Evil Smile von -HarleyQuinn- ================================================================================ Kapitel 3: Das eigene Grab geschaufelt -------------------------------------- Zwei eng umschlungene Leiber, hingerissen von der Hitze des Augenblicks. Mühsam unterdrücktes Stöhnen und Jauchzen. Heiße Küsse und warmes, rotes Blut, das dickflüssig und zäh vom Tisch tropfte. Angespannte Muskeln, sehnsüchtige Blicke und dann die plötzliche Erlösung. Das Spiel endete immer viel zu schnell. Die Zeit war viel zu knapp. Neunzig läppische Minuten für eine Therapiestunde waren einfach nie genug, um alle Bedürfnisse zu befriedigen. Warme Arme legten sich um seinen Nacken und er spürte deutlich ihre Schenkel die sich immer noch um seine Hüften schlossen. Ginge es nach ihm, könnte es fürs Erste immer so sein. Er brauchte nicht die Annehmlichkeiten eines bequemen Bettes und weicher Laken. Der Reiz des Versteckens und der Heimlichkeit, des Verborgenen und Verbotenen übte eine viel größere Faszination auf ihn aus. So war es doch viel interessanter. Sichtlich zufrieden ließ er seinen Kopf an ihrer Schulter ruhen und horchte einen Moment lang auf ihren immer noch rasenden Atem. Sein Rücken brannte angenehm an den Stellen, wo sie ihre manikürten Fingernägel in seine Haut gebohrt hatte. Nur ein kurzer Moment der Ruhe. Nur noch ein paar Sekunden in der angenehmen Trägheit schwelgen, die seinen Körper erfasste und seinen sonst so aufgewühlten Geist beruhigt. Sie war wie Vicodin. Linderte für kurze Zeit seinen Schmerz und berauschte ihn so sehr, das er wenigstens für eine Weile vergessen konnte. Aber war vergessen so gut? Schadete sie ihm auf Dauer? Immerhin hatte er eine Mission und er durfte sich nicht dauerhaft von ihr ablenken lassen. Nein, nicht jetzt…. Darüber konnte er noch genug nachdenken, wenn er wieder in seiner Zelle saß. Jetzt wollte er ihre samtene Haut noch so lange genießen, wie er konnte. Zu viel Zeit war vergangen, seitdem er sich einer Frau zugewandt hatte. Die plötzlich aufkommenden Erinnerungen an Jeannie verschlugen ihm für einen schmerzlichen Moment den Atem. Er kniff die Augen fest zusammen und ballte seine Fäuste. Verdrängung! Verdrängung war gut, war gesund, hielt ihn am Leben. Er hielt den Atem an, bis der Schmerz in seiner Lunge schlimmer wurde, als der in seiner Seele. Dann plötzlich legte sich eine warme, weiche Hand beruhigend an seinen Hinterkopf und tätschelte durch sein Haar. Manchmal war Harleen eine Hellseherin. Sie spürte schnell, wenn er von seiner Vergangenheit übermannt wurde und er abzudriften drohte. Und instinktiv tat sie meistens genau das richtige. Mit einer so simplen Handbewegung schaffte sie es, ihn wieder zurück zu holen, bevor er die Kontrolle verlieren konnte. Dieses kleine Biest! Wie hatte sie es nur so schnell geschafft, ihn so für sich einzunehmen? Das war nicht gut, nein, ganz und gar nicht gut. Dennoch ließ sie ihn nicht los. Er war sich sicher, dass ihre schicksalhafte Begegnung der Anfang von etwas Großem sein musste. So viele seltsame Zufälle konnten nicht bedeutungslos sein. Für gewöhnlich glaubte er nicht an Pläne und schon gar nicht an so etwas wie einen Master Plan. Aber das hier… ja… das war einfach anders. Er entspannte sich wieder, atmete langsam aus und seine Gedanken schweiften ab. Kehrten zurück an den Anfang seines neuen Lieblingsspiels. Hier saß er nun also. Der berüchtigte und gefürchtete Joker. Eingesperrt in einer winzigen, 15 m²-großen Zelle. Die spärliche Einrichtung bestand aus einer unbequemen, viel zu schmalen und für seine enorme Größe von 1,96 m, viel zu kurzen Pritsche aus Metall mit einer hauchdünnen, durchgelegenen Matratze und einer von Motten zerfressenen Wolldecke. Über das speckige Kissen wollte er lieber gar nicht erst nachdenken und hatte es bereits unter die Pritsche verbannt. Ansonsten gab es hier noch eine Toilette, die fürchterlich stank. Und da die Zelle nicht einmal ein Fenster besaß, sondern lediglich von einem Lüftungsschacht, der auch schon bessere Zeiten gesehen hatte, mit abgestandener Luft versorgt wurde, konnte er nur hoffen, dass es hier nicht ausschließlich Bohnen zu essen gab. Der einzige Luxus seiner neuen Heimat bestand aus einer runden Plastikuhr über der Zellentür, von der er jetzt schon wusste, dass ihr Ticken ihn früher oder später wahnsinnig machen würde. Genau genommen ging der Joker davon aus, dass diese Uhr aus eben jenem Grund dort platziert worden war, denn sie wurde von einem Glaskasten, vermutlich Sicherheitsglas, geschützt, sodass es für einen normal sterblichen nahezu unmöglich war, das lästige Ding von der Wand zu reißen und kurz und klein zu schlagen. Und auch sonst gab man sich hier anscheinend große Mühe, die Patienten von der ersten Minute an mürbe zu machen. Nach seiner Ankunft in Arkham wurde er nicht, wie erwartet sofort in eine Zelle gesteckt und weggeschlossen, nein, erst nahm man ihm sämtliche Habseeligkeiten ab. Seine Kleidung und seine Taschenuhr wanderten in einen großen Karton, auf dem in schwarzer krakeliger Schrift sein Name stand. Nicht einmal seine Unterwäsche wurde ihm gelassen. Nackt und gedemütigt trieb man ihn weiter zur riesigen Gemeinschaftsdusche, wo er mit einem Schlauch so lange abgespritzt wurde, bis auch der letzte Make up- Rest aus seinem Gesicht verschwunden war. Eine ausgesprochen entwürdigende Angelegenheit aber er ertrug es mit einem Lächeln und erhobenen Hauptes. Triefnass musste er in die weiße Anstaltskleidung schlüpfen und wurde schlussendlich in seine Zelle geschafft. An Schlaf war in seiner ersten Nacht in Gefangenschaft nicht zu denken. Hin und wieder war er zwar kurz eingenickt, was er hauptsächlich der Langeweile zuschrieb, aber die hysterischen Schreie seiner Mitpatienten ließen ihn immer wieder hochschrecken. So lag er also mit hinter dem Kopf verschränkten Armen auf seiner Pritsche und starrte an die Decke ohne wirklich zu sehen. Seine Gedanken kreisten immer wieder um die junge Ärztin und ihren seltsamen Blick. Ihre Augen hatten etwas Vertrautes und er konnte sich immer noch nicht erklären, woher dieses Gefühl kam. Eines stand jedoch für ihn fest. Sie sollte seine Therapie durchführen. Mit ihr würde er leichtes Spiel haben. Wird fortgesetzt.... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)