Einer von ihnen von abgemeldet (Seishirou/Subaru) ================================================================================ David gegen Goliath ------------------- David gegen Goliath Von Cyel~ Es reicht nur ein bisschen Blickkontakt und einer von ihnen schaut weg. Das ist kein Wunder; er darf ja schließlich gar nicht hier sein. Sie sollten eigentlich beide nicht hier sein, doch das ist etwas, das Subaru und Seishirou zwar ihrem Verstand, aber nicht ihren Gefühlen—oder dem, was Seishirou an ihrer Stelle besitzt—klar machen können. Aber sie waren ja schon immer so verschieden, wie zwei Menschen es nur sein können, da ist es kein Wunder, dass sie auch hier so unterschiedliche Reaktionen zeigen, auch wenn das auf den ersten Blick nicht so scheint. Einen von ihnen nimmt die Situation auf jeden Fall ein bisschen mehr mit, als den Anderen. »Ich habe Frühstück gemacht«, sagt Subaru und stellt einen der Teller mit Omelette vor Seishirou auf den Tisch. Der Mann sitzt hinter seiner Zeitung verschanzt als wäre sie eine Art provisorische Palisade. Er sieht nur einmal kurz hoch und würdigt Subaru, davon abgesehen, keines weiteren Blickes, aber das findet dieser eigentlich sehr angenehm. »Danke sehr, Subaru-kun.« Subaru setzt sich ihm gegenüber hin. Er schaut ihn auch nicht wirklich an, sondern inspiziert seinen eigenen Teller, als hätte er das Omelette nicht selbst gemacht, sondern irgendwo gefunden und wäre sich noch nicht sicher, ob es ihn eventuell angreifen und verspeisen würde, anstatt andersherum. Frühstück zu machen war ein mieser Trick gewesen, ein Versuch, das Raubtier ihm gegenüber ein wenig zu besänftigen. »Seishirou-san, wo warst du heute Nacht?« Seishirou schaut hoch; in seinen Augen glitzert unverkennbare Belustigung. »Hast du etwa Angst, dass ich dich betrüge? Da brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Du bist doch schließlich etwas Besonderes für mich...« Seine Stimme ist ein bisschen wie Honig: Einerseits zuckersüß, aber ganz offensichtlich zäh und klebrig. »Warum weichst du immer aus?« Seishirou wendet sich wieder ab. Seinen Teller hat er noch nicht einmal angerührt. »Ich verstehe schlicht und ergreifend dein Problem nicht«, sagt er, plötzlich sehr kühl. »Du hattest einen Auftrag, nicht wahr?« »Ja.« Subaru fährt sich durch die Haare. »Ich will das nicht.« Seishirou blättert eine Seite weiter. »Dass ich arbeite? Das wird wohl nie passieren. Tut mir leid.« »Von wegen. Aber das wollte ich auch gar nicht sagen.« Subaru stützt sich auf die Ellenbogen und versucht einen Blick in das Gesicht seines Gegenübers zu erhaschen, doch er wird gekonnt ignoriert. »Ich mag es nicht, wenn du arbeiten gehst, und dann bei mir schläfst.« Seishirou schaut ganz kurz auf, zuckt mit den Schultern und als er dann seinen Blick ganz schnell wieder abwendet, weil Subaru einfach nur starr zurücksieht, wird diesem klar, dass Seishirou ihm seit ihrer ersten friedlichen Begegnung—und erst recht bei den zunehmend intimer werdenden Treffen danach—nicht ein einziges Mal wirklich in die Augen gesehen hat. »Wenn dir das so wichtig ist...