Nightmare von Sweden_ (Märchengeschichten mal anders...) ================================================================================ Kapitel 4: Fourth Laughter: Fairytale of the secret cupboard ------------------------------------------------------------ Fourth Laughter: Fairytale of the secret cupboard ~~~ HoroHoro und Ren waren den plumpen Mordversuchen Schneewittchens entkommen und hatten es sogar fertig gebracht deren Leiche in den Brunnen zu werfen, nachdem sie sich mit ihrem eigenen Apfel vergiftet hatte. Nun jedoch war HoroHoro gezwungen die Stelle der Braut einzunehmen... ~~~ „Bevor Ihr Euch fragt, wieso ...Sir Usui ein Kleid trägt...“, begann Ren zu erklären, „...Wir haben Eure vermeindliche Braut getroffen und... Naja... Sie war nicht ähm... edel genug für Euch!“ Stirnrunzelnd versuchte Kain die Worte zu verstehen und wollte gerade etwas sagen, als HoroHoro ihm zuvorkam: „Darum habe ich mich entschlossen sie zu ersetzen!“ Verdutzt riss der Prinz seine Augen auf und beäugte seine Braut noch einmal eingehender. HoroHoro trug ein zartrosa Kleid, das mit überflüssigen Schleieransätzen verziehrt und um die Hüfte ein wenig enger geschnitten worden war. Passend zum Kleid trug er eine Kette, die ein 'x' darstellen sollte und ein rosarotes Halsbändchen. In seinem Haar, das er locker zu einem Zopf gebunden hatte, hielt eine rote Spange mit einem Herz darauf, die langen Strähnen davon ab ihm ins Gesicht zu fallen. „HoroHoro-kun...“, murmelte Kain, während er versuchte seine Gedanken zu ordnen. Rens Blick glitt vom Prinzen ebenfalls zu dem Blauhaarigen und aus irgendeinem Grund tat es dem Ainu weh zu sehen, oder vielmehr nicht zu sehen, dass Ren sich bemühte ihn aus der Schlinge zu ziehen. Der Chinese tat gar nichts. “Du siehst hinreißend aus!“, meinte der Prinz weiter und lächelte. HoroHoro zwang sich ebenfalls zu einem Lächeln, versagte in diesem jedoch, als Kain auf ihn zu kam und Ren leicht beiseite schob. “Ähm...“, stammelte der Ainu zusammen und wollte zurücktreten, doch blieb er stehen, damit Kain keinen Verdacht schöpfen konnte. Kains Arm legte sich langsam um HoroHoros Schulter, während dieser rot anlief. So hatte er das nicht geplant. Ren sah die beiden an, schien nicht einmal reagieren zu wollen. „U-Und jetzt?“, fragte der Ainu mit piepsiger Stimme und hoffte so den Prinzen von weiteren Aktionen abhalten zu können. Der jedoch grinste nur und zog den Blauschopf noch fester in seine Arme. „Jetzt werden wir zurück aufs Schloß gehen, um dort zu heiraten!“, erklärte Kain fröhlich und verfiel in ein höhnisches Gelächter. HoroHoro seufzte – war ja klar gewesen! „Ich befürchte unsere Pferde haben sich losmachen können und sind entkommen...“, bemerkte der Chinese und HoroHoro fragte sich, woher er dies wissen wollte, da sie schließlich seit einer Weile nicht mehr bei den Pferden gewesen waren. „Oh... Dann laufen wir eben!“, entgegnete Kain nur und ließ sich nicht von seinem Gute-Laune-Trip abbringen. „Ren..?“, fragte HoroHoro verwirrt, doch als er Rens mahnenden Blick sah, verstand er, dass der Chinese Zeit schinden wollte. Also lag Ren doch etwas an ihm! „Nun denn, folgt mir!“, präsentierte der Prinz sich und lief in die Richtung, von der HoroHoro glaubte, sie führe gen Schloß. Ren und HoroHoro folgten ihm so langsam sie konnten und tauschten immer wieder Blicke untereinander aus. Der Ainu meinte sogar zu sehen, wie es hinter Rens Stirn arbeitete, doch es schien nicht so, als würde er auf eine sinnvolle Lösung kommen. „Sag mal, Kain... Gibt es hier ein Portal?“, erhob Ren nach einer Weile seine Stimme und HoroHoro blickte ihn hoffnungsvoll an. „Portal?“, wiederholte der Prinz und schien einen Moment zu grübeln, ehe er antwortete: „Ja... Ein Portal gibt’s hier schon...“ Sofort leuchteten HoroHoros Augen auf und er war darum bemüht sich seine Erleichterung sowie Freude nicht allzu deutlich anmerken zu lassen. „Wieso fragst du?