L'objet dégoûtant - Le chemin inconnu von BabYstAr (Ein Special zu Ni~ya und Sakito^^) ================================================================================ Kapitel 2: To know your mysteries --------------------------------- Le chemin inconnu ☆To know your mysteries☆ Mit einem lauten Scheppern ging die Kaffeetasse zu Boden und die braune Masse verteilte sich quer über den Boden. Ein lautes Fluchen folgte dem klirrenden Geräusch und der braunhaarige hielt seinen schmerzenden Finger unter den eiskalten Wasserstrahl am Waschbecken. Warum musste Kaffee auch immer so verflucht heiß sein? „Fuck“, rief er noch einmal etwas leiser aus und ließ seinen Finger noch eine Weile abkühlen, während er mit der anderen Hand das restliche Brot in den Mund stopfte. Mit Kaffee wäre das sicherlich besser gerutscht, schoss es ihm durch den Kopf, aber der war jetzt hinüber. Das würde er später wegmachen – auch, wenn er Unordnung und Dreck in seiner Wohnung mehr als alles andere verabscheute. Ein weiterer, hektischer Blick auf die Uhr verriet ihm, dass seit dem letzten Mal weitere zehn Minuten vergangen waren und er längst zu spät war für die erste Stunde. Er wiederholte das Jahr und konnte es sich nicht leisten, noch einmal eine Ehrenrunde zu drehen, denn so würden ihm seine Eltern diese Wohnung sicher nicht weiter finanzieren. Und da er bei den Lehrern eh als Problemfall galt, brauchte er sich auch nicht groß anzustrengen, außer ab und an pünktlich zu erscheinen und ein paar Klausuren in den Sand zu setzen. Man bemühte sich ja… Schnell war das Brot herunter geschlungen, ein Glas Milch getrunken und die Jacke angezogen, und Sakito machte sich auf den Weg zur Schule. Während er zum Bus rannte, machte er sich bereits seine Gedanken darüber, wie er dem Lehrer die heutige Verspätung am besten würde beibringen können und kramte derweil in seiner Jackentasche nach seiner Busfahrkarte. Das war schon das dritte Mal in den letzten zwei Wochen, und auch, wenn die Lehrer nichts sagten, würde es am Ende sowieso auf seinem Zeugnis stehen. Seine Eltern würden sich tierisch über ihn aufregen und ihm drohen, die Wohnung zu kündigen und zurück nach Hause zu holen. Seine Freunde würden ihn auslachen, sein Ansehen wäre im Arsch und seine nächtlichen Freuden könnte er nicht einmal mehr halb so frei ausleben, wie er es jetzt tat. Grund genug, zumindest pünktlich zu sein. Natürlich war dieser verdammte Bus wie immer zu spät, er hatte fast ganze fünf Minuten zu lang mit dem Bein gewippt, bis er endlich einsteigen konnte. Der Busfahrer schaute ohnehin nicht auf seine Karte, deshalb hielt er sie nur flüchtig hoch, um sie dann zurück in die Tasche zu stecken. Warum er ausgerechnet heute nach vorn schaute, statt auf den Boden, während er durch den Bus zu seinem Stammplatz lief, konnte ihm wohl nur sein dummes Bauchgefühl beantworten, das ihn dazu gebracht hatte, sich umzusehen. Er hielt inne, bekam gerade noch eine der Stangen an den Sitzen zu fassen, bevor der Bus abfuhr. Man sah sich immer zweimal im Leben, aber dass es bei Ni~ya so schnell gehen würde, hatte Sakito nicht gedacht. Wo kam der Typ überhaupt auf einmal her? Zuvor hatte er ihn in diesem Bus noch nie gesehen, geschweige denn in einem seiner Lieblingsclubs oder an seiner Schule. Wo sonst würde er hinwollen, wenn nicht in Richtung ihrer Schule? Etwas anderes gab es auf dieser Buslinie nicht. Doch wie sich nun richtig verhalten? Sollte er ihn anlächeln und ins Gespräch kommen? Sollte er mit erhobenem Näschen an ihm vorbeigehen? Ihn einfach ignorieren, obwohl er ihm in diesem Club vor nicht mehr als zwei Tagen geholfen hatte? Da war tatsächlich wieder dieses freche, undurchschaubare Grinsen in seinem Gesicht, das wieder von einigen blauschwarzen Strähnen