« Er fragt sich, woran das liegen könnte. * Anmerkungen (Oktober 2008) Betagelesen von Mizukaze. Außerdem geht zusätzlicher Dank an LeS, die so nett war, mir schon im Voraus ihre Meinung zu sagen. Ein für beide. Fünfzehn Minuten ---------------- Fünfzehn Minuten von Cyel~ Man glaubt es kaum, aber auch der Sakurazukamori hat ganz normale Termine. Sogar er geht gelegentlich zum Arzt—vor allem zum Zahnarzt—, oder besucht irgendwelche Ämter. In dieser Hinsicht unterscheidet er sich nicht allzu sehr von allen anderen Menschen dieser Welt: Er hat mit genauso langen Wartezeiten zu rechnen wie die unbescholtene Frau Takahashi, die in ihrem Leben nichts außergewöhnlicheres getan hat, als sich in der Highschool nachts heimlich mit ihrem Freund zu treffen und die an den Weltuntergang selbst dann nicht glauben würde, wenn es dann tatsächlich so weit wäre und sie das erste Opfer. Eines ist für Seishirou auch nicht anders: Er kann die langen Wartezeiten nicht besonders gut leiden. An diesem bestimmten Tag stand Seishirou in der endlos langen Schlange an der Kasse eines ziemlich großen Supermarktes mit ziemlich vielen Kunden und ziemlich weit am Ende besagter Schlange. Und das alles für etwas Reis, ein wenig Miso, Wasser und eine Fernsehzeitschrift. Eigentlich reichte es nicht einmal für den Einkaufswagen. Tage wie dieser ließen ihn bedauern, dass er sich nicht schon lange ein Abonnement organisiert hatte, so selten er auch fern sah. Und außerdem, dass er nicht schon gestern damit gerechnet hatte, dass er Subaru tatsächlich dazu überreden konnte, bei sich zu übernachten und folglich nicht genug Essen im Schrank war, um ein vernünftiges Abendessen für sie beide zuzubereiten. Es war ja nicht nur so, als würde er einfach keine Wartezeiten mögen, denn das viel größere Problem war eigentlich, dass Subaru alleine in seiner Wohnung auf ihn wartete. Seishirou war eigentlich nie etwas peinlich—warum auch, Scham war ihm vollkommen fremd—, aber wäre er nicht er gewesen, dann hätte die Situation mit Sicherheit das Potential dazu gehabt, genau dieses Gefühl in ihm auszulösen. Immerhin ging er das Risiko ein, dass seine Beute sich selbstständig machte und verschwand. Obwohl sie wohl genauso schnell wieder aufgetaucht wäre—also sollte es ihn wohl kaum stören... Aber nun hatte er es glücklich geschafft, Subaru zu sich in die Wohnung zu bringen (das wurde immer schwieriger, und das letzte Mal war nun fast zwei Monate her) und es wäre eine Schande, wenn dieser einfach wieder gehen würde. Was letztendlich durchaus wahrscheinlich war, wenn man bedachte, wie sehr er ihn hasste. Warum er trotzdem immer wieder kam, war ihm auch nicht ganz klar, aber es musste wohl daran liegen, dass Subaru sich immer noch in seiner Rolle als Märtyrer wohlfühlte. Eine andere Erklärung wollte ihm einfach nicht einfallen. Wahrscheinlich hoffte Subaru, dass er noch viele Stunden weg blieb. * Subaru seufzte, und stand wieder von dem Stuhl auf, obwohl er kaum eine halbe Minute dort gesessen hatte—er konnte einfach nicht stillsitzen. Es war eine Sache, Seishirous Einladung Folge zu leisten; es war eine ganz andere, auf den Mann zu warten, als wäre er ein treudoofes Hündchen. Was wahrscheinlich nicht einmal besonders weit von der Realität entfernt ist, dachte er bitter. Subaru stützte sich mit den flachen Händen aufs Fensterbrett. Aber musste er Seishirou das unbedingt zeigen? Dabei hatte er doch eigentlich gar nicht mitgehen wollen. Oder etwa doch? Jetzt wollte er auf jeden Fall eigentlich nicht gehen. Aber er musste. Er würde nicht die Rolle als Spielzeug akzeptieren, die man ihm zugewiesen