“, hakte Kain noch verwundert nach und bahnte sich weiter den Weg durch den Wald. „Hm... Die Zwerge haben 'was davon geredet“, redete sich der Chinese raus, um dem Prinzen keinerlei Grund zu geben, Verdacht zu schöpfen. „Achso? Und Ihr fragt Euch nun, was es mit diesem Ding auf sich hat?“, fragte Kain weiter und erntete ein Nicken zur Antwort. Nach weiterem Zögern begann Kain ihnen alles zu erzählen, was er über das Portal in seiner Welt wusste. „Endlich wieder daheim!“, rief der Prinz glücklich aus, als sie vor dem großen Tor seines Schloßes standen und darauf warteten, dass die Bediensteten das Tor aufliessen. „Ja...!“, pflichtete auch HoroHoro bei, darum bemüht fröhlich zu klingen. Ren schwieg und als sie eintraten, folgte er ihnen still. Man konnte ihm ansehen, dass er nachdachte. „Sir Tao..? Hättet Ihr etwas dagegen, wenn ich ein wenig Zeit mit meiner zünftigen Braut verbringen würde? Alleine..?“, fragte Kain aus Höflichkeit, doch es war klar, dass dies ein Befehl gewesen war. Natürlich nicht“, gab der Chinese zurück und verbeugte sich, um sich daraufhin abzuwenden.“Ren?“, meinte HoroHoro leicht panisch und versuchte den anderen zurückzuhalten, doch Ren riss sich sanft los und murmelte nur: „Wir sehen uns nachher!“ Stirnrunzelnd beobachtete Kain die Szenerie, sagte aber nichts dazu, er schwieg, bis er mit HoroHoro in seinem Schlafgemach war. „Ich hoffe es gefällt Euch hier...“, hob der Prinz das Wort und zog seinen Mantel aus. „J-ja...“, antwortete der Ainu hastig, wobei man ihm seinen Unmut ansehen konnte. „Liebt Ihr ihn?“, hakte der Prinz nach, während er sich auf sein Bett fallen ließ und dem Blauhaarigen bedeutete, es ihm gleich zu Tun. HoroHoros Gesicht lief puterrot an und es dauerte einen Moment, bis er Kains Aufforderung nachkam, doch als er dies tat, antwortete er leise: „Ich weiß nicht“ In diesem Moment entsprachen die Worte vollkommen der Wahrheit. Er wusste es nicht, denn er verstand den Chinesen nicht. Im einen Moment kümmerte er sich rührend um den Ainu und im nächsten stieß er ihn ohne Vorwarnung vor den Kopf und ließ ihn mit diesem Perversen allein. Das schlimmste davon war, dass der Blauhaarige noch immer dieses Kleid trug. „Ihr wisst es nicht? So wirkt das aber ganz und gar nicht“, fuhr der Prinz fort und lächelte den Ainu an. Gerade so als habe er Mitleid mit ihm. „Ahnein?“, fragte HoroHoro und war sich seiner Gefühle noch ein weiteres Stück unsicherer. „Nein... Ich finde man merkt richtig, wie du versuchst ihm zu imponieren, doch alles, was du tust geht in die Hose – also entscheidest du dich für mich, da ich mein Interesse längst geäußert habe und du sehen willst, ob ob er eifersüchtig wird“ Daraufhin schwieg HoroHoro. Konnte das wirklich sein? Vielleicht hatte er sich wirklich nur deshalb entschieden die Braut zu spielen, weil er die Hoffnung gehabt hatte, dass der Chinese wenigstens ein kleines Anzeichen Eifersucht zeigen würde. Denkste! „Keine Angst... Ich werde dich von ihm ablenken...“, flüsterte Kain plötzlich in HoroHoros Ohr und nahm ihn in den Arm. „Wie..?“, presste der Ainu überrascht hervor und merkte, wie sein Gesicht erneut rot anlief. Kain lächelte verführerisch, ehe er sich über den Ainu beugte und ihm seine Lippen aufdrückte. Es war HoroHoros erster Kuss und es fühlte sich komisch an. Zum Glück dauerte es nur Sekundenbruchteile, denn plötzlich wurde die Türe aufgerissen und HoroHoro bekam nur noch mit, wie Kain von ihm weggezerrt und zu Boden geworfen wurde. „Lass ihn in Ruhe, du perverse Sau!“, rief jemand, dessen Stimme der Ainu nur allzu gut kannte. „Ren!