Endless Love – Without A Future? (無盡的愛) von Lina_Kudo (Eine verbotene Liebe im alten China (Goku&Chichi)) ================================================================================ Kapitel 12: 遺忘 - Alles vergessen? --------------------------------- ****Rückblick**** Ohne noch eine Sekunde länger zu zögern rannte ich zu meiner Prinzessin, hob sie ohne großartige Schwierigkeiten hoch und sah meine Soldaten mit einem resoluten Grinsen an. »Tut mir leid Männer, aber wir haben uns nun entschieden zu leben. Lebt wohl!« Nach diesen letzten Abschiedsworten flog ich in Windeseile mit meiner Geliebten dem Horizont entgegen. In die ewige Flucht. In die Freiheit. ****Rückblick**** KAPITEL 12: 遺忘 Vergessen? »Erkennst du mich nicht mehr?« Unglaublich. Das war doch einfach … unfassbar! Träumte ich oder hatte Son-Goku vor wenigen Minuten wirklich unseren Soldaten hcöhstpersönlich berichtet, dass wir uns nicht mehr länger dem Willen des Kaisers beugen und unseren eigenen Weg gehen würden? War sein Fluch etwa endlich gebrochen? Nach so langer Zeit? Ich linste vorsichtig zu ihm hoch, während er mit einer unmenschlichen Geschwindigkeit weiterflog. Eindringlich musterte ich ihn einige Augenblicke weiter, doch aus seinem Gesichtsausdruck war nichts zu entnehmen. Keine Freude. Keine Erleichterung. Aber auch kein Bedauern und keine Reue. Es führte wohl kein Weg daran vorbei, mich selbst bei ihm zu erkundigen, wenn ich es herausfinden wollte. Kurzerhand entschied ich mich, ihn erst zu fragen, nachdem wir wieder sicheren Boden unter unseren Füßen haben würden. Durch die enorme Geschwindigkeit, mit der wir uns fortbewegten, hätte ich nicht einmal mein eigenes Wort verstanden durch das laute Rauschen in meinen Ohren. Nach einiger Zeit fanden wir wieder Boden unter den Füßen. Sanft ließ er mich runter. »S- Son-Goku?«, fragte ich ihn etwas aufgeregt. »Weißt du, was du eben getan hast? Bist du dir dessen bewusst?« Son-Goku sah mir länger in die Augen, bevor er leise antwortete: »Nein Prinzessin. Ich weiß selbst nicht, was mich dazu verleiten ließ, so zu handeln.« Ein herber Schlag ins Gesicht. Es wäre ja auch zu schön gewesen, wenn er wieder er selbst geworden wäre. Ich hütete mich jedoch davor, gleich wieder pessimistisch zu werden. Denn allein die Tatsache, dass er überhaupt so gehandelt hatte, war wohl ein klares Zeichen dafür, dass er auf dem besten Weg der Besserung war. Nur war er sich dessen selbst noch gar nicht bewusst, das war alles. Es war also nur noch eine Frage der Zeit, bis er wieder zu mir zurückkehrte. Und ich würde ihm bis in alle Zeiten zur Seite stehen und tatkräftig dabei unterstützen, wieder zu sich selbst zu finden. Und bis dahin musste ich mich über jeden noch so kleinen Fortschritt freuen, genügsamer sein und mich in der Tugend der Geduld üben. » Ihr habt sicher das Bedürfnis nach Beköstigung. Bitte wartet hier auf mich und passt auf Euch auf.« Kaum hatten diese Worte seine Lippen verlassen, war er auch schon wieder fort. Seufzend setzte ich mich auf den harten Boden und lehnte mich an einen Felsen. Verträumt beobachtete ich die Wolken über mir und ließ meine Gedanken schweifen. Nun waren wir tatsächlich offiziell vor unserem eigenen Volk geflüchtet und waren somit mehr oder weniger frei. Doch wie sollte es nun weitergehen? Mit hundertprozentiger Sicherheit würden sie uns folgen, egal wohin wir flohen. Schließlich wussten sie nun, dass wir lebten. Überallhin würden sie uns auf den Fersen sein – daran bestand kein Zweifel. Ob wir es schaffen konnten, dauerhaft unentdeckt zu bleiben? Auf uns wartete ein Leben, in der wir uns auf der ständigen Flucht befinden würden. Der einzige Gedanke, der