Happy ohne Ende? von Schumeriagirl ================================================================================ Kapitel 50: A look through my eyes ---------------------------------- Ich bleibe an dieser Stelle standhaft: Keine der in meiner Story vorkommenden Personen gehört mir und alles, was hier zu lesen ist, ist definitiv frei erfunden und entspricht zu keinem Zeitpunkt der Wahrheit. So, nun ist es soweit, das fünfzigste Kapitel ist fertig und es ist das aller, aller längste in der bisherigen Geschichte von „Happy ohne ende“ und wird dies vermutlich auch erstmal auf unbestimmte Zeit bleiben, denn an diesem Kapitel habe ich echt sehr lange geschrieben, weil ich sicher gehen wollte fast alle bis jetzt offenen Fragen zum Barcelona-Abschnitt mit diesem Kapitel endgültig geklärt zu haben. Nur die Sache mit Bojan und den Zimmergenossen Lenas muss noch bis zum nächsten Kapitel warten, aber ansonsten müssten eigentlich alle Fragen geklärt worden sein… Sollten doch noch welche Auftauchen: Bitte melden, auch mir kann mal was entgehen… ;) Vielen, vielen Dank an Sunny, ich kann es nicht oft genug sagen. „Stell dir einfach mal vor, du wärst ein Sprinter, der noch ganz am Anfang seiner Karriere steht. Voller Hoffnung auf Erfolg und felsenfest davon überzeugt, dass das nächste Rennen nur gut ausgehen kann für dich. Und in diesem Rennen geht es um die Goldmedaille für dich, um die sportliche Unsterblichkeit.“ Lena war sich sicher, dass jeder hier im Raum die Situation verstehen würde, die sie gerade heraufbeschworen hatte. Alle waren sie Sportler, alle kannten sie den Druck und die Erwartungen, die vor einem wichtigen Spiel oder in diesem Fall einem wichtigen Rennen, auf dem Betreffend lasteten. Sie wussten aber auch, dass der eigene Ehrgeiz und der Traum das zu erreichen, was man sich schon so lange so verzweifelt wünscht, noch viel stärker auf der eigenen Seele lasteten. Sie konnten sich alle in den Sprinter hineinversetzen. Alle, bis auf Sergio. „Was hat ein scheiß Sprinter mit dir und Iker zu tun?“ Die blonde Psychologin konnte einen leisen Seufzer nicht unterdrücken. Es kam ihr so unwirklich vor hier vor einem Großteil der spanischen Nationalmannschaft zu stehen und ihnen mithilfe eines Vergleiches zu erklären, warum sie letztendlich genau die Entscheidungen getroffen hatte, die sie nun mal eben gefällt hatte. Trotz der Störung von Sergio versuchte Lena sich nicht aus dem Konzept bringen zu lassen, schmiegt sich aber noch etwas näher an Andres, der ihr halt geben sollte, während sie ihre Geschichte vortrug. „Das erkläre ich dir gleich noch. Versuch einfach, dich in diesen Sprinter hinein zu versetzen, mehr verlange ich gar nicht von dir, Sergio.“ Brummig nickte der Verteidiger und auch alle anderen im Raum versuchten sich in diesen jungen Sprinter hinein zu versetzen, auch wenn sie den Sinn dieser Aktion nicht erahnen konnten. „Und nun stehst du so rum, bist eigentlich noch gar nicht bereit mit den anderen um die Wette zu laufen, aber auf einmal musst du losrennen. Lossprinten. Einfach so, ohne Vorbereitung, ohne alles. Aber du bist schnell, du bist gut und du hast Chancen das zu erreichen, was du dir so sehr wünschst.“ Einen Augenblick schaute Lena zu Boden. In den Köpfen der Jungs ging es im Augenblick noch um eine Medaille, einen dämlichen Pokal, in ihrem Kopf jedoch tauchten andere Bilder auf. Bilder, die sie eigentlich schon seit Ewigkeiten endgültig zu verdrängen versuchte. Erfolglos. „Dann aber siehst du einen deiner Mitstreiter fast neben dir. Du kannst in seinen Augen erkennen, dass er nicht mehr weiter kann, dass seine Kräfte nachlassen um weiter zu kämpfen. Aber du siehst auch den unbändigen Willen den Preis zu gewinnen. Schließlich ist es alles, was ihr euch beide ersehnt.“ Wieder machte Lena eine kleine Pause, in der die Spieler versuchen konnten nachzuempfinden, was zu diesem Zeitpunkt wohl in beiden Sprintern vorgegangen sein konnte. Sicherlich, so konnte Lena es sich zumindest blendend vorstellen, erinnerten sich einige an der Finale der Europameisterschaft, in dem die Spanier letztendlich gegen die ausgelaugten Deutschen als Sieger hatten vom Platz gehen dürfen. Die Gesichter ihrer geschlagenen Kontrahenten hatten sie jedoch bestimmt nicht vergessen. Sie wussten, wie der andere Sprinter schaute, so viel war gewiss. Was Lena ihnen aber nun zu sagen hatte, hatte nichts mehr gemein mit den traurigen, geschlagenen Deutschen, die sich als faire Verlierer gezeigt hatten, nein, Lenas Stimme war bitter, fast noch so, als konnte sie gar nicht so recht glauben, was da geschehen war. Was sie als nächstes würde sagen müssen. „Tja, und dann nimmt die Sehnsucht überhand und du merkst, wie dich jemand berührt, dich stößt, du verlierst die Kontrolle über deinen Körper, stolperst noch ein paar Schritte und fällst dann.