Eistränen von Kimiko_Grey ================================================================================ Kapitel 32: Der neue Trainer ---------------------------- Haku war natürlich stinksauer auf mich, dass ich ihn angezeigt und vor Gericht gebracht hatte und das ließ er mich beim Training deutlich spüren. Als ich morgens in die Eishalle kam, war ich schon etwas spät dran und schaute mich ein nach ihm um, konnte ihn aber nirgends entdecken, also nutzte ich die freie Eisfläche für eine Art freies Training. Ich genoss es wieder das Eis unter den Kufen zu spüren. Mein Liebesglück trug natürlich auch zu meiner Euphorie beim Training bei. Dass Haku inzwischen an der Bande stand merkte ich erst nicht. Ich setzte zum Sprung an und in dem Moment machte er sich harsch bemerkbar. „Wenn du so weitermachst wirst du die Meisterschaft niemals gewinnen!!“ Ich war so erschrocken, dass er mich so anherrschte, dass ich stürzte. Ich sah ihn an, um ehrlich zu sein, stieg Panik in mir auf, sodass ich nicht mehr als ein „Trainer…“ zustande brachte. „Steh auf und lauf weiter!!“ Sein Ton war extrem hart. Ich stand auf und lief weiter, ich wollte ihn unter keinen Umständen verärgern. „Na los! Schneller!“ Warum er mich so triezte, war mir nicht ganz klar, aber ich tat, was er verlangte und gab Gas. Irgendwann konnte ich aber auch nicht mehr und bewegte mich vom Eis um eine kurze Pause zu machen und einen Schluck zu trinken. Natürlich motzte er mich wieder an. „Habe ich was von Pause gesagt??“ „Nur nen Schluck trinken“ mopperte ich zurück, ging an meinen Platz, trank einen Schluck und ging dann zur Toilette. Freiheit. Auch wenn es nur für ein paar Minuten war. Als ich zurückkam, hatte sich mein Schreck über seine plötzliche Anwesenheit gelegt und ich wurde schon wieder frech. „Zufrieden?“ Dann ging ich wieder aufs Eis und lief meine Kür – ohne Patzer. Das wurde mit Applaus belohnt und ich dachte schon, Haku wäre derjenige, der geklatscht hätte, aber als ich in seine Richtung sah, merkte ich, dass auch er irritiert in eine andere Richtung blickte und ich folgte seinem Blick. Tohma stand da und applaudierte! Ich habe mich so sehr über seinen Besuch gefreut. Ich wollte zu ihm um ihn zu begrüßen, wurde von Haku aber abgefangen. „Was?“ Während er mich zurück aufs Eis zerrte, motzte Tohma seinerseits meinen Trainer an. Haku ließ das relativ kalt. Er wusste ja nicht wer da vor ihm stand und welche Gefahr von dem blonden ausgehen konnte – ich wusste das allerdings auch nicht. „Haben sie ein Problem mein bester? Dann können sie das Trainings Gelände gern verlassen.“ Während ich meine Kür lief, beobachtete ich, wie die beiden ein Gespräch miteinander begannen, konnte aber nicht hören, worum es ging. Durch die Interaktion der beiden abgelenkt, stürzte ich erneut und blieb auf dem Eis sitzen. Ich war geschafft und die Kälte der Eisfläche erfrischte mich und tat mir gut. Haku kam zu mir aufs Eis, ich sah in seinem Gesicht, dass er rasend vor Wut war und zog mich hoch. Vor Tohmas entsetzten Augen gab er mir eine harte Ohrfeige. Mein Kopf flog zur Seite und ich hatte größte Mühe mich nicht von den Kufen reißen zu lassen. „So und jetzt läufst du die komplette Kür fehlerfrei!“ Meine Wange brannte, wieder hatte er mich gedemütigt und das auch noch vor Tohma! Ich schämte mich abgrundtief und wäre am liebsten mit dem Eis verschmolzen. Aber ich nahm es hin und lief meine Kür. Tohmas Stimme wurde lauter. „Sie sollten vorsichtig sein wie sie mit mir reden!! Lassen sie das Mädchen in Ruhe.