mich positiv stimmte, war, dass wir wenigstens zusammen sein konnten. Dieses entscheidende Argument, welches immer überwiegen würde und sich durchsetzen konnte. Denn auch als verstoßene Verräter waren wir wenigstens zusammen, und das war das Wichtigste. Egal, wenn unser Leben von nun an aus fortwährender Flucht bestand: Wir würden glücklich sein, weil wir zusammen waren. Weil wir uns hatten. Mehr wollte ich gar nicht. Das reichte völlig aus. Denn ein Leben, wo ich alles haben und im Luxus leben konnte, war absolut nichts wert, wenn ich nicht mit ihm zusammen sein konnte. Ich war mir bereits darüber im Klaren, als ich den Plan zu dieser Flucht geschmiedet hatte. Aus weiter Ferne erkannte ich Son-Goku, wie er auf mich zukam. Und wie es zu erwarten war, kam er nicht mit leeren Händen zurück. Ganz und gar nicht. »Hier bin ich wieder, Prinzessin. Ich hoffe, Euch ist die Wartezeit nicht allzu lang erschienen.« Diese Erwähnung war überflüssig, und dennoch konnte er darauf der Höflichkeit halber nicht verzichten. Anschließend legte er seine stolzen Vorräte auf den Boden ab. Es fehlte uns an nichts: Von Kochgeräten wie ein voluminös großer Topf über zu Obst und Gemüse aller Sorten bis hin zum überdimensionalen Karpfen war alles dabei. Das war ja ein wahres Festmahl, und es erschien mir schon etwas schleierhaft, dass er in so kurzer Zeit solch eine Menge zusammengefunden hatte. Aber mittlerweile durfte mich das nicht wundern, denn das Wort »unmöglich« war nicht in seiner Welt vorhanden. Nein, nicht bloß in seiner Welt, sondern in unsererWelt: Seine Welt war gleichzeitig auch meine. So war das schon immer gewesen. Schmunzelnd erhob ich mich. »Dann werde ich uns jetzt mal etwas Leckeres zurechtzaubern. Deine Arbeit ist damit getan. Nun bin ich an der Reihe.« Ich ging zu der monströsen Ansammlung und suchte die Zutaten schon einmal heraus, was sicher noch einige Zeit beanspruchen würde. Ich bemerkte aus den Augenwinkeln, wie Son-Goku noch etwas entgegensetzen wollte, es aber dann doch für schlauer hielt, es dabei zu belassen. Wir beide wussten, dass seine nicht existenten Kochkünste so katastrophal waren, dass es für ihn nicht einmal zum einfachen Küchenassistenten reichte. »Vergebt mir bitte, dass ich Euch auf diesem Gebiet nicht behilflich sein kann. Wenn Ihr es gestattet, würde ich gerne etwas trainieren gehen.« »Ja ja, geh ruhig. Ich rufe dich dann, wenn das Essen fertig ist«, stimmte ich nickend zu und suchte weiter nach den kulinarischen Bestandteilen. Ich konnte mir denken, warum er so darauf erpicht war, zu trainieren. Er sann nach wie vor nach Rache für unsere Väter und sein Durst würde nicht eher gestillt werden, bis er den Schuldigen gefunden und zur Rechenschaft gezogen hatte. Vielleicht war auch das ein Grund für seine Entscheidung gewesen, mit mir zu flüchten. So konnten wir nach dem Mörder suchen, was wir unmöglich unter der Gewalt des Kaisers geschafft hätten. Zwar war ich eindeutig gegen solch blutige Gewalt, auch wenn ich früher selbst gerne aus Spaß ein paar Tritte und Schläge mit Son-Goku ausgetauscht hatte. Doch so ein brutaler Kampf, wo es wirklich um Leben und Tod ging, versuchte ich normalerweise doch mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu vermeiden. In diesem Fall war es jedoch anders. Auch ich dürstete nach Vergeltung für die zwei Menschen, die mir so am Herzen lagen. Ja, sogar ich, die so ein friedliebendes Wesen war. »Essen ist fertig!