All i want for Christmas is you von -Llynya- ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Siehst du die Lichter von Tokyo? Sie waren das erste in diesem Land, was mir positiv aufgefallen ist. Sie erhellen die Nacht, die auf mich sehr bedrückend wirken kann. Als ich sie bei meinem ersten Besuch hier vor Jahren gesehen habe, hatte ich hinterher noch mehr Angst davor, in mein dunkles Zuhause zurückzukehren. Erst später habe ich gemerkt, dass diese künstliche Helligkeit ebenso wie die Finsternis keine Wärme ausstrahlt, im Gegenteil. Sie verstärkt die Einsamkeit in den Herzen der Menschen nur noch mehr. Aber wenden wir uns von der Stadt ab und einem Dorf in ihrer Nähe zu. Einem Dorf, in dessen Dojo die für mich wichtigste Person der Welt lebt. Du möchtest wissen, wer diese Person ist? Wer ich bin? Lass dir von mir eine Geschichte erzählen. Ich bin mir sicher, du findest die Antwort auf deine Fragen in ihr.... Takeru Kinomiya war wütend über die eigenmächtige Entscheidung seines Enkels gewesen, als dieser einen Monat zuvor beschlossen hatte, sein ehemaliges Team über die Weihnachtsfeiertage zu sich nach Hause einzuladen. Nach einem Gespräch mit Herrn Mizuhara hatten sich die Wogen allerdings geglättet. Der im gleichen Ort lebende Vater von Max hatte seinem Sohn untersagt, dem Großvater Takaos zur Last zu fallen. Darüber hinaus hatte er angeboten, das aus China stammende Team-Mitglied - Rei Kon - bei sich aufzunehmen, während das Gästezimmer der Kinomiyas dem Halbrussen Kai Hiwatari zur Verfügung stehen würde. Trotz Takaos Einwänden gegen diese Abmachung blieb diese bestehen. Daher kam es, dass der ehemalige Teamleader der Bladebreakers an einem Wintertag Ende Dezember alleine durch den liebevoll gehegten Garten auf das Wohngebäude des Kinomiya-Dojos zuging. Der überall liegende unverfälscht weiße Schnee hob seine Laune nur geringfügig, obgleich er den Winter generell mochte, ebenso das zur Zeit in Japan herrschende Weiß. Am Wohnhaus angekommen, seufzte er kurz - wusste er doch aus Erfahrung, in welchem Desaster sein zweiwöchiger Besuch möglicherweise enden würde. Zudem war ihm bekannt, dass Takaos Großvater in weiser Voraussicht über die Feiertage zu Hitoshi - seinem älteren Enkel - nach Griechenland gereist war, um dem Auflauf der jungen Leute zu entfliehen. Warum er dennoch gekommen war? Vermutlich, weil er seine ehemaligen Freunde trotz aller früheren Differenzen vermisste. Letztendlich überwand der junge Mann den kurzen Gedanken an eine sofortige Rückreise nach Moskau und betätigte mit Nachdruck den Klingelknopf neben der Tür, welche kurz darauf von Takao geöffnet wurde. Kai wich instinktiv einen Schritt zurück, als er das in seinen Augen ungute Lächeln des Blauhaarigen sah, womit er der kurz darauf folgenden freundschaftlichen Umarmung seines Gegenübers jedoch nicht entkam. Diese ließ er zähneknirschend über sich ergehen, wollte er doch nicht schon in der ersten Stunde seines Aufenthaltes eine Diskussion heraufbeschwören. Vielleicht lag es auch an der Erschöpfung, die der hinter ihm liegende Flug ausgelöst hatte, dass er es vorzog, die Ruhe zu bewahren. Takao wusste nicht, weshalb er den Halbrussen ohne nachzudenken umarmt hatte. Doch noch bevor Kai ihn wenige Sekunden später von sich schob - noch bevor er in dessen Augen für einen Moment lang Missbilligung aufleuchten sah, die fast im gleichen Augenblick wieder hinter einer undurchdringlichen Maske verschwand, hatte er seine Handlung bereits bereut. Denn in der gleichen Sekunde, als er Kai im Arm gehalten hatte, war in seinem Inneren der längst vergessene Wunsch wieder erwacht, den Blaugrauhaarigen intensiver zu berühren, als dieser es jemals zulassen würde. Takao wusste das, ohne jemals mit Kai darüber geredet zu haben, weshalb er sich damit begnügte, den sich ihm nun bietenden Anblick in seinem Bewusstsein zu verankern. Als Kai sich dieser Musterung gewahr wurde, schenkte er dem Japaner seinen altbekannten vernichtenden Blick, wandte sich um und ging zielsicher auf das Gästezimmer zu, welches er vor der Auflösung der Bladebreakers bereits gelegentlich bewohnt hatte. Zur gleichen Zeit hielt ein Taxi vor dem einzigen ortsansässigen Geschäft für Beyblade-Ersatzteile, über welchem sich die Wohnung von Max Mizuhara und seinem Vater befand, welcher den Laden führte. 'Hier hat sich nichts verändert.', dachte der Schwarzhaarige, nachdem er den Fahrer bezahlt hatte und aus dem Auto gestiegen war. Mit einem Lächeln auf den Lippen betrat er das Gebäude und ging durch den - bis auf die hinter der Verkaufstheke stehende Verkäuferin, welche er bereits von früher kannte - menschenleeren Laden zur Hintertreppe, welche zur Wohnung hinaufführte - so wie Max es ihm gesagt hatte, befand sich eine Etage höher eine Klingel neben der Wohnungstür, welche er nun betätigte. Keine Minute später öffnete ein dem schwarzhaarigen Chinesen wohlbekannter Junge die Tür, der genau wie in fast jeder Erinnerung Reis ein freundliches Grinsen sehen ließ. "Hallo, Max.", mit diesen Worten trat Rei nach einer auffordernden Handbewegung des Blonden ein und stellte seinen Rucksack - welcher inzwischen doch recht schwer wurde - im Flur ab, bevor der Amerikaner ihn kurz umarmte. Rei wunderte sich nicht darüber, auch wenn diese Art der Begrüßung in seiner Heimat nicht üblich war. Bevor die beiden jedoch ein Gespräch beginnen konnten, kam nun Max' Vater mit einer Schüssel voll duftender Plätzchen in der Hand aus der Küche. Als er den Besucher bemerkte, stellte er diese auf die Kommode zwischen der Küchentür und der, die in das Wohnzimmer der Mizuharas führte, ging auf Rei