Das Leben ist eine Aneinanderkettung von unmöglichen Augenblicken von abgemeldet (Am Anfang war das Chaos (SetoxJoey)) ================================================================================ Kapitel 26: ------------ So, wie versprochen kommt auch gleich Kapitel 26 hinterher. Viel Spaß beim Lesen.^^ Kapitel 26 Ohne auf die Frage zu antworten stellte Seto erst die Kaffeetassen auf den Glastisch und musterte danach den Schlafenden. „Was macht der hier?“ „Los raus mit der Sprache. Wer ist das?“ „Warum interessiert dich das?“ Nicht ganz sicher was er von der offensichtlichen Begeisterung des Amerikaners halten sollte musterte er diesen, während Stevens aufgeregt auf den Blondschopf zeigte. „Der ist einfach total putzig. Zum knuddeln.“ Perplex wanderte der Blick seiner blauen Augen kurz zwischen Steven und Joey hin und her, bis ihm ein Gedanke kam. Der Amerikaner hatte aber auch nur das eine im Kopf. Hätte er sich aber auch denken können. „Wheeler ist was?“ „Putzig. Sieh nur das hübsche blonde Haar.“ Sanft nahm der Künstler eine Strähne des Blonden zwischen die Finger. „Wie ich es mir gedacht habe, seidig weich.“ „Nimm deine Finger von ihm. Sofort!“ Verwirrt lag der Blick des Amis auf ihm und ebenso fühlte sich Seto. Er wusste nicht warum er sich jetzt so aufgeregt und den Amerikaner ziemlich laut angefahren hatte. Schließlich hatte Steven ja nur den blonden Wildfang angefasst nicht mehr, aber auch nicht weniger. Vielleicht lag es daran, dass er die letzten Tage von einer geistigen Erschöpfung zur nächsten gestolpert war und sich momentan wie ein durchgekautes Hundespielzeug fühlte, vielleicht hatte es aber auch einen anderen Grund, welchen er aber jetzt nicht überdenken konnte, da sich der Blonde rührte und verschlafen aufrichtete, wobei er seine Augen rieb. „Kaiba, du bist schon zurück?“ Die müde blinzelnden Augen beruhigten Seto wieder und seine Stimme klang wie immer. Von dem Gefühlsausbruch war nichts mehr zu bemerken. „Was heißt hier schon? Es ist inzwischen fast Mitternacht. Was suchst du eigentlich hier? Warum bist du nicht in deinem Zimmer?“ Der Blonde streckte sich ergiebig während er antwortete. „Da pennt Yugi. Wir haben noch ziemlich lange getratscht und er ist dann hier eingeschlafen. Da Moki schon schlief und ich Roland nicht stören wollte hab ich ihn rauf in mein Bett geschleppt. Naja und da ich noch etwas meine Vokabeln pauken wollte bin ich eben wieder runter, aber so wie es aussieht…, wer ist das denn? Ist das der Ami?“ Mit einem neugierigen funkeln in den kaffeebraunen Augen wurde der blonde Amerikaner von Joey gemustert während Seto knapp antwortete. „Ja.“ Widerwillig musste der Brünette mit ansehen, wie der Requisitenbauer es sich neben dem Blondschopf auf den Couch bequem machte und diesen anstrahlte bevor er sich vorstellte. „Hi du Grund meiner schlaflosen Nächte. Ich bin Steven. Wie heißt du? Und waas noch wichtiger ist, hast du einen Freund?“ Amüsiert beobachtete Seto das Minenspiel des Blonden. Der müde Ausdruck war nach und nach komplett verschwunden und hatte Verwirrung platz gemacht. „Freund? Ich bin nicht vom anderen Ufer.“ Ein schadenfrohes Grinsen unterdrückend sah Seto den Blonden etwas von dem Amerikaner abrücken, was diesem ein beleidigtes Schmollen auf die Gesichtszüge schmierte. „Nana, nur weil ich bi bin beiße ich nicht und ich werde dich auch nicht irgendwie belästigen jetzt wo ich weiß, dass du kein Interessen am gleichen Geschlecht hast.“ Das abfällige Schnauben konnte sich der Brünette jetzt doch nicht verbieten bevor er sich ins Gespräch einmischte. “Glaub ihm kein Wort.“ „Aber Honey, wie kannst du so was nur sagen!