halb verdeckt wurde und ein schwarz geschminktes Auge lugte unter dem fransigen Pony hervor. Und das schlimmste daran: Er saß auf seinem Platz. Er entschloss sich, langsam auf ihn zuzugehen und sich auf den Platz hinter ihn zu setzen – einfach aus Trotz und vor allem, weil er sehen wollte, wie er darauf reagieren würde. Ob er ihn überhaupt noch erkannte? Diesem Grinsen zuurteilen schon… Kaum saß er auf seinem Platz, drehte sich der schwarzhaarige zu ihm um und Sakito konnte sehen, wie er an ihm herabschaute. Das Grinsen wurde breiter und schließlich drehte sich Ni~ya gänzlich auf seinem Stuhl um, sodass er auf dem Sitz kniete und die Arme auf der Rückenlehne abstützen konnte. „Zeig mal“, sagte er leise und mit sehr markanter Stimme, die Sakito an dem Abend im Club nicht besonders hatte wahrnehmen können. Er musste Raucher sein, so viel stand fest. Natürlich wusste Sakito, was gemeint war, doch so schnell würde er nicht nachgeben. Mit abschätzendem Blick hob er eine seiner fein geschwungenen Augenbrauen und wartete eine Reaktion ab. Und die kam. Ohne den Blick abzuwenden, griff Ni~ya nach einer der Hände Sakitos und schaute sie sich erst an, als Sakito die Handflächen von allein geöffnet hatte. Ein kurzer Blick schien dem schwarzhaarigen zu genügen, denn er ließ Sakito wieder los. „Bist angepisst wegen mir, was?“ Mit dieser Frage hatte er nun nicht gerechnet. Woher sollte dieser Kerl auch bitte wissen, was eigentlich Sakitos wertvolle Prinzipien waren? Und noch weniger würde er ja wohl wissen können, dass er derjenige war, der sie mit seinem dämlichen Grinsen über den Haufen geworfen hatte! „Und wenn’s so wäre?“, stellte er deshalb die Gegenfrage, denn er wollte herausfinden, wie Ni~ya denn überhaupt auf die Idee kam. Doch dieser hatte nur ein kurzes, müdes Lachen für ihn übrig, zeigte für einen kurzen Augenblick seine weißen Zähne hinter den hübsch geschwungenen Lippen und sah für diesen kurzen Moment einfach unglaublich niedlich aus. Auch, wenn dieses kleine, undeutbare Lachen ziemlich an Sakitos Nerven nagte. „Bloß, weil ich keinen Bock auf nen kurzen Fick mit dir hatte?“ Er spürte förmlich, wie ihm die Gesichtszüge entgleisten. Was bitte hatte er da gerade gesagt? Langsam begann dieser Typ ihm Angst zu machen… oder? „Wie kommst du drauf, dass ich ausgerechnet mit dir ins Bett wollen würde?“ Er wusste selbst, dass diese Gegenfrage nicht unbedingt die beste war und sein Niveau langsam aber sicher ins Kellergeschoss sinken ließ, aber ein besserer Spruch war ihm auf diese verdammt dreiste Aussage dummerweise nicht eingefallen. Wieder ein freches Lachen des anderen, ehe er sich gegen die Fensterscheibe lehnte und an Sakito vorbei aus dem Fenster schaute. „Hab einiges über dich gehört. Und ich hatte keinen Bock einer von vielen zu sein, verstehst? Ich fick niemanden, der sich aufführt wie ne billige Schlampe.“ Das hatte gesessen. Fassungslos starrte er Ni~ya an, der ihm mit diesem Kommentar komplett den Wind aus den Segeln genommen hatte. Eigentlich war er ein sehr schlagfertiger Mensch, doch diesmal hatte er tatsächlich kein einziges Gegenargument parat. Zu sehr hatte der schwarzhaarige ihn aus der Bahn geworfen, doch im nächsten Moment schon spürte er unglaubliche Wut. „Arschloch“, zischte er, drückte auf den Halteknopf, da sie kurz vor der Haltestelle der Schule waren und stand auf, schulterte seine Tasche und lief schnurstracks zur Bustür, nur, um durch diese hinaus zu verschwinden. Ob Ni~ya ihm folgte oder nicht, war ihm völlig egal, sollte er doch bleiben, wo der Pfeffer wuchs. Dieser Typ hatte es sich eindeutig mit ihm verscherzt. So wütend wie noch nie überquerte er den großen Platz vor seiner Schule und lief auf die Sporthalle zu, hinter der sich ein paar Getränkeautomaten