Folge deinem Traum von Bluttraene ================================================================================ Kapitel 21: Rückkehr zum Alltag? -------------------------------- Justin blieb noch eine ganze Weile in dem Liegestuhl sitzen. Er dachte darüber nach, was er weiterhin machen sollte, doch leider fiel ihm nichts ein. Richard kam mittags zurück und holte Justin zum Mittagessen. Justin war immer noch so tief in Gedanken versunken, dass ihn Richard einfach an die Hand nahm und mit sich zog. Erst der Duft des Essens und das geschäftige Treiben im Haus holten Justin aus seiner Starre und sofort merkte er, wie ihm der Magen knurrte. Er hatte heute ja auch noch nichts gegessen. Richard platzierte ihn zwischen sich und Gabriel am Tisch. Justin nahm es irgendwie hin. Er merkte es, er reagierte und trotzdem war er nicht wirklich da. Gabriel musste ihn regelrecht füttern. Zumindest füllte er Justins Teller und kümmerte sich darum, dass Justin auch aß, denn obwohl er Hunger hatte, er war so tief versunken in seinem Innern und auf der Suche nach der richtigen Entscheidung, dass er sein Umfeld immer wieder vergaß. Besorgt rief Cathy Richard nach dem Essen zu sich, während Gabriel mit Justin vor die Tür ging. Cathy: „Was sollen wir nur mit ihm machen?“ Richard: „Ich weiß auch nicht… Aber es war wohl nicht besonders hilfreich, was wir heute früh gemacht haben…“ Cathy. „Es hat ihn zum Nachdenken gebracht. Das sollte es doch auch, aber jetzt müssen wir ihn wieder dazu bringen, damit aufzuhören…“ Richard: „Weißt du irgendwas, für das er sich interessiert… Ansonsten müssen noch mal die Kätzchen ran…“ Cathy: „Er ist Künstler. Er geht auf die Kunsthochschule.“ Richard: „Na, dann gehen wir mit ihm doch einfach in die Galerie. Die Bilder dort oben sollen doch echt gut und selten sein. Vielleicht lockt ihn das, aus seinem Nachdenken.“ „Aber keine Schweinereien dort oben! Hast du mich verstanden?“ „Eiei Captain!“ Gabriel und Richard zerrten Justin also hinauf in das obere Stockwerk zur Galerie und ihr Plan ging auf. Justin war gerade mal eine halbe Minute im Raum, als er das erste Bild ansah und total ausflippte. Und dann begann das Chaos und die beiden Männer, die noch in der Tür standen verstanden gar nichts mehr. Justin warf mit Namen und Daten und Bezeichnungen und was ihm sonst noch zu den Bildern einfiel und rannte von Gemälde zu Gemälde. Eine dreiviertel Stunde ging das so und Gabriel und Richard blieben einfach nur in der Tür stehen und sahen ihm dabei zu. Ihm schienen die Bilder zu gefallen. Gabriel erstaunte das sehr, ihn hatten die Bilder nie interessiert, aber als Justin von Hintergründen und Begebenheiten, die etwas mit dem jeweiligen Bild zu tun hatten, erzählte, sah auch er die Bilder mit einem neuen Interesse an. Sie waren wohl doch nicht so langweilig, wie er immer gedacht hatte. Nachdem er durch den ganzen Raum, in dem nicht wirklich viele Bilder hingen, durch war, begab sich Justin wieder zu den anderen beiden. Richard lachte ihm entgegen: „Na, wieder unter den Lebenden?“ Justin: „War ich denn so schlimm?“ Gabriel und Richard sahen sich an, lachten und nickten: „Ja, definitiv!“ Da mussten sie alle lachen. „Warum habt ihr mich nicht einfach genommen und geschüttelt, das funktioniert auch.“ Gabriel: „Das hättest du uns mal früher sagen sollen.“ Daphne kam zu ihnen nach oben: „Hey Jungs, Cathy bräuchte Hilfe bei der Kirschernte. Hätte jemand Lust zu helfen?