«, rief ich laut, als nun endlich alles zubereitet war. Sofort erschien Son-Goku vor mir. Seine Augen funkelten freudig wie die eines kleinen Kindes, als er die von mir zubereitete Mahlzeit kurz begutachtete. »Das sieht alles wirklich fantastisch aus, Prinzessin«, lobte er mich mit leichter Zurückhaltung. Er wollte mich sanft auf meinen Platz befördern, indem er leicht meine Schultern packte und meinen Körper sanft nach unten drückte. »Bitte setzt Euch doch.« Kaum merklich lächelte ich ermuntert. Wieder hatte er mich einfach so berührt. Das hätte er sich vor gar nicht allzu langer Zeit nie getraut. Nachdem ich mich gesetzt hatte, setzte er sich neben mich und wartete geduldig ab, da er nie anfangen würde, bevor ich nicht zuerst zugegriffen hatte. Es war doch wirklich zum Verrücktwerden: Kaum hatte er mir ein Indiz gegeben, dass er sich mit großen Schritten seinem wahren Wesen wieder näherte, da zerstreute er schon innerhalb der nächsten Sekunden jede Hoffnung mit einem knallharten Gegenbeweis. Äußerst frustrierend. Seufzend nahm ich eine der Schalen, schöpfte die Gemüsesuppe hinein und stellte sie ihm direkt vor seine Nase. Anschließend machte ich das Gleiche mit der zweiten Schale und gerade, als ich sie vor mir abstellen wollte, stellte ich fest, dass dort bereits eine stand. Ich verdrehte lächelnd meine Augen und übergab ihm die zweite Schale, die er mit beiden Händen dankend annahm. Zwei Schalen würde er mühelos und in kürzester Zeit runtergeschlungen haben. »Lass es dir schmecken«, wünschte ich ihm strahlend und fing sogleich an zu essen, damit auch er endlich starten konnte. Ich sah ja schon förmlich, wie ihm das Wasser im Munde zusammenlief und wollte ihn keine weitere Sekunde warten lassen. Der aufgehende Mond leitete die Nacht ein. Ziemlich gesättigt saßen wir Seite an Seite und beobachten schweigsam, wie es paradoxerweise immer heller wurde. Heute herrschte Vollmond, der die Nacht zum Tag machte. Alles war so friedlich und still, dass ich unseren regelmäßigen Atemzügen lauschen konnte. Eine beianhe romantische Atmosphäre lag in der Luft, die für uns beide zugleich aber auch ein wenig unangenehm war, denn bisher waren wir ja noch nie vollkommen offen zueinander gewesen, wenn es um unsere wahren Gefühle gegangen war. Wie lange war es her, seit wir das letzte Mal zusammen zu den Sternen hochgeschaut und den Vollmond beobachtet hatten? Schon so lange, dass ich mich kaum noch daran erinnern konnte. Als wäre dies nur ein Traum gewesen. Als hätte ein anderes Mädchen damals neben ihm gesessen. »Son-Goku?« Dieser drehte sich weniger überrascht nach hinten, denn er hatte sie natürlich schon längst bemerkt. »Was machst du denn hier? Du hast dich doch bestimmt wieder heimlich rausgeschlichen, oder?« Sein Tonfall sollte tadelnd sein, doch das wollte ihm nicht so recht gelingen. Nie konnte er ihr richtig böse sein. Dafür war sie einfach viel zu niedlich. »Ich konnte nicht schlafen« war ihre äußerst miese Entschuldigung. Son-Goku unterdrückte ein Kichern und seufzte stattdessen tief. »Deinetwegen werde ich wieder Ärger bekommen, wenn deine Abwesenheit wieder bemerkt wird«, warf er ihr vor, schlug seine Augen auf und blickte sie – entgegen seiner Worte – freundlich an. Einladend streckte er ihr seine Hand aus. »Na komm.« Das ließ sich Chichi nicht zweimal sagen, machte einen Schritt nach dem anderen und griff nach seiner Hand. Ehe sie es sich versah, saß sie auch schon wieder auf seinem Schoß. Zärtlich drückte er ihren Rücken an ihre Brust und sog berauscht ihren unschuldigen Duft ein. Wie immer roch sie wahnsinnig gut. Süßlich. Nach Erdbeere. Mit geschlossenen Augen lehnte er seine linke Wange an ihre Schläfe. Erleichtert grinste die junge Prinzessin glücklich vor sich hin und setzte noch eins drauf. »Es scheint mittlerweile doch schon ein kleines Ritual zu sein, dass wir uns gemeinsam den Vollmond ansehen. Da konnte ich dich doch nicht alleine lassen.