zu, um diesen mit einem Lächeln und einer Verbeugung, die der Schwarzhaarige erwiderte, zu begrüßen. "Willst du erst auspacken oder gleich zu Takao und Kai?", fragte nun Max mit dem Hintergedanken, nicht wie überflüssig zu erscheinen, woraufhin Rei seine Aufmerksamkeit nun wieder dem Blonden zuwandte: "Auspacken kann ich später. Gehen wir lieber, bevor die beiden sich gegenseitig umbringen." Max lachte fröhlich, konnte er sich die Befürchtung Reis doch lebhaft vorstellen. Beide verabschiedeten sich von dem Vater des Blonden, welcher zwischenzeitig die Gelegenheit genutzt hatte, den Rucksack des Chinesen aufzunehmen. Während die jungen Männer nun die Wohnung verließen, ging er mit Reis Gepäck in das für diesen vorbereitete Gästezimmer und lehnte es vorsichtig gegen den Kleiderschrank, anschließend verließ er den Raum wieder. Nachdem auch Takao Rei, glücklich darüber, seinen alten Freund wieder zu sehen, begrüßt hatte, gingen Max und Takao in die Küche, um dort zusammen das Abendessen in Form von Ramen vorzubereiten. Rei unterdessen hatte die undankbare Aufgabe, Kai aus dessen Zimmer zu locken, weshalb er mit wenig Begeisterung an die Tür des Gästezimmers klopfte. Da Minuten später immer noch keine Geräusche aus dem Raum zu hören waren, öffnete er die Tür kurzentschlossen und betrat das Zimmer des Halbrussen. Bei dem sich ihm bietenden Anblick konnte er ein Schmunzeln nicht unterdrücken: Der Koffer des Blaugrauhaarigen lag neben dem geöffneten Schrank, in welchem die mitgebrachte Garderobe Kais lag. Das war jedoch nicht der Grund für das Amüsement des Chinesen, welcher nun unverwandt zu dem Bett sah, auf welchem Kai saß. Die Füße noch auf dem Boden stehend hatte Kai einen Arm angewinkelt unter das Kissen geschoben und seinen Kopf auf selbiges gelegt. Seine ruhigen Atemzüge und der entspannte Ausdruck in seinem Gesicht bewiesen Rei, dass sein alter Freund schlief. Erst bei genauerer Betrachtung fiel ihm der feine Schweißfilm auf der Haut des Halbrussen auf, weshalb er näher trat und vorsichtig über Kais unnatürlich erhitzte Stirn strich. Dadurch alarmiert ging er geradewegs in die Küche, wo Takao gerade kochendes Wasser in die vierte auf dem Tisch stehende Schüssel gab. Doch bevor Max und Takao sich nach dem Grund für die Sorge in seinen Augen erkundigen konnten, stellte Rei seinerseits eine Frage: "Takao, kannst du mir eine Schüssel geben?" Kurz darauf stellte er das Gewünschte im Spülbecken ab und drehte das kalte Wasser auf. "Was ist los, Rei? Will Kai nicht aufstehen?", frotzelte der Blauhaarige, verstummte allerdings bei dem vorwurfsvollen Blick aus einem goldenen Augenpaar, dessen Besitzer nun den Hahn wieder zudrehte. "Kai hat Fieber.", murmelte der Angesprochene nur noch, während er bereits wieder hinausging, dicht gefolgt von den anderen beiden. Bevor er das Gästezimmer erneut betrat, holte er noch einen Waschhandschuh aus dem Bad, welchen er in die halbvolle Schüssel mit Wasser in seinen Händen legte. In Kais Zimmer angekommen sprach keiner der drei jungen Männer ein Wort, während Rei sich leise einen Stuhl an das Bett stellte und darauf Platz nahm. Anschließend wrang er das nasse Stück Stoff aus und legte es auf Kais Stirn, welcher mittlerweile von Max in eine vollständig liegende Position gebracht und zugedeckt worden war. Kai schlief immer noch, als Max und Rei sich einige Zeit später von Takao verabschiedeten. Dieser war erleichtert darüber - wäre der Blaugrauhaarige wach gewesen, hätte er nicht den Mut gehabt, Reis Bitte nachzukommen. Doch wie er es versprochen hatte, nahm der Japaner nun den Platz des Schwarzhaarigen an Kais Bett ein und führte fort, was dieser begonnen hatte. Als Kai erwachte, wunderte er sich darüber, dass draußen tiefschwarze Nacht herrschte. 'Wie lange habe ich bitte geschlafen?', dachte er, während er sich aufrichtete. Dadurch fiel ihm auf, dass auf seiner Magengrube ein Gewicht lag, welches ihn am aufstehen hinderte. Zudem verstärkte dies noch die Hitze, die er im ganzen Körper spürte. Er suchte mit einer Hand nach dem Lichtschalter der Nachttischlampe und betätigte ihn schließlich - wollte er doch herausfinden, was auf seinem Körper lag. Nur einen blauen Haarschopf erkennend, wusste er dennoch genau, zu wem dieser gehörte. "Takao!", dieses in normaler Lautstärke, doch eiskalt gesprochene Wort reichte, um den Japaner aus seinem leichten Schlaf zu holen. Er sprang auf und sah sich kurz verwirrt im Zimmer um, bevor sein Blick den Kais traf. Der Blaugrauhaarige stand auf und ging an Takao vorbei zur Tür, welcher fast schon instinktiv nach dessen Unterarm griff und ihn damit zum stehen bleiben brachte. "WAS?" "Wo willst du hin? Du solltest liegen bleiben." "Nach draußen.", erwiderte Kai, befreite sich aus Takaos Griff und verließ den Raum. "Bleib hier! Rei hat gesagt, du sollst im Bett liegen bleiben.", warnte der Blauhaarige, der ihm auf den Flur gefolgt war und sich ihm nun in den Weg stellte. "Geh mir aus dem Weg." "Nein." "Takao, reiz mich nicht.", Kai schob das menschliche Hindernis vor ihm einfach zur Seite, wodurch es dem Blauhaarigen für den Moment egal wurde, wie krank der Halbrusse war. Er griff nach Kais Arm und drehte ihn zu sich herum. Das nächste, was der Graublauhaarige spürte, war der pochende Schmerz in seiner Wange, welchen der Schlag Takaos verursacht hatte. "Das wollte ich nicht.", flüsterte der Japaner, als ihm durch die Eiseskälte in Kais Blick bewusst wurde, dass er zu weit gegangen war. Während er nun in sein Zimmer ging, setzte Kai seinen Weg fort. Erst nach zehn Minuten im Garten, in welchen sich sowohl nur die Wärme aus seinem Körper