befanden, an denen er sich morgens ab und an etwas Wasser für den langen Tag zog. Und zu seinem Unmut musste er feststellen, dass ihm diese verdammten Worte wohl für den Rest des Tages nicht aus dem Kopf gehen würden. Wie konnte jemand wie Ni~ya, der ihn nicht einmal richtig kannte und der bis jetzt höchstens zwanzig Minuten seiner kostbaren Lebenszeit in Anspruch genommen hatte, es nur wagen, so etwas über ihn vom Stapel zu lassen?! Er hatte doch keine Ahnung, wer er war und warum er sich diese Typen dauernd antat. Er hatte keine Ahnung und nahm dennoch solche Worte über ihn in den Mund! Sakito war sich sicher, wenn Ni~ya wüsste, dass er das bloß tat, um von dieser widerlichen, seelischen Einsamkeit zu fliehen, hätte er sich sicherlich gehütet, doch er war nicht der Mensch, der sich sofort anvertraute, obwohl er sein Gegenüber gerade eine Viertelstunde kannte. Und schließlich war Ni~ya offensichtlich durch Gerüchte zu dieser Ansicht von ihm gekommen. Dabei hatte er ihn noch nie zuvor irgendwo in dieser Stadt gesehen, geschweige denn an seiner Schule oder sonst wo. Nicht einmal von seinen Freunden hatte er diesen Namen jemals gehört… Woher war dieses Arschloch mit dem frechen Mundwerk also plötzlich aufgetaucht? Um sein ohnehin schon beschissenes Leben noch hässlicher zu machen? Ohne, dass er es gemerkt hatte, waren ihm die Tränen gekommen und er spürte sie mehr als deutlich auf seinen Wangen, als ein kalter Windhauch darauf traf. Seine Sicht verschwamm vor seinen Augen, er lehnte sich gegen den Getränkeautomaten, die Stirn gegen seinen Arm und weinte einfach. Er war nur froh, dass ihn dabei keiner sehen konnte, denn nichts hasste er mehr, als vor anderen Menschen zu weinen. Mit zittrigen Fingern steckte er das Geldstück in den Automaten und zog sich eine Flasche Apfelwasser, trank dann in einem Zug die halbe Flasche leer. Für eine Zigarette war jetzt keine Zeit mehr, er musste sich beeilen, um die zweite Stunde nicht zu verpassen. Sich die Tränen wegwischend und anschließend in den Spiegel schauend, ob das Make-up auch noch anständig aussah, lief er zurück über den menschenleeren Schulhof und machte sich gleich auf den Weg in seine Klasse. Im Schulgebäude war die Luft seltsam stickig und kaum hatte er den Fuß über die Türschwelle gesetzt, überkam ihn ein seltsames Bauchgefühl. Es verschwand den ganzen Weg über die Treppe bis in den Klassenraum nicht, wo seine Freunde wie immer gemütlich auf ihren Plätzen saßen, aßen, tranken und sich unterhielten. Einige tobten in der Klasse herum, die Mädchen tuschelten und kicherten und schließlich, als sie ihn erblickten, wurden sie lauter. Ja, er war beliebt in seiner Klasse und auch bei den Mädchen, obwohl man hier wusste, mit wem er abends nach Hause ging. Still und leise ging er zu seinem Platz und setzte sich neben seinen Nachbarn, der offenbar mal wieder zu wenig Schlaf bekommen und es sich auf der Tischplatte bequem gemacht hatte. Zu seiner Rechten saßen einige Mädchen in der Reihe, der Platz neben ihm war jedoch leer, da dort einmal jemand gesessen hatte, der sich plötzlich von der Schule abgemeldet hatte und nie wieder aufgetaucht war. Sakito hatte ihn eh nie leiden können. „Was geht?“, fragte sein soeben erwachter Sitznachbar und rieb sich ein Auge, hustete kurz. Sakito rückte leicht angewidert ein Stück zur Seite, um der Bazillenschleuder zu entkommen. „Kein Bock“, antwortete er knapp angebunden. Sein Kumpel schien verstanden zu haben und wandte sich lieber wieder der Augenpflege zu. Es hatte nicht lang gedauert, bis der Lehrer den Raum betrat, und Sakito hatte schweren Herzens sein Handy wegpacken müssen. Mal wieder hunderte von unbekannten SMS, weil irgendwer an seine Handynummer gekommen war, aber auch welche von seinen Freunden waren dabei gewesen. Mittlerweile war ihm egal, dass er so viel Geld für sein Handy verschwendete, immerhin zahlten seine Eltern ihm das Handy und die würden schon was sagen, wenn er es übertrieb. Derweil hatte der Unterricht wohl schon längst begonnen, doch als Sakito endlich hinhörte und sein Handy wegpackte, fiel ihm die seltsame Wortwahl seines Lehrers auf. „Ich bitte Sie alle, freundlich zu sein, denn er ist gerade erst in die Stadt gezogen.