Don't get too friendly von abgemeldet (OS-Sammlung (Grösstenteils Rose/Scorpius)) ================================================================================ Kapitel 6: Wo die Liebe hinfällt (Teil 2) ----------------------------------------- Wo die Liebe hinfällt (Teil 2) Wie erwartet schlossen Rose und Scorpius mit Bestnoten ab und gewannen dazu auch noch ein sechstes Mal in Folge den Quidditchpokal. An dem Tag, als sie Hogwarts verliessen, sassen Rose und Scorpius noch lange im Gemeinschaftsraum von Ravenclaw und genossen die letzten Minuten in ihrem früheren Zuhause. Auf dem Sofa ausgestreckt lag Scorpius da und starrte an die Decke. „Ich weiss gar nicht, warum ich jetzt nach Hause soll. Gibt ja sowieso wieder wegen irgendetwas Ärger. Jetzt wo es nicht mehr die Noten sein können, wird es wohl meine fehlende Initiative in der Jobsuche sein.“ Er verzog das Gesicht. Rose seufzte, sie sass in einem Sessel zwei Meter entfernt. „Komm doch mit uns nach Südfrankreich. Ich bin sicher, Paps hat nichts dagegen. Zumindest nicht, solange du mir keinen Heiratsantrag machst.“ Sie kicherte. „Ha ha, als wenn ich dir einen Heiratsantrag machen würde.“ „Würdest du nicht? Bin ich denn nicht liebenswert?“ Rose verschränkte die Arme vor der Brust. Scorpius verdrehte bloss theatralisch die Augen und schaute sie dann an. „Natürlich bist du liebenswert und du weißt, dass ich dich abgöttisch liebe, aber du bist nun mal meine beste Freundin und seiner besten Freundin macht man keinen Heiratsantrag.“ „Nicht mal, um für den Ernstfall zu üben?“ Mit spöttischem Lächeln neckte sie ihn. „Willst du damit sagen, dass ich das im Ernstfall nicht schaffen würde?“ Scorpius setzte sich auf und funkelte sie an. Sie verkniff sich ein Lachen. „Das hast du gesagt, nicht ich. Aber ich weiss ja nicht, vielleicht bekommst du kurz vor der grossen, alles entscheidenden Frage kalte Füsse, weil du es noch nie zuvor geprobt hast.“ „So was muss man nicht proben.“ „Aha. Gut, da spricht der Meister. Wir werden dann ja sehen. Wie auch immer du deinen Antrag machst, mit oder ohne üben, ich werde auf jeden Fall deine Trauzeugin sein.“ Scorpius grinste sie an. „Willst du nicht lieber erste Brautjungfer sein? Ich glaube nämlich nicht, dass es zählt, wenn man als Trauzeugin den Brautstrauss fängt.“ „Als wenn ich es nötig hätte, den Brautstrauss fangen zu müssen! Apropos Hochzeit. Hast du dich jetzt entschieden, ob du an Victoires und Teddys Hochzeit kommst? Du kannst mich nicht mit meiner gesamten Sippschaft allein lassen.“ Schelmisch grinste Scorpius zurück. „So, Fräulein Weasley findet also sonst keine Begleitung. Interessant. Und dann grosse Töne spucken von wegen, sie bräuchte keinen Brautstrauss zu fangen.“ Rose stöhnte genervt auf. „Man, Scorpius, reiss dich mal zusammen und bleib beim Thema. Du wurdest ja sowieso persönlich eingeladen. Komm schon, das wird lustig. Al und die anderen sind ja auch da.“ „Ich weiss nicht so recht. Dein Vater… ich meine, wollen die wirklich, dass ich komme?“ Er kratzte sich am Kopf. „Mensch, natürlich, sonst hätten sie dich nicht eingeladen! Und wenn du dann auch noch mit nach Südfrankreich kommst, dann bist du endgültig akzeptiert! Da bin ich mir ganz sicher. Dann würden sie es wohl sogar überleben, wenn du mir tatsächlich einen Heiratsantrag machen würdest.“ „Beste Freunde, kein Heiratsantrag, schon vergessen?“ Seufzend erhob er sich vom Sofa. „Von mir aus, dann komm ich an die Hochzeit und nach Südfrankreich. Wenn ich bei meinem Vater schon unten durch bin, kann ich es auch gleich richtig machen.“ Er setzte sich zu Rose auf die Armlehne ihres Sessels und legte den Arm um sie. Nur zu gerne kuschelte sie sich in seine Seite. „Bald müssen wir gehen.“ „In zehn Minuten ist es so weit.“ „Ich werde unsere gemeinsame Zeit hier vermissen. Es wird nie wieder so sein.“ Sie atmete seinen warmen, holzigen Duft ein. Sanft strich er ihr übers Haar. „Wenn du willst, können wir uns ja gemeinsam eine Wohnung suchen. Aber nur, wenn du nicht kochst!“ Rose konnte vieles, aber kochen konnte sie definitiv nicht. Mit Schüssel, Pfanne, Herd und Messer stand sie auf Kriegsfuss. „Heisst das, du willst mich jeden Abend bekochen? Na, da zieh ich doch noch so gerne mit dir zusammen!“ Sie schlang ihre Arme um seinen Bauch. Ein sanftes Lächeln legte sich auf seinen Mund. „Gut, dann schau ich mich mal um, ob ich was Passendes finden kann.