Heartless Academy von Ange_de_la_Mort (Internatsparodie mit Lernfaktor) ================================================================================ Prolog: Über dunkle Pläne und unerwartete Verbündete ---------------------------------------------------- Kalter, weißer Marmor erstreckt sich weit vor dem Auge des Betrachters. Labyrinthähnliche Gänge tun sich auf. Und jeder einzelne der Räume ist gespickt mit umherwandernden Niemanden. Dies ist das Schloss, das niemals war, der Hauptsitz der Organisation XIII. Ein Ort der Emotionslosigkeit, den kein normaler Mensch jemals freiwillig betreten würde. Was wohl bedeutet, dass wir keine normalen Menschen sind. Obwohl … wir hatten ja nicht unbedingt eine Wahl … Nun ja, das Schloss ist auch ein Ort des Wissens und des Lernens – zumindest für uns, die wir es hier zwangsweise bevölkern. Wir, die armen und unbedarften Fanfiction-Autoren, die einfach für nicht gut genug befunden wurden und die sich jetzt einer Probe unterziehen müssen, gegen die selbst die Bürde, welche ein Meister des Schlüsselschwerts tragen muss, wie ein Kinderspiel erscheint. Jedenfalls glauben das die meisten von uns. Aber ich sollte mit der Geschichte von Anfang an beginnen, nicht wahr? Also … Es trug sich folgendermaßen zu: ~*~ „Zu guter Letzt gibt es noch ein weiteres Anliegen, welches wir besprechen müssen“, dröhnte es aus dem höchsten der vierzehn Sitze des organisationseigenen Konferenzraumes. „Ein Anliegen von äußerster Dringlichkeit.“ Als er sich der Aufmerksamkeit seiner Untergebenen gewiss war, fuhr Xemnas, selbsternannter … Verzeihung … demokratisch gewählter Anführer – die Demokratie bestand übrigens aus dem allseits bekannten ‚Wählt mich oder sterbt!’ - Prinzip – der Organisation fort, indem er dafür sorgte, dass sich mehrere Blätter Papier in den Händen der restlichen Anwesenden materialisierten. Das einzige Geräusch, das man die nächsten Minuten vernehmen konnte, war das leise Rascheln der Blätter. Die Niemande überflogen die Aufzeichnungen und stießen hier und da ein leises ‚Bitte?!’, ‚Was für eine Scheiße ist das?!’ oder ‚Das ist anatomisch gar nicht möglich!’ aus. Auch vereinzelte Würgegeräusche waren zu hören und nicht selten kam es vor, dass sich zwei oder mehr Mitglieder entsetzte Blicke zuwarfen. „Ist das ein Witz?“, fragte Vexen schließlich laut und tippte gegen das Papier. „Welchem kranken Geist ist es eingefallen, perverse Lügengeschichten über Marluxia und mich zu verbreiten?“ „Denkst du etwa, nur du bist betroffen?“, rief Axel dazwischen, dessen Gesicht eine leichte Blässe zierte und der sichtbar schauderte. „Die Dinge, die ich hier mit Roxas mache, sind um einiges schlimmer!“ Vexen beugte sich im Sitz nach vorne und warf Axel einen abfälligen Blick zu. „Soweit ich mich recht entsinne, setzen die Praktiken, die du wirklich mit Roxas veranstaltest, schon eine recht hohe Messlatte, was Abartigkeiten angeht!“ „Pass auf, was du sagst, Eisklotz, oder ich werde dich - “ „Ruhe!“ Es war nicht einmal nötig, dass Xemnas die Stimme erhob. Allein der missbilligende Tonfall genügte, damit die beiden Streithähne sofort den Mund hielten und sich damit begnügten, den jeweils anderen mit wütenden Blicken zu bombardieren. „Dies hier ist ein weit verbreitetes Phänomen, welches sich … Fanfiction nennt“, erklärte der Superior. Aufmerksame Zuhörer waren in der Lage, die Abscheu in seiner Stimme zu erkennen. Und wer Xemnas und dessen allgemeine Emotionslosigkeit kannte, wusste, dass es auf keinen Fall gut sein konnte, wenn er abfällig klang. Normalerweise war das nämlich ein Anzeichen dafür, dass Köpfe rollen würden. Vereinzeltes Nicken folgte, doch der größte Teil der Anwesenden sah nur verwirrt zum Sitz des Superiors. „Was für ein Ding, bitte?