Eistränen von Kimiko_Grey ================================================================================ Kapitel 40: Nur noch nach Hause ------------------------------- Das war alles was ich wollte. Weg aus diesem Krankenhaus. Schlafen konnte ich ja sowieso nicht. Vielleicht tat mir die vertraute Umgebung meines Zuhauses gut. Ich brauchte jedoch nichts zu sagen, Tohma sorgte sofort dafür, dass ich auf eigene Verantwortung entlassen wurde. Ich musste ja am nächsten Tag trotzdem wieder in die Klinik zur Kontrolle.   Schnell packte ich meine Sachen und machte Sakura abreisebereit. Es dauerte auch nicht lange, bis Tohma mit den flatternden Papieren hereinkam. Ich stibitzte einen Kugelschreiber aus Tohmas Brusttasche und unterschrieb die Entlassungspapiere hastig. „So.“ Ich steckte den Kugelschreiber zurück an seinen Platz und zog mir meine Jacke über. „Wir sind soweit.“ Ich wollte nur schlafen. Tohma sah mich zärtlich an. „Und zuhause legst du dich schlafen und ruhst dich richtig aus.“ Ich nickte. Das war ja genau das was ich wollte. Ich nahm den Maxicosi mit der kleinen und ging mit ihr und Tohma zum Auto. Hinten setzte ich sie rein und sicherte sie mit dem Gurt. Dann setzte ich mich neben Tohma und fuhr mit ihm nach Hause.   Während der Fahrt starrte ich aus dem Fenster. Ich hatte den Kopf an die kalte Scheibe gelegt und starrte raus. Alles was in den letzten Stunden passiert ist, kam mir so unwirklich vor. Tohma parkte kurz darauf vor dem Haus und ich stieg aus und holte die Kleine aus dem Auto. „Willkommen zuhause kleiner Sonnenschein “ Ich versuchte enthusiastisch zu klingen, aber ich glaube, das gelang mir nicht. Wobei ich mich eigentlich freute nach Hause zu kommen. Vor allem: Zuhause duschen. Ich ging ins Schlafzimmer um mich umzuziehen, entschloss mich dann aber anders und zog mich komplett aus und ging ist Bad, wo ich noch einmal ausgiebig duschte.   Als ich wiederkam, saß Tohma mit Sakura auf der Couch und beschäftigte sich mit ihr. Ich stellte mich in den Türrahmen und beobachtete die beiden lächelnd. Dann kramte ich mein Handy aus meiner Handtasche und knipste ein Foto. Die beiden waren so herzallerliebst zusammen.   Ich wollte uns etwas zu essen machen, obwohl ich überhaupt keinen Hunger hatte und ich war dankbar, dass Tohma mein Angebot zu kochen, dankend mit derselben Begründung ablehnte. Essen war das letzte, an das ich jetzt denken wollte. Ich wollte Ablenkung, und die kam wie gerufen, als Tohmas Handy klingelte. Ich lauschte gespannt und aus den Gesprächsfetzen hörte ich dass er mit Eiri telefonierte. Glücklicherweise hatten er und Tsuki sich angemeldet, die beiden würden sicher auch mit ihren Kindern kommen, das bedeutete eine Menge Abwechslung für mich.   Außerdem hieß es für mich auch „Zusammenreißen“. Ich wollte nicht, dass man gleich an der Nasenspitze ansah, was passiert ist. Vor allem wollte ich mir nicht ausgerechnet vor Eiri die Blöße geben. Wie auf Kommando klingelte es an der Tür aber ich blieb mit Sakura auf der Couch sitzen. Tsuki und Eiri kamen mit Präsenten für uns. Tsuki begrüßte mich freundlich wie immer, Eiri hingegen wirkte reserviert – wie immer. Tsuki setzte sich gleich zu uns und ich sah wie ihre Augen zu leuchten begannen. „Gott was ist sie süß!“ Sie war vom ersten Moment Feuer und Flamme für die Kleine. „Darf ich sie mal halten?“ Ich nickte. „Sicher.“ Damit legte ich ihr behutsam das Kind in die Arme. Tohma und Eiri tuschelten, sie waren noch nicht ganz wieder zurück ins Wohnzimmer gekommen. Eiri seinerseits steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen. Ich sah ihn verstört an, er wollte doch jetzt nicht allen Ernstes in Gegenwart eines Säuglings rauchen? Er besann sich aber wohl eines besseren und ging auf den Balkon. Soviel Mitgefühl hatte ich ihm gar nicht zugetraut. Tsuki war immer noch ganz fasziniert von Sakura. „Möchtest du nicht auch wieder so was kleines?“ fragte ich sie. Sie errötete dezent „Ja schon“ Mir schien, als sei ihr das unangenehm von Eiri Yuki Kinder zu haben. Ich fand das sehr seltsam. Kurz nachdem Eiri wieder vom Balkon kam, tuschelte er erneut mit Tohma und dann verschwanden die beiden. Ich hatte die vage Befürchtung, dass Tohma ihm die Sache mit Yuki erzählen könnte und ich betete zu Gott, dass er das nicht tat. Mein Gebet wurde nicht erhört denn zu meiner Erschütterung sagte Eiri, während er mich ruhig mit seinen goldenen Augen musterte: „Wir sorgen dafür dass er dafür bezahlt!