“ Alle Jungs waren einverstanden. Richard lieh Justin noch ein sehr altes T-Shirt, das an den Nähten schon nicht mehr all zu fest war, damit er die Klamotten, die er trug nicht mit Kirschsaft vollmachte, da sie ja erst am nächsten Tag neue Kleidung für Justin kaufen konnten. Justin hatte nämlich beschlossen nicht mehr zu Brian zu gehen um seine Sachen zu holen, deswegen brauchte er neue Sachen. Nachdem sich alle alte Sachen angezogen hatten, gingen sie hinter das Haus und dann nach rechts auf eine Baumreihe zu, direkt dahinter waren ganz viele Bäume, darunter auch 6 Kirschbäume. 4 davon mussten abgeleert werden. Also machten sie sich mit Leitern und Eimern bewaffnet an die Arbeit. Während die Männer auf den Bäumen herumkletterten und Kirschen pflügten, saßen die Mädchen unten um große Tische herum und entstielten und entkernten die Kirschen. Es machte einen riesigen Spaß. Die Jungs oben auf den Bäumen kamen teilweise aus dem Lachen nicht mehr heraus, wenn sie die Mädchen unten sahen, die alle ohne Ausnahme nach einer Weile von oben bis unten rote Punkte hatten. Aber auch die Jungs blieben nicht verschont und so lachten sich alle gegenseitig aus, aber keiner meinte es böse. Justin konnte sich so richtig gehen lassen. Es tat so gut einfach nur zu Lachen, dabei aber auch noch eine Aufgabe zu haben. Er dachte die ganze Zeit nicht einmal an Brian. Am Abend hatten sie ihre Arbeit erfolgreich beendet und alle stürzten sich in das Außenschwimmbecken mitsamt ihrer Kleidung. Auch Justin musste sich um eine nasse Unterhose keine Sorgen mehr machen. Gabriel hatte nämlich in seinem Schrank noch eine neue, bisher ungebrachte Packung Boxershorts gefunden und Justin, konnte so auch wie alle sich komplett umziehen. Wieder frisch und sauber saßen sie alle nicht viel später beim Abendessen und zum Nachtisch gab es frischen Kirschquark. Dieser schmeckte gleich noch mal so gut, weil sie alle dafür so hart gearbeitet hatten. Sie besprachen noch den Plan für die nächsten Tage, was alles zu tun war, dazu gehörte auch, dass der Außenpool geleert und gesäubert werden musste, weil durch die Regenfälle der letzten Tage und durch das versäumen der Abdeckung doch sehr viel Schmutz hinein geraten war. Und er würde ja sowieso erst wieder nach dem Sommer gereinigt werden. Andere Aufgaben gab es auch noch viele. Aber am nächsten Morgen, noch vor dem Pool, würde Cathy mit Justin, Daphne und Jeremy erst mal ausgiebig shoppen gehen. Sie brachen am nächsten Tag sehr früh auf und fuhren in die nächste große Stadt, wobei sie Pittsburgh einfach mal übersahen. Sie verbrachten einen lustigen Vormittag damit, Justin ständig neue Sachen anprobieren zu lassen. Anfangs tat sich Justin noch schwer damit Cathys Geld anzunehmen, aber nachdem Jeremy angeboten hatte für ihn zu zahlen, war Cathys Geld plötzlich sehr attraktiv. Nein, von einem Mann wollte er sich erstmal nicht mehr aushalten lassen. Und er war ja auch selbst Schuld daran, dass Cathy ihm neue Kleidung kaufen musste. Er hatte ja selbst beschlossen, dass er nicht mehr ins Loft zurück wollte. Also kauften sie alle möglichen Kleidungsstücke und die Tüten in Cathys Auto, zu dem sie ständig wieder zurückkehrten, wurden immer mehr. Zusätzlich kauften sie noch allen möglichen Kram, den Justin noch brauchte, dazu gehörte auch ein neues, von Justin erst abgelehntes Handy. Nebenbei kaufte Cathy auch noch einen Haufen anderer Klamotten, einfach wenn sie ihr gefielen, in irgendeiner Größe. Diese würde sie bei der nächsten Veranstaltung einem Armen oder Waisenhaus übergeben. Zuletzt hielten sie noch vor einem Bastelgeschäft an und als Justin sah, was Cathy kaufen wollte, verließ er das Geschäft. Die anderen drei holten ihn auf der Straße wieder ein. Cathy: „Justin, was hast du denn? Es sind nur Zeichensachen für dich. Du wirst sie brauchen für deine Ausbildung.“ Justin: „Ich mach nicht mehr weiter…“ Jeremy: „Aber warum denn? Du zeichnest gern!