Reich & Schön ! von thelastbird (Haussklaven haben es nicht leicht . [ Zorro x Sanji. ]) ================================================================================ Kapitel 1: Stupid boy - don't worry. ------------------------------------ ~ Reich & Schön! ~ N0. 2 – Stupid boy, don't worry. Am nächsten Morgen erwachte ich mit der Feststellung, das ich ein kompletter Vollidiot war. Der Wecker piepste ohne Gnade, riss mich aus meinen fiebrigen Träumen und als ich ein wenig verzweifelt den Knopf zum abschalten dieses Höllenlärms suchte, fielen mir gleich zwei ziemlich wichtige Sachen ein. Zum Einen hatte ich den Lieferservice überhört. Das bedeutete, das ich mir meine Medikamente jetzt doch in einer herkömmlichen Apotheke abholen musste. Des weiteren hatte ich gestern jemandem quasi mein Wort gegeben das ich seinen Diener spielen würde – ohne zu bedenken das ich das Recht hatte, ihn dazu an zustiften. Schließlich wars Sanjis Klavier gewesen, das mich da so heimtückisch angefahren hatte. Wieso sollte ich dafür blechen? Ich überlegte, während ich meinen Kopf nochmal ins Kissen drückte, wie ich mich da jetzt wieder rausretten konnte. Na ja, ich hatte ihm ja nichts versprochen, hatte nicht mal richtig zugesagt. Aber er hatte so überzeugt gewirkt, und ich hatte schließlich nicht das Gesetzesbuch studiert. Vielleicht hatte er ja doch Recht .. Mit einem Stöhnen hob ich den Kopf, betrachtete verschlafen die Ziffern meines Digitalweckers. Zehn Uhr. Eine wunderbare Uhrzeit um aufzustehen und sich einen Kaffee zu machen, bevor man sich anzog und zur Apotheke latschte, beschloss ich. Die 4 Anrufe auf meinem AB blinkten immer noch freudig vor sich hin, aber ich beachtete sie nicht. Man konnte nicht behaupten, das ich besser aussah als am Vortag, stellte ich fest als ich im Vorbeigehen in den Spiegel blickte, der im Flur hing. Meine grünen Haare waren zerwühlt und wirkten ein wenig verblasst. Meine Augen waren klein und rot, meine Lippen waren spröde, ich war blass und ich hatte einen deutlich sichtbaren Abdruck meines Kissens im Gesicht. Verdammt. Ein Kaffee würde mir sicher mehr als gut tun – gedacht, getan. Die Kaffeemaschine war schnell eingeschaltet, ich schleppte meinen Körper zurück ins Schlafzimmer und kleidete mich möglichst dick ein. Das herbstliche Wetter versuchte ich mit einer polarkappenfesten Winterjacke und fetten Wollsocken zu bekämpfen, als ich mir meinen durchgelaufenen, heißen Kaffee aus der Maschine klaubte die mir warnend anzeigte das sie eine Entkalkung brauchte und öffnete die Glastür, die auf den Balkon führte. Die Sonne stand ein kleines Stück über den Hochhäusern der Stadt. Eins musste man diesem Haus doch lassen – man hatte einen guten Ausblick. Von hier oben konnte ich das Geschehen auf der Straße beobachten, meinen Kaffee trinken und mich köstlich amüsieren, bis ich keine Lust mehr hatte. Manchmal kam ich mir wie eine alte Klatschoma hinter dicken Wollvorhängen vor, die auf ein Ereignis wartete. Aber ich war nun mal auch nur ein Mensch. Daran konnte ich nichts ändern. Ich nippte an meinem heiligen Gesöff, trat an das leicht labile Geländer und lehnte mich hinab, um mehr sehen zu können. Das übliche Bild. Fahrende Autos, Passanten, Lieferanten, Roller und Fahrräder vereinten sich zu einer breiten, grauen Masse. Es wuselte, murmelte und summte da unten wie in einem Wespennest. Keine schöne Vorstellung, musste ich zugeben. An