“ Er hat es ihm also tatsächlich erzählt! Ich war entsetzt.   Eiri hatte es plötzlich eilig zu gehen. Er flüsterte Tsuki etwas ins Ohr. Ich wusste genau was und ich war kurz davor ihn zu fragen, ob er es nicht sofort in die Zeitung setzen wollte, dass er das mehr oder weniger herumerzählte, war ein weiterer Schlag in meine Seele.   Als am nächsten Morgen der Wecker klingelte, dachte ich, der will mich ärgern. Ich wollte nicht aufstehen aber ich musste ja zu diesem Termin im Krankenhaus. Als ich in den Spiegel sah hatte ich wieder dieses Gefühl, wie damals, als Haku mich das erste Mal vergewaltigt hatte, es war wieder so, als schaute mich eine andere Person von der gegenüberliegenden Seite des Spiegels an. Mein Gesicht sah seltsam eingefallen aus, meine Haut war grau. Ich wusste was das hieß, aber ich Redete mir ein, dass das einfach nur die Strapazen der Entbindung waren. In Wirklichkeit wusste ich was es war. Natürlich war ich nach meiner Entbindung nicht mehr so dick, wie im neunten Monat aber ich hatte noch nicht mal eine Schwellung, wie sie viele Frauen nach der Entbindung hatten. Als ich mich auszog, um mich zu duschen, wagte ich einen Blick in den Spiegel und mir gefiel ehrlich gesagt überhaupt nicht was ich sah. Ich zog Kleidung an, die trotz des heißen Wetters zu warm war, aber ich wollte meinen Körper verbergen. Ich bildete mir ein, dass ich das tatsächlich konnte und blickte auf die Armbanduhr, die mir verriet, dass wir los mussten, also kippte ich schnell ein Glas Wasser herunter und beeilte mich. Tohma hatte Sakura schon fertig gemacht und dafür war ich ihm sehr dankbar.   Die Fahrt zum Krankenhaus kam mir unendlich lang vor, der Verkehr an diesem Morgen war wieder mehr oder weniger zum Erliegen gekommen. Ich saß hinten bei Sakura und seufzte ich war gespannt wann wir ankommen würden.   In der Ambulanz des Krankenhauses meldete ich mich am Empfang und ging gleich durch in den Wartebereich, lange musste ich aber nicht auf diese erneute unangenehme Untersuchung warten. Diese verlief wie immer. Noch bevor ich aus dem gynäkologischen Stuhl aufstehen konnte, meinte der Arzt, es sähe zwar noch immer etwas merkwürdig aus, aber es sei nichts ernstes, meine Wunden würden schnell heilen. Ich wünschte mir, dass seelische Wunden genauso schnell heilten wie körperliche.   Nach dem Termin bestand Tohma darauf frühstücken zu gehen. Ich hatte irgendwie das Gefühl, er wollte mein Essverhalten kontrollieren und das gefiel mir ganz und gar nicht. Ich hatte keinen Hunger. Er schleppte uns in das erstbeste Cafe, was normalerweise gar nicht seine Art war, aber er wusste, dass ich es hasste wenn er mit seinem Reichtum prahlte, was mich im wesentlichen von Mika unterschied.   Also setzte ich mich mit ihm in das gemütliche, kleine Cafe, ich saß mit dem Rücken zur Tür, so bemerkte ich die neuen Gäste, die das Cafe betraten nicht. Tohma aber sehr wohl und als ich sah, wie sich sein Blick verfinsterte, war ich natürlich neugierig und folgte seinem Blick. Ich wünschte, ich hätte das nicht getan, denn zu meinem Entsetzen betraten Mika und Yuki das Cafe. Ich begann zu zittern, alles kam wieder hoch. Hatte das denn nie ein Ende? Zum Glück hatte ich Sakura im Arm und fütterte sie, so konnte ich meine ganze Aufmerksamkeit ihr zuwenden. Tohma beschwor mich ihn anzusehen und nicht auf die in meinen Augen unerwüschten Gäste. Das fiel mir nicht schwer, aber ich spürte ihre Anwesenheit in meinem Rücken und das machte mich wahnsinnig. Der Kellner kam und wie sich herrausstellte, kannte er Tohma. Er unterhielt sich kurz mit ihm, während er mir die Karte reichte und mich freundlich begrüßte. Ich grüßte ebenso höflich zurück und schaute dann in die Karte. Schnell fiel mein Blick auf ein üppiges Frühstück für zwei Personen. Ich bestellte wie Tohma einen grünen Tee dazu und nahm dankend das Angebot des Kellners an, Sakuras Fläschchen warm zu machen. Ich fand dieses Cafe sehr kinderfreundlich, was natürlich jeder Mutter gefällt. Ich griff mit einer Hand in die Windeltasche und gab dem Kellner die Flasche. Er kam wenige Minuten später wieder und brachte uns schonmal den Tee. Mit zitternden Händen griff ich nach der Teetasse und achtete darauf nicht mit der heißen Flüssigkeit auf meine Tochter zu kleckern. Die Anwesenheit von Mika und Yuki beunruhigte mich zusehens und ich glaube sie wussten es und schlimmer: sie genossen es!   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)