“ Der entsetzte Unterton in der Stimme des Amerikaners ließ Seto kalt, was man auch aus seiner Antwort heraushören konnte. „Siehst du Wheeler, der Kerl erzählt Müll sobald er den Mund aufmacht.“ Eine von Setos feingeschwungenen Augenbrauen hob sich, sobald er Joeys leise gemurmelte Warnung wahrnahm. „Steven, hör auf Kaiba so zu reizen. Das könnte übel ausgehen.“ „Och wie süß. Du machst dir ja sorgen. Und ich hab wirklich keine Chance? Nicht mal eine ganz winzige?“ Bevor die beiden Blonden reagieren konnten packte der Brünette Joeys Arm, zog ihn von der Couch hoch und stellte sich, unauffällig, schützend vor ihn, während der Blick seiner blauen Augen keine Sekunde von dem Ami wich. „Wheeler, das Zimmer links neben dem deinigen hatte ich für Yugi vorbeireiten lassen. Du kannst es heute benutzen und höre auf meinen Rat. Sperr die Tür hinter dir ab.“ Einige Sekundenbruchteile wurde Seto nur von Steven gemustert, doch sobald dem Reqisiteur bewusst wurde, dass Kaiba jedes Wort ernst gemeint hatte, begann er zu meckern, was Seto zur Weißglut trieb. Da es schon sehr spät war und der Brünette eigentlich nur noch ins Bett wollte hielt riss er sich nicht wirklich zusammen und fauchte grantig zurück. „Du tust ja so als wäre ich ein Monster.“ „Schließlich bist du eines.“ „Gemeiner Kerl.“ „Heul doch. Ich gehe in mein Zimmer. Wir reden Morgen über das Projekt. Los Wheeler, beweg dich.“ „Und was ist mit mir?“ „Geh in ein Hotel.“ „Aber Seto, um diese Zeit geht doch weder Bus noch bahn.“ „Dann hol dir ein Taxi.“ „Aber…, ich will nicht in ein Hotel. Kann ich nicht bei dir im Bett schlafen? Ich bin auch brav.“ „Vergiss das schneller als es dir einfiel. Du bekommst ein Kissen und eine Decke von mir aber mehr nicht. Leg dich irgendwo auf den Boden von mir aus auch auf eine Couch oder laß dir sonst was einfallen.“ „Vielleicht sollte ich Mokuba…“ Weiter kam der Amerikaner nicht, da Seto sobald der Name seines Bruders gefallen war rot sah und den älteren am Kragen packte. „Laß ja meinen Bruder aus dem Spiel oder ich werde dich eigenhändig auf der nächsten Polizeistation abliefern du Vollidiot.“ „laß mich doch ausreden. Ich wollte ihn doch nur fragen ob er mir einen Tipp geben kann. Hey, ich bin bi, kein Kinderschänder. Das ist ein Unterschied.“ Ein abfälliges Schnauben war das einzige was der Brünette dazu noch zu sagen hatte. Blitzschnell schnappte Kaiba sich das Handgelenk des Blonden der total verdattert zugehört hatte und zog diesen aus dem Zimmer. Ohne auf die leichte Gegenwehr zu achten lenkte er den jüngeren zur Treppe, doch nach nur zwei Stufen riss sich Joey los. „Hey Kaiba warte mal, was läuft zwischen euch beiden?“ Der junge Firmenchef blieb stehen, wandte sich jedoch nicht zu dem Blonden um, während er eine knappe Antwort gab. „Nichts.“ „Ehrlich? Ihr scheint euch gut zu vertragen.“ „Tun wir nicht.“ Erschöpft strich Seto sich über die Stirn, da sich ein leichtes Pochen dahinter eingestellt hatte. „Hast du Kopfschmerzen?“ „Das kann dir egal sein.“ „Ist es aber nicht. Das könnte doch noch von deinem Sturz sein. Zeig mal die Verletzung.“ Bevor Seto irgendwas entgegnen konnte, stand der Blondschopf schon vor ihm und schob die Haarsträhnen zur Seite, welche die Wunde verdeckten. Erstaunt entdeckte er die Sorge in den bernsteinfarbenen Augen und die in Sorgenfalten gelegte Stirn. „Das sieht nicht gut aus. Du solltest zum Arzt. Die Haut drumherum ist ganz rot und leicht warm ist es auch. Wenn's weh tut könnte es eine Entzündung sein.“ „Es ist nicht wirklich schlimm.“ Einige Augenblicke wurde er skeptisch von dem Blondschopf beäugt, doch dann wechselte Joey abrupt das Thema. „Hast du heute überhaupt was gegessen?“ Es erschien dem Brünetten mehr als nur eindeutig, dass sein Gegenüber etwas im Schilde führte, doch da er keine Idee hatte um was es sich handeln konnte musste er gezwungener weise nachfragen. „Warum?