meinem zweiten Schluck hätte ich mich fast verschluckt, als mir gut erkennbar ein blonder Haarschopf entgegen glänzte, der aus dem Hauseingang kam und zügig die Straße überquerte. Gott, was schmierte sich dieser Kerl in die Haare? Den erkannte man sicher auch im Dunkeln. Ich folgte seiner Gestalt neugierig. Was der wohl beruflich machte? Vielleicht war er Puffmutter, brannte sich ein Gedanke in meinen Kopf, und mich musste grinsen. Das passte. Sanji Mutusava, die Puffmutter. Nee, zu geil. Aber das er jetzt weg war bedeutete auch, das ich warten musste bis er wieder da war, um ihn zur Rede zu stellen. Er hatte so überzeugt gewirkt, als er sich so eiskalt vor mich gestellt hatte. Als wüsse er genau Bescheid. Und vielleicht hatte er ja mehr Erfahrung mit sowas. Ich beschloss, jemanden zu fragen, der Ahnung hatte. Da mir aber akut niemand einfiel in meinem Freundeskreis, der Jura studiert hatte, machte ich mich mit der leeren Tasse auf zurück in die Wohnung. Bevor ich mir über so wichtige Sachen Gedanken machte, brauchte ich einen freien Kopf. Und da der nicht von ungefähr kam, pellte ich mich wieder aus Jacke und Socken, um mir normale Klamotten anzuziehen, mit denen man nicht direkt glaubte, das ich eine Reise in die Arktis machte. Ausgebleichte Jeans, Pullover, Jacke, Schal. Schwarze Schuhe. Und trotzdem blinzelte mich dieses total verpennte Krankengesicht im Spiegel entgegen. Das war einfach zum Kotzen. Ich verließ die Wohnung, nachdem ich mir meinen Schlüssel von der Kommode geschnappt hatte. Ich glaubte schnell wieder zurück zu kommen – dennoch schloss ich hab. In diesem verdammten Haus war nichts sicher, absolut nichts. Weder sein eigenes Hab und Gut, noch seine Gesundheit. Hier wurdest du einfach mal ohne Grund versklavt. Mit weitaus schlechterer Laune als es meine Temperatur eigentlich zuließ verließ ich das Hochhaus, überquerte die überfüllte, zugeparkte Straße und marschierte mit eingezogenem Kopf und grimmigem Gesicht in Richtung Innenstadt. Das Wetter hatte sich noch ein wenig verschlechtert, der Himmel war hässlich grau und kündigte erneuten Regen an. Perfektes Wetter für jemanden, der eine dicke Erkältung hatte und schnell wieder gesund werden wollte. Die Apotheke war zum Glück nicht allzu weit entfernt, und so schlängelte ich mich mit der Vorstellung, das ich nur noch wenige Meter zu gehen hatte, an den umher laufenden Menschen vorbei. Sie waren alle ähnlich gekleidet wie ich, dick eingepackt und ich erkannte auch einige Triefnasen unter ihnen. Das rote Schild der Apotheke glänzte mir entgegen und ich hatte das Gefühl, mich dem heiligen Brunnen der Gesundheit zu nähern. Das Rezept befand sich gut verstaut in der meiner Hose, die ich auch am Vortag getragen hatte. Die Glastür kam in Sicht, ich ergriff die Klinke wie ein Rettungsseil und schob die Tür voller Elan auf. Als erstes glänzte mir das schwitzige Gesicht von Frankie entgegen. War ich wirklich so blöd vergessen und hatte vergessen, das dieser Vollidiot hier arbeitete? Okay, eigentlich mochte ich Frankie ganz gerne. Er war lustig, hatte immer ein offenes Ohr für meine Probleme gehabt und außerdem bekam ich bei ihm in der Apotheke immer alles günstiger. Das Einzige war ich an ihm nicht sonderlich gern hatte, war sein Hang zum Dramatischen. Er liebte es, aus jeder Mücke einen Elefanten zu machen. Ich glaubte, das er homosexuell war. Denn er weinte bei jeder Kleinigkeit. Ich hatte eben keine Erfahrung mit 'Homos', wie man daran merken konnte. „Frankie.