Happy ohne Ende? von Schumeriagirl ================================================================================ Kapitel 67: Besuch ------------------ Ich bleibe an dieser Stelle standhaft: Keine der in meiner Story vorkommenden Personen gehört mir und alles, was hier zu lesen ist, ist definitiv frei erfunden und entspricht zu keinem Zeitpunkt der Wahrheit. Drei Wochen später Ungeduldig blickte Lena nun schon zum fünften Mal auf die Uhr, doch die Zeit wollte einfach nicht vergehen. Seit sie das letzte Mal nachgeschaut hatte, war nur eine Minute vergangen, auch wenn es der Wahl-Spanierin wie eine halbe Ewigkeit vorgekommen war. Auf der großen Anzeigetafel im Bremer Flughafen, auf der die gelandeten Flugzeuge angezeigt wurden, fehlte immer noch jede Spur von dem Flugzeug aus Frankfurt, dessen Ankunft sie so sehnsüchtig erwartete. „Ganz ruhig Lena, er wird schon noch ankommen. Wir sind immerhin eine Viertel Stunde früher losgefahren als wir eigentlich mussten, deswegen ist sein Flugzeug noch nicht gelandet“, versuchte Torsten seine nervöse Schwester zu beruhigen. Doch statt ihrem Bruder zu antworten, warf sie erneut einen Blick in Richtung Anzeigetafel, an der sich immer noch nichts verändert hatte. Von der Anzeigetafel wanderte ihr Blick wieder zu ihrer Uhr und der Bremer Mittelfeldspieler konnte sich ein geräuschvolles Seufzen nicht mehr verkneifen. „Kleine, du machst mich noch wahnsinnig, wenn du so weitermachst“, beschwerte sich der „Lutscher“ erneut und diesmal erhielt er sogar eine Reaktion von seiner Schwester, die ihn entschuldigend anlächelte. „Tut mir Leid Torsten, wirklich. Aber ich bin so furchtbar aufgeregt, dass er kommt.“ Fast so als wollte sie ihre Worte unterstreichen, fing sie erneut damit an, an ihrer Armbanduhr herumzuspielen und sich auf den Absätzen ihrer Schuhe hin- und her zu drehen. Das quittierte Torsten nur mit einem Kopfschütteln und einem Augenrollen. „Ich freue mich ja für dich, aber du könntest ruhig einen Gang runterschalten.“ Einsichtig nickte Lena und als Torsten neben sich auf den Sitz klopfte, setzte sich die Blondine widerstandslos neben ihn, auch wenn sie viel lieber weiter hin- und her gelaufen hätte. Kaum hatte die Psychologin sich jedoch neben ihren Bruder fallen lassen, erschien der Flieger aus Frankfurt auf der Liste der gelandeten Flugzeuge und noch bevor Torsten irgendetwas sagen konnte, war Lena aufgesprungen und schon in Richtung Gate gelaufen. Wie ein kleines Kind stand sie hibbelig an der Absperrung, sie von den ankommenden Passagieren trennte. Unwillkürlich musste Torsten über Lena Freude schmunzeln: In den letzten drei Wochen seit ihrem Gespräch hatte Lena viel häufiger gelacht und offener mit ihm über die Dinge gesprochen, die sie erlebt hatte und die sie beschäftigten – auch ihre Zukunft. Doch seit sie seinen Anruf bekommen und er gefragt hatte, ob er sie nicht vielleicht Besuchen kommen könnte, schien zumindest immer ein leichtes Lächeln in ihrem Gesicht festgewachsen zu sein, so sehr freute sie sich auf den Besuch. „Lena, nun gib ihm doch erstmal einen Moment sein Gepäck zu holen und alles“, wagte Torsten erneut einen an sich aussichtslosen Versuch seine Schwester zur Vernunft zu bringen. Als sie wie erwartet nicht reagierte, schüttelte der „Lutscher“ nur resigniert den Kopf und stellte sich einfach