als auch die Wut wegen der Ohrfeige aus seinen Gedanken verringert hatten, kehrte er zurück in das Gebäude und sein Zimmer. Dass sein nächtlicher Ausflug in die winterliche Kälte Folgen haben würde, ahnte er nicht - anders dagegen Takao, welcher nachdenklich auf seinem Bett lag und erst lange Zeit nach dem Halbrussen einschlief, um den seine Gedanken kreisten. Am nächsten Morgen erwachte Takao durch den Lärm, welcher aus dem Garten neben seinem Zimmer in selbiges drang. Noch halb schlafend stand er auf und sah hinaus, um den Grund für die Ruhestörung herauszufinden. Es dauerte allerdings nicht lange, bis er sich - nun hellwach - zum Schrank umdrehte, einige Sachen herausnahm und diese mit seiner Schlafkleidung tauschte. Ohne sich eine Jacke anzuziehen, rannte er in den Garten, wo Kai wie früher schon mit seinem Beyblade übte. Denn obwohl inzwischen alle der ehemaligen Bladebreakers keine Zeit mehr für Turniere oder ähnliches hatten, verbrachte Kai im Gegensatz zu den anderen immer noch viel Zeit damit, seinen Dranzer in Schuss zu halten. Takao war froh darüber, selbst auch gelegentlich zu testen, wie gut sein Dragoon noch funktionierte. Er zog das Blade mitsamt Starter aus der Hosentasche, wo er beides vor dem Verlassen des Hauses noch untergebracht hatte. Der Halbrusse hatte Takaos Ankunft nicht bemerkt, zu sehr war er von dem rotierenden Kreisel abgelenkt. Erst als etwas auf ebendiesen zuraste und ihn dadurch stoppte, bemerkte er die Gegenwart des Blauhaarigen, welcher ihn wütend ansah. Anders als bei ihm selbst jedoch sah Takaos Miene in dieser Stimmung einfach nur drollig aus, wie Kai sich ungern eingestand. "Was soll das, Kai? Du solltest mit deinem Fieber im Bett bleiben!" "Ich hab' kein Fieber mehr." "Und mein Bitbeast heißt Drigger.", gab Takao zurück. Kai wollte zu einer Antwort ansetzen, woran ihn allerdings ein plötzlicher Schwindelanfall hinderte. Jedoch behielt er die Kontrolle, wollte er doch vor anderen keine Schwäche zeigen - vor seinen Freunden schon gar nicht. Der Japaner hatte die Veränderung dennoch bemerkt, was seine Wut in Sorge verwandelte. Nachdem er die beiden mittlerweile stillstehenden Beyblades eingesammelt hatte, ging er zu Kai und legte dessen Arm auf seine eigene Schulter. Die Proteste und den körperlichen Widerstand des Blaugrauhaarigen nicht beachtend, zwang er Kai, mit ihm zurück ins Haus zu gehen. Die darauf folgende Diskussion, ob der Halbrusse sich wieder hinlegte oder nicht, hörte man bis auf die Straße. Rei und Max, die einige Minuten später durch die noch offene Tür das Gebäude betraten, sahen sich kopfschüttelnd an. "Kai, leg dich hin. Und Takao, geh in die Küche und mach ihm was zu essen.", ordnete Rei unmissverständlich an, als er und der Amerikaner das Gästezimmer der Kinomiyas betraten. Während Takao der Aufforderung Folge leistete, brauchte es noch einige Überredungskunst seitens des Chinesen, bevor Kai schließlich klein beigab und sich - wenn auch widerwillig - wieder in sein Bett begab. Und entgegen seiner Absicht - gleichzeitig zur Erleichterung des Chinesen, war er einige Minuten später wieder eingeschlafen. Rei bedeutete Max, welcher unschlüssig neben dem kleinen Tisch in der Mitte des Raumes stand, mit ihm das Zimmer zu verlassen. Er schloss die Tür leise von außen und ging zusammen mit dem Blonden in die Küche, wo Takao gerade eine Fertigsuppe zubereitete - für Frühstück war es der Meinung des Blauhaarigen nach bereits zu spät. "Wo habt ihr denn Kai gelassen? Ich dachte, er soll was essen.", wunderte er sich, als er seine Freunde erblickte. "Kai schläft wieder. Aber nett, dass du für uns kochst.", grinste Max, während Rei sich in den Schränken nach drei Suppentellern umsah. Diese stellte er schließlich auf den Esstisch und legte je einen Löffel daneben, welche er aus der ihm schon bekannten Schublade genommen hatte. "Was wollen wir denn jetzt heute machen? Auf den Weihnachtsmarkt können wir mit Kai nicht, einen Baum holen auch nicht." "Einen Baum?", fragten Takao und Rei wie aus einem Mund, wonach Max sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte: "Ja. Als ich noch in Amerika gelebt habe, haben wir Weihnachten mit einem Christbaum gefeiert, Papa macht das hier auch. Hatte vergessen, dass ihr das nicht kennt." "Hm... Warum eigentlich nicht?", sinnierte Rei, "Feiern wir dieses Jahr eben auf deine Art. Kai dürfte den Brauch auch kennen." "Und wo stellen wir den hin?", seufzte Takao, während er den Suppentopf auf dem Tisch platzierte. "Am besten im Garten. Papa hat genug Heizstrahler, die müssen wir nur irgendwo anschließen.", Max sah in Gedanken bereits alles vor sich, wie sowohl Rei als auch Takao an dessen verträumter Miene ablesen konnten. "Gut, wir feiern draußen. Hoffe nur, Kai geht es bis morgen wieder besser, sonst wird das nichts.", erwiderte Rei, bevor sich die Freunde über das das etwas ungewöhnliche Frühstück hermachten. "Wir brauchen auf jeden Fall noch Erdbeeren.", nuschelte Takao, als er den letzten Löffel Suppe in den Mund steckte. "Wofür?" "Na, für die Weihnachtstorte! Rei, du machst doch eine, oder?" "Kann ich machen. Aber eigentlich müssten wir Kai fragen, wie in Russland gefeiert wird, immerhin haben wir jetzt einen amerikanischen und japanischen Brauch." "Bei denen wird bestimmt ein Haus in die Luft gejagt.", grinste Takao, dieses verging ihm allerdings beim Klang der Stimme, die von der Küchentür her zu hören war: "Weihnachtsbaum reicht. An Väterchen Frost glaube ich nicht mehr und -" "Und du solltest wieder ins Bett gehen, Kai.", unterbrach ihn der Schwarzhaarige, womit er bei Kai allerdings auf taube Ohren