Reich & Schön ! von thelastbird (Haussklaven haben es nicht leicht . [ Zorro x Sanji. ]) ================================================================================ Kapitel 2: Big plans, small boy. -------------------------------- ~ Reich und Schön! ~ N0. 3 – Big plans, small boy. Der folgende Morgen begann für mich... nass. Ziemlich nass. Ich erwachte mit verklebten Augen, die ich selbst nach einer Minute nicht wirklich öffnen konnte. Bis ich begriffen hatte das ich mir mal ordentlich über die Augen fahren musste, damit ich wieder etwas erkennen konnte, hatte ich mich schon ziemlich in Panik durch den Raum bewegt und hatte mit den Kopf am Türrahmen angeschlagen. Wunderbar. Als ich mich, von meiner eigenen Blödheit genervt, nochmal ins Bett werfen wollte, stellte ich fest, das mein Kissen vollkommen durchtränkt war. Ich starrte einige Zeit vollkommen verwirrt auf meine Schlafunterlage, bevor mir klar war, was hier passiert war. Ich hatte gesabbert. Oh Gott, wie alt war ich noch mal? Das war doch ein eindeutiges Anzeichen für Altersschwäche, oder etwa nicht? Mit einem wütenden Murmeln war ich das Kissen in eine Ecke meines Schlafzimmers und drückte mein zerknautsches Gesicht in die Matratze unter mir. Ich hatte absolut keine Lust aufzustehen, aber dann dachte ich an meine gammelnde Bude – langsam roch ich sie auch – und vor allem daran, das ich mich körperlich eigentlich besser fühlte. Das Fieber musste gesunken sein. Fast ein Wunder bei der Tatsache, das ich noch nicht sonderlich viel dafür getan hatte das es mir besser ging. Ich rollte mich aus dem Bett, landete etwas unsanft auf dem Boden und richtete mich grummelnd auf. Arme und Beine fühlten sich noch reichlich steif an, waren aber doch soweit beweglich, das ich das Zimmer verlassen und mich im Spiegel betrachten konnte. Abgesehen von dem Sabberstreifen der sich über meine Wange erstreckte sah ich umgänglich aus. Noch ein wenig müde und auch noch ein wenig krank, aber bei Weitem nicht mehr so schlimm wie in den letzten Tagen. Ich hatte ein Wunder gebraucht und Gott hatte mich erhört. Toll. Jetzt würde ich für ein göttliches Gewitter beten, das Sanji mit einem Blitz erschlagen würde. Ja, das würde ich tun, sobald ich fertig war mit aufräumen. Man konnte keinen Schritt tun ohne in irgendwas zu treten, außerdem war die Aktion gestern ziemlich peinlich gewesen und sollte nicht wiederholt werden. Ich begann, nachdem ich mich in meine gemütlichen Klamotten gekleidet hatte, Teller und Besteck in die Spüle zu räumen, die Fenster zu öffnen und den Müll in einen Müllsack zu stecken, da ich fürchtete das mein kleiner Mülleimer das nicht mehr packen würde. Es dauerte seine Zeit bis ich alles erledigt hatte und zugegebenermaßen fühlte ich mich danach ziemlich erschlagen. Als ich aber mein Wunderwerk mit angeschwollener Brust betrachtete, musste ich mir selber eingestehen das sich der Schweiß gelohnt hatte. Okay, geleckt wars jetzt auch nicht. Aber zumindest war der Müll weg und die dreckigen Teller standen da, wo sie hingehörten. Nämlich in der Spüle, zum abwaschen bereit. Ich fuhr mir durch die Haare, betrachtete nachdenklich die Medikamente die ich ordentlich auf meinem Beistelltisch aufgereiht hatte und schnappte mir zwei der Packungen, um die darin enthaltenen Tabletten brav zu schlucken. Ich fühlte mich zwar deutlich besser, doch ich wollte ja nicht das dieses Zustand wieder nach ließ. Diese Mittelchen hielten was sie versprachen. Ich schlenderte in die Küche, betrachtete unschlüssig die Spüle und schüttelte dann den Kopf. Es müsste gemacht werden, das wusste ich nur zu gut. Irgendwann würde sich