Desperation von abgemeldet (But I love you so much... Reita x Uruha 6. Kapitel on!) ================================================================================ Kapitel 5: Nichts als Sorgen ---------------------------- Lange jedoch wurde ihm sein Schlaf nicht gegönnt. Mitten in der Nacht wachte er auf und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Was war das denn gewesen? Er hatte doch ganz deutlich ein Geräusch gehört. Es klang irgendwie… Nach Weinen? Uruha musste einen harten Kloß, der sich in seinem Hals gebildet hatte, hinunterschlucken und strich sich die Decke vom Körper, ehe er sich aufsetzte. Woher kam nur dieses Geräusch? Konnte es etwa sein, dass… Uruha wollte es sich eigentlich gar nicht ausmalen… Konnte es sein, dass Kai weinte? Wirklich weinte? Oder hatte ihm sein Gehör nur wieder einen dummen Streich gespielt? Vorsichtig und leise richtete er sich auf und strich sich mit einer Hand seine Haare aus den Augen, die ihm frech ins Gesicht hingen. Lautlos tapste er durch den Flur und stand schlussendlich vor Kais Zimmertür. Sachte legte er das Ohr an die Tür und lauschte. Tatsächlich. Von drinnen her kam ein leises Schluchzen und Uruha war sich sicher, einige Wortfetzen wie „… Liebt mich doch eh nicht…“, „… Keine Hoffnungen machen…“, „… Eh alles sinnlos…“ zu verstehen und schluckte hart. Wovon redete Kai denn da? Was war bloß mit dem süßen Sonnenscheinchen los, das alles und jeden gerne zum Lachen brachte? Wo war der alte Kai geblieben, der nie weinte, jedenfalls nicht in der Öffentlichkeit? Leise drückte er die Klinke hinunter und spähte vorsichtig in das finstere Zimmer. Er konnte nichts erkennen, außer den Umrissen des Bettes und dem Deckenberg, der auf diesem lag und sich unruhig bewegte. Schlief Kai etwa noch? Leise tapste er in den Raum hinein und trat an das Bett seines Leaders. Nur Kais verstrubbelter, schwarzer Haarschopf war zu sehen, der Rest seines Körpers war unter dem Deckenberg versteckt. Vorsichtig setzte sich Uruha an den Bettrand und zog die Bettdecke von Kais Gesicht – und er erschrak. Kais Augen waren geschlossen, doch durch die zusammengepressten Lider traten stetig Tränen hervor, die an beiden Schläfen Kais hinunterrannen und heimlich, still und leise in dem Bettlaken versanken. Uruha biss sich nervös auf die pralle Unterlippe. Kai schlief tatsächlich noch und allem Anschein nach hatte er einen Alptraum. Uruha haderte mit sich. Sollte er Kai wecken und ihm somit die Blöße geben, vor jemand anderem geweint zu haben oder sollte er ihn schlafen und seinen Ängsten überlassen? Uruha entschied sich für Ersteres, denn er wollte Kai um nichts in der Welt so leiden sehen. Also atmete er noch einmal tief durch, ehe er Kai an die Schulter fasste und vorsichtig an ihm rüttelte. „Hey… Yutaka-Chan? Yutaka-Chan, wach auf.“ Doch Kai schlief weiter und drehte sich unruhig hin und her, während er murmelte: „Nein… Nein… Bitte nicht… Bleib bei mir…“ „Hey, Yutaka! Komm schon, wach endlich auf. Du träumst bloß!“, versuchte es Uruha nun ein wenig lauter und schüttelte Kai fester. Nach einigen Sekunden schlug dieser auch total verwirrt die Augen auf und Uruha seufzte erleichtert. Er legte sanft die Arme um den überraschten Kai und zog ihn an seine Brust. Er konnte Kais Tränen fühlen, die sein Hemd durchnässten, doch es störte ihn nicht, keinesfalls. Er wollte nur, dass es Kai gut ging und er nicht mehr weinte. Das war das einzig Wichtige, das für ihn jetzt zählte. Sanft fuhr er dem Drummer durch die schwarzen weichen Haare und fragte: „Yutaka-Chan. Was ist los? Wieso weinst du im Schlaf? Hast du schlecht geträumt?