stieß. "und zwölf Gerichte wären für dich allein zuviel zum kochen. Und keine Sorge, mir geht es gut." Der Angesprochene glaubte zwar nicht, dass Kais Zustand sich so schnell gebessert haben sollte, beschloss aber, es dabei zu belassen. Von Takao und Max, denen jetzt beim Gedanken an soviel Essen sprichwörtlich das Wasser im Mund zusammenlief, konnte er keine Unterstützung mehr erwarten. Zu Kais Erleichterung ging er deshalb nahtlos zu der nächsten Frage über, die ihm durch den Kopf ging: "Also brauchen wir nur einen Baum, Erdbeeren und die Restzutaten für eine Torte. Wer kümmert sich um was?" "Würde mal sagen, ich und Max holen den Baum. Takao soll dir beim einkaufen helfen.", erwiderte der Blaugrauhaarige. "Gut, dann los.", der durch das Verhalten des Halbrussen leicht verstimmte Chinese stand auf und ging in den Flur, wo seine Jacke auf einem der Garderobenhaken hing. Nachdem er diese angezogen hatte, nahm er die Jacken seiner Freunde ebenfalls vom Haken und ging damit in die Küche. Kai und Max zogen ihre Jacken nun ebenfalls an, Takao hingegen reagierte auch auf die wiederholte Bitte Reis, dies auch zu tun, mit Ignoranz. Letztendlich wurde es Kai zu dumm, weshalb er dem Schwarzhaarigen die Jacke aus der Hand nahm und sie Takao kurzerhand über den Kopf legte. Nun erst kehrte das Leben in Form von an den Halbrussen gerichteten Verwünschungen in den Blauhaarigen zurück. Gewirkt hatte die Aktion Kais allerdings, da Takao sich endlich dazu durchrang, aufzustehen und das als Schutz gegen die winterliche Kälte erforderliche Kleidungsstück anzuziehen. Während die beiden Asiaten sich nun auf den Weg zum örtlichen Supermarkt machten, ging Kai mit Max zu dessen Vater. "Papa, kannst du uns zum Gartencenter in Tokyo fahren? Wir brauchen einen Christbaum.", fragte der Blonde nach der unvermeidlichen Begrüßung zwischen seinem Vater und Kai. "Gut, gebt mir zehn Minuten.", schon war der Angesprochene aus der Wohnung verschwunden, um seinen darunter liegenden Laden für den Rest des Tages zu schließen. Eine weitere Stunde später hielt der Kombi der Mizuharas vor dem Dojo. Nachdem Kai den Baum aus dem Kofferraum des Wagens geholt hatte und diesen in den Garten der Kinomiyas trug, fuhr Max noch mit seinem Vater nach Hause, um dort den ebenfalls notwendigen Christbaumständer sowie die für dem Baum vorgesehene Dekoration zu holen. Rei und Takao, welche die Rückkehr des Graublauhaarigen bemerkt hatten, kamen nun aus dem Haus, um den Baum zu begutachten. Während der Japaner immer wieder um diesen herumging, half Rei dem Halbrussen beim Transport der fast zwei Meter großen Tanne, welche die beiden schließlich in Ermangelung einer Befestigungsmöglichkeit an die Gartenmauer stellten. Danach gingen Takao und Rei in die Küche, um die Vorräte an Ort und Stelle zu bringen, während Kai den Weg zu seinem Zimmer einschlug. Nicht nur, weil er wie fast immer allein sein wollte, sondern auch, um die andauernde Kälte aus seinen Gliedern zu vertreiben. Selbst das Tragen des Baumes und die damit verbundene Anstrengung hatten nichts daran geändert, weshalb er seine Hoffnung nun auf die Heizung in seinem Zimmer setzte. Zehn Minuten später - Max war inzwischen mit dem benötigten Christbaumständer zurückgekommen und versuchte gemeinsam mit Rei, die Tanne in selbigem zu befestigen - fühlte der Halbrusse, trotz voll aufgedrehter Heizung immer noch die Kälte in seinem Körper. Dass diese von dem Fieber kommen könnte, welches er immer noch hatte, bewiesen ihm nicht zuletzt seine Gliederschmerzen, die immer stärker wurden. Nach wie vor auf dem Stuhl sitzend, welchen er sich nach dem Betreten des Raumes an das Fenster geschoben hatte, beobachtete er weiterhin die Bemühungen seiner Freunde, den Christbaum aufzustellen. Dadurch entging ihm das leise Geräusch, welches Takao verursachte, als er die Tür des Gästezimmers öffnete und hineintrat. "Willst du nicht langsam mal was essen?", diese Worte ließen den Halbrussen seinen Blick von Max und Rei ab- und dem Blauhaarigen zuwenden, welcher gerade ein Tablett mit einer Tasse, deren Inhalt noch dampfte, und einer gut gefüllten Schüssel Reis sowie einem Paar Ess-Stäbchen auf den Tisch stellte. "Keinen Hunger. Und seit wann bist du so fürsorglich?" Takao zog es vor, darauf nichts zu erwidern, stattdessen ging er zu Kai und legte prüfend eine Hand auf dessen Stirn. "Du hast immer noch Fieber." "Na und?", war die gleichgültige Antwort seitens Kai, welche das ohnehin kleine Fass namens Geduld in Takao zum Überlaufen brachte. "Wenn du morgen unbedingt den ganzen Tag im Bett bleiben willst, bitte! Ich mache mir best-", Kai unterbrach ihn mitten im Wort, indem er dem Blauhaarigen kurzerhand zwei Finger auf die Lippen legte. Zwar nur für eine Sekunde, dennoch brachte es ihm den gewünschten Effekt - der Japaner beschränkte sich daraufhin auf einen Gesichtsausdruck, welchen Kai allerdings nicht zuordnen konnte. Ebenso seltsam wirkte der Blick seines Gegenübers auf ihn - Takao schien in Gedanken sowohl weit weg als auch anwesend zu sein. Hätte ihn jemand gefragt, er würde den Blauhaarigen ohne zu zögern für verrückt geworden erklären, allerdings nicht erst seit diesem Moment. Er erhob sich und ging an Takao vorbei zum Tisch - zumindest hatte er das vor, wurde jedoch von dem Blauhaarigen mittels einer Umarmung zurückgehalten. So gezwungen, dem Anderen direkt in die Augen zu sehen, fühlte Kai sich allerdings nicht halb so unwohl wie einen Augenblick später, als er fühlte, wie sich die Lippen des Japaners für einen kurzen Moment auf seine eigenen legten. Bevor er registrierte, was Takao da gerade getan