Daylight II von Saya_Takahashi (Two Lifes) ================================================================================ Kapitel 10: To be a reliable person - piece by piece ---------------------------------------------------- Es war Samstag Nachmittag in Bel Air. Temari stand mit den Armen in der Hüfte in Sakuras Musikzimmer und seufzte. Vor ihr stand ein Notenblatthalter mit dem Text ihres neuen Songs. Sie wollten ihn üben, wie schon in den letzten Tagen. Doch es klappte absolut nicht ... "Ich hab gleich keine Lust mehr!", murrte die Blonde und sah auf die verhexte Stelle im Song, die ihr nicht gelingen wollte. Entweder sie sang die Töne zu hoch oder zu tief oder zu schief oder gar nicht ... Sakura kicherte. Ihr fiel es leichter, da sie den Song geschrieben hatte. Allerdings wusste sie um die Tücke dieser Zeile ... ihre Melodieidee war wirklich etwas knifflig gewesen. "Hör auf zu lachen!", beschwerte sich Temari. "Sing mir die Stelle noch mal vor. Ich fang sonst noch an zu heulen!" "Dann lass uns lieber eine Pause machen", schlug Sakura vor und setzte sich auf die rote Polstercouch, die vor dem Fenster stand. Es war ein herrlicher Frühlingstag und die Sonne geizte nicht mit ihren wärmenden Strahlen. Temari söhnte beklommen, ließ sich aber auf dem Sessel gegenüber Sakura fallen und konnte so direkt nach draußen blicken. Ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. Bei einem so schönen Tag konnte man einfach keine schlechte Laune bekommen! "Na siehste, und schon gehts dir besser", Sakura nickte bedächtig, dann nahm sie die Beine hoch und legte sich lang. "Ah, so ist es am Besten!" "Faul bist du gar nicht, oder?", Temari lachte. Sakura hatte sich wirklich verändert. Sie nahm sich endlich mal Zeit fürs Entspannen. Und das hatte die Rosahaarige wirklich nötig. Temari war aufgefallen, dass sie wieder dünner geworden war und öfter Ringe unter den Augen hatte. Gab es etwas, wovon sie nichts wusste? "Ich bin nicht faul, nur geschafft", verteidigte sich Sakura nun. "Du siehst auch schlechter aus als sonst." Sakura schloss gähnend die Augen. "Natürlich. Der ganze Umzug hier her ist ja auch anstrengend! Aber nicht mehr lange, und alle Zimmer sind fertig. Montag kommen die letzten Möbel für das Gästezimmer unten. Dann ist alles eingerichtet. Und die Kinderzimmer sind auch komplett. Das war das Wichtigste ..." Temari konnte sich das Grinsen nicht verkneifen. "Mama Sakura", sie schüttelte amüsiert den Kopf. "Ich hätte nicht gedacht, dass du die beiden wirklich adoptierst. Aber es ist cool. Jetzt seid ihr immer zusammen und keiner kann dir die Kinder mehr wegnehmen." "Noch ist der Antrag nciht durch", Sakura seufzte und richtete sich wieder auf. "Die Sozialarbeiterin wird vermutlich ab Montag kommen. Und sie wird uns ebentuell sogar einige Tage beobachten wollen, ehe sie den Bericht schreibt. Alles mögliche kann schief gehen!" "Ach, mach dir deswegen keinen Kopf. Du wirst eine gute Adoptivmutter werden, und das wird sie merken. Dass du jetzt noch nicht perfekt sein kannst wird sie sich doch denken können und berücksichtigen. Allerdings würde ich mir um Sasuke gedanken machen. Ich seh es bildlich vor mir, wie sie ihm Fragen stellt", Temari seufzte dramatisch. "Und jedesmal kriegt sie nur ein brummiges Knurren als Antwort ... der läuft es doch eiskalt den Rücken runter wenn er ihr die kalte Schulter zeigt. Vielleicht solltest du mit ihm reden?" Sakura schüttelte den Kopf. "Sasuke macht das schon. Und er würde sich für niemanden verstellen. Ich habe eher bedenken, dass ihr meine Vergangenheit nicht gefällt. Ich hab Jahrelang auf der Straße gelebt, dass