“, fragte Xigbar schließlich das, was die meisten von ihnen dachten. „Fanfiction, Fanfic oder auch nur FF ist die Bezeichnung für Werke, die geschrieben werden, und in welchen sich die Protagonisten des Originals – vergleichsweise auch Canon genannt – neuen Handlungen ausgesetzt fühlen dürfen“, erklärte Vexen kurz in einem Satz, der recht auffällige Ähnlichkeit zu einem gewissen Wikipedia-Artikel über dieses Thema aufwies. Das war eine recht gute Definition, doch Xigbar war nicht unbedingt einverstanden damit. „Was ist am Ficken Handlung?“, wollte er fassungslos wissen und warf einen verstohlenen Blick zu Demyx, verzog dann nur leicht das Gesicht. „Nichts. Aber es ist das, von dem die Schreiberlinge glauben, dass wir es den lieben langen Tag tun“, meinte Zexion nur und schnaubte leise, wobei sich der Vorhang an Haaren vor seinem rechten Auge kaum merklich bewegte. „Entschuldigung“, hörte man eine leise Stimme vom Fuße der Sitze, welcher aber niemand Beachtung schenkte. „Aber wir haben doch Wichtigeres zu tun!“ Xigbar gestikulierte wild und breitete die Arme aus. „Welten zerstören, Kingdom Hearts komplettieren, unsere verdammten Herzen zurückbekommen! Wir haben keine Zeit für hirnloses Herumgeficke!“ „Manche der Anwesenden ausgenommen“, murmelte Vexen und duckte sich schnell, als ein Chakram eine Haaresbreite an seinem Gesicht vorbeizischte. „Entschuldigung!“, versuchte es die Stimme noch einmal mit Nachdruck. Wieder interessierte sie niemanden. „Wir müssen dieser Verunglimpfung Einhalt gebieten!“, sagte Xemnas und schüttelte den Kopf. „Früher hatte der Name ‚Organisation XIII’ noch Furcht und Schrecken unter den Menschen verbreitet. Früher hatten sie noch Angst davor, dass wir ihnen ihr Herz stehlen und sie töten würden, doch heute - “ Er wedelte mit einigen Blättern. „- heute nimmt uns doch niemand mehr ernst! Alle glauben, wir wären ein Art fröhlicher Swingerclub, wo es jeder mit jedem treibt, und dass wir alle unseren Gefühlen – die wir natürlich in Wahrheit nicht haben – nachgehen und weinend und ritzend in irgendwelchen Ecken sitzen!“ „Als ob man sich uns ritzend vorstellen könnte!“ Xigbar lachte spöttisch, als er darüber nachdachte, wie das wohl aussähe. „Es würde deine Narben erklären, Einauge“, meldete sich Larxene übelgelaunt zu Wort und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ganz ehrlich? Mir ist egal, was diese Idioten über euch schreiben. Aber warum werde ich immer so dargestellt wie eine ruchlose Sadistin, die ständig so handelt, als hätte sie ihre Tage?“ „Weil du genau das tust“, kam es aus mehreren Richtungen. Kurz darauf schossen Blitze durch den Raum und es krachte laut, dann roch es nach verbranntem Fleisch. Larxene lehnte sich nur lächelnd in ihrem Sitz zurück und betrachtete ihre unter Strom gesetzten Kollegen mit Genugtuung. Xemnas räusperte sich. „Wie ich bereits sagte, wir müssen diesen Rufmord stoppen. Hat jemand eine Idee, wie wir es anstellen könnten?“ „Hey, ihr da oben, würdet ihr endlich mal zuhören?!“, schrie die Stimme und dieses Mal blickten vierzehn Augenpaare zu Boden. Dort stand der Schlüsselträger persönlich und lächelte. „Na endlich.“ Er trat in die Mitte des Kreises und sah zu ihnen nach oben, verdrehte die Augen, als sie alle durcheinander schrieen. „Er ist hier!“, hörte man, genau wie „Jetzt ist unsere Chance!“ und „Wie dumm kann man sein, sich in die Höhle des Löwen zu begeben?“, doch ehe sich einer von ihnen auf Sora stürzen konnte, hob Xemnas gebieterisch die Hand. „Was willst du hier?