Auf wieder sehen. Mutter. Vater. Regulus.“, sprach er, während er sich spöttisch verbeugte. Er öffnete die Tür und ging hinaus. Bevor er die Tür hinter sich zuzog, drehte er sich nochmals um. „In den Sommerferien bin ich zurück. In Gold und Rot.“, sagte er zum Abschied und schnell schloss er die Tür. Hinter ihm ertönten ein Knall und ein gedämpfter Schrei. Seine Mutter hatte den Schirmständer nach ihm geworfen. Grinsend machte er sich allein auf den Weg zum Bahnhof. Das Leben konnte ja nur besser werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)