“ murmelte ich, nicht fähig zu einer freudigeren Begrüßung. Der junge Mann mit dem Bodybuilderkörper und der Elivsfrisur, der zu einer erfreuten Umarmung angesetzt hatte, verharrte in der Bewegung und betrachtete mich sorgenvoll. „Zorro – was ist denn mit dir los? Du siehst aus, als wäre ein Laster über dich gerollt.“ Ich wollte ihn gerade korrigieren – ein Klavier Frankie, ein Klavier – dann fiel mir aber auf, das dieser Satz sicher tierisch peinlich war, und so ließ ich ihn bleiben. Ich nickte einfach nur schwach. „So könnte man das nennen. Die Erkältung hat mich echt .. mies von hinten erwischt. Ich wollte mir nur was abholen.“ Aus meiner Hosentasche zog ich das Rezept und Frankie glotzte, als hätte ich gerade einen unglaublich tollen Zaubertrick aufgeführt. „Nee oder? Du warst nicht wirklich Arzt?!“ Ich zupfte etwas unbehaglich an meinem Schal rum. „Doch. Doch, war ich. Und jetzt hol mir das Zeug und erzähls nicht weiter.“ Der billige Elvisverschnitt grinste, nickte und wuselte in den hinteren Teil der Apotheke, wo in großen Schränken die Mittelchen aufbewahrt wurden, die ich in den nächsten Tagen schlucken würde. Ich betrachtete die Auslagen, studierte mit geringem Interesse die Lutschbonbons und Wunderdrops direkt vor der Theke. Da ich aber auch ein leichtes Halskribbeln verspürte packte ich mir noch Mentholbonbons und eigenartige Auflösetabletten ein, die zwar seltsam aussahen, der Rückseite nach aber wahre Wunder bewirken sollten. Und ein Wunder konnte ich wirklich gebrauchen. „So, hier hast du deine Medikamente. Das hier musst du drei Mal am Tag einnehmen, bis es dir wirklich wieder besser geht. Das hier nimmst du nur, und auch wirklich nur dann, wenn dein Fieber zu sehr steigt... und das hier nimmst du, wie du lustig bist.“ Oh Frankie, du hattest ja keine Ahnung wie lustig ich war. Ich nickte, bezahlte brav und ließ mir alles in eine kleine Tüte packen. „Soll ich dir noch Taschentücher rein tun?“ In diesem Moment lief eine blonde, schöne Frau am Fenster vorbei und ich wurde an etwas erinnert, an das ich eigentlich nicht hatte denken wollen. „Ähm, nein. Könntest mir nen Rat geben.“ Frankie hob die Augenbrauen, nickte und lehnte sich mit einem verschwörerischen Blick über die Theke. „Worum geht’s?“ Ich grinste. „Um einen lästigen Nachbarn. Also, pass auf. Stell dir vor, du wirst.. durch etwas verletzt, das jemand anderem gehört. Und dieser Jemand kommt zu dir und meint er verklagt sich, weil du sein.. etwas kaputt gemacht hast. Darf er das? Oder darf ich ihn verklagen weil sein etwas mich geschädigt hat?“ Frankie runzelte die Stirn. „Und.. was ist dieses Etwas?“ - „Ein Klavier.“ - „EIN KLAVIER?!“ - „Ein Klavier.“ Das darauf folgende, prustende Lachen steigerte meine Laune nicht sonderlich. „Du.. du wurdest von einem Klavier..“ Er schaffte es nicht mal, seinen Satz zu beenden. Ich hätte auch lachen sollen. Aber die Freude blieb mir im schleimigen Hals stecken. Ich wartete geduldig, bis sein Lachanfall ein Ende gefunden hatte, dann sah ich ihn erwartungsvoll an. „Und?“ Frankie gluckste. „Na ja, ich würde sagen, kommt drauf an. Wenn du ihm extra sein.. Klavier.. beschädigt hast und er dafür Augenzeugen hat, dann kann man da nichts machen, dann musst du blechen. Sollte das nicht der Fall sein, würde Aussage gegen Aussage stehen. Dann liegt es in der Hand des Richters.