Schneeball von Idris (Sam, Dean) ================================================================================ Kapitel 1: Sammy ist ein Loser ------------------------------ Charaktere: Dean, Sam Timeline: Pre-Series, Dean ist 21, Sam ist 17 Anmerkung: Ich musste ein Türchen füllen und mir in zwei Stunden ne Weihnachtsfic aus den Rippen schwitzen. Das ist das Ergebnis. XD Warnungen: Ein winziges bisschen Wincest ... man kann es auch problemlos als hintiges gen auffassen und ignorieren, denke ich. „Sam! Hey!“ Er drehte sich um. Das war ein Fehler. Kälte explodierte auf seinen Wangen, als ein Schneeball mitten in seinem Gesicht landete. Deans Gelächter klang zu ihm hinüber, laut und atemlos in der kalten Luft. Irritiert fuhr Sam sich mit dem Ärmel über sein Gesicht. Schnee klebte in seinem Pony und seinen Wimpern, machte seine Sicht unscharf und verschwommen. Sekundenlang war sein Bruder nur ein dunkler Fleck in einem Meer aus weiß. „Dean …!“ Er verdrehte die Augen. „Wie alt bist du? Drei?“ „Alt genug, um dir den Hintern zu versohlen, kleiner Bruder.“ Deans Wangen waren gerötet von der Kälte und er trug eine alberne, blaue Pudelmütze. Dad hatte sie ihm zu Weihnachten vor drei Jahren geschenkt, und vermutlich war das der einzige Grund wieso Dean dermaßen ausdauernd etwas so uncooles trug. „Kannst du dich mal zusammenreißen und mir helfen?“ Eher halbherzig warf Sam einen Schneeball zurück. Dean wich ihm spielend aus und hob spöttisch eine Augenbraue. „Ist das alles, was du drauf hast? Lahm, Sammy – ganz lahm!“ „Ich würde dieses blöde Grab gerne noch finden, bevor es dunkel wird.“ Dean winkte ab. „Mach dir nichts ins Hemd. Dad wird es sowieso nicht vor morgen Nacht ausgraben.“ Sam schnaubte. „Ach ja?“ „Hey, es ist Heiligabend.“ „Als hätte es Dad schon mal irgendwann von irgendwas abgehalten, dass Heiligabend ist.“ Er konnte nicht verhindern, dass es bitter klang. Allein der Gedanke war ein Witz. Sam erinnerte sich nur zu deutlich an vergangene Weihnachten, die er abwechselnd auf Friedhöfen, Autorücksitzen, im Krankenhaus und in der Jugendstrafanstalt verbrachte hatte. Stille Nacht, heilige Nacht. Ja klar. John Winchester und Weihnachten wechselten die Straßenseite, wenn sie sich begegneten, so wenig wollten sie miteinander zu tun haben. „Nein ehrlich. Dieses Jahr ist es anders. Dad ist zuhause, er hat es versprochen. Und ich habe einen Baum …“ „… geklaut.“ „… organisiert“, verbesserte Dean. „Und habe Weihnachtspizza bestellt.“ Sam wollte es doch eigentlich gar nicht wissen. Er wusste es doch besser. Trotzdem konnte er seine Klappe nicht halten und musste nachfragen. „Was um Himmels Willen ist Weihnachtspizza?“ „Na ja, ich schätze, da ist Gans drauf … oder Rosinen. Keine Ahnung.“ Dean machte eine nichtssagende Handbewegung. Bei jedem anderen hätte Sam vermutet, dass es ein schlechter Witz war. Nicht bei Dean. Außerdem beinhalteten Deans schlechte Witze immer sexuelle Anspielungen. Er schüttelte den Kopf und wandte sich ab. Es hatte keinen Sinn gegen Deans Enthusiasmus anzureden, das machte es nur noch schlimmer. Sam hatte sowieso den dumpfen Verdacht, dass Dean nur wegen ihm so penetrant versuchte Weihnachten zu feiern. Denn Dad war es offensichtlich völlig egal, ob Heiligabend war oder nicht. Der Gedanke war rührend und verstörend zugleich. Sam war kein kleines Kind mehr, dem man Märchen über den Weihnachtsmann erzählen musste. „Also, ich habe hier einen Joseph Miller und einen Steven Miller und eine Susan Miller“, leierte er herunter, während er mit der bloßen Hand Schnee von einem weitern Grabstein zur Seite schob, „… und einen … uhm, Deuteronomy Miller. Aber keinen Abraham Miller. Wie sieht es bei dir aus …?