Creeping death von Utena-simiaP ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Es war an einem regnerischen Sonntag morgen, es regnete schon seit gestern und der Regen schien kein Ende zu nehmen . . . Vielleicht besser so, für Jill . . . Sie stand schon frühen Morgen vor dem Fenster und starrte auf den alles verheerenden Regen. Die schwarz haarige hasste den Regen seit dem Unfall ihrer Eltern. Sie hatte nicht nur sie verloren, beim Regen, unzählige ihrer Familienmitglieder sind dem Regen zum Opfer gefallen darunter auch ihr Freund. Und es konnte sie niemand verstehen, Jill lebte bei ihrer Tante, ihrer einzigen Tante, sie war eine freundliche Frau, viel zu freundlich für diese Welt, dachte Jill immer bei sich, wenn sie ihre Tante lächeln sah. Ihre Mutter war genauso gewesen und trotzdem wurde sie von der Bildfläche ausradiert, einfach so, ohne Vorwarnung hatte der Regen ihr ihre Mutter genommen, bei diesem Gedanken lief ihr eine heiße Träne die Wange hinunter. Starr sah sie dem Regen zu, wie er auf die Erde fiel und den Boden in eine Schlammgrube verwandelte. Ihre Tante kam gerade an der Einfahrt vorbei mit den ganzen Krimskrams aus der Garage, sie wollte ihr unbedingt die alten Familienfotos zeigen, nur widerwillig hatte sie zugestimmt. Ihre Tante sah sie aus dem Fenster, während sie vorüber ging, und lächelte ihr freundlich zu. Jill erwiderte nur ein schwaches und erzwungenes Lächeln und am liebsten hätte sie aufgeschrien und ihr gesagt, dass sie sich lieber auf ihren Weg und die Kiste konzentrieren solle, wie oft hatte Jill ihr erzählt, dass man beim Regen lieber die Augen offen halten sollte, sonst könnte etwas passieren worüber sie beide nicht sprechen wollten. Und immer bei diesem Punkt winke ihre Tante ab und meinte:“Sieh die Welt doch nicht immer durch eine dunkle Sonnenbrille.“ Meist setzte sie noch ein perfektes Lächeln auf und sah Jill eindringlich an, so als wollte sie mit nur einem Blick all ihre Erinnerungen aus der Vergangenheit löschen, was sie nicht schaffte und nicht schaffen konnte, aber das wusste sie nur zu gut. 'Sinnlos...', dachte Jill und sah ihrer Tante zu, wie sie nun das Haus ansteuerte. '… sie wird es nie begreifen.' Langsam wandte sie ihren Blick vom Fenster auf die Uhr, es war acht Uhr morgens und sie wusste nicht, ob es sie glücklich oder traurig machen sollte, sie entschied sich für den zweiten Gedanken. 'Schon wieder ein Tag wie der Andere, bloß merkt es keiner, oder will es keiner wahrhaben.', langsames Schrittes ging sie aus ihrem Zimmer in Richtung Haustür, um ihrer Tante aufmachen zu können. Als sie langsam die Tür aufmachte,sah sie ihre Tante vor sich stehen, die etwas verärgert schien. „Ich weiß ja, dass es heute regnet, aber dann brauchst du mich trotzdem nicht so lang im Regen stehen lassen.“, sagte diese und lächelte ihre Nichte an. „Ich kann ja nichts dafür, dass du unbedingt heute die ganzen Familienfotos anschauen wolltest.“, gab diese mit einer monotonen Stimme zurück und machte den Weg frei. Ihre Tante, die übrigens Maria heißt, ging schnellen Schrittes durch den Flur, während Jill langsam vor sich hin trottete. „Ich hoffe, dass es dir bewusst ist, dass es erst acht Uhr früh ist.“, sagte Jill, als auch sie in der Küche ankam. „Ach, schon so spät!?