“ Im nächsten Moment wurde auch HoroHoro vom Bett gerissen und Ren zog ihn quer durchs Zimmer zu einem Schrank, der versperrt durch ein eisernes Vorhängeschloß, alleine in der Ecke stand. Ohne noch ein Wort zu verlieren zog Ren sein Schwert aus der Scheide, welches er die ganze Zeit schon mit sich getragen hatte und zerschmetterte das alt wirkende Schloß mit einem einzigen gezielten Schlag. Schnell riss er die Türen auf und blickte auf ein verschwommenes Inneres des Schrankes. „Hey! Bleibt gefälligst stehen! Dort darf niemand hindurch!“, kreischte der Prinz, nachdem er sich von seinem Schock erholt und sich wieder aufgerichtet hatte. „Vergiss es!“, schrie Ren ihm entgegen und stieß den Blauhaarigen in den Schrank, in welchem er statt gegen die Rückwand zu fallen, durch das Portal ging. Wieder einmal erblickte er einen Wald um sich herum, ein relativ normal wirkender Wald, doch um einiges dunkler und düsterer trotz hellem Sonnenschein am Himmel. Nachdem er sich kurz umgesehen hatte, drehte HoroHoro sich um und sah zurück auf das Portal. Ran kam ihm nicht hinterher, doch wenigstens war der Blauschopf sich sicher, dass das Portal nicht verschwinden würde. HoroHoro hatte Angst nocheinmal hindurch zu gehen, weswegen er regungslos auf das Gebilde vor ihm starrte und keinen Mucks von sich gab. Ob Sekunden oder Minuten vergangen waren, vermochte der Ainu nicht zu sagen, als er schlußendlich erleichtert feststellte, dass Ren durch das Portal kam. Freudig wollte er sich ihm um den Hals werfen, doch Ren schnappte sich nur seine Hand und zog ihn mit sich. „Er kommt!“, japste Ren kaum verständlich und schlüpfte mit dem Blauhaarigen im Schlepptau durch das Gebüsch um sie herum. HoroHoro sparte sich jegliche Fragen, die ihm auf den Lippen lagen und versuchte nur mit dem Chinesen Schritt zu halten, was gar nicht so einfach war, da sein Kleid immer wieder an den Ästen hängen blieb. Als der Ainu schließlich doch seine Stimme erheben wollte, um dem anderen mitzuteilen, dass er nicht mehr konnte, blieb Ren ohne Vorwarnung stehen. HoroHoro schaffte es nicht mehr zu bremsen, schmiss den Chinesen zwar nicht um, raubte ihm jedoch für einen kurzen Moment das Gleichgewicht und er hörte, wie Ren scharf die Luft einzog, während er leicht zuckte. Es ergab sich jedoch keine Gelegenheit für den Blauhaarigen nachzufragen, ob Ren verletzt sei, da dieser ihn schon weiterzog, direkt zu einem Häuschen, das vor ihnen stand. Anders als das Knusperhäuschen bestand es nicht aus Lebkuchen und anders als die Hütte der sieben Zwerge war dieses Häuschen nicht aus Holz, sondern aus Stein. Trotz seines guten Zustandes wirkte es verlassen; es brannte kein Licht und man konnte auch keinerlei Bewegung im Inneren ausmachen. Verdutzt starrte HoroHoro das Häuschen an, ehe er zusah, wie Ren dessen Tür aufriss und ihn hineinstieß. „Was zum...?“, fragte HoroHoro verwirrt, nachdem Ren die Türe hinter sich geschlossen hatte und sich gegen die Türe stemmte. HoroHoro konnte sehen und hören, dass der Atem des Chinesen – vermutlich auch dessen Puls – viel schneller ging als normal. Außerdem bemerkte er den Schweiß auf dessen Stirn und als er gerade fragen wollte, vernahm er ein tropfendes Geräusch. Sein Blick glitt zu Boden und er konnte erkennen, dass die Flüßigkeit Blut war – Rens Blut. „Oh mein Gott, Ren! Was ist passiert?!“, kreischte HoroHoro panisch und drückte den anderen mit sanfter Gewalt zu Boden. „Es geht mir gut!“, stieß Ren atemlos aus und ließ seinen Kopf in den Nacken gleiten, während er die Augen schloß, um ersteinmal einen Moment durchzuatmen. „Du blutest! Von wegen, es geht dir gut!“, erwiderte HoroHoro und schickte sich an die Stelle an Rens Körper zu finden, an der die Verletzung sich befand. Er fand eine nicht allzu tiefe Schnittwunde, die sich über Rens linke Bauchhälfte erstreckte und einige Kratzer in dessen Beinen. „Oh scheiße..“, murmelte HoroHoro geschockt und hob vorsichtig einen Teil von Rens Rüstung an. Kain hatte genau die Stellen getroffen, an denen seine Rüstungsteile unverbunden waren. „Ah~“, keuchte Ren gequält und schob HoroHoros Hand zur Seite. „Lass.. das.. Mir geht’s gut!