“ Der Boden war über und über mit rotem, gelbem und orangem Laub bedeckt. In zehn Reihen standen weisse Stühle zwischen den Bäumen arrangiert, alle ausgerichtet auf ein kleines Podest, auf dem ein freundlich aussehender Pfarrer stand. Victoire und Teddy waren gerade dabei, ihre Treueschwüre füreinander vorzulesen, was bei den weiblichen Gästen zu einem allgemeinen, gerührten Schniefen führte. Scorpius hielt Rose wortlos ein Taschentuch hin, mit dem sie sich geschwind die Tränen aus den Augenwinkeln tupfte, bevor ihr Make-up verschmieren konnte. Eigentlich hatte er sie ja nicht für sentimental gehalten, aber Hochzeiten schienen wohl so eine Wirkung auf Frauen zu haben. Erst drehten sie durch, weil sie nicht wussten, was sie anziehen sollten und dann heulten sie, was das Zeug hielt, und das alles, obwohl sie doch nur die Gäste waren. Sanft schloss er Rose’ Hand in seine und lächelte ihr leicht zu, als sie den Kopf zu ihm drehte. Wenn er daran dachte, wie sie ihn heute morgen fast in den Wahnsinn getrieben hatte, als sie für über eine Stunde das Bad belegt hatte, fragte er sich gerade ernsthaft, warum sie nicht auch noch gleich wasserfestes Make-up verwendet hatte, dann hätte sie jetzt kein Problem, was das Heulen anbelangte. Die Männer liessen die Zeremonie still über sich ergehen, hielten der Frau neben sich die Hand und nickten jedes Mal brav, wenn jemand sagte, wie romantisch und rührend das Ganze doch sei. Doch zumindest Al, der auf Scorpius’ anderer Seite sass, sah man an, dass ihm das Ganze langsam zu bunt wurde. Lily neben ihm heulte wie ein Sturzbach. Die Frauen der Familien Weasley und Potter schienen nahe am Wasser gebaut zu sein, was Hochzeiten anbelangte. Erleichtert atmeten Al und Scorpius und ein Dutzend weitere Männer auf, als der Pfarrer die beiden Liebenden endlich für vermählt erklärten. Während Victoire und Teddy Arm in Arm den angedeuteten Mittelgang zwischen den Stühlen entlang gingen, hackte sich Rose bei Scorpius unter und drückte sich Trost suchend an ihn. Leise flüsterte er ihr ins Ohr. „Man könnte fast meinen, es sei jemand gestorben, so wie du schniefst.“ „Scorpius Malfoy, also wirklich!“, tadelte sie ihn leise und drückte sich noch ein wenig mehr an ihn, bis er den Arm um sie schloss. „Ich weiss nicht, wie ihr Männer immun gegen so viel Romantik seid.“ Er verkniff sich, darauf etwas zu erwidern. Immerhin wollte er nicht gerade jetzt eine Grundsatzdiskussion mit ihr anfangen. Stattdessen führte er sie einfach galant zusammen mit den anderen Gästen dem Brautpaar hinterher. Die Frauen hatten ihre Tränen bald vergessen, denn es gab etwas, dass ihre Aufmerksam komplett auf sich zog. Der Brautstrauss. Victoire hatte sich, dank Teddys und Fleurs Hilfestellung, auf einen Stuhl gestellt und wartete jetzt darauf, dass sich alle ledigen Damen hinter ihr versammelten. Rose grinste Scorpius viel sagend zu und stellte sich in kämpferischer Pose zwischen die anderen Junggesellinnen ihrer Familie. Lily, die gleich neben ihr stand, starrte beinahe wie ein ausgehungertes Tier, so sehr beäugte sie den Strauss weisser Rosen in der Hand ihrer Cousine. Sobald die Mädchen ausser Hörweite waren, stupste Al seinen Freund an. „He, Scorp, wenn du Pech hast, bist du noch vor dem Dessert verlobt.“ Scorpius zog die Augenbraue hoch und schaute seinen Freund an. „Und was bringt dich auf diesen Gedanken?“ „Na, so wie Rose sich manchmal an dich klammert! Und das Zusammenleben habt ihr ja schon erprobt.“ Mit einem breiten Grinsen sah Albus ihn an. Mit einem kleinen Räuspern erwiderte Scorpius: „Was das Geistige anbelangt, magst du ja vielleicht recht haben, aber es gehört auch noch das Körperliche dazu und ich finde Rose nun mal nicht anziehend, zumindest nicht auf diese Art und Weise.“ „Na klar, weiss ich doch.“, antwortete er sarkastisch. Albus grinste nur weiter und auch James und Hugo, die auf Scorpius’ anderer Seite standen, sahen den jungen Malfoy wissend an. Scorpius gab sich grosse Mühe, diese Blicke, und vor allem die Gedanken, die dank Albus’ Kommentar plötzlich durch seinen Kopf schwirrten, zu ignorieren. Als Victoire ausholte und den Brautstrauss schwungvoll in die Menge hinter sich warf, hielten alle unverheirateten Männer bangend die Luft an, und hofften, dass nicht gerade ihre Begleitung die Glückliche war, die den Brautstrauss fing. So auch Scorpius, denn er wusste, wenn Rose diesen Strauss fing, würde er heute keine ruhige Minute haben, in der Albus ihn nicht mit komischen Andeutungen ärgern würde, die bei ihm leider viel zu lebhafte Bilder hervor riefen. Der Strauss aus weissen Rosen flog in hohem Bogen in die Menge. Die Frauen und Mädchen schupsten sich rüde hin und her und kannten kein Erbarmen. Selbst Rose verwendete ihre Ellbogen, auch wenn sie dadurch mehr verhindern wollte, erdrückt zu werden. Lily neben ihr benahm sich fast wie ein Tier. Plötzlich knickte Lily neben Rose um, riss dabei drei weitere, rangelnde Frauen mit zu Boden, die wiederum schafften es, die Standfestigkeit von vier anderen in Gefahr zu bringen, sodass diese heftig mit den Armen rudern mussten, um nicht umzufallen und sich somit nicht mehr auf den Strauss konzentrieren konnten, wodurch dieser fast schon sachte in Rose’ Arme segelte. Verdutzt blickte sie auf den Strauss in ihren Händen. Eigentlich hatte sie ihn ja nicht fangen wollen, das brachte sie bloss wieder auf komische Gedanken. Ganz automatisch hob sie den Kopf und blickte zu Scorpius hinüber, der sie mit vor Schreck geweiteten Augen ansah. Konnte es sein, dass sie, wenn auch nur für den Bruchteil einer Sekunde, denn danach wurde Scorpius von Al abgelenkt, das Gleiche gedacht hatten? Dass sie über die gleiche Bedeutung dieses Blumenstrausses für sie beide nachgedacht hatten? Rose war sich nicht sicher, aber auf jeden Fall musste sie sich gerade sehr anstrengen, dass die Bilder, die langsam in ihrem Kopf entstanden und ihr ganzes Bewusstsein einnehmen wollten, nicht die Oberhand gewannen. „Wie hast du das gemacht? Du bist doch noch immer Jungfrau! Warum hast gerade du den Brautstrauss gefangen?