Die alte Villa von Arakone ================================================================================ Kapitel 2: Spaziergang ---------------------- Sie spazierte durch den Wald. Die Vögel zwitscherten, Eichhörnchen liefen über den Wanderweg, Schmetterlinge flogen ihr ins Haar, Blumen dufteten, die Sonne schien hell,... und plötzlich war es still. Mucksmäuschenstill. Kein Vogel zwitscherte mehr, kein Schmetterling schwirrte mehr um ihren Kopf. Aber sie blieb nicht stehen, sie kannte den Wald nicht, sie kannte diesen Weg nicht, aber sie lief weiter. Der Wald verdunkelte sich. Sie dachte, es würde Nacht werden, aber ihre Uhr zeigte gerade mal 11 Uhr mittags an. Da fiel ihr ein, sie besaß eigentlich keine Uhr; ihre Uhr war vor zwei Wochen kaputt gegangen und sie hatte noch keine Zeit und kein Geld sich eine Neue zu kaufen. Sie ging weiter, nein, ihre Füße trugen sie weiter. Eigentlich wollte sie stehen bleiben und weglaufen, aber sie konnte ihre Füße nicht dazu bringen anzuhalten. Es war als hätten sie ein Eigenleben entwickelt; es war als könnte sie sie lachen hören. Unerwartet hielten ihre Füße an. Sie stand jetzt also in einem Wald, den sie nicht kannte, und ihre Füße unter ihr bewegten sich nicht mehr. Super. Sie sah sich um, Bäume, Sträucher... nix besonderes. Dann durchbrach ein Geräusch die Stille. Sie fuhr zusammen und wollte sich umdrehen, aber es gelang ihr nicht. Was wenn sich etwas an sie schlich und sie konnte nicht einmal weglaufen. Nun konnte sie eine Stimme hören, so schneidend wie Blitze am Nachthimmel: „DU. Wer bist du?“ Sie öffnete den Mund, schloss in aber gleich wieder, da sie eh nur ein Krächzen zustande gebracht hätte. „Du willst mir nicht antworten? Gut, brauchst du auch nicht. Ich kenne dich. Du lebst in mir.“ Du lebst in mir? Irritiert, verunsichert und sich zunehmende unwohler fühlend, dachte sie über diesen Satz nach. Sie wohnte und lebte in der alten Villa, sie lebte nicht in irgendeiner Stimme, zu der sie nicht einmal zu ordnen konnte, ob diese männlich oder weiblich war. Jetzt wurde sie wütend. Gepaart mit ihrer Unsicherheit und zunehmenden Angst, schrie sie der Stimme entgegen: „Was willst du von mir? Wer bist du überhaupt? Zeig dich.“ „Haha. So wütend hab ich dich ja noch nie gesehen.“ Jetzt klang die Stimme nicht mehr so schneiden, sondern harmonischer, irgendwie friedlicher. Aber sie traute dem Frieden nicht. „Wer bist du?“ „Du kennst mich, schließlich lebst du schon seit 16 Jahren in mir. Du kennst mich ja fast besser als ich mich selbst.“ Die Stimme lachte wieder. Irgendetwas gefiel ihr daran nicht. Sie schloss die Augen und atmete tief durch. Sie sammelte sich, als ihr ein kalter Lufthauch ins Gesicht blies. Sie öffnete die Augen und fand sich schweißgebadet und aufrecht sitzend in ihrem Bett wieder. Ihr Fenster war offen und ihre Gardine spielte verführerisch mit dem Wind. Etwas ließ sie erschauern. Sie hatte das Fenster geschlossen bevor sie sich schlafen gelegt hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)