Eistränen von Kimiko_Grey ================================================================================ Kapitel 9: Leere ---------------- Mein Körper fühlte sich an wie der einer anderen. Wie in Trance zog ich meine Sachen aus, verstaute sie im Wäschekorb und hatte zuletzt mein Höschen in der Hand. Ich starrte auf den rostbraunen Fleck darin, hatte immer noch nicht wirklich begriffen was geschehen war. „Ein Traum, alles nur ein Traum“, flüsterte ich mir selbst immer wieder heiser zu. Auch dieses Kleidungsstück warf ich in den Wäschekorb und stellte mich in die Badewanne. Ich drehte das heiße Wasser auf und wusch mich ganz normal, wie ich es immer nach dem Training tat. Da meine Familie diese Angewohnheit kannte machte sie keine Anstalten mich zu stören und ich war heute unendlich dankbar dafür. Die Seife brannte an der intimen Stelle und ich sank in mich zusammen. Das Wasser prasselte mir auf Kopf, Schultern und den Rücken, ich fand es klang als ob Regen auf ein Wellblechdach fällt. Es vermischte sich mit den Tränen, die mir heißer als das Wasser aus der Brause über die Wangen liefen. Leise weinte ich vor mich hin, ich wusste man würde mich nicht hören. „Niemand hört dich wenn du schreist!“ kam mir plötzlich in den Sinn und ich weinte noch mehr. In diesem Moment fühlte ich mich unendlich allein und vor allem: Leer. Nichts in mir war mehr da. Haku hatte mir nicht nur meine Unschuld als Preis für seine Hilfe geraubt, nein er hatte mir viel mehr geraubt. Meine Freiheit, meine Lebenslust, mein Lachen. Ich war immer ein fröhliches Kind gewesen. Ja ich war ein Kind. Ein Kind, das nun mit Gewalt zu einer Frau gemacht wurde und ich war auf keinen Fall bereit dafür gewesen. Mit zwölf. Ich war ein Kind, Schülerin, auf dem Weg zur Eiskunstläuferin. Wollte ich je wieder aufs Eis? Wollte ich je wieder zu ihm? Ihn in meiner Nähe wissen? Nein. Aber ich musste. Ich hatte keine andere Wahl. Ich musste schweigen. Denn ich hatte Angst. Angst vor ihm, angst vor dem was er mit mir machte, wenn er erführe dass ich mich jemandem anvertraut hatte. Diese Angst lähmte mich, betäubte meinen inneren Schmerz und ich schwor mir zu schweigen. Aber wie konnte ich es geheim halten? Würde es nicht irgendwann auffallen? „Nein!“ sagte ich leise zu mir selbst denn in Inneren hoffte ich immer noch – töricht wie ich war – dass alles nur Einbildung war. Ein Hämmern riss mich aus meinen Gedanken. Es war die Tür, jemand klopfte. Es war mein Bruder. „Yumi-chan, gib Gas ich muss mal!“ Ich öffnete die Augen und dachte nur. „Du Depp! Musst du jetzt kommen?“ Schnell wusch ich mir die Haare und stellte das Wasser aus. „Moment“ rief ich keuchend und kletterte aus der Wanne. Schnell warf ich mir meinen rosafarbenden Bademantel über und wickelte ein Handtuch um meinen Kopf. „Entschuldige“ sagte ich leise als ich die Tür öffnete und Seiya rannte an mir vorbei wobei er die Tür ins Schloss warf. Schweigend ging ich in mein Zimmer, und zog mich an. Die triefenden Haare ließ ich nass wie sie waren runter hängen. Mittlerweile war es dunkel draußen und ich warf einen Blick auf die Uhr. Fast zwei Stunden war ich im Bad gewesen, mir kam es nicht so lange vor. Wieder ein Klopfen, diesmal sanfter. Mein Vater kam herein. „Schatz wir dachten schon du bist ertrunken.“ //Wäre ich gern//, dachte ich mir im Stillen, setzte aber ein gekünsteltes Lächeln auf. „Essen ist fertig, kommst du bitte?“ Ich nickte und schickte ihn raus damit ich mich anziehen konnte. Da ich gut trainiert war, spürte ich keinen Muskelschmerz und so band ich meine Haare zusammen und begab mich zu Tisch. Es gab Spargelcremesuppe. Eigentlich aß ich sie gern aber heute musste ich einen Brechreiz unterdrücken. //Es sieht aus wie…// Ich wollte meinen Gedanken nicht zu ende führen und so saß ich da, minutenlang. Mein Magen verkrampfte sich zu einem ekelhaften Klumpen. „Was ist heute mit dir los Kimiko? Hast du keinen Hunger?“ Ich sah meine Mutter an, die mich angesprochen hatte und schüttelte den Kopf. „Das Training war hart heute was?