“ Lily hüpfte tobend neben Rose herum. Ginny, die neben Lily getreten war, räusperte sich. „Du, meine Kleine, bist noch immer in der Schule und somit noch nicht einmal im Alter, in dem man ans Heiraten denken sollte. Und ich hoffe ja wohl, dass dein vorwurfsvoller Ton zu Rose’ Jungfräulichkeit nicht bedeutet, dass du deine bereits verloren hast.“ Erschrocken blickte Lily ihre Mutter an, als ihr bewusst wurde, dass sie wohl etwas vorlaut und überraschend informativ gewesen war. „Äh, ja, natürlich. Da hast du schon Recht. Noch nicht im Alter, um übers Heiraten nach zudenken.“ Wortlos drückte sich Rose an den beiden vorbei und machte sich auf den Weg zu ihrem Platz an der langen Tafel, die auf einer schönen, kleinen Waldlichtung aufgestellt worden war. Sie fand ihr Namenskärtchen und legte den Strauss auf ihren Stuhl. Dabei wanderte ihr Blick zum Namenskärtchen links neben ihrem. Darauf stand Scorpius’ Name. Verdammt, fluchte sie innerlich, das hatte gerade noch gefehlt. Jetzt versuchte sie, ihm kurz aus dem Weg zu gehen, um ihre Gedanken zu ordnen und dann erinnerte sie so ein blödes Kärtchen an ihren besten Freund. Plötzlich kam ihr etwas in den Sinn, dass er vor etwa einem halben Jahr gesagt hatte. ‚Seiner besten Freundin macht man keinen Heiratsantrag.’ Genau, kein Heiratsantrag, also schön alles wieder vergessen, was da gerade versuchte, seinen Weg in ihre Gedanken zu bahnen. „Rose!“ Verdammt! Sein Auftauchen war sogar noch schlimmer, als dieses dumme Namenskärtchen. Rose atmete einmal tief ein und aus, um sich zu fassen und drehte sich dann zu Scorpius um. Sie schaffte es sogar, ein Lächeln auf ihre Lippen zu zaubern. Andererseits, das passierte ihr sowieso immer, wenn sie Scorpius sah. „Ich dachte, du wolltest das Ding gar nicht fangen.“ „Natürlich nicht! Aber dieser blöde Strauss hat mich praktisch angesprungen.“ Rose verschränkte die Arme vor der Brust. Fast schon zärtlich griff Scorpius nach ihren Händen und löste ihre Arme aus ihrer verschränkten Position. „Gleich wird das erste Lied gespielt. Willst du tanzen?“ Rose schrie innerlich die schlimmsten Schimpftriaden. Wie konnte sie sich darauf konzentrieren, sich und Scorpius nicht in amourösen Situationen zu sehen, wenn er sie mit diesem wundervoll süssen, kleinen Lächeln ansah und sie zum Tanzen aufforderte? Sie waren doch nur Freunde! Das war sicher diese schreckliche Hochzeit, die ihre Gefühle so in Wallungen brachte. Unter normalen Umständen würde ihr doch nicht heiss und kalt zugleich werden, wenn Scorpius sie so ansah. „Komm schon. Die Musik hat bereits begonnen und Victoire tanzt schon mit Bill!“ Ohne auf ihr Einverständnis zu warten, zog Scorpius sie zur Tanzfläche. Rose war sich nur zu bewusst, dass die Blicke aller auf ihnen lagen, als sie in Scorpius’ Armen auf die Tanzfläche trat. Was ihr Vater wohl dachte? Der kurze Blick, den er ihr zuwarf, als sie an ihm vorbei tanzten, sagte wohl schon genug. Seine schlimmste Befürchtung schien Wirklichkeit zu werden. Nach und nach füllte sich die Tanzfläche auch mit anderen Paaren und je mehr Zeit verging, desto mehr vergass sich Rose in Scorpius’ Armen. Sie sog seinen Duft ein und legte irgendwann ihren Kopf an seine Schulter. „Bist du nicht froh, dass du mitgekommen bist?“, fragte sie irgendwann leise. Ihre gesamte Selbstbeherrschung war vor einigen Minuten verschwunden. Gerade hielt nichts ihre Zunge und ihre innersten Gedanken im Zaum. „Natürlich bin ich das! Du weißt, ich bin immer froh, wenn ich mit dir Zeit verbringen kann.“ Er lächelte und drehte sie dann galant einmal um die eigene Achse. „Aber das wird nicht immer so sein!“ Rose biss sich auf die Zunge, sobald dieser Satz über ihre Lippen war. Was hatte sie da nur gerade gesagt? Als sie ihren Blick hob und Scorpius in die Augen sah, wusste sie sofort, dass er verstanden hatte, was sie mit diesem Satz gemeint hatte. Er zog sie wieder näher zu sich. Leise flüsterte er ihr ins Ohr. „Das kann es aber.“ Vier Worte. Vier einfache, kleine Worte, die ihm ebenso wegen fehlender Selbstbeherrschung über die Lippen gerutscht waren, wie zuvor Rose’ Worte. Es waren vier kurze Worte, die alles für immer veränderten. In den nächsten Wochen nach der Hochzeit gingen Rose und Scorpius allem aus dem Weg, dass irgendwie auch nur andeutungsweise mit ihnen beiden als Paar zu tun hatte. Das endete sogar darin, dass die beiden plötzlich wieder zu Hause zu Abend assen und erst danach in ihre gemeinsame Wohnung zurückkehrten. Ihren Eltern war das natürlich aufgefallen und sowohl die Familie Malfoy, wie auch die Familie Weasley waren sehr beunruhigt über diese neuste Entwicklung. Ja, sie waren beunruhigt. Denn irgendwie hatten sie sich damit abgefunden, dass diese, wenn auch komische und nicht gerade sonderlich tolerierte, Verbindung dazu beigetragen hatte, dass beide immer ihr Bestes gaben. Eines schönen Abends kurz vor Weihnachten, Scorpius sass bei seinen Eltern am Tisch und ass wortlos das ihm vorgesetzte Mahl, wandte sich Draco Malfoy an seinen Sohn und fragte: „Wie geht es Rose? Du hast lange nichts mehr von ihr erzählt.