“, protestierte er mit dünner Stimme, musste dennoch dabei zusehen, wie HoroHoro ihn obenrum gänzlich entkleidete, um die Wunde genauer untersuchen zu können. Als der Ainu vorsichtig über den Schnitt tastete, verzog Ren voll Schmerz das Gesicht und versuchte keinen Ton von sich zu geben. „Ganz ruhig, Ren“, murmelte der Ainu sorgenvoll und riss sich den Saum von seinem Kleid ab, um ihn als provisorischen Verband zu verwenden. Er fühlte sich schuldig. Nur seinetwegen hatte Ren gegen den Prinzen gekämpft und war verletzt worden. Und HoroHoro hatte Kain auch noch... „Er wird uns suchen“, presste der Chinese leise hervor und holte den Blauhaarigen wieder aus seinen Gedanken. HoroHoro lächelte (oder versuchte es zumindest) und erhob sich dann. „Hier wird er aber so schnell nicht reinkommen!“, meinte der Ainu noch und suchte ein Fenster, um sich ihrer Lage bewusst zu werden. Auf den ersten Blick fand er keines, doch als er sich dann umdrehte und das gesamte Haus begutachtete, sah er einen überdimensionalen Schrank, der ihnen gegenüber an der Wand stand und einen ebenso überdimensionalen Hocker, der inmitten des einzigen Raumes des Hauses stand. Mehr war da nicht. „Was zum.?“, entfuhr es ihm als er seinen Blick nach rechts gleiten ließ und dort wenigstens ein Fenster, wenn es auch gut drei Meter über ihm hing und die Ausmaße seiner eigenen Körperlänge hatte, fand. Ren, der sich immernoch am Boden befand, schien seine Umgebung so langsam ebenfalls zu realisieren, denn HoroHoro konnte deutlich hören, wie er etwas vor sich hinfluchte. Vorsichtig drehte HoroHoro sich wieder zurück und stellte fest, dass die Tür hier drinnen ebenfalls XXL-Maße angenommen hatte. Oder waren sie beide geschrumpft? Vielleicht befanden sich die beiden ja in einer Art 'Geisterform', wie Kororo und Bason sie meist annahmen. „Hier ists echt schräg“, stellte der Ainu schlußendlich fest und seufzte. Wenn sie wirklich in BloodyMarys Welt zurück mussten, um wieder in die normale Welt zu gelangen, würde dies wohl noch eine Weile dauern. „Wir müssen das Portal finden!“, entgegnete Ren leise und versuchte sich aufzurappeln, doch die Schmerzen in seinen Beinen verhinderten dies. „Vorsicht, Ren!“, mahnte HoroHoro den Chinesen und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Du musst dich ausruhen“ „Horo... Kain könnte jeden Moment vor der Tür stehen! Wir müssen hier weg!“, rief der Chinese aus und fuchtelte mit den Armen. Seltsam. Normalerweise versuchte der Lilahaarige nicht zu fliehen, im Gegenteil, er begab sich sogar mit Vorliebe in Gefahr, um zu zeigen, wie toll er doch war. „Ist er so stark?“, fragte HoroHoro leise und schluckte. Ren antwortete nicht mit Worten, sondern nickte. Einen Moment später fügte er noch hinzu: „Bei jedem seiner Schläge... musste ich um mein Gleichgewicht k-kämpfen... Als er mich dann... an den Beinen getroffen hatte, wollte ich fliehen... - In meiner Drehbewegung... hatte er mich erwischt“ „Oh scheiße...“murmelte HoroHoro und wieder einmal wurde er von Schuldgefühlen überflutet. Wäre er doch nur nicht ohne Ren durchs Portal gegangen! „Wir müssen uns was einfallen lassen...“, murrte der Chinese und sah sich um. Noch immer gab es nur den Riesenschrank sowie den Riesenhocker in diesem Haus. „Hm...