wirkt sich nicht unbedingt positiv auf ein Gutachten aus ..." Temari zuckte mit den Schultern. "Das glaube ich nicht einmal. Immerhin hast du dadurch Erfahrung und kannst dich eher in Sebastians oder Emilys Lage versetzen. Du verstehst die beiden am Besten. Das sollte für dich sprechen und nicht gegen dich." Sakura nickte zögernd. "Wann zieht ihr eigentlich endlich ein?", wechselte sie das Thema. Temari zog die Stirn in Falten. "Am ... ich glaub am 25. März, also in knapp einer Woche. Kurz vor deinem Geburtstag", erinnerte sie grinsend. Sakura stöhnte genervt. Auch Sasuke erinnerte sie des öfteren an diesen Tag ... "Na, nun hab dich nicht so!" Sakura sagte dazu nichts weiter. Stattdessen sah sie aus dem Fenster und blickte nach unten auf die Terrasse, die leer und trostlos wirkte. "Wir müssen diesen Trennzaun noch entfernen", fiel es ihr ein. "Stimmt", Temari gesellte sich zu Sakura auf die Couch und blickte ebenfalls auf den riesigen Garten, der durch eine wunderschöne Hecke abgegrenzt wurde. "Und einen Pool einbauen lassen", fügte sie noch hinzu. "Einen Pool?", Sakura sah Temari skeptisch an. "Wir haben noch nicht einmal wirklich Gartenmöbel auf der Terrasse. Und du redest schon von einem Pool?" "Natürlich, man muss ja planen. Mit einer Rutsche!" Sakura hob die Augenbraue. "Du bist für eine Rutsche schon zu alt!" "Sag mal, doch nicht für mich! Für deine Gören du Nudel! Kinder wollen doch rutschen und planschen. Du brauchst auch noch eine Schaukel und einen Sandkasten ..." Sakura lachte. "Für einen Sandkasten sind die beiden aber zu groß. Ich glaube kaum, dass Sebastian noch Burgen baut!" "Na, ich meine ja auch nicht deine Großen." "Sag mal, ich habe nicht vor in nächster Zeit schwanger zu werden!", stellte Sakura klar. "Dafür hätte ich ja wohl kaum Zeit!" Temari grinste vieldeutig. "Man weiß nie, was kommt!" "Jawohl, aber das merk du dir auch. Du wirst wahrscheinlich noch vor mir mit dicken Babybauch durch die Gegend rennen!" "Nee, nix da. Ich will vorläufig keine Kinder. Erst einmal genieße ich die Zeit mit Itachi, dann kommt unsere Karriere. Wir dürfen uns nicht auf den Lorbeeren ausruhen. Wir sind schneller vom Fenster, als wir gucken können. Oh ja!" "Na, so schnell geht das schon nicht. Unsere Tour ist ausgebucht, und für Europa haben wir auch schon einen neuen Termin." "Wirst du es den Kids eigentlich sagen?", wollte Temari nun wissen. Sakura zuckte mit den Schultern. "Ich weiß es noch nicht. Vermutlich schon, wir leben ja zusammen und ich kann es wohl kaum ein Leben lang vor ihnen verbergen. Sebastian werde ich es wohl bald erklären, bei Emily lieber noch ein wenig warten, bis sie älter ist. Ich überlege aber mehr, ob ich es nicht Sasukes Eltern sagen müsste. Ich habe das Gefühl, dass ich sie belüge. Das gefällt mir nicht. Und ich kann ihnen vertrauen, dass denke ich zumindest. Der Vater macht einen sehr diskreten Eindruck und Sasukes Mum ist eine Dame. Die klatscht nicht." Temari nickte. "Ich finde es immer noch beeindruckend, dass du so mit dem alten Uchiha klar kommst. Nach der Meinung, die er erst von dir hatte ... Und überlege mal, wie die Beziehung von ihm und Itachi ist! Erst macht er sich sorgen, dass du Sasukes Ruf ruinierst und nun unterstützt er sogar die Adoption. Ich finde das voll krass. Du musst echt etwas an dir haben", die Blonde grinste. Sakura wurde fast rot. "Jetzt hör aber mal auf. Ich habe gar nichts an mir!" "Anscheinend doch!" "Pah, lass mich in Ruhe!" Die beiden Frauen mussten kichern. "Wie läuft es eigentlich zwischen dir und Itachi? Seid ihr jetzt richtig zusammen?", wollte Sakura wissen. Temari seufzte. "Keine