“ „Also nicht. Los komm mit.“ Der Blondschopf packte diesmal ihn am Handgelenk und zog ihn Richtung Küche. Dort wurde er zu seinem Platz bugsiert und Joey sauste zum Kühlschrank und riss die Türe auf. „Was willst du? Yuriko hat heute den Kochlöffel geschwungen und eine klasse Mahlzeit für uns gezaubert.“ Seto hatte eigentlich nichts gegen Yurikos Kochkünste auszusetzen, nur manchmal übertrieb sie es damit ihm Mahlzeiten mit denen er nichts anfangen konnte nahezubringen. Aus eben jenem Grund fragte er nach was es gab, um bestimmen zu können ob es sich überhaupt lohnte sitzen zu bleiben. „Und was gibt es?“ „Oden, Asazuke und Daifukumochi.“ Seto unterdrückte ein seufzen. Er hatte es ja geahnt. „Ich nehme nur das Gemüse.“ „Warum?“ „Das geht dich nichts an.“ Abrupt hatte sich Joey zu ihm herumgedreht und musterte ihn einige Augenblicke, bis in den Blick der braunen Augen erkennen lag. „Du magst keinen Eintopf?“ Seto fühlte sich ertappt und versuchte sich irgendwie herauszureden, doch mitten unterm Satz wurde er kurzerhand von dem Blondschopf unterbrochen. „Und wenn schon..“ „Und auch Mochi magst du auch nicht? Aber die sind doch ganz lecker.“ Seto stand auf und hantierte an dem Kaffeevollautomaten während er scheinbar nebenbei antwortete. „Viel zu süß.“ Einige Augenblicke war es still in der Küche, bis Joey das Schweigen, welches zwischen ihnen hing, mit einer Frage brach. „Lehnst du deswegen die Valentinsschokolade der Mädchen immer ab? Weil du keine Süßigkeiten magst?“ Eigentlich hatte Seto jetzt nicht den Hauch von Lust auch nur über eben jenes Thema nachzudenken, geschweige denn ausgerechnet mit Joey drüber zu reden, doch inzwischen wusste er, dass der Blondschopf sich in dem Thema festbeißen würde und erst nachgab wenn er eine Antwort bekommen hatte. „Und was würde geändert wenn es so wäre?“ „Du könntest dich damit erklären, damit die Mädels dich besser verstehen. Viele sind wirklich todtraurig, dass du nichts nimmst.“ „Ich hab niemanden darum gebeten wegen mir solch einen Mumpitz zu veranstalten.“ „Mensch Kaiba, was soll das? Die geben dir die Schokolade doch nur um dir zu zeigen, daß sie dich mögen.“ „Dass ich nicht lache. Die sind doch nur interessiert, weil ich in der Öffentlichkeit stehe und Geld habe.“ Kurz schwieg der Blonde, schien Setos Worte auf sich wirken zu lassen, doch dann schüttelte Joey den Kopf und lehnte sich während seiner Ausführungen neben den Brünetten an den Tisch. „Bei einigen mag das vielleicht zutreffen, aber bestimmt nicht bei allen.“ „Und woher willst ausgerechnet du das wissen?“ „Vielleicht weil es mir auch mehr als nur egal ist. Würde ich sonst mit dir zoffen?“ Diesmal musterte Seto den Blonden und dachte kurz über dessen Worte nach bevor er eine Erwiderung gab. „Wahrscheinlich nicht. Aber nur weil es dir egal ist muß es nicht jedem am Allerwertesten vorbei gehen. Sei doch nicht immer so blauäugig.“ „Ok, ich werde dran denken.“ Verwundert blickte Seto den Jüngeren an und diesen wiederum schien Kaibas Blick zu verwirren. Warum nur gab der Blondschopf jetzt keine Widerworte? Sonst war Joey doch schon aus Prinzip anderer Meinung. Doch zur Zeit geschah es immer öfter, dass sein Hündchen ohne zu mosern zustimmmte. Der fragende Unterton brachte Seto dazu sich wieder voll auf Joey zu konzentrieren. „Was ist?“ „Es ist… schon gut. Wheeler, was ist jetzt mit dem Gemüse? Hast du es inzwischen schon geschafft es auf einen Teller zu packen?