“ Im ersten Moment hätte sich Scorpius fast an dem Stück Fleisch verschluckt, das er gerade im Mund hatte. Als er sich wieder einigermassen unter Kontrolle hatte, tat er so, als wenn das gerade eben nicht geschehen wäre. „Gut. Aber wieso interessiert dich das? Ich dachte, du magst sie nicht.“ Draco zuckte nur kurz mit den Schultern. „Ausser ihren roten Haaren hat sie nicht sonderlich viel von einer Weasley, weshalb sie halbwegs akzeptabel ist. Willst du sie an Weihnachten zum Abendessen mitbringen?“ „Damit Grossvater sie bei lebendigem Leibe rösten kann?“ Scorpius fiel wieder in seine alte Masche zurück und zog passend dazu eine Augenbraue hoch. Astoria Malfoy kicherte am anderen Tischende. „Nein, damit wir sie deinem Grossvater vorstellen können. Er ist wirklich daran interessiert, sie kennen zu lernen.“ „Aber da sich anscheinend einiges zwischen euch geändert hat, worüber ich eigentlich froh bin, werde ich Vater wohl sagen müssen, dass er Rose nicht kennen lernen wird.“ Durchdringend sah Draco seinen Sohn an. So gut es ging, hielt Scorpius seinem Blick stand, bis er irgendwann leise fragte: „Worum genau geht es eigentlich in diesem Gespräch?“ Schweigen breitete sich am Tisch der Malfoys aus. Erst verstand Scorpius nicht, doch nachdem er mehrfach zwischen seinen Eltern hin und her geblickt hatte, ging ihm langsam ein Licht auf. „Ihr glaubt, ich und Rose wären ein Paar, stimmts?“ „Wir sind nicht die Einzigen, die das glauben.“, gab seine Mutter zu. „Ich habe vor ein paar Wochen zufälligerweise Hermine Weasley in der Winkelgasse getroffen und wir haben uns ein wenig über euch zwei unterhalten.“ „Anscheinend glauben wirklich alle, dass wir ein Paar sind.“ Scorpius sprach mehr zu seinem Teller als zu seinen Eltern. „Also seid ihr kein Paar?“ Draco hackte fast schon hoffnungsvoll nach. Scorpius biss sich auf die Unterlippe, so fest, dass sie ein klein wenig zu bluten begann. „Nein, sind wir nicht.“ Wieder breitete sich Schweigen zwischen den Malfoys aus. Astoria und Draco musterten ihren Sohn aufs Genauste, hofften sie doch, irgendwie schlau aus seinem gesamten Verhalten zu werden. Er war nie ein Malfoy gewesen, zumindest nicht so wie sein Vater und Grossvater einer waren. Draco hatte von seinem Vater jedoch versichert bekommen, dass es alle paar Generationen einmal jemanden in ihrer Familie gab, der etwas aus der Reihe tanzte. Zuletzt war das ein gewisser Urgrossonkel Harold gewesen, von dem Draco erst erfahren hatte, als man seinen Sohn nach Ravenclaw geschickt hatte. Nun hatte halt einmal Draco das Pech, dass gerade sein Sohn wieder einer dieser etwas speziellen Malfoys war. Wobei, im Nachhinein war er froh, dass nicht er dieses Gen geerbt hatte. Er hätte kein schönes Leben geführt, denn sein Vater wäre wohl nicht so nachsichtig mit ihm gewesen, wie er mit Scorpius. Als Draco seinen Sohn musterte, erkannte er plötzlich etwas, das ihn in seinem tiefsten Inneren als Vater berührte, spezieller Sohn hin oder her. Sein Sohn litt und zwar schrecklich. Deswegen fragte er nun vorsichtig nach. „Freunde seid ihr schon noch, oder?“ Scorpius schwieg erst einige Sekunden, bevor er antwortete. „Ich weiss es nicht. Kann sein, dass ich es versaut habe.“ „Hoho, es herrscht Ärger im Paradies.“ Graham sass auf dem Sofa in Rose’ und Scorpius’ gemeinsamer Wohnung. „Hör auf damit!“ Rose nippte an einer Tasse Tee. Sie sass, die Beine angezogen, in ihrem Lieblingssessel und versuchte, Graham und ihren Cousin Albus, der neben ihm auf dem Sofa sass, zu ignorieren. „Aber es ist doch so! Erzähl doch jetzt endlich, was zwischen dir und Scorpius vorgefallen ist! Sogar ein Blinder mit einem Krückstock sieht doch, dass eure wunderbare Freundschaft einen ziemlichen Knacks wegen irgendetwas abbekommen hat.“ Albus hatte sich vorgebeugt. „Sogar Mum und Dad fragen mir Löcher in den Bauch wegen euch zwei.“ Schweigend betrachtete Rose die Tasse in ihrer Hand. Was war denn genau vorgefallen? Scorpius hatte ihr andeutungsweise gesagt, dass er sie liebte. Zumindest hatte sie seine Worte so interpretiert. Aber was, wenn sie sie falsch interpretiert hatte? Immerhin wollte sie nicht ihren besten Freund verlieren, bloss weil sie ihr Herz nicht im Griff hatte. Aber, wenn sie richtig lag, würde sie dann nicht ihre Freundschaft aufs Spiel setzen? Was, wenn sie zwei als Paar nicht funktionierten? Während sie ihren Gedanken nachhing, war Albus aufgestanden und hatte sich zu Rose auf die Sessellehne gesetzt. „He, Rosy, sprich mit mir. Was ist passiert?“ Eine Träne rollte ihr die Wange hinunter. „Ich weiss es nicht. Verdammte Scheisse!“ Albus konnte ihr gerade noch die Tasse aus der Hand nehmen, bevor Rose weinend in sich zusammen sackte. Beruhigend strich Albus ihr über den Rücken, während Graham ihre Hand hielt. „Sag doch einfach, was los ist. Vielleicht können wir dir ja helfen.