Happy ohne Ende? von Schumeriagirl ================================================================================ Kapitel 23: As long as you're mine ---------------------------------- Ich bleibe an dieser Stelle standhaft: Keine der in meiner Story vorkommenden Personen gehört mir und alles, was hier zu lesen ist, ist definitiv frei erfunden und entspricht zu keinem Zeitpunkt der Wahrheit. Dieses Lied hat mich zu meinem Flashback inspiriert, hört es am besten, wenn ihr ihn lest, dann wisst ihr sicherlich, was ich meine. Der Song ist aus dem Musical „Wicked“ und heißt „As long as you’re mine“. http://www.youtube.com/watch?v=09w-BySRpEI&feature=related „Ich will alles wissen, Paolo, alles, was du mir sagen kannst. Aber zu aller erst möchte ich wissen, was Carles zu Ricardo gesagt hat.“ „Woher weißt du eigentlich, dass es Carles gewesen ist, der angerufen hat? Ich bin mir sicher, dass ich dir keinen Hinweis gegeben habe.“ Lena lachte leise auf. Das war mal wieder typisch Paolo: Anstatt sie gleich danach zu fragen ließ er immer erst etwas Zeit vergehen und sprach über etwas anderes, bis er dann seine Frage stellte. Irgendwie beruhigte es sie, dass es Dinge gab, die sich auch in all der Zeit nicht verändert hatten. Dass sich ihr Paolo Maldini nicht zu sehr verändert hatte. „Hast du auch nicht. Ich habe geraten. Leo konnte es nicht gewesen sein, mit dem habe ich vor ein paar Tagen erst telefoniert und dann blieben nur noch Andres und Carles zur Auswahl. Die beiden zählen neben Lionel zu meinem besten Freunden dort und ich wüsste niemandem, dem Lionel sonst von Ricardo erzählt hätte.“ Wieder war es still am anderen Ende der Leitung und Lena ahnte, dass Paolo sich seine Worte sehr vorsichtig zu recht legen würde. Das tat er immer, wenn sie mehr oder weniger zufällig auf das Thema „Ricardo“ kamen, weil er sie nicht verletzten und alte Wunden aufreißen wollte, die eigentlich schon längst verheilt sein sollten. Eigentlich. „Keine Angst, du musst nicht wie eine Katze um den heißen Brei herumschleichen, Paolo. Ich bin alt genug um damit wie eine Erwachsene umzugehen und außerdem ist es ja auch schon ein paar Jahre her. Ich bin über ihn hinweg. Außerdem war ich ja im Endeffekt selbst Schuld, dass es überhaupt so gekommen ist, wie es gekommen ist.“ Lena versuchte ihre Stimme stark und sicher klingen zu lassen, doch wie immer, wenn sie an damals dachte und darüber sprach, schlich sich ein leichtes Zittern ein. Jedem anderen wäre es wohl nicht aufgefallen, Paolo schon. Er kannte sie einfach zu gut und wusste, worauf er achten musste. Niemand sonst hätte ihre Lüge zu Beginn des Gesprächs erkannte außer Paolo, der immer auf ihre Stimmlage und –feste achtete. Wie er sowieso scheinbar immer alles im Blick hatte. Daher überraschte es Lena auch nicht weiter, dass er ihre Worte nicht glaubte. Trotzdem war er unerwartet sanft, sonst schollt er sie immer dafür, dass sie ihm indirekt noch nachtrauerte, obgleich er das seiner Meinung nach nicht Wert war. „Nicht Principessa“, bat Paolo „Versuch nicht zu Rechtfertigen, was dir so wehtut.“ „Ich versuche nichts zu rechtfertigen, ich will einfach nur wissen, was Carles und er miteinander besprochen haben.“ Ihr Tonfall war schärfer als beabsichtigt, aber er nahm es ihr nicht Übel, immerhin hatte er mit einer solchen Abfuhr gerechnet. Alles, was Lena irgendwie zu nahe kam, blockte sie vehement ab. So war sie einfach und mit der Zeit lernte man sie zu akzeptieren und zu lieben, wie sie war. „Soweit ich weiß, war das Gespräch nur recht kurz. Carles wollte wissen, ob du bei ihm bist und er hat erwartungsgemäß mit nein geantwortet. Du kannst dich auch beruhigen, es ist kein böses Wort gefallen oder irgendetwas, was zu persönlich gewesen wäre. Sie haben nicht über dich geredet. Zumindest nicht mehr als das, für mehr war Ricardo in dem Augenblick auch vermutlich nicht fähig. Aber er war schon verdammt überrascht, dass jemand aus Barcelona ausgerechnet bei ihm anruft und nach deinem Aufenthaltsort fragt. Damit hat er nicht gerechnet. Und ich übrigens auch nicht. Ich dachte ehrlich gesagt, dass du deinen Freunden dort nichts davon erzählt hättest. So hattest du es zumindest vor, oder täusche ich mich?