“ Er wandte sich um. Mit einem lauten Klatschen landete ein weiterer Schneeball mit auf seiner Brust. „Alter! Was ist mit deinen Reflexen los? Ausweichen!“ Dean hüpfte im Schnee auf und ab und sah ihn abwartend an. „Versuch mich zu erwischen, ich wette, das schaffst du nicht.“ „Dean …“ Sam hob eine Hand und massierte sich die Stirn. Manchmal hatte er das Gefühl, sie waren nicht siebzehn und einundzwanzig, sondern er vierzig und Dean fünf. Und mit jedem Jahr schien er sich zurück zu entwickeln, so sah es aus. „Lass. Das!“, stieß er mit zusammengebissenen Zähnen hervor. „Du hast doch nur Angst, dass du gegen mich verlierst. Sammy ist ein Loser! Sammy ist ein Weichei!“, sang Dean. Er hatte eine schöne Singstimme. Zumindest wenn er nicht wie jetzt in ein schauerliches, gekünsteltes Falsett abrutschte. Sam runzelte verächtlich die Stirn. „Oh bitte. das funktioniert nicht mehr seit ich sieben bin.“ Ein weiterer Schneeball traf ihn an der Schulter. „Punkte für jeden Körperkontakt“, verkündete Dean. „Der Verlierer muss für den Rest der Woche abwaschen und die nächsten vier Gräber ausheben.“ „Alter! Ich werde jetzt keine Schneeballschlacht mit dir machen. Wir sind auf einem Friedhof!“ „Und?“ Dean zuckte mit den Schultern, während er mit bloßen Händen schon die nächste Kugel formte. „Ist ja nicht so, als ob das hier jemanden stören würde. Alle die was dagegen sagen könnten, sind tot.“ „Sehr geschmackvoll, wirklich. Das Grab? Abraham Miller? Böser Geist? Klingelt da was bei dir?“, erwiderte Sam. Nicht, dass ihm viel an dieser Jagd lag. Aber es gab bloß wieder Ärger, wenn sie im Hotelzimmer auftauchten und Dad keine Ergebnisse liefern konnte. „Sam, gib es auf. Sieh dich doch mal um.“ Dean breitet vielsagend die Arme aus und warf einen Blick über die meterlangen Reihen an Gräbern. Vereinzelte Flocken rieselten stetig vom Himmel und landeten auf seinen Schultern und seiner Mütze. „Du kannst nicht alle Steine freischaufeln bis wir das richtige gefunden haben. Zumindest nicht heute. Nicht jetzt. Lass uns heute Pause machen.“ „Weil Weihnachten ist?“ Es sollte sarkastisch klingen. Aber vielleicht klang es auch einfach nur ein bisschen resigniert, denn Deans Blick wurde unwillkürlich weicher. „Nein, du Pflaume. Tu es für mich!“ Er grinste breit und der nächste Schneeball wäre erneut mitten in Sams Gesicht gelandet, wenn der nicht reflexartig zur Seite getreten wäre. „Hast du etwa Angst vor ein bisschen Schnee?“ tönte Dean. „Sammy ist ein Loser. Sammy ist ein Weichei. Sammy ist ein …“ „Okay, es reicht! Ich zeig dir Weichei!“ Mit einem Aufschrei stürzte sich Sam auf seinen Bruder und riss ihn mit sich zu Boden. Eine Schneewolke wirbelte um sie herum. Im ersten Moment war es eiskalt, aber der Schnee hatte genau die richtige Konsistenz aus fluffig und frisch gefallen. Im nächsten Augenblick hatte Dean sich bereits unter ihm hervor gewunden und sich auf ihn gestürzt. Sam wurde zu Boden gepresst und kalte Hände schoben unnachgiebig Schnee in seinen Kragen. „Shit! Nein! Stop!“ japste er. „Sag ‚Dean ist der beste große Bruder! Und er ist für immer in allem besser und toller und sieht viiiel besser aus!‘“ „Vergiss es!“ Er zog Dean die Beine weg und rang ihn unter sich. Mit Genugtuung drückte er ihm eine Handvoll Schnee ins Gesicht, bevor er mit einem Japsen wieder zur Seite befördert wurde. Minutenlang rangen sie im Schnee miteinander. Sam hatte den Größenvorteil und Dean lachte so heftig, dass er kaum noch Luft bekam, so dass er sekundenlang unfähig war, sich zu verteidigen. Sein ganzer Körper vibrierte unter Sam, warm und lebendig mitten in dem Schneegestöber. Sein Fuß stieß gegen einen Grabstein und Sam hielt sekundenlang inne. „Oh shit … wir kriegen bestimmt Ärger“, stöhnte er und ließ den Kopf auf Deans Schulter sinken. „Wir entweihen einen Friedhof.