Folge deinem Traum von Bluttraene ================================================================================ Kapitel 6: Donnerstag --------------------- Als der Wecker klingelte, wachte Justin gleich auf. Er sah sich im Loft um, aber Brian war noch nicht da. Um nicht gleich wieder einzuschlafen schaltete er die Lampe auf dem Nachttisch ein. Er schaute ins Licht und blinzelte. Um halb 2 war Brian immer noch nicht da und Justin konnte trotz dem Licht nicht mehr wach bleiben und schlief wieder ein. Justin steht in einem großen dunklen Raum. Ein einzelner Scheinwerfer ist auf ihn gerichtet. Es ist totenstill. Er sieht an sich herunter. Er trägt einen alten, dreckigen, teilweise zerrissenen, weißen Anzug, in seiner Hand ein verdorrter Strauß Rosen. Justin späht in die Dunkelheit, aber er kann nichts erkennen. Langsam geht er ein paar Schritte vor, um aus dem Lichtkegel herauszukommen. Sobald er mit seinem Fuß, den Lichtkreis verlässt, leuchtet plötzlich der ganze Raum hell auf und ein ohrenbetäubender Lärm schlägt ihm entgegen. Er steht in einer alten dreckigen Kirche, sie scheint für eine Hochzeit geschmückt zu sein, aber diese liegt wohl schon sehr lange Zeit zurück. Rechts und links sitzen viele Menschen in den Bänken, die ihn alle auslachen und auf ihn zeigen. Sie alle tragen normale Kleidung, sie sind sauber und sehen gut aus. In der lachenden Menge sieht er viele bekannte Gesichter: Emmett und Ted halten sich aneinander fest, um nicht umzufallen, so arg müssen sie lachen. Debbie und seine Mum stehen vor lauter Lachen die Tränen in den Augen. Linds und Mel liegen fast schon auf dem Boden. Guz sieht Justin nicht einmal an. Ben und Vic zeigen auf Justin und rufen Worte, die Justin nicht versteht. Sein Vater und seine Schwester, Brians Mutter und Brians Schwester mit ihrer Familie lachen Justin hämisch aus. Schnell schreitet Justin nach vorne. Er erkennt Daphne und Michael vorne an den beiden Bänken. Sie sitzen auf dem Boden und halten sich die Bäuche. Plötzlich steht, wie aus dem Boden gewachsen, Brian vor Justin. Er lächelt ihm entgegen und Justin flieht in Brians Arme. Er schmiegt sich an ihn, doch plötzlich fängt auch Brian an zu zittern vor Lachen. Justin fährt zurück. Er schaut in Brians Gesicht und sieht einen sarkastischen Ausdruck in diesem. Justin: „Was ist hier los?“ Brian: „Das ist also dein größter Traum? Du bist genauso wie all die dummen Heten, die durch dieses alberne Ritual anderen etwas vorzumachen versuchen. Das ist ekelhaft!“ Die anderen lachen noch lauter. Ein Sog zieht Justin aus der Kirche, von allen Freunden weg zur Tür hinaus. Nur eine junge Frau hält ihm eine Hand hin, um ihn zu retten, aber er kann sie nicht mehr erreichen. Er wird aus der Kirche hinausgezogen und die Tür fällt, sich krachend schiebend ins Schloss. Justin atmet schwer und hält seine Augen geschlossen. Würden ihn alle seine Freunde jetzt hassen? Warum haben sie ihn ausgelacht? Lindsay hatte doch gewusst, dass er sich nichts mehr wünscht, als Brian zu heiraten. Das Geräusch der zufallenden Tür hallte immer noch in seinem Kopf nach. Diese schwere Holztür, wie sie einfach so in die Angeln fiel. Aber halt… Das passt doch nicht! Eine Tür, die in die Angeln fällt, kann doch nicht dasselbe Geräusch machen, wie eine Schiebetür… Langsam und vorsichtig öffnete Justin die Augen, um die Tür noch einmal anzusehen. Er blickte sich im Loft um. Gott sei Dank, es war alles nur ein Traum! Plötzlich hörte er ein prasselndes Geräusch und fuhr zusammen, aber dann erkannte er, dass es nur das Geräusch der Dusche war… Brian war also wieder da. Justin sah auf die Uhr und erschrak. Es war kurz vor drei. Brian war zwei Stunden zu spät nach Hause gekommen. Und warum duschte er eigentlich um diese Zeit? Sonst duschte er doch morgens, bevor er zur Arbeit ging. Die Dusche ging aus und Justin hörte Schritte, die aus dem Bad auf ihn zukamen. Was sollte er tun? Sollte er ihm zeigen, dass er wach war und wusste wie viel Uhr es ist oder sollte er einfach so tun als würde er schlafen. Justin wählte den einfachen Weg und stellte sich schlafend. Brian kam zu ihm ins Bett und legte sich mit dem Rücken zu Justin und schlief sofort ein. Justin trieb es die Tränen vor Wut und Verzweiflung in