“ Daphne: „Du kannst nicht aufhören! Du hast Talent… Was willst du denn sonst machen?“ Justin: „Brian zahlt die Schule… Ich kann sie nicht selbst zahlen und ich will sein Geld nicht mehr. Ich schulde ihm sowieso schon zu viel.“ Cathy: „Wegen dem Vertrag? Wenn du wirklich nichts mehr von Brian wissen willst, dann werde ich auch dein Schulgeld bezahlen.“ Justin: „Jetzt hör auf Cathy… Du hast schon genug für mich bezahlt… Das kann ich jetzt wirklich nicht mehr annehmen. Es ist vorbei und ich muss es akzeptieren.“ Cathy: „Meine Güte, weißt du wie viele ich Familien und Menschen ich unterstürze? Ich hab genug Geld und ich kann und will es nicht nur für mich ausgeben… Und wenn du irgendwann einen Job hast, dann kannst du ja was an eine meiner Organisationen spenden. Jetzt hab dich mal nicht so. Ich überweise das bisher bezahlte Geld an Brian und zahle dein Schulgeld. Basta, aus und Ende!“ Jeremy: „Jetzt nimm es schon an Mann… Cathy hat es auch schwer gehabt im Leben und es hat auch keiner akzeptiert, dass sie das Geld und die Probleme, die es mit sich bringt, nicht will. Und sie will es doch nur mit einem ihrer Freunde, dem es grade schlecht geht teilen. Du musst nicht bescheiden sein. Ich weiß, du fühlst dich wahrscheinlich jetzt grade wie im Himmel, wie ein Prinz, wahlweise auch eine Prinzessin.“ Justin gab ihm lachend einen Klaps in die Seite. Jeremy: „Aua, heißt das jetzt ja?“ „Ja, okay, ich nehm es an!“ Justin fühlte sich wirklich wie im Himmel. Er hatte sich zwar schon bei Brian nicht viel sorgen um Geld machen müssen, aber das war was anderes. Es war wie ein Lottogewinn, der niemals zu enden scheint. Schlussendlich kauften sie dann doch noch eine Menge Zeichenmaterial und gingen dann noch zu Justins Schule. Justin hatte sich am Morgen noch einmal für voraussichtlich eine Woche krank gemeldet. Deswegen war die Sekretärin sehr erstaunt, dass er doch da war. Aber Justin erklärte ihr, dass er von seinem Anfall noch zu arg geschwächt ist und sich jetzt auch noch von seinem langjährigen Lebenspartner getrennt hat und das jetzt einfach noch nicht auf die Reihe bringt. Danach fragte er noch, ob das Geld für den nächsten Monat, der am nächsten Tag anfangen würde, schon überwiesen worden sei. Die Sekretärin bestätigte, dass das Geld am letzten Freitag überwiesen worden war und heute Morgen angekommen sei. Justin: „Gut, dann schicken sie es ihm bitte zurück mit der Begründung, dass es schon bezahlt wurde. Wir haben einen Scheck dabei für diesen und den nächsten Monat. Dann ist das Schuljahr vorbei und im nächsten wird Cathy das Geld immer pünktlich überweisen, versprochen. Sollte Mr. Kinney herkommen und fragen, was das soll, sagen sie ihm doch bitte einfach, dass jetzt jemand Anderes mein Schulgeld bezahlt. Mehr braucht er nicht zu wissen. Und dafür versprech ich ihnen spätestens nächsten Montag wieder da zu sein.“ Die Sekretärin stimmte dem Ganzen nach kurzem zögern zu. Das Geld war ja so oder so da. Woher es kam, hatte sie nicht zu interessieren. Am Nachmittag machten sie sich noch an das, bzw. alle Außenbecken und es wurde wieder ein riesiger Spaß. Genau wie in den nächsten Tagen das Neubeziehen aller Betten, das Putzen aller Fenster und das Reparieren des Zaunes der Pferdekoppel. Vor allem, da dabei nicht selten mal ein Pferd ausbüchste und erst wieder eingefangen werden musste. Am Mittwochabend überlegte sich Justin lange, was passieren würde, wenn wieder alles normal sein würde, wenn er wieder in die Schule geht und danach hier und nicht ins Loft ging. Würde es anders sein? Würde es weh tun? Konnte er einfach so zum Alltag zurückkehren? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)