“ Und noch bevor er lange hätte überlegen können, wen der Lehrer wohl meinen konnte, öffnete sich die Tür. Augenblicklich brach Sakitos Mimik in sich zusammen. „Ach du Scheiße…“ Natürlich hatte der schwarzhaarige ihn sofort erblickt, grinste dämlich und setzte sich – dreist, wie er offenbar war – einfach auf den freien Platz neben ihn. Das machte der doch mit Absicht…! „Also“, sagte der Lehrer indessen seelenruhig, „Ihr Name ist Ni~ya, Sie sind neunzehn Jahre alt und gerade neu in diese Stadt gezogen. Ich hoffe, Sie fühlen sich wohl in unserer Klasse.“ „Ich denke, das werd ich tun“, antwortete Ni~ya neben ihm, mit demselben dämlichen Grinsen. „Ni~ya?“ „Und dann ist dieses Arschloch auch noch in meiner Klasse! Nach der scheiß Nummer heute Morgen könnt ich sowieso nur noch kotzen…!“ „Man, reg dich wieder ab…!“ Sakito hatte sich in kürzester Zeit völlig in Rage geredet und sogar Sagas Beruhigungsversuche hatten ihn nicht wieder herunterbringen können. Heftig zog er an seiner Zigarette und warf diese halb aufgeraucht einfach in die nächstbeste Ecke des Schulhofes, wo noch nicht sehr viele Leute standen, da die Pause gerade erst begonnen hatte. Gerade mal eine einzige Stunde hatte der schwarzhaarige bis jetzt neben ihm gesessen und Sakito hielt es schon nicht mehr aus. „Wer sich so scheiße aufführt, hat allein meine Präsens schon nicht verdient, verfickt noch mal!“ Nun horchten auch die anderen auf, die bei ihnen saßen und schauten zu ihnen herüber. Reita, der sich bis eben noch mit Kyo unterhalten hatte, zog seine rechte und gleichzeitig einzig sichtbare Augenbraue herauf, Dai, der mit seinem Handy beschäftigt gewesen war, grinste dämlich und Shou und Hiroto unterbrachen doch tatsächlich ihr Gespräch über das letzte Besäufnis am Wochenende, um zuzuhören. „Über wen redet ihr?“, fragte Reita mit mäßigem Interesse. Doch auf eine Antwort wartete er vergebens, denn der Grund für Sakitos schlechte Laune kam geradewegs auf sie zugelaufen. Konnte es eigentlich dümmere Zufälle geben? Allerdings schien Ni~ya jedoch nicht ihn selbst anvisiert zu haben. „Und? Erste Stunde erfolgreich überlebt?“, begrüßte Dai ihn sogleich, was Sakito mehr als verwunderte. Woher bitte kannte Dai diesen aufgeblasenen, arroganten, unglaublich selbstverliebten… „Klar“, antwortete Ni~ya breit grinsend, „neben ihm hier sicher…!“ Sofort spürte Sakito die verwunderten Blicke all seiner Freunde auf sich. Natürlich musste Ni~ya noch einen oben drauf setzen und ihm auf geheimnisvolle Art und Weise zuzwinkern, sodass er nun endgültig nicht mehr wusste, was er von dem schwarzhaarigen überhaupt halten sollte. „Warum sagst du mir nicht, dass du mit Ni~ya ihn da meinst?“, fragte Saga ihn von links, von rechts schaute Shou ihn überneugierig an und grinste verschwörerisch, weil er das Zwinkern offensichtlich mitbekommen hatte. Heute war definitiv ein beschissener Tag. „Woher soll ich wissen, dass du jemanden kennst, der auch so heißt?!“, zischte er und versuchte angestrengt, den schwarzhaarigen neben sich zu ignorieren, der sich gerade angeregt mit Dai über die letzte Party am Wochenende unterhielt. Doch wie konnte er ignorieren, wie sie gerade darüber sprachen? „Du warst das?!