“, fragte er Sora. „Ich und meine Freunde haben das gleiche Problem wie ihr“, erklärte Sora und legte die Hände auf den Rücken. „Und deshalb wollte ich einen Waffenstillstand vorschlagen. So lange, bis die Sache aus der Welt geschafft ist.“ Man konnte die Zahnräder in den Köpfen der anderen Anwesenden hören. Es wäre nicht schlecht, den Schlüsselträger und Konsorten auf ihrer Seite zu haben. Nachdem sie die schlechten Fanfictions ausgemerzt und den Waffenstillstand beendet hatten, würden sie ihn immer noch töten könnten. Das hier war wichtiger. Xemnas nickte. „Nun denn, sei uns willkommen. Und jetzt lasst uns über eine Möglichkeit nachdenken, wie wir verfahren können.“ „Wir müssen den Autoren zeigen, wie wir wirklich sind!“, kam es schüchtern von Xion, die bis zu diesem Moment aufgrund des Hasses, welcher ihr aus den Blättern entgegengeschlagen war, wie versteinert auf ihrem Sitz gesessen hatte. „Aber wie? Ein einfaches Memo wird nicht reichen.“ „Das werden sie nicht einmal lesen. Sie konnten ja offensichtlich nicht einmal das Spiel richtig spielen und verstehen.“ Roxas hob die Hand und meldete sich zu Wort. „Man müsste es ihnen persönlich erklären.“ Allgemeines Kopfschütteln. „So viel Zeit können wir nicht dafür aufbringen.“ Lexaeus kratzte sich am Kinn und legte den Kopf schief. „Es gäbe eine Möglichkeit. Aber die wird euch nicht gefallen.“ „Was denn?“ „Nun sag schon!“ Saix lächelte, schlug ein Bein über das andere, lehnte sich amüsiert in seinem Sitz zurück. Wenn es wirklich das bedeuten sollte, was er annahm, könnte es interessant werden. „Ich glaube, ich weiß, was du meinst. Wenn der Prophet nicht zum Berg gehen kann, muss der Berg zum Propheten.“ „Mit Propheten kennst du dich ja aus, was, Hündchen?“ Diesmal war es Xigbar, der sich vor einer nach ihm geworfenen Waffe zu ducken hatte. Xaldin beschloss, nicht auf den dämlichen Kommentar seines Kollegen einzugehen, und sah fragend zu Lexaeus. „Wir bringen sie hierher? Zu welchem Zweck?“ „Wir lassen sie eine Zeit lang hier leben. So können sie uns in voller Aktion erleben und studieren. So werden sie unsere wahren Persönlichkeiten kennen lernen.“ „Ist das nicht gefährlich?“ Demyx sah sich unsicher um. „Was, wenn sie versuchen, uns zu verkuppeln?“ „Dann hat eben ihr letztes Stündlein geschlagen.“ „Nein, Luxord“, schaltete sich Marluxia ein. „So leid es mir auch tut, es wird ohne Gewalt gehen müssen. Sonst haben wir ja niemanden mehr, der dafür Sorge trägt, dass diese … “ Er starrte angewidert auf das Blatt in seiner Hand. „ … Diese Abnormitäten in Zukunft der Vergangenheit angehören.“ „Also ist es beschlossen. An die Arbeit, meine Herren. Wir werden einige der Räume umfunktionieren müssen.“ __________ Ich möchte hier noch kurz erwähnen, dass ich nicht vorhabe, jemanden persönlich anzugreifen. Auch möchte ich niemandem ‚sein’ Pairing vermiesen. Es ist nur eine Parodie. Und ich nehme mich selbst ja auch noch zur Genüge auf die Schippe. ;) Über weitere dunkle Pläne und einfallslose Überschriften -------------------------------------------------------- Der Konferenzraum wurde gewechselt. Man brauchte einfach mehr Platz und ein Raum, in dem sich Laptops und eine Leinwand befanden, würde sich sicherlich als nützlich erweisen. Ursprünglich war eine Sitzordnung vorgesehen, doch aus verständlichen Gründen wollten die meisten Organisationsmitglieder nicht neben denjenigen sitzen, mit denen sie in diesen seltsamen Fiktionen zusammengesteckt wurden. Es entstand ein kurzes Gerangel, doch schon bald hatten sich alle – schließlich und endlich – so eingefunden, dass die Diskussion beginnen konnte. Zexions Finger flogen über die Tastatur seines Laptops, sein sichtbares Auge überflog die Zeilen, nahm die Worte in sekundenschnelle auf. „Inzwischen ist die Zahl der Geschichten über uns bekannt. Geht man alle gängigen Seiten durch, kommt man auf eine Stückzahl von etwa fünfzigtausend.