“ Anstatt einer Antwort schubste ihn Kai grob von sich und zog die Bettdecke dichter an seinen zitternden Körper. Anklagend blickten seine schokobraunen Augen auf den verdutzten Uruha. Was war denn nun los? Wieso schaute ihn Kai denn so an? Hatte er etwas Falsches gesagt? Aber er wollte seinem Freund doch nur helfen, was war falsch daran? „Yutaka, ich…“, fing er an, doch er wurde schroff unterbrochen. „Verschwinde bitte einfach, Kouyou. Ich will dich jetzt nicht sehen, verstanden?“, spie der sonst so sanfte Drummer aus. „Was soll das? Ich wollte dir doch nur helfen! Hätte ich dich in deinem Alptraum lassen sollen?“ „Wäre vielleicht besser gewesen…“, war die leise Antwort Kais. „Wieso das denn? Yutaka, ich verstehe gar nichts mehr. Du bist in letzter Zeit mir gegenüber so verschlossen. Und du weinst! Yutaka, du bist doch unser Sonnenschein, der nie weint. Was ist los mit dir? Ich mache mir Sorgen um dich und die anderen sicherlich auch. Wir alle haben dich lieb und wir wollen nicht, dass es dir schlecht geht und dass du weinst. Sag mir doch endlich bitte, was du hast.“ „Gerade du bist derjenige, dem ich es nicht sagen werde, Kouyou. Dir sag ich es nicht!“ „Aber, Yutaka… Bitte…“ „Nein, Kouyou! Und nun schlaf weiter!“ Kai war aufgestanden und schob den verzweifelten Uruha aus der Tür hinaus und schlug ihm die Tür vor der Nase zu. Der Brünette starrte einige Minuten verdattert auf die Tür, ehe er den Kopf sinken ließ und leise „Wie du meinst… Yutaka…“ murmelte, ehe er zurück ins Wohnzimmer tapste und sich erschöpft schlafen legte. Bevor er wieder einschlief, schwor er sich, herauszufinden, was seinen Bandleader so fertig machte. Diesmal wurde er erst am späten Morgen wach, genauer gesagt um halb zwölf. Noch ziemlich müde öffnete er seine Augen, gähnte demonstrativ und wuschelte sich durch das sowieso schon ziemlich zerzauste Haar. Verdammt, er hatte wirklich nicht gut geschlafen. Und wessen Schuld war das? Ganz genau. Das war Kais Schuld, denn nur wegen ihm lag er die halbe Nacht wach und grübelte darüber nach, warum Kai so abweisend ihm gegenüber war. Irgendeinen Grund musste es schließlich geben. Und er würde Kai schon noch früh genug dazu bringen, ihm diesen Grund zu verraten. Seufzend stand er auf und streckte sich. Er rieb sich den Schlaf aus den Augen und tapste genau wie in der Nacht zuvor durch den Flur, um zu Kais Zimmer zu gelangen. Mal schauen, wie es Kai heute ginge und ob er ihm denn heute nun endlich verraten würde, was ihn so sehr beschäftigte. Uruha hoffte stark, dass Kai sich endlich wieder beruhigt hatte, denn wenn nicht, würde er sich wirklich ernsthafte Sorgen um seinen sonst so fröhlichen Bandleader machen. Und darauf hatte er nun wirklich keine Lust. Er machte sich schließlich schon genug Sorgen um Reita, da brauchte er einen verzweifelten Kai erst recht nicht. Als er schließlich vor Kais Zimmertür stand, klopfte er an eben jene und wartete ab. Doch er erhielt keine Antwort. Verwirrt hob Uruha eine Augenbraue. Schlief Kai etwa immer noch? Das konnte er sich nicht vorstellen, schließlich war Kai immer derjenige, der morgens seine Rundgänge machte und alle weckte, wenn sie auf Tour waren. Kai war nun wirklich kein Morgenmuffel, ganz im Gegenteil, er war überzeugter Frühaufsteher. Also war es eigentlich schon fast ein Ding der Unmöglichkeit, dass Kai noch schlief. Oder? Langsam aber sicher machte sich Uruha Sorgen um Kai und machte leise die Tür auf. Es war noch dunkel