Bad Guys Always Die von In-Genius (Wer früher stirbt, ist länger tot) ================================================================================ Ride Two: But I know you – the name's Slim – you want revenge? -------------------------------------------------------------- »Nah, im Ernst«, erklärte der Wirt, »Dein Gesicht kommt mir bekannt vor. Ich hab' dich schon mal irgendwo gesehen«, war er sich sicher. Er zuckte nur mit den Schultern: »Und wenn schon.« Der Wirt wollte noch etwas erwidern, vielleicht nach seinem Namen fragen, als ihn einer seiner anderen Gäste anforderte, auch bedient werden wollte. Er nutzte die Unterbrechung und sah sich in der Gaststätte um. Rustikal und spartanisch eingerichtete, trotzdem gemütlich. Man konnte hier sicher seine Zeit lang sitzen, wenn die anderen Gäste einen nicht böse anstierten. Einem besonders auffällig gaffenden Mann, dem ein Zahn fehlte, streckte er den Mittelfinger entgegen. Er war doch keine Schaufensterpuppe, nur weil er nicht bei jedem sofort Sympathie weckte. »Hey, benimm dich!«, meckerte ihn der Wirt postwendend an und schlug ihm auf die Hand, hielt in der anderen ein Tablett mit leeren Gläsern. Hatte wohl den Rundgang genutzt um Leergut einzusammeln. »Sag das nicht mir«, murmelte er, wandte sich wieder um, seiner Rumflasche zu. Der Wirt stand wieder hinter dem Tresen, sah ihn neugierig an: »Sind das deine Schwerter?« »Was dagegen?« »Ne, sieht man nur nicht alle Tage.« »Hm.« Wieder trank er von seinem Rum, schwieg sich aus. Er redete nicht besonders viel und hielt die meisten Unterhaltungen, die er mithörte, für überflüssiges Geschwätz. Wen interessierte schon der neueste Klatsch über die Nachbarn oder all der andere Tratsch. Damit versuchten sie doch alle nur die Langweile und Eintönigkeit ihres eigenen Lebens zu vertreiben – erfolglos. »Jetzt weiß ich's!«, rief der Wirt plötzlich aus, kramte unter seinem Tresen, Papier raschelte. Er zog elegant eine Augenbraue an und bedachte den gebeugten Rücken des anderen mit einem skeptischen Blick. Zehn Minuten Ruhe wären wohl zu schön gewesen. »Was?« »Woher ich dich kenne«, antwortete der Wirt und holte drei, vier Zeitungen hervor, »Ich hab' dein Foto gesehen.« »In der Zeitung? Soso…« Der Wirt nickte leicht und blätterte, »Wie heißt du noch gleich? Irgendwas mit Roro, Toro, Foro … oder so …« »Zoro. Meine Name ist Roronoa Zoro.« »Ja, sag' ich doch«, blätterte er weiter und zog schließlich einen Zettel hervor: einen Steckbrief. »Tatsächlich, hier: ›Wanted! Dead or alive: Roronoa Zoro. 120 Millionen Berry‹«, ein Pfiff verließ die Lippen des Wirtes, »Das is' 'ne Stange Geld. Dafür würden 'ne Menge Leute töten.« »Wem sagst du das … 120 Mille?«, hakte er nach. Es war ihm zwar eigentlich nicht so wichtig, aber man sollte schon wissen, wie viel Geld der eigene Kopf wert war. Der Wirt nickte: »120 – Wem bist du denn so auf den Schlips getreten?«, er grinste leicht. »Niemand besonderem, denk' ich …«, zuckte er mit den Schultern. »Besonders genug …«, der Wirt stutzte, »Du gehörst zur Strohhutbande?« Er nickte stumm. »Ist der Rest auch hier?«, der Wirt klang zweifelnd. Er schüttelte den Kopf: »Nein, hab' sie in der letzten Stadt aus den Augen verloren.« Eigentlich völlig unmöglich mit ihrem Anführer. Der fiel ständig wie ein bunter Hund auf, aber in der Hektik der Flucht passiert so etwas schon mal; redete er sich ein. Der Wirt lachte auf: »Man muss doch schon blöd sein, wenn man seine Bande verliert!« Finster blickte Zoro ihn an. Der Wirt hob beschwichtigend seine Hände und meinte noch: »Mach dir nich' gleich ins Hemd.« Er schnaubte verächtlich. So machte der blonde Futzi sich bei ihm nicht beliebt. Der Wirt wurde wieder ernst: »Die werden dich auch aus dieser Stadt jagen. Du solltest besser deine Vorräte aufstocken und so schnell wie möglich deine Bande wiederfinden.« Skeptisch musterte er den anderen: »Achja?« Als ob er das nicht selbst wüsste. Der Wirt nickte. »Und wer gibt mir diesen glorreichen Tipp?