Ahnung. Ich habe ihn meine Liebe gestanden, er mir seine ... aber mehr ist nicht wirklich passiert. Es geht irgendwie nicht vorwärts." "Na ich weiß ja nicht, ihr zieht immerhin zusammen!" Die Blonde nickte knapp. "Aber wir haben zum Beispiel getrennte Schlafzimmer. Es ist mehr wie eine WG, keine Ahnung. Ich habe ihm auch gesagt, dass ich die Hälfte der Wohnung selbst bezahle." Sakura sah Temari mit großen Augen an. Das hatte sie nicht erwartet. Sie dachte, es liefe zwischen ihrer Freundin und Itachi blendend. "Aber warum? Du bist dir doch so sicher mit ihm!" "Das heißt aber nicht, dass ich ihn sofort ... ran lasse, sozusagen. Denk jetzt nichts Falsches!", sagte Temari sofort, da Sakuras Augen noch größer wurden. "Ich meine, mit ihm gleich eine feste Bindung eingehe. Irgendwie fehlt mir der Mut für diesen Schritt. Das wir zusammen wohnen ist ein guter Anfang, finde ich. Wir können uns nähern, aber langsam. Ich will nichts überstürzen. Ich weiß, wozu das führt ...." Sakura sah Temari traurig an. David hatte scheinbar tiefe Wunden hinterlassen, die auch ein Itachi nicht so schnell heilen konnte. Und offenbar dachte die Blonde immer noch daran zurück, als sie damals Hals über Kopf L.A. verlassen hatte ... für einen Kerl, der ihr kurze Zeit später den Laufpass gab. Es war auch nicht fair ... "Also habt ihr im Prinzip eine offene Beziehung.", stellte Sakura fest. Temari sah sie regelrecht schockiert an. "Nein, ich meine ... ich würde nie mit einem anderen als Itachi zusammen sein wollen! Und ich glaube auch nicht, dass er mit einer anderen ... nee, Gott des Wahnsinn, was denkst du denn?? Es ist vielmehr so, dass wir die Nähe des anderen genießen aber nicht zwangsläufig in kauf nehmen müssen, sozusagen. Ach ich weiß auch nicht. Warum stellst du mir auch sone komplizierten Fragen?" Sakura schüttelte belustigt den Kopf. "Das ist doch Quatsch! Wenn ihr euch liebt und zusammen wohnt, warum dann nicht sagen, dass ihr auch zusammen seid? Es läuft doch alles darauf zu. Küsst ihr euch nie?" Temari wurde ein wenig rot. "Sag mal ...", doch sie nickte kaum merklich. "Natürlich küssen wir uns auch mal, aber nicht wie ihr zum Beispiel. Beim kommen oder gehen. Wir küssen uns eigentlich nur, wenn es die Situation ergibt ..." Sakura runzelte die Stirn. Das war ja eine vertrackte Angelegenheit. "Wie küsst er denn?", wollte sie nun breit grinsend wissen. Die Blonde wurde noch roter. "Hör doch mal auf, über sowas muss man doch nicht reden!" "Also wirklich, du wirst doch nicht so verklemmt sein! Habt ihr schon miteinander geschlafen?" Temari explodierte fast vor Scham. "Das sag ich dir nicht! Du musst nicht alles wissen!" Sakura lachte herzhaft. Ihre beste Freundin war einfach köstlich. "Ich könnte auch Itachi fragen ..." Temaris Augen weiteten sich und sie schüttelte hektisch den Kopf. "Das tust du eh nicht!" "Nein", gestand Sakura. "Das würde ich nicht machen. Aber jetzt sag schon. Ja oder nein. Da ist doch nichts dabei!" "Hm ...", Temari flüsterte fast. Sakura nickte. "Na siehste, geht doch. Das war doch wohl nicht schwer!" "Tse, ihr tut es wahrscheinlich jeden Tag, deswegen stört es dich nicht, darüber zu reden!" Doch Sakura schüttelte ehrlich den Kopf. "Überhaupt nicht. Seit ich zurück bin haben wir nicht miteinander ... Überhaupt hatte ich mit Sasuke nur einmal geschlafen. Damals, als ich bei ihm im Zimmer geschlafen habe ..." Temari runzelte die Stirn. "Ihr habt doch sogar ein gemeinsames Schlafzimmer ... habt ihr ... Probleme?" Eine sehr interpretationsoffene Frage. "Nur weil Mann und Frau im selben Raum schlafen, müssen sie nicht jede Nacht unkontrolliert aufeinander