hatte, wurde er auch schon wieder losgelassen. Takao warf Kai noch einen Blick zu, welcher ebenso verwirrt schien, wie sich der Halbrusse momentan aufgrund der Situation und seiner erhöhten Körpertemperatur fühlte, bevor er sich abwandte und den Raum fluchtartig verließ. Daraufhin versuchte Kai, das eben geschehene zu verdrängen. Zwar war er einerseits wütend auf Takao, andererseits nicht so sehr, wie er es seiner Meinung nach hätte sein sollen. Zudem spürte er das erneute Schwindelgefühl, welches durch das Gedankenkarussell in seinem Kopf ausgelöst wurde - schon deshalb zwang er sich, über andere Dinge nachzudenken. Takao, welcher noch auf dem Flur stand, tat selbiges, als er wenig später Rei und Max auf sich zukommen sah. "Wolltest du Kai nicht etwas zu essen bringen?", wunderte sich der Blonde, noch mehr irritierte ihn allerdings die ausbleibende Antwort seines Freundes, welcher an ihm und Rei vorbei nach draußen ging. 'Irgendwas stimmt da doch nicht. Seit wann redet Takao nicht mehr mit Max und mir?' “Lass ihn in Ruhe. Ich rede mal mit Kai.", hielt der Chinese Max auf, als er Takao nun folgen wollte. Mit einem unmerklichen Kopfnicken signalisierte der Amerikaner seine Zustimmung, obgleich er lieber von Takao erfahren hätte, was passiert war. Rei blickte Max kurz entschuldigend nach, bevor er an Kais Zimmertür klopfte. Als er auch nach einigen Minuten keine Reaktion erhalten hatte, öffnete er sie unaufgefordert, dann schloss er sie hinter sich wieder. Der inzwischen auf dem Bett liegende Halbrusse warf ihm einen teils wütenden, teils belustigten Blick zu, als Rei ihn lächelnd ansprach: "Wieder mal am Grummeln, alte Miesmuschel?" "Hat Takao euch nicht gesagt, was er angestellt hat?" "Nein." "Weißt du, was Takao über mich denkt?", weshalb ihn das interessierte, fragte sich Kai selbst. Seit der Flucht des Japaners vor wenigen Minuten erkannte er sich gedanklich nur noch teilweise wieder - das machte ihm auf gewisse Weise Angst. Den Schwarzhaarigen brachte diese Frage nun auch ins Grübeln. Er ahnte zwar ebenso wie Max von den Gefühlen, welche Takao dem Graublauhaarigen seit langer Zeit entgegenbrachte, jedoch hatte dieser es immer abgestritten. Und selbst wenn sie Recht hatten, sollte er es Kai wirklich sagen? Er entschied sich für die Wahrheit, zumal in der Stimme des Halbrussen ehrliches Interesse gelegen hatte. "Ich weiß es nicht. Aber so, wie er dich früher immer angesehen hat, bist du für ihn mehr als nur ein Freund." "Verstehe..." 'Also war es kein Spaß für ihn. Und was mache ich jetzt?' "Kai? Was war vorhin los?" Rei war mittlerweile an das Bett getreten und hatte sich auf einen freien Platz gesetzt. Einerseits, weil er sich stehend seltsam vorgekommen war, andererseits wollte er Kai die Möglichkeit nehmen, der Frage auszuweichen. Es war nicht seine Art, sich in fremde Angelegenheiten einzumischen, jedoch wollte er dieses Mal sowohl Takao als auch Kai helfen, da er in beider Augen eine Spur Verzweiflung entdeckt hatte. "Sag mal, Kai... Was denkst du über Takao?" Gemäß dem Satz Angriff ist die beste Verteidigung stellte Rei die für ihn momentan wichtigste Frage, wollte er die Situation doch irgendwie klären. "Was soll ich schon über ihn denken? Er kann nerven und einiges mehr." "Einiges mehr?" "Ja." 'Küssen zum Beispiel. Aber das geht Rei nichts an.' Der Chinese wusste aus Erfahrung, dass er nicht mehr erfahren würde, zudem wollte er sich nicht allzusehr einmischen. Als er nun aufstand und wieder zur Tür ging, konnte er Kais wachsamen Blick förmlich spüren, weshalb er sich noch einmal umdrehte: "Was vorhin war, sagst du mir eh nicht, oder?" "Nein." "Na siehst du. Ich geh lieber, bevor wir uns deswegen streiten." "Hmm.", der Blaugrauhaarige stimmte Rei mit diesem Laut zu, wie der Chinese anhand des Tonfalls merkte. Er öffnete die Tür und verließ den Raum mit einem Lächeln, während Kais Miene eher nachdenklich war. Nachdem der Halbrusse überlegt hatte, was er tun wollte, hatte seine Müdigkeit die Oberhand gewonnen. Einige Stunden des Schlafes später verließ er sein Zimmer, fand aber niemanden im Haus vor. Als er sich in der Küche umsah, bemerkte er den dort auf dem Tisch liegenden Zettel, welcher besagte, dass Rei und Max zusammen auf die Suche nach einem Geschäft waren, in welchem man sowohl Fackeln als auch die dafür nötigen Halterungen kaufen konnte. "Wo Takao ist, wissen die wohl auch nicht.', dachte er, jedoch bekam er wenig später die Antwort darauf in Form von Lärm, welcher aus dem Garten zu hören war. Als er dort ankam, konnte er sich ein Schmunzeln nicht verkneifen - der sich ihm bietende Anblick sah einfach zu witzig aus. Offensichtlich hatte der Japaner versucht, eine Lichterkette an dem Christbaum anzubringen. Jedoch hing diese nur teilweise an der Tanne - mit dem anderen Teil kämpfte Takao, hatte das Kabel doch scheinbar ein Eigenleben entwickelt und beschlossen, lieber den Japaner anstatt des Baumes zu verschönern. Als Takao seinen stillen Beobachter bemerkte, erhöhte er die Bemühungen, die Lichterkette abzustreifen, was nach kurzer Zeit auch gelang. Ohne Kai noch einen Blick zu gönnen, wandte er sich ab und vergrößerte den inzwischen nur noch geringen Abstand zwischen ihnen wieder. "Warte." "Worauf? Auf eine Ohrfeige von dir?" "Nein. Aber allein schaffst du das nicht.", erwiderte Kai mit einem vielsagenden Blick auf die Lichterkette und den anderen Baumschmuck, welchen Max kurz zuvor in einem Karton gebracht hatte. Takao sah ihn noch kurz misstrauisch an, Kai jedoch hatte sich bereits abgewandt und machte sich daran, die Lichterkette vollständig zu befestigen. Anschließend