“ Joey fühlte sich wie in einem Dejavú gefangen. Hatte Kaiba nicht schon mal ganz genau so wie eben reagiert? Während der Blonde das Gemüse auf zwei Teller verteilte versuchte er sich zu erinnern wann das gewesen sein könnte, kam aber einfach nicht darauf. Wahrscheinlich war es einfach zu spät um auch nur einen wirklich klaren Gedanken zu fassen, selbst Kaiba schien um diese Uhrzeit geschafft genug zu sein um sich nicht ganz so abwehrend zu gebären wie sonst. Vielleicht war dies eine seltene Gelegenheit dem Brünetten noch ein paar persönliche Dinge zu entlocken. Probieren konnte er es auf alle Fälle mal. Schließlich gab es da eine Frage, die ihn schon länger unter den Nägeln brannte. „Du Kaiba, als ich am Donnerstag mit dir in deinem Zimmer war hab ich eine Spielekonsole auf deinem Nachttisch entdeckt. Kann es sein, dass du vorm schlafen gehen Computerspiele zockst?“ Ein Gürkchen spießte Joey auf, während Seto antwortete. „Mache ich nicht wirklich. Ich teste nur die neuen Spiele meiner Firma.“ „Dann hast du sämtliche Spiele, die von der Kaiba Corp. kommen selber angespielt?“ Ein leichtes Lächeln unterdrückend beobachtete Joey den Brünetten dabei wie dieser erst das Stück Chinakohl fertig mümmelte und dann zu einer Antwort ansetzte. „Falsch, ich habe sämtliche Spiele komplett durchgespielt, wobei ich ein besonderes Augenmerk auf die Grafik und die Storyline habe.“ „Und? Hast du momentan wieder ein neues Game zu testen?“ „Ja.“ „Wie cool…,“ Die braunen Augen begannen aufgeregt zu funkeln als Joey einen Gedanken auffing und diesen gleich weitergab. „Du Kaiba, dürfte ich vielleicht auch einen Blick auf das Spiel werfen?“ Nervös folgte Joey Blick jeder Bewegung des Brünetten, der abrupt den inzwischen leeren Teller wegschob und den Blonden ungläubig ansah. „Du willst was?“ Erst mußte Joey schwer schlucken, spürte wie seine Wangen heiß wurden als sie sich rot färbten und in diesem Moment schien ihm das Muster des Fußbodens mehr als nur interessant, während er versuchte seine schwirrenden Gedanken in verständliche Worte zu bringen. „Na ja, ich mag die Spiele aus deiner Firma, leider kann ich mir nicht jedes einzelne holen, weil das zu teuer kommt, aber einige hab ich schon. Ich werde auch kein Wort darüber verlieren. Großes Ehrenwort. Ich bin einfach neugierig um was es sich dieses Mal dreht.“ Täuschte sich Joey, oder funkelte in den Saphiren des Brünetten stolz? „Du wirst dich wundern. Das übliche Spielsystem wurde diesmal ad acta gelegt und ein etwas anderes hergenommen.“ „Echt? Darf ich bitte mal reinschnuppern?“ Langsam stand Seto auf, stellte seinen Teller in die Spüle, während Joey jeder Bewegung des anderen mit den Augen folgte. Hatte er es denn jetzt mal wieder geschafft und übertrieben? Eben noch war Seto gesprächig und jetzt stand er schweigend dort und schien zu überlegen ob er abspülen sollte. Unsicher wartete der Blonde darauf, daß sich Kaiba wieder umwenden würde, wünschte sich, dass Seto durch eine Antwort seine Nervosität fortwischte und schob alle Augenblick fahrig sein Pony zur Seite, bis der Brünette seinen Wunsch erfüllte und sich zu ihm drehte. „Komm mit.“ Die Vorfreude ließ die braunen Augen des Jüngeren glänzen, und er sputete sich sein Geschirr in der Spüle zu verstauen. Da Kaiba schon zur Tür heraus war sauste er hinterher und folgte dem Älteren schweigend in dessen Zimmer hinein. Dort angekommen blieb er bei der Türe stehen. Irgendwie schien es ihm im Moment als wäre es mehr als nur falsch noch tiefer in Setos Privatsphäre einzudringen. „Was ist? Bist du festgefroren?“ „Nein, aber…, darf ich wirklich rein?“ „Sagte ich das nicht?“ Der Brünette deutete auf das Bett. „Du kannst es dir hier bequem machen.“ „Und du?“ „Ich hab noch etwas zu arbeiten. Bis ich das erledigt habe darfst du spielen.“ Joey legte den Kopf schief und sash Seto fragend an, denn das dieser mir seiner Arbeit noch nicht fertig war wunderte ihn. „Hast du noch viel zu tun?