Der Welt größter Held von Totgeglaubt ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Sie waren mindestens fünf Stunden gelaufen, als sie endlich ihr Ziel erreicht hatten. Tyra nahm einen kräftigen Schluck aus ihrem Wasserschlauch, lange Reisen hatte für sie noch nie einen Reiz gehabt und schon gar nicht wenn es sich um das Besteigen eines Berges handelte. Doch diese Gegend war so anders als in ihrer Vorstellung. Schon nach zwei Stunden hatte ein Schneesturm ihr vorankommen stark behindert und nach einer weiteren mussten sie Eispickel benutzen um nicht auf dem Gletscher in das Tal und den Tod zurückzurutschen. Aber hier, fast auf dem Gipfel des Berges schien die Sonne warm und hell auf das Gesicht des Mädchens, von Bergen eingekesselt eröffnete sich den dreien ein Tal, das schöner nicht sein konnte. Eine riesige Blumenwiese, in der es von Leben nur so wimmelte. Kleine Bäche aus kristallklarem Bergwasser räkelten sich in sinnloser Lust durch das ganze Tal. Zwitschernde Vögel tummelten sich um eine gigantische Weide, die inmitten dieser Wiese stand und sich neckisch der Sonne entgegen streckte. Im Schatten dieser Weide stand eine kleine Holzhütte, elfischer Bauart die in besseren Tagen bestimmt perfekt in dieses harmonische Szenario gepasst hätte. Doch heute vermittelte sie eher einen unpassenden Eindruck. Das einst so glatte und tadellose Holz war morsch und grau geworden, die Balken hingen schief und alles in allem wirkte das Häuschen wie ein Fenster zur Traurigkeit, die im inneren auf die Freunde wartete. Auch Gorro schien diese Traurigkeit zu spüren, di über dem ganzen Tal lag. Er warf einen beklommen Blick zu Tyra und Faris. "Scheinbar haben wir unser Ziel erreicht.", brach Faris das Schweigen mit einem freudigen Lächeln. Tyra wurde stutzig, Faris schien diese Traurigkeit nicht zu spüren. "Bist du dir sicher, dass er hier wohnt? Es sieht so aus als wäre hier schon lange niemand mehr gewesen.", meinte sie zögerlich. "Wir werden es herausfinden!", Faris lief schneller, dass Tyra und Gorro kaum Schritt halten konnten Gorro wurde nervöser, je näher sie der Hütte kamen, er spürte unglaublich viele astrale Matrizen und nochviel mehr Layströme. Das Tal sprudelte nur so vor Magie. Doch war sie dem jungen Magier zu komplex um sie zu erfassen. Aber eines war doch klar: mächtige und seltsame Dinge sind hier von statten gegangen. Schließlich standen die Drei vor der Tür der Hütte und schon bevor Faris klopfen konnte ertönte ein lautes und drohendes Bellen aus dem Inneren. Faris schluckte und warf einen Blick zu Tyra. Die junge Priesterin warf ihrem Gefährten einen entsetzten Blick zu. "Faris, ein Hund?! Nein! Nein, das mache ich nicht!" "Also wäre es dir lieber wenn ich mich darum kümmere?" Tyras Augen wanderten zu Faris' Hand, die er nun auf den Knauf seines Schwertgriffes abgelegt hatte. Ihre Augen weiteten sich. "Das kann nicht dein Ernst sein, du würdest wirklich...!" "RUHE VERDAMMT NOCHMAL!", dröhnte es aus dem Inneren. Alle Drei starrten auf die, immer noch verschlossene, Tür. "Rovin, halt die Schnauze!", sprach eine Stimme, die sich der Tür näherte. Mehrere klickende Geräusche, verrieten, dass die Tür wohl nicht nur angelehnt gewesen war. "Seid ihr bereit, einem der größten Helden unserer Zeit gegenüberzutreten?", flüsterte Faris voller Ehrfurcht. "Was wollt ihr?" Die Tür stand offen. Vor den Gefährten stand ein in etwa zwei Schritt großer, Müllsack. Er war unrasiert, ungewaschen und roch nach einer Mischung aus Schweiß und Kuhdung, den man mit Alkohol übergossen hatte. Uralte Leinenfetzten dienten ihm als Kleidung die einem aber erst auffielen, wenn man seinen Blick von den riesigen Augenringen des Mannes abwenden konnte. Das erschreckenste war aber nicht der Gestank oder die Aufmachung des Mannes, sondern die Leere, die sich in seinen Augen darbot. Ungläubig und mit offenen Mündern starrten die jungen Menschen ihren Gegenüber an. "Was ihr wollt, frage ich!", krächzte der Mann heiser, als hätte er seine Stimme schon seit Jahren nicht mehr benutzt. Tyra fasste sich ein Herz. "Wir sind auf der Suche nach Astaran Angarsim." Der Mann kratzte sich am Kopf und Gorro glaubte ein paar Flöhe hüpfen zu sehen. Sicherheitshalber ging er einen Schritt zurück. "Angarsim ist tot! Ich bin Wanderfalke, der Haushüter. Geht jetzt, ihr habt hier nichts mehr zu suchen!" Faris trat vor. "Mein Name ist Faris Backbinnen, Herr. Und dies sind meine Freunde Tyra al Sindrell und Gorronum Marnion. Wir sind schon seit einiger Zeit...!" "Marnion?", unterbrach ihn der Mann. Er warf einen stechenden Blick auf Gorro, welcher leicht nickte. "Kommt