“, sprach Graham mit ruhiger Stimme auf sie ein. Nach ein paar Sekunden hob Rose den Kopf und schniefte einmal laut. Dann begann sie in einer unglaublichen Geschwindigkeit, ihr Herz auszuschütten. „Diese verdammte Hochzeit ist schuld. Davor waren es bloss einzelne Gedanken, die ich problemlos aus meinem Kopf habe streichen können! Jetzt sehe ich ihn, mich, uns zusammen jedes Mal, wenn ich die Augen schliesse. Und wenn er vor mir steht, würde ich ihn am liebsten küssen! Ich… ich…. Und dann hat er mir an dieser verflixten Hochzeit auch noch diese verdammten Sachen gesagt… Ich hasse ihn dafür, dass er all das, was ich vorher so gut verschlossen habe, um unsere Freundschaft nicht zu gefährden, hervor geholt und verstärkt hat. Anfangs… da hab ich geglaubt, es wäre einfach nur eine Schwärmerei, weil er immer für mich da und so lieb zu mir ist… aber das ist es nicht… Verdammter Arsch! Warum kann er das nur so einfach mit mir machen?“ Ungläubig starrte Albus seine Cousine an. „Du liebst ihn wirklich! Ich glaub’s ja nicht. Verdammt, jetzt schulde ich James doch tatsächlich zwanzig Galeonen.“ Trotz ihres nervlichen Zusammenbruches schaffte es Rose, ihren Cousin strafend anzublicken, weil er mit seinem Bruder um ihr Verhältnis zu Scorpius gewettet hatte. Die zwei würden bei der passenden Gelegenheit noch eine kleine Abreibung bekommen, das nahm sie sich gerade fest vor. „Und jetzt?“, fragte Graham nach einigen Augenblicken. „Was und jetzt? Gar nichts und jetzt! Ich weiss nicht, wie er zu mir steht und ich will ihn nicht fragen, weil das unsere Freundschaft kaputt machen könnte!“ Graham verschwand vor ihren Augen, als ein neuer Schwall Tränen sich ihren Weg aus ihren Augen über ihre Wangen hinunter bahnten. Graham räusperte sich leise. „Von welcher Freundschaft genau redest du? Doch nicht etwa von der, die seit etwa zwei Monaten nicht mehr zu existieren scheint, oder?“ Rose sog scharf die Luft ein und presste ihre Kiefer zusammen. Obwohl sie es nicht hatte wahrhaben wollen, lag in Grahams Worten nichts als die Wahrheit. Welche Freundschaft konnte sie denn noch zerstören, wenn da gar keine mehr war? Doch die Wahrheit war in diesem Augenblick einfach zu viel für sie. Sie konnte sie nicht ertragen. Zwischen zusammen gebissenen Zähnen zischte sie hervor: „Verschwindet, alle beide! Ich will jetzt allein sein!“ „Aber…“, wollte Albus sie beruhigen. Er kam jedoch nicht weiter. „Raus habe ich gesagt!“ Nun schrie Rose. Sie war ruckartig aufgestanden und starrte ihren Cousin nun böse an. Erst als dieser die Hände hob und sich von der Sessellehne erhob, liess sie sich wieder auf ihren Platz sinken. Unter Rose’ wachsamem Blick erhob sich auch Graham und gemeinsam verliessen die beiden jungen Männer die Wohnung und liessen eine zutiefst verzweifelte Rose zurück. Gerade hatte sie jeglichen Halt verloren und erst jetzt erkannte sie, wie viel Scorpius ihr schon ihr Leben lang bedeutete. Als Scorpius spätnachts wieder nach Hause kam, erwartete er nicht, dass Rose noch wach war. Eigentlich hatte er gehofft, ihr die nächsten paar Tage wieder aus dem Weg gehen zu können, denn das Gespräch mit seinen Eltern hatte ihn doch sehr aufgewühlt. Hatte er wirklich mit seinen doch etwas zu tiefen Gefühlen für Rose konfrontiert werden wollen? Eigentlich nicht, denn mit diesen Gefühlen kam die Unsicherheit. Manchmal hatte er den dringenden Verdacht, dass Rose mehr wollte, als nur eine Freundschaft, aber dann gab es auch wieder Moment, da war er vom Gegenteil überzeugt. Genervt hatte er sich am Tisch seiner Eltern die Haare gerauft, bevor er ihnen zum wohl ersten Mal in seinem Leben sein Herz ausgeschüttet hatte. Erstaunlicherweise hatte sein Vater ihm geraten, Rose darauf anzusprechen, denn vielleicht hatte er ja Glück und sie empfand ebenso tief für Scorpius, wie er für sie. So halb, dass es fast niemand hören konnte, hatte Draco dann noch angefügt, dass er mit einer Weasley in der Familie leben könne, solange Scorpius glücklich sei und ihre Kinder nicht ihre Haarfarbe erben würden. Als Scorpius nun also im Wohnzimmer stand, dass nur spärlich durch die Strassenlaterne vor dem Wohnblock, in dem sie ihre Dreizimmerwohnung gemietet hatten, erhellt wurde, erstarrte er im ersten Moment vor Schreck, als er Rose unbeweglich und mit offenen Augen im Sessel sitzen sah. Erst auf den zweiten Blick erkannte er, dass ihre Augen rot und geschwollen waren und der Boden um sie herum mit Taschentüchern bedeckt war. Mit zwei schnellen Schritten war er bei ihr und ging vor ihr in die Knie, damit er auf Augenhöhe mit ihr war. Schweigend blickte sie ihn an. Es tat Scorpius im tiefsten Innern seines Herzens weh, sie so zu sehen. Sie musste lange geweint haben, wenn ihre Augen so rot waren. Warum hatte sie wohl geweint? Wäre er ein guter Freund gewesen, wäre er für sie da gewesen, um sie zu trösten. Innerlich schalt er sich einen schrecklichen Menschen, weil er, trotz seinem gesamten Gefühlschaos nicht für seine beste Freundin da gewesen war. Dass ihre Tränen aus ihrem eigenen Gefühlschaos ihn betreffend heraus entstanden waren, konnte er ja nicht wissen. Sanft fuhr er ihr mit einer Hand übers Gesicht und wischte ihr eine Träne aus dem Augenwinkel. „Rose, was ist passiert?