“ „Eigentlich nicht, trotzdem werde ich etwa eine Stunde damit beschäftigt sein. Zeit genug für dich das Grundprinzip des Spiels zu verstehen.“ „Ist es denn so kompliziert?“ „Mach dir selber einen Reim darauf. Du kennst dich mit der Konsole aus?“ Joey nickte nur, da es ihm momentan die Sprache verschlagen hatte, denn während Seto sprach, hatte er sich seines Jacketts, der Krawatte und des Gürtels entledigt und damit begonnen das hellblaue Hemd aufzuknöpfen. Das Blut schoss Joey ins Gesicht und seine Wangen brannten. Er war sich bewusst, dass er den Größeren unverholen anstarrte, doch er konnte einfach seine Augen nicht von der Brust des anderen abwenden, während ein Gedanke hinter seiner Stirn wie ein Kreisel zu rotieren begann. Wie zum Teufel schaffte Kaiba es, obwohl er einen Schreibtischjob hatte, so gut auszusehen? „Kaiba…, was…, du…, du wolltest doch arbeiten.“ „Werde ich auch, doch erst nachdem ich mir etwas bequemeres angezogen habe. Was dagegen?“ Gewaltsam riss der blonde Wildfang seinen Blick von dem anderen los und heftete ihn auf den Boden. Sekunde für Sekunde fiel ihm das denken wieder leichter. „Öhm, vielleicht. Versteh mich nicht falsch, ich meine nicht daß du dir was anderes anziehst sondern…, also…,“ Joey schweig beschämt. Er hatte keinen Schimmer wie er dem anderen verklickern sollte, daß dieser seine Brust bedecken sollte, da sein Körper seltsam zu kribbeln begann und sich eine Gänsehaut darauf ausbreitete, ohne jedoch mit der Tür ins Haus zu fallen. Verdammt das war ja mal mehr als nur peinlich. Ein in seinen Augen schrecklicher Gedanke kam ihm in den Sinn. Was wenn Seto sich vor ihm komplett umziehen würde und dabei nur mit der Unterwäsche…, weiter kam er nicht, da seine Nase extrem zu laufen begann. Leise schniefend versuchte er es zu stoppen was ihm aber nicht gelang. Na klasse Nasenbluten. Auch das noch. Innerlich verdrehte er die Augen. „Hier.“ Setos Stimme riss den Blonden aus seinen wirren Gedanken. „Was?“ „Taschentücher.“ Langsam griff der Blondschopf nach dem Päckchen Tempos. „Wofür?“ „Für deine Nase. Du blutest.“ Es war Joey mehr als nur peinlich, dass Seto es bemerkt hatte. Im gleichen Moment schalt er sich einen Trottel auch nur annehmen zu können, dass der Brünette etwas übersehen würde. „Danke.“ „Eigentlich geht es mich ja nichts an, aber was ist los? Du benimmst dich noch abstruser als üblich.“ „Nix. Ehrlich.“ „Und die Nase?“ „Wenn ich Schnupfen habe, passiert das öfter.“ In Gedanken hoffte er, dass Kaiba ihm die Ausrede abnehmen würde, doch der ermittelnde Blick der eisblauen Augen ließ sein Hoffen im Keim ersticken. Aus eben jenem Grund drehte er sich abrupt ab und setzte sich auf den Rand des Bettes. Er musste sich jetzt beruhigen und an was anderes als den Brünetten denken. Verwirrt sah er dem Blonden einige Augenblicke dabei zu, wie dieser den Kopf in den Nacken legte in der Hoffnung, dass die Blutung dadurch gestoppt wurde. Der Blondschopf war ein Rätsel, ein bizarres Rätsel. Noch während Seto sich Gedanken über Joey und sein mehr als seltsames Verhalten machte, ging er zum Schrank, schnappte sich einige Klamotten und verschwand im Bad. Das Hündchen würde schon aufpassen, dass es sein Bett nicht versaute, auch ohne dass er extra was dazu sagen musste. Ein Gähnen unterdrückend stieg er unter die Dusche, stellte erst das warme und sobald seine Muskeln aufgewärmt waren, das kalte Wasser an. Eine Gänsehaut zog sich über seinen Körper, während die Müdigkeit ziemlich, jedoch nicht komplett, vertrieben wurde. Nachdem Seto sich mit einem großen, flauschigen Badetuch abgetrocknet und wieder angezogen hatte, ging er, ein Handtuch über die Schultern gelegt, wieder in sein Zimmer. Während er dem Blonden kurz dabei zusah, wie dieser in das Spiel versunken dasaß, rieb er sich die Haare trocken. „Und?