“, machte HoroHoro und lief in Richtung des Schrankes. Der Weg dauerte länger als gedacht und HoroHoro war froh, dass er Ren auf die Entfernung wenigstens noch relativ gut erkennen konnte. Nun glitt sein Blick auf den Schrank vor ihm, die unteren beiden Schubladen waren offen, doch die Haupttüren waren feinsäuberlich geschlossen. Mit Mühe und Not konnte sich der Blauhaarige durch kräftige Sprünge und ein wenig Geschick und Glück eine der Schubladen hochhangeln und saß nun auf deren Kante. Er besah sich das Innere der Schublade und staunte nicht schlecht, als er dortdrin Miniaturbettzeug, ein Stück Käse und eine schlafende Maus vorfand. Die Maus hatte sich in ihre Decke eingemummelt und ruselte selig vor sich hin, während HoroHoro noch am Überlegen war, ob er den Sprung in die Schublade wagen, oder doch lieber auf der Kante sitzen bleiben sollte. Wenige Momente später wurde ihm die Entscheidung genommen, denn als die Maus quietschte, erschrak der Ainu so sehr, dass er sein Gleichgewicht verlor und in die Schublade flog. „Wuah!“, stieß der Blauhaarige hervor, als er der Maus ins Gesicht sah, die genau so groß war wie er. „Ganz ruhig, ich bin doch nur eine Maus!“, piepste das graue Ding vor ihm und HoroHoro meinte, dass es ihn sogar angrinste. „W-Wie bitte!?“, keuchte HoroHoro kreidebleich und wich zurück, bis er an den Schubladenrand stieß. „Ich bin eine Maus“, wiederholte eben diese und wischte sich in einer kurzen Bewegung mit den Armen über ihre Augen. „U-Und was tust du hier?“, fragte HoroHoro mit zittriger Stimme und ließ erneut den Blick schweifen. „Ich wohne hier!“, antwortete die Maus wahrheitsgemäß und versuchte zu lächeln. „Du wohnst hier?“ „Ja, schon seit Jahren“, erläuterte die Maus weiter und bedeutete dem Ainu sich zu setzen. „Der Ritter Gutekunst hat mir extra meinen Schrank dagelasen und den Stuhl, falls mich jemand besucht“ HoroHoro setzte sich nicht, doch er versuchte der Maus in Gedanken zu folgen. Oh mein Gott, dachte er sich, das wurde ja immer besser! „Ähm... Achso... Aber... Oh! Oh! Genau! Hast du vielleicht Verbandszeug da?“, fragte der Ainu, als er sich wieder an Ren erinnerte, der sich noch immer alleine an der Tür befand.“Verbandszeug? Klar“, antwortete die Maus leicht verwirrt, verschwand in den Schubladenteil, der unter dem Rest des Schrankes verborgen blieb und kam wenig später wieder, um dem Ainu Verbandszeug und Schmerzmittel in die Hand zu drücken. „Wo tuts denn weh?“, fragte sie noch und begutachtete den Blauhaarigen. „Mir nirgends, aber meinem Freund, der da hinten an der Tür lehnt!“, erklärte HoroHoro und deutete zurück in die Richtung aus der er gekommen war. „Du bist nicht allein? Na dann los!“ Schnell kletterten die beiden aus der Schublade und begaben sich zu Ren. Dieser starrte die beiden fassungslos an, als er die Maus erblickte.. „Keine Angst, sie hilft uns!“, meinte der Ainu nur und setzte sich neben den Chinesen, um so besser an dessen Verletzungen zu kommen. Ren nickte, auch wenn man ihm ansah, wie wenig überzeugt er war. Vorsichtig betastete HoroHoro noch einmal Rens Wunde, ehe er ihm die Schmerzmittel gab und den provisorischen Verband abwickelte, um zu sehen, wie es darunter aussah. Wie erwartet, war die Wunde nicht wirklich besser geworden und HoroHoro mühte sich ab das Verbandszeug so zu nutzen, dass es mehr als sein Kleids-Verband half. „Du musst ihn etwas fester machen“, piepste die Maus neben ihm. „So gut?“ „Ja, schon besser“ Der Chinese sagte nichts, er konzentrierte sich einzigst darauf noch den letzten Schmerz zur Gänze zu ignorieren. „Puh, das wars“, meinte HoroHoro begeistert, als der Verband saß und sah zur Maus. „Danke!“ Die Maus wank ab, während sie den Lilahaarigen besah und besorgt fragte: „Woher stammen überhaupt die Verletzungen? Und wie seid ihr hier hergekommen?“ „Naja, ist 'ne ganz schön lange Geschichte..“, begann HoroHoro und endete erst, als er der Maus alles von BloodyMary bis Kain erzählt hatte. „Oh... Das ist hart... Also... Wenn ihr wollt, helf' ich euch gerne ans Portal zu kommen!“, fiepste die Maus mitleidig und deutete auf den Schrank, indem sie wohnte. „Wirklich?“, fragte der Ainu freudig nach und stieß den Chinesen sanft an. „Hast du gehört, Ren? Wir kommen hier weg!“ „Schön... Hauptsache weg...