“, hakte Dai nach und klopfte Ni~ya anerkennend auf die Schulter. Eine Geste, die ihm so gar nicht in den Kram passte. „Hatten uns alle schon gefragt, wieso Sakito nicht gleich mit seinem Blind Date da nach Hause gegangen ist. Und? Wieso hat’s nicht geklappt?“ „Dai? Könntest du aufhören…“ „Kein’ Bock auf ein One Night Stand gehabt, wieso?“, antwortete Ni~ya jedoch, bevor Sakito seinen Satz hatte beenden können und steckte sich ganz lässig eine Zigarette an. Sakito sah, wie die anderen kaum merklich schmunzelten. „Und das aus deinem Mund?“, lachte Kyo, „Es sprach der Macho vor dem Herrn. Amen und so…“ „Fick dich“, grummelte Ni~ya sofort zurück, präsentierte ihm stolz seinen Mittelfinger. Sakito verspürte allmählich leichte Übelkeit. „Ich glaub ich hau ab“, ließ er leise verlauten, sodass er so gut wie sicher sein konnte, dass es nur Saga neben ihm gehört hatte. Dieser schaute ihn verwundert an, entschuldigte sich kurz bei den anderen und zog Sakito dann einfach ohne Vorwarnung am Arm mit sich hinter die Ecke der Sporthalle. „Was geht mit dir?“, fragte er skeptisch. Genervt seufzte Sakito, warf einen flüchtigen Blick um die Ecke, ob ihnen auch wirklich keiner von den anderen gefolgt war und lehnte sich schließlich an die Wand, rieb sich die Schläfen. „Seit ich diesem Arsch begegnet bin, hab ich das Gefühl es hacken nur noch alle auf mir rum…! Als wenn er allen erzählt hätte, dass ich mich sogar an ihn rangeschmissen hätte wie ne Hure…“ „Hast du denn?“ Empört schaute Sakito seinen besten Freund an, lachte auf und sein Blick war voller Ironie. „Klar“, antwortete er schnippisch, „ich hab ihn sofort gefragt ob er mich ficken will…!“ Eine Weile schwiegen sowohl Saga, als auch Sakito und letzterer nutzte den Augenblick, um nachzudenken. Warum passierten dauernd ihm solche dummen Zufälle, dass seine Freunde diejenigen kannten, mit denen er ins Bett ging? Nicht, dass es diesmal das gleiche wäre. Nein, diesmal kannten sie sogar diejenigen, bei denen Sakito voll auf die Schnauze gefallen war! Und das war wirklich mehr als peinlich. Und oben drauf musste Ni~ya natürlich auch noch einen setzen, indem er allein durch sein dummes Gesicht seine Freunde glauben ließ, dass zwischen ihnen irgendwas gelaufen war, was tatsächlich auf mehr als nur Sex hinauslaufen würde! Vielleicht auf sowas wie… eine Beziehung? „Hast du mal gesehen, wie er mir zugezwinkert hat? Und wie er dauernd auf mir rumhackt? Von wegen ich würde mich benehmen wie eine Hure und in der Klasse hat er gesagt, er würde sich sicher pudelwohl fühlen! Und weißt du auch wieso? Weil er nämlich neben MIR sitzt!“ „Und weil er ganz offensichtlich Interesse an dir hat.“ Somit hatte Saga das ausgesprochen, was Sakito die ganze Zeit befürchtet hatte. Natürlich! Ni~ya hatte das schlecht gemacht, was er bisher fast gänzlich ohne Probleme jedes Wochenende durchgezogen hatte. Und was konnte so einer für einen anderen Grund haben, als den, den Saga soeben genannt hatte? „So n Scheiß, man Saga, du musst echt mal aufpassen, was du dir am Wochenende in die Birne kippst, du weißt ja gar nicht mehr, was du da laberst…“ „Komm wieder runter und denk mal drüber nach, ob da nicht was dran sein könnte“, erwiderte Saga nüchtern und klopfte seinem besten Freund auf die Schultern, anscheinend völlig guten Gewissens und offensichtlich immer noch davon überzeugt, dass seine Vermutung richtig war. Doch was er nicht sah… „Weinst du?“, fragte er plötzlich gerade heraus, sodass Sakito kurz erschrak, allerdings schnell genug reagierte und seine Tränen von den Wangen wischte in einer ganz unbedeutend zufälligen Geste. „Nein“, gab er dennoch mit brüchiger Stimme zurück, „wie kommst du auf so n Scheiß?