« Der Krieger nickte nur stumm. Anschließend machte er ihr ein Geständnis, welches ihr Herz unerklärlicherweise ein paar Takte schneller klopfen ließ als ohnehin schon. » Schön, dass du da bist. Ich habe mich schon einsam gefühlt ohne dich.« Die romantische Stimmung bekam plötzlich einen herben Dämpfer, als Son-Goku zunehmend unruhiger wurde. Das blieb von mir nicht unbemerkt. »Was ist mit dir?«, fragte ich ihn besorgt und legte meine Hand auf seine Schulter, wodurch er unerwartet aufzuckte. »A- Alles in Ordnung?« Davon schien er jedoch keinerlei Notiz zu nehmen. Wenigstens schien er mich noch zu hören, denn er sah mir angestrengt in die Augen. »P- Prinzessin …«, röchelte er mühevoll hervor und kauerte sich zusammen. »B- Bitte lauft weg! Es wird etwas Furchtbares geschehen. Lauft weg!« Er klang immer fordernder, was überhaupt nicht seiner sonstigen Art entsprach. Doch das schreckte mich nicht zurück, im Gegenteil: Vehement schüttelte ich den Kopf. »Ich denke nicht einmal daran, dich alleine zu lassen! Was ist denn nur los? Lass dir doch von mir helfen!« Als er mich direkt ansah, erkannte ich erschrocken eine Färbung in seinen Augen. Die intensive Farbe des Rotweins. Als ich hinter ihm etwas Braunes schlängeln sah, lief es mir ein weiteres Mal eiskalt den Rücken runter. Ein langer Affenschwarnz! Ihm konnte doch nicht in Sekundenschnelle ein solcher Schwanz gewachsen sein! Aber konnten sich meine Augen wirklich so täuschen? Konnten mir meine Sinne wirklich so einen üblen Streich spielen? Vor meinen Augen bildete sich urplötzlich eine Szene, welche vor vielen Jahren zwischen uns stattgefunden hatte. Die Szene, in der Son-Goku mir erzählt hatte, woher er in Wirklichkeit ursprünglich stammte. Vom Planeten Vegeta. »Sag mal, warum müsst ihr Jungs ständig kämpfen und euch prügeln? Ihr tut euch doch total weh damit. Das kann doch gar keinen Spaß machen!« Die zehnjährige Chichi nahm kein Blatt vor den Mund und sprach ihre Meinung unverblümt aus, worauf Son-Goku nur schmunzeln konnte. »Das wirst du auch nie verstehen können. Erstens bist du ein Mädchen, und zweitens bist du kein Saiyajin. Saiyajins liegt das Kämpfen nämlich im Blut.« »Saiya- was?«, hakte Chichi sofort nach, so wissbegierig wie sie nun einmal war. »Oh je, dann muss ich bei dir ja wieder von ganz vorne beginnen. Hab ich dir wirklich noch nie erzählt, dass ich eigentlich kein Mensch bin?« Son-Goku begutachtete sie mit einem lächelnden und zugleich fragenden Gesichtsausdruck. Die junge Prinzessin gab als Antwort nur ein Kopfschütteln zurück, da sie schon ganz neugierig darauf war, was er ihr nun wieder für eine spannende Geschichte erzählen würde. »Na schön. Pass gut auf.« Er ließ sich auf einen großen Stein sinken, und sie setzte sich gleich direkt neben ihn und schaute ihn mit ihren erwartungsvollen Augen an, gegen denen er sich noch nie hatte durchsetzen können. »Ich bin vor vierzehn Jahren nicht auf der Erde geboren worden, sondern auf dem Planeten Vegeta, auf der nur Saiyajins gelebt haben. Sie haben genauso ausgesehen wie Menschen, nur haben sie ausnahmslos immer schwarze Haare und Augen gehabt. Und noch dazu haben sie einen Affenschwanz besessen, der es ihnen ermöglicht hat, bei Vollmond, der nur alle acht Jahre über Vegeta in voller Pracht gestrahlt hat, sich in riesige unkontrollierte Gorilla-Affen zu verwandeln und nur noch Chaos und Zerstörung hinter sich zu lassen.