schweigend neben sie. Auch er war natürlich gespannt auf den Besuch, den er für die nächste Zeit in seinem Haus beherbergen würde. Grundsätzlich konnte ja nichts schief gehen, denn solange Lena während der gesamten Zeit seines Besuches so glücklich und zufrieden sein würde, konnte seinetwegen sonst wer bei ihm einziehen – das Glück seiner Schwester stand, neben dem seiner Frau und Kinder, an aller erster Stelle. „Lena“, schallte es dann plötzlich aus einer Ecke weiter entfernt von ihnen und noch bevor Torsten irgendwie reagieren konnte, war Lena auch schon in die Richtung der Stimme losgelaufen. Für einen kurzen Augenblick fühlte sich der „Lutscher“ nach Hollywood versetzt, denn an sich gab es solche Begrüßungsszenen nur dort: Ein Name wurde gerufen, die beiden Personen rannten aufeinander zu und fielen sich überglücklich in die Arme. Ein perfektes Happy end, aber hier war es kein Ende, sondern ein Anfang und seine Schwester wirkte ganz und gar nicht kitschig, als sie ihn ganz fest in den Arm nahm. „Christian, endlich“, begrüßte Lena den kleinen Ankömmling mit einer festen Umarmung und sofort kuschelte sich der mittlerweile gar nicht mehr so kleine Junge in die Arme der Blondine. Sofort stieg ihm der vertraute Geruch von Vanille in die Nase und das Gefühl, irgendwie nach Hause gekommen zu sein, stellte sich in ihm ein. Paolos Sohn liebte seine Mama, seinen Papa, seine Großeltern und auch seinen kleinen Bruder Daniel, aber zwischen ihm und Lena war es immer ganz besonders gewesen – fast ein bisschen so, als hätte er zwei Mütter. Im schnellen, fast unverständlichen Italienisch redete der kleine Junge auf Lena ein, die ihn immer wieder ein kleines Bisschen bremsen musste, damit sie ihn verstehen konnte. Denn auch wenn ihr Italienisch relativ gut war, so konnte sie ihm in dieser Geschwindigkeit nicht folgen. Trotzdem strahlte sie die ganze Zeit wie ein Honigkuchenpferd und wollte Christian am liebsten gar nicht mehr loslassen. „Lena, möchtest du mich nicht vorstellen?“, brachte Torsten sich wieder in Erinnerung, nachdem er der Begrüßung der beiden still zehn Minuten lang zugeschaut hatte. „Oh, tut mir Leid, ich wollte dich nicht ignorieren, aber ich war so-“, murmelte Lena verlegen eine Entschuldigung in Richtung ihres Bruders, stand auf und nahm automatisch Christians Hand in ihre. Der Bremer Mittelfeldspieler winkte jedoch nur lächelnd ab. Er war seiner Schwester nicht böse, dass sie ihn die letzten Minuten so sträflich vernachlässigt hatte – immerhin hatte sie allen Grund dafür. „Ist doch kein Problem Lena, ich versteh’s.“ „Christian, das ist mein großer Bruder Torsten. Torsten, dass ist Christian, Paolos Sohn“, stellte die Psychologin die beiden einander vor und Torsten war sich nicht sicher, ob er dem Jungen die Hand hinstrecken sollte oder nicht. Welche Reaktion war angebracht? Die Entscheidung nahm Christian ihm jedoch ab, in dem er Torsten einfach kurz umarmte, einen Augenblick angestrengt nachdachte und dann ganz langsam und mit unverkennbar italienischem Akzent sprach: „Ich mich freuen, dich lernen zu kennen.