“ Saga jedoch ignorierte seine Versuche, sich zurückzuziehen und zog ihn an sich, legte seine dünnen und trotzdem starken Arme um ihn und streichelte über seinen Rücken. Sakito wusste nichts zu erwidern. Warum umarmte Saga ihn auf einmal? Er weinte doch bloß, weil er mit der ganzen Situation überfordert war und nicht, weil irgendwer gestorben war! Außerdem war der Grund, den Saga eben genannt hatte, überhaupt kein Grund zu weinen. Also warum weinte er eigentlich…? „Fuck“, murmelte er leise und legte ebenfalls die Arme um seinen besten Freund, drückte sich näher an ihn. Es war doch alles zum Kotzen. Erst begegnete ihm so ein schräger Typ wie Ni~ya, erzählte ihm, dass sein ganzes verficktes Leben so richtig mies war und dass er sich benahm wie die hinterletzte Nutte und dann dachte er auch noch ernsthaft darüber nach, ob nicht doch etwas Wahres dran war! Und nicht zuletzt traf es ihn, dass ausgerechnet Ni~ya, der ihn nicht einmal kannte, so etwas von ihm behauptete. Denn Sakitos Freunde schienen ihn ja alle zu kennen, daher würde er auch ihnen seine besonders negative Meinung von Sakito schnell mitteilen und vielleicht würde es am Ende auch noch so weit kommen, dass andere diese Meinung mit ihm teilten…? Darüber wollte er gar nicht nachdenken. Reita würde sicherlich der erste sein, der Ni~ya's Ansicht teilen würde, immerhin hatte er schon einmal eine Nacht mit ihm verbracht, und die war auch nicht gerade jugendfrei geendet. Der nächste würde Dai sein, bei dem Sakito nicht nur einmal intim geworden war, denn der rothaarige war derjenige, der ihm in schlechten Zeiten mit einem ganz besonderen Wundermittel über die Bühne half… Danach würde Kyo sich dem kleinen Kreis anschließen, denn der war sowieso der absolute Mitläufer und plädierte generell für alles Negative um ihn herum. Dann würden Shou und Hiroto folgen, die eigentlich immer eine recht objektive Meinung von allem gehabt hatten und schließlich würde sich auch Saga irgendwann auf ihre Seite ziehen lassen. Und wer blieb dann noch übrig, der sich mit der ekelhaften, alles anbaggernden und unglaublich billigen Hure abgeben wollte…? Unweigerlich trieb es ihm noch mehr Tränen in die Augen und er unterdrückte nur mühsam ein Schluchzen. Als er nach links blickte, sah er, wie die anderen gerade zurück ins Gebäude liefen und er wich dem neugierigen Blick Ni~ya's aus, der gerade in ihre Richtung geschaut hatte. Nun war er auch noch dem Blick dieses megagroßen Arschlochs begegnet… „Geht’s wieder?“, fragte Saga leise und sehr nah an seinem Ohr, was Sakito irgendwie beruhigte. Langsam löste er sich von ihm und nickte kurz, beinahe kaum merklich. „Danke, man“, wisperte er, streichelte Saga über die Wange und gab ihm einen kleinen, freundschaftlichen Kuss auf die Lippen. „Muss wieder rein…“ Er sah noch, wie Saga nickte und seine Tasche schulterte, als er sich einfach umdrehte und den Blick auf den Boden gerichtet durch die nächstbeste Tür ins Schulgebäude verschwand. Wo Saga hinging, bekam er längst nicht mehr mit. Er war tatsächlich einfach gegangen. Nach dieser einen Stunde neben dem schwarzhaarigen hatte er bereits genug gehabt, hatte ihm vor lauter Scham nicht mehr gegenübertreten können und war einfach in die Stadt verschwunden, hatte dort auf seinen Bus gewartet und war nun auf dem Weg zur Bushaltestelle. Eigentlich wusste er selbst, dass es kindisch war, sich wegen so einer Lappalie so anzustellen. Aber dennoch hatten ihn die Worte Ni~ya's so sehr mitgenommen, dass er an nichts anderes mehr hatte denken können. Allein die Tatsache, dass Ni~ya all seine Freunde zu kennen schien, hatte dieses Gefühlschaos bei ihm ausgelöst… denn er würde seinen Freundschaften gefährlich werden, wenn er auf diese Tour weitermachte. Dabei waren sie alles, was er hatte. „Hey…“ So unsanft, wie er aus seinen Gedanken gerissen wurde, stieß er sich auch den Ellbogen an der Wand der Bushaltestelle, wo er sich soeben auf die Bank gesetzt hatte. Im ersten Augenblick hatte er die Stimme nicht erkannt, doch als er in deren Richtung schaute, wünschte er sich, er hätte lieber doch noch eine Stunde gewartet. „Du hast geschwänzt“, stellte Ni~ya fest, als er sich neben ihn setzte und wieder eine Zigarette herauskramte. Sakito verzog kurz das Gesicht, ehe er einfach wieder geradeaus schaute und mit den Schultern zuckte. Doch Ni~ya schien sich nicht allzu schnell abwimmeln zu lassen. „Wo hast’ dich denn rumgetrieben?