“ Unwillkürlich hatten ein paar der Fußballer die Augen geschlossen, so als wären sie es gerade, die auf der Tartanbahn aufschlagen würden- auf hinterhältige Weise all ihrer glorreichen Chancen beraubt. Vielleicht hätte die junge Deutsche gar nichts mehr sagen müssen, doch sie hielt es für besser die Gefühle des Sprinters in Worte zu fassen und sie nicht der Fantasie ihrer Zuhörer zu überlassen. „Der Aufschlag kommt unerwartet, er ist so hart, dass du dein Bewusstsein verlierst. Für eine kurze Zeit herrscht nichts anderes in dir als die Leere. Und die Dunkelheit. Aber so kann es nicht für immer bleiben, du wachst auf und merkst mit einem Mal, dass du ein Krüppel bist.“ Man konnte die Bitterkeit in Lenas Stimme hören und Iker war sich fast sicher, dass sie sie auch selbst in ihrem mund würde schmecken können. Eine Bitterkeit, die ihr einmal vor langer, langer Zeit den Appetit verdorben hatte und die auch manchmal immer noch zum Vorschein kam. Die Bitterkeit darüber ein vermeintlicher Krüppel zu sein. „Die Ärzte sagen dir, dass es nicht so bleiben muss, dass du irgendwann wieder laufen können wirst, wenn du es nur stark genug willst und lange genug übst. Deine Freunde sollen dir dabei helfen, mit dir trainieren, damit du irgendwann wieder fitt genug bist um erneut um die Medaillen zu kämpfen. Und genau das ist eines deiner Probleme: Du erträgst die Blicke der Leute in der Heimat nicht, du erträgst es nicht zu sehen, wie genau der Konkurrent, der dich gefoult hat, damit durchkommt und vor deinen Augen stolz mit der Medaille herumläuft. Schlicht und ergreifen: Du erträgst das alles um dich herum nicht mehr und so verlässt du alles und jeden um Abstand zu gewinnen.“ Scheiße, die Erinnerungen taten mehr weh, als sie gedacht hatte. So hatte sie es eigentlich nicht geplant, aber was war seit ihrer Ankunft in Deutschland auch schon nach Plan verlaufen? Unauffällig versuchte Lena sich über die Augen zu wischen, sie wollte nicht, dass man sie wegen bloßen Erinnerungen weinen sah. Es war ja immerhin endgültig vorbei und eigentlich schon seit Jahren verheilt- nur mit dem kleinen Unterschied, dass sich über diese Wunde nur eine dünne, pergamentartige Haut gebildet hatte. Eine, die schneller einriss als alles andere und die noch langsamer wieder zusammenwuchs. Wenn überhaupt. Überrascht sah Lena zur Seite, als sie spürte, wie Andres kurz ihre Hand drückte. Sein Blick war klar, doch kein Lächeln zierte sein sonst oft fröhliches Gesicht. Er hatte verstanden, weil er die Geschichte schon kannte. Oder zumindest einen kleinen Teil von ihr. Und den Rest konnte er sich denken, der Katalane war ja nicht dumm „Dort, an diesem anderen Ort, baust du dir ein neues Leben auf. Ohne die, die gesehen haben, wie du gestürzt bist. Als Krüppel mit deiner Behinderung. Die Menschen dort kennen dich nicht anders, sie akzeptieren es. Und sie üben mit dir. Und du schöpfst neue Hoffnung, versuchst endlich wieder zu laufen, zu kämpfen.“ In jedem einzelnen Gesicht konnte Lena die Anstrengung erkennen ihren Worten zu folgen, all die Bilder zu sehen, die sie für sie heraufbeschwor. Die Spanier versuchten es redlich und Lena war wirklich froh, dass Sergio sich seit dem Beginn ihrer Erzählung nicht ein Mal eingemischt hatte. So machte er ihr es leichter zu erzählen und damit schneller zum springend Punkt zu kommen, der Antwort auf all die Fragen würde geben können. Doch vorher musste sie noch andere Schritte gehen, sonst war es zu schnell, deswegen holte die Psychologin auch tief Lauft und fuhr fort: „Und es klappt, Schritt für Schritt kannst du wieder gehen. Und naiv wie du bist, versuchst du es mit einem Wettlauf, so aus Spaß. Und du scheiterst, bevor es überhaupt angefangen hat, weil die Kraft noch nicht reicht. Ihr einigt euch darauf, es nicht wieder zu versuchen.“ Vorsichtig glitt Lenas Blick zu Xavi, der sie aufmerksam musterte. Nichts an seiner Miene ließ erkennen, ob er verstanden hatte, was sie zu sagen versucht hatte oder nicht. Letztendlich war es auch nicht so wichtig, denn die Geschichte war noch nicht zu ende und so besann Lena sich wieder auf das Wesentliche: Die Gefühle des Sprinters. „Eigentlich willst du es mit keinem mehr versuchen. Du hast aufgegeben und abgeschlossen mit deinem Leben als Sprinter. Du bist zufrieden wieder ohne fremde Hilfe gehen zu können, das reicht dir vollkommen aus. Weil du Angst hast. Panische Angst. Angst, wieder zu fallen. Wieder so verdammt hart zu fallen, denn du weißt, dass du dieses Mal nicht wieder aufstehen wirst. Dafür fehlt dir einfach die Kraft und das weißt du. Deswegen verzichtest du lieber. Aus purer Angst.