auf dem Kartoffelresten ein eigenes Ökosystem entwickeln. Und dann würden Riesenschaben meine Wohnung übernehmen. Oder so. In dem Moment, wo ich mich schließlich doch dazu durchrang, heißes Wasser ins Becken zu lassen, klingelte es an der Tür. So oft wie die Klingel in den letzten Tagen benutzt worden war würde sie bald einen ernsthaften Schaden davon tragen. Ich freute mich irgendwie, weil ich jetzt doch nicht zum Spülen kommen würde. Vielleicht war das ja Frankie, der ein wenig Leben in die Bude bringen würde. Ja, mit Frankie sollte er wirklich mal wieder einen ordentlichen Männerabend machen. Es war lange her gewesen das ich dazu gekommen war, irgendwo etwas trinken zu gehen. Ich hatte schon lange nicht mehr Gesellschaft genossen. Ich zog die Tür auf und betätigte unten den Knopf, damit jeder der vor der Haustür stand hinein kommen konnte. Ich lauschte in den Gang hinunter, konnte aber erst nichts hören. Ich wollte mich schon mit einem Schulterzucken abwenden – ich vermutete einen Klingelstreich – als ein ohrenbetäubender, schriller Schrei an mein Ohr rang und mein Trommelfell auf das heftigste vibrieren ließ. „LORENOR EBRAHIM ZORRO!“ Das sie meinen Zweitnamen wusste war schlimm genug. Nur wenige wahrlich auserwählte Personen kannten ihn – und diese auserwählten Personen waren meine Eltern. Wie sie ihn heraus bekommen hatte? Mein Personalausweis war mir aus der Tasche gefallen als ich einmal betrunken gewesen war, und wie immer hatten ihre Rabenfinger alles im eisernen Griff gehabt. Was also erlaubte sich diese Schnepfe, meinen best gehütetes Geheimnis quer durch den Hausflur zu brüllen?! Ich blieb wie angewurzelt stehen, kniff die Augen zusammen und betete, dass das gerade eine akustische Fata Morgana gewesen war. Doch die darauf folgenden trampelnden Schritte ließen keinen Trugschluss zu. Da näherte sich Nami, die Rächerin der Reichen und Machtvollen, Besitzerin von zu viel Geld und zu viel Geiz. Selbst ein schneller Stoßgebet zum Himmel konnte mich vor dem nahenden Tod in Minirock und Top nicht retten. Sie stand im Türrahmen, ihre Augen blitzten aggressiv, ihr Mund war zu einem schmalen Streifen zusammen gepresst und ich glaubte einen gewissen rasselnden Atem hören zu können. Gleich kam der berühmte Satz. Luke, ich bin dein Vater. Dann würde ich eine Hand verlieren und in den Tod stürzen. Obwohl das noch ein angenehmer Tod war im Gegensatz zu dem, was nun folgen würde. „Wie KANNST du es wagen, meine 5 NACHRICHTEN einfach zu ignorieren?“ Ich stand diesem Teufelsweib fassungslos gegenüber. Ich konnte nichts weiter tun als vollkommen hilflos mit den Schultern zu zucken. Sie machte mir keine Angst, nein. Aber ich wusste, das wenn sie so in Rage war, man sie besser nicht noch weiter reizen sollte. Sonst verlor man nämlich mehr als nur ein paar Finger oder den Fuß. Dann verlor man ganz schnell die Männlichkeit. „Ich kanns einfach nicht glauben! Da leihe ich dir 100 Mücken, und was passiert? Du schmeißt das Geld zum Fenster heraus und kannst es mir nicht mal mehr zurück zahlen! Das ist doch ..“ Sie wütete noch ein paar Sätze weiter, doch ich hatte zu viel damit zu tun mein Mobiliar zu retten als ihr zu zuhören. „... und du weißt anscheinend nicht mal was du sagen kannst, das du die ganze Zeit nur sinnlos durch die Bude hetzt!“ Ich richtete mich auf seufzte. „Ich wüsste schon was. Aber ich habe zu viel Angst vor deinen.. schnellen Händen.“ Sie musterte mich wütend. „Dann sag was, Idiot.“ Schluck. Ich sollte auf meine Zunge achten. „Es tut mir Leid, okay? Ich... hab das Geld momentan eben nicht. Ich würds dir ja zurück zahlen, ehrlich. Aber ich kann nicht.