“ „Nichts.“ In ihrem trotzigen Ton schnauzte sie ihn beinahe an. Dabei schob sie ihre Unterlippe ein klein wenig vor. Wie sehr er es mochte, wenn sie das tat. „Komm schon, Rose. Ich weiss, ich war in letzter Zeit kein guter Freund, aber das wird sich ab jetzt wieder ändern.“ Er war beseelt davon, ihre Freundschaft wieder zu beleben. Denn er wollte Rose auf keinen Fall verlieren. Wenn er sie nicht lieben durfte, würde er doch wenigstens immer für sie da sein. „Was willst du denn ändern? Wir werden nie wieder eine solche Freundschaft haben wie früher. Und daran sind nur du und deine verdammten Worte schuld!“ „Was habe ich denn gesagt?“ Scorpius zog seine Hand zurück und rückte ein wenig von ihr weg. „Dass es immer so bleiben kann, wir zwei zusammen!“ Erneut wurde Rose von einem Heulkrampf gepackt. Scorpius verstand erst gar nicht. „Wie, wir zwei immer zusammen?“ Zwischen zwei Schluchzern presste Rose hervor: „Wir zwei zusammen ohne irgendwen anders. Wir zwei als Paar!“ Mit einem Schlag wurde es mucksmäuschenstill in der Wohnung. Rose schluckte ihre Tränen hinunter, so gut es ging, und die, die sie nicht hinunter schlucken konnte, weinte sie stumm. Scorpius starrte sie bloss mit offenem Mund an. Bilder fingen sich an in seinem Kopf zu formieren, Bilder, von denen er nie wirklich zu hoffen gewagt hatte, dass sie Wirklichkeit werden könnten. Drei Mal musste Scorpius ansetzen, bis er endlich einen Satz zustande brachte. „Würdest du das denn wollen?“ Er hatte Angst vor der Antwort, doch er musste es wissen. Wenn er jetzt nicht gefragt hätte, er hätte sich niemals dazu getraut. „Ja.“ Rose Stimme war nicht einmal mehr ein Flüstern, so leise hauchte sie dieses eine Wort, das ihr ganzes Leben verändern würde. Scorpius musste erst einmal verdauen, was er gehört hatte. Dann, nachdem einige Sekunden verstrichen waren, beugte er sich vor, legte seine Hände auf Rose’ Wangen und hauchte in ihren allerersten Kuss hinein: „Ich auch.“ Seine Lippen legten sich auf ihre und in dem Moment schlang Rose stürmisch ihre Arme um seinen Hals, zog ihn näher zu sich hin, öffnete ihren Mund und verlangte mit ihrer Zunge fast schon gierig Einlass in seinen. Wie gerne er ihr das erlaubte. Der Kuss wechselte von verlangend zu zärtlich und wieder zurück. Es schien, als wären ihre Münder eigens füreinander geschaffen worden, so wunderbar gingen sie in diesem, ihrem ersten, Kuss ineinander über. Irgendwann löste sich Scorpius von Rose’ Mund und bahnte sich mit kleinen Küssen einen Weg ihr Kinn hinunter bis zu ihrem Hals. Dort befasste er sich einige Sekunden mit ihrer Halskuhle, sog ein wenig an ihrer Haut und als er den Kopf wieder hob, zeichnete sich auf ihrer Haut bereits eine dunkle Färbung ab. „Damit alle wissen, dass du nur mir allein gehörst!“ Mit diesen Worten hob er sie aus ihrem Sessel und erhob sich mit ihr. „Mein Schlafzimmer! Dein Bett ist mir zu hart!“ Dirigierte ihn Rose zwischen zwei Küssen in die richtige Richtung. Als Scorpius Rose auf ihr Bett legte und sich über sie beugte, flüsterte er leise: „Ich liebe dich, Rose Weasley.“ „Ich liebe dich auch, du verdammter Malfoy!“ „Wenigstens bin ich nicht der Einzige, der nicht begeistert von der Sache ist.“, stöhnte Ron laut. Draco Malfoy neben ihm nickte nur mit einem Brummen. Eigentlich hatte der ja gehofft, dass Rose seinen Sohn abweisen, und nicht, dass er sie gleich schwängern würde. Nun, ändern konnten sie es nicht mehr. Geschehen war geschehen und immerhin, das konnten weder Draco, noch Ron von der Hand weisen, sie waren beide komplett vernarrt in das kleine, goldblonde Mädchen, dessen Haare in der Sonne rot schimmerten, welches ihrer beider erste Enkelin war und das gerade begeistert auf ihren ersten Besen krabbelte. Die gesamte Weasleysippschaft hatte sich im Garten des Fuchsbaus zu einem gemütlichen Familientreffen versammelt und man hatte, Rose zuliebe, auch Familie Malfoy eingeladen. Das Positive an der Sache: Hermine und Ginny haben festgestellt, dass Astoria Malfoy eigentlich eine recht freundliche Person war und nun sassen die drei Frauen an einem Ende des Tisches und streckten die Köpfe zusammen. „Ich habe ein schlechtes Gefühl bei der Sache.“ Rose musterte ihre Mutter, Tante und Schwiegermutter in spe, wie sie aufgeregt diskutierten. Scorpius grinste. „Nun, du hast ihnen erlaubt, unsere Hochzeit zu organisieren, nicht ich. Also füge dich einfach deinem Schicksal. So schlimm kann es gar nicht werden.“ Hermine und Astoria hatten Freudentänze aufgeführt, als sie erfahren hatten, dass sich Rose und Scorpius nach Jahren endlich verlobt hatten. Mit viel sagendem Blick zog Rose eine Augenbraue hoch. „Nun, wenn ich allein schon an den Heiratsantrag zurück denke, dann kann das ja nur in die Hose gehen.“ „Was genau willst du damit andeuten, Weasley?