“ Er sagte das völlig cool, aber mit einem drohenden Unterton. Während ich meine Kür weiterlief, ging Haku zurück zu Tohma und da sie mittlerweile lauter miteinander sprachen konnte ich auch jedes Wort verstehen, das in der Eishalle widerhallte. Haku war fast vorm Explodieren und dass Tohma völlig unbeeindruckt und cool war, regte ihn noch mehr auf. Er war es von mir gewöhnt, dass ich kuschte, und ihm nicht die Stirn bot. Jetzt stand ein für ihn völlig fremder Mann in „seiner“ Eishalle, der offenbar keine Ahnung vom Eiskunstlauf hatte und machte ihm Vorschriften, wie er dies oder jenes zu tun hätte. Das machte Haku fuchsteufelswild. Er baute sich fast drohend vor Tohma auf, der, trotz dass er einen guten Kopf kleiner und wesentlich schlanker war als Haku, dessen Statur nach dem Gefängnisaufenthalt eher dem eines Türstehers, als einem Sporttrainer entsprach, völlig unbeeindruckt war. „SIE sollten aufpassen, Mister! Wie ich mit meinen Schützlingen umgehe, überlassen Sie bitte mir und jetzt halten sie ihren Mund und stören Sie das Training nicht weiter sonst werde ich sie entfernen lassen!“ „Sie kennen mich also nicht?“ fragte Tohma. Er sah gekonnt – und immer noch völlig cool - an ihm vorbei und rief mich zu sich. Ich kam vom Eis und wischte mir das Eis von den Kufen. „Ja na sicher kenne ich sie Seguchi! Das gibt Ihnen aber noch lange keine Sonderrechte, was haben sie überhaupt mit Kimiko zu tun?“ Tohma zog mich zu sich und antwortete wie aus der Pistole geschossen: „Sie ist meine Freundin. Außerdem wird sie einen neuen Trainer bekommen denn ich denke bei ihnen wird sie nicht besser.“ Ich zuckte zusammen und dachte nur //Das hättest du nicht sagen dürfen.// Ich war davon überzeugt, dass Haku Tohma was antun könnte, wenn er mich treffen wollte. Natürlich hätte er tausend andere Möglichkeiten gehabt, mir direkt wehzutun, aber ich kannte ihn lange genug und wusste, dass es grausamer für mich war, wenn er Tohma etwas antat und das wollte ich unter allen Umständen verhindern. Ich kannte Haku ja mittlerweile gut genug und wusste, dass seine Grausamkeit keine Grenzen kannte. Ich war mir sicher, dass er sich noch an mir rächen würde, wegen der Anzeige und seiner Verurteilung. Haku reagierte entsprechend. „Ihre Freundin? Das ist ab sofort vorbei! Kimiko hat nur eine Liebe und das ist der Eiskunstlauf!“ Haku schien eine Art Rivalität zu Tohma zu spüren, er hatte mich jahrelang für sich „beansprucht“ und wollte mich offenbar nicht an Tohma verlieren. Tohma lachte: „Ach wirklich? Wer sagt das?“ „Ich sage das!“ „Schön, das interessiert mich nicht. Kimiko geh dich bitte umziehen.“ Ich wollte mich schon lösen, aber Haku zog mich weg. „Das Training ist noch nicht beendet, sie geht wieder auf s Eis.“ Ich wusste nicht was ich machen sollte, ich hatte Angst vor Haku, wollte Tohma aber auch nicht in den Rücken fallen. Also blieb ich zunächst einfach wo ich war. Tohma lächelte schon fast triumphierend, ich verstand nicht warum aber er ließ es sowohl mich, als auch Haku wissen. „Wie ich gerade sagte hat sie einen neuen Trainer und der wartet.“ Ich war total baff. Haku noch wütender, er grenzte an einen absoluten Kontrollverlust. „ICH bin ihr Trainer, kein anderer.“ Dass Tohma auf diesen Satz erneut lachte, brachte Haku zur Weißglut. „Ach wirklich? Das glaube ich nicht mehr.