“ Gegen Ende des Satzes war Lenas Stimme bloß noch ein Flüstern, kaum vernehmbar für diejenigen, die weiter von der Deutschen entfernt standen. Doch diejenigen, die nah genug an ihr dran waren, um ihr ins Gesicht zu sehen, erkannten, wie sehr sie in der Rolle des ängstlichen, verzweifelten Sprinters aufging. Ihre Gesichtszüge hatten haargenau die Form angenommen, die sie sich auch bei ihrem tief enttäuschten Sprinter vorgestellt hatten. Trotzdem sprach Lena weiter, ein klitzekleines Lächeln umspielte ihr Gesicht, so als würde sie nun zu einem erfreulicheren Abschnitt der Geschichte kommen. „Und dann tritt ein neuer Trainingspartner in dein Leben. Er ist nicht anders als alle anderen. Eigentlich. Aber aus irgendwelchen dir unbekannten Gründen ist er auch behindert. Du weißt nicht wie, du weißt nicht wodurch. Es interessierte dich aber auch herzlich wenig, weil du dich endlich mal verstanden gefühlt hast. Und er hilft dir deine Angst zu überwinden.“ Wieder herrschte einen kurzen Augenblick stille, bevor Lena sich selbst korrigiert, so als ob sie eben zu sehr in Gedanken gewesen wäre, um ihren Fehler zu bemerken. „Ihr helft euch gegenseitig, ohne irgendwelche Versprechen zu machen, denn ihr wisst beide, dass ihr diese Versprechen unter Umständen nicht werdet halten können. Also lieber ganz ohne Versprechen, dann tut es auch nicht so weh, wenn man hinterher wieder fällt.“ Keiner der Jungs musste ein Genie sein um diese Taktik wieder zu erkennen, die zwar in der Theorie schön und gut war, in der Praxis jedoch meistens in irgendeiner Art und Weise fehlschlug. Das hatten die meisten Spieler im Raum sogar schon einmal am eigenen Leib erfahren, so dass sie umso gespannter waren, wie es „ihrem“ Sprinter mit seinem neuen Trainingspartner ergehen würde. „Du merkst, wie du mit der Zeit besser wirst und wie deine Angst vor einem erneuten Rennen um die Medaillen abnimmt. Du freust dich über diese Fortschritte, siehst aber auch, dass deinen lieb gewonnenen Trainingspartner etwas bedrückt. Dass DU ihn behinderst und ihm Schmerzen zufügst. Was würdest du tun?“ Lena sah Sergio erwartungsvoll an. Sie hatte ihre Geschichte erzählt, jetzt war es an ihm ihr Antworten zu geben. „Wenn er mir wirklich so ein guter Freund geworden wäre, dann würde ich aufhören mit ihm zu trainieren. Ich könnte nicht zusehen, wie er leidet und ihn dabei noch mehr quälen.“ Wissend nickte Lena, eine andere Antwort hatte sie von dem Andalusier nicht erwartet, doch trotzdem befreite ihn das nicht von einer weiteren Nachfrage. „Auch, wenn du ganz genau wüsstest, dass es dich unter Umständen zurück werfen könnte?“ „Auch dann. Ich lasse meine Freunde nicht im Stich, ich verteidige sie und selbst wenn es mir persönlich weh tut, würde ich ihnen doch nie absichtlich Schmerzen zu fügen.“ Ohne zu zögern waren die Worte aus Sergios Mund gesprudelt und sein Blick war währenddessen zu Iker gewandert, der jedoch weiterhin unverändert nur stumm dastand und Lena gebannt zuhörte, so als wäre sie Shearazade aus tausendundeiner Nacht. Das hielt die Blondine aber nicht davon ab weiter auf den Andalusier einzugehen und so flüsterte mit unterdrückter Stimme: „Auch, wenn du wüsstest, dass es ihn verletzen würde?“ „Auch dann. Ich würde es zu seinem Wohl tun. Irgendwann würde er mich sicherlich verstehen.“ Sergios Blick in Ikers Richtung wurde eindringlicher, er wollte, dass sein bester Freund ihn verstand, dass er verstand, dass all dies nur zu seinem Wohl geschehen war, auch wenn er es jetzt vielleicht noch nicht sehen konnte. Er wollte Ikers Vergebung, um jeden Preis. Deswegen spielte er auch Lenas kleines Spiel mit und beantwortete geduldig jede einzelne Frage, egal wie oft sie sich nun schon wiederholt hatte. Ein kleines, verhaltenes Lächeln zierte mittlerweile wieder die Züge der Psychologin und mit einer Stimme, die sie sonst nur für ihre Patienten reserviert hatte, murmelte sie: „Ja, so handelt wirklich nur jemand, der seinen Trainingspartner tatsächlich gern hat und ihm nicht wehtun will. Er nimmt den kurzen Schmerz in Kauf, um ihn vor langem Schmerz und schwerer Enttäuschung zu schützen. Alles andere wäre auch selbstsüchtig und egoistisch, nicht?“ „Si!“ Wieder schien die Antwort Lena zu befriedigen, zumindest sah Sergio das Lächeln ein kleines bisschen größer werden und so langsam fragte sich der Verteidiger, was die junge Frau mit ihrer Erzählung eigentlich bezweckte. Doch bevor er überhaupt einen weiteren Gedanken daran verschwenden konnte, erklang auch schon wieder die fragende Stimme der Deutschen. „Und würdest du nach diesem Verlust sofort wieder anfangen zu trainieren? Ehrgeizig deine Ziele verfolgen? Oder würdest du dir die Zeit nehmen das alles zu verarbeiten?“ „Ich könnte nicht gleich wieder laufen, das brächte ich nicht über mich.“ „Genau.“ „Und was hat dieser ganze Scheiß nun mit dir und Iker zu tun?