“ Ich konnte kein Mitleid erwarten, aber zumindest so etwas wie ein bisschen Akzeptanz hätte ich schon gern gesehen. Doch es kam nichts dergleichen. Nur ein abwesender Blick durch die Wohnung. „Noch nicht mal irgendwas wertvolles hast du hier. Der Schrott lässt sich sicher nicht zu Geld machen.“ Mal ganz abgesehen davon, das ich Nami sicher keins meiner Möbel gegeben hätte, war ich über diese abwertende Meinung über meine Raumausstattung doch ein wenig beleidigt. „Du darfst jetzt gehen.“, teilte ich mit, doch natürlich überging sie auch diesen Satz, ohne mit der Wimper zu zucken. „Na ja, gut. Werde ich mich eben noch was gedulden müssen.“ Huch? Ich stockte, hob die Augenbrauen und betrachtete die Selfmade-Millionärin verunsichert. Wollte die mich jetzt auch zum Haussklaven machen? „Ich bin ja nicht nur wegen dir hier.“ Okay, das war gruselig. Was konnte Nami dem Geizhals wichtiger sein als ihr Geld?! Mir fiel akut nichts ein, aber als sie dann schließlich nach einer langen Kunstpause mit der Sprache raus rückte, konnte ich nichts anderes tun als die Hände auf mein Gesicht zu legen und laut auf zu stöhnen. Wieso war ich da nicht gleich drauf gekommen? „Ich hab gehört, jemand Neues ist bei dir ins Haus eingezogen?!“ Ein fuchsiges Grinsen legte sich auf ihre Gesichtszüge, ihre Augen glitzerten gefährlich. Ich schnaufte, dann nickte ich langsam. „Sanji Mutusava. Ja. Der wohnt seit.. wenigen Tagen hier.“ Ein neugieriges Nicken von ihrer Seite, dann schien sie meine Gesichtszüge genau zu mustern. „Sag mal.. du hast anscheinend keine Ahnung, wer er ist, oder?“ Ich runzelte die Stirn. „Doch, sein Name ist Sanji Mutusava, er wohnt ein paar Stockwerke über mir in einem großen Apartment, scheint viel Geld zu haben und ist mit Abstand – sogar dich hat er abgeschlagen – das nervigste, eitelste und wahnsinnigste Wesen das ich bisher kennen lernen durfte.“ Nami verdrehte die Augen. „Davon rede ich nicht, Idiot. Ich frage dich, ob du weißt, wer er IST.“ Wollte die mich verarschen? Spielten wir 'Wer ist es'? Das war ein unangefochtenes Talent von Frauen. Sie stellten einen vollkommen unvollendeten Satz in den Raum, der den Mann zum raten animieren sollte. Aber Männer haben keinen Spaß an solchen Spielereien. „Sags halt.“ knurrte ich, während ich mich auf mein Sofa fallen ließ und sie sich ungefragt neben mich setzte. „Das glaubst du mir wahrscheinlich eh nicht, wenn ich es dir sage. Deswegen... zeige ich es dir.“ Aus der Umhängetasche die sie dabei hatte zog sie ein Heft. Es sah aus wie eine Modezeitschrift oder ein Hochglanzblättchen. Nett verpackt, vorne eine hübsche Frau drauf mit schicken Klamotten in einer unverschämt erotischen Pose. Ich nickte eher verwirrt. „Ja. Schön. Hast du dir ja super die Gala gekauft. Soll ich jetzt klatschen?“ Wieder verdrehte sie die Augen. „Halt die Klappe und mach die Augen auf, Flachzange.“ Sie schlug das Heft auf, wühlte wenige Sekunden lang darin herum, dann schien sie das gefunden zu haben was sie gesucht hatte und hielt mir voller Stolz Seite 26 unter die Nase. Und ich muss zugeben, eine gute Minute kam ich nicht aus dem Staunen heraus. Es war eine zweiseitige Werbeanzeige. Ein Sofa, schwarz, schick, fast extravagant. Darauf ein Mann. Und ich wette, da kommt jetzt keiner drauf, wer da genau auf dem Sofa saß. Aber nochmal für die geistig ein wenig Langsameren – auf dem Sofa saß Sanji Mutusava. Die Beine waren gespreizt, seine Haare gewollt zerstrubbelt und wild. In seinen Augen lag ein gewisser Glanz, ein Verlangen, das ich nicht so richtig erklären konnte, weil ich es noch nie gesehen hatte. In einer Hand hielt er eine brennende Zigarette, die Andere lag locker ausgestreckt auf der Rückenlehne. Schwarze Hose, weißes Hemd, oben ein Stück offen. Meine Kinnlade klappte nach unten. Weit nach unten. Nami hatte wohl ihr Ziel erreicht, sie grinste siegessicher und zog mir das Heft unter der Nase weg. Sie glaubte wohl, das ich genug dran geschnuppert hatte. Sie betrachtete mich, dann seufzte sie. „Wieso bist du so überrascht? Sieht er in Natura so schlecht aus?