“ Kollektives Stöhnen erklang. „So viele können wir auf keinen Fall aufnehmen – dazu ist das Schloss nicht groß genug!“, sagte Axel und schüttelte den Kopf. „Außerdem wären so viele Kinder schwerer zu hüten als eine Wagenladung Flöhe.“ „So schlimm ist es nicht“, meinte Lexaeus, der auf einem Taschenrechner herumtippte. „Geht man davon aus, dass jeder Autor mehrere Geschichten verfasst, dann ist man bei nur noch zwanzigtausend Menschen.“ „Immer noch zu viel.“ „Wir könnten Schlafsäcke in den Gängen auslegen.“ „Nein, Demyx, das können wir uns nicht leisten. Das würde viel zu teuer werden.“ Demyx ließ den Kopf hängen. Schade. Er hatte seine Idee gemocht. Aber es war wohl besser so, denn er wollte keine zeltenden Fans vor seiner Quartiertür haben, über die er jeden Morgen stolpern würde. Vexen räusperte sich. „Ich bin dafür, dass wir uns auf eine kleine Anzahl von zufällig ausgewählten Autoren beschränken.“ „Aber was ist mit dem Rest? Wir müssten die Kurse ja ständig wiederholen, bis wir sie alle versorgt hätten“, kam es von Marluxia, der nur spöttisch lächelte und hinzufügte: „Mir ist zwar bewusst, dass du gern unnütze Arbeit verrichtest, aber ich habe Besseres zu tun.“ Vexen knurrte leise, sein linkes Auge zuckte. „Wenn du einfach mal Respekt zollen und den Mund halten würdest, wenn Ranghöhere etwas sagen, hätte ich den Rest meines Planes bereits erläutern und deine Frage beantworten können.“ Er räusperte sich wieder und stand auf, stützte sich auf den Tisch. „Wir veranstalten diese ganze Chose ein einziges Mal und lassen dabei Kameras mitlaufen. So können wir unsere Vorträge hinterher ins Internet stellen.“ „Ich bezweifle, dass das so häufig angeklickt wird, wenn du mitmachst.“ „Halt die Klappe, Xigbar!“ Nach diesem kleinen Gefühlsausbruch von Vexen ging es weiter um die Frage, wo sich die Autoren denn aufhalten sollten. Schließlich hob Naminé zaghaft die Hand und reichte ihren Skizzenblock herum, auf den sie das Bild der Dunklen Stadt gemalt hatte, deren hunderte hell erleuchtete Fenster sich von der Dunkelheit der Gemäuer selbst abhoben. „Dort ist doch … mehr als genug Platz, oder?“ „Das ist eine geniale Idee!“ „Und jeden Morgen dürfen sie von der Stadt aus zum Schloss rennen“, ersonn es sich Luxord lächelnd. „Warum sie rennen? Na, weil ihren ein paar tausend Herzlose auf den Fersen sind, die ihnen das Herz herausreißen wollen!“ Allein diese Vorstellung hob die Laune der Anwesenden beträchtlich. Es wurde gelacht und gejubelt. Einzig Xemnas starrte mit geistig leicht entrücktem Blick ins Leere, so, als ob er gerade mit dem Gedanken spielte, ihr ganzes Vorhaben über Bord zu werfen, um die Autoren den Herzlosen zu opfern, damit Kingdom Hearts endlich fertig gestellt werden könnte. Saïx, der diesen Blick des Superiors bemerkte und nur zu gut kannte, wechselte schnell das Thema: „Und was sollen wir den Autoren beibringen?“ Natürlich war es Vexen, der sich wieder einschalten wollte, doch Marluxia fiel ihm ins Wort: „Wer hat dich eigentlich zum Sprecher ernannt, Vexen?“, schnarrte er spöttisch. „Wir wissen zwar alle, wie gern du dich in den Vordergrund drängst, aber -“ "Ich bin eben in der Lage, mir über solche Dinge Gedanken zu machen!", schnarrte Vexen zurück. „Ein minderbemittelter Emporkömmling wie du versteht eben nichts vom Denken!“ „Bitte?!“ Marluxia erhob sich und stützte sich mit einer Hand auf dem Tisch ab, gestikulierte mit der anderen. „Mit dem Denken kenne ich mich sehr wohl aus. Es hat schließlich einen Grund, warum ich Herrscher über Castle Oblivion war und nicht du.