“ Dabei schenkte der Italiener Torsten sein strahlendes Lächeln und der Mittelfeldspieler konnte gar nicht anders, als diesen aufgeweckten Jungen zu mögen. Jetzt verstand er auch, warum Lena ihm nie einen Wunsch hatte abschlagen können, wenn er sie genauso offen und herzlich angelächelt hatte wie ihn gerade. „Ich freue mich auch, Christian“, antwortete der Mittelfeldakteur deshalb und lächelte ihn, wie er hoffte, genauso fröhlich an. Die Überraschung, dass der Kleine zumindest bruchstückhaft deutsch sprach und auch verstand, wenn man nur langsam und deutlich genug mit ihm sprach, hätte Torsten eigentlich nicht überraschen dürfen, kannte er doch Lena und ihr Bedürfnis neue Sprachen zu lernen und sich mit anderen Menschen in ihrer Heimatsprache unterhalten zu können. Doch er hatte einfach nicht erwartet, dass sie dieses Bedürfnis auch so leicht auf einen kleinen Jungen übertragen könnte. Gemeinsam schlenderten sie zum Auto, Christian immer noch Hand in Hand mit Lena. Zuhause wäre er nie so lange an der Hand seiner Mutter gelaufen, da dort ständig die Gefahr bestand, dass ihn einer seiner Freunde sehen und vielleicht als Muttersöhnchen abstempeln könnte, doch hier bestand diese Gefahr nicht und Christian hatte Lena so sehr vermisst, dass er jetzt jede Gelegenheit nutzen wollte, ihr nah zu sein und das Verpasste nachzuholen. Die Autofahrt verlief aus Torstens Sicht relativ schweigsam, da Paolos Sohn wieder ins Italienische gewechselt war und Lena nun in einer für ihn als Außenstehenden immer noch rasenden Geschwindigkeit alles erzählte, was sie verpasst hatte. Und das schien bei dem Redebedarf des Kleinen eine ganze Menge zu sein. „So, dann bis später ihr beiden“, verabschiedete sich der „Lutscher“ von beiden, als er zu hause angekommen Christians Koffer aus dem Kofferraum gehoben hatte. „Sie kommen nicht mit rein?“, fragte Christian ziemlich verwundert und deutete auf das Haus der Frings, um sicher zu gehen, dass der Erwachsene ihn auch richtig verstanden hatte. Doch anstelle von Torsten antwortete ihm Lena: „Torsten muss zum Training.“ Christians Deutsch war zwar bei weitem nicht so gut wie Lenas Italienisch, doch das Wort „Training“ in Verbindung mit dem Namen „Torsten Frings“ verstand er sehr wohl und sofort begannen seine Augen zu glänzen. Bevor er jedoch überhaupt dazu ansetzen konnte irgendetwas zu sagen, fiel Lena ihm ins Wort: „Nein Christian, nicht dieser Blick“, ermahnte sie ihn, doch der Kleine versuchte es trotzdem und sprach extra langsam in Deutsch: „Können wir nicht-“ „Nein“, schnitt sie ihm erneut das Wort ab und warf ihm einen, wie sie hoffte, strengen Blick zu. Davon ließ sich der Kleine jedoch nicht beeindrucken. „Was will Christian denn?“, schaltete Torsten sich in das Gespräch der beiden ein und schaute wechselnd von Christian zu Lena und wieder zurück zu Christian. „Er will sich das Bremer Training anschauen.“ Lenas Tonfall verriet, was sie von der Idee hielt, doch Torsten ignorierte die Einstellung seiner Schwester und sagte deshalb: „Und wo ist das Problem? Kommt doch einfach mit!“ „Ehrlich?“ Mit seinen großen, dunklen Augen schaute Christian zu Torsten auf und der Bremer Kapitän konnte einfach nicht anders, als zu nicken. Wie sollte er denn auch nein sagen, wenn er dem Jungen einen so kleinen Wunsch problemlos erfüllen konnte. Außerdem wusste er noch aus eigener Erfahrung, wie fantastisch es für ihn als kleinen Jungen gewesen war, wenn er den Profis beim Training hatte zusehen dürfen – auch wenn das bei Christian womöglich nicht mehr das allergrößte Highlight war, schließlich spielte