“ Man konnte den Felsbrocken, der von Lenas Herzen fiel, fast hören, so erleichtert war sie, dass Carles und Ricardo sich nicht weiter über sie unterhalten hatte. Sie hasste es, wenn jemand hinter ihrem Rücken über sie sprach und gerade die Mischung aus Barcelona und Mailand ließ sie nervös werden. Es gab eben Dinge und vor allem Menschen, die nicht zusammengehörten und dazu zählten definitiv diejenigen, die sie aus Barcelona und Mailand kannte. Eine explosive Mischung, deren Detonation sie besser nie erleben wollte. „Es sollte ja auch niemand wissen, aber eines Abends war ich mit den Jungs unterwegs nach einem gewonnen Auswärtsspiel, wir hatten schon ein bisschen getrunken und dann- “ „Dann bist du redselig geworden und hast aus dem Nähkästchen geplaudert?“ Das konnte sich Paolo beim besten Willen nicht vorstellen. So kannte er seine kleine Principessa gar nicht, normalerweise trank sie kaum Alkohol und wenn, dann wurde sie in diesem Zustand selten redselig. Eine redselige Lena, die ohne Punkt und Komma sprach, kannte er im Grunde genommen gar nicht. „Bist du wahnsinnig? So gut solltest du mich eigentlich mittlerweile kennen, dass ich mich weder betrinke, noch ohne weiteres drauf los erzähle. Nein, den Abend habe ich mich einfach so verdammt einsam und allein gefühlt. So klein und hilflos. Und da war Lionel einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Er hat genau das richtige gesagt, mich in den Arm genommen und mir zugehört. Die ganze Zeit. Er hat mich einfach reden lassen und es hat unheimlich gut getan. Hinter hatte ich natürlich Angst, dass er jetzt schlecht von mir denken könnte, aber Leo hat mich einfach nur angelächelt und gesagt, dass er nie etwas schlechtes von mir denken könnte.“ Lenas Stimme hatte einen weichen Ton angenommen, als sie begonnen hatte zu schildern, was Lionel an diesem Abend für sie getan hatte und irgendwie beruhigte es den Abwehrakteur des AC Mailand, dass der junge Argentinier für sie da gewesen war und auch so verständnisvoll reagiert hatte. Trotzdem war Paolo sich ziemlich sicher, dass es einen speziellen Grund gehabt haben musste, dass Lena in eine solche Stimmung verfallen war, aber wenn sie ihn ihm im Augenblick nicht sagen wollte, so akzeptierte er das schweigend. „Lena, wann wirst du endlich begreifen, dass dich keiner für das, was geschehen ist, allein verantwortlich macht. Wenn man da überhaupt von Verantwortlichkeit sprechen kann. Ihr habt euch ineinander verliebt und das passiert in den besten Familien.“ „Man verliebt sich nicht einfach so in einen verheirateten Mann, Paolo, und das weißt du. Man tut all das nicht, was wir getan haben, wenn man nicht frei ist.