“, reif diese etwas erschrocken aus. „Dann müssen die Bilder wohl noch ein Weilchen warten. Bring die Kiste doch bitte in mein Zimmer.“, sagte sie und deutete auf die Kiste, die sie gerade eben auf dem Holzboden abgestellt hatte. „Was heißt hier schon so spät? Erwartest du etwa Besuch, von dem ich noch nichts weiß?“, fragte Jill und hob die Kiste auf. „Eigentlich schon.“, meinte diese verlegen und sah Jill entschuldigend an. Diese erwiderte bloß:“ Ist mir egal. Ich werde auf mein Zimmer gehen und die Zeit totschlagen.“ Sie wandte sich dem Gehen zu, doch auch wenn sie mit dem Rücken gewandt zu Maria war, konnte sie förmlich spüren wie sich der Blick von ihr traurig wurde. Sie kannte diesen Blick schon, denn schon so oft hatte sie ihn sehen müssen, viel zu oft. Langsam schritt sie die Treppe hinauf, auf Marias Zimmer, ganz leise glitt die Tür auf und gab den Blick auf ein ordentliches Zimmer frei. Lautlos stellte sie die Kiste auf den Boden neben das Bett. Es duftete in Marias Zimmer nach Lavendel, sie hasste Lavendel. So lautlos wie sie gekommen, ging sie auch wieder. Das Zimmer ihrer Tante war ihr einfach zu hell und viel zu freundlich gestaltet. Und es hatte sich nichts verändert, so als wären die letzten zwei Jahre aus dem Gedächtnis ihrer Tante gelöscht worden. Zurück in der Küche sah sie Maria das Essen zubereiten. Sie hatte ein weiße Schürze an und hatte zusammengebundenes Haar. Jill dagegen machte sich an dem Küchentisch zu schaffen, die Aufgaben waren klar verteilt, Maria kochte das Essen und Jill deckte den Tisch. „Wer wird denn eigentlich kommen?“, fragte sie, um die bedrückende Stille zu durchbrechen und es funktionierte sogar, denn Maria drehte sich, mit einem Lächeln auf dem Gesicht zu Jill um. „Ein alter Bekannter von mir. Ich weiß nicht, vielleicht hast du ihn schon mal flüchtig gesehen? Er heißt Luciano.“, sagte sie und sah nachdenklich an die Decke, während sie sich an die Nase tippte. „Hmm... ich glaube eher nicht.“, sagte Jill dann und sah Maria mit einer hochgezogenen Augenbraue an. „So alt ist er ja wohl doch nicht.“, fügte sie noch schnell hinzu und sah zu wie ihre Tante rot wurde und nervös an einer Strähne zupfte. Jill bewunderte diese Frau, sie hatte genauso viel Kummer und Schmerz erlitten und konnte dennoch ihr Leben leicht und unbeschwert weiterleben. Was aus ihr geworden ist, davon wollen wir hier erst recht nicht anfangen. Jill hatte sich grundlegend verändert, einmal früher war auch sie mal ein fröhliches Kind gewesen, davon war sie überzeugt, doch nach allem was passiert war, wurde sie zu einem Trauerkloß und zu einer Pessimistin. „Jetzt hast du mich aber in Verlegenheit gebracht.“, sagte Maria mit einem verlegenen Lächeln, „und er bringt noch jemanden mit sich mit.“, fügte sie geheimnisvoll hinzu. „Sag bloß! Er ist schon verheiratet und betrügt sie mit dir, sie hat es aber herausgefunden und ….“,weiter sprach sie nicht, denn sie wurde mit einem vernichtenden Blick ihrer Tante zum schweigen gebracht. „Du solltest dich besser umziehen, denn du wirst mit dabei sein, beim Essen.“, sagte sie und sah Jill ernst in die Augen, „und keine Widerrede!“ Empörung machte sich auf dem Gesicht der schwarz haarigen breit, hielt aber dennoch ihre Klappe, mit einem tiefen und deutlich hörbaren Seufzer verließ sie die Küche und stieg langsam die Treppe hoch. Das kam sehr selten vor, dass sie etwas tun MUSSTE und meistens hatte es nichts gutes zu bedeuten. 