“ In diesem Moment betrat ein weiterer Mann die Halle und ich kam gar nicht mehr mit. Ich hatte diesen Mann noch nie gesehen, was wollte er hier? War er auf Tohmas, oder auf Hakus Seite? „Herr Seguchi, da bin ich.“ Aha, also auf Tohmas Seite. Haku schien sich zusammengerissen zu haben, obwohl er wusste, seine Felle schwimmen ihm davon. „Wer sind sie denn nun wieder??“ Tohma antwortete prompt. „Das ist ihr neuer Trainer.“ Der sich mit „Herr Yoshida“ vorstellte. Nun kam ich gar nicht mehr mit. Tohma hatte mich doch das erste Mal beim Training besucht, wie hatte er so schnell einen neuen Trainer für mich organisieren können? „Aber ich…“ ich war so verdattert, dass ich keinen anständigen Satz zustande brachte. Haku schnitt mir das Wort mit einem patzigen „Schnauze!“ ab und ich schwieg. „Das geht nicht so einfach!“ Hakus Stimme klang nun nicht mehr so fest, sondern deutlich verunsichert, das kannte ich gar nicht von ihm. „Das haben sie nicht zu entscheiden Herr Seguchi das macht der Eissportverband.“ Tohma ging gar nicht darauf ein und bat mich, mich umziehen zu gehen. Die Situation war für mich ohnehin undurchschaubar, also tat ich, worum er mich bat und ging mich umziehen, und kam kurz darauf mit geschulterten Schlittschuhen wieder. Nun war mir auch klar, warum Haku zwar wirklich kurz davor war auszurasten, es aber nicht tat: Er hatte Respekt, ja fast schon Angst vor Tohma. Um diese Angst zu verbergen und seine Autorität zu wahren galt seine wiedergekehrte Fassung und dem damit verbundenen drohenden Ton mir. „Was soll das?? Kimiko!“ Keiner antwortete ihm. Tohma legte mir die Hand um die Hüfte und wir verließen mit dem neuen Trainer die Eishalle. Plötzlich brach die gesamte Wucht meiner Qualen durch Haku über mir zusammen und ich brach in Tränen aus. Tohma tröstete mich. Ich deutete zwar an, dass Haku mich all die Jahre gequält hatte, wurde aber nicht konkret. Es musste einfach nur raus. Tohma erklärte mir unterdessen, dass Matt Yoshida – der neue Trainer – ein alter Schulfreund von ihm sei, und er mich nun trainieren würde. Matt sprach mich an. „Du bist also Kimiko. Was hältst du davon wenn wir in meine Privateishalle fahren und du zeigst mir was du kannst vielleicht kann ich dir helfen dich noch zu verbessern.“ Eine private Eishalle? Sowas gabs?? Ja die gabs und ich absolvierte von nun an dort mein Training. Das Training unter Matt war lockerer, entspannter. Er ließ mich zeigen, was ich konnte, gab mir Tipps, ohne mich anzuschreien, mich zu hetzen, oder mir anderweitig klar zu machen, dass ich schlecht sei. Endlich konnte ich mich entfalten. Ich nahm seine Tipps gern an und so entfaltete ich mich nicht nur, nein ich entwickelte mich weiter und ich musste leider erkennen, dass ich noch viel zu lernen hatte. Hakus Aufgabe war es zwar gewesen mich zu fördern, aber er forderte mich nur und das nicht nur im Sport. Endlich konnte ich angstfrei trainieren und das gab mir ein völlig neues Lebensgefühl. Er lief sogar mit mir im Paarlauf und seine Berührung, als er mir die Hand auf die Hüfte legte, empfand ich zum ersten Mal nicht als unangenehm. Bisher hatte ich Eis, gekoppelt mit der Berührung des Trainers mit Panik verbunden, und ich hatte mir ja eigentlich ja geschworen, wenn ich Haku loswürde, würde ich niemals wieder unter einem männlichen Trainer laufen. Da hatte ich Tohma aber noch nicht kennengelernt und erfahren, dass es auch anders geht. Matt spornte mich mit Zurufen an und das nur, weil er mich damit aufbaute, statt niederzumachen. Ich lernte wieder das Eis zu fühlen. Allerdings hörte ich auf. „Ich muss mal für kleine Mädchen.