“ Sergio konnte einfach nicht mehr an sich halten, dieses Psychogelaber von einem Sprinter und seinem Sturz ging ihm furchtbar auf die Nerven und er sah absolut keine Verbindung zwischen ihren verachtenswerten Taten und diesem armen Kerl, der so übel gefoult worden war. Lenas Antwort jedoch schockierte den Verteidiger: „Du hast gerade die letzten Jahre meines Lebens durchlebt. Und verstanden. Ich war dieser Sprinter. Ich habe um meine erste große Liebe gekämpft und bin durch ein übles Foul ziemlich hart gefallen. Auf den Boden der Realität. Ich war ein emotionaler Krüppel und habe die Stadt verlassen, in der ich so viele schöne, aber auch diese schlimmern Momente erlebt habe, weil ich die Blicke meiner Freunde einfach nicht mehr ertragen habe. Und natürlich den Anblick meiner Konkurrentin mit dem Mann meines Herzens an ihrer Seite.“ Hatte die kleine Schwester des „Lutschers“ eben bereits gedacht, dass diese Gedanken wehtäten, so übertraf die direkte Nennung der Tatsachen den eben empfundenen Schmerz noch bei weitem. Keiner konnte sich auch nur annähernd vorstellen, welche Qualen sie damals in Mailand durchlitten und wie schlecht sie sich gefühlt hatte, denn keiner von ihnen war dabei gewesen. Und selbst wenn, dann hätten auch sie nur die starke, freundliche Fassade zu sehen bekommen, die sie allen anderen dort auch gezeigt hatte. Vor keinem hatte sie Schwäche zeigen wollen, selbst bei Paolo hatte sie sich geschämt, auch wenn er ihr immer wieder versichert hatte, dass es nichts mit Schwäche zu tun hatte, wenn man wegen Liebeskummer weinte. Doch auch seine Worte hatten sie nicht trösten können, genauso wenig wie Lionels, der als sie als einziger neben Paolo und nun auch Torsten über ihre verlorene Liebe hatte weinen sehen. Und natürlich Per. Per durfte sie nicht vergessen, auch vor ihm hatte sie sich geöffnet und es bisher nicht bereut, auch wenn sie nicht mehr genau wusste, warum sie den langen Innenverteidiger nicht genauso wie die anderen belogen hatte. Wahrscheinlich war sein Lächeln schuld gewesen, ja, ganz bestimmt, Pers Lächeln hatte sie von einer weiteren Lüge abgehalten. Und somit irgendwie auch ihr Gewissen ein kleines bisschen reiner gelassen. Ein kleiner Fleck weniger auf einem bereits ziemlich fleckigen Gewissen. „In der neuen Stadt habe ich neues Glück in der Liebe gesucht, es aber nicht gefunden. Mein erster zaghafter Versuch ist gescheitert, so wie der des Sprinters. Und dann kam Iker in mein Leben. Er war dieser Trainingspartner. Durch das, was wir beide miteinander erlebt und geteilt haben, habe ich gelernt wieder Lieben zu können. Mich nicht weiterhin vor der Liebe, der großen Liebe, zu fürchten.“ Jetzt war es an dem Madrilenen überrascht auszusehen, denn so langsam verstand er nicht nur, was diese Geschichte mit dem Sprinter auf sich hatte, sondern auch, warum Lena sich überhaupt erst auf eine Affäre mit ihm eingelassen hatte, wo doch beiden klar gewesen war, dass da zumindest anfänglich keinen großen Gefühle und Liebesschwüre zu erwarten gewesen waren. Sie hatte vergessen und neu lernen wollen und dieses Unterfangen hatten sie ohne sein direktes Wissen gemeinsam begonnen. Und dann war das alles irgendwie fürchterlich schief gegangen, weil er sich nicht an die Abmachung gehalten hatte- und Lena es gemerkt hatte. Schöne Scheiße! „Und dann hast du gemerkt, dass ich mehr von dir wollte, als du bereit warst zu geben. Und du wolltest mich mit der Trennung vor dem Schmerz bewahren, der später unweigerlich schlimmer geworden wäre.“ „Ja. Es war keine leichte Entscheidung, das musst du mir glauben, aber es war die einzig richtige, die ich für mich und für dich treffen konnte.“ Es schwang eine Aufrichtigkeit in ihrer Stimme mit, die Iker nicht an ihren Worten zweifeln ließ. Sie hatte ihm damals wehgetan, ihn verlassen, weil sie geahnt hatte, dass es mit der Zeit nur noch schlimmer werden würde. Denn sobald selbst nur schwach vorhandene Gefühle Zeit hatten sich zu etwas Größerem zu entwickeln, taten sie es häufig auch. Zumindest bei ihm- nur bei ihr nicht. Und das tat weh. Tierisch weh und deshalb konnte der Torhüter nicht anders als seine nächsten Worte resigniert und verletzt klingen zu lassen. „Ich war keine Medaille für dich, oder? Du wärst nicht wieder gegen andere angetreten, wenn es nur mich als Preis gegeben hätte, oder?“ In Lena tobte der altbekannte Kampf, ob es besser war, dem Torwart die Wahrheit zu sagen und ihn dadurch nur noch mehr zu verletzen oder aber durch eine Lüge sein Ego zu schonen und ihm ein kleines bisschen Schmerz zu ersparen. Wieder war es eine dieser Situationen, in denen eine Lüge weniger schmerzen würde als die brutale Wahrheit, doch Lena fand nicht das Herz um Iker direkt ins Gesicht zu lügen, wo er doch die Antwort auf seine Frage selbst schon kannte und jede ihrer Lügen sofort erkannt hätte. Eine Lüge hätte ihm vielleicht höchstens geholfen sein Gesicht vor den anderen Nationalspielern zu wahren, aber mittlerweile war es die Psychologin so Leid zu lügen nur um das Gesicht wahren zu können, so dass sie sich für eine ehrliche Antwort entschied. „Nein, wäre ich nicht. Das hat aber nichts mit dir zu tun, sondern eher mit meiner Angst. Ich hatte damals einfach noch nicht den Mut um wieder anzutreten.