zuspringen! Aber ich weiß auch nicht ... es ergibt sich nicht. Keine Ahnung. Ich glaube allerdings, dass er öfter darüber nachdenkt. Das Problem bin eher ich." "Warum willst du nicht mit ihm schlafen? Zieht er dich körperlich nicht an?", Temari wusste selbst nicht, warum sie diese Körperfrage stellte. Jemand wie Sasuke zog doch jeglichen Frauentyp an. Einen Körper wie seinen gab es wohl kaum wie Sand am Meer. Die Blonde musste zugeben, dass der Uchiha wahrlich ein sehr gut aussehendes männliches Modell war. Seine Makel lagen eher im Charakter als im Aussehen. Aber Sakura schien damit gut zurecht zu kommen und ihr gegenüber war er sicher auch offener und nicht so Gefühlsarm ... Doch wo lag dann das Problem? "Sein Körper ist okay", sagte Sakura nun und es klang fast banal. "Wie gesagt, es liegt nicht an ihm. Ich liebe ihn. Ob er nun wie ein Schwan oder eine Ente aussieht. Das Aussehen ist sowieso nicht wichtig. Seine Art fasziniert mich, seine Ausstrahlung, seine Aura." Temari nickte. "Aber was ist es dann?" Sakura zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung, im Moment ist es auch nicht so wichtig. Sex ist nicht alles." "Aber es gehört zu einer Beziehung dazu. Ihr könnt ja kaum enthaltsam leben. Und ein Mann schon gar nicht!" Sakura seufzte. "Ja, ich weiß ..." "Dann denk doch mal nach. Was hält dich davon ab, mit ihm zu schlafen? Hast du Angst?" Sakura schüttelte den Kopf, viel zu schnell. "Also hast du Angst!", erriet Temari. Sie kannte Sakura lange genug, um ihre Lügen zu entlarven. "Wovor? Ist er ... vielleicht zu grob?" "Nein, gar nicht", Sakura schmunzelte. Sasuke hatte eine Zärtlichkeit an sich, die man ihm kaum zutrauen würde. Temari wurde ungeduldig. "Aber woran sollte es denn dann liegen? Warum hast du Angst mit ihm zu schlafen?" Doch Sakura erhob sich. "Wir sollten weitermachen, sonst müssen wir den Song streichen", erklärte sie abweisend. Für sie war das Gespräch beendet. Temari seufzte. Es war immer das Gleiche. Sobald es Sakura zu nah an die Substanz ging, brach sie eine Unterhaltung ab. Aber damit stand auch eines fest. Sakura wusste, wovor sie Angst hatte ... Zwei Stunden später saß Temari mit Sakura in der Küche. Ihre Stimme klang rau und heiser. Sie hatte alles gegeben und unentwegt geübt. Und es hatte sich gelohnt. Der Song saß perfekt. Nun musste er nur noch ein Hit werden. Temari gurgelte gerade mit ihrem Wasser, als Sasuke unangekündigt in die Küche kam. Er sah Temari leicht irritiert an, worauf das Mädchen sich verschluckte und elendig erstickt wäre, wenn Sakura ihr nicht helfend auf den Rücken geklopft hätte. "Hey", begrüßte sie den Uchiha, der nun den Kopf in den Kühlschrank steckte. Ein kurzes Brummen war seine Begrüßung zurück. Typisch für diesen Kerl ... "Was gibt es zu essen?", fragte er stattdessen. Sakura zuckte ebenso wortkarg mit den Schultern. "Kein Schimmer." Sasuke nahm sich einen Apfel und setzte sich mit einem Kaffee aus der Thermoskanne an den Tisch neben Sakura. "Wie war die Probe?", fragte er, klang aber eher desinteressiert. "Ganz gut", war die ebenso gelangweilte Antwort. "Was machen die Kinder?" "Sind oben in ihren Zimmern." Temari sah ihre beiden gegenüber sitzenden Freunde kopfschüttelnd an. "Wie so ein altes Ehepaar", kommentierte sie amüsiert. "Dann lass ich euch mal alleine. Dieses Elend ertrage ich nicht ..." "Tse", grinste Sakura zurück. "Dann bis Montag." "Bis denn." "Und was wird nun mit Abendessen?", fragte Sasuke, während er genervt in den Apfel biss. Seinen Hunger konnte er damit wohl kaum stillen. "Du könntest ja mal kochen", schlug Sakura lächelnd vor. Sasuke zog die Braue nach