“, stammelte Ren zusammen und dem Ainu wurde klar, dass er ihm zu viel Schmerzmittel gegeben haben musste, denn Ren redete nicht nur so, er sah auch noch wie weggetreten aus. Sein Verdacht bestätigte sich, als die Maus erst ihn und dann die leere Packung des Mittels ansah. „Ups...“ Trotzdem begannen HoroHoro und die Maus mit ihren Vorbereitungen aus dieser Welt zu verschwinden. Längst waren sie dabei den Hocker von der Mitte des riesigen Raumes zum Schrank zu schieben. „Sicher, dass das Portal da oben drin ist?“, fragte HoroHoro verzweifelt und mühte sich ab, um den Stuhl Millimeter für Millimeter zu verschieben. „Ja, bin ich“, antwortete die Maus überzeugt und schob ebenfalls so fest sie konnte. Sie hatten noch nicht einmal die Hälfte des Weges hinter sich, als beide nicht mehr konnten. „Pause?“ „Pause!“, beschlossen die beiden und liessen sich müde zu Boden gleiten. Ihnen war bewusst, dass sie noch genug Weg vor sich hatten, weswegen sie ein paar Minuten einfach dasaßen und durchatmeten. „Was tut ihr da?“, fragte Ren neugierig, als er sah, wie die beiden am Boden saßen und nichts taten. „Im Moment... Nichts!“, antwortete HoroHoro wahrheitsgetreu und grinste. Daraufhin sah Ren ihn tadelnd an und hob ihm die Hand hin. „Hoch mit dir!“, meinte er noch immer leicht neben sich wirkend, „Kain könnte uns jeden Moment finden! Und das wäre gar nicht so lustig...“ Zwar nahm HoroHoro dankend Rens Hand an, schüttelte jedoch den Kopf, als der Chinese helfen wollte den Stuhl zu verschieben. „Du bist verletzt, also ruh dich aus!“, mahnte der Blauschopf, woraufhin er und die Maus wieder ihre Kräfte mobilisierten, um den Hocker zu verschieben. „Ich brauch keine Ruhe!“, meckerte der Chinese empört, beließ es aber dabei, den beiden zuzusehen, wie sie sich dem Schrank immer weiter näherten und dabei leise vor sich hinzugrummeln. Als sie es fast geschafft hatten, klopfte es auf einmal an der Tür und mit einem Mal war alles still. „Ich weiß genau, dass ihr da drin seid!“, drang eine ihnen sehr gut bekannte Stimme an ihre Ohren. „Macht schon auf!“ Keiner der drei machte Anstalten die Tür zu öffnen, doch die Maus bedeutete dem Blauhaarigen weiter zu schieben, um noch den letzten Weg hinter sich zu bringen, bevor Kain die Tür aufbrechen konnte. Ren, der durch den Schock wieder weitgehend seinen Normalzustand erreichte und sich ihrer Situation bewusst wurde, zog sein Schwert und starrte gebannt auf die Tür, von der er erwartete, dass sie jeden Moment brechen würde. „Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt!“, schrie der Prinz, ehe Ren mit aufgerissenen Augen zusah, wie die Tür in ihren Angeln erschüttert wurde und sich bedrohlich durchbog. „Scheiße!“, entfuhr es ihm, während er sich zu HoroHoro und der Maus drehte. Zu seiner Erleichterung konnte er feststellen, dass die beiden den Hocker an den Schrank geschoben hatten. „Schnell, Junge!“, rief die Maus aus, während er HoroHoro half den Hocker zu erklimmen. „Komm, Ren!“, rief der Ainu ebenfalls aus, als er endlich oben angelangt war und winkte den Chinesen her. „Ich helfe dir“, meinte die Maus und bietete dem Lilahaarigen schon eine Räuberleiter dar. „Okay...“ Während Ren mühsam versuchte auf den Hocker zu steigen, dabei Hilfe von HoroHoro und der Maus bekam, konnte man Kain noch immer schreien hören und die Tür bog sich immer bedrohlicher durch. Als Ren sich gehetzt umsah, konnte er sogar schon erste Risse in der Tür ausmachen. „Schneller!“, fiepste die Maus und stieß den Chinesen so hoch sie konnte und HoroHoro packte ihn am Arm, um in das letzte Stück hochzuziehen. „Es geht nicht!“, presste Ren unter Schmerzen hervor und verzog das Gesicht, als die Maus unter ihm floh und er sich selbst am Hocker abstützen musste. „Doch, verdammt!“, herrschte HoroHoro den anderen an und zog ihn mit aller Kraft zumindest so weit hinauf, dass Ren sich mit der anderen Hand am Rand des Hockers festhalten konnte. In genau diesem Moment flog die Tür auf und Kain betrat mit wütendem Gesicht das Haus. „Ihr!