“ „Hast du ihn denn jetzt wieder?“ „Wenn ich das wüsste, Iker. Wenn ich das wüsste.“ Lena hasste es normalerweise, wenn sie auf Fragen keine Antworten hatte, aber an diesem durch und durch unnormalen Tag war es nicht so schlimm auf Ikers Frage keine Antwort zu wissen. Es war irgendwie auf eine groteske Art und Weise sogar beruhigend gerade auf diese Frage keine Antwort zu wissen, denn hätte sie mit „ja“ oder „nein“ geantwortet, so hätte sie sich auch die Frage stellen müssen, warum sie es seitdem nicht mehr versucht hatte und dieser Frage wollte sie sich lieber nicht stellen. Nicht jetzt, zumindest. Ein anderes Mal würde sie sich darüber Gedanken machen, Gedanken machen müssen, aber nicht heute, nicht nach all diesen anstrengenden Gesprächen und den schmerzhaften Wahrheiten. Trotzdem ließ Iker keine Ruhe. „Ich weiß, wie du es herausfinden kannst: Du musst es ausprobieren. Du musst dich der Herausforderung stellen und sehen, wie du damit zu Recht kommst, denn wenn ich mir etwas aus unserer Beziehung erhoffe, dann, dass ich dich geheilt habe. Und wenn schon nicht geheilt, dann wenigstens soweit wieder zusammengeflickt, dass du wieder antreten kannst. Jeder verdient eine zweite Chance.“ Er wirkte so überzeugt und Lena konnte beim besten Willen nicht verstehen, wie ein Mann, dessen Herz sie scheinbar in über tausend Stücke gebrochen hatte, noch so liebevoll und zuversichtlich mit ihr und über sie sprechen konnte als wäre sie ein durch und durch guter Mensch und nicht diese wirklich verkorkste Frau, die eigentlich tief in ihrem Inneren war. Aber vielleicht lag es auch einfach daran, dass man die Menschen, die man liebte, niemals so sah, wie sie wirklich waren, diese Meinung hatte zumindest einer ihrer Professoren vertreten und unter Umständen war da sogar was Wahres dran. Iker war während seiner Rede und des kurzen Schweigens im Raum jedoch noch eine andere Idee gekommen, warum Lena seit diesen Ereignissen nicht mehr wirklich um ihre Liebe gekämpft haben mochte und diese Theorie erschreckte den Kapitän der spanischen Nationalmannschaft so sehr, dass er unbedingt eine Antwort auf seine Frage brauchte, auch wenn er sie nur ganz leise aussprechen konnte, aus Angst, allein durch die laute Aussprache würde sie sich bewahrheiten. „Oder würdest du nur wieder antreten, wenn du die Chance hättest, den Mann von damals endlich für dich zu gewinnen? Deine große, erste Liebe?“ Gespannte Stille erfüllte den Raum und zum wiederholten Male waren alle Blicke auf Lena gerichtet, die nervös auf ihrer Unterlippe kaute und überlegte, wie sie Iker am besten erklärte, was gerade in ihr vorging. „Ich weiß es nicht, Iker. Aber ich bin auch bei meinem Bruder um das herauszufinden. Ich will mein Leben wieder in Ordnung bringen, damit es endlich wieder tatsächlich mein Leben ist und nicht das einer Fremden, die ich morgens im Spiegel nicht mal mehr erkenne.“ „Dann war das hier der erste wichtige Schritt in dein neues Leben, Lena.“ Es fiel Iker unglaublich schwer dies zu sagen, denn ein neues Leben für Lena hieße für ihn auch endgültig Abschied nehmen von der Vergangenheit. Einer Vergangenheit, die er gern in eine Zukunft umgewandelt hätte, hätte man ihm nur eine kleine Chance gelassen. Kein Kampf war zu schwer, wenn man nur einen Fünkchen Hoffnung besaß. „Nein, den ersten wichtigen Schritt bin ich bereits gegangen, bevor ich hierher kam, aber dies hier könnte der dritte wichtige Schritt sein, wenn du mir verzeihen könntest.“ Überraschung zeichnete sich auf den Gesicht des Madrilenen ab, denn er hatte nicht damit gerechnet, dass sie ihn nach all diesen Erklärungen noch um Vergebung bitten würde. Er hatte ja verstanden, dass sie ihn nur vor sich selbst hatte beschützen wollen und daraus wollte er ihr keinen Strick drehen. Trotzdem kam ihn die Floskel „Vergeben und Vergessen“ nicht über die Lippen, deshalb versuchte er Lena seine Gefühle zu erklären. „Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass es nicht mehr weh tut. Aber ich weiß, dass man Gefühle nicht erzwingen kann. Und es auch niemals versuchen sollte. Wenn man Liebe nicht bedingungslos geben und nehmen kann, dann ist es keine Liebe, sondern ein Handel. Das Leben ist nun einmal nicht fair, das wissen wir beide und deswegen gibt es nichts zu verzeihen, wenn man versteht. Und ich verstehe jetzt, warum du damals gegangen bist. Und auch, warum du mir diese eine Nacht zum Abschied geschenkt hast. Danke.