hatte. Trotzdem fühlte es sich, als Subaru die Wohnungstür hinter sich zuzog, ein bisschen so an, als müsste er sich morgens an einem kalten Wintertag aus dem warmen Bett schälen. * Seishirou hatte keine fünf Minuten an der Kasse gestanden und für den Weg nach Hause nur zehn weitere gebraucht. Er war nun einmal kein Mensch, der gerne Zeit vertrödelte. Sie verpassten sich trotzdem um genau zwei Minuten; und nun hatte Seishirou eindeutig zu viel Reis und Miso im Haus. * Anmerkungen (Mai 2009) Ich mag die Idee des Oneshots, aber mit der Umsetzung bin ich nicht ganz zufrieden. Irgendwie habe ich die Befürchtung, dass man die Wechsel zwischen den beiden Perspektiven und, vor allem, Subarus Gedankengänge nicht nachvollziehen kann. Kritik wäre also fast noch mehr erwünscht als sonst. Großer Dank geht an Mizukaze für's Betalesen! Wenn du den Raum verlässt ------------------------- Wenn du den Raum verlässt von Cyel~ Subaru wartet auf ihn, das weiß er. Er wartet darauf, Seishirous Shiki auf der Kante eines Daches zu entdecken, darauf, dass Seishirous Gesicht irgendwo aus der Menge hervorblitzt, sodass er in seine Richtung stürmen kann, nur um ihn haarscharf zu verpassen—wirklich kämpfen will ohnehin keiner von ihnen. Und manchmal wartet Subaru auch darauf, dass der Sakurazukamori sich ihm nähert. Nachts, manchmal, in seiner Wohnung. Seishirou wartet meist darauf, dass sich eine Gelegenheit ergibt. Eine Gelegenheit oder—noch besser—ein Grund, um seiner Beute einen Besuch abzustatten oder zu kontrollieren, wie es ihr geht. Warum sollten sich Sakurazukamori und Sumeragi auch ohne Grund jeweils in die Nähe des anderen begeben? Manchmal wartet Seishirou nicht nur, sondern sucht geradezu nach einem Grund—ein besonders harter Job (er kennt Subarus Aufträge genauso gut, oder noch besser, als er selbst), eine Erkältung (die kommen oft vor, Subaru ist fast immer in einem angeschlagenen Zustand) oder auch die Chance, etwas zu kochen (wirklich, er kann es gar nicht oft genug tun, Subaru isst einfach viel zu wenig)—irgendetwas findet sich immer. Andersherum würde das nie passieren: Seishirou hat Subaru seit dem Jahr der Wette noch nicht ein Mal zu Gesicht bekommen, wenn die Begegnung nicht von ihm ausging. Aber jetzt, für einen Augenblick hat Seishirou das Gefühl, ein vertrautes Gesicht am anderen Ende des Raumes zu erkennen, zwischen all den anderen Gesichtern, einen zerzausten, blauschwarzen Haarschopf und einen weißen Mantel, wie ihn so nur wenige Menschen tragen. Aber er muss sich wohl geirrt haben, Subaru würde ihm nie und nimmer folgen, er hat ja gar keinen Grund dazu. Aber manchmal, so glaubt Seishirou, bildet er es sich ein. Dann würde er am liebsten für immer und ewig im Raum bleiben. * Du weißt es vielleicht nicht, aber ich stehe genau hier drüben. * Anmerkungen (Oktober 2009) Diese Story ist mal wieder relativ durcheinander, aber beim erneuten Durchlesen fiel mir dann auf, dass sie mir eigentlich ganz gut gefällt. Danke an Mizukaze fürs Betan. (Im Moment bin ich massiv dabei, die Geschichten zu kontrollieren und fürs Internet zu formatieren, die eigentlich schon ziemlich lange fertig sind. Das Schreiben als solches ist dann doch immer schöner als das Beseitigen von Ungereimtheiten. Im Klartext: Demnächst kommen wieder mehr Fics. :)) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)