“ Abrupt sah Joey zu ihm hoch, legte die kleine Konsole zur Seite und stand auf. „Ich…, ich gehe schon.“ „Das hab ich nicht gemeint. Wie findest du es?“ Das strahlende Lächeln, welches auf Joeys Gesicht erschien, ließ Seto kurz in der Bewegung stocken. „Das ist klasse. Irgendwie hat es nichts mit Duell Monster zutun, aber irgendwie schon. Es ist auch ganz leicht zu kapieren wie man spielt. Aber sag mal Kaiba, kann es sein, dass Kaibaworld Pate für die Welt gestanden hat?“ „Wie kommst du darauf?“ Joey machte es sich wieder auf dem breiten Bett bequem, schnappt sich die Konsole und drehte sie zu ihm herum, damit er einen Blick auf den Bildschirm erhaschen konnte. „Naja, weißt du, die Bahn mit der die Figuren reisen in Form des weißen Drachens, die Tore von der Hauptstadt werden, wie du gut erkennen dürftest, von Blue Eyes und einem, was mir ja sehr zusagt, einem Rotauge flankiert und so weiter.“ Langsam legte Seto das Handtuch über das Fußende seines Bettes, bevor er dem Blonden widersprach. „Bei Kaibaworld wirst du aber keine von Drachen flankierte Tore finden.“ „Das nicht, aber riesige Drachen vor dem Tor. Außerdem, ich hab nie gesagt, daß diese Welt ein genaues Abbild ist.“ Mit einem leisen Grummeln setzte sich der Ältere hinter seinen Schreibtisch, doch noch bevor er seine Papiere hervorholen konnte wurde er wieder aufgehalten. „Seto, kuckmal.“ Leicht genervt klang die Stimme des Brünetten, als dieser sich auf seinem Stuhl herumdrehte um den Blondschopf im Blick zu haben. „Was?“ Seto musste auf seine Antwort warten, da der Blonde erst gähnte und dann nach Kräften ein Husten unterdrückte, bevor er auf den Bildschirm der kleinen Spielekonsole zeigte. „Da, komm doch und schau. Sieht aus wie ein Grafikfehler. Sowas ist man von deinen Spielen nicht gewohnt.“ „Ein Was?“ Hastig stand Seto auf, ging zum Bett, setzte sich auf die Andere Seite, während Joey zu ihm rutschte und ihm das Handheld vor die Nase hielt. „Da.“ Er deutete mit einem Finger auf eine Stelle, wo ein Bein durch den Mantel des Helden ging. Ungläubig lagen die blauen Augen des Älteren auf dem Bildschirm. Wie hatte er das nur übersehen können. Und ausgerechnet Wheeler hatte den Fehler entdeckt. Schlimmer konnte es kaum kommen. „Das gibt es doch nicht.“ Das verhaltenen Gähnen neben ihm, ließ ihn den Blick vom Spiel nehmen. Eine von Setos Augenbrauen hob sich, als er den Blonden, seine kleinen Augen reibend kurz vorm einschlafen entdeckte. Doch wundern tat es ihn nicht wirklich, immerhin hatte er den Blondschopf ja geweckt. „Joey, wie wäre es wenn du in dein Bett gehst? Du bist doch müde.“ „Bin ich...“ Ein leichtes Lächeln konnte sich der Größere jetzt nicht mehr verbieten, als er Joeys Versuche das Gähnen zu unterdrücken entdeckte. „... garnicht. Du bist es doch auch noch nicht.“ „Wer sagt denn das?“ „Das muß keiner sagen..,“ Kopfschüttelnd beobachtete Seto den Blondschopf dabei, wie er sich zusammenrollte, an ihn heran kuschelte und einschlief. Leise murrte der Brünette den Schlafenden an. „Na großartig. Konntest du nicht damit warten, bis du in deinem Bett liegst?“ Einige Augenblicke überlegte Seto, ob er in das andere Zimmer gehen sollte, jedoch allein der Gedanke jetzt noch mal aufzustehen, die Wärme des anderen zu verlassen, widerstrebte ihm offen gesagt aufs Äußerste. Er war müde, todmüde und wusste, dass er sich bei den morgigen Verhandlungen keine Schwäche erlauben durfte. Außerdem war das immer noch sein Zimmer und sein Bett. Seto hatte einfach das Recht hier zu schlafen und in der gewohnten Umgebung seine Energie wieder aufzutanken. Mit wenigen Handgriffen speicherte er Joeys Spielstand, aktivierte seinen Wecker und löschte, nachdem er es sich in seinem Bett so