die Augen. Warum war Brian nur so? Was sollte das alles? Er kümmerte sich kein bisschen um Justin. War es ihm etwa egal, ob es Justin gut oder schlecht ging? Warum tat ihm Brian so etwas an. Justin fiel fast in einen fieberhaften Traum. Es war ein ganz wirrer Traum, die junge Frau war wieder da und hielt ihm die Hand entgegen, aber plötzlich war an ihrer Stelle ein großer Baum und er war in einem Park, dort waren viele Hundebesitzer. Und so ging es eine ganze Weile weiter. Irgendwann standen dann Lindsay und Debbie vor seinem Bett und er träumte, wie sich Debbie über ihn beugte und sagte: „Lindsay, ich glaube er fantasiert, ob er Fieber hat?“ Sie fühlte ihm die Stirn. Da merkte er, dass er nicht mehr schlief. Justin: „Ich hab nur schlecht geträumt! Es ist alles okay! Wo ist Brian und was machst du da Debbie?“ Debbie: „Brian ist schon auf der Arbeit und Lindsay ist heute eingeladen, deswegen bleib ich heute hier. Besser gesagt. Ich dachte daran… Eine Freundin von mir, Angela, sucht einen Künstler, der ihr ein Wandbild designen könnte und da sie nicht allzu weit weg wohnt, dachte ich wir könnten sie mal besuchen. Sie hat sehr genaue Vorstellungen und deswegen brauchen wir jemanden, der das Bild schon mal vorzeichnen kann, weil doch der Maler, den sie engagiert hat nach Stunden bezahlt wird. Du sollst das natürlich auch nicht umsonst machen.“ Justin: „Was will sie denn haben? Also so in etwa..:“ Debbie: „Naja es soll ein großer nackter Kerl werden, in einer Strandlandschaft oder so… Ach ich weiß doch auch nicht so genau, was sie will…“ Justin: „Ich kann ja mal mir ihr reden!“ Lindsay verabschiedete sich und Justin stand auf und zog sich um, dann machte er sich über das reichhaltige Frühstück her, das Debbie vorbereitet hatte. Eine halbe Stunde später machten sich Debbie und Justin dann auf den Weg. Justin hatte dem ganzen zugestimmt, weil er dadurch bestimmt etwas von seinen Problemen abgelenkt werden würde. Angela wohnte wirklich nicht weit weg, sie wohnte in einem der einzelnen, kleinen, modernen Häusern am Ende der Straße. Schon bevor Justin Angela gesehen hatte wusste Justin, dass sie eine Dragqueen war. Es bestätigte sich, als er sie sah. Angela war sehr begeistert von den Probezeichnungen, die Justin ihr mitgebracht hatte. Und bald waren sie in einem langen und ausführlichen Gespräch verwickelt, darüber, wie der Traummann auf der Wand denn aussehen sollte. Sie begannen mit seinem Oberkörper, zu seinen Schultern, der Armhaltung, dann über seinen Unterleib, über sein bestes Stück, zu seinen Beinen. Das Gesicht schien Angela ganz genau zu kennen. Sie hatte wirklich so genaue Vorstellungen, dass Justin sie schließlich aufforderte ihm ein Bild von diesem Mann zu zeigen, weil das einfach war. Angela druckste etwas herum und holte schließlich wirklich ein Bild eines Mannes aus einem Nebenraum. Sie gab zu, dass sie diesen Mann schon seit vielen Jahren liebte. Er war leider aber nicht schwul und fand sie abstoßend, weil sie eine Dragqueen war. Aber sie konnte ihn dafür nicht hassen, deswegen wollte sie ihn jetzt auf ihrer Wand verewigen. Am späten Nachmittag waren sie endlich mit der Zeichnung fertig und Angela war hoch auf begeistert. Geschafft und etwas müde gingen Debbie und Justin schließlich zum Loft zurück. Mel, Linds und Brian waren schon da und Lindsay kochte das Abendessen. Brian beachtete Justin wieder nur ein bisschen. Auch Linds beäugte das misstrauisch und auch Mel schien bescheid zu wissen. Justin nahm es Linds nicht übel, dass sie anscheinend mit Mel darüber geredet hatte, er wollte schließlich nicht der Grund für einen Ehekrach werden. Nachdem die anderen wieder weg waren, verschwand auch Brian wieder, wie in den letzten Tagen. Er schien in Gedanken versunken und er verabschiedete sich nicht mal. Justin blieb traurig zurück. In ihm keimte das Gefühl auf, alleine auf der Welt zu sein, aber er das war natürlich Quatsch. Er hatte ja noch Debbie, Daphne und die anderen, aber leider half ihn das grade gar nichts. Was sollte er nur tun? Brian war sein Leben und gerade ließ ihn sein Leben im Stich… Was hatte das alles nur zu bedeuten? Über diesen Gedanken brütend schlief Justin schließlich ein. 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