“ Resigniert schüttelte Maldini den Kopf. Manchmal war Lenas Dickkopf einfach zum Verzweifeln, das musste wohl in der Mentalität der Deutschen liegen, diese vermaledeite Sturheit. In der Beziehung war sie vermutlich wie alle anderen „guten“ Menschen: Sie konnte sich ihren vermeintlichen Fehler nicht verzeihen. Und das war auch ihr größtes Problem, eines, das sie mit allen anderen „guten“ Menschen gemeinsam hatte: Gute Menschen kommen nicht in den Himmel, weil sie sich selbst nicht verzeihen konnten. Manche Dinge geschahen einfach, ohne dass sie vorher jemand um Erlaubnis bat. Jeden Tag, überall auf der Welt. Völlig unvorhergesehen eben und wenn sie dann geschahen, musste man sich mit ihnen arrangieren. Natürlich war er nicht begeistert gewesen über das, was geschehen war, als er davon erfahren hatte, aber er hatte sie ebenfalls nicht verurteilt. Im Grunde genommen hatte Paolo es kommen sehen, hatte es erwartet. Und trotzdem hatte es ihn noch eiskalt erwischt. „Nein, Principessa, normalerweise tut man es nicht, aber beantworte mir nur eine Frage: Warst du in den Augenblicken mit ihm glücklich?“ Ohne zu zögern kam Lenas unmissverständliche Antwort: „Ja, unendlich glücklich.“ „Siehst du. Und nun mein Rat, den mein Vater schon von seinem Vater hat und an den ich mich mein Leben lang gehalten habe: Bereue nie, wenn du im Augenblick des Geschehens glücklich warst!“ Lena musste unweigerlich schlucken. Vielleicht war es albern, dass Paolos Worte sie so berührten, aber sie taten es einfach. Sie konnte nichts dagegen tun, war wehrlos. Seine Stimme war so sanft und verständnisvoll gewesen. Er hatte schon vorher gewusst, dass sie mit ’ja’ antworten würde und dass es Erinnerungen wach rufen würde, die Lena sowohl liebte als auch hasste. Sie hinterließen immer einen bittersüßes Schmerz, denn mittlerweile wusste sie, dass das Märchen nicht gut ausgehen würde und trotzdem lief wieder dieser Film vor ihrem inneren Auge ab. Und so wie jedes Mal spürte sie da wieder dieses Kribbeln im Bauch, diese Anspannung. Alles, was sie so sorgfältig aus ihren Kopf verbannt hatte, war wieder da und drang mit aller Macht in ihr Bewusstsein. 25. Mai 2005 Angespannt saß Lena auf der Tribüne und starrte konzentriert auf das kleine, runde Leder, das gerade an der Mittellinie hin- und her gepasst wurde. Aus den Augenwinkeln nahm sie noch Christians aufgeregtes Gehopse war, doch das interessierte sie ausnahmsweise nicht weiter. Sie konnte seine Aufregung ja nur zu gut verstehen, teilte sie sogar, immerhin stand dort unten sein Vater auf dem Platz und kämpfte mit seiner Mannschaft, dem AC Mailand, um die bedeutendste Trophäe des europäischen Vereinsfußballs. Trotzdem ruhten Lenas Augen nicht auf Paolo, der ungefähr 25 Meter vorm Tor hin- und her trabte, nachdem er seine ’Rossonieri’ bereits in der ersten Minute in Führung gebracht hatte, sondern auf einem anderen Spieler im Dress der Italiener. Sie verfolgte gespannt jede Bewegung ihres besten Freundes Ricardo, der von allen anderen nur liebevoll ’Kaká’ genannt wurde. Immer wieder erkämpfte er sich den Ball und versuchte das Spiel in die Hälfte der Liverpooler zu treiben, die trotz eines Null zu Drei Rückstandes noch nicht resigniert hatten. Voller Elan hielten sie dagegen und kämpften bis an den Rand der Erschöpfung. Innerlich zollte Lena ihren Leistungen Respekt, aber sie wollte Ricardo unbedingt gewinnen sehen. Wollte sein Lächeln wieder sehen, das ganz schnell verschwunden war, nachdem seine Frau, Caroline, ihm mitgeteilt hatte, dass sie nicht zum Finale kommen würde. Dringende Geschäfte in Brasilien hätten sie aufgehalten und die würden sich wohl auch noch über mehrere Wochen hinziehen. Wer’s glaubte. Für Lena zumindest war es ein weiterer Grund die Frau ihres besten Freundes nicht zu mögen. Bisher hatten sie sich seinetwegen zusammengerissen, weil sie ihn nicht verletzen wollte, aber wenn das so weiterginge wie würde sie nicht mehr lange ihren Mund halten können. Diese Frau sollte Ricardo schließlich glücklich und nicht unglücklich machen. Lena war so in Gedanken gewesen, dass sie erst Christians entsetzter Aufschrei in die Realität zurückholte. Ebenso entsetzt schaute sie auf die Anzeigetafel, die emotionslos den neuen Zwischenstand