“ Schweigen. Fassungslos schaute Sergio seinen besten Freund an, der eben der Frau, die ihm im übertragenen Sinne das Herz aus der Brust gerissen hatte, für ihre Taten gedankt hatte. So langsam zweifelte der Andalusier an der geistigen Gesundheit seines Freundes, denn dieses Verhalten war nicht normal. Sein Verhalten konnte man erklären, auch wenn man es nicht wirklich verstehen musste, aber wie sollte man eine solche Großherzigkeit und so viel Verständnis gegenüber einem Menschen erklären, der einem so viel Schmerz zugefügt hatte? Alle anderen Spieler schienen ebenfalls überrascht und beeindruckt von der Aussprache zwischen Iker und Lena, die soeben vor ihren Augen stattgefunden hatte. Ihnen allen war klar, dass vor ihnen keine Heiligen standen, sondern ganz normale Menschen, die beileibe nicht perfekt waren und das auch nie von sich behauptet hatten. Die verzerrten Bilder, die die Zeitungen von einem männermordenden Vamp namens Lena gezeichnet hatten, verschwammen vor den Augen der Fußballer und ersetzt wurden sie durch das Bild einer junge Frau, die bereit war sich zu öffnen, aber auch zu verteidigen, je nachdem, was gefragt war. Sie war kein Unschuldslamm, das hatte ihre verquere Beziehung mit Iker bewiesen, aber sie war auch kein schlechter Mensch. Und genau deswegen stellte Andres auch die alles entscheidende Frage: „Aber warum hast du Lena das angetan, Sergio? Ist dir eigentlich klar, dass sie indirekt deinetwegen vor Gericht steht?“ Vor Überraschung weit aufgerissene Augen zierten die Gesichter der meisten spanischen Spieler, bis auf Andres, Carles, Xavi und Lena hatte bisher noch niemand die Puzzelteile zusammengesetzt, so dass sie das rechte Bild ergaben. „Damit habe ich nichts zu tun, Andres. Wirklich nicht.“ „Bist du etwa nicht zur Presse gelaufen und hast sie angeschwärzt? Hast sie von der Journaille durch den Dreck ziehen lassen? Du hast gesagt, dass Iker sich doch freuen soll, dass ihr Leben seit der Trennung den Bach runter geht. Nach all dem, was wir von dir gehört haben, sollen wir dir jetzt glauben, dass du nicht hinter dieser Pressehetzjagd steckst?“ „Nein. Und wenn ich damals schon gewusst hätte, wie die Sache wirklich ist, dann hätte ich es doch niemals soweit kommen lassen.“ In Sergios Augen spiegelte sich so etwas Ähnliches wie Reue wieder, doch Lena war sich nicht ganz sicher, ob sie es sich nicht vielleicht doch einbildete, weil es genau das war, was sie sehen wollte: Ehrliche Reue von dem Mann, der ihr Leben während der letzten Monate auf den Kopf gestellt hatte. Die Blondine konnte sich einfach nicht mit dem Gedanken abfinden, dass es Menschen geben konnte, die für ihre schlechten Taten keine Reue empfanden. Das war unmenschlich und doch verrieten Sergios Worte, dass er seine Menschlichkeit noch nicht verloren hatte. „Es tut mir Leid, Lena, dass ich dir all diese schrecklichen Dinge angetan habe. Dass du meinetwegen hast Spanien verlassen müssen. Jetzt weiß ich, dass du es nicht verdient hast.“ Es fiel dem Andalusier sichtlich schwer dieses Eingeständnis zu machen, doch ihm war vollkommen bewusst, dass er nicht nur alles verlieren würde, wenn er sich nicht reumütig zeigte, nein, eine kleine Stimme in seinem Kopf sagte ihm auch, dass eine Entschuldigung das einzig Richtige war, was er noch tun konnte. Trotzdem konnte er die Anklage, er sei Schuld an der Hetzjagd gegen die Psychologin des FC Barcelona, nicht auf sich sitzen lassen. „Aber du musst mir glauben, dass ich nie auch nur ein Wort über dich zur Presse gesagt habe.“ „Dann bist du also völlig unschuldig an all den Artikeln, die Lenas Liebesleben auseinander genommen haben, ja?“ Zum ersten Mal an diesem Tag erhob Carles Puyol, der Abwehrspieler und Kapitän des FC Barcelona, das Wort und überrascht wandten sich alle Augen auf den Lockenkopf, der bisher nur ruhig an Lenas Seite gestanden und zugehört hatte. Auch Sergio wirkte ein wenig verunsichert, ließ jedoch seine Antwort so fest wie möglich klingen: „Nein, ich behaupte nicht, dass ich unschuldig bin, denn das bin ich nicht, aber ich habe die Sache nicht angefangen und auch nie mit dem Journalisten gesprochen, der den aller ersten Artikel geschrieben hat.“ „Aber du weißt wer es war. Und warum, oder Sergio?“ Die ruhige, klare Stimme des Katalanen stand vollkommen im Gegensatz zu der mittlerweile wieder angeheizten Stimmung, doch das schien keiner der Jungs zu bemerken, viel zu gespannt warteten sie auf Sergios Erwiderung. Immerhin hatten alle Spanier bis auf die wenigen Legionäre die Berichterstattung über Lenas angebliche Affären mit mehr oder weniger Interesse verfolgt und waren nun natürlich gespannt, wer hinter diesen gezielten Attacken steckte. „Ja. Ja, ich weiß, wer es war.“ „Dann raus mit der Sprache! Welches Schwein hat ihr das angetan.“ Andres’ aufgebrachte Stimme durchschnitt den Raum und diesmal war es an Lena, leicht die Hand des Mittelfeldspielers zu drücken, damit er ruhig blieb und sich zurückhielt. Schließlich wollten sie alle die Antwort des andalusischen Verteidigers hören. „Eva.“ Ungläubig schnaubte Iker und meinte dann nur leicht verwirrt: „Eva? Aber wieso?