verbrachten beide einige Zeit damit, die restliche Dekoration auf den Tannenzweigen unterzubringen. Gerade damit fertig, sah Kai Max und Rei von einem erfolgreichen Einkauf zurückkommen, wie die vollen Tüten in ihren Händen bewiesen. Der Duft aus einer der besagten Tüten entging Takao nicht, weshalb er sich zu Rei, Max und Kai gesellte. "Habt ihr Abendessen mitgebracht oder was riecht da so lecker?" "Gyoza*, Takoyaki*² und Onigiri*³. Hoffe, das reicht für alle.", erwiderte Rei lächelnd. Sicher. Aber nur, wenn Takao als Letzter isst.", Kai nahm die Tüten mit dem Abendessen nun an sich und ging ins Haus, wobei er die Reaktion des Japaners auf seinen letzten Satz ignorierte. Nach dem Abendessen verabschiedete sich Max, da er seinem Vater versprochen hatte, diesem bei der längst überfälligen Inventur zu helfen. Rei hingegen blieb noch im Dojo, um den Boden der von Takao heißersehnten Weihnachtstorte zu backen. Während Kai bei der Zubereitung ebendieser half, wurde Takao die Aufgabe zugeteilt, den Abwasch zu erledigen. Kaum war er damit fertig, hielt der Halbrusse ihn von dem Vorhaben ab, den mittlerweile ofenfertigen Tortenbodenteig durch seine Naschhaftigkeit zu minimieren. Die Zeit, welche dieser im Ofen bleiben musste, überbrückten die drei ehemaligen Bladebreakers mit einem Gespräch. Rei lenkte in der Absicht, die Distanz zwischen seinen Freunden zu verringern, das Thema bewusst auf die Zeit nach der Auflösung des Teams. Sein eigentliches Vorhaben wurde teilweise von Takao torpediert - der Japaner konnte Kais Gründe für die Übernahme der bis vor einigen Jahren von dessen inzwischen verstorbenen Großvater geleiteten Hiwatari Corporation nicht nachvollziehen. Kai verstand Takaos Skepsis in dieser Hinsicht. Letztendlich gelang es ihm dennoch, dem Japaner seine Intention begreiflich zu machen, dass er die Firma seiner Familie, deren Hauptsitz er von Japan in seine Wahlheimat Russland verlegt hatte, nicht in die Hände der Regierung hatte legen wollen. Anschließend wandte sich die Unterhaltung weniger streitbaren Dingen zu - sehr zur Verwunderung von Rei und Kai, hatte doch Takao das Wort an sich gerissen. Jedoch war es selbst für den Blaugrauhaarigen amüsant, zu erfahren, was dieser in seiner Zeit als Kendo-Lehrer mit seinen Schülern erlebte. Ebenso wie der Blauhaarige selbst erlernten viele von ihnen den Kampfsport nur auf Wunsch ihrer Eltern. Takao hatte allerdings die Gabe, seine nach der Auflösung der Bladebreakers entdeckte Freude am Kendo an die sich in seiner Obhut befindlichen jungen Menschen weiterzugeben. Und obwohl Kai Gleichgültigkeit an Takaos Erzählungen vortäuschte, entging es dem neben ihm sitzenden Chinesen nicht, mit welchem Interesse dieser den Worten des Japaners lauschte. Weder Takao noch Kai bemerkten letztendlich, wie Rei einige Zeit später aufstand, den Ofen ausschaltete und fast lautlos sowohl die Küche als auch den Dojo verließ. Erst gegen Mitternacht fiel ihnen die Abwesenheit ihres Freundes auf, woraufhin Kai sich erhob. Bevor er jedoch das Gästezimmer aufsuchen und dem Wunsch seines Körpers nach Schlaf Folge leisten konnte, hielt Takao ihn kurz auf: "Kai? Das vorhin..." "Schon gut. Aber beim nächsten Mal mach dich auf was gefasst.", mit einem undeutbaren Lächeln auf den Lippen verließ Kai die Küche, wenig später folgte Takao ihm, der ebenfalls müde war, zugleich aber auch erleichtert und nachdenklich. Kai verließ sein Zimmer am nächsten Morgen in der Annahme, sein Gastgeber würde noch schlafen. Sein erster Weg führte ihn in das Badezimmer der Kinomiyas, wo er die Tür sicherheitshalber verschloss, dann legte er ein großes Handtuch und die für den heutigen Tag ausgesuchte Kleidung auf den dafür vorgesehenen Stuhl, welcher neben der Dusche stand. Seit seiner Ankunft hatte er keine Gelegenheit zu einem Besuch ebendieser gehabt, da er entweder geschlafen hatte oder von einem seiner Freunde mit Verweis auf seine Erkältung daran gehindert worden war. Wie um einen Ausgleich herzustellen, ließ er das wohltuende warme Wasser so lange über seinen Körper fließen, bis er das von der Tür kommende Klopfen bemerkte. Sein Versuch, dieses zu ignorieren, war erfolglos - die Lautstärke nahm vielmehr zu, anstatt aufzuhören. "Komme gleich!", rief er in der Hoffnung, Takao würde die Worte auch durch die geschlossene Tür verstehen. Offenbar war dem so, hörte doch kurz darauf das Klopfen auf. Kai verteilte noch etwas Shampoo in seinen Haaren und wartete, bis dieses gründlich herausgewaschen war. Schließlich stellte er das Wasser ab und band sich das mitgebrachte Handtuch um die Hüften, bevor er die Tür öffnete. "Sicher, dass ich reinkommen kann?", Takaos Blick wanderte kurz über die Erscheinung des anderen, bevor er nach einem Nicken seines Gegenübers das Bad betrat. Beide gingen nun zu den Waschbecken, rasierten sich und bearbeiteten ihre Haare, bis sie mit der jeweiligen Frisur zufrieden waren. "Ich geh dann mal Frühstück machen.", murmelte der Blauhaarige, während er nach getanem Werk geradezu aus dem Bad flüchtete - so schien es zumindest für Kai, welcher ihm stirnrunzelnd nachsah. Als er sich nun ankleidete, dachte er über das am Vortag geführte Gespräch mit Rei nach, nach dessen Meinung Takao ihm gegenüber mehr empfand als nur Freundschaft. "Sieht aus, also hatte er Recht. Dann war es doch kein Spaß für Takao.", sagte er leise zu sich selbst, bevor er dem Japaner zur Küche des Dojos folgte, wo Takao gerade den Reiskocher befüllte. Nachdem dessen Inhalt fertig war, nahm er die Körner heraus und füllte sie in zwei Schüsseln, die er anschließend auf den Tisch stellte. Dass Kai ihn währenddessen