“ Kein Problem. Ich glitt vom Eis auf der Suche nach den Toiletten, ich musste mich ja neu orientieren. Ich ahnte nicht, dass Haku uns gefolgt war und bekam einen Riesenschreck als ich seine Stimme hörte. Als ich ihn dann sah, lief es mir eiskalt den Rücken runter. Ich kannte ihn, ich wusste wozu er fähig war. „Was willst du hier?“ fragte ich erschrocken, während ich instinktiv einen Schritt zurück ging. Er näherte sich mir, wie er sich mir schon viele Male. Viele Male in denen er mir wehtat und ich zweifelte daran, dass er mich diesmal verschonen würde. „Du gehörst mir kleines.“ Sagte er kalt und ich ging weitere Schritte rückwärts. „Nein... das ist nicht... wahr! Ich gehöre nur...mir selbst.“ Ich versuchte meine Stimme fest klingen zu lassen, wusste aber, dass mir das in dieser Situation nicht gelang. „Oh nein kleines.“ Seine Stimme war wie so oft eiskalt. Damals konnte er mich damit einschüchtern. Er versuchte es wieder und ich hätte mich auch fast wieder einschüchtern lassen aber ich tat es nicht. „Was willst du von mir?“ „Du bist in meinem Verein, kleines.“ Warum war das so wichtig?? Ich verstand es nicht. „Du hast zehn andere die besser laufen als ich, nimm die.“ Er antwortete nicht, sondern packte mich nur hart am Arm. „Du kommst jetzt mit.“ Er tat mir weh, aber ich hatte einen Trumpf im Ärmel und den spielte ich aus. „Lass mich los! Wenn ich schreie bist du ein toter Mann, die Halle ist leer Tohma und mein neuer Trainer würden mich sofort hören!“ Haku drohte sofort wieder. „Das wirst du nicht. Ansonsten gehts ihm schlecht.“ Er hatte mich in der Falle. Damals wusste ich noch nicht, wie Tohma wirklich war. „Wenn ich einfach mitgehe wird, Tohma mich suchen.“ Haku schien einen Moment darüber nachzudenken. „Na und?“ Nun musste ich lachen. "„Glaubst du er überlässt mich dir einfach??“ Wieder musste ich lachen, und wandte mich ab. Er ließ mich gehen und ich ging zurück zu Tohma und Matt. Tohma stand auf dem Eis. Das verwunderte mich schon ein wenig. „Du kannst eislaufen?“ Tohma lief rückwärts. „Sicher, ich war auch mal jung.“ Naja, das hieß ja nichts. Ich lief dann mit ihm, passte mich seinem Rhythmus an. Ich war den Paarlauf gewöhnt und ich liebte es. Ich liebte ihn. „Wir beide wären gut im Paarlauf.“ Aber plötzlich ging ich in die Knie und hielt mir den Knöchel. Ich hatte vergessen den Fuß fest genug zu tapen. Autsch, das tat weh. Tohma machte sich sofort Sorgen, aber so schlimm war es nicht. Aber er kam sofort zu mir. „Kimiko… ist alles ok?“ „Ja soweit schon…“ Ich richtete mich auf. „Ich sollte dem Trainer den Grund dafür nennen weswegen ich nicht so perfekt laufe, wie es meiner Erfahrung angemessen wäre....“ Ich rief ihn zu mir und glitt dann mit ihm vom Eis. „Dass ich so fehlerhaft laufe, hat einen bestimmten Grund.“ Ich schnürte den Schlittschuh auf, zog ihn aus, und nahm das Tape ab. Dann suchte ich in meiner Tasche nach neuem Tape. Tohma und Matt starrten auf die etwa zehn Zentimeter lange Narbe am Knöchel. „Das ist der Grund. Ein Anschlag einer Konkurrentin.“ Matt hatte volles Verständnis dafür und meinte schon, dass ich weniger trainieren sollte, aber ich musste. Allein damit mein Fuß schnell wieder voll einsatzfähig wurde. Ich tapte den Fuß neu und ging dann wieder aufs Eis. Diesmal lief ich meine Kür ohne einen einzigen Patzer. Danach durfte ich auch gehen. Ich war echt kaputt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)