“, fragte er, doch hoffte vergebens eine Antwort. Warum tat er nun auf einmal so nett? Warum tat Ni~ya geradezu so, als wäre nie etwas gewesen? Als hätte er all diese widerlichen Dinge über ihn niemals gesagt? Nachdem er sich doch bestimmt schon bei seinen Freunden über Sakito ausgekotzt hatte… „Bist sauer, stimmt’s?“ Humorlos lachte Sakito auf, stand dann einfach auf und ging ein paar Schritte, lehnte sich dann an die Wand der Bushaltestelle, weit genug weg von Ni~ya. „Hör mal, ich hab kein’ Bock die ganze Zeit Selbstgespräche zu führen, bloß weil du zu zickig bist, mir zu antworten“, sagte Ni~ya schließlich nüchtern und stand ebenfalls auf, sodass Sakito eine abwehrende Haltung einnahm. „Wer keine Ahnung von mir hat“, zischte Sakito wütend, „der hat gefälligst sein verdammtes Maul zu halten, kapiert?! Also verpiss dich einfach… und komm mir bloß nicht zu nahe, sonst vergesse ich mich!“ Ni~ya jedoch blieb nicht stehen, kam sogar noch einen Schritt näher und hob abwehrend die Hände. „Ganz ruhig, man“, begann er vorsichtig und mit beschwichtigendem Unterton, „ich will dir doch überhaupt nichts. Warum bist du sauer?“ „Geht dich nen Scheißdreck an!“ „Für so ein Scheißverhalten würd ich mich auch nicht rechtfertigen wollen…“ „HALT DIE FRESSE, WICHSER!“ Ohne es zu merken, hatte Sakito sich näher an die Wand hinter ihm gepresst und die Hände zu Fäusten geballt, bereit nach Ni~ya auszuholen und zuzuschlagen. Kapierte der schwarzhaarige nicht, dass er sich langsam aber sicher in sein Grenzgebiet wagte?! „Du bist sauer, weil ich dich als Hure abgestempelt hab, richtig? Und jetzt hast du Schiss, dass da was dran sein könnte.“ „Als wenn’s nur das wäre“, fauchte Sakito plötzlich ungewollt, „du machst mich noch bei allen schlecht, die mir lieb und teuer sind und checkst es nicht mal, du Arschloch! Was hast du überhaupt hier verloren?! Und was bildest du dir ein zu glauben, du könntest einfach so über mein Leben urteilen?!“ Tatsächlich schwieg Ni~ya einige Sekunden, schien wirklich darüber nachzudenken, was Sakito da soeben an den Kopf geworfen hatte. Dann jedoch seufzte er und schaute ihn an, kam noch einen Schritt näher, was Sakito langsam aber sicher die Wuttränen in die Augen trieb. Gott, was war er nur für ein Weichei…? „Tut mir leid, wenn du das echt so aufgefasst hast, das war nicht meine Absicht“, sagte Ni~ya nun leise, „ich wollte dir nicht irgendwie zu nahe treten oder so…“ „Du könntest was dagegen tun, indem du n paar Schritte zurückgehst“, keifte Sakito, woraufhin Ni~ya erneut abwehrend die Hände hob und sie erst wieder herunternahm, als er drei Schritte zurückgegangen war. Nun entspannte er sich wieder einigermaßen. „Warum bist n du deshalb so aggressiv? Ging dir das wirklich so nahe?“, wollte Ni~ya nun wissen. Sakito schnaubte. „Ich bin dir trotz alldem keine Rechenschaft schuldig, klar? Jetzt verpiss dich endlich…“ „Muss leider in denselben Bus, wie du“, stellte der schwarzhaarige trocken fest und zog an seiner Zigarette, die er nach nur wenigen Zügen einfach beiseite warf. Dann rieb er sich flüchtig übers Gesicht. „Wieso fragst du überhaupt danach?