oben. "Glaubst du, ich könnte das nicht?" "Ich hab dich noch nie kochen sehen ...", gab die Rosahaarige zu bedenken. "Bis auf deine Fertiggerichte." "Wir könnten essen gehen", schlug Sasuke vor, ohne auf Sakura einzugehen. Beleidigt zog die junge Frau eine Schnute. "Du bist nur zu faul." Sasuke nickte. "Ich hab bis eben in der Firma geackert. Du hast doch auch keine Lust mehr zu kochen." Das stimmte allerdings. "Dann eben Essen gehen", gab sie sich geschlagen. "Aber du solltest vorher mal zu Sebastian hoch." Nun war Sasuke überrascht. "Warum? Stimmt etwas nicht?" Sakura grinste. "Er versucht schon seit Stunden seine Modelleisenbahn aufzubauen. Ich glaube, er wird nächste Woche noch nicht fertig sein." "Ich hab doch von so etwas auch keine Ahnung. Ich habe mich nie für Eisenbahnen interessiert." Sakura sah Sasuke zwinkernd an. "Ach, nun helf ihm schon. Außerdem würde er sich sicher freuen, wenn du ihn unterstützt. Er mag dich sehr." Sasuke zog die Braue wieder hoch. "Ja, nun guck nicht so. Ich glaube, er sieht in dir sowas wie ein Vorbild. Er kennt nicht viele männlich Erwachsene, die etwas in ihrem Leben erreicht haben. Ich denke, er ist schon ein wenig beeindruckt von dir." Sasuke grinste. "Ich bin ja auch beeindrucken ..." Nun war Sakura an der Reihe, die Augenbraue nach oben zu ziehen. "Wenn du dann die Nase wieder runter nimmst, kannst du ja endlich zu Sebastian gehen." Sasuke erhob sich lachend und legte Sakura seinen Apfelgriebsch vor die Nase. "Ich werde dann mal mein Können unter Beweis stellen ... räum du derweil meine Reste weg ..." Eine deutliche Ansage, die vor Arroganz triefte. Und ein deutlicher Schmerz, den der Uchiha keine Sekunde später im Rücken spürte ... Immer noch belustigt ging Sasuke die weiße Spindeltreppe ins Obergeschoss hinauf. Dann bog er den Gang nach rechts ab und blieb vor dem ersten Zimmer auf der rechten Seite stehen. Da verlangte Sakura doch wirklich von ihm, eine Modelleisenbahn zusammen zu bauen! Für so etwas hatte er eigentlich keinen Nerv. Aber es war sicher auch eine gute Gelegenheit, Sebastian etwas näher kennen zu lernen. Sasuke hob die Hand um anzuklopfen, hielt aber inne. Es war komisch, wie wenig er über den Junge eigentlich wusste. Immerhin hatte er vor, ihn zu adoptieren! War es wirklich eine gute Idee? Oder hatte er unüberlegt gehandelt? Doch Sasuke schmunzelte leicht. Nein, er zweifelte nicht an seiner Entscheidung. Wie konnte er auch? Er hatte Sakuras Augen gesehen, als er gesagt hatte, dass er auch adoptieren würde. Sie hatten gestrahlt ... Vor Hoffnung, Freude und Dankbarkeit. Und er hatte Sebastians Augen gesehen. Wie überrascht er gewesen war. Wie glücklich. Und Emily, die es kaum fassen konnte, endlich ein zu Hause zu haben. Für Zweifel gab es keinen Platz. Und auch wenn es nicht einfach werden würde, zweifeln würde er nie an seiner Entscheidung. Denn es war die einzigst Richtige gewesen. Sasuke seufzte und klopfte. "Ja?", hörte er Sebastians Stimme und der Uchiha trat ein. "Sasuke?", der Junge war eindeutig überrascht und erhob sich, da er bis eben verbissen auf dem Boden gesessen und getüftelt hatte. Sasuke nickte kurz zur Begrüßung, da sie sich heute noch nicht gesehen hatten. Er sah auf die vielen kleinen Teile, die auf dem halben Teppich verteilt waren. Sakura hatte Unrecht ... Nächste Woche würde er noch lange nicht fertig sein, so wie er an die Sache heran ging. Sasuke seufzte erneuert und sah Sebastian fast amüsiert an. "Du brauchst Hilfe, was?" Sebastians Augen wurden groß. "Ich ...", er glaubte gar nicht, was sich hier abspielte. Sasuke bot ihm seine Hilfe an? Bisher hatten sie kaum miteinander