im Zimmer. Schlief Kai also tatsächlich immer noch? Leise schlich er an Kais Bett und bekam schon zum zweiten Mal in innerhalb von wenigen Stunden einen Schrecken. Kais Bett war leer! Uruha blinzelte ein paarmal überrascht. Das Bett war leer und sauber und ordentlich gemacht worden. War Kai etwa schon ausgegangen? Einkaufen oder so? Hätte er dann nicht einen Zettel hinterlegt? Ja, das hätte er sicherlich. Vielleicht hatte Uruha ja auch bloß einen Zettel übersehen. War ja möglich. Also begann er, die Wohnung auf den Kopf zu stellen und fand den gesuchten Zettel schließlich an seine Jacke gepinnt. Er hob eine Augenbraue, nahm den Zettel in die Hand und begann zu lesen. Hey, Kou! Tut mir wirklich leid, dass ich gestern Abend so gemein zu dir gewesen bin. Das hast du nicht verdient. Schließlich kannst du nichts dafür. Aber helfen kannst du mir auch nicht wirklich, das musst du mir glauben. Ich muss erstmal meine Gedanken ordnen und selbst eine Lösung für mein Problem finden. Da kannst du mir wirklich nicht helfen, Kouyou. Aber mach dir auch bitte keine Sorgen um mich, weil ich nicht zuhause bin. Ich bin in meinem Ferienhaus. Wo das steht, sag ich dir lieber nicht. Du würdest mir nur nachkommen und das will ich nicht. Du sollst dir keine Sorgen um mich machen, ja? Wenn ich alles geklärt habe, komme ich zurück. Versprochen. Und sag bitte den anderen auch nicht, wo ich bin, okay? Ich brauche im Moment meine Ruhe. Und nun: Kopf hoch, Kou. Schau jetzt nicht so traurig. Ich komme ja bald wieder und wenn ich dann wieder da bin, geht es mir besser. Heiliges Visu-Ehrenwort ;)! Bis bald, dein Yutaka PS: Und kümmer dich bitte gut um deinen Schatz, ja? (Du weißt ja, wen ich meine.) Ich hoffe, dass er sich bald wieder an uns alle und vor allem an dich wieder erinnern kann. Ich will dich wieder lachen sehen. Uruha ließ den Zettel sinken und schniefte leise. „Oh, Yutaka… Ich will dich doch auch wieder lachen sehen…“ Er steckte den Zettel in seine Jackentasche, zog sich selbige an und verließ Kais Haus. Er wusste, wo er nun hinwollte. Nach Reita. Er wollte sich um ihn kümmern, so, wie Kai es gewollt hatte. Und er würde Kais Wunsch nicht außer Acht lassen, denn es war ebenso sein Wunsch, dass Reita sich wieder an alles erinnern konnte. Und er würde schon dafür sorgen, dass es Reita bald wieder gut gehen würde. Das schwor er sich bei allem, was ihm heilig war. Kurze Zeit später war er auch schon im Krankenhaus angekommen. Er meldete sich als Suzuki Akiras Besucher an, eilte dann durch die langen Gänge und fand sich schließlich vor Reitas Zimmertür wieder. Sachte klopfte er an und erhielt kurz darauf ein „Herein!“. Er betrat das weiße Krankenhauszimmer und sah sich um. Im Bett saß aufrecht gegen ein dickes Kissen gelehnt und eine Zeitschrift lesend Reita und sah ihn verwirrt an. „Oh… Ohayou. Sie sind doch der junge Mann, der letztens schon hier war, nicht wahr?“, fragte Reita und lächelte ihn an. „Was verschafft mir denn die Ehre, dass Sie mich wieder besuchen kommen?“ Uruha schluckte den dicken Kloß in seinem Hals hinunter und setzte sich auf einen Stuhl neben Reitas Bett. Er sah ihn an und begann dann leise: „Ich bin Takashima Kouyou. Aber… Bitte, nenn mich Kouyou, ja? Wir können uns doch duzen… Die Ärzte haben dir doch sicherlich schon gesagt, was passiert ist und dass du dein Gedächtnis vorrübergehend verloren hast oder?