“ Vexens Antwort bestand aus schrillen Anschuldigungen und kurz darauf begannen die beiden, sich gegenseitig zu beschimpfen. Der Rest der Organisation lehnte sich seufzend zurück. Man kannte das von den beiden ja bereits. Also nutzten einige die Pause, um kurz auf der Toilette zu verschwinden, sich neuen Kaffee zu holen oder sich eine Zigarette anzuzünden. Einfach, um sich die Zeit zu vertreiben, bis die zwei Streithähne sich beruhigt hatten. Einzig Sora, der zwischen seinen Freunden Kairi und Riku saß, legte verwirrt den Kopf schief und verschränkte die Arme vor der Brust. Dann wandte er sich nach links und zupfte Riku an der Weste. „Du, Riku?“ „Ja, Sora?“ „Was ist Castle Oblivion?“ „Eines unserer Abenteuer, das neunzig Prozent der Fans nicht kennen.“ „Ah.“ Sora nickte verstehend und sah nach vorn, wo Vexen und Marluxia sich noch immer in den Haaren lagen. Und dann sah er wieder zur Seite. „Du, Riku?“ „Ja, Sora?“ „Wenn das eins unserer Abenteuer ist, warum erinnere ich mich dann nicht daran?“ Riku blinzelte und schwieg einige Sekunden lang. Dann schüttelte er nur den Kopf. „Weißt du was, Sora? Vergiss es einfach. Ist nicht so wichtig.“ Wieder nickte Sora und schien sich damit zufrieden zu geben. Inzwischen waren Marluxia und Vexen voneinander getrennt worden und hatten sich ein wenig beruhigt, sodass die Sitzung wieder fortgesetzt werden konnte. Vexen, der sich von irgendwoher einen Zeigestock besorgt hatte, räusperte sich einmal mehr und setzte zum Sprechen an. Dann stutzte er und hob die Augenbrauen. „Was ist jetzt schon wieder so witzig, Xigbar?“ Und tatsächlich. Xigbar kicherte hinter vorgehaltener Hand, winkte nur ab, brauchte einige Momente, ehe er wieder zu Atem kam. Dann grinste er breit und zuckte mit den Schultern. „Ach, ich hab mich nur gefragt, ob das der Stock ist, der normalerweise in deinem Arsch steckt. Hat es wehgetan, ihn rauszuziehen?“ Es folgte einer der vielen Augenblicke, in denen Xigbar sich glücklich schätzen konnte, über die Räumlichkeiten und die Schwerkraft zu herrschen, denn wenn dem nicht so wäre, hätte er den Zeigestock jetzt wohl in seinem – nach Vexens Meinung – übergroßen Mundwerk oder im verbleibenden Auge stecken. So schwebte er nur wenige Zentimeter vor Xigbars Nasenspitze, bis Vexen ihn wieder an sich riss. Sora beugte sich nach rechts zu Kairi. „Eine ziemlich unorganisierte Organisation, oder?“, flüsterte er ihr zu und sie nickte nur zustimmend. „Was ich sagen wollte, ehe diese Dilettanten mich unterbrochen haben“, fuhr Vexen fort und warf wütende Blicke zu Marluxia und Xigbar, „ist folgendes: Ein Stundenplan muss her. Prüfungen. Dinge, die wir ihnen beigebracht haben, müssen abgefragt werden, sonst wissen wir nicht, ob die Autorinnen überhaupt etwas verstanden haben.“ Xaldin nickte und raschelte mit einer Tüte Dörrpflaumen, in die er immer mal wieder griff und eine herauszog. „Sonst hätten wir ja unsere Zeit vertrödelt. Und das können wir uns nicht leisten, denn die Zeit könnten wir dann auch damit verbringen, Herzen zu sammeln.“ „Genau!“, rief Sora dazwischen, um auch einmal etwas beizutragen, „und wir damit, euch aufzuhalten!“ Er lächelte, bemerkte nicht, dass ihm von allen Seiten bösartige Blicke zugeworfen wurden. „Jedenfalls -“ Auch Zexion war Meister im Themawechseln. „- haben wir uns bereits etwas überlegt.