“ Ich zuckte, immer noch recht konfus, mit den Schultern. „Keine Ahnung.“ gab ich von mir und Nami wertete das offensichtlich aus nein, denn sie sprang mit einem Glitzern in den Augen auf. „Ich hab von ein paar Kollegen erfahren, das er genau hier her zieht. Der muss sicherlich unglaublich viel Geld haben, seine Fotos sind momentan ein absoluter Geheimtipp in der Szene!“ Ich nickte wieder langsam. Das waren zu viele Infos auf einmal für mein müdes Gehirn. „Ich werd gleich einfach mal hochgehen und mich vorstellen. Als.. Nachbarin oder so. Irgendwie muss ich ja an ihn ran kommen. Dann spiele ich ein bisschen mit meinen Reizen, und schon hab ich ihn an der Angel. Es gehen Gerüchte um, das er ein echter Hengst im Bett ist! Und das würde ich gern am eigenen Leib erfahren, wenn du verstehst was ich meine.“ Na ja, ich war ja kein Vollidiot. Ich konnte mir schon denken, das vor allem das Geld das der Kerl wahrscheinlich besaß sie unglaublich scharf machte. Moment. Da passte was nicht. Ich brauchte ein bisschen, bis ich begriff, was. „Und wieso wohnt er dann in diesen Hochhaus, wenn er so viel Geld hat?“ Das war eine berechtigte Frage, wie ich fand. Oben waren die Wohnungen zwar groß und geräumig, aber das Haus im Ganzen war ziemlich versifft und alt. Aber auch diese Anmerkung laberte sie in Grund und Boden. Frau halt. Ich wusste schon, wieso ich allein wohnte. „Ist doch total klar! Er setzt eben auf Understatement. Er protzt nicht mit seinem Geld, er lebt lieber bescheiden und zurück gezogen, wie alle guten Künstler eben.“ Waren Models denn Künstler? Ich stellte mir unter einem zurück gezogenen Kreativen eigentlich etwas anderes vor als Sanji. Aber wenn Nami das sagte, würde das auch so stimmen. Sie hatte immer Recht, selbst wenn sie log. Immer noch vollkommen überfordert zuckte ich mit den Schultern und sah zu ihr auf. „Dann geh halt zu ihm. Ist mir Recht. Ich wünsch dir viel Spaß mit der Nervensäge.“ Sie runzelte die Stirn. „Magst du ihn nicht, weil er mehr Erfolg hat als du?“ fragte sie mit einem fiesen Grinsen. Gott, bis vor wenigen Sekunden hatte ich nicht mal was von seinem Erfolg gewusst! Nami war einfach ein wunderbares Bild einer Frau. Sie bediente ohne große Probleme alle Vorurteile. „Laber keinen Müll. Ich mag ihn nicht, weil er total.. durchgeknallt ist.“ Sie nickte nur vielsagend, dann drehte sie sich um und sagte in einem Singsang – Ton : „Mach was du willst. Ich bin weg. Aber..“ Sie drehte sich um „.. ich WILL mein Geld!“ Mit diesen Worten trat sie in den Flur und knallte geräuschvoll die Tür hinter sich zu. Sie kam wie ein Wirbelwind und sie ging wie einer. Nami eben. Ich beschloss, nicht weiter über diesen ganzen Unsinn nach zu denken und mir meinen letzten wirklichen freien Tag noch mal ein wenig gemütlich zu machen. Ich hatte gerade damit begonnen mir ein richtig leckeres Frühstück zu machen, als mir etwas recht wichtiges einfiel. Es kam mir in den Sinn, als ich den Käse schnitt, mit dem ich kurz danach meine Brotscheibe belegte. Mir ging es wieder gut. Die Tabletten schlugen gut an, obwohl ich sie nicht wirklich regelmäßig nahm, mein Fieber war verschwunden, nur eine Triefnase und eine leicht mattes Gefühl waren