“ „Weil sie dich geliebt hat, Iker. Aus ganzem Herzen. Wir sind uns wenige Tage nach deiner Trennung von Lena zufällig begegnet und da hat sie mich gefragt, wie es dir ginge und ob du glücklich wärst mit deiner geheimnisvollen Frau, gegen die sie nicht hatte ankommen können.“ Es schien Sergio wirklich berührt zu haben diese Eva so traurig gesehen zu haben, doch das erklärte noch lange nicht, was das eine mit dem anderen zu tun haben sollte. Nun war es jedoch an Sergio die gesamte Geschichte zu erzählen und keiner wagte auch nur ein bisschen lauter zu atmen. „Sie wirkte so unheimlich traurig, aber auch so aufrichtig besorgt um dich, da habe ich ihr erzählt, dass ihr beide nicht mehr zusammen seid. Ich habe ihr erzählt, wie sehr du leidest und wie abscheulich Lena sich verhalten hat. Und sie kam dann auf die Idee, Lena für deinen Schmerz bezahlen zu lassen. Sie meinte, dass sie dich ganz genau kennen würde und dass du von dieser Idee ganz begeistert sein würdest.“ Das Gesicht des „Königlichen“ verzog sich zu einem humorlosen Lächeln, das treffend ausdrückte, was er mittlerweile von dieser Interpretation hielt. „Ich war zuerst skeptisch, aber einen Tag später trafen wir uns erneut und sie hatte den Plan perfekt ausgearbeitet: Die Presse würde die ganze Arbeit übernehmen und der Welt zeigen, wie Lena wirklich ist. Sie sagte, damit könnte man viele andere Männer vor einem ähnlichen Schicksal bewahren und deshalb stimmte ich zu. Ich hatte dich am Boden gesehen, das wollte ich verhindern, wenn es sich denn verhindern ließ. Also habe ich Eva freie Hand gelassen und sie hat alles weitere geregelt.“ Was genau „alles weitere“ umfasste musste Sergio nicht weiter ausführen, denn selbst die im Ausland spielenden Fußballer konnten sich so ungefähr denken, in welche Richtung diese Eva alles manipuliert haben musste. Ein richtiges Biest. „Kam dir nie der Gedanke, dass irgendwann auch Schluss sein musste?“ „Doch, natürlich. Mehrmals sogar, aber jedes Mal hatte Eva eine perfekte Begründung, warum wir weiter machen mussten und irgendwann war es dann zu spät, um es aufzuhalten. Wir hatten keine Kontrolle mehr.“ Der Abwehrmann stand mit hängenden Schultern da und versuchte niemandem ins Gesicht zu schauen. Er hatte immerhin gemerkt in welche Richtung die Berichterstattung umschlug und hatte nichts getan um es zu verhindern, bis es zu spät gewesen war. Aber diese Schuld traf nicht nur ihn, sondern auch seine „Komplizin“ und Sergio hatte keine Ahnung, wie es ihr mit dem Gedanken ging Lena nicht nur vor Gericht, sondern sogar außer Landes getrieben zu haben. Wahrscheinlich viel besser als ihm im Augenblick, weil sie die Wahrheit nicht kannte, im Gegensatz zu ihm. Es war leicht selbstgerecht zu sein, wenn man fest davon überzeugt war richtig zu handeln, hatte man seine Fehler aber einmal erst vor Augen geführt bekommen, erwies sich die Sache als schwieriger. „Wenn ihr von einer Eva sprecht, dann meint ihr doch hoffentlich nicht Eva Maria Perez Soler, oder?“ Das Gesicht des Mittelfeldzauberers des FC Barcelona war ein kleines bisschen blasser geworden, als er seine Frage ausgesprochen hatte, doch es war nichts im Vergleich zu der Blässe, die er nach der Antwort erreichen sollte. „Doch, genau die meinen wir. Woher kennst du sie?“ „Sie war meine Jugendliebe. Wir waren relativ lange zusammen, trennten uns aber kurz nachdem-“ Jetzt schluckte Iniesta schwer, so als wollte er seinen Gedanken nicht zu ende führen und schon gar nicht für alle hörbar aussprechen. Trotzdem gab er sich einen Ruck und beendete den Satz. „-Lena nach Barcelona kam. Eva mochte sie noch nie, sie hat mir immer wieder vorgeworfen, ich würde sie hinter ihrem Rücken mit Lena betrügen. Diese Eifersucht wurde immer schlimmer und hat mich irgendwann so wahnsinnig gemacht, dass ich einen Schlussstrich gezogen habe. Es ging nicht mehr anders.“ Für Andres waren die Erinnerungen an das Ende seiner ersten großen Liebe ebenso unangenehm wie sie für alle anderen gewesen waren, die bisher über ihre Erlebnisse gesprochen, doch das hinderte die anderen nicht, näher nachzufragen. Und diesmal war es ausgerechnet Iker, der in Andres’ Wunde herumstocherte um Licht ins Dunkel zu bringen. Dabei hätte doch mittlerweile, fand Andres, jeder Depp auf die Zusammenhänge kommen müssen. Trotzdem beantwortete er Ikers Frage geduldig. „Und Eva hat Lena die Schuld gegeben, oder?“ „Genau. Es war eine hässliche Szene, als sie Lena damals mit ihrem angeblichen Wissen konfrontiert hat. Seitdem sehen wir uns nur noch sporadisch, aber ich weiß, dass sie Lena immer noch hasst.“ Ein lautes Klatschen erfüllte den Raum und die Fußballer konnten gerade noch sehen, wie Sergio seine Hand wieder von seinem Gesicht nahm. Vermutlich hatte er sich selbst geschlagen, weil er gemerkt hatte, wie sehr ihn dieses Biest namens Eva manipuliert hatte. Und wie freudig er ihren Manipulationen gefolgt war! „Also hatte das alles gar nichts mit ihren Gefühlen zu Iker zu tun? Hat sie die Situation nur ausgenutzt um endlich ihre Rache an Lena nehmen zu können?