“ Er tippte etwas auf den Bildschirm seines Laptops und hinter Vexen erschienen einige Sätze auf der Leinwand. - Formale Bearbeitung - Charakterisationen - Shounen-Ai 101 - Hetero 101 - Shoujo-Ai 101 - Wie man Sexszenen NICHT schreibt - Wie man schlechte Eigencharaktere erkennt - Alternatives Universum - Abenteuerfics 101 - Vergewaltigung ist KEIN Liebesbeweis Sie alle betrachteten den Text auf der Leinwand nachdenklich und schließlich hob Riku die Hand. „Warum muss man überhaupt erklären, dass Vergewaltigungen nichts mit Liebe zu tun haben?“ „Weil die meisten Autoren absolute Vollidioten sind und die ganze Scheiße aus billigen, miesen Mangas kopieren!“ Saïx schnalzte mit der Zunge. „Auch, wenn ich dir ausnahmsweise einmal zustimmen würde, Nummer Zwei, so sollten wir doch keine Autoren beleidigen. Wir wollen doch politisch korrekt bleiben.“ „Von wegen! Du vielleicht, aber du wirst ja auch nicht alle fünf Minuten als dumm wie verschimmeltes Brot oder als Vergewaltiger dargestellt!“ „Tja ...“ Ein Lächeln umspielte Saïx' Lippen und er nippte an seiner Tasse. „Da kann ich dir wohl nur mein herzlichstes Beileid aussprechen.“ Xigbar winkte ab, verkniff sich einen gehässigen Kommentar über Saïx, den Hintern des Superiors und Saïx' Hineingekrieche in selbigen. „Ach was. Es hat auch seine guten Seiten. Immerhin geben sogar die kleinen Blagen zu, dass ich männlich bin und stellen mich nicht als stereotypisches Teeniemädel dar.“ „Stimmt. Man muss dich nicht so darstellen – du bist so.“ Jetzt knurrte Xigbar doch. „Wenn du nicht willst, dass ich dir meine Kaffeetasse in die Zähne ramme, solltest du besser - “ „Leute!“ Axel warf die Arme in die Luft und verdrehte frustriert die Augen. „Könnt ihr nicht einfach mal die Schnauze halten?“ „Danke, Axel“, sagte Vexen und … stutzte. „Dass ich das jemals sagen würde“, murmelte er dann leise zu sich selbst und schüttelte den Kopf. „Also … um wieder auf unser eigentliches Thema zurückzukommen: Wir müssen Autoren anwerben, das Schloss und die Dunkle Stadt herrichten und uns um die Vorbereitung des Unterrichts kümmern. Wer meldet sich für was freiwillig?“ „Ich denke, es steht außer Frage, dass der Superior die Herrichtung des Schlosses überwachen wird“, sagte Saïx bestimmend, und erntete genervte Blicke, weil er sich schon wieder aufspielte. „Und es ist klar, dass du an seinem Arsch kleben wirst wie ein notgeiler Köter“, nuschelte Xigbar in seine Kaffeetasse und duckte sich vor einem vorbei fliegenden Claymore. „Könnten wir es nicht so machen, dass Xaldin und Lexaeus arbeiten? Die beiden sind dafür wie gemacht“, sagte Larxene und betrachtete ihre Fingernägel. „Man kann schließlich nicht von einer Dame erwarten, dass sie sich körperlich abarbeitet.“ Es ertönte hier und da vereinzeltes sarkastisches Gehuste. Larxene. Eine Dame. Natürlich. „Und was sollen die machen, die nicht nur aus Muskeln bestehen?“ „Schön, dass du fragst, Axel“, meinte Vexen und grinste eines dieser speziellen Grinsen, die er sonst nur auflegte, wenn er ein ganz besonderes Versuchsobjekt aufschneiden durfte. „Für euch habe ich die wichtigste Aufgabe.“ „Und die wäre?“ „Ihr besorgt uns die Autoren.“ „Jetzt lass dir nicht alles aus der Nase ziehen, Mann! Wie sollen wir das machen?“ „Ihr besucht eine Anime-Convention.“ Kaum waren diese Worte ausgesprochen, schien die Temperatur im Raum um mehrere Grad zu sinken. Ob es das furchtsame Frösteln der wenigen Eingeweihten war, die wussten, was da auf die armen Seelen zukam, oder einer von Vexens Taschenspielertricks, würde jedoch nie geklärt werden. ___ tbc. ___ Wie wird das renovierte Schloss aussehen? Werden Axel und Co. die Con ohne bleibende Schäden überleben? Und wird Ange wieder ein Jahr brauchen, bis das nächste Kapitel kommt? Die Antwort auf all diese Fragen folgt … sicherlich nicht im nächsten Teil. ;) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)