von Drei zu Eins verkündete. Steven Gerrad hatte die Liverpooler wieder hoffen lassen und das konnte man förmlich spüren. Noch lagen sie zwei Tore in Führung aber irgendwie hatte Lena kein gutes Gefühl. Auf dem Platz schien es Paolo ähnlich zu gehen, denn wütend trieb er seine Kollegen an und hetzte selbst unerbittlich durch die lauwarme türkische Abendluft. Fassungslos mussten Christian, Lena und Paolos Frau Adriana zusehen, wie Liverpool bis zum Ende der regulären Spielzeit noch zwei weitere Tore erzielte. Es war wie verhext und Lena konnte von den VIP Plätzen aus sehen, wie geknickt die Mannschaft war. Keiner hatte damit gerechnet dieses Spiel noch aus der Hand zu geben, aber genau das war passiert. Die Liverpooler Fans hingegen machten lautstark Stimmung und feuerten ihre Mannschaft frenetisch an, wohingegen die Milan Fans während der Verlängerung zunehmend leiser geworden waren, als es immer wahrscheinlicher wurde, dass es ein Elfmeterschießen geben würde. Und genau so kam es dann auch. Lena versuchte den kleinen Christian neben sich ruhig zu halten, doch daran war nicht zu denken. Ihre Nerven lagen blank und immer wieder hörte Lena sich selbst ’Forza Milan’ schreien. Vergeblich. Andreas und Shevas Elfmeter hielt der Liverpooler Torhüter Dudek und binnen Sekunden war der Traum vom Titel für die Mailänder ausgeträumt. Enttäuscht und unheimlich traurig nahmen sie ihre Medaillen für den zweiten Platz entgegen, doch Lena sah, dass viele von ihnen, darunter auch Paolo, sie sofort wieder ablegten und nur sehnsüchtige Blicke zum silbernen Pokal warfen. „Adriana, ich glaube wir sollten runter in die Katakomben, ich glaube sie brauchen uns jetzt.“ Schweigend nickte Paolos Frau und gemeinsam mit Christian machten sie sich auf den Weg in die Katakomben. Doch trotz der VIP Pässe wurden sie nicht vorgelassen und mussten am Eingang auf Paolo und die anderen warten. Die schlichen ihnen auch schon nach kurzer Zeit mit gesenkten Köpfen und resignierter Haltung entgegen. Adriana beeilte sich schnell zu ihrem Mann zu kommen und auch Christian versuchte alles um seinen Vater ein wenig aufzumuntern und abzulenken, doch wie nicht anders zu erwarten gelang es ihnen nicht recht. Lena hatte in der Menge gleich nach Ricardo gesucht, ihn jedoch nicht sofort gefunden. Erst nachdem sie Andrea und Sheva, den beiden traurigen Elfmeterschützen, aufmunternd auf die Schulter geklopft hatte, erblickte sie ihn einsam mit geschlossenen Augen an die kalte Wand gelehnt. Ein eiskalter Schauer lief Lena den Rücken runter, denn in so einer Verfassung hatte sie ihren besten Freund noch nie erlebt. Jetzt war definitiv der Augenblick, in dem er ihre Fürsprache und ihren Trost brauchte und deshalb näherte sie sich ihm trotz der warnenden Blicke der anderen. Kaká hatte ihre Schritte nicht bemerkt, starte immer noch wie hypnotisiert auf den Boden, als sich zwei schlanke Arme um ihn schlangen und ihn mit sanfter Gewalt zu sich heran zogen. Er musste nicht aufsehen um zu erkennen, wer ihn so in den Armen hielt, er kannte nur eine Frau auf der Welt, die solch einen unverwechselbaren Duft trug. Es war eine Mischung aus Vanille und ihrem ganz eigenen Geruch, der ihn wie in einen Kokon einhüllte. Wortlos erwiderte er die Umarmung und für einen Moment fiel die Last des verlorenen Finals von ihm ab. „Ricardo, Lena, wir müssen.“ Paolos Stimme holte die beiden zurück in die Wirklichkeit und nur widerwillig ließ Ricardo Lena gehen. Nachdenklich folgte er ihr und kurz bevor er in den Bus steigen musste, der ihn wieder ins Hotel bringen sollte, fragte er sie leise: „Bleibst du heute Nacht bei mir, Lena? Ich will nicht allein sein.