“ Sogleich kniff Scorpius die Augen zusammen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Du weißt genau, wovon ich rede. ‚So was muss man nicht proben.’ Genau deine Worte, werter Meister der Heiratsanträge. Na ja, wir haben ja gesehen, wie Recht du mit deiner Aussage hattest.“ Scorpius blieb eine Erwiderung im Halse stecken, weil er genau im selben Moment aus dem Augenwinkel heraus beobachten konnte, wie Ron, Harry und sein Vater den Besen seiner kleinen Tochter mit einem Schwebezauber in die Höhe beförderten. „Vater! Hör sofort auf damit und lass Unicorn wieder runter!“ Geschwind sprang er auf und rannte zu seiner nun schon in drei Metern Höhe schwebenden Tochter. Neben Rose glucksten Graham, Albus und James vergnügt, als sie Scorpius dabei beobachteten, wie dieser mit einem weiteren Zauber seine Tochter vom Besen und in seine Arme segeln liess, um danach seinen Vater, Harry und Ron zusammen zu stauchen, weil sie die kleine Unicorn in Gefahr gebracht hatten. „Wisst ihr, obwohl ich mich in den letzten vier Jahren eigentlich hätte daran gewöhnen müssen, finde ich es immer noch zum Schreien komisch, was für eine Glucke Scorpius doch ist.“, meinte Graham nach einer Weile. „Manchmal frage ich mich sogar, ob dass wirklich mein bester Freund oder einfach ein Klon ist.“ Die anderen lachten, auch Rose. „Da hast du vollkommen Recht. Glaub mir, ich hab während meiner gesamten Schwangerschaft mehrfach das Bedürfnis gehabt, ihn einen Kopf kürzer zu machen. ‚Liegst du bequem, Rose?’ ‚Soll ich dir was zu essen holen, Rose?’ ‚Rose, bist du sicher, dass das gut ist für das Kind?’ ‚Was? Die Wehen setzen ein? Scheisse, aber ich hab doch dieses verdammte Buch über Geburten noch nicht fertig!’“ Äffte Rose Scorpius nach. Die drei jungen Männer verkniffen sich ein Lachen, denn genau in dem Moment kam Scorpius mit seiner kleinen Tochter auf dem Arm zum Tisch zurück. „Was ist? Warum schaut ihr mich alle so komisch an?“ „Gar nichts ist, ich hab ihnen nur gerade erzählt, wie unfähig du gewesen bist, mir einen Heiratsantrag zu machen!“ Um sich vor Scorpius geballter Wut zu schützen, nahm sie ihm schnell ihre Tochter ab und grinste ihn dabei schelmisch an. „Ich hab dir ja gesagt, du solltest so etwas üben, aber nein, wieder einmal mehr schlägst du meine Hilfe aus. Und jetzt schau mich nicht so böse an.“ Scorpius liess sich schmollend auf den Platz neben Rose sinken. „Ich glaube, ich überlege mir das nochmals mit der Hochzeit.“ Grinsend sah sie ihn an. „Bist du dir da sicher?“ Mit diesen Worten lehnte sie sich über ihre Tochter hinweg zu ihm hinüber und küsste ihn kurz auf den Mund. „So was und viel mehr noch bekommst du dann nie wieder. Wie war das? Ich hab dich nicht ganz verstanden.“ Graham stupste Albus und James an, die sich sehr beherrschen mussten, um nicht los zu grölen. Es war aber auch zu köstlich, zu sehen, wie Scorpius’ Wut langsam ablaute und er Rose anschaute. „Hast du ihnen wirklich von meinem Heiratsantrag erzählt?“ Rose schüttelte bloss mit einem breiten Lachen den Kopf. „Nein, natürlich nicht. Sie dürfen wissen, dass du es auf die grausamste Weise versaut hast, aber was genau passiert ist, geht die drei nichts an. Und vor allem, du kennst ja Graham. Wenn er es weiss, weiss es übermorgen ganz Pumblemere United und alle seine Fans.“ Das war eine kleine Anspielung auf Grahams Gratulation, als er erfahren hatte, dass seine beiden besten Freunde ein Kind erwarteten. Kurz vor Beginn eines Spieles hat der Stadionsprecher in seinem Namen folgende Botschaft verkündet: „Graham Wood gratuliert Rose Weasley und Scorpius Malfoy ganz herzlich, dass sie endlich geschnallt haben, dass sie total ineinander verschossen sind und auch super zusammen passen, auch wenn er nicht ganz verstehen kann, warum man dann auch gleich ein Kind zeugen muss.“ Während dieser Ansage wurde auch noch zusätzlich ein Scheinwerfer auf die Loge gerichtet, in der Rose, die damals bereits im fünften Monat schwanger und deswegen schon recht rund war, und Scorpius gerichtet, damit auch jeder im Stadion wusste, um wen es gerade ging. Leider haben Rose und Scorpius von dieser Ansage nicht sonderlich viel mitbekommen, weil sie gerade mit Knutschen beschäftigt gewesen waren. „Ach kommt schon, so schlimm war das gar nicht. Immerhin haben alle gelacht!“, verteidigte sich Graham wie jedes Mal. „So schlimm könnt ihr es gar nicht gefunden haben, sonst hättet ihr mich ja nicht zum Patenonkel der kleinen Unicorn gemacht, oder?“ Während er das sagte, kitzelte er seine Patentochter am Bauch, wobei diese vergnügt in die Hände klatschte. Rose beachtete gar nicht, was Graham gesagt hatte, sondern fragte ihre kleine Tochter: „Willst du ein wenig mit Onkel Graham spielen gehen?“ „Ja, ja! Spielen wir Pferdchen reiten?“ Graham verzog das Gesicht. Er liebte seine Patentochter abgöttisch, wie eigentlich alle, die das kleine Mädchen mit den engelsgleichen Locken und den graubraunen Augen einmal gesehen haben, aber er war sich sicher, dass er irgendwann einmal einen Rückenschaden davon tragen würde, weil er immer Pferdchen reiten mit ihr spielen musste. „Willst du nicht lieber Besen fliegen?