« Nach einigen Fragen ihrerseits kam die Frage, wo ihre Affenschwänze nun waren. »Na ja, wie gesagt, durch den Schwanz würden wir uns jede Vollmondnacht in unberechenbare Monster verwandeln, die in dieser Phase nur Chaos und Zerstörung im Sinn haben und alles andere vergessen. Da es für die Bewohner hier auf der Erde natürlich viel zu gefährlich gewesen war, haben wir uns entschlossen, uns alle von unserem langen affigen Schwanz zu trennen.« Nein. Das durfte nicht wahr sein. Doch bevor ich überhaupt meine konfusen Gedanken einordnen konnte, nahm sein Gesicht affenartige Züge an. Es wurde mir eine blutrünstige Fratze präsentiert, die ich mein Lebtag nicht vergessen würde. Vom schönen Gesicht meines Son-Gokus war keine Spur mehr. Als wäre das nicht genug, fing sein Körper anschließend an, zu wachsen. Und das in einer Schnelligkeit, wie ich sie noch nie erlebt hatte. Seine Soldatenuniform zerriss rekordverdächtig und er wurde immer größer und größer. Ein Ende war nicht in Sicht. Zeitgleich wuchs ihm braunes Fell; seine Zähne verliefen spitz nach unten, vor allem die Eckzähne traten deutlich hervor. Weder Iris noch Pupille oder Augapfel waren in seinen Augen zu erkennen. Nur die Farbe des Blutes dominierte in ihnen. »Son-Goku, komm wieder zu dir!«, schrie ich ihm hysterisch mit aller Kraft entgegen, doch es war schon längst zu spät. Meine Worte erreichten ihn nicht mehr. Unmögliches wurde gerade direkt vor meinen Augen entsetzliche Realität. Vor mir stand nun ein gewaltiger schwarzbrauner Riesenaffe, der herumbrüllte und mit seinen Fäusten gegen seine eigene Brust schlug. Er schien total seine Beherrschung zu verlieren und war schwer damit beschäftigt, die ganze Gegend mit roten Energiestrahlen, die aus seinem Mund schossen, zu zerstören. Zusätzlich stampfte er auf dem Boden, welches seiner enormen Kraft nicht standhalten konnte und in sich zerbrach. Auch mit seinen bloßen Fäusten schlug er Felsen kurz und klein. Es war der blanke Horror, was sich in diesem Moment abspielte. Dennoch wollte sich in mir keine Furcht einstellen. Ganz unabhängig davon, wie er aussah und wie er sich auch verhielt. Ob wie ein loyaler General des Kaiserreichs oder wie ein Monster, der den Verstand verloren hatte: In seinem Herzen war er immer noch Son-Goku, und daran würde sich niemals etwas ändern. Egal was er auch tat: Ich würde ihm gegenüber nie Angst empfinden. Nie würde ich ihn jemals als Gefahr sehen, denn mir würde er nie etwas antun. Davon war ich fest überzeugt. Furchtlos sah ich hoch zu der monströsen Kreatur, die immer noch wild um sich schlug. »Son-Goku!«, brüllte ich zu ihm rauf. Er schien es tatsächlich zu hören, denn er schaute in meine Richtung. Nach kurzer Stille schlug er abrupt gegen den Boden direkt neben mir. Dieser Aufprall ließ ihn so heftig vibrieren, dass diese Erschütterung einem Erdbeben höchster Skala gleichkam. Ich stürzte dadurch und blieb auf allen Vieren knien, denn es würde nichts bringen, wieder aufzustehen. Ich würde nur ein weiteres Mal hinfallen. »Erkennst du mich nicht mehr? Das ist doch nicht möglich. Ich bin es, deine Prinzessin Chi! Du kannst mich doch nicht vergessen haben. Wir haben so viel zusammen erlebt …« Allmählich spürte ich doch eine schleichende Angst. Aber nicht die Angst vor ihm, sondern die Angst, dass nun alles wirklich endgültig vorbei sein könnte. Dass es ein »Uns« nie wieder geben würde … Unerwarteterweise blieb er tatsächlich ruhig und musterte mich neugierig mit seinen feuerroten Augen. Aus dieser Geste schöpfte ich neue Hoffnung. »Weißt du nicht mehr, wie oft wir uns früher gemeinsam den Vollmond angesehen haben? Wir beide haben ihn geliebt wegen seiner Fülle und seiner mächtigen Strahlkraft. Wir haben ihn als Symbol der Hoffnung, Gutmütigkeit und Liebe ernannt. Er hatte uns immer gezeigt, dass auch die schwarze, trübe Nacht so hell und freundlich sein kann. Und wer hat mir das alles mitgegeben? Niemand anderer als du! Als kleines Mädchen habe ich die Nacht immer gehasst, weil sie immer etwas Endgültiges und Düsteres mit ihrer Dunkelheit dargestellt hatte, doch du hast mir dann ein Lichtblick geschenkt mit dem silbernen, warmen Mond, der es schafft, die Finsternis zu vertreiben. Soll nun ausgerechnet er uns nun das Ende bescheren?