Der Feuerhahn von Deathcrumb ================================================================================ Kapitel 4: ...befreiend... -------------------------- And here is the next ^^... _______________________________________ Und an dem Tag, an diesem Elften, malte ich den Hahn. Ich malte stundenlang. Jedes Mal, wenn ich meinen Hahn betrachtete, kam es mir vor, als würde ich ihn atmen hören. Mir war, als würde ich seine Körperwärme fühlen. Seine Flügel waren mit den Farben grün und rot gefärbt – dunkelgrün, hellgrün, dunkelrot, hellrot, Mischungen aus grün und rot - in verschiednen Farbtönen... Immer, wenn ich den Hahn betrachtete, konnte ich nicht glauben, dass ich ihn gemalt hatte. Bis zu diesem Tag hatte ich noch nie so etwas Schönes gemalt. Als ich ihn wieder ansah, kam es mir vor, als würde er versuchen, sich aus dem Blatt zu befreien... Mein Bruder betrachtete ihn und rief meiner Mutter zu: „Komm, komm schnell, sieh dir an, wie schön sie gemalt hat.“ Meine Mutter kam und stellte sich neben mich. Still betrachtete sie das Bild, sah mich an, ging zur Tür, klopfte mit den Fingern ein paar Mal dagegen und murmelte leise etwas vor sich hin. Es kam mir vor, als hätte sie etwas ins Ohr der Tür geflüstert. Sie drehte sich zu mir und sagte: „Gott schütze dich! Gott schütze dich!“ Ich fragte: „Wann wird es Abend?“ Meine Mutter duckte sich ein wenig und sah aus dem Fenster zum Himmel, als gäbe es am Himmel eine Uhr, die nur meine Mutter sehen konnte. Sie sagte: „Noch ist der Abend weit entfernt.“ Ich wurde traurig. Ich wünschte mir, es würde schneller Abend werden, damit mein Vater nach Hause käme und meinen Hahn anschaute. Noch einmal fragte ich: „Wie lange dauert es noch?“ Meine Mutter duckte sich noch einmal, um auf die versteckte Uhr am Himmel zu sehen. In diesem Moment wurde laut und hektisch an unsere Tür geklopft. Meine Mutter richtete sich wieder auf und lief aus dem Zimmer. Ununterbrochen klopfte jemand an die Tür. Mir kam es vor, als versuche jemand unsere Tür zu misshandeln. Auch mein Bruder kam aus dem Zimmer gelaufen. Ich legte mein Bild in den Schrank und lief hinterher. **** Sobald mein Bruder die Tür aufgemacht hatte, verdunkelte die raue, unangenehme Stimme eines unserer Verwandten den Hof: „Seid ihr eingeschlafen?“, brüllte er. Ängstlich bedeckte meine Mutter Haare und Gesicht mit dem Kopftuch, so dass nur ihre Augen zu sehen waren. Sie zog die Ärmel wie vorgeschrieben herunter und ging ihm mit gesenktem Kopf entgegen. Der Verwandte vor der Tür war ein alter Mann von etwa 50 oder 60 Jahren, sein Gesichtsausdruck war immer unzufrieden und Angst einflößend. Lächeln konnte er nicht. Ich hatte ihn noch nie in meinem Leben lächeln gesehen. Immer, wenn dieser Verwandte zu uns kam, verwandelte sich die Atmosphäre in unserem Haus, alles wurde auf einmal düster und traurig. Ich spürte, wie seine Person Furcht ausstrahlte. Ich spürte auch, wie er meine Mutter, meinen Bruder und mich mit seiner bedrückenden Ausstrahlung ansteckte. Durch das Erscheinen dieses Verwandten versank unser Haus in eine tiefe und beklemmende Stille. Unser Verwandter betrat das Wohnzimmer, er nahm so auf der Matratze Platz, dass er sie ganz für sich in Anspruch nahm, lehnte sich bequem an das Kissen und begann etwas in einer Sprache zu brüllen, die wir nicht verstanden. Meine Mutter bedeckte sich vorschriftsmäßig mit ihrem weißen Tschader und setzte sich in eine Ecke. Sie schien mir auf einmal ganz klein geworden zu sein. Der Verwandte drehte sich zu meinem Bruder und fragte brüllend: „Wie geht es euch? Geht es euch gut?“ Eigentlich war die Frage an meine Mutter gerichtet. Unser Verwandter sprach jedoch nie direkt meine Mutter an. Er sah sie auch nie an. Meine Mutter antwortete leise: „Danke, es geht uns gut.“ Und mein Bruder wiederholte: „Danke, es geht uns gut.“ Unser Verwandter stellte meinem Bruder weitere Fragen, auf die meine Mutter antwortete und mein Bruder die Antworten dann wiederholte. Auch mich sah unser Verwandter nie an. Ich saß direkt neben meinem Bruder, aber ich fühlte mich, als wäre ich durchsichtig, als würde ich überhaupt nicht existieren. Ich wurde unruhig. Ich holte tief Luft, nahm meinen ganzen Mut zusammen und fragte laut und deutlich: „Möchten Sie Tee?“ Durch die Reaktion unseres Verwandten hätte man meinen können, meine Stimme hätte sich in eine Schlange verwandelt und ihn gebissen. Er zuckte zusammen, sah meinen Bruder verärgert an und wandte sich an ihn, obwohl er eigentlich meine Mutter meinte: „Hast du dem Mädchen keine Manieren beigebracht? Hast du ihm nicht beigebracht, still zu sein?“ Meine Mutter geriet in Aufregung. Ihr Gesicht wurde weiß wie die Farbe ihres Kopftuches und sie erwiderte stotternd: „Habe ich...Werde ich tun.“ Und dann drehte sie sich zu mir um und bettelte: „Sei doch eine Weile still.“ Unser Verwandter beantwortete meine Frage, indem er sich an meinen Bruder wandte: „Ja, trinke ich. Ich trinke einen heißen Tee.“ Meine Mutter sprang auf und eilte aus dem Zimmer. Eine unangenehme Stille herrschte nun im Wohnzimmer. Mir schien es, als würde unser Verwandter die Luft verpesten. Ich bekam nur schwer Luft. Unser Verwandter blickte unruhig und ziellos um sich herum. Ich wollte so gerne aufstehen und hinausgehen. Aber es war, als hätte er mir meine Kraft genommen. Ich schwitzte. Ich wünschte mir, dass meine Mutter zurückkäme. Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass Teekochen viel Zeit in Anspruch nähme. _________________________________________ Ach herrje, schon wieder so kurz...sorry Leuts^^ Hoffe es hat euch gefallen! *chu* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)