“ „Kouyou… Der Name kommt mir bekannt vor…“, murmelte Reita und sah Uruha durchdringend an. „Ja, die Ärzte haben mir bereits alles erzählt. Sie sagten, ich hieße Suzuki Akira und würde in einer Band namens >the GazettE< spielen. Und… Sie haben erwähnt, dass ich einen Bandmember hätte, der Takashima Kouyou heißt. Bist du das?“ „Ja, der bin ich, Akira. Heißt das, du kannst dich wieder an mich erinnern?“, Uruhas Augen weiteten sich hoffnungsvoll. „Nein… Mir wurde nur dein Name genannt. Aber ich verbinde nichts mit diesem Namen, tut mir leid. Ich würde mich wirklich gerne wieder an dich erinnern, aber es ist, als wäre eine Mauer in meine Gedanken gemauert worden. Ich versuche schon immer, mich zu erinnern, aber es klappt einfach nicht. Schau bitte nicht so traurig.“ Uruha wandte schnell den Blick ab, damit Reita seine Tränen nicht sehen konnte. Er erkannte seinen besten Freund also immer noch nicht. Er wusste nur seinen Namen, da ihm die Ärzte diesen verraten hatten. Hart schluckend sah er Reita wieder an, der ihn besorgt musterte und unterdrückte die aufkommenden Tränen. „Ich hoffe, dass du dich bald wieder an mich erinnern kannst, Aki. Und an die anderen. Wir machen uns alle große Sorgen um dich, weißt du?“ Plötzlich ging die Tür auf und ein etwas außer Atem geratener Ruki stand im Zimmer. Er hielt sich die Hand gegen die Brust und schnaufte. „Ach, da bist du! Mann, ey. Ich hab mir voll die Sorgen gemacht, weil du und Yutaka nicht da ward. Ihr hättet ruhig mal Bescheid sagen können, dass ihr Akira besuchen geht, ihr Hohlköpfe. Ich wäre gerne gleich mitgekommen. Aber nein, mir sagt ja eh niemand was. Sag mal… Wo ist Yutaka denn?“, fragte Ruki, stemmte die Hände in die Hüften und zog eine Augenbraue in die Luft. „Ich dachte, du hättest bei ihm übernachtet. Wo ist er denn dann?“ „Uhm… Weggefahren.“ „Wie weggefahren?“ „Na, weggefahren eben.“ „Und wohin?“ „Das kann ich dir nicht sagen…“ „Lass dir nicht alles aus der Nase ziehen, Kouyou!“ „Ich lasse mir doch gar nichts aus der Nase ziehen! Ich weiß es doch wirklich nicht!“ „Jaja… Mann, ey. Dann lass es eben.“ „Tut mir ja leid, Nori, aber ich weiß es echt nicht.“ „Uhm… Hallo? Ich bin auch noch da.“, ließ Reita nun verlauten und sah die beiden Streithähne verunsichert an, dann wandte sich sein Blick auf Ruki. „Und wer bist du jetzt?“ „Na, ich bin es doch, Matsumoto Takanori.“, lächelte Ruki und zeigte auf sich. „Sag bloß, du erinnerst dich immer noch nicht?“ „Nein… Tut mir leid…“ „Schon gut, Akira. Du wirst sehen, bald wird alles wieder gut sein. Nicht wahr, Kou? … Kouyou?“ Ruki wandte sich stirnrunzelnd an Uruha, da dieser ihm nicht geantwortet hatte. Uruhas Blick lag auf Reita und Ruki konnte deutlich die kleinen Tränen sehen, die sich in seinen schönen Rehaugen gesammelt hatten. Seufzend legte er den Arm um den zierlichen Gitarristen und flüsterte ihm ins Ohr: „Ich glaube, ich lasse euch mal alleine, ja? Kopf hoch, Kou-Chan. Kümmer dich gut um unseren Dickschädel, dann wird er sich bald wieder an alles erinnern. Du wirst schon sehen.“ Grinsend tätschelte er ihm die Seite und Uruha bemerkte nicht, wie der Kleinere vorsichtig den Zettel aus seiner Jackentasche zog, der etwas herausgelugt hatte. Dann verabschiedete sich Ruki und ließ die beiden Fast-Turteltäubchen alleine. Feixend stand er nun vor der Tür und las den Zettel. Ein noch breiteres Grinsen legte sich auf seine feinen Gesichtszüge und er lachte leise. „Ferienhaus also, ja? Ach, Yutaka, du bist manchmal wirklich vergesslich.“ Er stopfte den Zettel in seine eigene Jackentasche und verließ das Krankenhaus. „Ich weiß, wo ich dich finden kann, mein lieber Yutaka.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)