“ „Nein, das glaube ich nicht. Durch ihre Beziehung mit Iker hatte sie ihren alten Status als Spielerfrau wieder, das war ihr immer das wichtigste: Einen reichen und berühmten Mann an ihrer Seite zu haben. Solange war es gut und ihr Hass auf mich war irgendwo versteckt, als Iker ihr aber von der anderen Frau erzählt hatte und sie vermutlich herausgefunden hatte, dass ausgerechnet ich die andere war, kochten die alten Gefühle wieder hoch, diesmal aber noch gemischt mit der Abfuhr, die sie deswegen von Iker erhalten hatte.“ Lenas Erklärung klang plausibel, doch das machte die Angelegenheit nicht einfacher und genau zu diesem Schluss kam auch Carles mit seiner unerschütterlichen Ruhe. „Eine gefährliche Mischung.“ Und auch Sergio begriff immer mehr, welche anderen Gedanken noch hinter Evas Plan gesteckt hatten, es waren nicht nur „simple“ Rachegedanken einer eifersüchtigen Frau gewesen, sondern noch viel mehr. „Sie wollte dich aus dem Land haben, damit du ihr nicht noch einmal die Tour vermasselst.“ Einen Augenblick herrschte Totenstille im Gemeinschaftsraum der spanischen Nationalmannschaft. Alle Anwesenden standen noch viel zu sehr unter Schock, als dass sie alles, was sie während der letzten Stunden gehört hatten, schon richtig hätten verarbeiten können. Es war einfach viel zu viel gewesen, doch unter Strich zählte aus dieser ganzen Konversation und nur eins und Andres war derjenige, der es als erster auf den Punkt brachte: „Und letztendlich hat sie ihr Ziel ja erreicht: Du hast Barcelona und Spanien verlassen. Damit hat Eva freie Bahn.“ Die Verbitterung in seinen Worten konnten alle fast schon schmecken und auch wenn einige der Mannschaft den ruhigen, in sich gekehrten Katalanen nicht ganz so gut kannten wie andere, so ahnten sie doch alle, dass er sich selbst für das Debakel mitverantwortlich machte. Und da Lena ihren langjährigen Freund besser kannte als viele andere und wusste, wie sehr er sich mit diesen neuen Erkenntnissen quälen würde, nahm sie ihn sanft in den Arm und flüsterte leise: „Ja, ich habe Barcelona verlassen, aber nicht endgültig. Ich komme wieder. Ich weiß zwar noch nicht wann, aber ich werde wieder kommen, das verspreche ich dir, Andres.“ To be continued Ähm, ja, das hier ist normalerweise die Stelle, an der ich euch zig Fragen stelle und auf ganz, ganz viele Besonderheiten aufmerksam mache, aber irgendwie habe ich gerade keine Ahnung, wo ich da anfangen soll… Wahrscheinlich am Besten am Anfang, aber da ich das nicht hinkriege, müsst ihr mit meinen Gedankensprüngen leben… ;) Könnt in euren Kommentaren ja eure eigene Ordnung aufbauen. Für Lena war diese lange Erzählung über den Sprinter sehr, sehr anstrengend und ohne Andres und Carles an ihrer Seite hätte sie das alles niemals überstanden, aber hat es ihr nun wirklich geholfen sich das alles Mal von der Seele zu reden? Was denkt ihr? Oder hat sie sich mit diesen Offenbarungen nur noch verletzlicher gemacht? Und seid ihr am Anfang überhaupt mit diesem Gleichnis klar gekommen? Eigentlich sollte es relativ schnell durchschaubar gewesen sein, aber vielleicht war es da ja auch nur für mich, weil ich die ganze Zeit wusste, um wen es hier geht... Und wie lief es mit dem Einfühlen in den armen Sprinter? Ging es oder war es zu absurd? Was sagt ihr zu Iker? Dafür, dass viele in ihm den Teufel in Persona sehen wollten, hat er aber doch irgendwie ein Herz aus Gold. Finde ich zumindest, denn auch wenn es ihm weh tut Lena gehen zu lassen und sogar mit der Tatsache leben zu müssen, dass er für sie niemals DER Mann war, so versteht er sie jetzt besser und reagiert wie ein wirklich toller Mensch. Und seine Aussage, dass Liebe ohne das Geben und Nehmen ein Handel ist, halte ich für sehr weise (Ja, ich weiß, ich habe es geschrieben, also sollte ich auch so darüber denken, aber trotzdem… ^^) Tja, und zu Sergio passt die rolle des abgrundtief bösen Bösewicht auch nicht mehr. Nicht, nach seiner Entschuldigung und nach den Enthüllung, dass er eher gutgläubig in die ganze Sache hinein manipuliert worden ist. Das macht seine anderen Verfehlungen zwar auch nicht besser, aber es tut gut zu wissen, dass kein Mensch ALLEIN absichtlich so grausam sein kann. Was uns wiederum zu Eva Perez Soler führt, einer Frau, die aus gekränktem Stolz und Eifersucht rücksichtslos ziemlich viel kaputt gemacht hat. Es gab eine unter euch, die schon vor längerem die Vermutung geäußert hat, dass diese ganze Geschichte nicht ohne eine Frau auskommt, die im Hintergrund die Fäden zieht et voilà, hier ist sie. Und außer den bereits angeführten Gründen hält euch ausnahmsweise nichts davon ab aus ganzem Herzen über sie zu fluchen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)