“ sagte mein Vater und lachte, ich hingegen war den Tränen nah. Ich schluckte den Klumpen in meinem Hals herunter und stand auf. „Gomen Nasai Okasan…ich bin zu müde zum Essen. Ich gehe zu Bett“ Die Blicke meiner Familie waren ein weiterer Stich in meine zerrissene Seele, sie waren verwundert aber ich konnte es ihnen nicht sagen. Auf dem Weg zu meinem Zimmer ging ich ins Bad und sah in den Spiegel. Ein anderes Mädchen blickte mich von der anderen Seite des Spiegels an. Das war nicht ich und während ich mechanisch nach meiner Zahnbürste griff und mir die Zähne putzte spürte ich wieder den Brechreiz in mir aufkommen und übergab mich auf der Toilette. Alles was ich von mir gab, war Wasser und Magensäure. Meine Speiseröhre brannte und ich musste husten. Tränen rannen über meine Wangen und ich legte den Kopf an die Kacheln. Inständig hoffte ich, dass niemand diese Kotzattacke mitbekommen hatte und so schlich ich mich wieder in mein Zimmer, kroch in mein Bett und wollte nichts und niemanden sehen. Die Decke zog ich bis ganz nach oben, weinte mich in den Schlaf und wünschte ich würde nicht mehr aufwachen. Tatsächlich schlief ich bis Montag morgen durch. Mehr als ich selber dachte, machte mir der sexuelle Missbrauch zu schaffen. Normalerweise stand ich morgens von selbst auf nur heute nicht und meine Mutter kam in mein Zimmer. „Kimiko, du schläfst ja immer noch. Raus aus den Federn, Schlafmütze!“ Ich öffnete die Augen, bleib aber liegen. „Was ist mit dir Kind, fühlst du dich nicht gut? Du hast zwei Tage durchgeschlafen mit dir stimmt doch was nicht.“ „Ich bin ok“ log ich müde. „Kimiko du hast nicht gegessen und nur geschlafen..“ sie legte die Hand an meine Stirn. „Gott bewahre!! Du glühst! TOYO KOMM SCHNELL!!“ schrie sie hysterisch. Mein Vater stürzte ins Zimmer. „Was ist denn?“ „Kimiko hat hohes Fieber, ruf nen Arzt!“ //Bitte kein Arzt!// Törichterweise glaubte ich dass er den Missbrauch aufdecken könnte aber ich konnte ja nichts sagen. Mein Vater tat wie ihm geboten und rief den Arzt an, dann entschuldigte er mich in der Schule und beim Training. Unser Hausarzt, Dr. Kisanagi ist ein sehr guter Arzt und freundlicher Mensch. Ich ging gern zu ihm, und ich vertraute ihm, allerdings hatte ich diesmal Angst, nicht vor ihm, sondern der Diagnose. Er kam recht schnell und untersuchte mich. Mein Herz schlug wild, ich betete dass er nichts finden würde. Er horchte Brust und Rücken ab, machte Tastuntersuchungen an Bauch, Lymphdrüsen und ähnlichem aber auch wenn es schmerzte als er mir Bauch und Unterleib abtastete, schwieg ich und log dass ich keine Schmerzen hätte. Somit kam er zu dem Ergebnis dass ich mich auf dem Eis verkühlt habe und strenge Bettruhe bräuchte. Als er ging kuschelte ich mich wieder in mein Bett und schlief. Ich schlief wie ein Murmeltier, trank ab und zu, aß nichts, ich schlief nur und lag auf dem Laken im Keller der Eishalle. Wieder und wieder und wieder…. Nach ein paar Tagen war das Fieber gesunken, ich durfte dennoch weder zur Schule noch zum Training. Erst eine Woche später wieder. Nach der Schule beeilte ich mich zum Training zu kommen und war gerade dabei meine Schlittschuhe anzuziehen als Haku reinkam. Ich schwieg und wollte an ihm vorbei doch er stellte sich mir in den Weg. Er sagte nichts, sah mich nur an, eine ganze Weile lang. „Ich..“ begann ich, doch er gab mir eine so harte Ohrfeige, dass es mich von den Kufen riss und ich gegen die Bank gegenüber der auf der ich zuvor gesessen hatte knallte. „Wo warst du?“ herrschte er mich an. „Ich war krank.“ Ich hielt die Hand an meine Wange, die sofort seinen Handabdruck trug. „Krank, ach so nennt man das heute!“ Er zog mich hoch. „Du bist doch nicht schwanger?“ Ich zuckte heftigst zusammen. „N..nein.“ sagte ich schnell. „Ich hatte ne Grippe.“ Dann lächelte er wieder. „Eine Grippe, na dann bist du ja fit. Zieh die Schlittschuhe aus, du gehst in den Ballettraum.“ Ich tat was er sagte. Aber mit diesem Missbrauch war es nicht vorbei. Mein Märtyrium sollte erst beginnen und alles übertreffen was ich in den schlimmsten Filmen gesehen hatte…. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)