vom Flur aus beobachtet hatte, war ihm nicht aufgefallen - zu sehr war er mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Nachdem er neben jede der Schüsseln ein Paar Essstäbchen gelegt hatte, ging Kai nun doch in die Küche, nicht zuletzt deshalb, weil sein Magen sich bereits beim Aufwachen zu Wort gemeldet hatte. Weder er noch Takao sprachen während der Mahlzeit ein Wort - Kai, weil er beim Essen Ruhe wollte, Takao aus Unsicherheit, wie er sich verhalten sollte. Den Rest des Morgens verbrachten sie damit, die geringe Unordnung im gesamten Wohnbereich zu beseitigen und draußen im Garten die Fackeln zu befestigen, die Rei und Max am Vortag gekauft hatten. Kaum waren Kai und Takao damit fertig, hörten sie das Klingeln des schnurlosen Telefons, welches der Blauhaarige vor dem Verlassen der Wohnung in seiner Jackentasche untergebracht hatte. Er holte es heraus, sah kurz auf das Display des Gerätes und drückte die Annahme-Taste: "Kinomiya Takao." "Hier ist Max. Ich soll euch von Daddy fragen, ob ihr mit nach Tokyo zur Christmette wollt." "Christmette? Was soll das sein?" Der Japaner stellte während der nun folgenden Erklärung des Blonden die Freisprecheinrichtung ein, während er den noch im Garten stehenden Halbrussen zu sich heranwinkte und die Frage an diesen weitergab. "Warum eigentlich nicht?", gab Kai zur Antwort, woraufhin Takao - durch die Schilderungen seines amerikanischen Freundes neugierig geworden - schließlich zusagte. Eine gute halbe Stunde später befanden sich beide zusammen mit Rei, Max und dessen Vater auf dem Weg in die japanische Hauptstadt. Da bis zum Gottesdienst noch mehr als genug Zeit war, gingen sie in einem chinesischen Restaurant essen. Anschließend trennte sich die Gruppe für eine Stunde, wollte doch jeder etwas Zeit für sich haben. Während Takao mit Max durch die Geschäfte des Viertels zog, in welchem sie sich befanden, blieben Rei und der Vater des Blonden noch im Restaurant sitzen, um der Planung für den baldigen Sylvesterabend noch den letzten Schliff zu geben. Kai hingegen, der in seiner Firma genug Organisatorisches zu tun hatte, zog es vor, im nahen Park einen Spaziergang zu machen. Zur vereinbarten Zeit trafen alle auf dem Platz vor der Kirche ein, in welcher der Gottesdienst stattfinden sollte. Bewusst etwas früher angekommen, hatte Mr. Mizuhara noch Zeit genug, um sowohl Rei als auch Takao mehr über die Religion seiner Frau und seines Sohnes zu erzählen, welcher auch Kai angehörte. Er selbst war nicht getauft, wollte dem Glauben seines Sohnes aber auch nicht im Weg stehen. Dadurch war sein Wissen über Max' Konfession in den letzten Jahren immer mehr gewachsen, was ihm nun zugute kam. Wieder am Dojo angekommen, zündete Max nicht zuletzt wegen der hereinbrechenden Dämmerung die Fackeln an. Rei währenddessen ging mit Takao in die Küche und verzierte die am Vortag gebackene Torte mit Erdbeeren, bevor er sie nach draußen brachte und auf dem Gartentisch abstellte. Takao folgte dem Schwarzhaarigen mit Tellern und Kuchenbesteck - von Kai war mittlerweile nichts mehr zu sehen. Dieser hatte sich gleich nach der Rückkehr in das Gästezimmer zurückgezogen und bewusst kein Licht eingeschaltet. Warum er sich von seinen Freunden fernhielt, wusste er nicht - zwar hatte er eine Ahnung, war aber zu stolz, es sich einzugestehen. Er ahnte jedoch nicht, dass er während dem vorherigen Gottesdienst nicht nur Takao beobachtet hatte, sondern selbst ebenfalls beobachtet worden war - wenngleich nicht von diesem, sondern von Rei. Der Chinese machte sich genau wie Kai seine Gedanken, weshalb er beschloss, seinen beiden Freunden noch einmal nachzuhelfen. "Max, kommst du mal kurz mit rein?" "Ja, okay.", der Blonde folgte Rei wortlos, war doch an dessen Miene abzulesen, dass er etwas unter vier Augen besprechen wollte. "Kannst du es noch?" "Klar. Wir haben ja den ganzen Vormittag geübt.", erwiderte Max, woraufhin er ein dankbares Lächeln des Schwarzhaarigen erntete. "Was hattet ihr denn zu bereden?", erkundigte Takao sich, als der Blonde in den Garten zurückkehrte, bekam jedoch keine Antwort - Max legte lediglich als Zeichen des Schweige-Versprechens einen Finger auf seine Lippen. Zur gleichen Zeit betrat Rei ungefragt das Gästezimmer des Dojos. Er ahnte, dass Kai sich dort befand, wusste aber auch, dass dieser eigentlich nicht gestört werden wollte. "Was willst du?", wurde er wie erwartet in schroffen Ton gefragt, als er den Lichtschalter neben der Tür betätigte. "Dass du mit nach draußen kommst.", erwiderte der Schwarzhaarige ruhig, allerdings ließ seine Stimme erkennen, dass er in diesem Punkt nicht aufgeben würde. Kai bedachte sein Gegenüber mit einem abschätzenden Blick, bevor er sich schließlich vom Bett erhob und zusammen mit Rei den Raum verließ. Kaum waren sie im Garten angekommen, zwinkerte Rei dem Amerikaner wie verabredet kurz zu, woraufhin dieser seine Unterhaltung mit Takao unterbrach. Wenige Sekunden später waren die ersten Töne des Liedes zu hören, um dessen Vortragung der Schwarzhaarige Max gebeten hatte. I don't want a lot for Christmas there is just one thing i need I don't care about the presents underneath the christmas tree I just want you for my own more than you could ever know make my wish come true all i want for christmas is you I don't want a lot for Christmas there is just one thing i need don't care about the presents underneath the christmas tree I don't need to hang my stocking there upon the fireplace santa claus won't make me happy with a toy on christmas day I just want you for my own more than you could ever know make my wish come true all i