“, fragte Sakito nach einer Weile, in der sie beide geschwiegen hatten und ließ sich an der Wand der Bushaltestelle hinab auf den Boden sinken, starrte diesen scheinbar hochkonzentriert an. Doch Ni~ya gab ihm lediglich ein Schulterzucken als Antwort, was Sakito natürlich nicht gesehen hatte, da er noch immer auf den Boden vor sich starrte. Mittlerweile hatte sich der schwarzhaarige wieder auf die Bank gesetzt und das einzige, was zu hören war, waren die vorbeifahrenden Autos und das leise Husten, was ab und an von Ni~ya kam. „Bist du krank?“, fragte Sakito deshalb, einfach, weil er die Stille zwischen ihnen nicht länger ertragen konnte. Es störte ihn noch immer, dass Ni~ya ihm nicht geantwortet hatte, doch zwingen konnte er ihn schlecht. Er würde schon seine Gründe haben. „N bisschen“, antwortete Ni~ya gelassen, „bin dummerweise zu spät gegangen, dann fuhr kein Bus mehr und ich musste laufen.“ „Wo wohnst du denn?“, platzte es plötzlich aus Sakito heraus, eigentlich ungewollt, sodass er kurz das Gesicht über seine eigene Dummheit verzog. Ni~ya grinste kurz, hob eine Augenbraue und schaute Sakito von der Seite an. „Wieso willst’ das wissen?“, stellte er die Gegenfrage, die Sakito die Augen verdrehen ließ. „Na, es muss ja ne richtige Weltreise gewesen sein bis zu dir nach Hause, wenn du bei dem Wetter schon krank wirst…“ Denn eigentlich war es gar nicht so kalt, zumindest empfand Sakito das nicht so. Man konnte noch auf dem Boden sitzen, ohne, dass man eine Nierenbeckenentzündung davontrug. Lag aber vielleicht auch nur daran, dass er einen Mantel bis unter die Kniekehlen trug… Als Ni~ya ihm seine Adresse nannte, flogen Sakitos Augenbrauen förmlich in die Höhe. Und begann dummerweise zu sprechen, bevor er nachdachte. „Wenn du mit zu mir gekommen wärest, dann würdest du jetzt nicht husten, ich wohn nämlich zwei Blocks vor dir.“ „Na, wenn das so ist“, grinste Ni~ya plötzlich und da registrierte Sakito erst, was er da überhaupt gesagt hatte. Na super, jetzt hatte er diesen Idioten womöglich demnächst noch vor seiner Haustür stehen? „Ist das eins von diesen Apartments?“, wollte Ni~ya wissen, doch Sakito hatte eigentlich überhaupt gar keine Lust, darauf zu antworten. Allerdings wäre es seltsam, jetzt nichts mehr verraten zu wollen, wo er eben doch schon grob verraten hatte, wo er aufzufinden war. „Ja“, sagte er deshalb schlicht, „und weil ich eh weiß, dass du auch danach fragst, ich wohn in der dritten Etage und an meinem Türschild steht nur mein Vorname…“ Ni~ya lachte leise. „Na ja, ich wollte das eigentlich nicht fragen, weil du mich dann wahrscheinlich für zu aufdringlich gehalten hättest, aber jetzt hast du’s mir ja einfacher gemacht!“ Warum passierte sowas eigentlich immer ihm?! „Na dann…“ In dem Moment war Sakito dem Bus, der gerade an ihrer Haltestelle hielt, sehr dankbar für sein Timing. Er war ohnehin schon vier Minuten zu spät dran, aber das war beinahe schon Routine bei dieser Linie. Sakito stieg ein und lief zu seinem Stammplatz, auf den er sich diesmal setzte. Ni~ya setzte sich allerdings nicht in seine Nähe, sondern in den Vierer ganz hinten und warf ihm einen auffordernden Blick zu. Sollte er jetzt gemein sein und ihn einfach allein dort sitzen lassen? Oder sollte er tatsächlich aufstehen und zu ihm hingehen? Sich ihm gegenüber setzen? So tun, als sei diese Wut auf Ni~ya in ihm einfach verflogen und ihm nicht zeigen, dass der schwarzhaarige es sich gerade viel zu einfach mit ihm machte? Da ließ er sich zwar einiges entgehen, aber das eine schloss das andere sicherlich nicht aus. Also stand er auf, setzte sich Ni~ya gegenüber grinsend in den Vierer und schlug elegant die Beine übereinander, schaute den anderen jedoch zuerst nich an. Dann endlich überwand er sich, es doch zu tun, als Ni~ya gerade zum Sprechen ansetzte. „Hast du nächstes Wochenende schon was vor?“ © Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)