“ Über Rose hinweg sah Scorpius Graham an, beide Augenbrauen hochgezogen. „Ich habe meine Tochter nicht vor meinem Vater gerettet, damit du ihr keine zehn Minuten später den Hals brichst, haben wir uns verstanden? Es wird Pferdchen reiten gespielt, sonst nichts. Kannst ja Albus und James als Ersatzpferde mitnehmen!“ Die drei Angesprochenen verdrehten bloss die Augen. Eigentlich hatten alle erwartet, dass Rose zur Glucke heranreifen würde, aber anscheinend war das in dieser Beziehung ein wenig anders. Graham nahm die Hand seiner Patentochter und ging zusammen mit Albus und James hinaus auf die Wiese vor dem Fuchsbau. Sobald die vier weg waren, zog Scorpius Rose in seine Arme. „Wie lange willst du mir diese Sache mit dem Heiratsantrag eigentlich noch vorhalten?“ „So lange, wie du dich darüber aufregst. Dann finde ich dich nämlich immer besonders sexy.“ Rose sah ihn mit verführerischem Blick an. Scorpius schüttelte bloss ungläubig den Kopf. „Ich glaub’s echt nicht. Manchmal frage ich mich, warum ich dich überhaupt gefragt habe.“ „Ich bin die Mutter deines Kindes, du liebst mich und wenn ich so an gestern Abend zurück denke, liebst du auch meinen Körper, und ausser mir kommt sowieso niemand mit deinen Macken klar.“ Bevor Scorpius etwas erwidern konnte, rief seine Mutter quer über den Tisch zu den beiden herüber: „Wie wär’s mit einer Hochzeit im Februar? Irgendwo im Schnee.“ Scorpius zuckte bloss die Schultern und schaute Rose an. Die schien kurz etwas nachzurechnen, so wie ihr Gesicht gerade aussah, dann rief sie zurück: „Ginge es nicht einen oder zwei Monate früher? Oder erst im Sommer?“ „Wieso? Dezember ist immer schwierig für Hochzeiten, weil da auch noch gleich Weihnachten ist.“, mischte sich Hermine in das Gespräch ein. Auch Scorpius schaute Rose interessiert an. „Ja, was hast du gegen Februar?“ Rose kratzte sich am Kopf und versuchte gerade die interessierten Blicke zu ignorieren, die auf ihr lasteten. Alle, die sich gerade im Garten der Weasleys befanden, selbst die kleine Unicorn, blickten Rose interessiert an. Doch Rose konzentrierte sich nur auf Scorpius’ Gesicht. „Weil ich nicht hochschwanger vor den Traualtar will.“, flüsterte sie ihm leise zu, sodass es auch ja niemand ausser ihm hören konnte. Für einen Moment starrte Scorpius sie verständnislos an, dann klappte ihm der Unterkiefer herunter und seine Augen wurden so gross wie Platzteller. Stotternd fragte er nach: „Du… du bist schwanger?“ Rose nickte leicht. Sie war sich plötzlich nicht sicher, ob Scorpius überhaupt ein zweites Kind wollte, darüber gesprochen hatten sie nämlich nie wirklich. Doch diese Sorge verschwand sogleich wieder, denn Scorpius packte sie und küsste sie leidenschaftlich. Den Umstehenden, die nur verwundert Scorpius’ Reaktion beobachtet haben, dämmerte es langsam und nach einigen Sekunden fragte Albus quer durch den Garten rufend: „Werde ich diesmal Patenonkel? Ich könnte das bestimmt viel besser als Graham!“ Kurz lösten sich Rose und Scorpius voneinander, sahen einander in die Augen und antworteten ihm dann synchron: „Vielleicht!“ Zu mehr als einem Wort liessen sie sich nicht hinreissen, denn sie wollten ihren Kuss endlich fortsetzen. Draco und Ron schauten sich an und seufzten beide. „Na, wenigstens sind sie glücklich.“, brachte Ron nach einigen Sekunden der Resignation heraus. Draco nickte und fügte an: „Vielleicht schafft es wenigstens der Nachwuchs nach Slytherin.“ „Oder Gryffindor!“, erinnerte Ron ihn. „Von mir aus auch Gryffindor. Solange gute Noten und ein Quidditchpokal dabei raus schauen, könnte ich auch mit einem Grosskind leben, das in Gryffindor gewesen ist.“ Draco verdrehte bloss die Augen und dachte daran, wie sein Familienname und die damit verbundene Tradition langsam den Bach hinunter gingen. Aber wie gesagt, sie waren glücklich und irgendwie konnte er sich so wenigstens mit dem Ganzen abfinden. Und seine Enkelin war ein unglaublich goldiges Kind, dass selbst Lucius Malfoy von sich hat überzeugen können und das wollte ja wohl was heissen. Hermine hatte derweil ihren Zauberstab geschwungen und Sekunden darauf flogen Gläser und Champagnerflaschen aus der Küche in den Garten. „Irgendwie habe ich mir schon so was gedacht.“, lachte sie vergnügt, als sie mit einem weiteren Schwenk die Gläser füllte und je eines vor sich, Ginny und Astoria Malfoy nieder sinken liess. Rose und Scorpius bekamen jedoch von alledem gar nichts mehr mit, viel zu sehr waren die zwei mit sich selbst beschäftigt. Irgendwann legte Scorpius seine Hand auf ihren Bauch und sagte leise: „Diesmal wird es hoffentlich ein Junge.“ „Ja, das wäre schön. Aber, Scorpius, tu mir einen Gefallen: Wenn meine Wehen einsetzen, sag mir bitte nicht, dass du irgendein Buch noch nicht fertig gelesen hast, sonst werde ich dir mit eben diesem Buch den Schädel einschlagen.“, drohte ihm Rose mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen. „Einverstanden. Ich werde es nur denken. Ich liebe dich, Rose.“ „Ich liebe dich auch, du verdammter Malfoy!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)