geblieben. Ich glaubte, das fiel unter 'besser gehen', und somit bestand die Gefahr, das Sanji jeden Moment durch die Tür marschieren und mich zum arbeiten schicken würde. Wie so ein richtiger Sklaventreiber. Mit Peitsche und so. Los Zorro, lauf! Die Steine für meine Grabstätte schleppen sich nicht von allein. Ich schob mir das Brot in den Mund und focht einen inneren Kampf mit meinem Schweinehund aus, der einfach zu faul und zu eingebildet war um zu dem Blondschopf zu gehen. Aber mein Gewissen belehrte mich wie sooft, das mir keine Wahl blieb. Wenn ich nicht zu ihn ging, würde er kommen. Und dann war der Anwalt nicht weit. Das wollte ich echt nicht riskieren. Meine bisher noch weiße Weste sollte nicht beschmutzt werden. Nachdem ich das Brot aufgegessen, den Kaffee aufgesetzt und auch getrunken hatte, entschloss ich mich gegen das schmerzhafte Jaulen meines Schweinehundes, hinauf zu gehen und mich brav zum Dienst zu melden. Ich sah an mir herunter. Ich hatte keine Ahnung was mich erwartete viel mir auf, also wusste ich auch nicht was ich anziehen sollte. Unschlüssig trat ich an meinen Kleiderschrank im Schlafzimmer, machte ihn auf und betrachtete die Kleidung, die sich darin befand. Ich besaß nicht wirklich etwas für besondere Anlässe. Meistens hatte ich dann eine gut Jeans und ein gebügeltes Hemd angehabt, das hatte an mir zumindest ansatzweise edel ausgesehen. Ich beschloss, dasselbe heute auch zu tun. Ich wollte es mir nicht direkt eingestehen, aber die Tatsache das dieser Kerl so unverschämt gut aussah kratzte schon irgendwie an meinem Ego. Wie sah das denn auch aus? Der kleine, hässliche Kerl arbeitet beim schönen Model. Ich sollte mich umbenennen. Igor wär der perfekte Name für mich. In mein sauberes weißes Hemd und meine schicke Bluejeans gekleidet fühlte ich mich gleich einen ticken wohler. Ich krempelte die Ärmel hoch und nickte mir im Spiegel ein wenig unsicher entgegen. Das würde schon klappen. Sicher war ich mir zwar nicht, aber man konnte ja jetzt auch nichts mehr an dem Umstand ändern. Ich schnappte mir meinen Schlüssel, betrachtete ihn wenige Sekunden unsicher, dann kniff ich die Augen zusammen um mich zu sammeln. Du schaffst das, Lorenor Zorro! Ich verließ die Wohnung, auch wenn mein Gefühl mir sagte das ich sofort umkehren und unter meiner Bettdecke verschwinden sollte. Aber das würde ich nicht tun. Ich war ein Mann, und ein Mann hatte kein Problem damit dem quasi neu eingezogenen Rivalen die Stirn zu bieten. Obwohl, davon konnte nun wirklich nicht die Rede sein. Ich würde für ihn arbeiten. Das war eher ein unterwürfiger Akt. Scheiße, das würde der Pisser irgendwann zurück bekommen. Leise murmelnd und mit jeder Menge Anschlagsgedanken im Kopf betrat ich den Fahrstuhl. Erst als sich die Türen hinter mir schlossen und ich die vielen Knöpfe und Schalter betrachtete viel mir ein, das ich gar nicht so genau wusste in welches Stockwerk ich eigentlich musste. Super. Das hatten sie ja toll hin bekommen. Meine Laune sank ein weiteres Mal ein gutes Stück und ich beschloss grimmig, mich durch die Stockwerke zu kämpfen und überall mal genau nach zu sehen. Und wenn ich seine Bude nicht fand, hatte ich wenigstens eine Ausrede. Ich wusste das im 10. Stock die großen Wohnungen anfingen und bis sich in den 14. erstreckten. 