“ Es brauchte keine Antwort, ein Blick in ihre Augen versicherte Ricardo, dass sie da sein würde, wenn er sie brauchte, so wie sie bisher immer da gewesen war, seit er sie vor einigen Jahren durch seinen Kapitän kennen gelernt hatte. So stieg er beruhigt in den Bus und wusste, dass er sich an diesem Abend nach dieser Niederlage nicht wie die meisten anderen sinnlos betrinken würde, sondern dass seine beste Freunde da sein würde um ihm zu zuhören, ihm neuen Mut zu machen und neue Kraft zu schenken. Jetzt hatte er keine Angst mehr vor der erdrückenden Einsamkeit seines Einzelzimmers, denn er wusste, dass Lena da sein würde. Ihr leichtes Klopfen überhörte Ricardo fast, da er im Bad stand und sich die Zähne putzte. Nur mit einem Handtuch um die Hüften stand er da und starrte in den Spiegel, als könne der ihm sagen, warum es nicht gereicht hatte. Aus seinem Schlafzimmer drang die leise Musik des Radios bis an sein Ohr, aber so richtig bekam er nichts mit. Vorsichtig öffnete Lena die Tür, die nur angelehnt war und betrat das Zimmer des Mittelfeldakteurs, der heute zumindest während der ersten Halbzeit der Spielbestimmende Mann auf dem Platz gewesen war. Am Ende hatte es leider nicht gereicht, auch wenn er einer derjenigen gewesen war, der seinen Elfmeter verwandelt hatte. „Ricardo bist du hier?“ „Ja, warte, ich komme gleich.“ Nur ein paar Augenblicke später stand Ricardo schon in der Tür, die das Badezimmer und den Schlafraum miteinander verband. Schmunzeln beobachtete er Lena, die es sich bereits auf seinem Bett bequem gemacht hatte. Ihr war wahrscheinlich klar, dass sie die ganze Nacht über das Spiel und auch seine Probleme mit Caroline reden würde, also hatte sie es sich gleich angenehm eingerichtet. Lena war nur in einem seiner langen Shirts gekommen, die er ihr irgendwann einmal zum Schlafen gegeben hatte. Deswegen sah auch Ricardo keinen Grund für Förmlichkeiten und ließ sich nur mit einer Boxershorts bekleidet neben sie nieder. So hatten sie schon oft nebeneinander gesessen und keiner hatte ein Problem mit dem Aufzug des anderen. Immerhin gab es für sie nichts, was sie nicht schon gesehen hätten. Zwar war es schon sehr lange her, dass sie miteinander geschlafen hatten und damals waren sie beide ziemlich angetrunken gewesen, aber sein Erste Mal vergaß man einfach nicht. „Was war heute auf dem Platz los, Ricardo?“ „Wenn ich das so genau wüsste. Es war alles irgendwie wie verhext, zuerst ging alles viel zu gut und dann brach mit einem Mal der Sturm los. Vielleicht waren wir zu arrogant?“ Ohne einen Blick auf die Uhr zu werfen redeten sie und redeten. Es war fast wie früher, wenn sie bis in die frühen Morgenstunden zusammen gesessen hatten. Solche Gelegenheiten waren seltener geworden, seitdem Kaká verheiratet war und so genoss er es umso mehr. Mit seiner Carolin konnte er so nicht reden, sie würde ihn nicht verstehen und hätte wohl auch nie die Geduld gehabt ihm so lange aufmerksam zu zuhören. Lena jedoch war da ganz anders. Auf einmal überkam ihn ein komisches Gefühl. Er konnte es zuerst gar nicht richtig zuordnen, es war so angenehm und war und er fühlte sich wohl. Die Trauer über die Niederlage schmerzte nicht mehr so und Lenas Kopf, der leicht an seine Schulter gelehnt war, faszinierte ihn mit einem Mal unheimlich. Ihre strahlenden blauen Augen zogen ihn magisch an und ehe er wirklich realisieren konnte, was er da gerade tat, beugte er sich zu ihr herunter und legte seine Lippen ganz sanft auf ihre. Überrascht sog Lena den Atem ein, schloss dann jedoch unweigerlich die Augen. Seine Lippen waren rau, doch fühlten sie sich unendlich gut an. Unmerklich begann Lena den Kuss zu erwidern und schließlich war es Ricardo, der erschrocken über seine eigene und Lenas Reaktion damit aufhörte. „Was machen wir hier?