want for christmas is you, you Oh i won't ask for much this christmas I won't even wish for snow I just want to keep on waiting underneath the mistletoe I won't make a list and send it to the north pole for saint nick I won't even stay up late to hear this magic reindeer click 'cause i just want you here tonight holding on to me so tight What more can i do Oh baby, all i want for christmas is you, you All the lights are shining so brightly everywhere and the sound of childrens' laughter fills the air and everyone is singing I hear those sleigh bells ringing Santa won't you bring me the one i really need won't you please bring my baby to me quickly Ohh ohh, i don't want a lot for christmas this is all i'm asking for I just want to see my baby standing right outside my door I just want you for my own more than you could ever know make my wish come true all i want for christmas is you, you Baby, all i want for christmas is you All i want for christmas is you All i want for christmas is you All i want for christmas is you Kais Miene hatte sich verfinstert, als Max begonnen hatte zu singen. Doch er hatte schnell verstanden, worauf der Blonde eigentlich hinauswollte - ebenso hatte er den Urheber dieser Aktion erraten. Takao hingegen verstand den Zweck des Liedes nicht, obgleich seine Englischkenntnisse gut genug waren, um jedes Wort zu verstehen. Max schenkte sowohl Takao als auch Kai und Rei ein Lächeln, anschließend wandten er und der Chinese sich ab und setzten sich an den Tisch. Kai und Takao indessen blieben stehen und musterten sich gegenseitig schweigend, bis der Blaugrauhaarige das Wort ergriff: "Wir hatten ausgemacht, dass wir alle uns gegenseitig nichts schenken. Aber du darfst dir etwas von mir wünschen, wenn du willst." Kaum waren die Worte heraus, bereute Kai sie schon fast wieder - sein Wort zu brechen, ließ sein Stolz allerdings nicht zu. Egal welchen Wunsch Takao äußern würde, Kai würde ihm diesen erfüllen. Da auch Takao das wusste, dachte er den Rest des Abends darüber nach, was er sich wünschen sollte. Diese Überlegungen waren nicht nur der Grund für seinen gemäßigten Appetit - entgegen seiner Gewohnheit aß er lediglich zwei Stücke der wirklich leckeren Torte. Erst als Max ein Dutzend Wunderkerzen in den Schnee vor dem Tannenbaum steckte und diese mit einem Feuerzeug anzündete, kehrte der Blauhaarige aus seiner Gedankenwelt in die Realität zurück. Den Anblick der Funken, welche von den Wunderkerzen versprüht wurden, konnte er sich nicht entgehen lassen. Zwar dauerte es nicht lange, bis sie abgebrannt waren, dennoch sah es für ihn fast so aus, als würde goldfarbenes Feuer dicht über dem Schnee tanzen. Und nicht zuletzt wegen der Anzahl der Wunderkerzen fiel ihm letztendlich ein, was er sich von Kai wünschen wollte. Zwar wusste er, dass es eine riskante Bitte war, dennoch sprach er sie noch in der Anwesenheit von Rei, Max und dessen Vater aus: "Kai, bleib bitte ein Jahr hier." Allgemeines Schweigen folgte daraufhin, bevor es anstelle von Kai durch den Ältesten unter ihnen gebrochen wurde: "Wie stellst du dir das vor, Takao? Du weißt doch, dass-" "Schon gut, Mr. Mizuhara. Takao, ich denke darüber nach.", unterbrach der Halbrusse Max' Vater. Sehr zu Takaos Erleichterung war Kais Stimme nicht wütend gewesen, lediglich Überraschung hatte darin gelegen. Der Blaugrauhaarige wandte sich nun wieder Max und dessen Vater zu, mit denen er sich vor Takaos mitten in den Raum geworfener Bitte unterhalten hatte - gleichzeitig versuchte Rei, den Japaner von ebendieser abzubringen. Jedoch hatte er nach der vorher erfolgten Antwort Kais wenig Aussicht auf Erfolg. Takao wusste genau, dass Kai nicht so reagiert hätte, wenn keine Chance bestünde, dass er den Wunsch eventuell erfüllen würde. Dies bekam auch der Chinese zu hören - insgeheim war er der gleichen Meinung wie Takao, weshalb er das Thema letztendlich fallen ließ. Da die Fackeln mittlerweile nur noch wenig Wärme spendeten und es auch recht spät war, beschloss die Gruppe kurze Zeit später, das Zusammensein für diesen Abend zu beenden. Keiner von ihnen wollte zugeben, dass ihm der Wunsch des Blauhaarigen nicht aus dem Kopf ging - schließlich war das im Grunde genommen eine Angelegenheit, die nur diesen selbst und Kai betraf. Ob Kai Takao den Wunsch erfüllt hat? Diese Frage sollte ich dir wohl beantworten. Ja, er ist in Japan geblieben. Die Leitung seiner Firma hat er für diese Zeit mir übertragen und ruft regelmäßig an, um wenigstens auf diese Art auf dem Laufenden zu bleiben. Inzwischen sind Frühling, Sommer und Herbst vergangen und es steht wieder ein Jahreswechsel vor der Tür. Diesmal ist es nicht Kai, der von Moskau nach Japan eingeladen wurde - diesmal bin ich es. Jedoch nicht zu Weihnachten, da ich dieses Fest hier mit Yuriy und den anderen feiern wollte. Nun, einen Tag vor Sylvester, fliege ich zusammen mit Yuriy nach Japan. Er kennt den Jungen, der in den vergangenen Monaten das Herz von Kai erobert hat, seit Jahren. Ich dagegen habe Takao nur einmal kurz gesehen, als er und Kai im Sommer zusammen hier waren. Während dem Flug denke ich über das letzte Gespräch mit Kai nach. Er klang nicht gerade so, als würde er mit uns zurückkommen, obwohl das geforderte Jahr vorbei ist. Verstehen kann ich ihn ja. Aber ich habe dir noch nicht gesagt, wer ich bin, oder? Vielleicht ahnst du es ja schon, zumal du mich eigentlich bereits kennen dürftest. Mein Name ist Falk Hiwatari. _ *: mit Fleisch gefüllte Teigtaschen nach chinesischer Art *²: Teigbällchen mit Oktopusstücken gefüllt *³: Reisbällchen Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)