“, knurrte er und HoroHoro beobachtete überrascht, wie Kain immer kleiner wurde, je weiter er ins Haus lief. „Oh-oh!““, stieß Ren hervor und bemühte sich umso mehr den Hocker zu erklimmen. „Keine Angst, ich halte ihn auf!“, rief die Maus und baute sich demonstrativ vor dem Prinzen auf, der nun ihre Größe angenommen hatte, um diesem den Weg zu versperren. Kurz zögerte Ren - er wollte nicht, dass jemand für ihn sterben musste – entschied sich dann aber für ein einfaches Nicken, woraufhin er sich mit aller Kraft und HoroHoros Hilfe auf den Hocker zog. Dort angekommen musste Ren kurz durchatmen, ehe er dem Ainu anwies sich so hinzustellen, dass Ren auf seine Schultern stehen konnte. „Damit wir die Schranktüre aufkriegen!“, presste der Chinese hervor und stieg schon auf HoroHoros Schultern, ehe dieser etwas sagen konnte. „V-Vorsicht!“, meckerte der Blauhaarige und versuchte sein Gleichgewicht zu bewahren, er schaffte es, doch sein Herz rutschte ihm in die Hose, als er zusah, wie Kain der Maus den Schwanz abtrennte. „Ahrg!“, quiekte sie und sah bemitleidenswert auf die große Blutlache, die sich unter ihr ergoß. „Oh scheiße..“, keuchte HoroHoro und war drum und dran der Maus zu Hilfe zu eilen, doch diese schrie nur: „Macht schon! Ich kann nicht sterben, ihr schon!“ „O-Okay...“ Damit packte der Blauschopf den Chinesen auch schon fester, um ihn so hoch zu drücken, wie es ihm möglich war. Ren erreichte so nur knapp den Knubbel der Schranktür und es war zu bezweifeln, dass er die Türe so schnell aufbekommen würde. „Höher, Horo!“, jammerte der Lilahaarige und brachte seine gesamte Kraft auf, um den Knubbel zu drehen. „Wie denn!?“, erwiderte der Blauschopf und streckte sich so weit er konnte. Allmählich gelang es den beiden so den Knauf zu bewegen, doch Ren bemerkte, dass seine Wunde am Bauch bereits wieder aufriss. „Ahh...“, keuchte der Chinese und versuchte sich voll und ganz darauf zu konzentrieren den Schrank aufzubekommen. HoroHoro indes sah geschockt zu, wie Kain die Maus weiter vorführte und ihr schlußendlich das Schwert bis zum Schaft in den Hals rammte. Man konnte noch ein Gurgeln von ihr vernehmen, ehe sie rücklings nach hinten kippte und reglos liegen blieb. „Nein!“, schrie HoroHoro geschockt und genau in diesem Moment riss Ren die Schranktüre auf, wodurch die beiden vom Hocker fielen und Ren vor Schmerz zu schreien begann. „Argh... Ren!“, schrie nun auch der Blauschopf, während er sich so schnell er konnte wieder aufrichtete und seinen Freund sorgenvoll musterte. Viel Zeit blieb ihm dazu jedoch nicht, da Kain den Moment ausnutzte und auf die beiden zustürmte – mit erhobenem Schwert. Knapp schaffte der Ainu es sich und den Chinesen durch eine Rollbewegung aus der Reichweite des Prinzen zu schaffen, jedoch reichte ihm der Schwung nicht, um sich und den anderen auch gleichzeitig auf die Beine zu hieven, schon allein, weil Ren noch immer seine Schmerzen niederkämpfen musste. „Lass uns endlich in Ruhe!“, kreischte HoroHoro energisch und stand auf, um sich Kain allein entgegen zu stellen. „Wieso sollte ich das? Du bist meine Braut!“, entgegnete der Prinz und grinste. HoroHoro konnte zusehen, wie Kain sein Schwert lässig hin und herpendeln ließ, ehe er es auf den Blauhaarigen richtete und noch hinzufügte: „Sir Tao wird mir dabei nicht im Wege stehen..“ Für einen kurzen Moment verfiel der Ainu in blanke Panik, ehe ihm die rettende Idee kam. Kurzerhand zog er den Chinesen mit aller Macht und aller Mühe auf die Beine und bedeutete ihm in den Schrank zu klettern. „Los!“, rief er noch und drückte den anderen auch schon hinauf. Ihm fiel auf, dass Ren wieder blutete, doch für den Moment konnte er sich nicht darum kümmern, und als Kain sich ihnen weiter näherte, drückte HoroHoro nur umso fester, bis Ren schließlich im Schrank war. „Ja... Lass ihn nur fliehen.. Solange du hier bleibst..