“ Das gefiel mir nicht. Sanji hatte gesagt, das die Möbelpacker gegen ihn aussagen wollten. Also würden die fröhlich die Tatsachen verdrehen. Nee, klasse. „Danke Frankie.“ knurrte ich und drehte mich in Richtung Tür. „Kein Ding! Ich helf dir doch gern.“ Helfen? Von helfen konnte hier keine Rede sein. Direkt ins Verderben hatte er mich gefühlt, dieser nichts ahnende Verrückte. Ich verließ die kleine Apotheke ohne eine Verabschiedung und schlich die Straße hinunter in Richtung Hochhaus. Meine Laune war am erdenklichsten Tiefpunkt angekommen und ich konnte mir nicht wirklich vorstellen, das sie noch weiter sinken könnte. Ich stellte fest das ich mich täuschte, als ich die Straße zum Hochhaus überquerte und mir am Türeingang ein blonder Haarschopf entgegen blitzte. Eines Nachts würde ich in seine Wohnung schleichen und sie ihm färben, beschloss ich in Gedanken. Vielleicht pechschwarz. Oder Grün oder sowas. „Morgen, Lorenor.“ Ich erschauderte. Seine Stimme war genau so amüsiert und hochmütig wie der Ausdruck in seinen schwarzen Augen. Er wirkte so egoistisch und selbstverliebt, das ich ihm am liebsten auf die Schuhe gekotzt hätte. „Siehst immer noch nicht gut aus. Hast du wenigstens ein bisschen geschlafen?“ Ich wusste nicht, was ihn das anging, aber er blockierte die Tür. Was also sollte ich tun? Ich war zu schwach um ihn einfach bei Seite zu schieben und irgendwie fand ich die Vorstellung ihn zu berühren auch nicht sonderlich behaglich. „Hab ich, danke der sorgenvollen Nachfrage.“ Ich deutete mit meiner freien Hand unbestimmt in den Himmel. „Und – hast du dir vielleicht mal das Wetter angesehen? Nicht grad sonderlich gut für jemanden, der krank ist, findest du nicht auch?“ Als er den Kopf schief legte und mich mit gespielt verständnislosem Blick betrachtete, hätte ich ihm gern mit einem Schlag gegen seine allzu gerade Nase gezeigt, was ich meinte. „Ich will rein.“ knurrte ich. Der Blonde schob die Augenbrauen nach oben und nickte, als hätte gerade ein schwerwiegendes Rätsel gelöst, dann trat er bei Seite. „Na dann will ich dir mal nicht weiter im Weg sein, hm?“ Ach was, das bist du eh schon. Du stehst meinem Leben im Weg, Idiot. Ich verkniff mir diese Worte, wartete ab bis er fast schwerfällig seine Position geräumt hatte und schloss die Tür auf. Ich spürte seinen Blick im Nacken, vor meinem inneren Auge konnte ich sehen wie er mir mit einem höhnischen Grinsen nach starrte dieser Bastard, aber meine Augen blieben eisern am Aufzug kleben. Dieser Mistkerl konnte mich mal. Was hatte diese Aktion wieder für eine Bedeutung gehabt? Hatte er mir irgendwas beweisen wollen? Wie toll er war? Wie freundlich er sein konnte? Wenn das seine Intention gewesen war, hatte er meilenweit am Ziel vorbei geschossen. Außerdem machten mich seine Rabenaugen ganz wuschig, stellte ich ernüchternd fest, als ich den Knopf drückte der es möglich machte das ich in meine Etage kam. Er musste Halbjapaner oder sowas ähnliches sein, denn er hatte viele asiatische Züge in seinem Gesicht, doch auch einige westlich angehauchte. Außerdem waren seine Haare blond, was ja nicht gerade eine normale Haarfarbe für einen Asiaten war. Insgesamt wirkte er sehr exotisch mit seinen wilden Klamotten, diesen seltsamen Augenbrauen und seinen schwarzen Augen. Aber dummerweise konnte ich nicht behaupten, das er schlecht aussah. Hässlich oder so. Er sah gut aus für einen Mann. Wieso machte ich mir über