rein!", mit einer einladenden Handbewegung verschwand Wanderfalke von der Schwelle. Zögerlich folgtem ihm die Drei. Das Innere der Hütte war genauso wie Tyra es sich vorgestellt hatte: vermodert, unaufgeräumt versifft und um es zusammenfassend zu verdeutlichen -einfach widerlich. Als sie dem unfreundlichen Mann in die Küche folgte, achtete sie auf jede ihrer Bewegungen um jeden überflüssigen Kontakt mit dem Gebäude und seiner Einrichtung zu vermeiden. "Setzt euch!", Wanderfalke schob ein paar Stühle zu einem kleinem, rundem Tisch auf dem vereinzelt Gläse und Flaschen standen, von denen nur diejenigen ohne alkoholischen Inhalt verschimmelt waren. "Ich stehe lieber!", sagte Tyra schnell. Wanderfalke warf ihr einen undurchsichtigen Blick zu und setzte sich an den Tisch. "Auch'n Schluck?", fragte er in die Runde, als er unter dem Tisch eine Flasche mit Branntwein hervorholte. Die Gruppe lehnte dankend ab und mit einem gleichgültigem Blick goss sich Wanderfalke großzügig ein. "Warum sucht ihr nach Angarsim und warum belästigt ihr den alten Wanderfalke?", fragte der Mann den Gorro trotz dessen schlechten Verfassung nicht älter als vierzig schätzte. "Habt ihr nicht davon gehört?", fragte Faris ungläubig. "Die Welt erbebt Tag für Tag unter der Geißel von Wyrmin, und es ist noch nichts zu euch durchgedrungen?" "Wohl nicht", antwortete Wanderfalke schulterzuckend. "Und warum denkt ihr Angarsim hätte euch helfen können?" Vor lauter Stolz schwoll Faris' Brust an. "Astaran Angarsim, der größte Schwertmeister in ganz Bleyin hat vor vielen Jahren zusammen mit Zordan Marnion einem Meister der magischen Künste den Dämonen Jaheira vernichtet. Nur einer wie er kann in Zeiten wie diesen Helfen." Tyra verdrehte die Augen. Wanderfalke lächelte amüsiert. "Erzählt man sich das heute, ja?" Gorro saß noch immer still neben Faris. "Wenn dieser Wimin..." "Wyrmin!", unterbrach Tyra Wanderfalke. "Also wenn dieser Wyrmin so unglaublich gefährlich sein soll, warum schickt man dann eine Bande von Kindern um nach den 'größten Helden von ganz Bleyin' zu suchen?" Die drei warfen ihm tief beleidigte Blicke zu. "Ich wurde für diese Aufgabe auserwählt.", entgegnete Gorro ruhig. "Gorronum, richtig?", fragte Wanderfalke nochmal nach. "Also du wurdest ausgewählt...warum? Weil du Zordan Marnions Sohn bist?" "Ziehsohn!", schaltete Faris sich ein. "Warum geht ihr nicht Papa fragen ob er euch hilft?! Er ist doch so ein mächtiger Zauberer, er könnte eine ganze Armee mit einem Fingerschnipsen auslöschen, warum fragt ihr nicht ihn?" "Mein Vater is seit 7 Jahren verschollen.", langsam wurde Gorro zornig. "Angarsim, helft Ihr uns jetzt oder nicht?" Nun waren alle Augen auf Gorro gerichtet. Astaran blickte anerkennend auf den jungen Magier. "Hast ja lange genug gebraucht, Junge!" Gorro schnellte wütend hoch. "Ich war es Leid noch weiter Zeit zu verschwenden, unser Land ist in Gefahr, mein Vater ist verschollen und der einzige, der uns helfen kann, besäuft sich lieber und spielt sinnlose Spielchen." "Vorsicht Junge!", Astarans Augen blitzten. "Ich habe genug!", fuhr Gorro, rasend vor Wut fort. "Ich habe genug davon nicht zu wissen wie es weiter gehen soll, ich habe genug davon um meinen Vater fürchten zu müssen und ich habe genug von diesen ewigen Enttäuschungen, die uns die ganze Zeit heimsuchen!" Faris stand auf. "Gorro.." Gorro stieß Faris' Hand, die dieser beruhigend auf seine Schulter gelegt hatte weg. Seine Stimme bebte vor Zorn. "Und ich habe ganz sicher nicht die Geduld, einem verbittertem und versoffenem Taugenichts dabei zuzusehen, wie er seinen besten Freund im Stich lässt, nur weil er nicht mit dem Tod seiner Frau fertig wird!" Mit einem lauten Knall rummste Astarans Hand auf den Tisch, so dass mehrere Gläser dabei vom Tisch fielen und zerbrachen. "Raus!", zischte er durch gepresste Lippen. Faris versuchte einzulenken. "Verzeiht, dass ganze hier..." "RAUS!!!", brüllte der Mann, während er beim Aufstehen die Tischkante griff und den ganzen Tisch gegen die Wand schmetterte. "Du warst uns ja eine tolle Hilfe!", bemerkte Faris schnippisch. "Sicherlich eine bessere als dieser alte Suffkopf!", entgegnete Gorro gelassen. "Weniger reden mehr klettern!", rief Tyra von oben. Die Drei hatten die Hütte fluchtartig verlassen und sich wieder an den Abstieg gemacht. "Ich kann es immer noch nicht fassen, dass ein solcher Held, so tief sinken kann...er war immer mein Vorbild!", fassungslos schüttelte Faris den Kopf. "Nichts ist, wie es einst war...." fügte Gorro hinzu. "Der größte Held, den es gibt....und er wird uns nicht helfen!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)