“ Dean nutzte den Moment und schob ihm von hinten eine Handvoll Schnee unter den Pullover. „Junge, wo lebst du? Wir schaufeln in einer Tour Gräber auf und da machst du dir Gedanken wegen einer Schneeballschlacht?“ Sam gab ein unmännliches Quieken von sich, als der Schnee mit seiner bloßen Haut in Berührung kam und spürte wie seine Arme weggezogen wurden. Sekundenlang war Dean wieder im Vorteil. „Was denn? Hast du etwa schon genug? Sammy ist ein Loser …“ „Dean!“ Sein Bruder war ein Kleinkind. So sah es aus. Ein nerviges, anstrengendes, penetrantes Kleinkind. Trotzdem konnte Sam nicht verhindern, dass seine Mundwinkel sich unaufhaltsam auseinanderzogen. Er nutzte Deans Augenblick des Triumphes um ihm mit einer Hand Schnee ins Gesicht zu werfen und ihn mit der anderen herumzudrehen und ihn unter sich zu drücken. „Wer ist jetzt der Loser?“ hörte er sich fragen. Sein Atem hinterließ weiße Wölkchen in der kalten Luft und er drückte Deans Arme über dem Kopf in den Schnee. Dean grinste zu ihm hoch. Schnee taute in seinen absurd langen Wimpern und seine Brust hob und senkte sich rasant vor lauter Anstrengung. Irgendwo während dem Gerangel hatte er seine Mütze verloren und seine feuchten Haare standen in schrägen, dunklen Spikes von seinem Kopf ab. Seine Sommersprossen leuchteten wie Goldpunkte auf seinen roten Wangen. Sein Bruder war ein Volldepp. Das erklärte nicht das enge Gefühl in seiner Brust, aber es war ein Anfang. Eine kalte Hand landete in seinem Nacken und drückte kurz. „Besser?“ fragte Dean, immer noch atemlos, aber diesmal mit einem warmen, aufrichtigen Tonfall. „Was?“ „Deine miese Laune. Du warst die letzten Tage nicht zum Aushalten.“ Seine Augen waren mehr Bernstein als grün in dem dämmrigen Licht. Sam schluckte und nickte. Mit einem Mal konnte er nicht schnell genug von Dean herunterkommen. Er rutschte ein Stück beiseite, zog die Beine an und legte den Kopf zurück. Sekundenlang saß er mitten im Schnee und atmete, ließ kühle, sanft Flöckchen auf sein Gesicht rieseln. „Alles okay?“ Dean stand auf und dehnte sich, bevor er ihm eine Hand entgegenstreckte. „Ich hab dir nicht wehgetan, oder?“ Seine Jacke war offen, und seine Hose und sein Pullover waren von oben bis unten weiß gepudert. Feiner Schneestaub rieselte aus seinen Haaren, als er den Kopf schüttelte. „Als ob du das könntest …“, murmelte Sam. Er ergriff die Hand und ließ sich hochziehen. Dean klopfte ihm auf die Schulter und staubte Schnee von seiner Jacke. „Und? Lust auf Weihnachtspizza? Ich habe auch ein geniales Geschenk für dich. Und wenn du nichts damit anfangen kannst, gib es mir. Ich benutze es bestimmt.“ Er wackelte vielsagend mit den Augenbrauen. Er sah vollkommen idiotisch aus und das seit Wochen verkrampfte Stück in Sams Magen löste sich ein wenig und zerbröselte wie Schnee. „Löst das dein Problem mit Weihnachten?“ fragte Dean und angelte nach seiner Mütze, die auf einem Grabstein thronte. „Was auch immer dein Problem damit ist.“ Weihnachten war nicht das Problem. Weihnachten war nur ein Symptom. Für alles was schief lief. Aber die Liste war zu lang und das Gefühl zu groß und zu schwer, und Sam konnte es nicht in Worte fassen. Er nickte. „Ein bisschen.“ Denn Dean war ein Volldepp, aber er war auch das Symptom für alles was gut war. „Hey, Dean …“ „Hm?“ „Ich hasse Gans auf Pizza.“ ^Fin^ Anmerkung: Erneut kurz und schmerzlos. Und wow - wincestiger als geplant. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)