'Sie kann mich doch nicht einfach zwingen mit ihnen zu essen!?', meldete sich eine Stimme in ihrem Kopf, die sie nur allzu sehr kannte, denn es war die ihrige. Jill stieß langsam die Tür zu ihrem Zimmer auf, in der ewige Finsternis zu herrschen schien. Sie machte ihre Nachtschlampe an und ging zum Schrank. Lange stand sie vor ihm und starrte den Inhalt des Schrankes an, erst dann griff sie in ihn, um eine Bluejeans herauszuholen. Jill trug sie nicht gerne und auch nur im äußersten Notfall, sowie heute. Nachdem sie sich umgezogen hat, naja was heißt hier umgezogen, wohl eher die Hose gewechselt, band sie ihre Haare zu einem schlaffen Pferdeschwanz. Sie sah sich im Spiegel an, nicht aus Eitelkeit oder sonstigem, nein vor ihr stand ein ganz neues Mädchen, ein ganz normales Mädchen, dass sie nicht kannte..., was man nicht alles aus einem Menschen machen kann, mit nur einer Hose und einer anderen Frisur. Als sie Stimmen und dann bald daraufhin ihren Namen hörte ging sie die Treppe runter und sah zwei Männer im Flur stehen. Etwas geschockt betrachtete sie Maria, doch diese lächelte nur verstohlen zur Seite und lud die Herren in die Küche ein. Es war ja nicht so, dass es Jill gewundert hätte, dass Maria gleich zwei Männer an schleppt, aber, wenn sie es von der Treppe aus richtig gesehen hatte, war der eine von ihnen so alt wie Jill selbst, oder etwas älter, von der Treppe aus konnte sie es nicht wirklich erkennen und das Grinsen der Tante verriet ihr, dass sie es mit purer Absicht getan hatte. Nach einem wiederholten rufen ihres Namens ging sie in die Küche, begrüßte die Gäste und setzte sich an einen freien Platz. Maria und Luciano unterhielten sich prächtig, und nun wusste auch Jill wer der andere Begleiter war, er hieß Lucas und war drei Jahre älter als sie. Er hatte blaue Augen und blau gefärbte Haare, mehr wusste sie auch nicht, denn sie schwiegen nur die ganze Zeit und hörten eher den beiden Älteren zu. Nach einiger Zeit sah sie aus dem Fenster und, oh Wunder, es hatte aufgehört zu regnen, die Sonne schien so hell und erwärmte die nasse Erde, wahrscheinlich war es draußen eher schwül, als angenehm . . . Ohne es zu merken verlor sich ihr Blick im Vorgarten, ja bald würde die Erde wieder trocken werden und so weiter leben, als habe es nie gegeben, genauso wie Maria. Aber war das die richtige Lösung? Der richtige Weg, nach so vielen Morden? Ihr Gesicht wurde düster und leer, wie schon zuvor. Maria unterhielt sich mit Luciano, doch insgeheim hoffte sie, dass Jill Interesse am jungen Lucas fand und sich mit ihm anfreunden würde und obwohl die Beiden noch kein Wort miteinander gewechselt hatten, entging ihr nicht wie sich die Beiden forschend ansahen. Ein unmerkliches Lächeln umspielte ihre Lippen. Wenn Jill endlich wieder Kontakt zu anderen Menschen, jungen Menschen hatte, würde sie sicher wieder die Lebensenergie verspüren, die sie als kleines Kind besessen hatte. Damals, als ihre Eltern noch lebten, das war lange her, selbst wenn der Unfall erst zwei Jahre zurückliegt, so kam es Maria wie eine Ewigkeit vor. Aber sie hatte nie vergessen wie ihre kleine Schwester aussah, oder wie der Klang ihrer Stimme war, wenn sie mal wütend