sowas Gedanken?! Das Fieber musste meine Gehirnzellen verbrannt haben. Leise Flüche vor mich hin murmelnd verließ ich den Aufzug, marschierte den Flur hinunter und schloss meine Tür auf. Schade eigentlich, das ich meine Räumlichkeiten so vor fand wie ich sie verlassen hatte – dreckig, unordentlich, ein wenig müffelnd. Aber man konnte nicht erwarten, das es die Heinzelmännchen bis in den 10. Stock schafften. Die machten nur da sauber, wo sie durchs Fenster steigen konnten. Ich schob eher beiläufig ein paar benutzte Teller von meinem Beistelltisch, legte meine Tasche auf auf den freien Platz und breitete sorgfältig alle Medikamente aus. Ich betrachtete sie erst prüfend, dann klappte ich eine Verpackung nach der Anderen auf und las die Gebrauchsanweisung. Oder zumindest die wichtigen Dinge, die in einer Gebrauchsanweisung nun mal drin stehen. Nachdem ich diesen Akt sorgfältig beendet hatte, stellte ich mir die Tropfen, Tabletten und Brausetabletten in einer Reihe auf, betrachtete sie noch kurz und machte mich dann daran, mich von meiner normalen Kleidung in etwas entspannteres zu schälen. Ein Tag vor dem Fernseher auf der Coutch mit einem heißen Tee, in einer Decke und mit jeder Menge Wundermittelchen konnte mir absolut nicht schaden. Nun gekleidet in einer schwarzen Jogginghose, einem dicken Pulli im Omastyle und meinen geliebten dicken Wollsocken ließ ich Wasser aufkochen, während ich meine Decke ins Wohnzimmer verfrachtete und die erste Ladung Medikamente einwarf. Sie versprachen Besserung innerhalb weniger Stunden und ein leichtes Taubheitsgefühl in den Zehen. Na da hatte ich ja was, auf das ich mich freuen konnte. Ich warf mich, das Fieberthermometer aus dem Bad im Anschlag, auf mein weißes Sofa und kuschelte mich mit einem zufriedenen Seufzen unter die ebenso weiße Decke. Ich schob mit das Thermometer in den Mund und begann, mir ein paar Tabletten neben die leere Teetasse zu legen um sie gleich direkt einnehmen zu können – als es klingelte. Erst zweifelte ich an meinem Verstand. Das konnte doch nicht sein, das genau dann, wenn ich mal zur Ruhe kommen wollte, es an der Tür klingelte. Meine Fresse. „Ja, wer ist da?“ nuschelte ich zwischen dem Thermometer hindurch und hoffte, laut genug zu sein. Ich bekam keine Antwort, allerdings erfolgte ein weiteres, lautes Klingeln. Also stand niemand vor der Tür, sondern unten vorm Hauseingang. Mit leisem, wütenden Gemurmel erhob ich mich schwerfällig, schleifte meinen Körper zur Tür und drückte den Öffnungsknopf, damit wer auch immer hinein konnte. Als ich die Tür öffnete, erlebte ich allerdings erneut eine Überraschung. Okay, wieso sollte es mich überraschen? Es war einfach so klar gewesen. SO KLAR. Wer konnte das schon großartig anderes sein als meine liebste Wunderaugenbraue? Das musste doch echt ein Geburtsfehler sein. „Hey, Lorenor.“ Ich antwortete nicht – ich war zu sehr damit beschäftigt, dumm zu glotzen. Das durfte echt nicht wahr sein. Da stand der wohl herausgeputzteste Mann des Stadtviertels vor mir. Und ich?! Ich trug alte Schlabberklamotten, hatte ein Triefnase, ein Fieberthermometer im Mund und hinter mir gammelte meine Bude vor sich hin. Besser konnte es echt nicht laufen. Nach einer peinlichen Pause von gefühlten 2 Stunden räusperte sich der Blonde endlich. „Ich weiß, ich nerve dich wahrscheinlich mittlerweile zu Tode.“ Ich nickte nur schwach. Leugnen brachte nichts. „Ich bin auch nicht gerade freiwillig hier.