4 Stockwerke also mit jeweils ungefähr 5 Wohnungen. Das war noch absolut vertretbar, und so drückte ich den Knopf zum 10. Stockwerk und lehnte mich an die kühle Fahrstuhlwand. Nami hatte sicher auch nach seiner Wohnung suchen müssen. Stellte sich natürlich die Frage, ob sie dazu überhaupt Lust gehabt hatte und ob sie seine Wohnung gefunden hatte. Es gab mir ein gewisses warmes Gefühl im Magen, den beiden die Tour zu vermasseln. Sollten Namis Wünsche tatsächlich umgesetzt worden sein, würde er sie gleich aus einer recht intimen Situation klingeln. Und verdammt, dieser Gedanke trieb ihm tatsächlich ein Grinsen ins Gesicht. Ding! Die Türen ging auf und ich trat vorsichtig in den Flur. Doch die kleinen Klingelschilder im Flur trugen alle nicht den Namen Mutusava. Also wieder zurück in den Aufzug, eine Etage höher. Ich stellte mit vor meinem inneren Auge das wütend verzerrte Gesicht Namis vor und musste grinsen. Im 11. Stock wurde ich dann schließlich fündig. Es war recht offensichtlich das er hier wohnte; wer sollst sollte im Flur Umzugskisten stapeln, die offensichtlich noch keinen rechten Platz gefunden hatten? Die vorletzte Tür auf der linken Seite wars, und ich stand schon davor, die Hand zum Klingelknopf erhoben. Er war nur noch wenige Millimeter entfernt, doch kurz bevor ich meine Bewegung beenden konnte, kurz bevor das verhängnisvolle Schellen durch Sanjis Wohnung hallen konnte, stockte ich. Ich konnte sie hören. Ich runzelte die Stirn, ging mit dem Kopf näher an die Tür heran und lauschte aufmerksam. Tatsächlich. Das war Namis glücklich-verträumte Stimme, die da an mein Ohr drang. Sie kicherte, doch ihre Worte konnte ich nicht genau verstehen. Auch seine Worte waren sehr ungenau, aber es hörte sich stark nach einem fröhlich-feuchten Vorspiel an. Ich kniff die Augen zusammen, ein Schauer lief meinen Rücken hinunter. Allein der Gedanke, mit Nami sowas wie Geschlechtsverkehr zu haben, trieb mit die Tränen in die Augen. Na ja, okay. Spaß würde das trotzdem machen. Aber zwei wichtige Fragen mussten geklärt werden, bevor ich das wirklich tat. Frage Nummer eins. Was sollte ich sagen? 'Lorenor Zorro, melde mich zum Dienst, Sir!' würde sich sicher gut machen, doch ich konnte mir vorstellen das mir das nur schwerlich bis gar nicht über die Lippen kam. Vielleicht sowas wie 'Da bin ich. Was soll ich tun?' Das war ja noch total vertretbar. Klang auch ein bisschen aufmüpfig. Sehr schön. Dann war da nur noch die zweite Frage. Und die ließ mich schließlich wirklich daran zweifeln, ob ich das wirklich tun sollte. Da drinnen war Nami. NAMI. Die Frau, die einen Ruf innerhalb weniger Stunden vollkommen zerstören, eine Existenz einfach bedeutungslos machen konnte, wenn sie nur wollte. Und ich kannte sie. Sie wollte. Es würde sie wütend machen das er störte. Sie wusste, das er mit Absicht störte. Und Sanji würde mit den Informationen auch nicht hinterm Berg halten. Hieß im Klartext – das konnte ich echt nicht bringen, solange ich noch über die Straße laufen wollte ohne mit faulen Eiern beworfen zu werden. Scheiße. Jetzt stand ich hier, die Hand zum drücken erhoben, vollkommen erstarrt und total verunsichert. Drinnen ging das Gekicher langsam in ein ungleichmäßiges Stöhnen über und ich fühlte mich auf einmal vollkommen klein. Klein und bedeutend, vollkommen nutzlos in meinem Dasein. Und das tat irgendwie weh. Meine Hand sank, ich starrte noch eine gute Minute die Tür an, hinter der ich die leisen Glücksgeräusche vernehmen konnte. Ich kniff die Augen zusammen, zwang mich zum umdrehen. Verdammt, ich führte mich auf wie ein Stalker! Ich musste hier weg, bevor noch irgendwer mich hier rum stehen sah. Ich nickte, seufzte leise und ging los, in Richtung Fahrstuhl. Hätte ich auch nur einen kurzen Blick auf den Boden gerichtet, wäre dieses ganze Unglück nicht passiert. Aber ich sah natürlich nicht zu Boden. Hatte ich erwähnt, das ich filmreif war? 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