« »Sanji, mir gehört der Laden hier«, erklärte der Wirt und spülte endlich ein paar Gläser, die er schon die ganze Zeit in der Hand hielt, seit er die Zeitungen wieder weggelegt hatte. »Und du solltest dich wirklich bald vom Acker machen. In unser Städtchen kommen nicht viele Leute und wenn, spricht sich das schnell 'rum.« Zoro hob leicht eine Augenbraue: »Macht sich der Herr etwa Sorgen um einen Wüstenpiraten?« Er hatte zwar nie Pirat sein wollen, aber bei jemandem wie Strohhut Ruffy zählte die eigene Meinung nichts. Der Wirt Sanji schüttelte den Kopf: »Nein, aber ich geb' meinen Kunden eben Tipps, die sie interessieren könnten. Wenn du bereits mir als Gesuchter auffällst …« Er machte eine weiterführende Handbewegung. »Alles klar«, er hatte eh nicht vor, all zulange zu bleiben. Er war ein Reisender. Er war nie lange an einem Ort, immer auf der Suche nach jemandem. Eigentlich suchte er Ihn, den besten Schwertkämpfer der Welt, um ihn zu besiegen und seinen Platz einzunehmen. Aber im Moment musste er zuerst seine Freunde suchen, die zu finden war wohl wichtiger. Die Tür der Kneipe flog auf, brach fast aus ihren Angeln. »Hey! Die brauch' ich noch!«, rief Sanji. Der fast zwei Meter hohe Mann ignorierte Sanjis Ruf. Er war in einen schwarzen Umhang gehüllt und kam auf die Theke zu, bestellte mit tiefer Stimme. Sanji musterte den Schrank von einem Mann skeptisch, stellte ihm aber seine Bestellung vor die Nase. Immerhin betrieb er ein Gasthaus. Auch Zoro musterte den Neuankömmling skeptisch. Der würde ihm noch Ärger machen. Dafür hatte er ein untrügliches Gefühl. Er winkte Sanji heran und fragte gedämpft: »Ist der Kerl von hier?« Sanji schüttelte leicht den Kopf: »Nicht direkt. Er ist der neue Besitzer der Stadt. War mal Oberbefehlshaber der Marinebasis in Shellstown… Alle paar Tage guckt er mal nach dem Rechten.« »Verstehe«, murmelte Zoro und nickte leicht. Der Mann wandte sich zu ihnen um. Misstrauen schien über ihm in fetten Lettern zu stehen. Er musterte den Raum und den grünhaarigen Schwertkämpfer, der nur zwei Sitze von ihm entfernt saß. Seine steife Haltung verhärtete sich noch weiter und seine massige Faust schlug auf den Tresen. »Roronoa Zoro!«, rief er aus, starrte ihn böse an, »Was machst du hier? Verfolgst du mich?« Zoro hob skeptisch eine Augenbraue. »Kennst du den Fleischklops?«, fragte Sanji, wollte gerade einem verschreckten Gast sein Bier reichen. »Nicht das ich wüsste«, antwortete er ehrlich und hatte keine Ahnung, wer der Mann war. Der Fremde knurrte, nahm den langen Mantel von den Schultern und offenbarte sein Antlitz. Zoro musterte ihn. Irgendwoher kannte er dieses klotzige Gesicht und den Beilarm, aber er wusste partout nicht woher. »Captain Morgan!«, donnerte die schwere, kratzige Stimme des Fremden und enthüllte nun endlich seine Identität. »Morgan?«, hakte er leise nach. Es klingelte. Ruffy und er hatten ihn bei ihrem ersten Treffen vollkommen besiegt. »Ich erinner' mich«, erklärte er trocken und nippte wieder an seinem Rum. Es interessierte ihn nicht weiter, wer da neben ihm saß. Er wollte nur seine Ruhe und sich einen Plan zurechtlegen, wie er wieder zu seinen Freunden käme. »Verfolgst du mich? Willst du mich immer noch fertig machen? Ich bin der Arm des Gesetztes, Pirat!«, donnerte Morgan. Seine Augen blickten kurz rüber, dann widmete er sich den letzten Tropfen seines Rums und dem Wirt: »Sag mal, kann man hier irgendwo penn'?« Sanjis Augen lagen ebenfalls auf dem Fleischklotz, ehe Zoro ihn ansprach und seine Aufmerksamkeit ablenkte: »Für umsonst?« »Äh … sieht so aus.« Er war eben Pirat, die waren gemeinhin nicht als Goldesel bekannt. »Nicht für Fremde.« »Und für Bekannte?«, fragte er weiter. Er brauchte dringend Schlaf. »Hey Roronoa!«, donnerte wieder die kratzige Stimme, »Bammelt's dir vor mir?« Zoro schnaubte: »Wovon träumst du nachts, Idiot?« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)