bequem gemacht hatte wie es eben ging, das Licht. Einige Minuten hörte Seto dem ungewohnten Geräusch, dem Atmen des Blonden an seiner Seite zu, spürte die warme Luft bei jedem Zug über seine Haut streichen, wollte gerade aufstehen um im anderen Zimmer in ruhe zu schlafen, als er schon erschöpft ins Land der Träume abdriftete. Der Wecker weckte ihn am nächsten Morgen mit einem durchdringenden Piepsen pünktlich um sechs Uhr. Das Zimmer war noch dunkel und leise prasselten Regentropfen an die Fensterscheibe. Ohne die Augen zu öffnen brachte Seto den Wecker zum Schweigen und atmete tief durch. Er fühlte sich ziemlich gut, richtig erholt. So hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt, obwohl es in den letzten Tagen stets sehr spät geworden war. Nur sein rechter Arm fühlte sich bleischwer an und schien eingeschlafen zu sein. Langsam öffnete Seto die Augen, tastete nach dem Lichtschalter, ließ die kleine Drachenlampe auf seinem Nachttisch aufflammen und entdeckte, nach mehrmaligen Blinzeln, den Blondschopf der seinen Kopf auf eben dem Arm gelagert, an ihn gekuschelt, noch immer tief und fest schlief. Das konnte doch nicht wahr sein. Wie war denn der in sein Bett gekommen? Sekunden später fiel es Seto wieder ein und mit einem leisen Murren zog er seinen Arm, vorsichtig, unter der blonden Mähne heraus und stand vollends auf. Einige Augenblicke blieb er noch am Bett stehen und beobachtete Joey beim schlafen, doch dann kramte er sich einen frischen Anzug aus dem Schrank und ging ins Bad, wo er sich erstmal unter die Dusche stellte. Erfrischt und ordentlich angezogen schnappte sich Seto seinen Aktenkoffer und verließ, keine 30 Minuten später, sein Zimmer, jedoch nicht ohne noch ein letztes Mal die blonde Schlafmütze kurz zu mustern, wobei er sich ein leichtes Lächeln nicht verbieten konnte. In der Küche führte ihn sein Weg zuallererst zum Kaffeevollautomaten. Mit einem leisen Zischen begann der heiße Kaffee einige Sekunden später schon in eine der einfachen Tassen zu laufen. „Guten Morgen Kaiba-sama.“ Langsam wandte sich Seto zu dem Sprecher herum. „Morgen Roland.“ „Sir, wie wäre es mit einer Kleinigkeit zu essen?“ Kurz durchdachte der Brünette Rolands Vorschlag, doch letztendlich schüttelte er verneinend den Kopf. „Danke ich hab keinen Appetit.“ „Sehr wohl.“ Der Kaffeevollautomat hatte seinen Job beendet und Seto schnappte sich seine Tasse. Den Blick in das braune Gebräu geheftet ließ er sich seinen Tagesplan durch den Kopf gehen, als er plötzlich die Tasse auf den Tisch stellte. „Roland, würden Sie sich Heute um meine Gäste kümmern?“ „Aber Sir, wie Sie wissen ist Sonntag, da hat keiner Ihrer Chauffeure, außer mir, Dienst und das heutige Treffen ist wichtig. Sie müssten schon in der Limousine vorfahren. Das gehört zu guten Ton.“ Ein abfälliges Schnauben konnte sich der Brünette nicht verbieten während sich seine Mine etwas verdunkelte. Er wusste zwar, dass die Limo in solchen Angelegenheiten Pflicht war wie ein Anzug, aber schließlich war er kein Irgendjemand der Eindruck schinden musste, sondern niemand geringerer als Seto Kaiba. Das war in seinen Augen schon beeindruckend genug. „Das ist doch nur Eindruckschinderei.“ Einige Sekunden dachte er noch über das Thema nach, doch dann hellte sich sein Gesicht etwas auf als ihm eine Idee kam. „Aber ist mein neuer Wagen schon gemeldet?“ „Natürlich Sir.“ „Dann nehme ich den. Das macht Eindruck genug.“ „Aber nur wenn dein Gegenüber den Wert des Wagen kennt Honey, ansonsten ist das einfach nur ein Oldtimer.“ Ein lustloses Schnauben, unterdrückend wandte sich Seto um, musterte den Künstler, der mit einem breiten Grinsen im Gesicht am Türstock lehnte, und knurrte ihn gereizt an. „Hat man vor dir denn noch nicht mal vor der ersten Tasse Kaffee seine Ruhe?