geredet ... Aber sollte er annehmen? Eigentlich mochte er keine Hilfe. Doch Sasuke konnte er unmöglich abweisen, oder? Sasuke sah sich um und nahm sich Sebastians Drehstuhl, der am Schreibtisch stand. Er zog ihn zu sich und ließ sich darauf nieder. "Du bist bestimmt keiner, der gerne Hilfe hat, wenn er denkt, dass er es alleine schaffen kann, stimmts?", sagte Sasuke plötzlich und Sebastian fühlte sich ertappt. War das gut oder schlecht? Würde er jetzt mit ihm schimpfen, weil man Hilfe annehmen sollte? "Ich auch nicht", gestand Sasuke und der Junge glaubte, sich verhört zu haben. "Nein?", hakte er nach und sah Sasuke neugierig an. Mit einmal fühlte er sich schon viel wohler. Nur durch dieses eine Geständnis des Uchihas. Sasuke schüttelte den Kopf. "Ich mach auch lieber alles alleine. Wenn es Erfolg hat, dann soll es mein Erfolg sein. Ein Mann will Erfolg nur selten teilen ..." Sebastian nickte. So in etwa empfand er es auch. "Und natürlich, weil er keine Schwäche zeigen will", fügte Sasuke hinzu. Der Junge sah zu Boden. Das stimmte wohl. "Aber manchmal geht es ohne Hilfe nicht ... Und wenn man sie in diesem Moment nicht annimmt, dann kommt man im Leben nicht weiter. So wie du jetzt mit deiner Eisenbahn. Du brauchst meine Hilfe nicht annehmen, das ist kein Problem. Aber dann wirst du vermutlich noch sehr lange hier sitzen und am Ende macht es dir keinen Spaß mehr. Vielleicht gibst du auch auf ... oder du nimmst sie an. Ich baue dir die Eisenbahn nicht auf, dass kannst du alleine machen, aber ich kann dir ein paar Tipps geben. Dann funktioniert es schon eher." Sebastian überlegte. Sasuke wäre ihm nicht böse, wenn er es alleine machen wollte. Aber wollte er es überhaupt alleine machen? Sakura hatte ihm immer gesagt, dass es keine Schwäche wäre, sich im richtigen Moment helfen zu lassen. War es in etwa das, was auch Sasuke gesagt hatte? Der Junge nickte und lächelte. "Okay." Sasuke grinste, wenn auch nur ein wenig. "Dann ist mein erster Rat an dich, dieses Chaos hier zu beseitigen ..." Sebastian sah sich um. Es war wirklich sehr unordentlich und durcheinander. "Und sortiere die einzelnen Teile. Denk dir ein System aus, damit du immer weißt, wo welches Teil ist. So sparst du Zeit, denn du musst nicht lange suchen." Sebastian nickte eifrig und machte sich sofort ans aufräumen. Eine viertel Stunde später hatte er mehrere Haufen, die noch einmal unterteilt waren. Sasuke nickte und wandte sich vom Fenster ab. Er hatte sich die Zeit damit vertrieben, hinaus auf die Straße zu blicken, die von dieser Seite aus zu sehen war. Obwohl es schon dunkel war, erhellten die großen Laternen die gegenüberliegenden Grundstücke. "Ich bin fertig. Was mach ich jetzt?", wollte Sebastian wissen. Sasuke sah sich um. Eine große Sperrholzplatte stand an den Schränken. "Da kommt das Ganze rauf?", fragte er und nickte in die Richtung. "Japs. Die Verkäufer haben gesagt, dass man die braucht, wenn man die Bahn nicht auf dem Boden fahren lassen will. Auf dem Bett ist das Gestell, damit die Platte steht." Sasuke stand auf und nahm sich die Beine und die Platte. Mit Sebastian zusammen baute er das Ganze zusammen, so dass sie eine 5m² große Fläche hatten, was nun in etwa ein drittel des Zimmers einnahm. "Wird ja ganz schön groß", bemerkte Sasuke. "Wir werden noch einige Bahnen holen müssen, damit es nicht so leer aussieht." Sebastian nickte leicht, obwohl er innerlich vor Freude fast explodierte. Von so einer großen Eisenbahnlandschaft hatte er gar nicht zu träumen gewagt. Und dann begangen die beiden Stück für Stück sie aufzubauen ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)