sein Vater beim AC Mailand. „Torsten, bitte-“, versuchte Lena erneut den Plan ihres jungen Schützlings zu durchkreuzen, doch entweder bemerkte Torsten nicht, dass seine Schwester partout nicht mit zum Training der Bremer Jungs wollte oder er ignorierte es geflissentlich. „Nein Lena, das ist wirklich kein Problem. Ich mache ihm gern eine Freude“, beteuerte Torsten wieder und diesmal lächelte er dabei auf diese seltsame Art und Weise, die Lena schon als Kind nicht hatte ausstehen können – weil ihr Bruder dann nämlich meistens etwas geplant hatte. Und in der Tat hatte Torsten mit seinem letzten Satz nicht nur Christian gemeint, sondern auch Per, der Lena seit ihrem Treffen vor drei Wochen nicht mehr gesehen hatte. Sie hatten zwar, das wusste er aus sicherer Quelle, nämlich von seiner Frau, miteinander telefoniert, aber seine kleine Schwester war immer noch gegen ein erneutes Wiedersehen. Etwas, was der „Lutscher“ zu ändern gedacht. Schließlich musste man Menschen manchmal zu ihrem Glück zwingen und auf Lena traf das in neun von zehn Fällen zu. „Gib’s doch zu, du kannst bloß seinem Hundeblick nicht widerstehen“, brummelte Lena und gab sich damit der männlichen Übermacht geschlagen. Ihr zerknirschter Tonfall entlockte dem Bremer Mittelfeldspieler nur ein Lachen und ein weiteres, seltsames Grinsen, das es Lena sofort wieder bereuen ließ, klein beigegeben zu haben. „Das auch“, flüsterte der „Lutscher“ vergnügt vor sich hin. Und noch bevor Lena darauf antworten konnte, kamen Lena und Lisa aus dem Haus auf ihren Vater zugestürmt. In der Haustür stand eine lächelnde Petra, die das Spektakel neugierig beobachtete. Die Mädchen hatten schon die ganze Zeit ungeduldig auf die Rückkehr ihres Vaters und ihrer Tante Lena mit dem Besuch gewartet. Jetzt standen sie Christian, nachdem sie ihren Vater und Lena ausgiebig begrüßten hatten, ein wenig schüchtern gegenüber und auch Paolos Sohnwirkte nicht mehr ganz so sicher und selbst bewusst wie noch am Flughafen, wo er Torsten mit einer schlafwandlerischen Selbstsicherheit begrüßt hatte. War der aufgeweckte Junge Mädchen gegenüber vielleicht etwa schüchtern? To be continued So, jetzt habe ich einen neuen Abschnitt in Lenas Leben begonnen (was selbstverständlich nicht heißt, dass alle anderen nicht mehr zählen). Der Zeitsprung war nötig, damit Lena auch mal ein bisschen Zeit für sich hat, um sich zu erholen und das alles sacken zu lassen – das wollte ich bloß nicht in epischer Breite schildern. Habt ihr euch am Anfang des Kapitels gefragt, wen die beiden da wohl anholen? Wahrscheinlich schon, oder? An wen habt ihr da zuerst gedacht, das würde mich echt interessieren… Christians Besuch schwirrte mir schon länger im Kopf herum, ich war mir aber nie sicher, an welcher Stelle ich ihn einbauen könnte und für welches andere Storyelement er als Brücke dienen könnte, doch jetzt hatte ich die Erleuchtung und glaube ihn an dieser Stelle ganz gut platziert zu haben. Was haltet ihr bisher vom italienischen Wirbelwind? Wie ihr euch denken konntet, war dieses Kapitel wieder einmal eine Art Übergangskapitel, so dass ich Lena wieder zum Trainingsgelände der Bremer bekomme – was von da an nicht alles passieren könnte, könnt ihr euch doch bestimmt denken, oder? Irgendwelche Wünsche oder Vorlieben? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)