« Verzweifelt faltete ich meine Hände zusammen und betete; hoffte still für mich, dass er sich wieder zurückverwandeln würde. Seine Augenbrauen zogen sich fragend hoch. Ein ratloser überraschter Gesichtsausdruck folgte. Sein gewaltiger Körper beugte sich zu mir runter, sodass sich seine überdimensionalen roten Augen direkt vor mir befanden. Deren Durchmesser war genauso groß wie meine ganze Körpergröße. Eine schier endlose Zeit lang sahen wir uns in die Augen. Ich erkannte , wie sich seine wahre Person in diesen fremden und zugleich doch so vertrauten Augen widerspiegelte. Täuschte ich mich oder hoben sich seine Mundwinkel zögernd nach oben? Seine Augen waren nur noch halb offen, wie bei einem zärtlichen liebevollen Lächeln. Erkannte er mich etwa wieder? »Bitte komm zurück. Komm zu mir zurück«, flüsterte ich kaum hörbar, doch war mir trotzdem sicher, dass er es gehört und auch verstanden hatte. Inständig hoffte ich, dass meine Worte es auch schaffen würden, bis in sein Innerstes zu gelangen. Ehe ich es mich versah, begann er zu schrumpfen. Auch diese Verwandlung war ein wahres Spektakel, wenn auch nicht so furchteinflößend wie die Metamorphose zu einem Monsteraffen. Er wurde immer kleiner, bis ein menschlicher und splitterfasernackter Son-Goku vor mir stand. Beschämt konzentrierte ich mich darauf, ihm nur in die Augen zu sehen. Natürlich war ich peinlich berührt, dass er mit bloßem Körper vor mir stand wie Buddha ihn erschaffen hatte – schließlich waren wir keine kleinen Kinder mehr. Doch ihm schien es nichts auszumachen. Wahrscheinlich nahm er davon gar keine Notiz. Müde lächelte er mich mit einer grenzenlosen Zärtlichkeit an, bis ihm seine Lider zufielen und er kraftlos nach vorne kippte. Ich reagierte schnell, eilte zu ihm und fing ihn gerade noch rechtzeitig auf, bevor er unsanft auf dem Boden landen konnte. Mehr als glücklich schlang ich meine Arme um ihn und zog ihn so nah es ging an mich heran. Freudentränen stiegen in meinen Augen auf. Ich ließ ihnen freien Lauf. Warum sollte ich sie auch unterdrücken? Mir fiel kein plausibler Grund dafür ein, und es tat verdammt nochmal wahnsinnig gut, seine Emotionen nicht zurückhalten zu müssen. Ich konnte meine Freude darüber, ihn wieder zu haben, nicht in Worte beschreiben. Es war ein unglaublich schönes Gefühl. Wie ein herrlicher Rausch, der jede Faser meines Körpers durchströmte. »Zum Glück bist du wieder bei mir, mein Goku«, flüsterte ich hauchend, schloss meine Augen und genoss die Stille, bevor ich nach seinem kleinen Beutel griff, der an der ehemaligen Soldatenuniform hing. Drinnen fand ich glücklicherweise seine Lieblingsbekleidung: den rot-orangenfarbenen Anzug, auf dem an beiden Seiten sein Name »Goku« eingenäht worden war. Nachdem ich ihn mit angezogen hatte – erstaunlicherweise hatte sich da meine peinliche Berührung in Grenzen gehalten, sodass ich mich auf das Wesentliche hatte konzentrieren können – legte ich ihn vorsichtig in eine Höhle. Danach legte ich eines meiner Gewänder auf den harten grauen Boden, bevor ich mich zu ihm legte und uns beide mit meinen gerade ausgezogenen Kleidern so dick wie möglich zudeckte. Und so fand auch ein anstrengender Tag mit zahlreichen wichtigen Ereignissen ein Ende. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)