“, hauchte Kain amüsiert und hob dem Blauhaarigen die Klinge an den Hals. „Was willst du tun? Mich töten?!“, fauchte HoroHoro ihn wütend an, ehe ihm bewusst wurde, dass Kain wohl keinerlei Skrupel davor haben würde, es wirklich zu tun. Wie gedacht, grinste Kain den Blauschopf nur an und nickte. „So leicht kriegst du mich aber nicht tot!“, beschwerte HoroHoro sich und sprang mit einem Ruck nach hinten, wobei er hart gegen den Schrank stieß und ein atemraubender Schmerz sich in seinem Kopf ausbreitete, ihn aber davor bewahrte von Kains Schwert einen Kopf kürzer gemacht zu werden. Noch ehe Kain wirklich realisieren konnte, wie HoroHoro sich davon machte, war HoroHoro auch schon dabei den Schrank zu erklimmen, um sich in dessen Inneren zu verstecken. Schnell machte der Prinz eine Fegebewegung mit seinem Schwert, um den Ainu noch zu erwischen, doch HoroHoro war zu schnell und entkam der Schneide um Haaresbreite. „Komm sofort zurück!“, fluchte Kain entnervt und folgte HoroHoro hinein in den Schrank. Dort drinnen sahen die beiden das Portal, das sie hinaus aus dieser Welt führen sollte und noch ehe Kain wieder dazu ansetzen konnte, den Blauhaarigen an irgendetwas zu hindern, schritt der Ainu hindurch... Ein Windhauch ließ HoroHoro frösteln und verwirrt sah er sich um. Er war umgeben von Nichts als einer Klippe, Ren, Kain und in seinem Rücken befand sich ein Fernsehgerät. „Ren..?“, fragte der Ainu planlos und besah sich den Lilahaarigen, der nur mit den Schultern zuckte. HoroHoro musste feststellen, dass Rens Wunde noch immer blutete, doch ließ er dies für einen Moment ruhen, in dem er sich zu Kain drehte und sah, dass dieser ebenso wenig Peilung hatte, wie sie selbst. Ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren, beugten sich alle drei weiter hervor, um den Abhang hinabsehen zu können. Dort unten – sehr weit unten – erkannten alle drei einen kleinen Fluß inmitten eines riesigen Waldes, an dessen Lichtung mehrere Felsen aus dem Boden ragten. Gerade als HoroHoro etwas sagen wollte, schreckten alle drei zusammen. Der Fernseher hinter ihnen war angesprungen und zeigte ihnen das Flimmerbild, das immer lief, wenn der Empfang gerade flöten gegangen war. Der Ainu hörte, wie Ren nervös schluckte und Kain sein Schwert zurück in seine Scheide steckte. Er selbst war zu gebannt von dem Gerät, als dass er etwas anderes hätte tun können, als zu starren. Urplötzlich stellte sich das Flimmerbild um, sie konnten einen verwüsteten Vorgarten erkennen, in dessen Mitte ein kleiner Brunnen herausragte. Sofort musste der Blauschopf an Schneewittchen denken, deren Leiche sie in den Brunnen geschmissen hatten. Sie sahen zu, wie sich eine Gestalt aus dem Brunnen erhob, langsam und mit Bewegungen die gequält und alt wirkten. Mit offenem Mund sah HoroHoro zu, wie die Gestalt auf sie zukam, und er sah aus den Augenwinkeln heraus, dass Kain einen kleinen Schritt zurückgewichen war. Auch er selbst wäre gerne zurückgewichen, doch irgendetwas hielt ihn davon ab. Eine Eingebung vielleicht? Die Hände der Gestalt schoßen aus dem Monitor und HoroHoro erkannte noch die Ähnlichkeit mit BloodyMary, ehe er vor Schreck nach hinten fiel und ebenso wie Ren und Kain die Klippe hinabstürzte. Ihm blieb die Stimme weg, doch er hörte, wie Kain lauthals schrie, während Ren nur leise Laute von sich gab. Er riss seine Augen weit auf und konnte sehen, wie sie sich immer weiter vom Klippenrand entfernten und ihm wurde bewusst, dass der Aufprall nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen konnte. Als er seine Stimme wiedergefunden hatte, hörte man ihn nur noch kreischen.... The End of my fourth Laughter Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)