“ Änderte nichts an der Tatsache, DAS er da war. Konnte er nicht einfach gehen? „Ich hab mich ausgesperrt.“ Ich hob die Augenbrauen und betrachtete ihn verblüfft. „Und was kommst du da zu mir?“ - „Ich dachte, ich könnte von dir aus mal kurz telefonieren..?!“ Ich runzelte die Stirn. Kurz überlegte ich ernsthaft, ihm einfach die Tür vor der Nase zu zuknallen. Doch ich beschloss, das ich dann doch nicht so unhöflich war. „Okay. Komm rein ... nein, halt. Komm nicht rein. Nachher muss ich den Lawinenhund rufen. Ich bring dir das Telefon.“ Das Thermometer in meinem Mund piepste los, und bevor ich es meiner Mundhöhle entnehmen konnte hatte Sanji das schon für mich übernommen. „38.5.“ verkündete er, nur um mir das Thermometer mit einem leichten Lächeln wieder zu geben. „Du solltest ins Bett.“ Ich konnte nicht glauben, das er das gerade wirklich gesagt hatte. Wer bitte hielt mich denn ziemlich gekonnt davon ab? Aber ich sagte nichts, hatte das Gefühl das dieser Sturkopf eh keine Einsicht zeigen würde. Ich drehte mich um, ging mit ausladenden Schritten zur Kommode, schnappte mir das Telefon und überreichte es ihm. Ich hatte das Gefühl, einen alten Freund an den Feind auszuliefern. „Da.“ murrte ich. Er nickte, tippte hastig ein paar Zahlen ein und begann, nachdem er ein wenig gewartet hatte, hektisch in einer mir vollkommen fremden Sprache mit jemandem zu reden. Ein wenig genervt von der Tatsache das ich wie ein Idiot im Türeingang stand, drehte ich mich um und warf mich kurzerhand zurück aufs Sofa. Im Fernseher versprach gerade ein junger, schmalziger Mann einer großbusigen Lady seine ewige Liebe. Ich hätte am liebsten irgendwas Großes nach ihnen geworfen. Ich konnte es nicht haben, wenn andere glücklich waren während ich mich wie der letzte Straßenköter fühlte. „.. Lorenor? Danke. Ich leg das Telefon wieder auf die Kommode.“ Ich reckte den Hals und nickte dem zögerlich in den Raum kommenden Sanji nur matt zu. Jetzt war eh alles egal. Sollte er doch das Ausmaß der Katastrophe sehen. „Ja, tu das.“ „Danke nochmal.“ Ich grummelte ein leises 'schon okay' und drückte mich tiefer unter die Decke. Ich hörte seine Schritte, dann drehte er sich nochmal um. Wieso konnte er nicht einfach verschwinden? „Denkst du an unsere Abmachung?“ Ach, jetzt war das schon unsere Abmachung, ach so. Schon verstanden. „Ich denk an nichts anderes.“ knurrte ich und ich hörte diesen Mistkerl leise Lachen, bevor er die Pforten ins Land des Unrats hinter sich schloss. Mein Kopf fiel zurück ins Kissen, ich stöhnte laut auf und schloss die Augen. Das konnte, nein, das durfte es einfach nicht geben. Das schlimmste war ja, das ich mich in seiner Umgebung so schrecklich klein fühlte. Klein und hässlich. Unbedeutend. Er hatte so ein verdammt großes Ego. Vielleicht war das der Grund, wieso ich ihn einfach nicht leiden konnte. Weil er mich total wahnsinnig machte mit seiner lockeren Art, mit der er jede Situation zu meistern schien. Scheiße, ich war nicht mal im Ansatz so cool. Ich drehte meinen müden Körper zum Beistelltisch, flößte mir erneut ein paar Tabletten ein und schlief schließlich darüber ein, das ich die Musik des Abspannes des Films so entspannend fand. Wieder mal konnte mich nichts aus meinem urzeitlichen Schlaf wecken, das Pfeifen des Wasserkochers blieb ungehört. Na ja, wenigstens hatte er sich bedankt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)