Eistränen von Kimiko_Grey ================================================================================ Kapitel 11: Fliegt alles auf??? ------------------------------- Diese Frage stellte ich mir die ganze Nacht ich wusste nicht was ich machen sollte. Ich sah keine Möglichkeit mich vor diesem Termin zu drücken. Alles mögliche hatte ich mir ausgemalt, ich würde so tun, als hätte ich gebrochen, einen Kreislaufkollaps vortäuschen – allerdings hatte alles das zur Folge, dass ich ohnehin zum Arzt musste, und einfach abhauen?? Das würde auffallen und ich wusste, dann wäre ich erledigt. Dann fiel mir ein, was Fujita mir sagte. „Ein Arzt steht unter Schweigepflicht“ also nun musste ich nur darauf hoffen, dass der Arzt einfach nur die Klappe hielt aber wie konnte ich ihn von meiner ausweglosen Situation überzeugen, und dennoch meinen Mund halten und über diese ganze Missbrauchsgeschichte schweigen?? Das fragte ich mich solange bis ich in der Praxis saß, um dann festzustellen, dass das völlig unnötig war. Der Arzt war eine Ärztin, sehr lieb und einfühlsam und sie schien zu spüren, dass ich zurückhaltend, still und fast ängstlich war. Sie untersuchte mich und schickte dann meine Eltern raus um mit mir allein zu reden. Inzwischen hatte ich mich wieder angezogen und saß ihr gegenüber in einem weißen Büro mit einem großen Aquarellbild auf dem ein Chamäleon abgebildet war. Ich starrte die ganze Zeit auf dieses dämliche Chamäleon und wünschte mir auch die Farbe zu Tarnzwecken wechseln zu können. Gott was war ich töricht! Die Ärztin eine große junge Frau mit braunem, schulterlangem Haar musterte mich eine Weile. Ich wich ihrem Blick aus und sie merkte das. „Kimiko“ begann sie, „ich habe festgestellt, dass du keine Jungfrau mehr bist, du bist doch erst dreizehn.“ In ihrer Stimme schwang etwas bestürztes, besorgtes mit. Ich schwieg und merkte, wie ich nervös in dem großen Sessel hin und herrutschte. Auch sie merkte es. „Hast du einen Freund?“ Ich schüttelte den Kopf, später dachte ich, „du dumme Kuh! Sag doch einfach ja:“ aber es war zu spät. „Manchmal kommt es vor, dass das Jungfernhäutchen beim Sport reißt, oder dass ein Mädchen gar keins hat nur wenn du keinen Freund hast muss ich davon ausgehen, dass du~“ Ich unterbrach sie. „Es ist nichts und es spielt auch keine Rolle!“ Sie wurde plötzlich bleich und atmete tief durch. „Kommt dein Bruder oder dein Papa, manchmal nachts zu dir ins Bett?“ Ich sah sie nun an. Aus Berichten in den Nachrichten wusste ich worauf sie hinauswollte. Sie wollte wissen, ob mein Papa oder Seiya mich missbrauchten. Um diesen Gedanken schnell aus ihrem Kopf zu streichen, sagte ich ganz ruhig. „Ja ab und an krabbel ich zu meinem Bruder ins Bett wenn ich schlecht träume, oder wenn’s Gewittert draußen, dann beschützt er mich immer, er will nämlich Polizist werden, wissen Sie?“ Sie sah mich lächelnd an. „Dein Bruder würde nie zulassen, dass dir was passiert?“ Ich strahlte förmlich, ich liebte meinen Bruder abgöttisch. „Ja genau! Und ich bin so froh, dass ich ihn habe. Und mein Papa der arbeitet oft bis nachts dann geht er zu meiner Mama ins Bett oder schläft auf der Couch, wenn er sie nicht wecken will.“ Die Ärztin runzelte dann plötzlich die Stirn. „Was ist mit deinem Trainer? Du bist doch in einem Eiskunstlaufverein, oder?“ Plötzlich klingelten alle meine Alarmglocken. Die Frau war mir anfangs zwar sympathisch, aber sie fing an mehr und mehr nachzufragen und in meiner zerrissenen Seele zu wühlen und das wollte ich nicht. Mir wurde heiß und kalt und ich rutschte immer nervöser hin und her. Ich sagte gar nichts, ich glaube ich brauchte auch nichts mehr zu sagen, das war so offensichtlich. Sie stand auf. „Wenn du missbraucht wirst muss ich mit deinen Eltern~“ Ich sprang auf und zerrte sie an ihrem Kittel zurück. „NEIN!“ Ich muss eine furchtbare Angst in den Augen gehabt haben, glaube ich. Sie sah mich sanft an, fast mitleidig. “Es ist meine Pflicht Kimiko.“ Ich schüttelte heftig den Kopf. „Sie stehen unter Schweigepflicht!!!! Das hat mir mein Freund gesagt.“ Sie sah mich an, verstand meine Situation aber wohl nicht. „Ich muss deine Eltern, die Polizei und das Jugendamt informieren.“ Ich bekam Panik. Es ist das eingetreten, was ich am meisten befürchtet hatte. Ich wusste nicht mehr weiter. Was sollte ich denn nun machen? Haku würde mich umbringen! Ich fiel bettelnd vor ihr auf die Knie. „Bitten sagen sie meinen Eltern nichts ich habe so eine Angst!!!!!“ Ich brach in Tränen aus. //Wie blöd bin ich denn eigentlich??// dachte ich. Sie half mir auf die Beine und seufzte. Sie sah mich an und gab mir ein Taschentuch. „Du wirst sehr unter Druck gesetzt…“ Sie setzte sich wieder und sah mich an. Ich war ein Häufchen Elend. Dann nickte sie. “Gut ich werde deinen Eltern nichts sagen aber ich mache mich damit strafbar.“ „Wenn Sie das sagen, sage ich dass Sie lügen und mein Trainer wird das auch sagen, er wird ihre Praxis anzünden!“ Hatte ich das wirklich gesagt? Glaubte ich daran? Plötzlich sehnte ich mich nach einem Menschen, der so was für mich wirklich tun würde, der für mich töten würde nur um mich zu beschützen. Natürlich ahnte ich nicht, dass ich Jahre später einem solchen Menschen begegnen sollte, der eine Mischung aus Engel und Teufel verkörpern würde und dass ich vor dem was ich mir wünschte auch Angst haben sollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)