war, nein das nicht, es war etwas Anderes , an das sie sich nicht erinnern konnte . . . Maria war zwar mit ihren Gedanken beschäftigt, dennoch konnte man es ihr nicht ansehen, denn sie sprach weiter mit ihrem Gast und beantwortete seine Fragen, die immer wieder auftauchten. Doch dann blieb ihr Blick an Jill hängen, die aus dem Fenster starrte und auch den beiden Gästen entging das nicht, interessiert sahen sie das Mädchen am Tisch, das wie ausgewechselt aussah, an. Maria kannte solche Momente, nur zu gut und sie wusste auch, dass man Jill da nur sehr schwer raus holen konnte, aus ihrer Erstarrung. „Bitte nicht beachten, passiert ihr andauernd...“, sagte sie verlegen und lächelte schwach. Luciano sah Maria forschend an. „Kann sie uns, denn überhaupt hören?“, fragte dieser und zeigte auf Jill. „Normalerweise nicht, sie ist da immer so mit ihren Gedanken beschäftigt … ich hoffe es macht euch nicht aus?“, gab sie zögernd zur Antwort und sah in die Runde. „Nein, es macht uns nichts aus. Aber meinst du nicht auch ,dass das Mädchen Hilfe braucht?“, er sah Maria fragend an, klar er wollte sie nicht verletzen, aber so wie das Mädchen da saß und aus dem Fenster starrte, da konnte man ja richtig Angst bekommen. Maria sah Luciano entsetzt an. „Wie kannst du es wagen so über sie zu sprechen?!“, sagte sie aufgebracht, „du weißt doch nicht was sie alles durchgemacht hatte in ihrem so kurzen Leben!“, den letzten Satz schrie sie schon beinahe. Wütend sah sie ihren Gegenüber an und es sah so aus, dass sie ihn bei der nächsten falschen Regung fauchend anspringen würde. Lucas beobachte den Streit, aber besonders fragte er sich was gerade in dem Mädchen vor sich ging. „Ich meine ja auch deshalb. Oder wie meinst du will sie den Schock verarbeiten?“, sagte er mit erhobener und doch ruhiger Stimme. „Bis jetzt hat's doch geklappt, oder etwa nicht? Und da sie nun mal eben manchmal in sich kehrt, um ihre Gedanken zu ordnen, … das ist doch nicht schlimm!“, sagte diese und sah ihm streng in die Augen.Luciano merkte, dass er keine Chance gegen Maria hatte und zuckte deshalb nur leicht mit den Schultern:“Also … wenn du meinst.“ Sie starrte immer noch aus dem Fenster und wie gesagt hörte sie fast gar nichts mehr um sich herum, aber auch nur fast, denn sie hörte, dass Maria ihre Stimme anhob, was meinst zu bedeuten hatte, dass sie wirklich wütend war. Sie seufzte, wovon aber keiner Notiz zu nehmen schien und kapselte sich nun ganz und gar von der Außenwelt ab. Jill wusste selbst nicht, wie sie es immer fertig brachte im ungünstigsten Moment zu erstarren und ihre Tante in Verlegenheit bringen. Fasziniert vom Licht der Sonne und derer Kräfte schloss sie die Augen und atmete ein paar mal tief ein und aus. Dann sah sie Luciano so plötzlich in die Augen, dass dieser vor Schreck zusammen zuckte und sein Atmen schneller wurde. „Du meinst also ich gehöre in die Klapse mit Zwangsjacke und dem dazugehörigem Doktor?“, sagte sie und ihren Gegenüber genau an. Etwas irritiert sah er das Mädchen an. „Nein, so habe ich das doch gar nicht gemeint.“, sagte er eine Spur zu schnell. Genervt verdrehte sie ihre Augen und stand auf. „Danke Tante.“, sagte sie zu Maria gewandt, nahm ihren Teller und stellte diesen in der Spüle ab. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)