“ „Ich weiß es nicht.“ Ihre Stimme zitterte leicht und sie konnte nicht verbergen, wie sehr sie diese Situation verwirrte. Hier lag sie mit ihrem verheirateten besten Freund, den sie eigentlich nur hatte trösten wollen, und in ihrem Bauch flogen die Schmetterlinge wie wild durcheinander. Das durfte nicht sein, das war alles so furchtbar falsch, dass ihr die Worte dafür fehlten, aber ganz tief in ihr drin pochte ihr Herz ein wenig schneller und sagte ihr, dass nichts, was sich so gut anfühlte, schlecht sein konnte. „Ich auch nicht, aber ich weiß ganz genau, was geschehen wird, wenn wir so weiter machen, Lena. Ich will nichts tun was du später mal bereuen wirst, doch heute Nacht brauche ich bisschen mehr als Freundschaft.“ Ricardos Stimme riss Lena aus ihren Gedanken und sie wusste, dass sie jetzt eine wichtige Entscheidung zu treffen hatte. Wenn sie das alles nicht wollte, würde sie aufstehen und gehen müssen. Blieb sie, dann würde sie mit Ricardo schlafen, daran hatte sie genauso wenig Zweifel wie er. Doch im Gegensatz zu Ricardo wusste Lena, dass wenn sie sich jetzt dafür entschiede bei ihm zu bleiben, würde sie sich endgültig in ihn verlieben. In ihren besten Freund. Und sie hatte keine Ahnung, was dann sein würde, was er dachte und fühlte. In ihrem Kopf schwirrten so viele Fragen herum doch zum ersten Mal in ihrem Leben interessierte es sie nicht, was das weisere, das vernünftigere wäre, sie ließ ihr Herz entscheiden und das wollte bei Ricardo bleiben, das wollte dieses Bett, dieses Zimmer, nie wieder verlassen. Langsam strich Lena über seine Wange und sie konnte sehen, wie sich langsam eine Gänsehaut über seinen ganzen Körper ausbreitete. Zärtlich beugte sie sich zu ihm hinunter und hauchte ihm einen leichten Kuss auf den Mund nur um dann langsam seinen Hals entlang zu wandern. Der türkische Radiosender spielte mittlerweile ein englisches Lied und Lena hielt einen Moment inne mit ihren Küssen um den Worten der Sängerin zu folgen. Es schien, als hätte jemand ihre Gefühle erraten und extra für sie dieses Lied bestellt. „Just for this moment As long as you're mine I've lost all resistance And crossed some borderline And if it turns out It's over too fast I'll make ev'ry last moment last Say there's no future For us as a pair And though I may know I don't care!” Dieses Lied sprach ihr aus dem Herzen, aus der Seele und Lena wusste, egal wie sich ihre Beziehung durch diese Nacht verändern würde, sie würde die Erinnerung an diese Nacht für immer in ihrem Herzen bewahren. Alles andere war nicht wichtig, diese eine Nacht sollte nur ihnen beiden gehören. Zärtlich beugte Ricardo sich zu ihr und küsste sie erneut, dass ihr fast schwindlig wurde vor Glück. Für Lena war es ein Traum, aus dem sie nicht wieder aufwachen wollte und für Ricardo war es die Erfüllung einer lange gehüteten Sehnsucht, an die er schon fast nicht mehr geglaubt hatte. Beide waren sich bewusst, dass am nächsten Morgen alles anders sein würde und sie sich unangenehme Frage stellen würden, aber sowohl Lena als auch Ricardo war es mittlerweile egal. To be continued Was hat Lena wohl so aus der Bahn geworfen, dass sie sich Lionel einfach so anvertraut hat? Denkt ihr, dass ihre unnachgiebige Haltung sich selbst gegenüber so gut ist? Fragen über Frage… Jetzt ist wenigstens das große Geheimnis um den mysteriösen Unbekannten aus Mailand gelöst und ich hoffe euch hat der Flashback gefallen. Mich hat er zumindest viel Kreativität gekostet… Was denkt ihr wird wohl noch mit den beiden passieren? Jetzt in der Nacht und am nächsten Morgen… Und wie steht ihr zu dem „Hausrezept“ der Maldinis? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)