“ Das unschuldige Lächeln im Gesicht des Amerikaners bettelte darum von Seto mit Kaffee überschüttet zu werden und die nächsten Worte verstärkten in Seto den Wunsch eben jenes Lächeln auszuradieren. „Dann trink doch schneller.“ Wut ließ die blauen Augen des Brünetten aufblitzen. „Roland, entfernen Sie dieses Subjekt.“ „Master Kaiba geht das denn schon wieder los? Können Sie und Mister Murdoc sich nicht wenigstens fünf Minuten vertragen?“ „Aber Roland, Honey und ich vertragen uns doch. Sie wissen doch, was sich liebt das neckt sich.“ Ohne sich um die Meinung irgendjemandes zu scheren polterte Seto reflexartig los. „Raus aus meiner Küche.“ Leise kichernd verschwand der Künstler aus dem Zimmer und kaum fiel die Tür ins Schloss als sich Seto schwer auf den Stuhl sacken ließ. Das war ihm einfach zuviel. Zwei Menschen die keinerlei Respekt vor ihm hatten, gemeinsam, waren einfach zuviel. Da durfte selbst ein Seto Kaiba mal kurz davor stehen das Handtuch zu werfen. „Die rauben mir noch den letzten Nerv. Was zum Teufel hab ich mir da nur wieder eingebrockt.“ „Sir, sehen Sie die Sache nicht ganz so eng. Mit Joey kommen Sie doch zwischenzeitlich gut zurecht und was die seltsamen Bekundungen von Mister Murdoc angehen, da müssen Sie einfach drüber stehen. Solange Sie sich so sehr darüber aufregen wird das kein Ende nehmen.“ Tief atmete Seto ein, überdachte Rolands Einwand und schüttelte dann jedoch ungläubig den Kopf. „Und was ist, wenn ich nicht mehr widerspreche und Steven das als Einladung versteht?“ „Wenn ich den Herrn richtig einschätze wird das nicht passieren. Mir scheint es als wolle er Sie nur ärgern. Es gefällt ihm wahrscheinlich, wenn Sie ein paar Gefühle zeigen und seine Rechnung geht definitiv auf. Wenn ich es so sagen darf Sir, so aufgebracht sieht man Sie selten.“ Langsam nickte der Brünette, warf einen Blick auf die Wanduhr, unterdrückte ein Seufzen und stand auf. „Ich muss los. Kümmern Sie sich während meiner Abwesenheit um meine Gäste und werfen Sie ein Auge auf Mokuba. Es könnte sein das unser Abenteuer vom Donnerstag noch nicht ganz überstanden ist.“ Müde rieb sich der Blonde die Augen. Sein Kopf brummte und obwohl er eben erst erwacht war fühlte er sich kein bisschen erholt. Langsam ließ er seinen Blick über die Einrichtung des Zimmers gleiten, versuchte sich zu konzentrieren, was jedoch nicht wirklich gelang. Seine Gedanken verschwammen träge hinter einer Nebelwand, so dass er sie nur sehr schwer ergreifen konnte. Wo zum Teufel war er denn jetzt gelandet? Etwa in einer Drachenhöhle? Einige Augenblicke war Joey noch orientierungslos, doch ging ihm ein ganzer Kronleuchter auf. Leise murmelte er seine Gedanken vor sich hin, da sie sonst wie feiner Sand durch seine Finger glitten, sobald er danach griff. „Ich bin in Kaibas Zimmer…, ich bin wirklich bei Kaiba im Zimmer eingepennt. Ach du grüne Neune. Ich hab in Kaibas Bett geschlafen… und wo schlief er? Etwa in meinem Zimmer?... Nee, geht ja nicht, da pennt schließlich Yugi. Vielleicht doch hier? Mit mir im…, nö, das kann nicht sein. Kaiba schläft lieber gar nicht, als gemeinsam mit mir in einem Bett.“ Die Kopfschmerzen, wurden stärker und der Moment in dem er zu husten begann, machte es auch nicht gerade besser. Einige Augenblicke spielte Joey noch mit dem Gedanken aufzustehen und in sein Bett zu gehen, doch als die Welt vor seinen Augen verschwamm, sobald er sich aufzusetzen versuchte, verwarf er die Idee. Er würde einfach noch ein wenig schlafen, sich etwas ausruhen und dann klammheimlich in sein Zimmer verschwinden. Kaum waren ihm die Augen zugefallen, als der Blondschopf auch schon wieder schlief. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)